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Reportage - Gossen Kommunikation

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Das Magazin der Lebenshilfe Aachen Werkstätten & Service GmbH<br />

Für Freunde, MITARBEITER und Kunden<br />

Ausgabe 44, MAI 2013<br />

Aufsichtsrat im Interview, Seite 12<br />

Vorgestellt: Sozialer Dienst, Seite 16<br />

Feier für Jubilare, Seite 22<br />

<strong>Reportage</strong>:<br />

Ein Tag im Leben von<br />

Alina Podborny<br />

Seite 6


EDITORIAL<br />

3<br />

Aktuell<br />

Seite 14: Produktentwicklung<br />

Martina Knauf ist die neue Produktmanagerin<br />

der Werkstatt. Bei einem ihrer ersten Projekte<br />

geht es um Crowdsourcing. Wir erklären, was<br />

das ist.<br />

Seite 15: Brandschutz<br />

Für die Sicherheit in unseren Betriebsstätten<br />

gibt es ein ausführliches Brandschutzkonzept.<br />

Wir haben bei den Verantwortlichen Hans-<br />

Dieter Kratz und Joachim Plum nachgefragt.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Lebenshilfe Aachen Werkstätten & Service GmbH,<br />

Neuenhofstr. 170, 52078 Aachen, Tel. 02 41 / 92 81 10<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Norbert Zimmermann, Geschäftsführer<br />

Konzeption, Text, Redaktion:<br />

Siegbert <strong>Gossen</strong>, www.gossen-kommunikation.de<br />

Gestaltung:<br />

Walbert – Visuelle <strong>Kommunikation</strong>, www.walbert.biz<br />

Fotos:<br />

Werkstätten & Service GmbH, Siegbert <strong>Gossen</strong>,<br />

Christian Charlier, Stefan Keller, Rohl/MVG<br />

Druck:<br />

Druckerei Ralf Küster, Aachen<br />

Auflage: 2.000<br />

Kurznachrichten<br />

Warenlager: Auf dem neuesten Stand . 4<br />

Berufsbildungsbereich: Werkstatt erfolgreich zertifiziert . 4<br />

CleanCare: Übergänge gestalten . 5<br />

Kunstwerkstatt: „willsosein“ im Bundestag . 5<br />

Menschen<br />

<strong>Reportage</strong>: Alina Podborny, 19, ist eine fröhliche junge Frau.<br />

Wir haben die Mitarbeiterin aus unserem Heilpädagogischen Arbeitsbereich<br />

einen Tag lang begleitet. . 6<br />

Kundenporträt: Bei unserem Kunden MVG leitet Ingrid Davis das Marketing<br />

und Produktionsmanagement. Ein Gespräch über Werte im Mittelstand. . 10<br />

Interview: Seit über acht Jahren ist Klaus-Peter Ackermann Vorsitzender<br />

unseres Aufsichtsrates. Zeit für ein paar Fragen. . 12<br />

Werkstatt<br />

Produktentwicklung: Für eine gleichmäßige Auslastung werden<br />

Eigenprodukte immer wichtiger. Martina Knauf nutzt die Schwarmintelligenz<br />

im Internet für neue Ideen. . 14<br />

Brandschutz: Das tragische Unglück in einer Werkstatt in Titisee-Neustadt<br />

hat alle Verantwortlichen aufgerüttelt. Wir stellen die Sicherheitsvorkehrungen<br />

der Werkstatt vor. . 15<br />

Sozialer Dienst: Die neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialen<br />

Dienstes sind für alle persönlichen Belange unserer Beschäftigten da.. 16<br />

Arbeit & mehr<br />

Kurznachrichten<br />

Gesundheitsschutz: Vorsorgen ist besser als heilen . 18<br />

Sport: Basketball nach Feierabend . 18<br />

Frauenbeauftragte: Tagungen in Aachen und Köln . 19<br />

Metallwerkstatt: Meister Martin . 19<br />

Bilderalbum<br />

Karneval: Janz jeck in Dürwiß . 20<br />

Jubilarfeiern: Alle Jahre wieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Hinweis:<br />

In unseren Texten sind Frauen und Männer stets gleichermaßen gemeint.<br />

Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir jedoch meist die männliche Form.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in dieser Ausgabe unseres Magazins geht es um verschiedene<br />

Aspekte von Sicherheit. Im Beitrag auf Seite 15 berichten<br />

wir aus einem traurigen Anlass über das Thema<br />

Brandschutz. Gewiss ist Ihnen der verheerende Brand in<br />

einer Werkstatt in Titisee-Neustadt im vergangenen<br />

November noch gut in Erinnerung. Uns alle hat dieses<br />

Ereignis tief erschüttert. Trotz schnellen Einsatzes der<br />

Retter kamen bei dem Unglück vierzehn Menschen ums<br />

Leben, zehn weitere wurden verletzt. Ausgelöst wurde der<br />

Brand durch die fehlerhafte Bedienung eines gasbetriebenen<br />

Ofens, eine kleine Unachtsamkeit, die schlimme<br />

Folgen hatte. Wir wissen: Kein Mensch ist vor Fehlern<br />

gefeit, selbst die beste Vorsorge kann nicht alle Eventualitäten<br />

vorhersehen, hundertprozentige Sicherheit gibt es<br />

nicht. Dennoch oder vielmehr gerade deshalb tun wir<br />

alles Menschenmögliche, um Unfälle zu vermeiden und,<br />

sollte dennoch etwas passieren, die Beschäftigten unserer<br />

Werkstatt möglichst schnell in Sicherheit zu bringen. Ein<br />

anderer Aspekt von Sicherheit kommt im Beitrag über unseren Sozialen Dienst (Seite 16)<br />

zum Ausdruck, nämlich die soziale Absicherung und das persönliche Wohlergehen unserer<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hierfür leistet das Team von Fachbereichsleiterin<br />

Mariele Storms hervorragende Arbeit. Wie beides zusammenwirkt, Teilhabe am Arbeitsleben<br />

und das sichere Gefühl, in der Gruppe aufgehoben zu sein, das zeigt unsere <strong>Reportage</strong><br />

über Alina Podborny auf Seite 6. Die junge Frau fühlt sich in unserem Heilpädagogischen<br />

Arbeitsbereich sehr wohl. Und schließlich der dritte Aspekt: die ökonomische<br />

Sicherheit. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach einer wirtschaftlich tragfähigen Perspektive<br />

für sich und seine Familie. Unsere Aufgabe als Geschäftsleitung ist es, Aufträge<br />

in die Werkstatt zu holen und damit für Arbeit und Einkommen zu sorgen. Um dabei<br />

erfolgreich zu sein, müssen wir wie jedes Unternehmen mit der Zeit gehen (Produktentwicklung<br />

durch Crowdsourcing, Seite 14). Bei allen Fragen rund um das Thema Sicherheit<br />

und Zukunft der Werkstatt ist es gut, kompetente und engagierte Persönlichkeiten an der<br />

Seite zu wissen: die Mitglieder in unserem Aufsichtsrat und an seiner Spitze Klaus-Peter<br />

Ackermann (Interview auf Seite 12). Ich wünsche Ihnen Glück und Zuversicht und ein<br />

Lesevergnügen mit unserer neuen „WiB“.<br />

Ihr<br />

Norbert Zimmermann,<br />

Geschäftsführer


4 Aktuell kurznachrichten<br />

aktuell kurznachrichten 5<br />

Warenlager<br />

Berufsbildungsbereich<br />

CleanCare<br />

Kunstwerkstatt<br />

Auf dem neuesten Stand<br />

Werkstatt erfolgreich zertifiziert<br />

Übergänge gestalten<br />

„willsosein“ im Bundestag<br />

Nach knapp vier Monaten Bauzeit hat die Werkstatt Anfang<br />

des Jahres ihr neues zentrales Warenlager mit 602<br />

Stellplätzen in Betrieb genommen. Die Investition war<br />

notwendig geworden, da vor allem im Verpackungsbereich<br />

zusätzliche Aufträge zu bewältigen sind. Die beiden<br />

alten Lager mit insgesamt 420 Stellplätzen platzten<br />

aus allen Nähten. Darüber hinaus ist das Lager mit 800<br />

Quadratmetern Grundfläche nun ausschließlich mit<br />

Stellplätzen für genormte Paletten ausgestattet. Im alten<br />

Lager waren die Regale noch auf die Größen von Paketen<br />

ausgelegt. Alle Zu- und Abgänge im Lagerbestand werden<br />

nun außerdem mit Scannern vollständig elektronisch<br />

gelistet. Dies war eine wesentliche Voraussetzung, um<br />

den gestiegenen Anforderungen der Kunden gerecht zu<br />

werden. Neben dem neuen Lager verfügt die Werkstatt<br />

auch über ein Kühlhaus mit 90 Stellplätzen. Lagerleiter<br />

Boris Dost (Bild: 3. von links), bis zum Sommer letzten<br />

Jahres stellvertretender Lagerleiter eines großen Aachener<br />

Unternehmens, sieht sein Team (v. l. Horst Lange, Leonhard<br />

Jansen, Dirk Fuchs, Ralf Nickoll, Peter Römer) gut gerüstet:<br />

„Logistik ist sehr schnelllebig, aber für die nächsten<br />

fünf, sechs Jahre sind wir auf dem neuesten Stand.“ Auch<br />

personell wird aufgestockt: Marcel Schieren, derzeit Auszubildender,<br />

wird das Team ab August als Fachkraft für<br />

Lagerlogistik verstärken.<br />

Im April vergangenen Jahres trat ein neues Gesetz in<br />

Kraft, das die Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt<br />

verbessern soll. Mit der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung<br />

