Reportage - Gossen Kommunikation
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14 WERKSTATT PRODUKTENTWICKLUNG WERKSTATT BRANDSCHUTZ 15<br />
Besondere Angebote<br />
von besonderen Menschen<br />
Welche neuen Produkte und Dienstleistungen kann die Werkstatt der Lebenshilfe<br />
Aachen anbieten Antworten auf diese Fragen suchen wir seit Mitte April auf der<br />
Internetplattform atizo.com<br />
Die Werkstatt folgt mit der Plattform dem modernen<br />
Trend des Crowdsourcing. Die Methode, die sich aus den<br />
englischen Begriffen Crowd (Masse) und Outsourcing<br />
(Auslagerung) zusammensetzt, ermöglicht, eine buntgemischte<br />
Gruppe an Menschen über das Internet aktiv<br />
an Innovationsprozessen zu beteiligen und so zahlreiche<br />
Ideen zu bestimmten Fragestellungen zu erhalten.<br />
Die Werkstatt macht sich<br />
diesen Trend zunutze, um<br />
Ideen für innovative Produkte<br />
und Dienstleistungen zu<br />
finden, die unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
zukünftig herstellen und<br />
anbieten können. Auf<br />
der Plattform atizo.com<br />
wetteifern angemeldete<br />
Nutzer um die besten Ideen – bei mehr<br />
als 16.000 registrierten Mitgliedern entstehen hier<br />
viele neuartige und unterschiedliche Ansätze. Unter dem<br />
Titel „Besondere Angebote von besonderen Menschen<br />
– welche neuen Produkt- und Dienstleis tungsideen hast<br />
Du für die Werkstatt der Lebenshilfe Aachen“ sind die<br />
Nutzer bis zum 15. Mai 2013 aufgefordert, Ideen für die<br />
Werkstatt zu entwickeln. Die besten zehn Einfälle werden<br />
am Ende mit einem Preisgeld belohnt. Schon in den<br />
ersten beiden Wochen sind über 270 Ideen eingegangen.<br />
Aber nicht nur die bislang registrierten Mitglieder können<br />
Ideen eingeben – jeder kann sich kostenlos auf atizo.com<br />
anmelden und seine Einfälle einbringen. Die Aachener<br />
Ideenschmiede Nufari unterstützt uns bei dem Projekt,<br />
indem sie den Prozess moderiert und am Ende die gesammelten<br />
Ideen mit uns ordnet, bewertet und für eine<br />
mögliche Umsetzung aufbereitet. Das Crowdsourcing-<br />
Projekt bietet der Werkstatt viele Vorteile, sagt Geschäftsführer<br />
Norbert Zimmermann: „Mit neuen Ideen können<br />
wir neue Kunden als Auftraggeber gewinnen, unsere Kapazitäten<br />
besser auslasten und noch mehr Menschen mit<br />
Behinderung eine Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen.“<br />
Workshop bei der Aachener Ideenschmiede Nufari, links:<br />
Geschäftsführer Norbert Zimmermann und Produktmanagerin<br />
Martina Knauf.<br />
Zur Person<br />
Das Crowdsourcing-<br />
Projekt wird von Martina<br />
Knauf betreut. Die Diplom-Betriebswirtin<br />
hat im<br />
September 2012 die neue<br />
Stabsstelle Produktmanagement<br />
übernommen<br />
und berichtet direkt an<br />
die Geschäftsführung.<br />
Zuletzt war sie bei der<br />
deutschen Niederlassung<br />
des weltweit agierenden<br />
Multi-Technologiekonzerns<br />
3M tätig. „Ich<br />
bin Idealistin“, sagt die dreifache Mutter. Ihre Tochter<br />
Linda hat das Down-Syndrom und besucht derzeit die<br />
Gesamtschule Brand. „Mein betriebswirtschaftliches<br />
Know how kann ich in der Werkstatt gut mit meinem<br />
sozialen Engagement verbinden.“ Kontakt: Telefon:<br />
02 41 / 96 77 -204; E-Mail: knauf@werkstatt-ac.de.<br />
„Tun, was man tun kann“<br />
