Energie aus der Nordsee - Wintershall AG
Energie aus der Nordsee - Wintershall AG
Energie aus der Nordsee - Wintershall AG
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<strong>Energie</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Nordsee</strong><br />
Die Erdgasför<strong>der</strong>plattform A6-A<br />
Wir för<strong>der</strong>n Zukunft.
1 Vorwort<br />
2 Die Erdgasför<strong>der</strong>plattform A6-A<br />
4 Die Geschichte<br />
5 Die Lage<br />
6 Die Geologie<br />
8 Die Konstruktion<br />
10 Arbeit und Leben offshore<br />
16 Erdgas ist nicht nur Erdgas<br />
17 Die För<strong>der</strong>technik<br />
18 Crew und Umwelt haben Vorrang<br />
20 Sicherheit im Offshore-Betrieb<br />
24 Zeittafel
Vorwort<br />
Einladung zum Kennenlernen<br />
Wären Offshore-Anlagen nicht grundsätzlich mit einem Standort-Code <strong>aus</strong><br />
Buchstaben und Ziffern benannt – wir von <strong>Wintershall</strong> hätten <strong>der</strong> För<strong>der</strong>plattform<br />
A6-A einen stolzeren Namen gegeben. Denn stolz sind wir auf<br />
diese Anlage allemal. Wie beim Diamanten, <strong>der</strong> seine strahlende Schönheit<br />
nicht dem Verkäufer, son<strong>der</strong>n dem Schleifer verdankt, gilt schließlich auch<br />
in unserer Branche das Finden, För<strong>der</strong>n und Aufbereiten von Erdgas immer<br />
noch als das Meisterstück des Geschäfts.<br />
Für <strong>Wintershall</strong> ist die Plattform A6-A die erste, in Eigenverantwortung<br />
betriebene Erdgasför<strong>der</strong>plattform in <strong>der</strong> deutschen <strong>Nordsee</strong>. Mehr noch:<br />
Vom ersten seismischen „Blick“ tief unter den Grund <strong>der</strong> <strong>Nordsee</strong> über die<br />
Probebohrungen bis zur Errichtung <strong>der</strong> Plattform waren es die Geophysiker<br />
und Geologen, Ingenieure und Betriebswirte von <strong>Wintershall</strong>, die die Erschließung<br />
<strong>der</strong> Lagerstätte geplant und begleitet haben. Deshalb ist die<br />
stählerne Insel auf hoher See für uns mehr als eine Zapfanlage für <strong>Energie</strong>.<br />
Sie ist Sinnbild und Beweis unserer Offshore-Kompetenz, die wir zum Nutzen<br />
unseres Unternehmens weiter <strong>aus</strong>bauen und vertiefen wollen.<br />
Mit dieser Broschüre möchten wir Sie einladen, die Arbeit und das Leben<br />
auf unserer Offshore-Anlage kennen zu lernen. Stechen Sie mit uns in See.<br />
Begleiten Sie uns auf den folgenden Seiten zur För<strong>der</strong>plattform A6-A.<br />
1
Die Erdgasför<strong>der</strong>plattform A6-A<br />
Funktional vom Scheitel bis zum Wasserspiegel: Am Rande des „Entenschnabels“,<br />
dem äußersten Ende des deutschen Nutzungsbereichs <strong>der</strong><br />
<strong>Nordsee</strong>, steht seit Sommer 2000 die Erdgasför<strong>der</strong>plattform A6-A.<br />
Hier ankert neben <strong>der</strong> Offshore-Anlage ein Drilling Rig, mit dem weitere<br />
Bohrungen bis zur Erdgas führenden Gesteinsschicht in den Meeresboden<br />
getrieben werden. Dabei müssen die Bohrmeißel bis auf eine Tiefe von<br />
mehr als 4.500 Metern vordringen.<br />
3
4Die Geschichte<br />
Das „Unternehmen Entenschnabel“<br />
Die nautische Position 3°59’40” Ost/55°47’29” Nord, gut 160 Meilen nordwestlich<br />
<strong>der</strong> Elbmündung, war für die Erdgasgewinnung früher ein unwichtiger<br />
Fleck auf <strong>der</strong> Seekarte. Obwohl von zahlreichen ertragreichen Vorkommen<br />
umgeben, galt das einzige im deutschen <strong>Nordsee</strong>sektor existierende Gasfeld<br />
als unwirtschaftlich. Erst mit <strong>der</strong> Möglichkeit, die bestehende NOGAT-<br />
Pipeline zum Festland zu nutzen, wurde die Erschließung des 1974 entdeckten<br />
Felds A6-A attraktiv.<br />
Das Ergebnis dieser Entwicklung erhebt sich weithin sichtbar über den<br />
Horizont: die För<strong>der</strong>anlage A6-A, von <strong>Wintershall</strong> errichtet und betrieben.<br />
Nach nur 18 Monaten Bauzeit hat sie im September 2000 die Erdgasproduktion<br />
aufgenommen. Das Feld A6-A ist eine <strong>der</strong> ergiebigsten deutschen<br />
Erdgasquellen und hat einen Anteil von knapp drei Prozent an <strong>der</strong> Erdgasför<strong>der</strong>ung<br />
in <strong>der</strong> Bundesrepublik.<br />
Der Erdgasfund im „Entenschnabel“, dem äußersten Ende des <strong>Nordsee</strong>sektors<br />
deutscher Nutzung, wurde durch das „Deutsche <strong>Nordsee</strong>-Konsortium“<br />
erschlossen. Die vier Konsortialpartner sind die BEB Erdgas und Erdöl<br />
GmbH (40,45 %), die EWE <strong>AG</strong> (2,50 %), die RWE Dea <strong>AG</strong> (7,10 %) und die<br />
<strong>Wintershall</strong> Holding <strong>AG</strong> (49,95 %). Das Konsortium hat unser Unternehmen<br />
mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Anlage und <strong>der</strong>en För<strong>der</strong>betriebsführung beauftragt.<br />
Laut Vertrag wird das <strong>aus</strong> dieser Lagerstätte geför<strong>der</strong>te Gas vollständig<br />
an die N. V. Ne<strong>der</strong>landse Gasunie geliefert.<br />
Die Anlage ist das erste Offshore-Projekt in den internationalen Gewässern<br />
des von Deutschland beanspruchten Teils <strong>der</strong> <strong>Nordsee</strong>. Mit ihr wurde eine<br />
Infrastruktur geschaffen, die auch die Erschließung weiterer Erdgasvorkommen<br />
in benachbarten Seegebieten ermöglicht. Das Projekt schafft Arbeitsplätze<br />
für hoch qualifiziertes Personal und Offshore-Know-how in Deutschland.<br />
Darüber hin<strong>aus</strong> festigt <strong>der</strong> Erfolg als Offshore-Operator den guten Ruf unseres<br />
Unternehmens, nicht nur bei den Global Playern im Öl- und Gasgeschäft,<br />
son<strong>der</strong>n auch bei unseren Geschäftspartnern. Sie können auf die Kompetenz<br />
von <strong>Wintershall</strong> vertrauen.<br />
Über 2.500 Meter tief fraß sich <strong>der</strong><br />
Meißel <strong>der</strong> Bohrinsel „Transocean<br />
Nordic“ in den <strong>Nordsee</strong>boden.
