21.01.2015 Aufrufe

Kunst und Bologna – eine Liaison dangereuse - Zürcher ...

Kunst und Bologna – eine Liaison dangereuse - Zürcher ...

Kunst und Bologna – eine Liaison dangereuse - Zürcher ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zett<br />

—<br />

—<br />

Das Magazin der Zürcher Hochschule der Künste<br />

Nummer 4, Dezember 2008<br />

—<br />

04<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Bologna</strong> – <strong>eine</strong> <strong>Liaison</strong> <strong>dangereuse</strong> …<br />

—<br />

11<br />

Art Radio Zurich nach New Yorker Vorbild<br />

—<br />

21<br />

Exotik im Ohr<br />

4–08<br />

Z<br />

hdk


02 zett 4–08 inhaltsübersicht<br />

Zum Coverbild:<br />

Das Cover zeigt <strong>eine</strong>n Ausschnitt aus dem Plakat „Hope“, USA 2008, Gestalter:<br />

Frank Shepard Fairey; porträtierte Person: Barack Hussein Obama Jr. Museum<br />

für Gestaltung Zürich, Plakatsammlung, ZHdK. Das Plakat ist in der derzeitigen<br />

Ausstellung „Kopf an Kopf – Politikerporträts“ im Museum für Gestaltung Zürich<br />

zu sehen, die fünf Tage vor der historischen Wahl von Barack Obama zum<br />

44. Präsidenten der USA eröffnet wurde.<br />

Noch bis zum 22. Februar 2009 zeigt das Museum, welcher kommunikativer<br />

Muster sich Politikerinnen <strong>und</strong> Politiker bedienen, um die Gunst der Bevölkerung<br />

zu erlangen. Die Ausstellung gibt Einblick in die visuellen Strategien der<br />

Imagebildung, der Repräsentation <strong>und</strong> der Demontage. Vier Persönlichkeiten der<br />

internationalen Geschichte <strong>und</strong> Politik – Lenin, Che Guevara, Yulia Tymoshenko<br />

<strong>und</strong> Arnold Schwarzenegger – werden aufgr<strong>und</strong> ihrer ikonografischen Bedeutung<br />

näher vorgestellt. Weitere künstlerische Beiträge beleuchten unerwartete Aspekte<br />

des Politikerporträts, so beispielsweise <strong>eine</strong> Fotoserie von Herlinde Koelbl, die<br />

den Aufstieg Angela Merkels zur mächtigsten Frau der Welt dokumentiert. Oder<br />

die Arbeit „Protokoll“ des Genfers Christian Lutz, der B<strong>und</strong>espräsident Pascal<br />

Couchepin über Monate begleitet hat <strong>und</strong> uns hinter das propere Bild der Repräsentation<br />

blicken lässt. Die Gemälde der Zürcher Regierungsratspräsidentinnen<br />

<strong>und</strong> -präsidenten werden ebenso erstmals öffentlich gezeigt wie Dutzende offizieller<br />

Porträts von Regierenden aus allen Kontinenten, die dem Museum von den<br />

offiziellen Stellen eigens für dieses Projekt zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Hochschule<br />

4 <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Bologna</strong> – <strong>eine</strong> <strong>Liaison</strong> <strong>dangereuse</strong> …<br />

Acht Kurzporträts von Studierenden. Adriana Bognar <strong>und</strong><br />

Regula Bearth<br />

6 Was kann Transdisziplinarität Dozierende trafen sich<br />

im herbstlichen Tessin auf dem Monte Verità, um den noch<br />

immer rätselhaften Begriff „Transdisziplinarität“ einzukreisen.<br />

Heike Pohl<br />

8 Startschuss für den Campus Toni Der historische Entscheid<br />

ist gefallen: Am 29. September 2008 bewilligte der<br />

Zürcher Kantonsrat den Kredit für den Mieterausbau. Neue<br />

Partnerin für den Campus Toni ist die Immobilienfirma<br />

Allreal AG. Peter Eberhard<br />

Departement Design<br />

10 Showdown in Silverstone Mit dem Projekt „Formula<br />

Student“ wurde für drei Industrial-Design-Studenten der<br />

Traum wahr, ein waschechtes Rennauto zu entwerfen.<br />

Fabio Müller<br />

11 Art Radio Zurich nach New Yorker Vorbild Jacqueline<br />

Otten besuchte in New York den ersten <strong>Kunst</strong> radiosender<br />

der Welt. Martin Zimper<br />

Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film<br />

12 Blackbox zum Take-off Eine mysteriöse schwarze Kiste<br />

bildet für 37 Studierende den Auftakt zum Master-Studiengang<br />

in Theater. Stefan Schöbi<br />

14 Netzwerk Cinema CH: Fortsetzung folgt!<br />

Claudia Ramseier<br />

15 Theorie – für einmal rein theoretisch Unter dem Titel<br />

„Theorie.Theorie“ erprobt das Departement Darstellende<br />

Künste <strong>und</strong> Film erstmals studiengangsübergreifende<br />

Theorie angebote. Die Veranstaltung wird in diesem<br />

Herbst semester als Novum angeboten. Andrea Gleiniger<br />

16 Bewegter Tanz Die professionelle Tanzausbildung soll<br />

in der Schweiz anerkannt <strong>und</strong> bildungspolitisch verankert<br />

werden. Sabine Albrecht<br />

Services<br />

18 Weniger Schnittstellen, weniger Inseln,<br />

mehr Gesamtlösungen! Ein Interview mit Thomas<br />

Kaspar, dem neuen Leiter Business Applications der ZHdK<br />

von Adriana Bognar.<br />

Departement Musik<br />

20 Wie klingt <strong>eine</strong> Schrottplatzballade über drei<br />

liebenswerte Penner Die Vorbereitungen für den<br />

Filmmusik-Workshop der ZHdK an den Solothurner<br />

Filmtagen 2009 laufen auf Hochtouren. André Bellmont<br />

21 Exotik im Ohr „First European-Chinese Orchestra“ oder<br />

wie Yang Jing, die berühmte Pipa-Virtuosin, ihre Leidenschaft<br />

für chinesische Instrumente an die Studierenden<br />

<strong>und</strong> Dozierenden der ZHdK weitergibt. Daniela Huser<br />

22 Milieux Sonores – zur Topologie des Imaginären<br />

in der Klangkunst Marcus Maeder<br />

Departement Kulturanalysen <strong>und</strong> -Vermittlung<br />

23 Good Design, Good Business Mit <strong>eine</strong>m Beitrag zur<br />

internationalen Designgeschichte eröffnet das Museum für<br />

Gestaltung Zürich das Ausstellungsjahr 2009. Andres Janser<br />

25 Surimono – die <strong>Kunst</strong> der Anspielung in<br />

japanischen Holzdrucken Sigrid Schade<br />

26 Warum kulturwissenschaftliche Studiengänge<br />

an <strong>Kunst</strong>hochschulen Der MAS-Studiengang Cultural<br />

Media Studies in the Arts stellt sich vor. Steffen Schmidt<br />

Nachrichten, Kurzmeldungen<br />

26 Mich interessieren die unerforschten<br />

Schnittmengen Alumni-Serie: Christian Ledermann traf<br />

Monika Hardmeier.<br />

28 Who is who: mehrspur music club Eva Brüllmann<br />

29 Hermann Obrist – Skulptur, Raum,<br />

Abstraktion um 1900 Das Lebenswerk des gebürtigen<br />

Schweizer Bildhauers, <strong>eine</strong>s der Begründer des Jugendstils,<br />

wird mit <strong>eine</strong>r Ausstellung im Museum Bellerive gewürdigt.<br />

Viola Weigel


editorial zett 4–08 03<br />

31 Swiss Artists-in-Labs in Singapur Das Swiss-Artistin-Labs-Programm<br />

war im Sommer 2008 an <strong>eine</strong>m der<br />

wichtigsten internationalen Medienkunst-Festivals, dem<br />

International Symposium on Electronic Art in Singapur<br />

präsent. Irène Hediger<br />

wie wär’s mit transzip<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Wie heisst das ZHdK-Unwort des Jahres Der <strong>Kunst</strong>student<br />

Marcel Meury brachte es im letzten „Zett“ auf den Punkt. Nach<br />

s<strong>eine</strong>n aktuellen Anliegen befragt, sagte er unter anderem: „[…]<br />

weniger Hierarchie, Bürokratie <strong>und</strong> Transdisziplinarität. Ausserdem<br />

würde ich das Unwort ‚Transdisziplinarität‘ abschaffen.“<br />

Wie recht er hat! Transdisziplinarität – ein Zungenbrecher. Die<br />

wenigsten unter uns können diesen Begriff aussprechen, ohne<br />

zu stolpern, <strong>und</strong> noch weniger Leute wissen, was er genau bedeutet.<br />

Selbst der Gründungsrektor Hans-Peter Schwarz – er hat<br />

der Hochschule die transdisziplinäre Neugier als Leitmotiv für<br />

die Zukunft auf die Fahne geschrieben – bemerkte vor einigen<br />

Wochen an <strong>eine</strong>m Symposium über Transdisziplinarität auf dem<br />

Monte Verità im Tessin: „Eigentlich wissen wir doch alle gar nicht<br />

so genau, was das ist. Die Idee, was es bedeuten könnte, entsteht<br />

erst in den Projekten.“ (siehe Artikel Seite 6)<br />

32 Nachrichten<br />

34 Impressum<br />

35 Cartoon<br />

Unabhängig von der Bedeutung ist das Wort schon wegen s<strong>eine</strong>r<br />

Länge ein Unwort, denn es hat sieben Silben: Trans-dis-zip-li-nari-tät.<br />

Von Jean Paul stammt die kluge Erkenntnis: „Je länger aber<br />

ein Wort, desto unanschaulicher.“ Ein gutes deutsches Wort hat<br />

nicht mehr als zwei Silben – dies zeigt sich in farbiger, bildhafter<br />

Literatur; achten Sie einmal darauf beim Lesen. Kurze Ausdrücke<br />

haben mehr Saft <strong>und</strong> Kraft als lange, <strong>und</strong> sie sind auch verständlicher.<br />

„Stuhl“ ist eindeutiger als „Sitzgelegenheit“, „schlechtes<br />

Wetter“ ist klarer als „ungünstige Witterungsbedingungen“.<br />

Schopenhauer nannte die unnötig langen Wörter „Wortdreimaster“<br />

<strong>und</strong> empfahl, von hinten jeden Mast zu kappen, der k<strong>eine</strong><br />

Segel trägt. Diese Empfehlung gebe ich gerne weiter an alle, die<br />

an der ZHdK Texte verfassen, denn bei m<strong>eine</strong>r täglichen Arbeit<br />

stosse ich immer wieder auf unnötigen sprachlichen Bombast.<br />

Eher harmlose Beispiele von Formulierungen neueren Datums<br />

sind „Fragestellungen“ statt „Fragen“ oder „Themenfelder“ statt<br />

„Themen“. Oft ist weniger einfach mehr.<br />

Zurück zu unserem siebenmastigen Ungetüm, das wir nun frei<br />

nach Schopenhauer bearbeiten: Zuerst kappen wir die letzten<br />

vier Masten der Transdisziplinarität, dann kürzen wir noch ein<br />

Stück aus der Mitte heraus. Übrig bleibt ein simples „Transzip“ –<br />

ein eingängiger Begriff mit zeitgemäss komprimierter Endung.<br />

Wer es trotzdem weiterhin mit dem Original halten will, für den<br />

gibt’s hier <strong>eine</strong>n Tipp zur geschliffenen Aussprache, abgeschaut<br />

<strong>und</strong> abgehört bei unserem Rektor: Er macht nach „Trans-“ <strong>eine</strong><br />

kurze Pause, um dann mit neuem Schwung <strong>und</strong> „disziplinarität“<br />

weiterzufahren. Diese Methode funktioniert. Gerade kürzlich<br />

sagte <strong>eine</strong>r, der sich häufig an der ZHdK aufhält, zu mir: „Kompliment!<br />

Du bist die Erste, die <strong>eine</strong>n Satz mit ‚Transziplinarität’<br />

flüssig <strong>und</strong> fehlerfrei sagen kann.“<br />

Heike Pohl, Leiterin Kommunikation ZHdK


04 zett 4–08<br />

studierende<br />

kunst <strong>und</strong> bologna –<br />

<strong>eine</strong> liaison <strong>dangereuse</strong> …<br />

Daniel Lutz<br />

Jonas Bühler<br />

Andrea Günter<br />

Frederike Dengler<br />

Zum vierten Mal in Serie erzählen acht Studierende der ZHdK, welche Projekte sie zurzeit beschäftigen, was sie am<br />