Arbeitsförderung (AZAV) schreibt das Gesetz<br />

unter anderem vor, dass alle Träger von Maßnahmen<br />

der Arbeitsförderung zum Stichtag 1. Januar 2013 eine<br />

Zulassung benötigen – auch die Werkstatt für Menschen<br />

mit Behinderung. Um die Zulassung zu erhalten, müssen<br />

Anbieter der Agentur für Arbeit zum Beispiel nachweisen,<br />

dass sie leistungsfähig und effizient sind, dass sie<br />

qualifiziertes Personal einsetzen und ein System zur<br />

Qualitätssicherung anwenden. Die Prüfung und Zertifizierung<br />

übernehmen sogenannte fachkundige Stellen. Die<br />

AZAV gilt auch für Maßnahmen der Berufsbildung, die<br />

Werkstätten für Schulabgänger und „Berufseinsteiger“<br />

anbieten. „Vor diesem Hintergrund haben wir im Sommer<br />

die Trägerzulassung beantragt“, erklärt Andrea Barten,<br />

Koordinatorin des Berufsbildungsbereichs unserer Werkstatt.<br />

Im Dezember führte die fachkundige Stelle TQCert<br />

GmbH die Prüfung mit Erfolg durch und so erhielten wir<br />

die Zertifizierung gemäß AZAV. Andrea Barten: „Qualitätsmanagement<br />

wird in unserer Werkstatt seit jeher großgeschrieben<br />

und permanent weiterentwickelt. Nun garantieren<br />

wir auch im Eingangsverfahren und im Berufsbildungsbereich<br />

ein zuverlässiges System zur Sicherung der<br />

Qualität.“ Das Foto zeigt die zuletzt erfolgreichen Absolventen<br />

aus unserem Berufsbildungsbereich (v. l.): Caroline<br />

Rinker, Özlem Kahraman, Sascha Schaffrath, Jaqueline<br />

Britz, Tanja-Petra Görgen, Marco Koolen und Erika Staak.<br />

Seit Anfang März werden die Gebäude an unseren beiden<br />

Standorten von einem besonderen Unternehmen gereinigt:<br />

der Lebenshilfe Aachen CleanCare GmbH. Bisher war<br />

eine überregional tätige Dienstleistungsgruppe mit den<br />

Reinigungsarbeiten beauftragt. Das Besondere an Clean-<br />

Care: Es ist ein gemeinnütziges Integrationsunternehmen,<br />

das von der Lebenshilfe Aachen gegründet wurde und<br />

dessen Geschäftsführung zu gleichen Teilen in den Händen<br />

von Norbert Zimmermann und Herbert Frings, dem<br />

Geschäftsführer der Lebenshilfe, liegt. Ziel der Firmengründung<br />

ist es, dauerhaft auch Arbeitsplätze für Menschen<br />

mit Schwerbehinderung zu schaffen bzw. Übergänge<br />

in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Für die<br />

Anerkennung als gemeinnütziges Unternehmen gilt eine<br />

Behindertenquote von 40 Prozent. Derzeit hat CleanCare<br />

elf Mitarbeiter, die in den letzten Monaten mit Hilfe des<br />

Beratungsunternehmens Lattemann & Geiger geschult<br />

wurden. Drei von ihnen kommen aus der Werkstatt bzw.<br />

aus dem Programm Unterstützte Beschäftigung, acht<br />

nichtbehinderte Mitarbeiter wurden neu eingestellt (auf<br />

dem Foto v. l.): Benjamin Alpert, Monika Schröten, Kurt<br />

Buchmüller und Christian Kowalewski). Die Hauswirtschaftsleiterin<br />

Maja Mielke koordiniert den Einsatz der<br />

Teams von CleanCare, die aktuell ausschließlich Einrichtungen<br />

der Lebenshilfe reinigen. Neben unseren Werkstätten<br />

zählen dazu Wohnstätten und Kitas der Lebenshilfe<br />

sowie das Lebenshilfe-Haus an der Adenauerallee.<br />

Bei einem positiven Verlauf der Gründungsphase sollen<br />

dann ab 2014 auch Aufträge auf dem freien Markt übernommen<br />

und weitere Arbeitsplätze geschaffen werden.<br />

Vom 28. November bis 14. Dezember präsentierte sich unsere<br />

Kunstgruppe „willsosein“ erstmals im Paul-Löbe-Haus<br />

des Deutschen Bundestages in Berlin. Gemeinsam mit der<br />

Kunstgruppe „Sirius“ der Lebenshilfe Viersen stellte sie<br />

37 ausgewählte Arbeiten aus den Bereichen freie Malerei,<br />

Kalligraphie und Zeichnung vor. „Tieftaucher und Überflieger“<br />

lautete der Ausstellungstitel. In der Bundeshauptstadt<br />

ausstellen zu dürfen machte die Künstlerinnen und<br />

Künstlern und das Team um Beatrix Al-Khadra sehr stolz.<br />

Uwe Schummer und Rudolf Henke, Bundestagsabgeordnete<br />

aus Viersen und Aachen, hatten sich nach einer<br />

Besichtigung der Kunstwerkstatt im vergangenen Jahr für<br />

die Ausstellung im Bundestag eingesetzt. Bundestagsvizepräsidentin<br />

Katrin Göring-Eckardt, Uwe Schummer sowie<br />

Ulla Schmidt, die neue Bundesvorsitzende der Lebenshilfe,<br />

eröffneten die Ausstellung. Ulla Schmidt sagte, die Ausstellung<br />

sei ein gutes Beispiel gelungener Teilhabe behinderter<br />

Menschen. „Noch vor wenigen Jahrzehnten fragte<br />

man sich allen Ernstes, ob Menschen mit geistiger Behinderung<br />

überhaupt ‚bildungsfähig‘ seien. Heute stehen wir<br />

voller Respekt vor ihren produktiven und künstlerischen<br />

Leistungen, heute lassen wir uns von ihren Werken anregen,<br />

lassen wir uns bilden.“ Bei der Vernissage waren alle<br />

Künstler unserer Kunstgruppe vertreten. Zum Programm<br />

ihrer viertägigen Reise zählten außerdem eine Führung<br />

durch den Bundestag, die Besichtigung der Kuppel und die<br />

Teilnahme an einer Debatte im Plenum. Beatrix Al-Khadra:<br />

„Es war ein großes, spannendes Abenteuer für alle.“


6 menschen REPORTAGE<br />

menschen REPORTAGE 7<br />

Ein Tag im Leben<br />

von Alina Podborny<br />

Ihr offenes und freundliches Wesen steckt an, sagt ihre Mutter. Sie hat ein sonniges<br />

Gemüt, meint auch Helmut Heimich, Leiter unseres Heilpädagogischen Arbeitsbereichs<br />

Neuenhofstraße. Und es stimmt: Die 19-jährige Alina Podborny verströmt eine solche Lebensfreude,<br />

dass ihr Handicap beinahe zur Nebensache wird. Reporter Siegbert <strong>Gossen</strong><br />