Die Lage<br />
(N)<br />
(UK)<br />
(DK)<br />
A6/B4<br />
A6/F3<br />
Kondensatleitung<br />
A6/F3 Gasleitung<br />
F3/FB<br />
(D)<br />
NOGAT-Pipeline<br />
(NL)<br />
Den Hel<strong>der</strong><br />
Um die Angabe nautischer Positionen für die Offshore-Industrie zu vereinfachen,<br />
ist die <strong>Nordsee</strong> in Blöcke aufgeteilt. Die Blöcke sind von zwei<br />
benachbarten Längen- und Breitengraden begrenzt und mit Buchstaben<br />
(gilt für Deutschland und die Nie<strong>der</strong>lande) o<strong>der</strong> Zahlen gekennzeichnet<br />
(bei allen an<strong>der</strong>en <strong>Nordsee</strong>-Anrainerstaaten). Je<strong>der</strong> Block ist in 18 gleich<br />
Amsterdam<br />
große, durchnummerierte Teilblöcke unterteilt. Das Feld A6-A liegt im<br />
Block A6. Als erste Anlage in diesem Block heißt sie „A6-A“ (A für Alpha).<br />
Heute wird alles, das Feld, die Plattform und die För<strong>der</strong>ung, einheitlich<br />
mit A6-A bezeichnet.<br />
5
Die Geologie<br />
Vergangenes Leben spendet <strong>Energie</strong><br />
Das Erdgas, das die Anlage A6-A zutage för<strong>der</strong>t, stammt wie die an<strong>der</strong>en<br />
Erdgasvorkommen in <strong>der</strong> <strong>Nordsee</strong> <strong>aus</strong> dem Erdzeitalter des Oberkarbon –<br />
<strong>aus</strong> einer Zeit vor rund 300 Millionen Jahren. Damals prägten <strong>aus</strong>gedehnte<br />
Sumpflandschaften das Gebiet zwischen dem heutigen England und Norwegen.<br />
Unter tropischen Bedingungen bildeten sich gigantische Mengen an<br />
Biomasse, die teilweise unverwest in den Sümpfen versanken und unter Luftabschluss<br />
zu Torf wurden. In langen geologischen Prozessen überlagerten<br />
Sedimente den Torf. Unter dem Druck <strong>der</strong> über ihm liegenden Gesteinsschichten<br />
und <strong>der</strong> mit zunehmen<strong>der</strong> Tiefe ansteigenden Temperatur verwandelte<br />
sich <strong>der</strong> Torf zunächst in Braun-, später in Steinkohle, das Erdgas-<br />
Muttergestein.<br />
Hauptträger des Gasvorkommens, das sich unterhalb <strong>der</strong> <strong>Nordsee</strong> am Ende<br />
des „Entenschnabels“ über eine Fläche von etwa fünf mal 2,5 Kilometern<br />
erstreckt, sind Zechstein-Karbonate und die Sandsteine des Oberen Jura.<br />
Diese Reservoirgesteine mit ihren <strong>aus</strong>gedehnten Systemen <strong>aus</strong> Poren und<br />
Klüften stammen <strong>aus</strong> einer Zeit großräumiger geologischer Umgestaltung,<br />
die vor 250 Millionen Jahren begann und von Meeresspiegelschwankungen<br />
geprägt war. Im Laufe eines zyklischen Wechsels von Erosion, Sedimentation,<br />
Hebung bzw. Senkung und erneuter Erosion lagerten sich am Boden<br />
eines damaligen flachen Küstengewässers jene Schichten ab, die heute<br />
den bis zu 50 Meter mächtigen Trägerhorizont für das Erdgas bilden. Schließlich<br />
schlossen vor etwa 150 Millionen Jahren undurchlässige Tonschichten<br />
die künftige Lagerstätte deckelartig ab.<br />
Weitere rund 20 Millionen Jahre später begann die Anreicherung von Kohlenwasserstoffen<br />
in den Porensystemen <strong>der</strong> Kalk- und Sandsteine. Dort blieben<br />
sie unangetastet – bis sie <strong>der</strong> Bohrmeißel 1974 in einer Tiefe von 2.500 Metern<br />
unter dem Meeresboden als Erdgas aufspürte.<br />
Crewwechsel: Nach einem zweistündigen<br />
Flug über die <strong>Nordsee</strong><br />
haben die Ingenieure und Techniker<br />
wie<strong>der</strong> „festen Boden“ unter den<br />
Füßen. Eskortiert vom „Helicopter<br />
Landing Officer“ verlassen sie das<br />
Hubschrauberdeck.<br />
6
Die Geologie<br />
Zwischen 1976 und 1988 wurden weitere Probebohrungen durchgeführt.<br />
Fünf Produktionsbohrungen, abgeteuft zwischen Oktober 1999 und Januar<br />
2006, för<strong>der</strong>n das Erdgas zutage. Sie biegen unterhalb 2.000 Meter in<br />
verschiedene Richtungen ab und verlaufen über eine Strecke von 600 bis<br />
800 Metern annähernd horizontal in <strong>der</strong> Trägerschicht.<br />
Derartige Horizontalbohrungen sind heutzutage technischer Standard.<br />
Denn mit dem raffinierten Innenleben mo<strong>der</strong>ner Bohranlagen lässt sich <strong>der</strong><br />
Bohrkopf problemlos steuern: Gleich hinter dem Meißel befindet sich ein<br />
Mess- und Steuerungssystem, das genaue Daten über den Ort des Bohrwerkzeuges<br />
und dessen Lage im Raum an den Steuerstand über Tage<br />