Studium begeistert, was weniger. Sie äussern Hochgefühle, manchmal Verdruss <strong>und</strong> verraten ihre beruflichen <strong>und</strong><br />

privaten Zukunftswünsche. Adriana Bognar, Fotos: Regula Bearth.<br />

Daniel Lutz, Zürich. Departement Design, BA Design, Game Design. Aktuelles Projekt: 3-D-Animationen für ein Forschungsprojekt der ETH;<br />

den Ferien nachtrauern; Entwurf <strong>eine</strong>s Spielkonzepts zur motorischen Rehabilitation ausarbeiten; <strong>eine</strong>n Animationsfilm drehen; Visitenkärtli drucken.<br />

Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Das Studium ist in den Themen sehr breit gefächert. Einerseits ermöglicht dies <strong>eine</strong>n guten Überblick über verschiedene<br />

Bereiche der Spielproduktion, andererseits fällt dadurch das spezifische Einarbeiten aufgr<strong>und</strong> der teilweise hohen (technischen) Komplexität<br />

schwer. Am Studiumsaufbau stört mich, dass unsere Module nicht in <strong>eine</strong>m Block, sondern jeweils an <strong>eine</strong>m Tag pro Woche stattfinden. Zukunftswunsch:<br />

Einmal ein richtiger Szeni werden.<br />

Jonas Bühler, Zürich. Departement Musik, diesen Sommer BA in Komposition Film-, Theater-, Medienmusik; jetzt Master-Student in<br />

Musikpädagogik, Hauptfach klassisches Klavier. Aktuelles Projekt: Arbeit an der Filmmusik für <strong>eine</strong> deutsche Kinoproduktion. Lust <strong>und</strong> Frust im<br />

Studium: Der Studiengang (FTM) befindet sich in der Aufbauphase <strong>und</strong> ist m<strong>eine</strong>s Erachtens sehr essenziell für die ZHdK, denn er schreit geradezu<br />

nach Interdisziplinarität. Für Kopfschmerzen sorgte die Frage, ob ich mich zum Beispiel als Filmmusiker jemals über Wasser halten kann. Die Besuche<br />

prominenter Gastdozenten waren für mich diesbezüglich immer sehr ermutigend. Dennoch habe ich mich dazu entschieden, vorerst das<br />

altbewährte „Klavierlehrer-Diplom“ zu erwerben. Gr<strong>und</strong>sätzlich schätze ich die Entwicklung zu <strong>eine</strong>r <strong>Kunst</strong>hochschule sehr. Ich denke aber, dass<br />

die wesentlichen Vorteile dieses Verb<strong>und</strong>s erst mit dem Zusammenzug aller Departemente ins Toni-Areal zum Tragen kommen. Zukunftswunsch:<br />

Zusammen mit ambitionierten, fairen <strong>und</strong> zuverlässigen Partnern auf hohem künstlerischem Niveau arbeiten <strong>und</strong> gut davon leben können.<br />

Andrea Günter, Zürich. Departement Kulturanalysen <strong>und</strong> -Vermittlung, BA Vermittlung von <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Design. Aktuelles Projekt:<br />

Porzellandesign; Praktikum 2 (Kanti Stadelhofen); SturZ (Studierendenrat). Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Ich kann vieles ausüben, was mir Spass macht.<br />

Wir haben gut eingerichtete Werkstätten <strong>und</strong> breit gefächerte Themen. Ich bin mit 38 in der Ausbildung zu <strong>eine</strong>m m<strong>eine</strong>r Wunschberufe. Ich erlebe<br />

wertvolle Begegnungen mit Mitstudierenden, Dozierenden <strong>und</strong> Angestellten der Hochschule. Frustrierend: Kaum hat man sich <strong>eine</strong>r Thematik<br />

angenähert, ist das Modul auch schon zu Ende. Die Zeit flieht. <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Bologna</strong>, <strong>eine</strong> <strong>Liaison</strong> <strong>dangereuse</strong> ... Dass alle Rechte bei der ZHdK liegen.<br />

Wenn ich unseren 14-jährigen Sohn genervt zur Erledigung der Hausaufgaben ermahne <strong>und</strong> eigentlich mich selbst damit m<strong>eine</strong> ... Zukunftswunsch:<br />

Wha’ever ...


zett 4–08 05<br />

Frederike Dengler, München, Zürich. Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film, BA Theater, Theaterpädagogik. Aktuelles Projekt: Eine<br />

Co-Produktion mit der Gessnerallee im Rahmen des Festivals „Kizz `n`Kult“ – Theater <strong>und</strong> Tanz für junge Menschen. Ausgehend von der Frage<br />

„Die Zeit des Nationalsozialismus – wie war das denn in der Schweiz“ begebe ich mich mit Senioren <strong>und</strong> Jugendlichen auf Spurensuche. Mein Ziel<br />

dabei ist es, die Geschichten der Spielerinnen <strong>und</strong> Spieler in <strong>eine</strong>n Kontext zu bringen, der im Jetzt relevant ist. Ich möchte die Chance des Theaters<br />

nutzen, theoretische Schulbuchinhalte erleb- <strong>und</strong> nachvollziehbar zu machen. Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Die Tatsache, dass zwei Schritten nach vorn<br />

<strong>eine</strong>r zurück folgt. Und die Gewissheit, dass es andersherum genauso ist. Zukunftswunsch: Ein Ort zum Sein. Eine Aufgabe zum Tun. Menschen drumherum.<br />

Und ein VW-Bus mit Hochdach.<br />

Marco Borromeo<br />

Malu Barben<br />

Hana Bienz<br />

Sladjan Vukasinovic<br />

Marco Borromeo, St.Gallen. Departement Design, BA Design, Scenographical Design. Aktuelles Projekt: Im Hinterstübchen Ideen für<br />

die BA-Abschlussarbeit stapeln. Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Das unermesslich kreative Potenzial von Scenographical Design als Erweiterung des Films<br />

oder als dessen Gr<strong>und</strong>lage nutzen; das Gefühl, sich selbst überlassen zu sein <strong>und</strong> damit Eigenverantwortung beweisen zu können; korbweise DVDs<br />

unserer Biblio geniessen; an <strong>eine</strong>m kühlen Herbstabend im Museumspark verweilen. Frustrierend: Sich zu viel in die Karten gucken lassen müssen;<br />

Zeitmangel aufgr<strong>und</strong> eigener Fehlplanung; k<strong>eine</strong> Punkte für die Zusammenarbeit mit dem Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film kriegen;<br />

ITZ-Softwarepaketen für PC-User nachträumen. Zukunftswunsch: Menschen mit m<strong>eine</strong>n Arbeiten begeistern, beglücken <strong>und</strong> herausfordern; nicht in<br />

Krisen versumpfen; Fitness <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit kunstbegleitend erhalten.<br />

Malu Barben, Bern, Zürich. Departement <strong>Kunst</strong> & Medien, BA Medien & <strong>Kunst</strong>, Fotografie. Aktuelles Projekt: 30./31.10.2008 Ausstellung zum<br />

Thema Schmerz; 14.1.2009 Ausstellung zum Thema Nomaden des Glücks; Januar 2009 Ausstellung in der Galerie Muenchow, Zürich, in Zusammenarbeit<br />

mit Suseh Heinz; April 2009 Eröffnung Erlebnisr<strong>und</strong>gang im Zoo Zürich. Ende Jahr neue Webseite www.malubarben.com. Lust <strong>und</strong> Frust im<br />

Studium: Diskussionen über die praxisorientierten Arbeiten sind sehr hilfreich; sich bewusst zu werden, welches Ziel man verfolgt; Dank an die<br />

Abwarte, die immer <strong>eine</strong>n ehrlichen Kommentar abgeben; die Infrastruktur ist einmalig <strong>und</strong> macht <strong>eine</strong>m „gluschtig“, verschiedene Blitzanlagen<br />

<strong>und</strong> Kameras auszuprobieren – das Digitalfoto-Equipment könnte allerdings ein bisschen aufgerüstet werden. Frustrierend: Das ernsthafte, humorlose,<br />

trockene Klima. Zukunftswunsch: In naher Zukunft brauche ich <strong>eine</strong>n Arbeitsplatz, an dem ich den Spagat üben kann zwischen kommerzieller<br />

Fotografie <strong>und</strong> <strong>Kunst</strong>. Jeden Tag <strong>eine</strong> Minute gelassener werden, dann wird es mich an den richtigen Ort führen.<br />

Hana Bienz, Winterthur. Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film, BA Theater, Szenografie. Aktuelles Projekt: Als Ausgangspunkt das<br />

Gemälde „Las Meninas“ von Diego Velázquez (1656): untersuchen, Fragen stellen, Themen herauskristallisieren, damit in verschiedenen Räumen<br />

experimentieren. Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Räume formen, auf Neues stossen, bauen, denken, suchen, Infrastruktur, günstige Theaterbesuche,<br />

die Sonne an der Sihl <strong>und</strong> auf der Dachterrasse. Frustrierend: Kommunikation, Zeitmangel, Prozessbegleitung, eigener Sauh<strong>und</strong>. Zukunftswunsch:<br />

Auslandluft schnuppern, Netze flechten, Bühnen bilden.<br />

Sladjan Vukasinovic, Serbien, Winterthur. Departement Musik, diesen Sommer BA Musik (Klavier), jetzt Master-Student in<br />

Musik pädagogik. Aktuelles Projekt: Während zwei Wochen diverse Auftritte in Brasilien mit dem Männerchor Höngg (musikalische Begleitung<br />

<strong>und</strong> Solostücke); regelmässiges Orgelspiel in der reformierten Kirche Rümlang. Lust <strong>und</strong> Frust im Studium: Ausgezeichnete Dozierende <strong>und</strong> sehr gute<br />

Infrastruktur. Im Moment läuft alles tipptopp für mich. Mühsam: Die Suche nach Kindern mit wenig musikalischer Erfahrung, mit denen ich für die<br />

Fachdidaktik arbeiten kann. Früher bekam man Hilfe, die fällt jetzt leider weg. Generell viel zu wenig Raum zum Üben an der ZHdK! Zukunftswunsch:<br />

Mein Studium erfolgreich beenden, <strong>eine</strong> gute Stelle an <strong>eine</strong>r Musikschule finden <strong>und</strong> in der Schweiz leben können.<br />

Ausstellung: Alle 32 Porträts dieser Serie sind vom 10. November bis 14. Dezember 2008 im Bibliotheksgang der ZHdK an der Ausstellungsstrasse 60 zu sehen.


06 zett 4–08<br />

hochschule<br />

was kann transdisziplinarität<br />

R<strong>und</strong> 30 Dozentinnen <strong>und</strong> Dozenten der ZHdK –<br />

darunter Künstler, Tänzerinnen, Musiker, Designerinnen,<br />

Theaterleute <strong>und</strong> Filmschaffende – trafen sich<br />

vom 17. bis 19. Oktober 2008 auf dem Monte Verità,<br />

um den noch immer rätselhaften Begriff „Transdisziplinarität“<br />

einzukreisen. Heike Pohl* hat sechs von<br />

ihnen zwei Fragen gestellt, die zur Konkretisierung<br />

beitragen sollen. Fotos: Michael Simon**.<br />

Clemens Bellut, Philosoph, stellvertretender Leiter Institut<br />

Design2context:<br />

Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />

A priori nichts. Aber es gibt Fragestellungen, die sich mir aufdrängen<br />

<strong>und</strong> für die ich Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen brauche,<br />

die ich nicht mitbringe <strong>und</strong> die <strong>eine</strong> andere Bewegung von mir<br />

fordern, als ich sie von m<strong>eine</strong>n Kenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen her<br />

zuwege brächte.<br />

Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />

mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />

Die Begründung der neuen <strong>und</strong> seit zwei Jahren eingeführten<br />

Diskursdisziplin „Totoismus“ mit m<strong>eine</strong>m Fre<strong>und</strong> Andres<br />

Bosshard zusammen, der Musiker <strong>und</strong> Klangforscher ist. Daran<br />

partizipieren inzwischen, oft ohne es zu wissen, viele Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, die Musikerinnen, Künstler, Designerinnen,<br />

Wissen schaftler – <strong>und</strong> vor allem Fre<strong>und</strong>e sind.<br />

Corina Caduff, Kulturwissenschaftlerin, Rektorat:<br />

Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />

Ich mag es, wenn ich m<strong>eine</strong> eigenen Fragen in der Arbeit anderer<br />

wiedererkennen, wenn ich mich verwandt fühlen kann. Und<br />

ich mag es genauso, wenn ich staunend sehen kann, dass andere<br />

ganz anders arbeiten <strong>und</strong> dass ich gar nichts darüber weiss. Das<br />

Staunen – ob <strong>eine</strong>r unerwarteten Ähnlichkeit, ob <strong>eine</strong>r plötzlichen<br />

