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Einkommensteuererklärung - Bad Muskau

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Zahlreiche Passüberschreitungen werden belohnt durch atemberaubende<br />

Ausblicke auf das höchste Gebirge der Welt.<br />

Chörten<br />

Da und dort steht ein mächtiger, weiß getünchter Chörten am<br />

Weg. Sie passen nicht nur gut in die Landschaft, sie prägen sie<br />

geradezu. Der Chörten ist ähnlich wie das Mandala, ein äußerst<br />

kompliziertes kosmisches Symbol, in dem Mikrokosmos und<br />

Makrokosmos zur Übereinstimmung gebracht werden. Ein<br />

Symbol, das jeden anders anspricht. Dem einen dient es zur<br />

Meditation, dem einfachen Gläubigen ist es Aufforderung für<br />

ein gemurmeltes Mantra. Dem westlichen Besucher bedeutet es<br />

nicht viel mehr als ein exotisches Fotomotiv, ein netter Farbklecks<br />

in der Landschaft. Mich überraschte immer die Abgeschiedenheit<br />

des Standorts und die farbenfrohe Gestaltung der<br />

unzähligen buddhistischen Symbole.<br />

Die Route durch Mustang ist eine großartige Sandsteinlandschaft<br />

und führt durch fast unbewohntes Gebiet. Das<br />

Königreich zählt 6000 Einwohner aufgeteilt auf 32 Siedlungen.<br />

Das bietet die Gelegenheit eine noch ursprüngliche Region kennenzulernen.<br />

Die Lebensformen der Bevölkerung Mustangs<br />

ähneln denen in weiten Teilen Tibets. Das ist hauptsächlich auf<br />

die Einsamkeit der Region zurückzuführen. Die einstige<br />

Durchgangsstraße wurde genau zu der Zeit unterbrochen, als<br />

Einflüsse fremder Kulturen Wirkung zeigten. Das erlaubt intensive<br />

Einblicke in eine uralte buddhistische Kultur.<br />

Die Siedlungen sind klein und verdanken ihre Existenz lediglich<br />

dieser Karawanenroute.<br />

Die Häuser sind weiß und rot gestrichen und bestehen aus<br />

ungebrannten Lehmziegeln. Sie wirken wie ein Relikt aus<br />

längst vergangenen Zeiten. Auf den Dächern lagern beträchtliche<br />

Mengen an Holz. Das bedeutet hier, umso mehr Holz auf<br />

dem Haus, umso reicher ist die Familie.<br />

Über der Eingangstür hängen eigenartige Konstruktionen. Ein<br />

Holzgestell ist von feinen Wollfäden umgarnt. Das ganze<br />

gleicht einem Spinnennetz und darüber hängt irgendein<br />

MUSKAUER ANZEIGER NR. 258 VOM 15. FEBRUAR 2012<br />

Tierschädel. Das sind Geisterfallen, in der sich böse Geister<br />

verfangen und somit nicht ins Haus eindringen.<br />

Die Einwohner sind sehr gastfreundlich, besonders neugierig<br />

und interessiert an allem.<br />

Unser Ziel ist der Hauptort bzw. Hauptstadt Lo Manthang. Die<br />

auf 3800 m hoch gelegene Stadt hat ca. 900 Einwohner. Der<br />

ummauerte Ort liegt auf einem kleinen Hügel und man blickt<br />

auf eine zu Tibet gehörende Landschaft im Norden.<br />

Hier verbringen wir 2 Tage und erforschen die engen Gassen<br />

mit den verschachtelten Gebäuden. Die Orientierung fällt leicht,<br />

denn Mustangs Hauptstadt ist klein. Wir besichtigen den<br />

Sommerpalast des Königs, das Kloster und viele historische<br />

Gebäude. Doch das absolute Highlight ist eine Audienz beim<br />

König. Er empfängt uns in seinem Palast und segnet uns mit<br />

einer Khata. Das ist ein weißer Seidenschal mit eingewebten<br />

buddhistischen Symbolen. Seine Frau bewirtet uns mit einem<br />

Pfefferminz-Tee und wir dürfen einige Fragen stellen. Ich bin<br />

überwältigt, habe Gänsehaut und ziemlich sprachlos. Für mich<br />

der absolute Höhepunkt.<br />

Audienz beim König von Mustang<br />

10 Tage tauchen wir (mein Mann Steffen, meine Schwester<br />

Katja und ich) in diese andersartige Welt ein. Weitere 12 Tage<br />

benötigen wir für An- und Abmarsch. Im Königreich sind wir<br />

mit 5 Pferden und 6 Nepalesen unterwegs. Darunter ist ein ausgebildeter<br />

Koch, der uns während der Trekkingtour mit nepalesischen,<br />

tibetischen und indischen Köstlichkeiten verwöhnt.<br />

Die Pferde tragen unsere Lasten. Im Königreich müssen wir uns<br />

selber verpflegen und im Zelt schlafen. Einiges an Proviant<br />

nehmen wir schon mit und einiges können wir unterwegs in den<br />

Dörfern kaufen.<br />

Für mich eine Traumreise, da ich Weite und Ruhe liebe. Dort<br />

gibt es nicht viel.<br />

Dafür existiert Raum zum Atmen, können sich Gedanken entwickeln<br />

und weiter gesponnen werden. Man kommt mit sehr<br />

wenig aus, trotz körperlicher Anstrengung, ohne ein Gefühl von<br />

Entbehrung zu haben. In diesem Land gibt es keinen Überfluss<br />

und kein Überangebot, dem die Menschen hinterherjagen.<br />

Stress scheint dort ein Fremdwort zu sein.<br />

Dort gibt es keinen sinnlosen Lärm, kein unnötiges Geschwätz,<br />

keinen Zeitvertreib.<br />

Ich nehme viel Kraft und Ruhe mit nach Hause, in meine<br />

Heimat, in meinen Job, das ich alles genauso liebe, wie meine<br />

Reisen.<br />

Kerstin Wonde

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