sendet. Auf <strong>der</strong> Basis dieser Daten kann das Bohrteam den Neigungswinkel<br />
des Motors einstellen – auf Werte zwischen null und 2,5 Grad. Beim nachfolgenden<br />
Bohrvorgang än<strong>der</strong>t die Bohrung ihre Neigung allmählich bis in die<br />
Waagerechte. Dabei wird die Neigung so gesteuert, dass die Bohrung dem<br />
Verlauf <strong>der</strong> Trägerschicht folgt. Auf diese Weise wird die Lagerstätte über eine<br />
sehr viel längere Strecke „angezapft“ als bei einer Vertikalbohrung, was die<br />
Anzahl <strong>der</strong> notwendigen Bohrungen reduziert.<br />
Bohrkerne geben Auskunft<br />
über die geologische<br />
Beschaffenheit <strong>der</strong> Lagerstätte.<br />
7
Die Konstruktion<br />
Ein Technikpark auf sechs Etagen<br />
Von Weitem sieht die För<strong>der</strong>anlage A6-A <strong>aus</strong>, als könne sie auf ihren dünnen<br />
Beinen leicht zum Spielball <strong>der</strong> Wellen werden. Doch beim Näherkommen<br />
entpuppt sich das Tragwerk <strong>der</strong> Plattform als stabile Konstruktion, <strong>der</strong>en<br />
Stützen <strong>aus</strong> sechs meterdicken Rohren bestehen. Angeordnet wie die<br />
Sechs auf einem Würfel sind sie 150 Meter im Grund <strong>der</strong> <strong>Nordsee</strong> verankert,<br />
die an dieser Position etwa 48 Meter tief ist. Vertikale und horizontale<br />
Diagonalverbindungen stabilisieren die Anlage, <strong>der</strong>en höchste Spitze<br />
78 Meter <strong>aus</strong> dem Wasser ragt.<br />
Auf sechs Decks verteilen sich die zur Aufbereitung des Erdgases notwendigen<br />
Anlagen, dazu Funktionsräume und Unterkünfte sowie ein Hubschrauber-Landeplatz.<br />
Das unterste sogenannte Subcellar-Deck ist 19 Meter<br />
oberhalb des Meeresspiegels auf die Tragkonstruktion aufgesetzt. Dieser<br />
Abstand dient <strong>der</strong> Sicherheit: Bei schwerem Wetter kann sogar eine sogenannte<br />
Jahrhun<strong>der</strong>twelle mit einer geschätzten Höhe von 15 bis 17 Metern<br />
unter <strong>der</strong> Plattform hindurchrollen, ohne Schaden anzurichten.<br />
Das Subcellar-Deck beherbergt technische Anlagen, hauptsächlich Tanks<br />
und Pumpen, und ein Schlauchboot mit Außenbordmotor. Es ist durch zwei<br />
Außentreppen mit dem darüber liegenden Kellerdeck verbunden. Hier,<br />
knapp 24 Meter über Normalnull, münden die Erdgasför<strong>der</strong>rohre in die Aufbereitungsanlage<br />
und fußt <strong>der</strong> sich über drei Decks erstreckende Mannschaftstrakt.<br />
Im Sockelgeschoss auf dem Kellerdeck befinden sich die zwölf<br />
Schlafräume <strong>der</strong> Plattform. Von dort sind es nur ein paar Schritte zum<br />
unteren <strong>der</strong> beiden Rettungsboote. Vom Kellerdeck <strong>aus</strong> sind alle darüber<br />
liegenden Decks über ein geschlossenes Treppenh<strong>aus</strong> und über Außentreppen<br />
zu erreichen.<br />
8
Knapp 29 Meter über dem Meer beherbergt das sogenannte Mezzanin-Deck<br />
die Kommandozentrale <strong>der</strong> Plattform. Im Kontrollraum, <strong>aus</strong>gerüstet mit Überwachungsmonitoren,<br />
Radarschirmen, Funk- und Telefonanlage, laufen alle<br />
Fäden zusammen. Auf gleicher Ebene liegen <strong>der</strong> Gemeinschaftsraum <strong>der</strong><br />
Crew, eine Kabine mit Fitnessgeräten, Werkstatt, Labor und Instrumentenraum.<br />
Zwischen <strong>der</strong> Außentür des Kontrollraums und dem Treppenh<strong>aus</strong> hängt das<br />
zweite Rettungsboot.<br />
Die Konstruktion<br />
Eine Ebene höher, auf dem 33 Meter über Normalnull eingesetzten Zwischendeck,<br />
liegt <strong>der</strong> Umklei<strong>der</strong>aum <strong>der</strong> Crew. Von draußen durch einen Windfang<br />
eintretend, können die Techniker hier nasses o<strong>der</strong> schmutziges Arbeitszeug<br />
gegen trockene, saubere Kleidung t<strong>aus</strong>chen. In diesem Raum stehen auch<br />
die Waschmaschinen und Trockner. Gleich nebenan befindet sich ein kleiner<br />
Shop für zollfreie Waren sowie <strong>der</strong> Speiseraum, an den sich die Küche und<br />
das Lebensmittel-Vorratslager anschließen. Damit endet <strong>der</strong> Mannschaftstrakt.<br />
Der größte Funktionsraum dieses Decks ist ein 2,5 mal 8 Meter großer<br />
Raum, in dem die analogen Signale aller Messinstrumente in digitale<br />
Daten umgewandelt werden.<br />
Gut 37 Meter hoch über dem Meeresspiegel befindet sich das Hauptdeck,<br />
von dem <strong>der</strong> Schornstein <strong>der</strong> Anlage bis in 78 Meter Höhe aufragt. Abgesehen<br />