Fremdheit – ist etwas w<strong>und</strong>erbar Produktives.<br />

Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />

mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />

Mich hat die „transdisziplinäre Träne“ sehr gerührt. Eine <strong>Kunst</strong>wissenschaftlerin,<br />

ein Musik- <strong>und</strong> ein Filmwissenschaftler <strong>und</strong><br />

ich als Literaturwissenschaftlerin haben gemeinsam ein Buch<br />

geschrieben über das Verhältnis der Künste. Ein Artikel handelt<br />

von der Träne. Dabei haben wir festgestellt, dass wir alle im Rahmen<br />

der je eigenen Disziplin kaum w<strong>eine</strong>n: Ich w<strong>eine</strong> nie beim<br />

Lesen, aber oft bei Filmen; der Filmwissenschaftler s<strong>eine</strong>rseits<br />

vergiesst k<strong>eine</strong> Träne im Kino, dafür bei der Musik usw. Die Tränen<br />

kommen <strong>eine</strong>m offensichtlich eher da, wo man gerade kein<br />

Profi ist ...<br />

Tina Mantel, Choreografin, Leitung BA Tanz, Dozentin Tanz/<br />

Choreografie:<br />

Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />

Die Erhellung über <strong>und</strong> die Inspiration für den eigenen Fachbereich<br />

Tanz <strong>und</strong> Choreografie durch die Auseinandersetzung mit<br />

anderen Arbeitsprozessen, Aufgabenstellungen <strong>und</strong> Konzepten.<br />

Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />

mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />

Mich beschäftigt seit vielen Jahren, welche Inhalte sich für die<br />

r<strong>eine</strong> Tanzsprache eignen <strong>und</strong> wann <strong>und</strong> weshalb diese spezifische<br />

Sprache durch andere Sprachen ergänzt werden muss<br />

oder kann. Aus dieser Fragestellung heraus fand ich die Zusammenarbeit<br />

mit KünstlerInnen aus anderen Disziplinen immer<br />

spannend. So zum Beispiel im Projekt „Weiss“: 15 Künstlerinnen<br />

<strong>und</strong> Künstler aus den Bereichen Tanz, Architektur, Theater, Musik,<br />

bildende <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Philosophie verbrachten zwölf St<strong>und</strong>en<br />

in <strong>eine</strong>m alten Schwimmbad, das kurz darauf zugeschüttet werden<br />

sollte. Sie entwickelten Aktionen wie strukturierte Bewegungsimprovisationen,<br />

Lesungen, verschiedene Solo-Performances<br />

<strong>und</strong> ritualisiertes Essen – es entstand ein Reichtum von<br />

Ideen, der in <strong>eine</strong>r weniger heterogenen Gruppe kaum möglich<br />

gewesen wäre.<br />

Patrick Müller, Leiter MA of Arts in Transdisziplinarität,<br />

Leiter Studio für Neue Musik:<br />

Clemens Bellut Corina Caduff<br />

Stephan Müller Tina Mantel


zett 4–08 07<br />

Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />

Die Begegnung mit anderen Denk- <strong>und</strong> Arbeitsweisen. Die Lust<br />

an der Verunsicherung über das eigene Tun. Die Neugier auf<br />

ergebnisoffene Arbeitsprozesse <strong>und</strong> auf Überraschungen. Das<br />

Gelingen <strong>und</strong> das Scheitern. Die Leidenschaft, Menschen in<br />

Dialog zu bringen, deren Interessen scheinbar untergründig zusammenhängen,<br />

im gegenseitigen Austausch sich aber neu <strong>und</strong><br />

kraftvoll entfalten.<br />

Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />

mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />

Jüngste Erfahrung (September 2008): SpielRäume – Experiment<br />

Improvisation, <strong>eine</strong> Studienwoche am Departement Musik. In<br />

r<strong>und</strong> 35 Veranstaltungen – Konzerten, Performances, Filmen, Referaten,<br />

Workshops – wurde während <strong>eine</strong>r intensiven Woche ein<br />

spezifisches Thema aus den unterschiedlichsten Perspektiven<br />

beleuchtet. Sporadisch haben dabei Literaten mit Improvisatorinnen,<br />

Architekturfachleute mit Interpreten, bildende Künstlerinnen<br />

mit Komponisten zusammengearbeitet. Doch nur schon<br />

durch das Nebeneinanderstellen unterschiedlicher Zugangsweisen<br />

<strong>und</strong> Arbeitsformen resultierte mehr als die Summe der Einzelteile:<br />

Es entstand ein Mosaik, in dem die Mitwirkenden <strong>und</strong><br />

BesucherInnen Gelegenheit hatten, je unterschiedliche Bilder<br />

zusammenzustellen – <strong>und</strong> <strong>eine</strong>n immer wieder neuen Blick auf<br />

scheinbar altbekannte Phänomene zu richten.<br />

Stephan Müller, Regisseur, Leiter Regie, MA of Arts in<br />

Theater:<br />

Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />

Die Sphärenerweiterungstechnik ins Ungeahnte.<br />

Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />

mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />

Die unterschiedliche Sichtweise von Menschen aus verschiedenen<br />

Disziplinen – <strong>und</strong> Kulturen – wurde mir bewusst beim<br />

Versuch, zusammen mit tibetischen Mönchen ein Theaterstück<br />

über „Das Tibetanische Totenbuch“ zu entwickeln. Die ersten<br />

Gespräche zeigten bereits, dass wir mit ganz anderen Begriffen<br />

arbeiten. Ich fragte sie beispielsweise, ob <strong>eine</strong> bestimmte Person<br />

im Stück „gut“ oder „böse“ sei. Sie antworteten: „‚Gut’ <strong>und</strong><br />

‚böse’ gibt es bei uns nicht, es gibt nur ‚heilsam’ <strong>und</strong> ‚unheilsam’.“<br />

Das war für mich ein Blick in <strong>eine</strong> andere Weltwahrnehmung:<br />

Gut <strong>und</strong> böse sind bei uns feste Zuschreibungen, heilsam<br />

<strong>und</strong> unheilsam – die sich im Tibetischen aus jeweils 56 Faktoren<br />

zusammensetzen – sind flexible Begriffe, die <strong>eine</strong>n Handlungsspielraum<br />

öffnen. Leider hatten wir bezüglich zeitlicher Dimension<br />

des Projekts zu verschiedene Vorstellungen: Als ich sagte,<br />

dass ich das Stück in fünf Monaten auf der Bühne haben wollte,<br />

lachten die Mönche herzlich, <strong>und</strong> ihr Leiter erwiderte, sie seien<br />

von <strong>eine</strong>r Vorbereitungszeit von fünf Jahren ausgegangen, worüber<br />

wiederum ich lachen musste. Wir haben das Projekt dann auf<br />

später, viel später verschoben.<br />

Natalia Sidler, Pianistin, Dozentin Improvisation Fachbereich<br />

Musik, Dozentin für Improvisation:<br />

Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen aus anderen Fachbereichen<br />

Das möchte ich am Prinzip der Synästhesie, der sensorischen<br />

Synästhesie erklären: Ein Sinn wird stimuliert, zum Beispiel der<br />

Hörsinn. Unwillkürlich <strong>und</strong> gleichzeitig kommt es im Gehirn zu<br />

<strong>eine</strong>r synästhetischen Empfindung in <strong>eine</strong>m anderen Sinnessystem,<br />

etwa im Sehsinn. Der Klang verschiedener Musikinstrumente<br />

kann bei <strong>eine</strong>r Person zu <strong>eine</strong>r Farbwahrnehmung führen,<br />

wobei die Verbindung von Farbe <strong>und</strong> Musik konstant ist.<br />

Und nun zur praktischen Umsetzung des synästhetischen Prinzips:<br />

Ein Theaterregisseur <strong>und</strong> <strong>eine</strong> Musikerin tauschen sich über<br />

<strong>eine</strong> kurze Sequenz zeitgenössischer Musik aus. Die Musikerin<br />

erfährt dabei zusätzliche Reize durch die Sichtweise des Regisseurs,<br />

<strong>und</strong> der Regisseur erhält s<strong>eine</strong>rseits Stimulans durch die<br />

Wahrnehmung der Musikerin. Das Gehörte erhält dank diesem<br />

grösseren Blickwinkel <strong>eine</strong> neue Dimension. Dann stösst ein<br />

Tänzer dazu, der die Musiksequenz für sich in Bewegung umgesetzt<br />

hat. Die beiden anderen werden wieder neu angeregt, die<br />

Musiksequenz „moduliert“ auf <strong>eine</strong> nächste Ebene. Die unterschiedlichen<br />

Ansichten zu dieser Musik werden wegen des gegenseitigen<br />

Austauschs erweitert, intensiviert <strong>und</strong> vertieft.<br />

Gibt es für dich ein Schlüsselerlebnis/Projekt, bei dem Leute aus<br />

mehreren Disziplinen fruchtbar zusammengearbeitet haben<br />

M<strong>eine</strong> Tanzkollegin Gisela Müller von der Berliner Universität<br />

der Künste <strong>und</strong> ich führen jedes Jahr <strong>eine</strong> Studien-Projektwoche<br />

in Berlin durch. In erster Linie geht es dabei um den Dialog<br />

zwischen Musik <strong>und</strong> Tanz <strong>und</strong> um Fragen wie: Wo liegen die<br />

Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> an welchen Punkten divergieren die beiden<br />

Sparten Was für <strong>eine</strong> Musik hört ein Tänzer, wenn er selber<br />

choreografiert, welche Bewegungen sieht <strong>eine</strong> Musikerin, wenn<br />

sie spielt Die Rollen werden dann vertauscht: Die Musikerin<br />

choreografiert <strong>und</strong> der Tänzer leitet die Musikerin musikalisch<br />

an. Wir stellen bei den Studierenden, die zum Teil immer wieder<br />

nach Berlin kommen, über die Jahre <strong>eine</strong> äusserst produktive<br />

Leistungssteigerung im Sinne <strong>eine</strong>r Horizonterweiterung durch<br />

das Zusammenwirken dieser beiden Künste fest. Und die kontinuierliche<br />

transdisziplinäre <strong>Kunst</strong>ausübung beeinflusst auch<br />

m<strong>eine</strong> Arbeit als Musikerin nachhaltig.<br />

Natalia Sidler<br />

Patrick Müller<br />

* Heike Pohl ist Leiterin Kommunikation der ZHdK (heike.pohl@zhdk.ch).<br />

** Michael Simon ist Regisseur, Bühnenbildner <strong>und</strong> Leiter Bühnenbild im Master<br />

of Arts in Theater (miachel.simon@zhdk.ch).


08 zett 4–08<br />

Massive bauliche Eingriffe im Toni-Areal:<br />

toni-areal<br />

startschuss für<br />

den campus toni<br />

(oben) Im grossen Kühlraum, wo früher Eiscrème gelagert wurde,<br />

werden die Isolationen herausgerissen.<br />

(unten) Das Isolationsmaterial von herausgebrochenen Wänden<br />

wird nach Materialien sortiert.<br />

Die ZHdK ist heute auf über 40 Standorte verteilt.<br />

Mit der Realisierung des Vorhabens Campus Toni<br />

soll die Idee <strong>eine</strong>r <strong>Kunst</strong>hochschule, die alle Sparten<br />

umfasst <strong>und</strong> an <strong>eine</strong>m Ort vereint ist, nun verwirklicht<br />

werden. Peter Eberhard* berichtet über die<br />

neusten Entwicklungen in Sachen Toni.<br />

Fotos: Regula Bearth <strong>und</strong> Betty Fleck.<br />

Ein für die ZHdK historischer Entscheid ist am 29. September<br />

2008 gefallen: Der Zürcher Kantonsrat bewilligte 139 Millionen<br />

Franken für den Mieterausbau im künftigen Campus Toni. Dort<br />

sollen bis spätestens 2015 die Zürcher Hochschule der Künste sowie<br />

zwei Departemente der Zürcher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften (ZHAW), Soziale Arbeit <strong>und</strong> Angewandte Psychologie,<br />

untergebracht werden.<br />

Der Rat entschied sich nach mehrstündiger Debatte mit 107 zu<br />

29 Stimmen (bei 30 Enthaltungen) für die Umgestaltung der ehemaligen<br />

Fabrikationsanlage der Toni-Molkerei. Als einzige Parteifraktion<br />

sprach sich die CVP gegen das Projekt aus. Da bereits<br />

<strong>eine</strong> rechtskräftige Baubewilligung vorliegt, darf nach Einhalten<br />

der Referendumsfrist sofort mit dem Bau begonnen werden.<br />

Allreal AG neue Partnerin<br />

Wird das Referendum nicht ergriffen – was anzunehmen ist –, so<br />

ist der Mietvertrag zwischen dem Kanton Zürich als Mieter <strong>und</strong><br />

der Allreal Toni AG als neue Vermieterin (Nachfolgerin der Besitzerin<br />

Zürcher Kantonalbank) nach Ablauf von 80 Tagen ab Kantonsratsbeschluss<br />

rechtsgültig.<br />

Die Allreal-Gruppe ist ein Unternehmen, das ein Immobilienportfolio<br />

mit der Tätigkeit des Generalunternehmens kombiniert:<br />

Projektentwicklung, Realisation sowie Kauf <strong>und</strong> Verkauf von Liegenschaften.<br />