(Text und Fotos) hat unsere Mitarbeiterin einen Tag lang begleitet.<br />

7.10 Uhr: Am Vortag hat der Winter erneut eine<br />

Schneedecke über Aachen gelegt. Es ist kalt so früh am<br />

Morgen. Doch Alina, in einen dicken Daunenmantel<br />

gepackt und die Beine mit einer Wolldecke umwickelt,<br />

strahlt. Sie zeigt auf den Talker*, der auf der Ablage<br />

ihres Rollstuhls befestigt ist. Alinas Mutter Stephanie<br />

Orlowski berichtet, das Gerät sei vier Wochen in Reparatur<br />

gewesen. „Endlich hat sie ihn zurück“, freut<br />

sie sich auf dem Weg zum Auto. Über die Rampe des<br />

Transporters wird Alina in den Fahrgastraum befördert,<br />

der Rollstuhl wird gesichert und los geht es zur Arbeit.<br />

Die aufgehende Sonne blinzelt durch die Bäume.<br />

7.35 Uhr: Während wir vorsichtig über die weißen<br />

Straßen gefahren werden, bitte ich Alina, mir den Talker<br />

vorzuführen. Doch was ist das Das Gerät geht nicht<br />

an. Aber es ist doch gerade erst repariert worden Kein<br />

Lämpchen, kein Blinken, nichts. Wir schauen uns an, sind<br />

beide enttäuscht. Im Vorgespräch hatte ich erfahren,<br />

dass Alina ihren Talker schon viele Jahre hat und sich<br />

damit sehr gut verständigen kann. Schade, sicherlich<br />

hätte sie mir heute gerne mehr über ihr Leben berichtet.<br />

* Ein Talker ist eine <strong>Kommunikation</strong>shilfe für Menschen mit eingeschränkter Lautsprache. Das Gerät arbeitet meist mit<br />

Symbolen oder Bildern, die mit dem Finger angetippt werden. Der jeweilige Begriff bzw. vollständige Sätze werden dann<br />

per Sprachausgabe aktiviert. Alinas Talker hat auch Buchstaben und sie kann damit richtig schreiben.<br />

8.05 Uhr: Ankunft in der Neuenhofstraße. Der Fahrer<br />

übergibt Alina an Sabine Klüppel, Leiterin der Gruppe<br />

2 im Heilpädagogischen Arbeitsbereich. Die 54-jährige<br />

Heilerziehungspflegerin und Alina begrüßen sich freundlich.<br />

Erstes Thema ist natürlich der defekte Talker. Auch<br />

Ruby ist schon da. Der schwarze Schäferhund ist der<br />

wichtigste „Mitarbeiter“ bei der tiergestützten Pädagogik,<br />

die Sabine Klüppel vor zwei Jahren erfolgreich in der<br />

Gruppe eingeführt hat (vgl. Bericht in WiB, Oktober 2011).<br />

Alina rollt an ihren Platz und fängt sofort mit der Arbeit<br />

an. Mit großer Konzentration greift sie nach dünnen<br />

Holzspänen, die in ihrem Arbeitsbrett liegen. Dann steckt<br />

sie sie einzeln in eine festgeklemmte Papierrolle. Daraus<br />

werden später Kaminanzünder. Nach zwanzig Minuten<br />

ist Alina sichtlich erschöpft. Sie artikuliert einige Wörter,<br />

die ich nicht verstehe. Sabine Klüppel erklärt, Alina freue<br />

sich auf ihren Urlaub bei der Tante in der Lüneburger<br />

Heide. Bei den Begriffen “Tante“ und “Lüneburger Heide“<br />

stößt Alina einen Freudenruf aus. Nach und nach treffen<br />

die anderen aus der Gruppe ein. Bereichsleiter Helmut<br />

Heimich schaut kurz vorbei und berichtet, dass Alina<br />

noch in diesem Monat beim Start eines neuen Projekts<br />

für Menschen aus dem Heilpädagogischen Arbeitsbereich<br />

dabei sein wird: Papierschöpfen. Dabei wird Papier<br />

geschreddert, gekocht, gesiebt und gepresst und dann<br />

wiederum in der Kunstwerkstatt verwendet. „Viele kleine<br />

Arbeitsschritte“, erklärt Heimich, „die die Konzentration<br />

und die Auge-Hand-Koordination fördern“. Alina könne<br />

trotz ihrer Spastik viel mit ihren Händen machen.<br />

9.00 Uhr: Frühstückszeit. Alle versammeln sich am<br />

Tisch. Alina frühstückt immer erst in der Werkstatt. Die<br />

Unterstützungskraft Adina Schmidt packt die Brotdose<br />

aus, die Stephanie Orlowski ihrer Tochter mitgegeben<br />

hat. Sie hilft Alina und piekt das klein geschnittene<br />

Wurstbrot, Ei und Apfel mit der Gabel für sie auf. Im<br />

Raum herrscht auffällige Stille. Wer redet, spricht leise.<br />

Sabine Klüppel erklärt: „Das gemeinsame Essen ist sehr<br />

wichtig, es ist mehr als nur Nahrungsaufnahme. Wir nehmen<br />

uns Zeit dafür, wir kultivieren es. Freitags machen<br />

wir das Frühstück sogar selbst, wir backen Brötchen,<br />

machen auch mal Avocadocreme und Lachscreme.“ Alina<br />

hat alles aufgegessen. Adina Schmidt reicht ihr den Trinkbecher<br />

mit Strohhalm. Dabei unterhalten sie sich über<br />

den Aufdruck auf Alinas T-Shirt.<br />

9.55 Uhr: Alexa Schneider betritt den Raum. Die Logopädin<br />

holt Alina zur wöchentlichen Therapiestunde<br />

ab. An anderen Wochentagen bekommt sie zusätzlich<br />

Physiotherapie. Auf dem Weg zum Logopädie-Raum


8 menschen REPORTAGE<br />

MENSCHEN REPORTAGE 9<br />

demonstriert Alina stolz ihre Fahrkünste mit dem<br />

E-Rolli. Die Logopädie dauert 45 Minuten. Alina übt<br />

Schlucken und das Trinken mit Strohhalm, sie macht<br />

Kauübungen und pustet Seifenblasen. Ein anstrengendes<br />

Programm, das ihr aber sichtlich Spaß macht<br />

und mit einem Kartenspiel und Sprechübungen endet.<br />

11.20 Uhr: Es duftet nach frisch gebackenem Kuchen.<br />

Nach ihrer Rückkehr in den Gruppenraum hat Alina zunächst<br />

Kevin, dem 17-jährigen Schülerpraktikanten der<br />

Parzival-Schule, beim Backen zugeschaut. Für morgen,<br />

den letzten Tag des Praktikums in der Werkstatt, hat<br />

Kevin, auch er ist Rolli-Fahrer, zu Kaffee und Kuchen<br />

eingeladen. Jetzt nimmt sich Alina eine Pause. Von<br />

ihrem Platz aus verfolgt sie aufmerksam das Geschehen<br />

im Gruppenraum. Neben ihr arbeitet Christa, 54,<br />

die ein Selbstgespräch führt. Dann schauen sich beide<br />

an, lachen, und Alina legt ihre Hand auf Christas.<br />

werden. Die FSJlerin macht das mit einer bewundernswerten<br />

Geduld. In der Pause nach dem Essen herrscht<br />

ein reges Kommen und Gehen. Beschäftigte aus anderen<br />

Gruppen kommen vorbei, man hält einen Plausch auf<br />

dem Sofa, Alina wird von allen freundlich gegrüßt.<br />

13.15 Uhr: Schäferhund<br />

Ruby hat seinen Ein -<br />

satz. Je nach Zeit und Anlass<br />

dürfen die Mitarbeiter<br />

dem Tier Leckerchen geben.<br />

Sabine Klüppel drückt Alina<br />

das Futter in die Hand,<br />

und das Spiel mit Ruby<br />

beginnt. Ganz von alleine<br />

stärkt dies ihre motorischen<br />

Fähigkeiten, die Körperwahrnehmung<br />

und die<br />

Fähigkeiten zur Interaktion.<br />

14.10 Uhr: Nach der kurzen Therapieeinheit braucht<br />

Alina wieder eine Ruhephase. Anschließend holt Ili<br />

Matuszczyk das Bastelmaterial für die Osterdekoration<br />

aus dem Regal. Bereits gestern hat Alina blau bemalte<br />

Hasenfiguren aus Holz mit Korkabdrücken verschönert.<br />

Während die beiden dann mit der Hand Kügelchen<br />

aus Filzwolle rollen und auf ein Holzschäfchen kleben,<br />

erklärt mir Ili Matuszczyk, dass Alina nicht nur gut mit<br />

dem Talker umgehen kann. „Sie versteht alles, was<br />

man sagt, und sie kann lesen. Sie schreibt sogar auf<br />

dem Computer und sendet mir Nachrichten auf Facebook.“<br />

Alina hört aufmerksam zu und bestätigt die<br />

Aussage abschließend mit einem freudigen Jauchzer.<br />

Zur Person<br />

Alina Podborny wurde am 6. Juli 1993 in Aachen geboren.<br />

Schwangerschaft und Geburt verliefen normal, doch im<br />

Alter von zehn Monaten stellten die Ärzte bei ihr Entwicklungsverzögerungen<br />