von Anlageteilen für die Erdgasaufbereitung, zwei Stromgeneratoren und<br />
einem Notstromaggregat steht hier <strong>der</strong> im März 2003 installierte Verdichter,<br />
<strong>der</strong> den für den Transport des Erdgases zur Plattform F3/FB erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Druck erzeugt. Vom Hauptdeck <strong>aus</strong> bedient die Crew auch den 16-Tonnen-<br />
Kran mit einer Reichweite von 30 Metern. Zwei Treppen führen von hier auf<br />
das Helikopterdeck, den 43 Meter hoch gelegenen, 22 mal 22 Meter großen<br />
Landeplatz <strong>der</strong> Plattform.<br />
Dem Bau <strong>der</strong> Tragkonstruktion folgt<br />
das „Hook-up“: Millimetergenau setzt <strong>der</strong><br />
Schwimmkran „Thialf“ die 3.100 Tonnen<br />
schwere Plattform auf das „Jacket“.<br />
9
11Arbeit und Leben offshore
Arbeit und Leben offshore<br />
Routinejob mit guten Aussichten<br />
An das, was für alte Hasen ein Job wie je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ist, müssen Neulinge sich<br />
erst gewöhnen. An den Weg zur Arbeit etwa: zwei Stunden im dröhnenden<br />
Hubschrauber über die graue <strong>Nordsee</strong> mit anschließen<strong>der</strong> Landung auf einem<br />
winzig <strong>aus</strong>sehenden Helikopterdeck, 43 Meter hoch über den Wellen. O<strong>der</strong><br />
an den Wind, <strong>der</strong> die Arbeit in <strong>der</strong> luftigen Höhe einer För<strong>der</strong>plattform begleitet:<br />
Bei drei Beaufort zupft er nur an <strong>der</strong> Kleidung, ab Stärke sechs reißt er<br />
Worte von den Lippen o<strong>der</strong> Türen <strong>aus</strong> den Händen und von neun Beaufort<br />
an aufwärts verwandelt er jede Offshore-Anlage in den ungemütlichsten Platz<br />
im Meer.<br />
Zweimal pro Woche fliegt <strong>der</strong> Helikopter zum äußersten Ende des „Entenschnabels“,<br />
um einen Teil <strong>der</strong> Crew <strong>der</strong> A6-A <strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen. Sie besteht<br />
insgesamt <strong>aus</strong> acht technischen Mitarbeitern, einem Koch und einem<br />
Helfer. Für Jobs 300 Kilometer fernab <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>ländischen Küste haben sich<br />
bisher nur Männer gefunden – alles Deutsche o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>. Die Amtssprache<br />
an Bord <strong>der</strong> A6-A ist jedoch we<strong>der</strong> Deutsch noch Nie<strong>der</strong>ländisch,<br />
son<strong>der</strong>n Englisch, wie auf den meisten Offshore-Anlagen.<br />
So heißt <strong>der</strong> Chef <strong>der</strong> Crew „Head of Mining Installation“ (HMI). Als ranghöchster<br />
Entscheidungsträger an Bord leitet er den Betrieb und trägt die Verantwortung<br />
für die Sicherheit von Personal und Anlage. Seine „Kommandozentrale“,<br />
vergleichbar mit <strong>der</strong> Brücke auf einem Schiff, ist <strong>der</strong> Kontrollraum drei<br />
Stockwerke unterhalb des Helikopterdecks. Von dort <strong>aus</strong> wird auf Monitoren<br />
die Steuerung des gesamten För<strong>der</strong>prozesses überwacht, per Radar <strong>der</strong><br />
Schiffsverkehr rund um die Plattform beobachtet und <strong>der</strong> gesamte Funkverkehr<br />
sowie die Kommunikation abgewickelt.<br />
Materialpflege gehört zu<br />
den Routinetätigkeiten auf<br />
<strong>der</strong> Plattform A6-A.<br />
12
Der Chef <strong>der</strong> För<strong>der</strong>insel hat einen Assistenten, <strong>der</strong> ihn bei Abwesenheit<br />
vertritt und darüber hin<strong>aus</strong> die Arbeit auf <strong>der</strong> Plattform koordiniert. In Abstimmung<br />
mit dem HMI ordnet er die verschiedenen Kontrollen an und verteilt<br />
Pflege- und Reparaturarbeiten. Der Assistent ist auch für die Verwaltung<br />
zuständig, vor allem für die Führung <strong>der</strong> Logbücher, die Auskunft über das<br />
Ergebnis <strong>der</strong> regelmäßigen Funktionstests geben.<br />
Arbeit und Leben offshore<br />
Da die Anlage automatisch läuft, besteht die Arbeit auf <strong>der</strong> Plattform hauptsächlich<br />
in <strong>der</strong> Überwachung, Wartung und Störungsbeseitigung. Während<br />
Druckmessungen, Temperaturen und Pegelstände in Tanks und Leitungen<br />
permanent auf den Monitoren im Kontrollraum zu sehen sind, müssen an<strong>der</strong>e<br />
Anlagenteile vor Ort geprüft werden. Checklisten legen fest, welche Einrichtung<br />