Der Wert aller Immobilien der Allreal AG belief sich<br />

2007 auf 2 Milliarden Franken, das abgewickelte Projektvolumen<br />

auf 494,4 Millionen Franken. Das Investitionsvolumen Toni, das<br />

sich auf über drei Jahre verteilt, wird auf mehr als 350 Millionen<br />

Franken veranschlagt. Die Aktien der ausschliesslich in der<br />

Schweiz tätigen Allreal Holding AG sind an der Börse kotiert. 265<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter sind zurzeit im Unternehmen<br />

tätig.<br />

Projektorganisation<br />

Ende Mai 2008 ist Allreal in den Planungsprozess eingestiegen,<br />

was <strong>eine</strong> neue Projektorganisation erforderte. Dabei wurde auch<br />

die Mitsprache der künftigen NutzerInnen von ZHdK <strong>und</strong> ZHAW<br />

durch das Hochschulamt geregelt. Aufgr<strong>und</strong> der bisherigen<br />

guten Erfahrungen mit den aus Hochschulangehörigen bestehenden<br />

Fachgruppen sind diese zusätzlich durch externe FachplanerInnen<br />

ergänzt worden. Deklariertes Ziel ist, die gesamte<br />

vorhandene Fachkompetenz in das Projekt einfliessen zu lassen.<br />

In den leitenden Projektgremien sind vonseiten des Kantons, je<br />

nach Aufgabe, die Bildungsdirektion (Hochschulamt) oder die<br />

Baudirektion (Hochbauamt) federführend. Die Projektkoordinations-<br />

<strong>und</strong> Planungssitzungen finden jeweils unter dem Vorsitz<br />

von Allreal statt. In allen Gremien werden die Interessen der<br />

Hochschule entweder durch den Rektor, den Verwaltungsdirektor<br />

oder durch die NutzerInnenvertretungen wahrgenommen.<br />

Die gestalterische Verantwortung liegt weiterhin – ganz im Interesse<br />

der Hochschulen – in den Händen der Architekten von<br />

EM2N.<br />

Stand der Planung<br />

Zwischen Mai <strong>und</strong> Ende September 2008 definierten beziehungsweise<br />

planten insgesamt elf auf Raumgruppierungen (Cluster)<br />

bezogene Fachteams den Mieterausbau <strong>und</strong> die Ausstattung,<br />

sodass Architekten <strong>und</strong> Generalunternehmer den Rohbau nun<br />

festlegen können. Die Teams befassten sich mit den Räumen für<br />

Tanz & Theater, Ton & Film, Musik <strong>und</strong> Produktion & Events; mit<br />

den Werkstätten 2-D <strong>und</strong> 3-D; mit den Arbeitsplätzen für Studierende,<br />

Dozierende <strong>und</strong> Mitarbeitende; mit der Bibliothek <strong>und</strong><br />

den Medienräumen sowie mit den Unterrichtsräumen <strong>und</strong> Hörsälen.<br />

Eine Arbeitsgruppe für Informationstechnologie <strong>und</strong> <strong>eine</strong><br />

für Facility Management kümmerten sich um die Querschnittsfunktionen.<br />

In der nun angelaufenen nächsten Phase besteht die Aufgabe der<br />

Teams darin, bei der Setzung von Prioritäten im Mieterausbau<br />

mitzuwirken. Ausserdem sollen sie die Kosten für die geplante<br />

Ausstattung in Zusammenarbeit mit FachplanerInnen ermitteln<br />

<strong>und</strong>, wenn erforderlich, Einsparungen vorschlagen.<br />

Baustelle<br />

Das Toni-Areal ist bereits Abbruchstelle. Mit schwerem Gerät<br />

wird herausgerissen, was k<strong>eine</strong>sfalls mehr verwendet werden<br />

kann. Gerettet wird, was industriegeschichtliche Bedeutung hat,<br />

vor allem Zeichen <strong>und</strong> Beschriftungstafeln.<br />

Zurzeit ist in der Südwestecke des bestehenden Baus ein Fassadenmuster<br />

im Massstab eins zu eins zu besichtigen, an dem die<br />

Wirkung der künftigen Fassade nach aussen <strong>und</strong> innen überprüft<br />

werden kann. Der Abbruch der statischen Teile, zum Beispiel der<br />

Decken für die künftigen Lichthöfe, soll im Januar kommenden<br />

Jahres erfolgen.<br />

Läuft der Bau so gut an, wie der politische Prozess <strong>und</strong> die Planung<br />

bis anhin verlaufen sind, kann der Campus Toni mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit im Jahr 2012 bezogen werden. Allreal setzt<br />

mit <strong>eine</strong>r stringenten Planung alles daran, dieses Ziel zu erreichen.<br />

Seitens der Hochschulen <strong>und</strong> des Kantons sind nach dem<br />

klaren Kantonsratsentscheid die notwendigen Energien für die<br />

Durchführung dieses wichtigen <strong>und</strong> grossen Projekts zweifellos<br />

vorhanden.<br />

* Peter Eberhard ist Architekt <strong>und</strong> Dozent. Er ist Beauftragter der ZHdK für die<br />

Vertretung der Anliegen der zukünftigen NutzerInnen im Toni-Areal<br />

(peter.eberhard@zhdk.ch).


zett 4–08 09


10 zett 4–08<br />

design<br />

showdown in<br />

silverstone<br />

Ein echtes Rennauto zu entwerfen, ist der Traum<br />

vieler Designer. Das Projekt „Formula Student“ ermöglichte<br />

den Industrial-Design-Studenten Christian<br />

Stammbach, Dominic Wuffli <strong>und</strong> Fabio Müller<br />

in Zusammenarbeit mit der ETH, ihre Ideen zu<br />

verwirklichen. Fabio Müller*, Text <strong>und</strong> Bild.<br />

Silverstone, 13. Juli 2008<br />

Auf dem Circuit von Silverstone messen sich an diesem Juli-Wochenende<br />

statt Formel-1-Boliden solche der „Formula Student“-<br />

Klasse. Das englische Wetter wird s<strong>eine</strong>m Ruf gerecht. Dennoch<br />

verkündet der Speaker Spitzenzeiten für „Maloja“, den Rennwagen<br />

des ETH-Teams. Beim 22 Kilometer langen Endurance-Rennen<br />

entscheidet sich, welche Teams die besten Autos gebaut haben.<br />

Der Fahrer lenkt „Maloja“ auf den dritten Podestplatz. Eine<br />

gute Leistung für das junge Team mit wenig Motorsporterfahrung.<br />

In der Gesamtwertung erreicht „Maloja“ den achten Rang<br />

unter 75 Teams.<br />

Das Projekt „Formula Student“<br />

Bei „Formula Student“ sind nur Studierendenteams zugelassen.<br />

Ein dickes Wettbewerbsreglement <strong>und</strong> ein vorgeschriebenes<br />

Budget setzen der Fantasie klare Grenzen. Die grosse Herausforderung<br />

ist es, unter diesen Voraussetzungen die Mehrheit<br />

der Einzelteile des Fahrzeugs selbst herzustellen. Zudem ist oft<br />

Kompromissbereitschaft gefragt, wenn die Interessen von Designern<br />

<strong>und</strong> Ingenieuren aufeinandertreffen. Jeweils im Sommer<br />

nehmen Autos aus der ganzen Welt an verschiedenen Events teil.<br />

Die Wagen werden auf der Rennstrecke getestet sowie von Automobilspezialisten<br />

unter die Lupe genommen <strong>und</strong> bewertet. Das<br />

Resultat der diesjährigen Zusammenarbeit von ETH Zürich <strong>und</strong><br />

ZHdK lässt sich zeigen. Dies beweist nicht nur die Platzierung in<br />

Silverstone, sondern auch diejenigen in Fiorano <strong>und</strong> Hockenheim.<br />

Eine spannende Aufgabe<br />

Dem fertigen Rennwagen ging ein arbeitsintensiver Prozess voraus.<br />

Die Industrial Designer hatten die Aufgabe, das Chassis des<br />

Rennwagens unverwechselbar <strong>und</strong> das Cockpit ergonomisch zu<br />

gestalten. Mit <strong>eine</strong>m Ergonomiemodell klärten sie die optimale<br />

Sitzposition für den Fahrer sowie die Anordnung sämtlicher Bedienelemente<br />

ab. Verschiedene Konzepte für die Formensprache<br />

des neuen Rennwagens entwickelten sie mit Handrenderings.<br />

Der überzeugendste Entwurf wurde in <strong>eine</strong>m Modell aus Clay, <strong>eine</strong>r<br />

speziellen Modelliermasse, verf<strong>eine</strong>rt. Mit diesem Modell als<br />

Gr<strong>und</strong>lage begannen die Designer, ihren Entwurf dreidimensional<br />

am Computer zu zeichnen. Aus der ersten Linie entstanden<br />

immer komplexere Freiformen. Die Zusammenarbeit mit der<br />

ETH war bei dieser Arbeit besonders intensiv. Laufend mussten<br />

die Daten an die neusten technischen Änderungen der Ingenieure<br />

angepasst werden.<br />

Liebe zum Detail<br />

Die drei Design-Studenten überliessen nichts dem Zufall. Alle<br />

formgebenden Teile wurden eigenhändig aus Carbon (kohlenstofffaserverstärkter<br />

<strong>Kunst</strong>stoff) laminiert. Die kantige <strong>und</strong> dynamische<br />

Formensprache wurde konsequent umgesetzt. F<strong>eine</strong><br />

Phasen laufen in Flächen aus, Linien ziehen sich von der Nase<br />

bis zum Heck des Autos. Lüftungsgitter sind präzise formale Elemente<br />

in der Seitenverschalung. Aus dem von Understatement<br />

geprägten Boliden sticht das Lenkrad aus Mahagoni heraus. In<br />

die Kopfstütze ist „Maloja“ eingestickt. Elemente wie diese unterstreichen<br />

die edle <strong>und</strong> doch zurückhaltende Wirkung des Rennwagens.<br />

Technische Daten<br />

Masse (l x b x h): 2764 x 1403 x 1005 mm<br />

Gewicht: 233 kg<br />

Schwerpunkt: 230 mm über Gr<strong>und</strong><br />

Leistung: 90 PS (66 kW)<br />

Höchstgeschwindigkeit: 132,6 km/h<br />

0–100 km/h: 3,4s<br />

Weitere Infos unter: vid.zhdk.ch <strong>und</strong> amz.ethz.ch<br />

* Fabio Müller ist Student im 5. Semester in der Vertiefungsrichtung Industrial<br />

Design (fabio.mueller@zhdk.ch).<br />

„Maloja“ bei der Zieleinfahrt in Silverstone.


zett 4–08 11<br />

design<br />

art radio zurich<br />

nach new yorker<br />

vorbild<br />

Art Radio, ein Internetsender aus New York, der dem<br />

Museum of Modern Arts (MoMA) angegliedert ist,<br />

könnte zum Vorbild <strong>eine</strong>s projektierten Hochschulradios<br />

der ZHdK werden. Eine Fact-Finding-Mission<br />

in Tribeca im Sommer 2008 brachte erste fruchtbare<br />

Erkenntnisse. Martin Zimper*<br />

In kaum <strong>eine</strong>m amerikanischen Gebäude findet sich <strong>eine</strong> als<br />

„13. Stock“ bezeichnete Etage. Es könnte Unglück bringen, meint<br />

man dort abergläubisch in Hotels, Büros <strong>und</strong> Ämtern. Nicht so<br />

im „Historic Clocktower Building“ an der Leonard Street im New<br />

Yorker Viertel Tribeca, <strong>eine</strong>m „historical landmark“, das sofort<br />

<strong>und</strong> ohne Umbauten als perfekte Kulisse für <strong>eine</strong>n „Batman“-<br />