fest, die auf eine Hirnfehlbildung zurückzuführen<br />

sind. In der Frühförderung der Lebenshilfe fand<br />

Alina erste therapeutische Hilfe. Sie besuchte die integrative<br />

Kita des VKM in der Talbotstraße und wechselte dann zur<br />

Viktor-Frankl-Schule. Seit September 2011 ist die 19-Jährige im<br />

Heilpädagogischen Arbeitsbereich (HPA) unserer Werkstatt<br />

in der Neuenhofstraße. Alina lebt bei ihrer Mutter Stephanie<br />

Orlowski in Walheim. Zuhause sitzt sie gerne am Computer.<br />

Samstags trifft sie meistens ihre Freunde beim Familienentlastenden<br />

Dienst (FeD) der Lebenshilfe. Aktuell bereitet die<br />

Familie Alinas Auszug in die eigenen vier Wände vor. Stephanie<br />

Orlowski ist auf der Suche nach einem Wohnheim-Platz.<br />

15.20 Uhr: Der Arbeitstag geht zu Ende. Ich frage<br />

Sabine Klüppel nach dem Förderplan für Alina. An<br />

der Eingangstür hängt ein Medikamentenplan, Aktivitätsplan,<br />

Pflegeplan, Busplan und Förderplan für<br />

jeden Beschäftigten. Bei Alina steht unter anderem:<br />

Botengänge in der Halle. „Alina ist ja noch nicht lange<br />

bei uns“, sagt die Gruppenleiterin. „Dass sie Botengänge<br />

macht, ist für ihre Orientierung in der Werkstatt<br />

immer noch wichtig. Der Förderplan wird jedes Jahr<br />

neu geschrieben und dann entwickeln wir neue Ziele.“<br />

Damit alle rechtzeitig abfahrbereit sind, beginnen<br />

Sabine Klüppel und ihre Kolleginnen bereits jetzt mit<br />

der Hilfe beim Anziehen. Alina wird warm eingepackt<br />

und um Punkt vier steht ihr Fahrer an der Tür.<br />

12.00 Uhr: Pünktlich bringen Mitarbeiter und Betreuer<br />

aus der Gruppe das Mittagessen, das in der<br />

Werkstatt frisch zubereitet wird. Wer kann, hilft beim<br />

Tischdecken und später beim Spülen. Eine große Hilfe<br />

sind vor allem Sabrina und Ralf. Beide haben eine<br />

Autismus-Spektrums-Störung und achten sehr auf<br />

Ordnung. Am Tisch nehmen alle Platz und geben sich<br />

die Hand: „Wir wünschen uns einen guten Appetit.“<br />

Wieder herrscht eine fast andächtige Ruhe im Raum,<br />

nur Yunus, 27, der schon den ganzen Tag sehr unruhig<br />

ist, muss von Ili Matuszczyk abgelenkt und beschäftigt<br />

Stichwort:<br />

Heilpädagogischer Arbeitsbereich<br />

Der Heilpädagogische Arbeitsbereich (HPA) ist ein besonderes<br />

Angebot der Werkstatt für meist schwer mehrfachbehinderte<br />

Menschen. Am Standort Haaren beschäftigen<br />

wir 49 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in fünf<br />

Gruppen, am Standort Neuenhofstraße 57 Menschen,<br />

ebenfalls in fünf Gruppen. Viele Mitarbeiter im HPA haben<br />

gleich mehrere Handicaps und brauchen Hilfe<br />

beim Essen, Trinken und bei der Körperpflege. Häufig<br />

sind auch herausfordernde Verhaltensweisen. Die Arbeit<br />

besteht aus augenscheinlich sehr einfachen Tätigkeiten.<br />

Für die Betroffenen sind sie jedoch mit meist großer Anstrengung<br />

verbunden und enorm wichtig für ihr Selbstwertgefühl.


10 menschen KUNDENPORTRÄT 11<br />

»<br />

Die MVG ist ein Medien- und Versandunternehmen mit<br />

einem breiten Leistungsspektrum und einer ethisch motivierten Zielsetzung.<br />

«<br />

genannten Erstversand von Renovabis sind kurz nach Ostern<br />

vom Hof gefahren“, berichtet Projektmanager Werner Rekers,<br />

„Hier hat die Werkstatt rund 58.000 Sendungen gefertigt.“<br />

Für den Erstversand von Misereor mit insgesamt 91.000<br />

Aussendungen habe die Werkstatt vor Weihnachten 57.000<br />

Sendungen übernommen. In der Regel liefert die MVG die<br />

Einzelteile wie Anschreiben, Mappen oder Prospekte an. In<br />

der Werkstatt werden dann die Sendungen nach Vorgabe in<br />

Handarbeit zusammengestellt, im Fall Misereor für verschiedene<br />

Zielgruppen mit bis zu neun unterschiedlichen Teilen.<br />

Zum Schluss werden die Sendungen auf Paletten sortiert<br />

und von der Post abgeholt.<br />

„Mit der Abwicklung durch die Werkstatt sind wir sehr zufrieden“,<br />

betont Ingrid Davis. Zum einen werde zuverlässig und<br />

termingerecht gearbeitet, zum anderen sei die Fehlerquote<br />

trotz der komplexen Aufgabe minimal. „Was die Lebenshilfe-<br />

Werkstatt leistet, ist ein gutes Beispiel, wie professionell ein<br />

soziales Unternehmen sein kann“, stellt Rekers fest. Externe<br />

Dienstleister wählt die MVG ganz gezielt aus. Dabei geht es<br />

nicht allein um Preis und Qualität, sondern auch um soziale<br />

Verantwortung. Als Mitglied der Initiative „Ethics in Business“<br />

setzt sich das Unternehmen für faires, verantwortungsvolles<br />

und nachhaltiges Wirtschaften ein. „Stärke und wirtschaftlicher<br />

Erfolg sind deshalb für uns kein Selbstzweck“, sagt<br />

Ingrid Davis. „Wir haben eine ethische Grundausrichtung. Gewinne<br />

schütten wir nicht aus, sondern setzen sie ausschließlich<br />

für die Weiterentwicklung des Unternehmens und die<br />

Umsetzung der ethischen Ziele ein.“ Belohnt wurde dieses<br />

Engagement durch den 3. Platz beim Fairtrade-Award 2012 in<br />

der Kategorie Handel und kürzlich durch die Nominierung für<br />

den Corporate-Social-Responsibility-Preis (CSR-Preis) durch<br />

das Bundesministerium für Arbeit und Soziales.<br />

„Ein gutes Beispiel,<br />

wie professionell das sein kann“<br />

Vor rund drei Jahren hat uns die MVG erstmals einen Auftrag erteilt. Seither entwickelt<br />

sich die Zusammenarbeit ausgesprochen positiv. Grund genug, unseren Kunden einmal<br />

ausführlich vorzustellen.<br />

Ein altes Fabrikgelände in einem Hinterhof am Aachener<br />

Boxgraben: Hier hat die MVG, die vor über 30 Jahren vom<br />

Hilfswerk Misereor gegründet wurde, ihren Sitz. Die vollständige<br />

Firmenbezeichnung lautet MVG Medienproduktion<br />

und Vertriebsgesellschaft mbH. Damit ist die Tätigkeit<br />

des Unternehmens schon weitgehend beschrieben: Die<br />

Angebotspalette umfasst vor allem Medienproduktion und<br />

Versanddienstleistungen, aber auch Grafik oder Redaktion<br />

und Schaltung von Zeitungsbeilagen. Die Kunden kommen<br />

vor allem aus dem Nonprofit-Bereich. 2012 erzielte die MVG<br />

mit 25 Beschäftigten einen Umsatz von rund 6 Millionen<br />

Euro. Ingrid Davis, Leiterin Marketing und Produktionsmanagement:<br />

„Wir arbeiten vor allem für Auftraggeber aus<br />

dem kirchlichen Bereich, zum Beispiel Misereor, das Kindermissionswerk<br />

oder den Weltgebetstag der Frauen.“ Bei den<br />

Versanddienstleistungen für Misereor und Renovabis, das<br />

Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche, kommt dann<br />

auch die Werkstatt ins Spiel. „Die Aussendungen für den so-<br />

Ingrid Davis, 43, verheiratet, ist seit 1999 bei der<br />

MVG und leitet den Bereich Marketing und Produktionsmanagement.<br />

An der University of Leicester<br />

(England) hat Davis den Abschluss Master of Business<br />

Administration (MBA) erworben, zurzeit schreibt sie<br />

ihre Doktorarbeit über das Thema „Marketing und<br />

CSR“. Ihre Hobbys sind Reisen, Literatur und Film.<br />

Werner Rekers, 51, verheiratet, ein Sohn, ist<br />

Diplom-Kaufmann und arbeitet seit 1992 bei der<br />

MVG, aktuell als Projektmanager für Versanddienstleistungen.<br />

Privat singt er in einem Chor und engagiert<br />

sich in der Eine-Welt-Arbeit seiner Pfarrgemeinde.