die Crew wann zu kontrollieren hat. So stehen auf <strong>der</strong> Wochenliste fast<br />
zwei Dutzend Punkte, darunter das Nebelhorn <strong>der</strong> Plattform, die Dieselaggregate,<br />
die Betäubungsmittel im Bordhospital o<strong>der</strong> die Sprinkleranlage.<br />
An<strong>der</strong>e Einrichtungen kommen monatlich, einmal im Quartal, halbjährlich<br />
o<strong>der</strong> jährlich auf den Prüfstand.<br />
Die umfangreichen Kontrollarbeiten, dazu die tägliche Überwachung <strong>der</strong><br />
Elektronik und <strong>der</strong> Steuerungsprogramme sowie anfallende Reparaturen<br />
sind Aufgabe <strong>der</strong> sechs Techniker an Bord <strong>der</strong> Plattform. Von Beruf meist<br />
Elektroniker o<strong>der</strong> Mechaniker, sind sie so umfassend <strong>aus</strong>gebildet, dass<br />
sie jede anfallende Arbeit <strong>aus</strong>führen können. Offshore ist je<strong>der</strong> von ihnen<br />
für eine Spezialdisziplin zuständig, muss aber auch für „interdisziplinäre“<br />
Arbeiten zur Verfügung stehen. In gut <strong>aus</strong>gerüsteten Werkstätten finden<br />
die Techniker alles, was sie an Werkzeug und Material benötigen.<br />
Was dennoch fehlt, bringt ein Schiff. Es benötigt für die Fahrt zur Plattform<br />
16 Stunden. Vom frischen Gemüse über den Schweißdraht bis zum Toilettenpapier<br />
findet sich so ziemlich alles auf dem „Einkaufszettel“, den die Crew<br />
von Zeit zu Zeit an die Ausrüstungszentrale <strong>der</strong> <strong>Wintershall</strong> in Ijmuiden bei<br />
Amsterdam schickt.<br />
13
Arbeit und Leben offshore<br />
Um das leibliche Wohl <strong>der</strong> Crew kümmern sich <strong>der</strong> „Smutje“ und sein Helfer.<br />
Eine perfekt eingerichtete Küche bietet dem Koch alle Möglichkeiten, die<br />
Crew zu verwöhnen. Der Helfer packt in <strong>der</strong> Küche mit an, deckt im Speiseraum<br />
ein und ab, bedient Spül- und Waschmaschine und reinigt die Kammern<br />
<strong>der</strong> Mannschaft.<br />
Der Arbeitstag auf <strong>der</strong> Plattform beginnt morgens um acht und endet um<br />
20 Uhr. Und wer zwölf Stunden am Stück arbeitet, zeitweilig bei Wind und<br />
Wetter auf den ungeschützten Außendecks, <strong>der</strong> freut sich auf die Unterbrechung<br />
durch ein leckeres Essen. Nicht nur deshalb hat auf hoher See die<br />
Verpflegung eine ganz beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Gutes Essen und die gemeinsam<br />
eingenommenen Mahlzeiten entschädigen ein wenig für den fehlenden<br />
Kontakt mit Angehörigen während des einwöchigen Aufenthalts auf See.<br />
Der Koch <strong>der</strong> A6-A bringt täglich vier Mahlzeiten auf den Tisch – und zwar<br />
vom Feinsten. Da kann es zum zweiten Frühstück schon mal Käsesoufflé<br />
geben, zum Mittagessen Bohnensuppe, Crêpe Suzette und gemischten Salat,<br />
später zum Abendessen schließlich Lammroulade mit Rotkohl und Reis.<br />
Doch damit nicht genug: Zwischen den Mahlzeiten stehen für die Crew ständig<br />
heißer Kaffee und wahlweise Kuchen o<strong>der</strong> Speiseeis bereit. Nur Bier und<br />
Wein bietet die Küche nicht an: Alkohol ist auf <strong>der</strong> Plattform streng verboten.<br />
Das gilt auch für die Freiwache von 20 Uhr bis zum nächsten Morgen um<br />
acht. Auf kleinere Störungen reagiert das System durch Abschalten des<br />
entsprechenden Programmsegments. Störfälle, die die laufende Erdgaslieferung<br />
o<strong>der</strong> sogar die Sicherheit <strong>der</strong> Anlage und <strong>der</strong> Besatzung bedrohen<br />
könnten, lösen einen akustischen und optischen Alarm <strong>aus</strong>.<br />
Für die Freizeit steht <strong>der</strong> Crew ein großer, wohnlich eingerichteter Raum mit<br />
Fernseher und DVD-Player zur Verfügung. Auf demselben Deck lädt ein Fitnessraum<br />
zum Trimmen ein.<br />
14
Wer we<strong>der</strong> fernsehen noch Sport treiben mag, kann sich auf dem bereitgestellten<br />
PC mit Spielen vergnügen o<strong>der</strong> sich auch in die eigene Kammer<br />
zurückziehen. Die mit Nasszelle, Stockbetten, Schrank und kleinem<br />
Schreibtisch eingerichteten Schlafräume sind zwar für zwei Personen <strong>aus</strong>gelegt,<br />
aber im Regelbetrieb nur von einer Person besetzt. Hier können Crewmitglie<strong>der</strong><br />
ungestört lesen o<strong>der</strong> mit ihren Angehörigen telefonieren.<br />
Arbeit und Leben offshore Offshore<br />
Es sei denn, draußen bläst ein solcher Sturm, dass <strong>der</strong> Lärm den Menschen<br />