Film verwendet werden könnte: riesige Steinadler am Dach, daneben<br />

die historische Tower Clock aus dem Jahr 1897, die heute<br />

noch stündlich schlägt.<br />

Erster <strong>Kunst</strong>radiosender der Welt<br />

Ohne zu zögern – weil vom Aberglauben nicht gebeutelt –, betritt<br />

Jacqueline Otten den „13th floor“ des Gebäudes. Hier befindet<br />

sich das Studio von Art Radio P.S.1, das Ziel der Fact-Finding-<br />

Mission der Leiterin des Departements Design der Zürcher<br />

Hochschule der Künste. WPS1, wie der Sender korrekt bezeichnet<br />

wird, ist laut „Time Out New York“ „the world’s first art radio<br />

station“. 2004 als Internet-Radio unter der Adresse www.wps1.org<br />

gestartet, stellt der Sender <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> KünstlerInnen in den Mittelpunkt<br />

der Berichterstattung. Alanna Heiss, die Direktorin des<br />

„Contemporary Art Centers“ P.S.1 (ein Tochterunternehmen des<br />

MoMA), erfüllte sich damit <strong>eine</strong>n ihrer grössten Wünsche: „Ich<br />

wollte immer schon <strong>eine</strong> Radiostation betreiben. Das ist wie ein<br />

unsichtbarer Trakt unserer Institution, damit können wir <strong>Kunst</strong><br />

in <strong>eine</strong>n grösseren Zusammenhang stellen als nur in <strong>eine</strong>m Gebäude.“<br />

Geplant: ein „Sender der Künste“, zugeschnitten auf<br />

die ZHdK<br />

Jacqueline Otten ist in diesem Moment <strong>eine</strong> Art Alanna Heiss aus<br />

Zürich. Seit Jahren will die Zürcher Hochschule der Künste ein<br />

eigenes Radio auf die B<strong>eine</strong> stellen. Der Projektname „Campusradio“<br />

schwirrt schon länger durch die Gänge der Hochschule,<br />

nicht nur als Gerücht – das Projekt hat bereits <strong>eine</strong> eigene Kostenstelle.<br />

Die Hochschulleitung beauftragte 2008 auf Vorschlag<br />

von Jacqueline Otten Martin Zimper, Leiter der Studienvertiefung<br />

Cast, mit der Erstellung <strong>eine</strong>s Projektvorschlags. Zimper hat<br />

in Österreich in den letzten Jahren vier verschiedene Radiostationen<br />

entwickelt <strong>und</strong> aufgebaut.<br />

Jacqueline Otten: „Viele Universitäten haben ein eigenes Campusradio.<br />

Was wir in Zürich brauchen, ist nicht ‚more of the<br />

same’, sondern <strong>eine</strong> eigenständige Idee, die zum Charakter unserer<br />

Hochschule passt.“ So entstand die Idee, der Hochschule<br />

der Künste <strong>eine</strong>n eigenen Sender der Künste zur Seite zu stellen.<br />

Die entsprechende Internet-Domain wurde bereits gesichert. Auf<br />

der Suche nach internationalen Vorbildern für diese Idee landete<br />

das Duo Otten <strong>und</strong> Zimper aus dem Departement Design beim<br />

Vorzeigeprojekt Art Radio in New York.<br />

Informative Stippvisite<br />

Es ist Freitag, 24. August 2008. David Weinstein, der Programmdirektor<br />

von WPS1, begrüsst die beiden Entsandten aus Zürich. Ein<br />

Grossteil des Teams ist ebenfalls gekommen, um den Besuch aus<br />

der Schweiz kennenzulernen. David Weinstein: „Wir haben ein<br />

kl<strong>eine</strong>s Kernteam, arbeiten auch mit vielen ehrenamtlichen Studierenden,<br />

die Beiträge <strong>und</strong> Sendungen gestalten, aber auch als<br />

DJs auflegen.“ WPS1 sendet <strong>eine</strong>n Livestream, der wöchentlich<br />

geändert wird <strong>und</strong> ein zwölfstündiges durchgehendes Programm<br />

bietet, sowie „programs on demand“, <strong>eine</strong> Art Audio-Archiv auf<br />

der Website des Senders, voll von erstaunlichen Audiofiles. William<br />

Burroughs liest beispielsweise „Naked Lunch“, Marcel Duchamp<br />

diskutiert <strong>und</strong> Walt Disney spricht. Station Manager Jeannie<br />

Hopper: „Natürlich spiegeln wir auch das aktuelle Geschehen<br />

am MoMA <strong>und</strong> bei P.S.1 wider. Wir machen zum Beispiel sehr<br />

lange, ausführliche Interviews mit Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstlern.<br />

Ich habe den Eindruck, bei uns sagen sie wirklich die Wahrheit.“<br />

Jeannie Hopper arbeitet in New York auch als DJ (www.liquidso<strong>und</strong>lounge.com)<br />

<strong>und</strong> kümmert sich um Kooperationen des<br />

Internetsenders wie jene mit der Art Basel Miami. WPS1 sendete<br />

Interviews, Impressionen <strong>und</strong> DJ-Mixes live aus Miami. Er ist<br />

mittlerweile zu <strong>eine</strong>m Sender mit internationaler Hörerschaft<br />

geworden. David Weinstein: „Die Hälfte unserer Hörerinnen<br />

<strong>und</strong> Hörer haben IP-Adressen ausserhalb von Amerika.“ Die laufenden<br />

Kosten werden vom MoMA getragen, die Anschubfinanzierung<br />

für die ersten drei Jahre kam vom Sponsor Bloomberg.<br />

Jacqueline Otten: „Bei WPS1 sieht man, dass ein kl<strong>eine</strong>s Team<br />

mit einfachen Mitteln ein regelmässiges Art-Radioprogramm<br />

produzieren kann. Der Besuch war sehr inspirierend für unsere<br />

Überlegungen in Zürich im Zusammenhang mit dem Sender der<br />

Künste.“ Ein Z-Modul („Radio der Künste“, D019) widmet sich<br />

übrigens dem Thema. Über weitere Schritte <strong>und</strong> Beschlüsse der<br />

Hochschulleitung wird via „Zett“ <strong>und</strong> andere Kanäle informiert.<br />

Der Besuch im 13. Stock war schon mal ein glücklicher Anfang.<br />

* Dr. Martin Zimper ist Leiter der Vertiefung Cast im Departement Design<br />

(martin.zimper@zhdk.ch).


12 zett 4–08<br />

theater<br />

blackbox<br />

zum take-off<br />

Fotoautomat, Flugschreiber <strong>und</strong>/oder Inszenierungsstudie<br />

für performative KünstlerInnen Stefan<br />

Schöbi* über <strong>eine</strong> misteriöse schwarze Kiste zum<br />

Auftakt des Master-Studiengangs in Theater <strong>und</strong> zur<br />

Bildstrecke auf dieser Doppelseite.<br />

Ist das ein überdimensionierter Fotoautomat oder <strong>eine</strong> Kleinbühne<br />

für SelbstdarstellerInnen Die Blackbox war für die Studierenden<br />

des Master-Campus-Theater-CH vor allem ein grosses<br />

Fragezeichen. Mit dem Fernauslöser ausgerüstet, hatten sie<br />

jeweils drei Minuten Zeit, den Innenraum von etwa drei Meter<br />

Breite <strong>und</strong> vier Meter Länge zu entdecken <strong>und</strong> herauszufinden,<br />

was sich damit <strong>und</strong> mit sich selbst darin anstellen liess.<br />

Konzipiert <strong>und</strong> aufgebaut wurde die Blackbox von den beiden<br />

Fotografen Jojakim Cortis <strong>und</strong> Adrian Sonderegger, beide selber<br />

Absolventen der ZHdK. „Wir haben den Studis bewusst nur wenige<br />

Anweisungen gegeben“, erklärt Adrian Sonderegger. „Die<br />

Blackbox hat als <strong>eine</strong> Art Flugschreiber ihre ersten Schritte in der<br />

eben begonnen Ausbildungsreise festgehalten.“


zett 4–08 13<br />

Betreten haben die Blackbox 37 der insgesamt 45 Master-Studierenden<br />

des Master-Campus-Theater-CH, die während der Eröffnungswoche<br />

des Studiengangs am 18. September 2008 auf der<br />

Probebühne 2 an der Gessnerallee 13 in Zürich anwesend waren.<br />

Da es sich um <strong>eine</strong>n Kooperations-Master handelt, sind neben<br />

den Zürcher Studierenden der Vertiefungen Bühnenbild, Regie,<br />

Schauspiel <strong>und</strong> Theaterpädagogik auch Studierende der Hochschule<br />

der Künste Bern (Vertiefung Scenic Arts Practice) <strong>und</strong> der<br />

Scuola Teatro Dimitri, Verscio (Vertiefung Bewegungstheater)<br />

am Campus beteiligt.<br />

Die entstandenen Bilder werden in die Spielplanbroschüre des<br />

Theaters der Künste integriert. Das volle Bildprogramm der<br />

Blackbox erscheint voraussichtlich im Beiheftchen „Chronologie<br />

in Fragmenten“ zur Ausgabe Nummer 3 im April 2009. Wer <strong>eine</strong>n<br />

Versand per Post wünscht, kann sich bereits jetzt unter http://<br />

www.theaterderkuenste.ch/lists eintragen.<br />

* Stefan Schöbi ist Leiter Werbebüro <strong>und</strong> Eventkommuni kation ZHdK <strong>und</strong> betreut<br />

die Öffentlichkeitsarbeit des Theaters der Künste (stefan.schoebi@zhdk.ch).<br />

Konzept Blackbox: Jojakim Cortis, Adrian Sonderegger


14 zett 4–08<br />

Gefragte Studienplätze<br />

Nach <strong>eine</strong>r zweijährigen Pilotphase kann Netzwerk Cinema CH<br />

mit Unterstützung der öffentlichen Hand weitergeführt werden.<br />

Entsprechend gross ist die Nachfrage nach Studienplätzen. Diesen<br />

Herbst haben r<strong>und</strong> fünfzig weitere Studierende ihr Studium<br />

in <strong>eine</strong>m der Master-Studiengänge aufgenommen. Im Rahmen<br />

des Netzwerks besuchen sie neben Modulen an den heimischen<br />

Hochschulen <strong>eine</strong> bestimmte Anzahl frei wählbarer Lehrveranstaltungen<br />

an angeschlossenen Fachhochschulen <strong>und</strong> Universitäten<br />

der Romandie, der Deutschschweiz <strong>und</strong> des Tessins. Ziel<br />

der interdisziplinären Ausbildung ist es, den Transfer zwischen<br />

Praxis <strong>und</strong> Theorie zu fördern <strong>und</strong> die sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Grenzen innerhalb der Schweiz auszuloten.<br />

Vielfältiges Studienangebot <strong>und</strong> Werkschau<br />

Im ersten Teil der Semestereröffnung präsentierten die Dozierenden<br />

die Studienangebote in den Bereichen Bild- <strong>und</strong> Medientechnologie,<br />

Archiv, Filmökonomie, Filmrealisation <strong>und</strong> Filmwissenschaft.<br />

Am Nachmittag folgte <strong>eine</strong> Werkschau, die dem<br />

Publikum <strong>eine</strong>n Einblick in die Arbeit der letzten zwei Jahre bot.<br />

Auf grosses Interesse stiess dabei die Projektion der Abschlussfilme<br />

von den Fachhochschulen Lausanne/Genf (HES-SO) <strong>und</strong><br />

Zürich (ZHdK). Anhand von je zwei Dokumentar- <strong>und</strong> Spielfilmen<br />

wurden ästhetische Fragen aus praxisbezogener Sicht diskutiert,<br />

so beispielsweise in „Endsieg – everything changes in one<br />

shot“ von Daniel Casparis <strong>und</strong> Niccolò Castelli (Zett 1/08, p. 19).<br />

Kameramann Andreas Birkle bezeichnete den Film, dessen erste<br />

Hälfte aus <strong>eine</strong>r einzigen Einstellung heraus mit <strong>eine</strong>r Steadycam<br />

gefilmt wurde, als „elfminütiges Montage-Experiment“, das aus<br />

der Motivation entstanden sei, mithilfe <strong>eine</strong>s minutiös geplanten<br />

Schnitts zu <strong>eine</strong>r eigenen, lesbaren Filmsprache zu finden.<br />

film<br />

netzwerk cinema<br />

ch: fortsetzung<br />

folgt!<br />

Am 12. September 2008 fand in der Lausanner<br />

Cinémathèque Suisse die Eröffnungsfeier der neuen<br />

Master-Studiengänge in Filmrealisation <strong>und</strong> Filmwissenschaft<br />

statt. Zugleich bot die Veranstaltung<br />

<strong>eine</strong>n Rückblick auf den erfolgreichen Abschluss<br />

der Pilotphase des Kooperationsprojekts „Netzwerk<br />

Cinema CH“. Claudia Ramseier*<br />

In anregender Atmosphäre fand im Casino de Montbenon, dem<br />

Standort der Cinémathèque Suisse, die Semestereröffnung von<br />

Netzwerk Cinema CH statt. Maria Tortajada, Professorin an der<br />

Universität Lausanne <strong>und</strong> Projektleiterin des Netzwerks, begrüsste<br />

die neuen Studierenden, die Dozierenden <strong>und</strong> die Mitarbeitenden.<br />