12 menschen INTERVIEW<br />

menschen INTERVIEW 13<br />

„Sie müssen Realist<br />

und Spinner zugleich sein“<br />

Ein Aufsichtsrat beaufsichtigt – aber was bedeutet das in der Praxis Ein Gespräch mit Klaus-Peter Ackermann,<br />

dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats unserer Werkstatt.<br />

Zur Person<br />

Klaus-Peter Ackermann, geboren 1938 in Berlin, aufgewachsen<br />

in Oberbayern, schlug eine Polizeilaufbahn ein<br />

und war bei seiner Pensionierung im Jahr 1996 Polizeidirektor<br />

und Leiter des Führungsstabs im Polizeipräsidium<br />

Aachen. Er ist verheiratet mit Waltraud Ackermann und<br />

hat zwei Söhne. Stefan arbeitet seit über 20 Jahren im<br />

Metallbereich der Werkstatt. Thomas, der jüngere Sohn,<br />

wechselte nach einer Banklehre zur Sonderpädagogik<br />

und ist heute Lehrer an der Roda-Schule Herzogenrath.<br />

Nachdem Klaus-Peter Ackermann bereits drei Jahre<br />

stellvertretender Vorsitzender der Lebenshilfe Aachen<br />

war, übernahm er von 1997 bis 2003 den Vorsitz. An<br />

der Spitze des Aufsichtsrats der Werkstatt steht er seit<br />

Mai 2005. In seiner Freizeit ist er gerne in der Natur<br />

unterwegs und sieht – als in Bayern aufgewachsener Ex-<br />

Polizist – am liebsten die TV-Serie „Rosenheim-Cops“.<br />

Weggefährten: Klaus-Peter Ackermann und Dr. Manfred Fuchs, ebenfalls lange Jahre Vorsitzender des Aufsichtsrats, haben<br />

die Geschicke der Lebenshilfe wesentlich mitgestaltet. Das Foto entstand bei unserem Sommerfest 2012.<br />

Acht Jahre nehmen Sie das Ehrenamt nun bereits wahr.<br />

Was war die wichtigste Entscheidung, die Sie in dieser Zeit<br />

zu treffen hatten<br />

Das war 2007, als wir den neuen Geschäftsführer zu bestimmen<br />

hatten. An dieser Position hängt fast alles und so<br />

haben wir uns für Bewerbungsgespräche viel Zeit genommen<br />

und bei der Auswahl sehr viel Mühe gegeben. Und<br />

ich muss sagen: Es war eine gute Entscheidung. Wir haben<br />

uns nicht geirrt.<br />

Rampen kann man diesen Menschen weit bringen und<br />

auch einen Arbeitsplatz optimal für ihn einrichten. Dass er<br />

durch Vorurteile ausgegrenzt wird, auch das ist änderbar.<br />

Aber nun nehmen Sie einen Menschen mit einer schweren<br />

geistigen Behinderung. Wo setzt man da an Sie haben ja<br />

schon Schwierigkeiten herauszufinden, was er überhaupt<br />

möchte. Mit der Inklusion wird das Problem umbenannt,<br />

aber nicht gelöst.<br />

Was folgt daraus für die Werkstatt<br />

Herr Ackermann, wie ist der Aufsichtsrat zusammengesetzt<br />

und welche Aufgaben hat er<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen hat die<br />

Werkstatt nur einen Gesellschafter, die Lebenshilfe<br />

Aachen. Insofern bestimmt allein sie die Mitglieder des<br />

Aufsichtsrates der Werkstatt. Dazu gehören qua Amt der<br />

jeweilige Vorstandsvorsitzende und der Schatzmeister<br />

der Lebenshilfe. Weiterhin beruft die Lebenshilfe Elternvertreter<br />

und Fachleute in das Gremium. Die gesetzlich<br />

geregelte Aufgabe des Aufsichtsrats lautet ganz einfach:<br />

Kontrolle des Geschäftsführers. Im Fall der Werkstatt hat<br />

dies zwei Aspekte. Zum einen die wirtschaftliche Situation,<br />

dass wir also darauf achten, dass das Unternehmen<br />

nicht in die Pleite laviert. Zum anderen, und das ist genauso<br />

wichtig: Der soziale Auftrag. Der Träger hat bestimmte<br />

Vorstellungen, wie mit Menschen mit Behinderung im<br />

Arbeitsleben umgegangen werden soll.<br />

Welche Fähigkeiten braucht ein Mitglied des Aufsichtsrats<br />

Man muss vom Schicksal der Menschen, die hier arbeiten,<br />

betroffen sein. Damit meine ich nicht zwangsläufig<br />

Betroffenheit als Angehöriger. Sie müssen Perspektiven<br />

erkennen und einordnen können: Wie entwickeln sich die<br />

Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung, wie entwickelt<br />

sich die Gesellschaft, die Finanzierung der Werkstatt<br />

Sie müssen ein Spinner und zugleich gnadenloser Realist<br />

sein, kurz gesagt: bescheuert (lacht). Wenn die Werkstatt<br />

nicht mindestens eine schwarze Null schreibt, stehen tausend<br />

Menschen auf der Straße.<br />

Manche Aufsichtsräte von Konzernen sind wegen unzureichender<br />

Kontrolle der Geschäftsführung zuletzt stark in die<br />

Kritik geraten. Wie arbeitet der Aufsichtsrat der Werkstatt<br />

Wir mischen uns nicht in das Tagesgeschäft ein. Es läuft so<br />

ab: Die Geschäftsleitung stellt einen Wirtschaftsplan auf<br />

und wir drehen ihn auf links. Jeder von uns bringt dabei<br />

seine Stärken ein. So ist etwa Herr Drewes ein ausgewiesener<br />

Wirtschaftsfachmann und Frau Klein-Schmeink<br />

erkennt einen Bilanzfehler schon an der Tür. Frau Hahn<br />

als Mutter eines Mitarbeiters und ich, wir sehen mehr die<br />

sozialen Aspekte. Bei unseren vier Sitzungen pro Jahr gibt<br />

der Geschäftsführer einen Zwischenbericht und da gibt es<br />

teilweise schon sehr kritische Diskussionen. Die eine oder<br />

andere Investition haben wir auch abgelehnt.<br />

Welche Erwartungen oder Hoffnungen verbinden Sie mit<br />

dem derzeit alles überragenden Stichwort Inklusion Wie<br />

sollte die Werkstatt sich dieser Aufgabe stellen<br />

Meine große Hoffnung ist, dass Inklusion nicht zur Ideologie<br />

verkommt.<br />

Wie meinen Sie das<br />

Man muss genau hinschauen: Jeder Mensch mit Behinderung,<br />

der sein Leben nicht ohne Unterstützung bewältigen<br />

kann, soll jede erdenkliche Hilfe erhalten. Aber man muss<br />

einsehen, dass nicht alles machbar ist. Nehmen Sie einen<br />

Menschen mit Kinderlähmung. Mit Rollstuhl, Aufzug und<br />

Mitglieder des Aufsichtsrats<br />

Aktuell besteht der Aufsichtsrat aus folgenden Mitgliedern:<br />

Klaus-Peter Ackermann (Vorsitzender), Dr. Friedel<br />

Erlenkämper (stv. Vorsitzender), Prof. Dr. Ing. Gerd<br />

Ascheid (Vorstandsvorsitzender Lebenshilfe Aachen e. V.),<br />

Gerhard Bach (Schatzmeister Lebenshilfe Aachen e. V.),<br />

Inklusion würde ja bedeuten, dass wir alle Beschäftigten<br />

auf Außenarbeitsplätzen bei Firmen in der Region, in Integrationsunternehmen<br />

oder im Qualifizierungsprogramm<br />

der Unterstützten Beschäftigung unterbringen. Das wird<br />

nicht gelingen. Ich meine, wir brauchen auch zukünftig<br />

Einrichtungen – unter welchem Namen auch immer –, in<br />

denen vor allem Menschen mit schweren Behinderungen<br />

eine Aufgabe haben. Das funktioniert bei uns im Heilpädagogischen<br />

Arbeitsbereich hervorragend, und ich finde es<br />

enorm wichtig, dass die ganze Belegschaft solidarisch für<br />

sie Geld mit erwirtschaftet.<br />

Annlen Hahn, Elisabeth Klein-Schmeink (Sparkasse<br />

Aachen), Rainer Handlos (Rechtsanwalt) sowie Jürgen<br />

Drewes (ehemaliger Hauptgeschäftsführer IHK Aachen).<br />

Beratendes Mitglied ohne Stimmrecht ist Herbert<br />

Frings (Geschäftsführer Lebenshilfe Aachen e. V.).