an Bord selbst das Lesen o<strong>der</strong> Telefonieren verleidet. Dann wird es zwar<br />
ungemütlich, aber dennoch nicht gefährlich. Denn die Konstruktion <strong>der</strong> Plattform<br />
ist so <strong>aus</strong>gelegt, dass sie selbst einer Jahrhun<strong>der</strong>twelle trotzen kann.<br />
Das Schlimmste, was <strong>der</strong> Besatzung in einem solchen Fall passieren könnte,<br />
wäre eine verspätete Ablösung. Aber auch für diesen Fall ist vorgesorgt:<br />
Die Vorräte reichen für mindestens zehn Tage.<br />
Gutes Essen hält die Crew bei Laune,<br />
beson<strong>der</strong>s, wenn es draußen stürmt. Mit<br />
einem Menü, das mit <strong>der</strong> Speisekarte<br />
manches guten Restaurants konkurrieren<br />
kann, gewinnt <strong>der</strong> „Smutje“ leicht jeden<br />
Beliebtheitswettbewerb an Bord.<br />
15
Erdgas ist nicht nur Erdgas<br />
16
Abgesehen von den Wohnunterkünften sieht eine Offshore-Anlage zur Erdgasför<strong>der</strong>ung<br />
mit ihren Tanks, Pumpen und Rohrleitungen, den Ventilen und<br />
Armaturen <strong>aus</strong> wie eine Chemiefabrik auf Stelzen. Da macht auch die A6-A<br />
keine Ausnahme. Denn bevor das Gas in die Pipeline gepresst wird, muss<br />
es zunächst den Umweg über die Plattform nehmen. Und das liegt am aufwändigen<br />
Prozess <strong>der</strong> Aufbereitung.<br />
Die För<strong>der</strong>technik<br />
Das Erdgas, das im „Entenschnabel“ geför<strong>der</strong>t wird, kühlt auf dem Weg nach<br />
oben von gut 100 auf etwa 70 Grad Celsius ab, zudem verliert es an Druckenergie,<br />
so dass es zu einem geringen Teil flüssig wird. Dieses Kondensat,<br />
eine Art Leichtöl, muss vom eigentlichen Gas getrennt werden. Zudem enthält<br />
das Rohgas Verunreinigungen <strong>aus</strong> Staub, Kohlendioxid, Stickstoff und<br />
Wasser, die ebenfalls sorgfältig entfernt werden müssen, nicht zuletzt den<br />
Pipelines zuliebe. Denn saure Sekundärstoffe wie kohlensaures Wasser<br />
würden dem Rostfraß Vorschub leisten.<br />
Daher die vielen Metallzylin<strong>der</strong> an Bord <strong>der</strong> Plattform. Die meisten sind nichts<br />
an<strong>der</strong>es als Abscheidegefäße, die unter einem sehr fein regulierten Druckund<br />
Temperaturregime arbeiten. Am Ende muss <strong>der</strong> Druck auf die nötigen<br />
Transportwerte eingestellt werden: maximal 135 bar für das Erdgas und<br />
maximal 200 bar für das Kondensat.<br />
Von <strong>der</strong> Plattform <strong>aus</strong> werden die aufbereiteten Produkte wie<strong>der</strong> nach unten<br />
geleitet: In getrennten Leitungssträngen am Meeresboden fließen Erdgas und<br />
Kondensat 117 Kilometer nach Süden zur nie<strong>der</strong>ländischen Plattform F3/FB.<br />
Auf <strong>der</strong> Plattform F3/FB wird das Erdgas in die NOGAT-Pipeline eingespeist,<br />
die bei Den Hel<strong>der</strong> das nie<strong>der</strong>ländische Festland erreicht. Das Kondensat<br />
fließt zunächst in einen Tank und wird später per Schiff weitertransportiert.<br />
17
19Crew und Umwelt haben Vorrang
Sicherheit im Offshore-Betrieb<br />
Kaum eine Tätigkeit erfor<strong>der</strong>t so viel Vorsicht wie <strong>der</strong> Umgang mit feuergefährlichen<br />
Stoffen. Deshalb – und weil Arbeit auf See zusätzliche Gefahren<br />
birgt – werden an die Sicherheitsstandards von Offshore-Anlagen strengste<br />
Maßstäbe angelegt. Auch auf <strong>der</strong> Plattform A6-A muss <strong>der</strong> Komplex „HSE“<br />
(Health, Safety, Environment, auf Deutsch: Gesundheit, Sicherheit, Umwelt)<br />
höchsten Anfor<strong>der</strong>ungen genügen.<br />
Das spürt ein Besucher schon bei <strong>der</strong> Landung. An beiden Seiten des Helikopterdecks<br />
steht je ein Crewmitglied im feuerfesten Schutzanzug bereit, um<br />
einen eventuellen Brand sofort mit einer Schaumkanone ersticken zu können.<br />
Nachdem die Ankömmlinge in den Wohnraum <strong>der</strong> Plattform geführt worden<br />
sind, belehrt sie <strong>der</strong> Sicherheitsbeauftragte <strong>der</strong> Crew über das Alarmsystem<br />
und richtiges Verhalten im Ernstfall.<br />
Außer durch Helikopterunfälle droht Gefahr hauptsächlich durch den Austritt<br />
von Gas, Kondensat o<strong>der</strong> Treibstoffen, durch Schiffe, die mit <strong>der</strong> Plattform<br />
kollidieren könnten, durch defekte Ausrüstung o<strong>der</strong> bei „Mann über Bord“<br />