Erfreut, dass die Pilotphase erfolgreich beendet <strong>und</strong><br />

das Projekt die anfänglichen Startschwierigkeiten überw<strong>und</strong>en<br />

hat, bezeichnete sie das Netzwerk als „Bindeglied <strong>eine</strong>r neuen<br />

Bewegung in der Schweizer Filmszene“. Alain Boillat, Geschäftsführer<br />

des Netzwerks, bestätigte die positive Entwicklung <strong>und</strong><br />

führte das Publikum engagiert durch den Tag.<br />

Filmästhetische Fragen standen auch im Zentrum der wissenschaftlichen<br />

Arbeiten. Zwei Studierende der Universitäten<br />

Lausanne <strong>und</strong> Zürich präsentierten ihre Abschlussarbeiten, in<br />

denen die Auseinandersetzung mit der Ästhetikgeschichte des<br />

Kinos <strong>und</strong> der Beschreibung ästhetischer Rezeption im Film substanziell<br />

ist.<br />

Am Ende wurde die Publikationsreihe „Kino CH / Cinéma CH“<br />

vorgestellt, die sich als „Schaufenster“ der Kooperation versteht<br />

<strong>und</strong> den Wissenstransfer zwischen den Hochschulen fördern will.<br />

Der erste Band mit dem Titel „Rezeption, Ästhetik, Geschichte“<br />

beinhaltet <strong>eine</strong>n Querschnitt aktueller Beiträge aus Lehre <strong>und</strong><br />

Forschung der universitären Partnerinstitutionen von Netzwerk<br />

Cinema CH. Inhaltlich widmen sich die Aufsätze dem einheimischen<br />

Filmschaffen in Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart, so auch dem<br />

Film „Lenz“ von Thomas Imbach. Er verwischt in s<strong>eine</strong>n Filmen<br />

die Grenzen von Fiktion <strong>und</strong> Dokumentation. „Lenz“ wurde zum<br />

Abschluss der Semestereröffnung gezeigt.<br />

Der Leistungsausweis von Netzwerk Cinema CH kann sich sehen<br />

lassen. Und dieser Eindruck lässt nur erahnen, was dies für die<br />

zukünftige Schweizer Filmlandschaft bedeuten kann.<br />

* Claudia Ramseier ist wissenschaftliche Unterrichtsassistentin der Fachrichtung<br />

Film im Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film (claudia.ramseier@zhdk.ch).<br />

Das Projekt Netzwerk Cinema CH wird bis 2011 mit <strong>eine</strong>m Kooperationsbeitrag der<br />

Schweizerischen Universitätskonferenz (SUK) <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esamtes für Berufsbildung<br />

<strong>und</strong> Technologie (BBT) gefördert.<br />

Mehr Informationen unter: www.netzwerk-cinema.ch


zett 4–08 15<br />

theorie<br />

theorie – für<br />

einmal rein<br />

theoretisch<br />

Unter dem Titel „Theorie. Theorie“ erprobt das<br />

Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film (DDK)<br />

erstmals studiengangsübergreifende Theorieangebote.<br />

Dabei geht es um die gr<strong>und</strong>legende Verankerung<br />

solcher Module in <strong>eine</strong>r an sich praxisorientierten<br />

Ausbildung. Andrea Gleiniger*<br />

Wie entsteht Theorie Diese Frage durchzieht als <strong>eine</strong> Art Gr<strong>und</strong>ton<br />

die Vorlesungsreihe „Ästhetische Fragen <strong>und</strong> kulturgeschichtliche<br />

Aspekte der Gegenwart“. Die Veranstaltung wird in diesem<br />

Herbstsemester als Novum angeboten. Sie ist der erste Baustein<br />

<strong>eine</strong>r Reihe von Theorieangeboten, in denen die disziplinären<br />

Schnittstellen zwischen den verschiedenen Studiengängen <strong>und</strong><br />

ihren Vertiefungen ausgelotet, die Gr<strong>und</strong>lagen des transdisziplinären<br />

Arbeitens vermittelt <strong>und</strong> der Austausch zwischen Theorie<br />

<strong>und</strong> Praxis gefördert werden sollen.<br />

Sensibilisierung für den kulturellen Tiefenraum<br />

Die Vorlesungsreihe führt die Bachelor-Studierenden aller im<br />

DDK vereinten Studiengänge in <strong>eine</strong>r gemeinsamen Veranstaltung<br />

zusammen. Sie rückt in facettenreichen Ein- <strong>und</strong> Ausblicken<br />

spezifische Themen künstlerischer Diskurse der Gegenwart ins<br />

Zentrum. Die Beiträge der externen <strong>und</strong> internen Referentinnen<br />

<strong>und</strong> Referenten präsentieren vielseitiges Material, das als Anregungspotenzial<br />

dient. Die Frage „Wie entsteht Theorie“ wird im<br />

Spannungsfeld künstlerischer Praxis <strong>und</strong> deren Reflexion aus der<br />

Perspektive der verschiedenen Disziplinen des Departements<br />

behandelt.<br />

Den Verantwortlichen geht es um die gr<strong>und</strong>legende Verankerung<br />

der Theorie in der Ausbildung – auch im Hinblick auf <strong>eine</strong><br />

Perspektivenöffnung zu Fragestellungen der jeweils anderen<br />

Disziplin <strong>und</strong> die Entdeckung von Gemeinsamkeiten; Stichwort<br />

„Transdisziplinarität“. Die Vorlesungsreihe bietet ein Forum für<br />

fachübergreifende Begegnung. Die Studierenden erhalten die<br />

Möglichkeit, die Basis für <strong>eine</strong> theoretische Reflexion des künstlerischen<br />

Tuns kennenzulernen, sei es nun im Bereich Tanz,<br />

Film oder Theater. Mit der Kontextualisierung zeitgenössischer<br />

Fragestellungen soll das Bewusstsein für <strong>eine</strong>n kulturellen <strong>und</strong><br />

historischen Tiefenraum angeregt werden. Theorie wird als Auseinandersetzung<br />

mit den verschiedenen künstlerischen Darstellungsverfahren<br />

<strong>und</strong> ihren Bedingungen verstanden – <strong>eine</strong><br />

wichtige Gr<strong>und</strong>lage für die Befähigung <strong>eine</strong>s Künstlers, <strong>eine</strong>r<br />

Künstlerin zur Reflexion <strong>und</strong> Selbstreflexion, Kritikfähigkeit, Widerständigkeit<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt für die eigene Identitätsbildung.<br />

Daneben vermittelt das Lehrangebot auch erste Einblicke in das<br />

Verständnis theoretischer Diskurse <strong>und</strong> ihrer Terminologie.<br />

Theorie aus dem Rucksack<br />

Vor allem die Vorlesungsreihe als thematisch vielgestaltiges Anregungsszenarium<br />

gibt Impulse für das Selbststudium. Das Theorieangebot<br />

umfasst im Weiteren das Projekt <strong>eine</strong>r „Schule der<br />

Wahrnehmung“, das in Form von Exkursionen stattfindet. Am<br />

Beispiel ausgewählter Ereignisse beziehungsweise kultureller<br />

Standorte <strong>und</strong> „Szenen“ geht es dabei vor allem um die Schulung<br />

der Kompetenz <strong>eine</strong>r kritischen <strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierten Auseinandersetzung<br />

mit verschiedenen kulturellen <strong>und</strong> künstlerischen Formaten<br />

<strong>und</strong> Inszenierungspraktiken (Theater, Film, Ausstellung,<br />

Museum usw.). Das Pilotprojekt startet zwischen Herbstsemester<br />

2008 <strong>und</strong> Frühlingssemester 2009 unter dem Thema „Fasnacht“.<br />

Für <strong>eine</strong>n gezielt projektorientierten <strong>und</strong> kontinuierlichen Theorie-Input<br />

während des Bachelor-Studiums sorgen darüber hinaus<br />

sogenannte RucksackdozentInnen. Sie begeben sich auf<br />

die Suche nach vorhandenen vielfältigen Themenkompetenzen,<br />

um diese zu „entdecken“ <strong>und</strong> für die Lehre produktiv zu machen<br />

– sei es innerhalb des Departements Darstellende Künste <strong>und</strong><br />

Film oder generell an der Zürcher Hochschule der Künste. Zum<br />

Zweck des Austausches <strong>und</strong> der Vernetzung ist auch <strong>eine</strong> Internetplattform<br />

geplant.<br />

* Andrea Gleiniger ist Dozentin für Szenografie am Departement Darstellende<br />

Künste <strong>und</strong> Film (andrea.gleiniger@zhdk.ch).<br />

Auszug aus dem Theorie-Angebot:<br />

24.11.2008: Volker Demuth, „Digitale, hybride <strong>und</strong> künstlerische<br />

Räume“<br />

01.12.2008: Alfred Nordmann, „Experiment Zukunft – <strong>Kunst</strong> im<br />

Zeitalter der Technowissenschaften“<br />

08.12.2008: Felix Baumann <strong>und</strong> Irmela Beyer, „Die musikalische<br />

Zeit bei John Cage“<br />

15.12.2008: Fritz Senn, „Zeit-Räume im Werk von James Joyce“<br />

(Arbeitstitel)


16 zett 4–08<br />

Schülerinnen der Tanz Akademie Zürich in „Die vier Jahreszeiten“ im Schauspielhaus Zürich.<br />

Alle Bilder: Fussspuren IV, Galavorstellung der Tanz Akademie Zürich, Mai 2008, Schauspielhaus Zürich. © Bettina Stöß/Stage Picture GmbH, Berlin.<br />

tanz<br />

bewegter tanz<br />

Die professionelle Tanzausbildung soll in der<br />

Schweiz anerkannt <strong>und</strong> bildungspolitisch verankert<br />

werden. Eine berufliche Gr<strong>und</strong>bildung (Lehre) mit<br />

eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) ist ab 2009<br />

als Pilotprojekt an der ZHdK vorgesehen.<br />

Sabine Albrecht*<br />

„Der beinahe erheiternd klingende Studienabschluss ‚Bühnentänzerin,<br />

Bühnentänzer mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis’<br />

hat <strong>eine</strong>n ernsten Hintergr<strong>und</strong>: Der Beruf ist in der Schweiz derzeit<br />

noch nicht anerkannt, genauso wenig wie die dazugehörige<br />

Ausbildung. Zwar gibt es seit 2002 <strong>eine</strong> kantonale Anerkennung<br />

der HMT-Ausbildung auf Stufe Höhere Fachschule (Diplom für<br />

Bühnentanz), gesamtschweizerisch lässt sich die Verortung auf<br />

dieser Ebene jedoch nicht realisieren“ schrieb Gabriele Spiller,<br />

die damalige Verantwortliche der Tanz Akademie Zürich (taZ) für<br />

Öffentlichkeitsarbeit, im „HGKZ intern“ vom Januar 2006.<br />

An dieser Situation hat sich bis heute (noch) nichts geändert. Mit<br />

der Umstrukturierung des gesamten Bildungssystems durch die<br />

<strong>Bologna</strong>-Reform kam nun allerdings Schwung in die Angelegenheit<br />

<strong>und</strong> damit Bewegung in den Tanz: Getragen vom B<strong>und</strong>esamt<br />

für Kultur, von Pro Helvetia <strong>und</strong> den Berufsverbänden wurde<br />

das „Projekt Tanz“ ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit<br />

dem Tanznetzwerk Schweiz Reso analysierten VertreterInnen<br />

<strong>und</strong> Fachpersonen aus Kultur, Politik <strong>und</strong> Wirtschaft die gesamte<br />

Schweizer Tanzszene. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen<br />

wurde in <strong>eine</strong>m weiteren Schritt ein Bildungsplan ausgearbeitet.<br />

Im Dezember 2007 ging der Entwurf für ein Pilotprojekt<br />

(Verordnung über die berufliche Gr<strong>und</strong>bildung für Bühnentänzerinnen<br />

<strong>und</strong> Bühnentänzer EFZ) in die Vernehmlassung. Mehr<br />

als 100 ArbeitgeberInnen <strong>und</strong> ProduzentInnen haben das Pilotprojekt<br />

unterstützt.<br />

Die wichtigsten Punkte des Vernehmlassungstexts seien hier<br />

kurz erörtert:<br />

– Die bisherige Ausbildung der Tanzschaffenden in der<br />

Schweiz soll durch <strong>eine</strong> dreijährige berufliche Gr<strong>und</strong>bildung<br />

ersetzt werden, was auch dem Wunsch des Dachverbands<br />

des künstlerischen Tanzes, Dance Suisse, entspricht.<br />

Auf die se Weise absolvieren die angehenden Bühnentänzerinnen<br />

<strong>und</strong> -tänzer <strong>eine</strong> Ausbildung mit einheitlichen Standards<br />

