Nr. 23 (November 2005) - Deutscher Hispanistenverband
Nr. 23 (November 2005) - Deutscher Hispanistenverband
Nr. 23 (November 2005) - Deutscher Hispanistenverband
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
36<br />
Mitteilungen des Deutschen <strong>Hispanistenverband</strong>es <strong>23</strong> (Oktober <strong>2005</strong>)<br />
Diskussionsfreude beeindruckt, sowohl in der Sektionsarbeit als auch in den<br />
Zentralveranstaltungen der Tagung.<br />
Von 17 angekündigten Vorträgen konnten 16 wie geplant gehalten werden.<br />
Der Vormittag des ersten Sektionstages war unterschiedlichen Perspektiven<br />
auf die zentrale Frage der Katechese gewidmet, nämlich der Herausbildung des<br />
Römischen Katechismus und Anwendung in Amerika, der kirchenrechtlichen<br />
Fundierung der Katechese und der Normhoheit unterschiedlicher kirchlicher<br />
Instanzen sowie den Spuren von Katechese, kultureller Assimilation sowie<br />
dem Fehlen von beidem im Lexikon einer bestimmten indianischen Gemeinschaft<br />
Mexikos, der Huicholes. Der Nachmittag des ersten Sektionstages setzte<br />
einen weiteren regionalen Schwerpunkt, nämlich den Raum des La Plata. Bearbeitet<br />
wurden bildliche und textuelle Muster im kolonialen Prozess. Im Zentrum<br />
der Diskussion stand einerseits das Problem der Übertragung von Formen<br />
aus Europa nach Amerika, andererseits das Problem der Bewertung von Quellen,<br />
sowohl missionarischer Quellen als auch von Texten, die in der Kolonialzeit<br />
in Guaraní verfasst wurden.<br />
Am zweiten Arbeitstag wurde die Analyse kirchlicher und administrativer<br />
Quellen fortgesetzt, und zwar zu unterschiedlichen Regionen, insbesondere zur<br />
Karibik, zum zentralen Andenraum und zum argentinischen Nordwesten. Gegenstände<br />
waren der rechtliche Status indianischer Gruppen, wie in Verwaltungsakten<br />
und in persönlichen Schriften von Klerikern reflektiert, Verschiebungen<br />
zwischen Verwaltungsnormen und den Realitäten vor Ort sowie Interessengegensätze<br />
innerhalb der gerade erst gegründeten oder erneut gegründeten<br />
spanischen Munizipien.<br />
Der dritte Arbeitstag bot vielleicht die größte Vielfalt unterschiedlicher<br />
Perspektiven. Vorgestellt wurden Fragen diskursiver Verschiebung weiblicher<br />
Subjektivität, verwoben mit ethnischen Gegensätzen im frühen Lima, Formen,<br />
Abwertungen und wechselseitiges Interesse zwischen europäischer und andiner<br />
Magie, Konflikte um und Hybridisierung von andinen und christlichen Bestattungsriten,<br />
die Unterwanderung und Reinterpretation der Attribute christlicher<br />
Heiliger, das Problem der Texthaftigkeit und der traditionellen Ressourcen<br />
früher Bildkatechismen, die Permanenz von sakralen Raumkonzepten im<br />
zentralen Mexiko sowie historische Verschiebungen in der Gewichtung und im<br />
Detailinteresse an den zehn Geboten, untersucht an Katechismen des 17. Jahrhunderts<br />
aus dem mexikanischen Nordwesten.<br />
Die Sektionsarbeit war überaus erfolgreich. Die gegensätzlichen Ausgangsperspektiven<br />
der beteiligten Disziplinen näherten sich in der Diskussion<br />
spezifischer Details der präsentierten Materialien oft auf überraschende Weise.<br />
Eine einheitliche Methode so unterschiedlicher Fächer wurde zwar zu keinem<br />
Zeitpunkt auch nur in Umrissen erkennbar. Die Befragung der eigenen Methoden<br />
aus anderen Fächern heraus war jedoch fast immer der Reflexion und<br />
Präzisierung derselben dienlich.<br />
Die Organisation der Sektion verlief dank der ausgezeichneten Vorarbeit<br />
der örtlichen Organisatoren reibungslos.