14 WERKSTATT PRODUKTENTWICKLUNG WERKSTATT BRANDSCHUTZ 15<br />

Besondere Angebote<br />

von besonderen Menschen<br />

Welche neuen Produkte und Dienstleistungen kann die Werkstatt der Lebenshilfe<br />

Aachen anbieten Antworten auf diese Fragen suchen wir seit Mitte April auf der<br />

Internetplattform atizo.com<br />

Die Werkstatt folgt mit der Plattform dem modernen<br />

Trend des Crowdsourcing. Die Methode, die sich aus den<br />

englischen Begriffen Crowd (Masse) und Outsourcing<br />

(Auslagerung) zusammensetzt, ermöglicht, eine buntgemischte<br />

Gruppe an Menschen über das Internet aktiv<br />

an Innovationsprozessen zu beteiligen und so zahlreiche<br />

Ideen zu bestimmten Fragestellungen zu erhalten.<br />

Die Werkstatt macht sich<br />

diesen Trend zunutze, um<br />

Ideen für innovative Produkte<br />

und Dienstleistungen zu<br />

finden, die unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

zukünftig herstellen und<br />

anbieten können. Auf<br />

der Plattform atizo.com<br />

wetteifern angemeldete<br />

Nutzer um die besten Ideen – bei mehr<br />

als 16.000 registrierten Mitgliedern entstehen hier<br />

viele neuartige und unterschiedliche Ansätze. Unter dem<br />

Titel „Besondere Angebote von besonderen Menschen<br />

– welche neuen Produkt- und Dienstleis tungsideen hast<br />

Du für die Werkstatt der Lebenshilfe Aachen“ sind die<br />

Nutzer bis zum 15. Mai 2013 aufgefordert, Ideen für die<br />

Werkstatt zu entwickeln. Die besten zehn Einfälle werden<br />

am Ende mit einem Preisgeld belohnt. Schon in den<br />

ersten beiden Wochen sind über 270 Ideen eingegangen.<br />

Aber nicht nur die bislang registrierten Mitglieder können<br />

Ideen eingeben – jeder kann sich kostenlos auf atizo.com<br />

anmelden und seine Einfälle einbringen. Die Aachener<br />

Ideenschmiede Nufari unterstützt uns bei dem Projekt,<br />

indem sie den Prozess moderiert und am Ende die gesammelten<br />

Ideen mit uns ordnet, bewertet und für eine<br />

mögliche Umsetzung aufbereitet. Das Crowdsourcing-<br />

Projekt bietet der Werkstatt viele Vorteile, sagt Geschäftsführer<br />

Norbert Zimmermann: „Mit neuen Ideen können<br />

wir neue Kunden als Auftraggeber gewinnen, unsere Kapazitäten<br />

besser auslasten und noch mehr Menschen mit<br />

Behinderung eine Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen.“<br />

Workshop bei der Aachener Ideenschmiede Nufari, links:<br />

Geschäftsführer Norbert Zimmermann und Produktmanagerin<br />

Martina Knauf.<br />

Zur Person<br />

Das Crowdsourcing-<br />

Projekt wird von Martina<br />

Knauf betreut. Die Diplom-Betriebswirtin<br />

hat im<br />

September 2012 die neue<br />

Stabsstelle Produktmanagement<br />

übernommen<br />

und berichtet direkt an<br />

die Geschäftsführung.<br />

Zuletzt war sie bei der<br />

deutschen Niederlassung<br />

des weltweit agierenden<br />

Multi-Technologiekonzerns<br />

3M tätig. „Ich<br />

bin Idealistin“, sagt die dreifache Mutter. Ihre Tochter<br />

Linda hat das Down-Syndrom und besucht derzeit die<br />

Gesamtschule Brand. „Mein betriebswirtschaftliches<br />

Know how kann ich in der Werkstatt gut mit meinem<br />

sozialen Engagement verbinden.“ Kontakt: Telefon:<br />

02 41 / 96 77 -204; E-Mail: knauf@werkstatt-ac.de.<br />

„Tun, was man tun kann“<br />

Der verheerende Brand mit 14 Todesopfern in der Caritas-Werkstatt in Titisee-Neustadt<br />

im November hat bundesweit große Betroffenheit ausgelöst. Wir berichten, welche<br />

Maßnahmen die Werkstatt beim Brandschutz ergreift.<br />

Die gesetzlichen Vorschriften für den Brandschutz sind für<br />

alle Unternehmen gleich. „Das gilt natürlich auch für unsere<br />

beiden Betriebsstätten“, erläutert Hans-Dieter Kratz (Bild,<br />

rechts), in der Geschäftsleitung für Qualitätsmanagement<br />

und Arbeitsschutz zuständig. „Wir beugen auf drei Ebenen<br />

vor. Zum einen gibt es bauliche Vorkehrungen.“ Als Beispiel<br />

nennt Kratz, dass alle Rollstuhlfahrer auf die Produktionsgruppen<br />

im Erdgeschoss verteilt wurden, als die Werkstatt<br />

das zweistöckige Gebäude an der Neuenhofstraße 2008<br />

um einen Anbau erweiterte. Der zweite Bereich ist der<br />

technische Brandschutz. Dazu zählen die Installation und regelmäßige<br />

Wartung von Brandmeldern, Rauchabzügen und<br />

Feuerlöschern. Zum dritten Bereich gehören eine Vielzahl<br />

von organisatorischen Maßnahmen, vor allem regelmäßige<br />

Räumungsübungen.<br />

„Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Aachen führen wir<br />

jedes Jahr eine solche Übung durch“, sagt Joachim Plum<br />

(Bild, links). Er ist Hausmeister in der Neuenhofstraße und<br />

als Fachkraft für Arbeitssicherheit unser Ansprechpartner<br />

für die Feuerwehr. Die letzten Übungen fanden am 19. September<br />

in der Neuenhofstraße und am 26. September im<br />

Werk Haaren statt. „Jede Übung“, so Plum, „werten wir mit<br />

der Feuerwehr auch schriftlich aus.“ Neben dieser jährlichen<br />

Übung für die ganze Betriebsstätte gibt es alle sechs Monate<br />

Übungen jeder Arbeitsgruppe in den einzelnen Produktionsbereichen.<br />

Eine weitere organisatorische Maßnahme ist die Brandschau<br />

durch die Berufsfeuerwehr. Alle vier Jahre besichtigt<br />

sie unsere Betriebsstätten und kontrolliert ihren aktuellen<br />

brandschutztechnischen Zustand. Und nicht zuletzt nimmt<br />

unser Fachpersonal regelmäßig an Unterweisungen und<br />

Fortbildungen teil.<br />

Brände in der Werkstatt gab es bisher selten. Menschen<br />

kamen dabei zum Glück nicht zu Schaden. Den größten<br />

Brand gab es 1997 in der Neuenhofstraße, als eine Lagerhalle<br />

abbrannte. Die Ursache war Brandstiftung. Im Hergelsmühlenweg<br />

brannten im Januar 2006 und im Juni 2012 Handtuchhalter<br />

im Waschraum.<br />

Auch bei Geschäftsführer Norbert Zimmermann saß der<br />

Schock über die 14 Toten in Titisee-Neustadt tief. „Wir tun,<br />

was wir tun können. Gleich in der ersten Aufsichtsratssitzung<br />

nach dem Ereignis haben wir unser Brandschutzkonzept<br />

auf den Prüfstand gestellt.“ Zimmermann weiß, dass<br />

es keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Gegenüber den<br />

Aachener Nachrichten erklärte er zwei Tage nach dem Brand<br />

in Titisee: „Wir könnten es uns wohl nie verzeihen, wenn<br />

ein Unglück passiert, das hätte vermieden werden können.<br />

Schließlich geht es um die Sicherheit von Menschen. Und<br />

in unserem Fall von Menschen, die einer ganz besonderen<br />

Fürsorge bedürfen.“<br />

Räumungsübung im September 2012: Bei einem Brandalarm<br />

verlassen alle Mitarbeiter unverzüglich das Gebäude und begeben<br />

sich zum vorgegebenen Sammelplatz.