<strong>und</strong> sind dadurch dem Schweizer Berufsbildungssystem<br />

angeschlossen. Das Pilotprojekt ist ein Testlauf für die<br />

Einführung der beruflichen Gr<strong>und</strong>bildung.<br />

– Die professionelle künstlerische Tanzarbeit fängt bereits in


zett 4–08 17<br />

Die Tänzerin Gözde Özgur in „Die vier Jahreszeiten“.<br />

Ahmet Doruk Demirdirek in der Variation Pas de Trois<br />

aus dem Ballett „Schwanensee“.<br />

jungen Jahren an. Deshalb <strong>und</strong> im Unterschied zu den Bereichen<br />

Musik, bildende <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Theater soll diese auch<br />

auf Nichtfachhochschulstufe angesiedelt werden. Die Pilotphase<br />

beginnt im August 2009 mit zwei Klassen <strong>und</strong> wird<br />

während dreier Jahre regelmässig evaluiert. Nach deren<br />

Abschluss im Jahr 2012 wird sich zeigen, ob die berufliche<br />

Gr<strong>und</strong>bildung eingeführt werden soll.<br />

– Das vorliegende Projekt ermöglicht erstmals <strong>eine</strong> berufliche<br />

Gr<strong>und</strong>bildung, mit der Tanzschaffende <strong>eine</strong>n eidgenössisch<br />

anerkannten Abschluss auf der Sek<strong>und</strong>arstufe II erlangen.<br />

Dieser befähigt sie zur Berufsausübung als Bühnentänzerinnen<br />

<strong>und</strong> -tänzer in Ensembles an Theatern <strong>und</strong> in freien<br />

Kompanien („Bühnenreife“).<br />

– Für die Fachpersonen des Danse Suisse ist unbestritten,<br />

dass Bühnentänzerinnen <strong>und</strong> Bühnentänzer ein breites Repertoire<br />

an Tanzstilen beherrschen müssen, damit sie ihren<br />

Beruf ausüben können. Gleichwohl sprechen sie sich für die<br />

Schaffung zweier Fachrichtungen aus: klassischer Tanz <strong>und</strong><br />

zeitgenössischer Tanz.<br />

Um die Qualität der Bühnentanzausbildung auf internationalem<br />

Niveau sichern zu können, wurden von <strong>eine</strong>r Expertenkommission<br />

hohe Eintrittskriterien formuliert. Eine professionelle tänzerische<br />

Vorbildung ist zwingend notwendig, damit die geforderten<br />

Zulassungsbedingungen erfüllt werden können. Die von der taZ<br />

angebotene Ausbildung richtet sich an elf- bis zwölf-jährige Kinder<br />

<strong>und</strong> dauert drei bis vier Jahre. Zusammen mit der beruflichen<br />

Gr<strong>und</strong>bildung für Bühnentänzerinnen <strong>und</strong> Bühnentänzer EFZ<br />

würde so <strong>eine</strong> Schulung möglich, die bereits im Kindesalter beginnt<br />

<strong>und</strong> nach insgesamt sechs bis sieben Jahren zum Abschluss<br />

führt.<br />

Die Schlusssitzung des Verordnungsentwurfes der Vernehmlassung<br />

fand Ende Oktober 2008 statt. Das Projekt ist damit an<br />

<strong>eine</strong>m entscheidenden Punkt angelangt – <strong>und</strong> die Anerkennung<br />

des Tanzberufs in greifbare Nähe gerückt.<br />

* Sabine Albrecht ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Tanz Akademie<br />

Zürich (taZ) (sabine.albrecht@zhdk.ch).<br />

Die vollständigen Erläuterungen zur Vernehmlassung Verordnung über die berufliche<br />

Gr<strong>und</strong>bildung für Bühnentänzerinnen <strong>und</strong> Bühnentänzer EFZ (Pilotprojekt)<br />

können unter www.bbt.admin.ch (B<strong>und</strong>esamt für Berufsbildung <strong>und</strong> Technologie<br />

BBT) nachgelesen werden. Dort sind auch die Entwürfe der Verordnung publiziert.<br />

Weitere Informationen zum Projekt <strong>und</strong> zum Tanzberuf sind auf den Internetseiten<br />

des Dachverbandes des künstlerischen Tanzes, Danse Suisse,<br />

www.dansesuisse.ch, <strong>und</strong> der Tanz Akademie Zürich, (taZ), www.tanzakademie.<br />

ch, zu finden.


18 zett 4–08<br />

Thomas Kaspar: „Hier weht ein anderer<br />

Wind, es herrscht ein anderer<br />

menschlicher Umgang. Es geht um<br />

Ausbildung <strong>und</strong> nicht um Shareholder<br />

Value.“<br />

services<br />

weniger schnittstellen,<br />

weniger<br />

inseln, mehr<br />

gesamtlösungen!<br />

Thomas Kaspar, neuer Leiter Business Applications<br />

(BAP), ist daran, die Informatikarchitektur an der<br />

ZHdK zu optimieren, <strong>und</strong> greift mit s<strong>eine</strong>m Team<br />

auch dem unroutiniertesten User unter die Arme.<br />

Der erfahrene Informatiker äussert sich zu s<strong>eine</strong>r<br />

Arbeit im Gespräch mit Adriana Bognar*<br />

Foto: Regula Bearth.<br />

Thomas Kaspar, seit März 2008 sind Sie Leiter Business Applications<br />

an der ZHdK. Was ist der besondere Reiz, an <strong>eine</strong>r Hochschule<br />

der Künste zu arbeiten, verglichen mit Ihren ehemaligen<br />

Wirkungsstätten<br />

Es ist für mich das erste Mal, dass ich an <strong>eine</strong>r öffentlichen Institution<br />

arbeite. Bis jetzt war ich in der Privatwirtschaft tätig. Was<br />

mich hier besonders reizt, ist das künstlerische Umfeld. Und: Hier<br />

weht ein anderer Wind, es herrscht ein anderer menschlicher<br />

Umgang. Es geht um Ausbildung <strong>und</strong> nicht um Shareholder<br />

Value. Als Jugendlicher wollte ich die „Kunschti“ besuchen, um<br />

Grafiker zu werden. Mein Vater sagte aber: „Njet, zuerst wird etwas<br />

Richtiges gelernt.“ Dass ich jetzt hier bin, Jahre später <strong>und</strong> in<br />

<strong>eine</strong>r ganz anderen Funktion, freut mich!<br />

Was müssen wir uns unter Business Applications (BAP) vorstellen<br />

<strong>und</strong> welche Rolle spielt BAP an der ZHdK<br />

Business Applications sind Produkte in der Datenverarbeitung.<br />

Das Herzstück an der ZHdK ist die Software Evento mit zwölf<br />

technischen Schnittstellen. Sie wird von den Studierenden, Dozierenden<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitenden benutzt <strong>und</strong> unterstützt unser<br />

Kerngeschäft, die Lehre. Weitere Software-Pakete werden im<br />

Verwaltungsbereich angewendet, in der Buchhaltung, im Controlling<br />

<strong>und</strong> Personalwesen, in der Lohnbuchhaltung sowie<br />

im Bereich Facility Management. Andere sind für einzelne Departemente<br />

oder Organisationseinheiten wichtig, beispielsweise<br />

THEAsoft, <strong>eine</strong> Software für die Planung von Aufführungen im<br />

Departement Darstellende Künste <strong>und</strong> Film. Oder TMS, The Museum-System,<br />

das alle Sammlungen des Museum für Gestaltung<br />

Zürich erfasst, die teilweise auch im Internet zugänglich sind. Zu<br />

erwähnen sind ferner die Internet- <strong>und</strong> Intranet-Applikationen<br />

mit der Personensuche, dem Veranstaltungskalender <strong>und</strong> dem<br />

Webshop des Museums.<br />

Die Zukunft gehört den<br />

Web-Applikationen,<br />

deshalb sollen vermehrt<br />

Arbeiten übers Web<br />

erledigt werden können.<br />

Das BAP-Team ist interne Drehscheibe <strong>und</strong> Ansprechpartner<br />

für die Business Applications an der ZHdK. Wir suchen nach<br />

Lösungen, wenn neue Anforderungen an uns herangetragen


zett 4–08 19<br />

werden, <strong>und</strong> achten darauf, dass sie ins Gesamtbild der ZHdK<br />

passen. Wir unterstützen die NutzerInnen, wenn sie Probleme<br />

bei der Anwendung haben, testen neue Software-Versionen <strong>und</strong><br />

bilden die AnwenderInnen entsprechend aus.<br />

Wer gehört zu Ihrem Team <strong>und</strong> wofür sind Ihre Leute zuständig<br />

Das Team besteht aus fünf Personen: Judith Scheiber betreut Sesam<br />

(Buchhaltung), TMS, THEAsoft usw., Franziska Karpf ist vor<br />

allem im Evento-, aber auch im Abacus-Bereich (Personaladministration)<br />

tätig. Dalibor Wanner ist für die Evento-Schulungen<br />

<strong>und</strong> den Support zuständig. Seit September 2008 gehört auch<br />

Patrick Bianco dem Team an. Er eignet sich zurzeit die Evento-<br />

Kenntnisse an <strong>und</strong> wird später weitere Aufgaben übernehmen.<br />

Insgesamt verfügen wir über 400 Stellenprozente.<br />

Hauptsächlich besteht unser Alltag neben der langfristig angelegten<br />

Projektarbeit wie gesagt aus dem Support, der uns besonders<br />

am Herzen liegt. Wir beantworten Fragen, bilden aus <strong>und</strong><br />

schulen neue ZHdK-Mitarbeitende. Da einige Arbeiten nur im<br />

Semesterzyklus anfallen, fehlt vielen NutzerInnen die Routine,<br />

deshalb bieten wir neu Evento-Refresher-Kurse an.<br />

Wenn ich als unroutinierte Nutzerin nicht mehr weiter weiss, an<br />

wen kann ich mich wenden<br />

Am besten schildern Sie Ihr Anliegen bei der Hotline des Informationstechnologie-Zentrums<br />

ITZ unter der Telefonnummer<br />

21 21. Wenn die Frage unseren Bereich betrifft, wird sie an uns<br />

weitergeleitet. Aus Kapazitätsgründen können wir k<strong>eine</strong> eigene<br />

Hotline zur Verfügung stellen. Wer sich aber direkt an uns wenden<br />

will, kann das BAP-Team kontaktieren oder unsere Mailbox<br />

benutzen: support.bap@zhdk.ch.<br />

An welchen Projekten arbeiten Sie <strong>und</strong> Ihr Team zurzeit<br />

Ganz aktuell sind der neue Internet- <strong>und</strong> Intranet-Auftritt der<br />

ZHdK <strong>und</strong> der interne Webshop für Schul- <strong>und</strong> Büromaterial<br />

sowie für Geschenkartikel, der kürzlich unter shop.zhdk.ch aufgeschaltet<br />

wurde. Zusammen mit der Zürcher Hochschule für<br />

Angewandte Wissenschaften (ZHAW) <strong>und</strong> der Pädagogischen<br />

Hochschule (PHZH) ist überdies ein Ausschreibungsprojekt für<br />

die Einführung von SAP vorgesehen, <strong>eine</strong>m integrierten Software-Produkt<br />

für Finanzen, Verkauf, Produktion, Projektplanung<br />

usw. SAP wird bei uns voraussichtlich im Jahr 2010 eingeführt.<br />

Welche Schnittstellen zu anderen Bereichen an der ZHdK gibt es<br />

<strong>und</strong> wie gehen Sie damit um<br />

Es gibt viele organisatorische Schnittstellen. Eine der wichtigsten<br />

ist die zum ITZ, das die ganze technische Umgebung betreut. Wir<br />

arbeiten eng zusammen, tauschen uns aus <strong>und</strong> stimmen aktuelle<br />

Themen miteinander ab. Auch bei Fragen der strategischen Ausrichtung<br />

gehen wir gemeinsam vor.<br />

Schnittstellen gibt es auch zu den Departementen, für die wir<br />

Ansprechpartner bei neuen Anforderungen sind. Generell streben<br />

wir Lösungen an, die ins Gesamtbild passen, also k<strong>eine</strong><br />

Insellösungen. Damit vermeiden wir zu viele technische Überlappungen,<br />

die anfällig für Fehler sind. Kreative Menschen wie<br />

an der ZHdK finden oft schnell <strong>eine</strong> Lösung für ihr Problem <strong>und</strong><br />

schreiben sich ihre Tools gleich selber. Das führt dazu, dass wir<br />

<strong>eine</strong> grosse Anzahl von Applikationen <strong>und</strong> kl<strong>eine</strong>n Tools vernetzen,<br />

unterstützen <strong>und</strong> aktuell halten müssen. K<strong>eine</strong> einfache Sache!<br />