und Verletzungen. Der Abwehr dieser Gefahren dienen bauliche Maßnahmen,<br />
spezielle Ausrüstung, personelle Maßnahmen und Verhaltensanweisungen<br />
im Gefahrenfall.<br />
Zu den baulichen Schutzeinrichtungen gehören etwa die Trennung von Mannschaftstrakt<br />
und Betriebsanlagen durch explosions- und feuerfeste Schotten,<br />
spezielle Rettungszonen o<strong>der</strong> Sprinkler in geschlossenen Räumen. Zur<br />
Sicherheits<strong>aus</strong>rüstung zählen Feuerlöscher, Rettungswesten, -inseln und<br />
-boote, Geräte und Material zur medizinischen Versorgung sowie Radarund<br />
Alarmanlagen. Als personelle Maßnahmen gelten <strong>der</strong> Sicherheitsbeauftragte<br />
an Bord sowie ein dreitägiger Kurs, in dem das Offshore-Personal den<br />
Ernstfall auf See probt: Feuerlöschen, Erste Hilfe, Katastrophenmanagement<br />
und das Bedienen von Rettungsbooten. Vor<strong>aus</strong>setzung für Verhaltensanweisungen<br />
im Gefahrenfall sind ein abgestuftes Alarmsystem sowie klar<br />
definierte Verhaltensregeln für bestimmte Gefahrensituationen.<br />
20
Beispiel Kollisionsgefahr: Zwei unabhängige Radaranlagen registrieren lückenlos<br />
den Schiffsverkehr rund um die Plattform. Dringt ein Schiff in die äußere<br />
Sicherheitszone von 15 Seemeilen ein, so geben die Radaranlagen Alarm. Bei<br />
Überschreiten <strong>der</strong> zweiten Sicherheitslinie mit einem Radius von 6,6 Seemeilen<br />
nimmt die Crew mit dem Schiff Funkkontakt auf. Falls kein Kontakt<br />
zustande kommt, wird die Evakuierung <strong>der</strong> Plattform vorbereitet. Das Eindringen<br />
des Schiffes in die 500-Meter-Zone hat den „Shutdown“ zur Folge:<br />
Binnen Sekunden werden die Bohrlöcher durch Ventile unterhalb des Meeresbodens<br />
geschlossen, die Anlage wird entgast und die Crew verlässt die<br />
Plattform. Die zwei Rettungsboote bieten jeweils 16 Personen Platz. Sie sind<br />
motorisiert und überstehen selbst eine Kenterung in schwerer See ohne<br />
Schaden.<br />
Sicherheit im Offshore-Betrieb<br />
Den Sicherheitszustand <strong>der</strong> Plattform zeigen vierfarbige Ampeln, die auf jedem<br />
Deck an allen gut sichtbaren Positionen angebracht sind. Buchstäblich<br />
im „grünen Bereich“ befindet sich die För<strong>der</strong>anlage, wenn das Signal „Grün“<br />
dauerhaft leuchtet. Gelbes Blinklicht bedeutet erhöhte Alarmbereitschaft.<br />
Der Grund dafür kann eine Funktionsstörung o<strong>der</strong> eine gefährliche Arbeit<br />
sein. Bei rotem Blinklicht, <strong>aus</strong>gelöst etwa bei Feuer o<strong>der</strong> Gasleckage, muss<br />
die Anlage abgeschaltet und jede Feuerschutztür geschlossen werden. Crewmitglie<strong>der</strong>,<br />
die keine spezielle Aufgabe wahrnehmen, versammeln sich im<br />
Wohnraum und warten Anweisungen ab. Blaues Blinklicht bedeutet „Plattform<br />
verlassen“. Jede Person begibt sich auf den vorgeschriebenen Rettungswegen<br />
zu dem ihr zugewiesenen Rettungsboot.<br />
Bei Unfallverletzungen o<strong>der</strong> plötzlich auftretenden Krankheiten steht auf dem<br />
Mezzanin-Deck ein Krankenzimmer zur Verfügung. Es bietet alles, was für eine<br />
medizinische Erstversorgung nötig ist. Bei Bedarf wird sofort ein Notfallarzt<br />
von Den Hel<strong>der</strong> zur Plattform geflogen o<strong>der</strong> das SAR-Kommando <strong>der</strong> Küstenwache<br />
alarmiert (SAR = „Search And Rescue“).<br />
Evakuierungsübung: Der Alarm kam, als die Crewmitglie<strong>der</strong><br />
gemütlich vor dem Fernseher saßen. Zwei Minuten<br />
später stehen sie in Überlebensanzug und Rettungsweste<br />
auf dem Außendeck bereit zum Besteigen des Rettungsbootes<br />
(im Hintergrund).<br />
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Vergleichbar hohe Sicherheitsstandards gelten dem Schutz <strong>der</strong> marinen<br />
Umwelt und <strong>der</strong> Atmosphäre. Schon vor Beginn <strong>der</strong> Produktionsbohrungen<br />
hat ein nie<strong>der</strong>ländisches Institut im Auftrag des Deutschen <strong>Nordsee</strong>-Konsortiums<br />
die marine Artenvielfalt in <strong>der</strong> näheren Umgebung des A6-A-Standortes<br />
untersucht. Dieses im Juni 1999 nach den PARCOM-Richtlinien<br />
durchgeführte „Baseline Monitoring“ umfasste unter an<strong>der</strong>em Wasser- und<br />
Bodenproben sowie Unterwasser-Filmaufnahmen. Für die Dokumentation<br />
etwaiger Umweltschäden wurde im Juni 2000, 2001 und 2004 je ein „Effekt-<br />
