Bemerkungen zu den Funde der Przeworsk-Kultur in ...
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<strong>Bemerkungen</strong> <strong>zu</strong> <strong>den</strong> <strong>Funde</strong> <strong>der</strong> <strong>Przeworsk</strong>-<strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Mitteldeutschland...<br />
51<br />
waren. Die Jastorf-<strong>Kultur</strong> betreffend,<br />
sche<strong>in</strong>t diese Vermutung durch die Analyse<br />
<strong>der</strong> Relation zwischen dem Alter des Verstorbenen<br />
und <strong>der</strong> Größe des Gefäßes, <strong>in</strong><br />
dem er bestattet wurde, bestätigt <strong>zu</strong> se<strong>in</strong>. Sie<br />
wurde für zwei wichtige Gräberfel<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Jastorf-<strong>Kultur</strong> im Mitteldeutschland: Börnicke,<br />
Lkr. Havelland, (Re<strong>in</strong>bacher 1963) und<br />
Gräfenha<strong>in</strong>ichen, Lkr. Wittenberg (Gustavs<br />
1976) durchgeführt 8 . Die Ergebnisse dieser<br />
Analyse wur<strong>den</strong> auf <strong>den</strong> Abbildungen 7 und<br />
8 dargestellt. Es lässt sich e<strong>in</strong>e deutliche<br />
Beziehung zwischen <strong>der</strong> Urnegröße und<br />
dem Alter des Verstorbenen erfassen. Diese<br />
Korrelation ist im gleichen Grad an bei<strong>den</strong><br />
untersuchten Gräberfel<strong>der</strong>n <strong>zu</strong> sehen. Ähnliche<br />
Beobachtungen wur<strong>den</strong> auch für die<br />
Gräberfel<strong>der</strong> aus dem Nordteil <strong>der</strong> Jastorf-<br />
<strong>Kultur</strong> gemacht (Knöpke 2005).<br />
Die Deutung <strong>der</strong> oben erfassten Beziehung<br />
zwischen <strong>der</strong> Urnengröße und dem<br />
Alter <strong>der</strong> Verstorbenen kann unterschiedlich<br />
se<strong>in</strong>. Als erstes ist <strong>zu</strong> erwägen, ob sie e<strong>in</strong>e<br />
re<strong>in</strong> praktische Erklärung hat, also ob die<br />
Urnegröße von <strong>der</strong> Menge <strong>der</strong> Überresten<br />
des Verstorbenen abhängig war. Die Menge<br />
<strong>der</strong> verbrannten Knochen könnte sowohl<br />
durch biologische (z.B. die Körpergroße),<br />
als auch kulturelle Faktoren (z.B. die unterschiedlichen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Kremation<br />
o<strong>der</strong> unterschiedliche Sorgfältigkeit bei<br />
dem Sammeln <strong>der</strong> Knochen nach <strong>der</strong> Kremation)<br />
bee<strong>in</strong>flusst wer<strong>den</strong>. Die deutlichen<br />
Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Knochenmenge <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>er Alterskategorie könnten dabei<br />
8<br />
Für die Beschreibung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Alterskategorien<br />
wur<strong>den</strong> die Term<strong>in</strong>e verwendet, die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Publikationen<br />
dieser Gräberfel<strong>der</strong> vorkommen. Für das Gräberfeld<br />
Börnicke wurde die Teilung <strong>in</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong>-,<br />
die Jugendlichen- und die Erwachsenenbestattungen<br />
angenommen. Im Falle des Gräberfeldes <strong>in</strong> Gräfenha<strong>in</strong>ichen,<br />
