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Bemerkungen zu den Funde der Przeworsk-Kultur in ...

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56 Michał Kasiński<br />

des Bestattungsritus bestimmten Verhaltens<br />

o<strong>der</strong> möglicherweise e<strong>in</strong>e Wi<strong>der</strong>spiegelung<br />

e<strong>in</strong>er weiteren, allgeme<strong>in</strong>en Wahrnehmungsweise<br />

<strong>der</strong> Lebenswirklichkeit ist,<br />

die u.a. im Bestattungsritus se<strong>in</strong>e Prägung<br />

h<strong>in</strong>terließ. Es sei jedoch unterstreichen, dass<br />

die erfasste Verb<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong> Zeugnis e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> ganzen Population geme<strong>in</strong>samen und<br />

nach e<strong>in</strong>er Schablone arbeiten<strong>den</strong> Zuschreibungsweise<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten Bedeutung<br />

(<strong>der</strong> Alter des Verstorbenen) <strong>zu</strong> e<strong>in</strong>em Symbol<br />

(die Urnedimension) ist.<br />

Der obige Zusammenhang zwischen <strong>der</strong><br />

Urnengröße und dem Alter des Verstorbenen<br />

hatte direkten E<strong>in</strong>fluss auf das Aufkommen<br />

<strong>der</strong> großen Varianten <strong>der</strong> Tassen TD I im<br />

Mittelelbegebiet und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gubener Gruppe.<br />

Dieser Prozess trat allmählich e<strong>in</strong>, was<br />

die Beobachtungen <strong>zu</strong>m Gräberfeld Gräfenha<strong>in</strong>ichen<br />

bestätigen. Die kle<strong>in</strong>en Tassen<br />

kommen <strong>in</strong> <strong>der</strong> älteren Phase dieses Gräberfeldes<br />

vor, die mit dem jüngeren Abschnitt<br />

<strong>der</strong> Stufe LT C <strong>zu</strong> synchronisieren ist. Sie<br />

wur<strong>den</strong> dann als Urnen <strong>in</strong> <strong>den</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gräbern<br />

benutzt. Erst <strong>in</strong> LT D1 kommen die<br />

großen Tassen TD I vor, die <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

mit <strong>den</strong> Erwachsenengräbern stehen. Das<br />

ergibt annährend zwei Hauptetappen <strong>der</strong><br />

Adaptierung <strong>der</strong> Gefäßen TD I <strong>in</strong> Mittelelbegebiet.<br />

Die erste umfasst das Moment, als<br />

die oben genannte Form von <strong>den</strong> e<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>ten<br />

Populationen <strong>der</strong> <strong>Przeworsk</strong>-<strong>Kultur</strong><br />

übernommen wurde. In <strong>der</strong> zweiten Etappe<br />

wurde diese Form modifiziert und an <strong>den</strong><br />

lokalen Bestattungsritus angepasst, so dass<br />

sie <strong>in</strong> <strong>den</strong> lokalen Keramiksatz vollständig<br />

e<strong>in</strong>geschlossen wurde.<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wahrsche<strong>in</strong>lichsten Transmissionsmechanismen<br />

<strong>der</strong> neuen Muster im<br />

Bereich <strong>der</strong> Keramikherstellung konnte<br />

Heiratsaustausch zwischen <strong>den</strong> e<strong>in</strong>geborenen<br />

und e<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>ten Gesellschaften<br />

se<strong>in</strong>. Von <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur angenommenen<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ng ausgehend, dass die<br />

Haustöpferei <strong>zu</strong> <strong>den</strong> durch Frauen ausübten<br />

Tätigkeiten gehörte (Knopf 2002, 182,<br />

189 –191; Rodzińska-Nowak 2006, 232),<br />

ist <strong>zu</strong> vermuten, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>be<strong>zu</strong>g <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

fremde <strong>Kultur</strong>tradition vertreten<strong>den</strong> Frauen<br />

<strong>in</strong> die lokale Gesellschaft e<strong>in</strong>e Spur im Keramiksatz<br />

dieser Gesellschaft lassen müsste.<br />

Der Prozess <strong>der</strong> Adaptation <strong>der</strong> frem<strong>den</strong><br />

Muster müsste dann vor allem die Keramikformen<br />

betreffen, die <strong>in</strong> bei<strong>den</strong> <strong>Kultur</strong>milieus<br />

die größten Ähnlichkeiten aufwiesen.<br />

Zu solchen Formen gehören eben die hier<br />

besprochenen Tassen TD I, die am besten<br />

<strong>den</strong> Parametern <strong>der</strong> für die Jastorf-<strong>Kultur</strong><br />

typischen Gefäße entsprechen.<br />

Es sei unterstrichen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Frauengräber mit <strong>den</strong> im Keramik-Stil<br />

<strong>der</strong> <strong>Przeworsk</strong>-<strong>Kultur</strong> hergestellten Gefäßen<br />

die regionalen, für die Jastorf-<strong>Kultur</strong> charakteristischen<br />

Trachtelemente vorkommen,<br />

es fehlen dagegen ähnliche Elemente, die<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Przeworsk</strong>-<strong>Kultur</strong> verbun<strong>den</strong> wären.<br />

Das betrifft vor allem die stabförmigen<br />

Riemenkappegürtelhaken (vgl. Hachmann<br />

1957, Karte 7) und die relativ zahlreichen<br />

Fibeln G nach Kostrzewski, die vor allem<br />

für Mitteldeutschland und die Oksywie-<strong>Kultur</strong><br />

charakteristisch s<strong>in</strong>d. Es fehlt dagegen<br />

ihrer aus Eisen hergestellten Entsprechungen,<br />

d.h. <strong>der</strong> Fibel H nach Kostrzewski, die<br />

für die <strong>Przeworsk</strong>-<strong>Kultur</strong> typisch s<strong>in</strong>d (vgl.<br />

Bockius, Łuczkiewicz 2004, Karte 9 –10).<br />

Das Vorkommen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Frauengräbern <strong>der</strong><br />

lokalen, für die Jastorf-<strong>Kultur</strong> charakteristischen<br />

Trachtelemente <strong>zu</strong>sammen mit <strong>den</strong><br />

im Keramikstil <strong>der</strong> <strong>Przeworsk</strong>-<strong>Kultur</strong> hergestellten<br />

Gefäßen könnte e<strong>in</strong> weiterer Anhaltspunkt<br />

für <strong>den</strong> Akkulturationsprozess<br />

se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> u.a. auf dem Weg des Heirataustausches<br />

verlaufen konnte. In <strong>der</strong> Gegenstandsliteratur<br />

wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass <strong>der</strong><br />

Heirataustausch zwischen benachbarten<br />

Populationen e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wichtigen Faktoren<br />

ist, die <strong>zu</strong>r Herausbildung e<strong>in</strong>er Zonen führen<br />

konnten, die sich mit <strong>der</strong> weitgehen<strong>den</strong><br />

<strong>Kultur</strong>vere<strong>in</strong>heitlichung, auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>

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