Der verheerende Brand mit 14 Todesopfern in der Caritas-Werkstatt in Titisee-Neustadt<br />
im November hat bundesweit große Betroffenheit ausgelöst. Wir berichten, welche<br />
Maßnahmen die Werkstatt beim Brandschutz ergreift.<br />
Die gesetzlichen Vorschriften für den Brandschutz sind für<br />
alle Unternehmen gleich. „Das gilt natürlich auch für unsere<br />
beiden Betriebsstätten“, erläutert Hans-Dieter Kratz (Bild,<br />
rechts), in der Geschäftsleitung für Qualitätsmanagement<br />
und Arbeitsschutz zuständig. „Wir beugen auf drei Ebenen<br />
vor. Zum einen gibt es bauliche Vorkehrungen.“ Als Beispiel<br />
nennt Kratz, dass alle Rollstuhlfahrer auf die Produktionsgruppen<br />
im Erdgeschoss verteilt wurden, als die Werkstatt<br />
das zweistöckige Gebäude an der Neuenhofstraße 2008<br />
um einen Anbau erweiterte. Der zweite Bereich ist der<br />
technische Brandschutz. Dazu zählen die Installation und regelmäßige<br />
Wartung von Brandmeldern, Rauchabzügen und<br />
Feuerlöschern. Zum dritten Bereich gehören eine Vielzahl<br />
von organisatorischen Maßnahmen, vor allem regelmäßige<br />
Räumungsübungen.<br />
„Gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Aachen führen wir<br />
jedes Jahr eine solche Übung durch“, sagt Joachim Plum<br />
(Bild, links). Er ist Hausmeister in der Neuenhofstraße und<br />
als Fachkraft für Arbeitssicherheit unser Ansprechpartner<br />
für die Feuerwehr. Die letzten Übungen fanden am 19. September<br />
in der Neuenhofstraße und am 26. September im<br />
Werk Haaren statt. „Jede Übung“, so Plum, „werten wir mit<br />
der Feuerwehr auch schriftlich aus.“ Neben dieser jährlichen<br />
Übung für die ganze Betriebsstätte gibt es alle sechs Monate<br />
Übungen jeder Arbeitsgruppe in den einzelnen Produktionsbereichen.<br />
Eine weitere organisatorische Maßnahme ist die Brandschau<br />
durch die Berufsfeuerwehr. Alle vier Jahre besichtigt<br />
sie unsere Betriebsstätten und kontrolliert ihren aktuellen<br />
brandschutztechnischen Zustand. Und nicht zuletzt nimmt<br />
unser Fachpersonal regelmäßig an Unterweisungen und<br />
Fortbildungen teil.<br />
Brände in der Werkstatt gab es bisher selten. Menschen<br />
kamen dabei zum Glück nicht zu Schaden. Den größten<br />
Brand gab es 1997 in der Neuenhofstraße, als eine Lagerhalle<br />
abbrannte. Die Ursache war Brandstiftung. Im Hergelsmühlenweg<br />
brannten im Januar 2006 und im Juni 2012 Handtuchhalter<br />
im Waschraum.<br />
Auch bei Geschäftsführer Norbert Zimmermann saß der<br />
Schock über die 14 Toten in Titisee-Neustadt tief. „Wir tun,<br />
was wir tun können. Gleich in der ersten Aufsichtsratssitzung<br />
nach dem Ereignis haben wir unser Brandschutzkonzept<br />
auf den Prüfstand gestellt.“ Zimmermann weiß, dass<br />
es keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Gegenüber den<br />
Aachener Nachrichten erklärte er zwei Tage nach dem Brand<br />
in Titisee: „Wir könnten es uns wohl nie verzeihen, wenn<br />
ein Unglück passiert, das hätte vermieden werden können.<br />
Schließlich geht es um die Sicherheit von Menschen. Und<br />
in unserem Fall von Menschen, die einer ganz besonderen<br />
Fürsorge bedürfen.“<br />
Räumungsübung im September 2012: Bei einem Brandalarm<br />
verlassen alle Mitarbeiter unverzüglich das Gebäude und begeben<br />
sich zum vorgegebenen Sammelplatz.