16 werkstatt SOZIALER DIENST WERKSTATT SOZIALER DIENST 17<br />

von Konzepten für den Übergang in den Ruhestand.“<br />

Zwischen Einstieg und Ausscheiden aus der Werkstatt<br />

obliegen dem Dienst sämtliche Aufgaben, die mit sozialrechtlichen,<br />

gesundheitlichen und Bildungsfragen der<br />

Werkstattbeschäftigten zu tun haben. „Wenn es um soziale<br />

Belange eines Mitarbeiters mit Behinderung geht“,<br />

so Storms, „stehen die Kollegen im Kontakt mit den<br />

Fachkräften zur Arbeits- und Berufsförderung, den Eltern<br />

oder Betreuern, den Mitarbeitern der Wohnstätten oder<br />

des betreuten Wohnens und häufig auch den Kostenträgern.“<br />

Zu Letzteren gehören die Agentur für Arbeit,<br />

der Landschaftsverband Rheinland sowie der Rentenversicherungsträger.<br />

Nach einigen Personalwechseln im<br />

vergangenen Jahr ist die Werkstatt im Kompetenzteam<br />

Soziale Arbeit wieder gut aufgestellt.<br />

Aufgaben im Überblick<br />

Wer hilft bei was<br />

»<br />

Unsere Ansprechpartner für alle pädagogischen und sozialen Fragen (v. l.):<br />

Beatrix Al- Khadra, Andrea Barten, Helmut Heimich, Sarah Isenrath, Anna Gasch,<br />

Mariele Storms, Cornelia Quast, Jennifer Menzlaff, Björn Spangenberg, Erhard Ripp<br />

Vorgestellt:<br />

Das Kompetenzteam Soziale Arbeit<br />

Neben den Produktions- und Dienstleistungsbereichen, der Verwaltung und dem Pflegedienst<br />

gibt es in der Werkstatt einen Arbeitsbereich, der vor allem für die Erfüllung<br />