Monitoring“ durchgeführt. Negative Einflüsse auf die Umwelt wurden dabei<br />
nicht festgestellt.<br />
Sicherheit im Offshore-Betrieb<br />
Im ungestörten Normalbetrieb sind Störungen <strong>der</strong> Umwelt praktisch <strong>aus</strong>geschlossen,<br />
da die Gas- und Kondensataufbereitung im geschlossenen<br />
System stattfindet. Leckagen werden von hochempfindlichen Detektoren,<br />
die über die ganze Anlage verteilt sind, sofort registriert. Zur Früherkennung<br />
möglicher Lecks in den Pipelines wird regelmäßig ein intelligenter „Molch“ –<br />
ein Inspektionsroboter – durch die Leitungen gepumpt, um <strong>der</strong>en Zustand<br />
zu überprüfen.<br />
Über Emissionen infolge von Störfällen muss die Crew präzise Buch führen.<br />
Die Umweltdokumentation erfasst auch alle Abfallsorten und -mengen,<br />
die getrennt gesammelt, per Schiff an Land gebracht und dort entsorgt<br />
werden. Fäkalien werden dagegen in <strong>der</strong> Kläranlage <strong>der</strong> Plattform biologisch<br />
abgebaut.<br />
Die ganze Plattform ist so konstruiert, dass sie nach Betriebsende komplett<br />
demontiert und an Land entsorgt werden kann. Dazu hebt ein Schwimmkran<br />
die Decks am Stück vom Jacket. Das Jacket wird mehrere Meter unterhalb<br />
des Meeresbodens gekappt und ebenfalls als Ganzes an Land gebracht.<br />
Auch die Bohrrohre werden unterhalb des Meeresbodens durchtrennt und<br />
abtransportiert, die Bohrlöcher mit Betonfüllungen dauerhaft abgedichtet.<br />
Eine abschließende Bodenplatte wird durch natürliche Strömungen in den<br />
Meersand eingespült, so dass schon wenige Wochen nach Betriebsende<br />
nichts mehr an die Offshore-För<strong>der</strong>ung erinnert.<br />
Abflug: Nach einer Woche Arbeit auf ihrer Stahlinsel mitten in <strong>der</strong> <strong>Nordsee</strong><br />
erwartet die Crewmitglie<strong>der</strong> eine ebenso lange Freischicht an Land.<br />
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Zeittafel<br />
1974 Aufschlussbohrung A6-1 findet Gasfeld<br />
in Block A6<br />
1976 – 1988 Weitere Probebohrungen A6-2, A6-3 und<br />
B4-3 bestätigen Fund und Ausdehnung in<br />
den Block B4<br />
22. Februar 1999 Unterzeichnung des Erdgasliefervertrages<br />
zwischen dem Deutschen <strong>Nordsee</strong>-Konsortium<br />
und <strong>der</strong> N. V. Ne<strong>der</strong>landse Gasunie<br />
Februar 1999 – Juni 1999<br />
Februar 1999 – Mai 2000<br />
Bau des Rahmentragwerks (Jacket) <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>anlage in Vlissingen, Nie<strong>der</strong>lande<br />
Bau <strong>der</strong> Decks in Zwijndrecht, Nie<strong>der</strong>lande<br />
8. Juli 1999 Das Jacket wird in den „Entenschnabel“<br />
geschleppt<br />
28. September 1999 Ankunft <strong>der</strong> Bohrinsel „Transocean Nordic“<br />
im Feld A6/B4<br />
Oktober 1999 – März 2000<br />
Januar 2000 – April 2000<br />
Abteufen <strong>der</strong> drei För<strong>der</strong>bohrungen A6-A1a,<br />
A6-A2a, A6-A3<br />
Verlegung <strong>der</strong> Gas- und Kondensatpipeline<br />
Juni 2000 – September 2000 Montage <strong>der</strong> Decks auf dem Jacket,<br />
Inbetriebnahme<br />
September 2000<br />
Mai 2002<br />
März 2003<br />
April – Juli 2003<br />
Februar 2005<br />
August 2005 – Januar 2006<br />
Produktionsbeginn<br />
2 Milliarden Kubikmeter Erdgas produziert<br />
Installation des Erdgastransportverdichters<br />
Abteufen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>bohrung A6-A4<br />
5 Milliarden Kubikmeter Erdgas produziert<br />
Abteufen <strong>der</strong> bisher letzten Bohrung A6-A5<br />
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Verantwortlich für den Inhalt<br />
<strong>Wintershall</strong> Holding <strong>AG</strong><br />
Friedrich-Ebert-Straße 160<br />
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Tel.: +49 561 301-0<br />
Fax: +49 561 301-1702<br />
Konzeption und Gestaltung<br />
DAMM & BIERBAUM, Frankfurt am Main<br />
Satz und Reinzeichnung<br />
DAMM & BIERBAUM, Frankfurt am Main<br />
Lithografie<br />
Dimedia GmbH, Frankfurt am Main<br />
Druck und Verarbeitung<br />
Franz Kuthal GmbH & Co. KG, Mainaschaff<br />
Papier<br />
LuxoSamtoffset holzfrei matt gestrichen Bil<strong>der</strong>druck –<br />
veredelt mit chemischen Additiven <strong>der</strong> BASF <strong>AG</strong>
<strong>Wintershall</strong> Holding <strong>AG</strong><br />
Friedrich-Ebert-Straße 160<br />
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