wo <strong>der</strong> Alter des Verstorbenen <strong>in</strong> Jahren angegeben<br />
wird, wurde e<strong>in</strong>e apriorische Teilung <strong>in</strong> die Altersgruppen<br />
0 –10, 10 –20, 20 –30, 30 – 40, 40 – 50 und<br />
50 – 60 Jahre angenommen.<br />
auf e<strong>in</strong>e größere Bedeutung des zweiten<br />
genannten Faktors h<strong>in</strong>weisen. Die Beziehung<br />
zwischen <strong>der</strong> Urnegröße und <strong>der</strong> Knochenmenge<br />
wurde hier <strong>in</strong> Anlehnung an die<br />
<strong>Funde</strong> aus dem Gräberfeld aus Gräfenha<strong>in</strong>ichen<br />
untersucht. Die Analyse wurde für die<br />
Altersgruppe 20 – 40 Jahre durchgeführt. In<br />
<strong>der</strong> untersuchten Gruppe wur<strong>den</strong> ke<strong>in</strong>e Korrelationen<br />
zwischen <strong>der</strong> Knochenmenge und<br />
<strong>der</strong> Urnengröße festgestellt (Abb. 9). Es ist<br />
daher aus<strong>zu</strong>schließen, dass die bestimmte<br />
Größe <strong>der</strong> als Urnen gebrauchten Gefäße e<strong>in</strong>en<br />
re<strong>in</strong> praktischen Charakter hatte, <strong>der</strong> mit<br />
dem Bedürfnis <strong>der</strong> Unterbr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Knochenmenge verbun<strong>den</strong> wäre.<br />
Der obige Schluss för<strong>der</strong>t auch die Analyse<br />
<strong>der</strong> Doppel- und Dreierbestattungen auf <strong>den</strong><br />
Gräberfel<strong>der</strong>n <strong>in</strong> Börnicke und Gräfenha<strong>in</strong>ichen<br />
(vgl. Abb. 7 und 8). Angenommen e<strong>in</strong>e<br />
re<strong>in</strong> praktische Deutung des Verhältnisses<br />
zwischen <strong>der</strong> Urnengröße und dem Alter<br />
des Verstorbenen sei <strong>zu</strong>lässig, dann wäre <strong>zu</strong><br />
erwarten, dass die Urnengröße bei solchen<br />
Bestattungen entsprechend größer se<strong>in</strong> wird.<br />
In diesem Fall sollte die Gefäßgröße <strong>der</strong><br />
Zahl und dem Alter <strong>der</strong> <strong>in</strong> ihm bestatteten<br />
Individuen angemessen se<strong>in</strong>. Anhand <strong>der</strong><br />
Analyse <strong>der</strong> Doppel- und Dreierbestattungen<br />
aus bei<strong>den</strong> erwähnten Gräberfel<strong>der</strong>n ist<br />
jedoch fest<strong>zu</strong>stellen, dass die Größe dieser<br />
Urnen grundsätzlich <strong>den</strong> Normen entspricht<br />
die für die E<strong>in</strong>zelbestattungen <strong>der</strong> Individuen<br />
im Alter von 20 – 40 Jahren typisch s<strong>in</strong>d.<br />
Unter <strong>den</strong> untersuchten Doppel- und Dreierbestattungen<br />
9 waren drei Bestattungen<br />
e<strong>in</strong>es Erwachsenen und e<strong>in</strong>es Säugl<strong>in</strong>gs 10 ,<br />
e<strong>in</strong> – zwei Erwachsenen und e<strong>in</strong>es Säugl<strong>in</strong>gs<br />
11 , zwei dagegen – e<strong>in</strong>es Erwachsenen<br />
und e<strong>in</strong>es älteren K<strong>in</strong>des (7 – 14 Jahre) 12 .<br />
9<br />
Hier wur<strong>den</strong> nur diese Gräber berücksichtigt, bei <strong>den</strong>en<br />
Form und Dimensionen sich rekonstruieren ließen.<br />
10<br />
Gräber 41, 49 und 66 (Gustavs 1976, 68-69, 71, 77).<br />
11<br />
Grab 60 (Gustavs 1976, 75).<br />
12<br />
Gräber 84 und 94 (Gustavs 1976, 83, 86).