unseres sozialen Auftrags wesentlich ist: der Soziale Dienst.<br />

Die neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialen<br />

Dienstes übernehmen eine Vielfalt von Aufgaben. „Der<br />

Soziale Dienst ist Ansprechpartner für alle und alles, was<br />

nicht unmittelbar mit der Produktion zu tun hat“, sagt<br />

«<br />

Mariele Storms, Fachbereichsleiterin für Mitarbeiterentwicklung,<br />

Bildung und Soziales (kl. Foto). „Das reicht von<br />

der Beratung der Eltern, die wegen eines Schülerpraktikums<br />

in der Werkstatt anfragen, bis hin zur Entwicklung<br />

Für Eltern, Angehörige, rechtliche Betreuer<br />

• Der Soziale Dienst informiert über das Aufnahmeverfahren<br />

und organisiert Besichtigungen der Werkstatt.<br />

• Er hält den Kontakt zu Eltern und Schulen und vermittelt<br />

Schülerpraktika und Hospitationen.<br />

• Er bereitet Entscheidungsfindung im Fachausschuss<br />

vor und nimmt an den Sitzungen teil.<br />

Für Beschäftigte<br />

• Der Soziale Dienst informiert die Beschäftigten, ihre<br />

Angehörigen und gesetzlichen Betreuer über aktuelle<br />

Themen, und engagiert sich bei der konzeptionellen<br />

Weiterentwicklung der Werkstatt.<br />

• Er begleitet die Beschäftigten auf dem Weg in ausgelagerte<br />

Arbeitsplätze und unterstützt den Übergang<br />

auf den ersten Arbeitsmarkt.<br />

• Er setzt arbeitsbegleitende Maßnahmen um, zum<br />

Beispiel Lese-Rechtschreib-Kurse oder Mobilitätstrainings.<br />

• Er unterstützt die Arbeit des Werkstattrats, des<br />

Eltern beirat und der Frauenbeauftragten.<br />

• Der Soziale Dienst organisiert Feste und Feiern.<br />

Für Fachkreise<br />

• Der Soziale Dienst ist in verschiedenen regionalen<br />

Arbeitskreisen aktiv und legt Wert auf vernetztes<br />

Arbeiten, unter anderem durch die Teilnahme bei der<br />

Hilfeplankonferenz, den Kontakten mit der Arbeitsagentur,<br />

mit dem Konsulententeam, dem Autismuszentrum,<br />

mit der KoKoBe und dem Integrationsfachdienst.<br />

Allgemeine Fragen beantworten Ihnen gerne alle Mitarbeiter<br />

des Sozialen Dienstes, bei speziellen Themen stehen<br />

Ihnen folgende Ansprechpartner zur Verfügung:<br />

Werk Neuenhofstraße:<br />

• Praktika, Eingangsverfahren, Berufsbildungsbereich:<br />

Andrea Barten, Telefon 02 41 / 9 28 11 - 147<br />

• Betriebsintegrierte Arbeitsplätze, Hilfeplankonferenz:<br />

Anna Gasch, Telefon 02 41 / 9 28 11 - 122<br />

• Heilpädagogischer Arbeitsbereich,<br />

Feste und Feiern, Sportverein:<br />

Helmut Heimich, Telefon 02 41 / 9 28 11 - 119<br />

• Freiwilliges Soziales Jahr, Bundesfreiwilligendienst:<br />

Jennifer Menzlaff, Telefon 02 41 / 9 28 11 - 130<br />

Werk Hergelsmühlenweg:<br />

• Kompetenzzentrum Berufsorientierte Förderung,<br />

Kunstwerkstatt: Beatrix Al- Khadra,<br />

Telefon: 02 41 / 96 77 - 260<br />

• Frauenbeauftragte, Werkstattrat:<br />

Sarah Isenrath, Telefon 02 41 / 96 77 - 234<br />

• Integrationsunternehmen „CleanCare GmbH“:<br />

Cornelia Quast, Telefon 02 41 / 96 77 - 203<br />

• Urlaubsreisen:<br />

Björn Spangenberg, Telefon 02 41 / 96 77 - 239<br />

• Heilpädagogischer Arbeitsbereich,<br />

Jubilarfeiern, Benchmarking:<br />

Erhard Ripp, Telefon 02 41 / 96 77 - 233


18 arbeit & mehr kurznachrichten<br />

arbeit & mehr kurznachrichten 19<br />

Gesundheitsschutz<br />

Sport<br />

Frauenbeauftragte<br />

Metallwerkstatt<br />

Vorsorgen ist besser als heilen<br />

Basketball nach Feierabend<br />

Tagungen in Aachen und Köln<br />

Meister Martin<br />

Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit – dafür<br />

zu sorgen ist jedes Unternehmen in Deutschland gesetzlich<br />

verpflichtet. In unserer Werkstatt übernehmen dabei<br />

der Pflegedienst (im Bild: Birgit Hermann beim Blutdruckmessen),<br />

die Fachkräfte für Arbeitssicherheit, die<br />

Sportlehrer und der Betriebsarzt eine wichtige Rolle. Neue<br />

Betriebsärztin der Werkstatt ist seit Anfang des Jahres<br />

Dr. Maria Mäurer. Die Fachärztin für Arbeitsmedizin arbeitet<br />

in der Praxis von Dr. Michael Suchodoll, die nur wenige<br />

hundert Meter von unserem Standort Neuenhofstraße<br />

entfernt liegt. Die wichtigste Aufgabe von Dr. Maria<br />

Mäurer ist der ganze Bereich der Gesundheitsvorsorge.<br />

Dazu zählt zum einen die Untersuchung der Mitarbeiter<br />

bei regelmäßigen Terminen in der Werkstatt oder in der<br />

Praxis, zum Beispiel bei Seh- und Hörtests, Blutuntersuchungen<br />

und Messungen der Lungenfunktion. Zum anderen<br />

berät sie unsere Mitarbeiter zu gesundheitlichen<br />

Risiken, etwa im Bereich Garten- und Landschaftsbau<br />

über den Schutz vor Zeckenbissen. Auch bei Fragen der<br />

Arbeitszeit und der Pausenregelung, der Gestaltung<br />

der Arbeitsplätze oder der Organisation der „Ersten<br />

Hilfe“ im Betrieb redet die Betriebsärztin mit. Um<br />

das Bewusstsein für die Gesundheitsvorsorge und<br />

Arbeitssicherheit in der Werkstatt weiter zu fördern,<br />

bereiten der Qualitätsmanagement-Beauftragte Hans-<br />

Dieter Kratz und das Sportlehrer-Team zurzeit einen<br />

Gesundheitstag vor. Er soll an zwei Tagen im Herbst<br />

an beiden Standorten der Werkstatt stattfinden.<br />

Seit einigen Monaten bieten wir für unsere Beschäftigten<br />

Basketball nach Feierabend an – und zwar in einer „richtigen“<br />

Halle mit hohen Decken und hochhängenden Körben.<br />

Das Sportamt der Stadt Aachen stellt uns hierfür einmal<br />

wöchentlich die Sporthalle in der Elsass-Straße in der<br />

Nähe des Kennedyparks zur Verfügung. Die Spielzeiten<br />

sind immer mittwochs von 16.30 Uhr bis 18 Uhr. In den<br />

Schulferien können wir die Halle allerdings nicht nutzen.<br />

Mit dem neuen Angebot geht der Wunsch einiger unserer<br />

Sportler in Erfüllung, einmal in einer normalen Sporthalle<br />

in einen Basketballkorb werfen zu können. Außerdem haben<br />

wir mit Günter Meeßen einen neuen Trainier gewinnen<br />

können. Er ist sehr engagiert und setzt sich dafür ein,<br />

wöchentlich ein gutes Training durchzuführen und den<br />

Teilnehmern etwas beizubringen. Für die Gruppe sucht<br />

Sportlehrerin Andrea Moritz noch Teilnehmer, die gerne<br />

mitspielen möchten. Sie freut sich auf neue Mitspieler,<br />

die sich für dieses Spiel begeistern können. Wer ein gutes<br />

Ballgefühl und Verständnis für Spielregeln hat und gerne<br />

seine Freizeit mit Sport verbringt, der ist herzlich willkommen.<br />

Weitere Informationen und Anmeldungen gibt es<br />

unter der Telefonnummer 02 41 / 9 28 11 -148. Interessierte<br />

sollten verkehrssicher sein oder nach dem Sport abgeholt<br />

werden können. Bei der Hinfahrt können die Spieler aus<br />

der Neuenhofstraße mitgenommen werden.<br />

Andrea Bongard (Foto, 3. v. r.), Frauenbeauftragte unserer<br />

Werkstatt, war Ende letzten Jahres bei zwei wichtigen<br />

Veranstaltungen aktiv. Zunächst kamen im Oktober fünf<br />

der 14 Frauenbeauftragten, die es derzeit in allen Werkstätten<br />

bundesweit gibt, zu einer zweitägigen Tagung<br />

nach Aachen. Die Frauen und ihre Unterstützerinnen<br />

tauschten sich über die Arbeit in den Einrichtungen<br />

aus. Diskutiert wurde etwa die Frage, wie sie besser für<br />

ihre Angebote werben und Sprechstunden gestalten<br />

können. Einig waren sich die Teilnehmerinnen, dass es<br />

in mehr Werkstätten Frauenbeauftragte geben und<br />

deren Ausbildung finanziert werden muss. In einem<br />

Papier an politische Parteien und Verbände der Behindertenarbeit<br />

wollen sie in Kürze die Verankerung der<br />

Position der Frauenbeaufragten in der Werkstätten-<br />

Mitwirkungsverordnung und dem Heimbeiratsgesetz<br />

fordern. Die zweite Tagung fand im November beim LVR<br />

in Köln zum Thema „Prävention und Schutz vor Gewalt<br />

für Frauen mit Behinderung“ statt. Andrea Bongard<br />

stellte ihre Arbeit vor und berichtete, dass ihr das Thema<br />

Gewalt auch in ihren Sprechstunden begegnet. So<br />

habe sie bereits einmal eine Frau zu einem Frauennotruf<br />

begleitet. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion<br />

nutzte Andrea Bongard die Gelegenheit, die Forderungen<br />

der Frauenbeauftragten vorzustellen. Sprechstunde von<br />

Andrea Bongard ist jeden Donnerstag von 14 bis 15 Uhr<br />

in ihrem Büro im Werk Haaren. In dringenden Fällen ist<br />

sie telefonisch zu erreichen unter 02 41 / 9 28 11 -140.<br />

Martin Hannott, seit 2008 Gruppenleiter in unserer Metallwerkstatt,<br />

hat im Januar die Prüfung zum Feinwerkmechanikermeister<br />

vor der Aachener Handwerkskammer<br />

bestanden. „Gefeiert habe ich nicht viel, wir waren nur<br />

im Familienkreis abends essen“, berichtet der 30-Jährige<br />

nüchtern. Die berufliche Weiterbildung nach der Handwerksordnung<br />

ist bundesweit einheitlich geregelt und<br />

befähigt die Teilnehmer unter anderem, Leitungsaufgaben<br />

in den Bereichen Technik, Betriebswirtschaft und<br />

Personalführung wahrzunehmen und Lehrlinge auszubilden.<br />

Hannott hat die Vorbereitungskurse auf die Meisterprüfung<br />

in knapp zwei Jahren in Teilzeit absolviert.<br />

Nun wird er im Team von Bereichsleiter Frank Velten als<br />

Produktionskoordinator mehr Verantwortung übernehmen.<br />

„Ich überwache zum Beispiel Aufträge und kümmere<br />

mich um die Einhaltung von Terminen“, so Hannott.<br />

Mit den Kollegen Ulrich Kestermann und Anita Petzold<br />

betreut er 16 Mitarbeiter mit Behinderung sowie einen<br />

Auszubildenden. Der Beruf und der Weg in die Werkstatt<br />

wurden ihm in die Wiege gelegt: Schon Vater Ludolf<br />

Hannott war von 1971 bis zum Renteneintritt im Jahr 2005<br />

in unserer Metallwerkstatt tätig (s. Bericht über das Traktorprojekt<br />

in der letzten Ausgabe). Für Martin Hannott<br />

besteht der „Nervenkitzel“ seiner Aufgabe darin, eine<br />

CNC-Maschine so zu programmieren, dass die Mitarbeiter<br />

sie bedienen können und zugleich ein anspruchsvolles<br />

Werkstück nach dem Wunsch des Kunden herauskommt.<br />

„Es ist einfach schön, wenn wir am Ende des Tages ein<br />

vernünftiges Produkt gemeinsam hergestellt haben.“


20 arbeit & mehr bilderalbum<br />

arbeit & mehr bilderalbum 21<br />

Janz jeck in Dürwiß<br />

Karneval 2013: Die fünfte Jahreszeit feierten wir der Tradition gemäß im herrlich geschmückten<br />

Festsaal in Dürwiß. Und wie jedes Jahr war die Stimmung prima (Fotos: Helmut Heimich).<br />

Wer hat das schönste Kostüm<br />

Wieder dabei: Die Narrengilde.<br />

Geschäftsführer Norbert Zimmermann<br />

begrüßt die Moderatoren Didi & Uschi.<br />

Uli Knehr:<br />

Der wilde Wikinger.<br />

Die Öcher Prente:<br />

Immer lecker anzusehen.<br />

Viele Köche verderben den Brei.<br />

Ordensverleihung<br />

durch die Öcher Prente.<br />

Immer für<br />

ein Liedchen<br />

zu haben:<br />

DJ Ted Harald


22 arbeit & mehr bilderalbum arbeit & mehr bilderalbum 23<br />

Dank und Anerkennung<br />

Im Rahmen von zwei stimmungsvollen Feiern haben wir Ende letzten Jahres erneut unsere Jubilare<br />

geehrt und verdiente Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet. Bei Kaffee und Kuchen, Musik und<br />

Tanz waren insgesamt 105 Jubilare und drei Rentner zu ehren. Jeder Jubilar und jeder Rentner erhielt<br />

als besondere Erinnerung und Dank eine Urkunde sowie ein persönliches Geschenk.<br />

Seit 1967 in der Werkstatt:<br />

Karl-Heinz Kraut, im Bildhintergrund:<br />

Gruppenleitung Nelli Gutsch.<br />

Die Hände zum Himmel mit HaPe Jonen.<br />

In freudiger Erwartung auf das große Fest:<br />

Severin mit Eltern.<br />

Illustre Gäste: Jubilar Klaus Heemann und Begleitung.<br />

Jubilar mit Handicap: Dirk Vomend<br />

Fachbereitsleiterin Mariele Storms und<br />

Geschäftsführer Norbert Zimmermann:<br />

Bestens aufgelegt für einen tollen Anlass.<br />

Olli Göbbels liebt<br />

Glückwünsche auf Öcher Platt.<br />

Ein schöner Abschluss<br />

des Arbeitslebens:<br />

Jubilar Ulli Bayer geht<br />

in den Ruhestand.<br />

Die zwei verstehen sich:<br />

Mirella Haberland und<br />

Geschäftsführer<br />

Norbert Zimmermann.

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