Von Ernst Ryser zu Lukas Häfeli Wiedereröffnung der Brockenstube am neuen Standort im Zehntenspeicher Mehr auf BERN-OST <strong>und</strong> im Januar-BIGLEBACH Weitere farbige Fotos vom Adventsmärit dem Musikkonzert <strong>und</strong> vom Apéro nach der Gemeindeversammlung finden Sie unter www.biglen.ch >> <strong>Biglen</strong> aktuell >> BERN-OST (Bildergalerien).
Oh du fröhliche.. Eine Weihnachtsgeschichte von Ursula Buhlinger, <strong>Biglen</strong> Olga hat soeben am Radio das Wort zum neuen Tag gehört. „Es braucht so wenig, <strong>eine</strong>m Mitmenschen <strong>eine</strong> Freude zu bereiten, oft reicht schon ein fre<strong>und</strong>liches Lächeln“ war die Botschaft. Wenn das so einfach wäre, murmelt Olga „Jetzt ist es schon länger als ein Jahr her, dass m<strong>eine</strong> Nachbarin Erna nicht mehr mit mir spricht. Und alles nur wegen m<strong>eine</strong>m Quittenbaum, der ansch<strong>eine</strong>nd ein bisschen zu nahe an der Grenze steht. M<strong>eine</strong>twegen könnten wir die Früchte gerne teilen. – Jetzt, wo wieder die heilige Zeit naht, lastet dieser Unfriede ganz besonders auf m<strong>eine</strong>r Seele.“ Olga muss ein paar Einkäufe erledigen: Kerzen, Trockenfrüchte, Zimtstangen <strong>und</strong> Wiskas für ihren vierbeinigen Liebling Mizi. Warm angezogen wagt sie sich ins Schneegestöber <strong>und</strong> wälzt unterwegs die alljährlich wiederkehrende Frage: Was schenke ich wem Hoppla, jetzt wäre sie fast über den Suppentopf der Heilsarmee gestolpert. Sie spendet <strong>eine</strong>n Obulus <strong>und</strong> geht weiter. Obdachlose fragen nach ein bisschen Münz für die Notschlafstelle. „Vielleicht kümmert sich ja die Heilsarmee um diese Menschen“ denkt Olga, im übrigen hat sie gerade k<strong>eine</strong> Münzen griffbereit. Daheim findet sie im Briefkasten <strong>eine</strong> Einladung zur Senioren-Weihnachtsfeier. „Ob Erna da wohl hingeht Auf k<strong>eine</strong>n Fall will ich dort mir ihr zusammentreffen, es wäre zu peinlich“ sinniert Olga. „Aber eigentlich würde ich schon gerne teilnehmen, es gibt immer ganz f<strong>eine</strong>n Christstollen zum Tee. Auch die Blockflötenmelodien <strong>und</strong> die weihnächtlichen Geschichten gefallen mir jeweils. Ich bin richtig in der Zwickmühle.“ Beim Stöbern im Wandschrank stösst Olga auf <strong>eine</strong>n alten Hut, den noch ihre Mutter getragen hat. Auch ein Muff aus Kaninchenfell kommt zum Vorschein. Sie setzt den Hut zum Spass auf. „Eigentlich wirkt der ganz modern, den könnte ich doch tragen. Den Muff schenke ich m<strong>eine</strong>r Nichte, die steht auf Retromode.“ Das Telefon klingelt. Als Olga abnimmt, stockt ihr der Atem. Erna ist dran. „Hör zu, Olga, es lässt mir k<strong>eine</strong> Ruhe mehr. Ich muss unbedingt mit dir reden. Letzte Nacht hatte ich <strong>eine</strong>n Traum. Du standest im Garten, hattest <strong>eine</strong> Motorsäge in den Händen <strong>und</strong> warst im Begriff, den Quittenbaum abzusägen. Ich schrie aus Leibeskräften „hör auf damit“, aber du hast dich gebückt <strong>und</strong> gesägt, bis der schöne Baum krachend zu Boden fiel. Dann bin ich schweisstriefend erwacht. Es tut mir so leid, dass ich mich so stur verhalten habe. Im Gr<strong>und</strong>e erfreue ich mich doch auch jedes Frühjahr an den zarten Blüten d<strong>eine</strong>s Quittenbaumes. Im Traum habe ich nun gesehen, welch wüste Lücke entstehen würde, wenn der Baum nicht mehr da wäre. Du hast ja sogar vorgeschlagen, dass du mir jedes Jahr ein paar Gläser Quittengelée über den Gartenhag schenken würdest. Wollen wir nicht wieder Frieden schliessen“ Olga hat sich inzwischen soweit gefasst, dass sie antworten kann: „Nichts lieber als das, Erna, du hast ja k<strong>eine</strong> Ahnung wie froh ich bin. Übrigens, hast du auch <strong>eine</strong> Einladung für die Senioren- Weihnachtsfeier erhalten Da könnten wir doch zusammen hingehen. Was meinst du“ „Das ist <strong>eine</strong> gute Idee. Ich habe noch ein Paar handgestrickte Socken, die ich fürs Glücksfischen spendieren kann. Also, abgemacht, wir treffen uns am Freitag um viertel vor zwei.“ „Mizi, du kannst dir nicht vorstellen, wie leicht mir ums Herz ist. Nun brauche ich nicht mehr jedes Mal abzuklären, ob Erna vielleicht gerade draussen ist, bevor ich mit dem Abfall zum Kompost gehe. Ich freue mich so, dass der Streit beigelegt ist. Du musst auch etwas von m<strong>eine</strong>m Glück spüren, die bekommt heute <strong>eine</strong> extra grosse Portion Wiskas. Stimmt es eigentlich, dass Katzen das kaufen würden“ Mizi ist heute nicht besonders mitteilsam, schleckt aber mit Genuss ihren Futternapf leer. Zwei Tage später überlegt Olga länger also gewöhnlich, was sie für die Feier anziehen könnte. Wie wär’s mit grauen Hosen dem dunkelroten Pulli Da käme das silberne Collier, das sie von ihrer Mutter geerbt hat, schön zur Geltung. Punkt viertel von zwei sieht sie Erna aus der Tür kommen. Sie gibt sich <strong>eine</strong>n Ruck <strong>und</strong> geht auf die Nachbarin zu. „Wie konnten wir den Streit nur so lange anstehen lassen Ich verstehe es heute nicht mehr“, sagt Erna. „Schwamm drüber, Hauptsache, wir verstehen uns jetzt wieder.“ Einträchtig machen sich die beiden auf den Weg <strong>und</strong> geniessen die besinnliche Feier. Am Schluss stimmen sie aus voller Kehle ein „...<strong>und</strong> Frieden auf Erden“.