Wir wünschen uns deshalb, möglichst früh mit einbezogen<br />

zu werden.<br />

Mit <strong>eine</strong>r gut<br />

funktionierenden<br />

Informatik-Infrastruktur<br />

können wir mithelfen,<br />

die künstlerische Vielfalt<br />

zu ermöglichen.<br />

Was hat sich seit Ihrem Start an der ZHdK im Bereich BAP bereits<br />

geändert<br />

Dank der Übernahme m<strong>eine</strong>r Leitungsfunktion im Verwaltungsbereich<br />

kann vieles besser koordiniert werden. Ansonsten habe<br />

ich festgestellt, dass Veränderungen an der ZHdK oft etwas länger<br />

dauern. Mein Hauptziel ist es, wegzukommen von den erwähnten<br />

Insellösungen hin zu integrierten Gesamtlösungen.<br />

Wir streben also <strong>eine</strong> Reduktion von Software-Schnittstellen an<br />

oder zumindest deren Plafonierung. Es ist uns ein grosses Anliegen,<br />

mit <strong>eine</strong>r gut funktionierenden Informatik-Infrastruktur die<br />

NutzerInnen unterstützen <strong>und</strong> betreuen zu können <strong>und</strong> durch<br />

reibungslose Prozesse mitzuhelfen, die künstlerische Vielfalt zu<br />

ermöglichen.<br />

Welches sind weitere Ziele<br />

Die Zukunft gehört den Web-Applikationen, deshalb sollen vermehrt<br />

Arbeiten übers Web erledigt werden können. Sie können<br />

unabhängig von Ort <strong>und</strong> Plattform bedient werden, es braucht<br />

dazu nur <strong>eine</strong>n Browser. Natürlich machen wir uns auch Gedanken<br />

zum Campus Toni <strong>und</strong> wie wir mit so vielen Räumen <strong>und</strong><br />

Ressourcen umgehen können. Diese werden ja nicht nur von den<br />

Angehörigen der ZHdK benutzt, sondern auch von der ZHAW<br />

<strong>und</strong> unter Umständen von Externen. Da stellen sich uns ganz<br />

neue Herausforderungen.<br />

Was macht Thomas Kaspar, wenn er am Abend sein Büro verlässt<br />

<strong>und</strong> – nicht nur s<strong>eine</strong>n Computer – abschalten will<br />

Mein Feierabend beginnt, wenn mich m<strong>eine</strong> Katze vor der<br />

Haustüre begrüsst. Die will dann zuerst gefüttert werden <strong>und</strong><br />

bekommt anschliessend ihre Streicheleinheiten. M<strong>eine</strong> Leidenschaft<br />

ist die Musik, ich spiele Gitarre in <strong>eine</strong>r Rockband. Am besten<br />

abschalten kann ich beim Üben, Proben <strong>und</strong> live Auftreten.<br />

*Adriana Bognar ist Mitarbeiterin Kommunikation im Rektorat<br />

(adriana.bognar@zhdk.ch).


20 zett 4–08<br />

André Bellmont dirigiert<br />

am Solothurner Filmfestival 2008.<br />

musik<br />

wie klingt <strong>eine</strong><br />

schrottplatzballade<br />

über<br />

drei liebenswerte<br />

penner<br />

Der Studienschwerpunkt Komposition für Film,<br />

Theater <strong>und</strong> Medien bereitet sich zum fünften Mal<br />

auf die Projektwoche „Filmmusik-Workshop“ an den<br />

Solothurner Filmtagen vor. André Bellmont* über<br />

<strong>eine</strong>n Anlass, der inzwischen <strong>eine</strong>n festen Platz im<br />

Curriculum gef<strong>und</strong>en hat <strong>und</strong> nicht mehr wegzudenken<br />

ist. Foto: Eduard Meltzer.<br />

Im Workshop-Programm der Solothurner Filmtage werden jeweils<br />

Themenschwerpunkte wie Stummfilm, TV-Thriller, Werbe-,<br />

Dok-, Experimental- oder Kurzfilm (aus der Küche der ZHdK) gesetzt<br />

<strong>und</strong> Persönlichkeiten aus dem Filmmusikschaffen wie etwa<br />

Marcel Barsotti, Henning Lohner oder Fabian Römer eingeladen.<br />

Vertonen von Filmszenen<br />

Auch der Workshop 2009 knüpft an die ursprüngliche Idee an,<br />

die Zusammenarbeit zwischen Filmschaffenden <strong>und</strong> Filmmusikkomponierenden<br />

zu intensivieren. Waren 2005 der Musiker <strong>und</strong><br />

Komponist Mario Beretta sowie der Regisseur <strong>und</strong> Filmemacher<br />

Fredi Murer die geladenen Gäste, so sind es 2009 Pedro Haldemann<br />

<strong>und</strong> Felix Tissi. Die Aufgaben sind gegeben: Die Studierenden<br />

vertonen einzelne Szenen aus Tissis Filmschaffen. In der<br />

Regieanweisung der ersten Szene des Kinospielfilms „Schlaraffenland“,<br />

Tissis Schrottplatzballade um drei liebenswerte Penner<br />

aus dem Jahre 1995 mit der Originalmusik von Büne Huber <strong>und</strong><br />

Patent Ochsner, heisst es beispielsweise: „Um für s<strong>eine</strong> bemalten<br />

Möbel Werbung zu machen, kommt Hannes auf die Idee, den<br />

armen Orlansky als Sandwichmann loszuschicken. Orlansky gehorcht<br />

brav, traut sich aber nicht in die Stadt <strong>und</strong> geht widerwillig<br />

– fernab von möglicher K<strong>und</strong>schaft – in <strong>eine</strong>m versteckten Hinterhof<br />

auf <strong>und</strong> ab.“<br />

Variationen zu <strong>eine</strong>m Thema<br />

Zehn Studierende werden sich also daran machen, diese Szene<br />

neu zu vertonen. Sie verfügen alle über <strong>eine</strong>n unterschiedlichen<br />

Ausbildungsstand, <strong>eine</strong> individuelle kompositorische Handschrift<br />

<strong>und</strong> <strong>eine</strong>n persönlichen musikalischen Backgro<strong>und</strong>. Entsprechend<br />

werden inhaltlich <strong>und</strong> stilistisch sehr verschiedene<br />

Filmmusikproduktionen entstehen: r<strong>eine</strong> Studioproduktionen<br />

im eigenen Home-Studio; in <strong>eine</strong>r Studio-Session entstandene<br />

Orchester-So<strong>und</strong>tracks; den Film untermalende, mit <strong>eine</strong>r Portion<br />

So<strong>und</strong> Design gespickte Musik (sogenannte Underscores);<br />

oder So<strong>und</strong>tracks mit <strong>eine</strong>m klar dominierenden Filmsong.<br />

Schlussbouquet: Originalmusik<br />

Während des Solothurner Filmmusik-Workshops werden die Resultate<br />

schliesslich gemeinsam visioniert <strong>und</strong> diskutiert. Es wird<br />

höchst spannend sein, die vielfältigen <strong>und</strong> unterschiedlichen<br />

Resultate miteinander zu vergleichen <strong>und</strong> als Krönung die Originalmusik<br />

von Büne Huber zu hören. Nebst dem drei- bis viertägigen<br />

Filmmusik-Workshop kommen die Teilnehmenden in den<br />

Genuss des traditionellen Solothurner Filmmusikkonzerts <strong>und</strong><br />

erhalten in der workshopfreien Zeit Gelegenheit, sich mit der<br />

Schweizer Filmszene auseinanderzusetzen. Spätnachts, nach der<br />

Visionierung des letzten Films, bietet die Festtagsathmosphäre<br />

Raum für reflektierende Gespräche <strong>und</strong> das Knüpfen von Kontakten.<br />

Am Freitagnachmittag wird den Studierenden erstmals<br />

<strong>eine</strong> Plattform geboten, ihr Filmmusikschaffen aus dem Studienjahr<br />

2007/08 <strong>eine</strong>r breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />

Zusammenarbeit von Musik, Film <strong>und</strong> Theater<br />

Die Studierenden des Schwerpunkts Komposition für Film, Theater<br />

<strong>und</strong> Medien setzen sich aus Bachelor- <strong>und</strong> Master-Studierenden<br />

in Komposition/Theorie sowie aus Weiterbildungsstudierenden<br />

(CAS/MAS) in musikalischer Kreation zusammen. Dank<br />

<strong>eine</strong>r Kooperation der ZHdK mit der Hochschule der Künste<br />

Bern werden erstmals auch Minor-Studierende aus Bern an den<br />

Filmmusik-Workshops teilnehmen. Es versteht sich von selbst,<br />

dass im Bereich Komposition für Film, Theater <strong>und</strong> Medien das<br />

viel zitierte Wort Transdisziplinarität nicht nur vom Namen her<br />

Pflicht ist. Daher wird unter den Workshop-Teilnehmenden auch<br />

der Master-Studiengang in Filmrealisation nicht fehlen.<br />

Der Filmmusik-Workshop der ZHdK an den Solothurner Filmtagen 2009 ist öffentlich<br />

zugänglich. Weitere Informationen unter: www.zhdk.ch/ftm,<br />

www.forumfilmmusik.ch oder im Programmheft der Solothurner Filmtage 2009,<br />

www.solothurnerfilmtage.ch<br />

* Prof. André Bellmont leitet den Studienschwerpunkt Komposition für Film,<br />

Theater <strong>und</strong> Medien (andre.bellmont@zhdk.ch).


zett 4–08 21<br />

musik<br />

exotik im ohr<br />

Pipa, Erhu, Zhongruan, Daruan, Guzheng, Dizi –<br />

wem diese Wörter chinesisch vorkommen, liegt<br />

goldrichtig. Sie bezeichnen diejenigen Instrumente<br />

der traditionellen chinesischen Musik, welche<br />

die Pipa-Virtuosin <strong>und</strong> ZHdK-Dozentin Yang<br />

Jing in dem von ihr initiierten „First European-<br />

Chinese Ensemble ZHdK“ mit Studierenden <strong>und</strong><br />

Dozierenden der Hochschule besetzen möchte.<br />

Daniela Huser*, Fotos: Regula Bearth.<br />

Beim Anblick ihrer Erscheinung könnten europäische Gemüter<br />

leicht ins Schwärmen geraten; bei der ersten Begegnung mit<br />

Yang Jing ist man sofort geblendet vom Zauber der asiatischen<br />

Exotik. Das müssige Weiden der Augen weicht aber schnell<br />

höchster Aufmerksamkeit, wenn diese Frau von der Leidenschaft<br />

zu ihrem Instrument, der lautenähnlichen Pipa, oder von ihren<br />

zahlreichen Projekten zu erzählen beginnt.<br />

First European-Chinese Ensemble ZHdK<br />

Eines ihrer derzeitigen Projekte, die Gründung des „First European-Chinese<br />

Ensemble ZHdK“, wurde Anfang 2008 im Departement<br />

Musik ausgeschrieben. Mit Studierenden, die diesem<br />

Aufruf folgten, arbeitet Yang Jing nun seit <strong>eine</strong>m halben Jahr<br />

während zweier Lektionen pro Monat an <strong>eine</strong>m Programm mit<br />

chinesischen Musikinstrumenten. Hierbei leistet sie wahre Pionierarbeit,<br />

mussten doch zuerst Fragen wie das Benennen <strong>und</strong><br />

Halten der Instrumente geklärt werden. Da Yang Jing bis anhin<br />

als Komponistin <strong>und</strong> weltweit gefeierte Pipa-Solistin permanent<br />

auf Tournee war, um mit klassischen Sinfonieorchestern,<br />

Jazz- oder Rockbands die Möglichkeiten der Vereinigung von<br />

westlichen <strong>und</strong> östlichen Klängen zu erproben, verfügte sie über<br />

wenig pädagogische Erfahrung. Ihr ambitiöses Vorhaben, europäische<br />

Musikstudierende ohne Vorkenntnisse der Materie innerhalb<br />

weniger Monate zur Aufführungsreife mit chinesischen<br />

Instrumenten zu führen, machte angesichts der bestehenden<br />

Hürden bald <strong>eine</strong>r pragmatischen Vorgehensweise Platz.<br />

Das Strahlen der MusikerInnen<br />

Und Yang Jing wäre nicht die Frau, die sie ist, hätte sie vor den<br />

enormen Schwierigkeiten, die sich zu Beginn dieses Projektes<br />

abzeichneten, das Handtuch geworfen. Sie erhob „learning by<br />

doing“ zu ihrem pädagogischen Prinzip <strong>und</strong> begann damit, ihr<br />

Augenmerk auf die besonderen Fähigkeiten der Studierenden<br />

<strong>und</strong> Dozierenden zu richten, um deren Potenzial optimal einsetzen<br />

zu können. Die Vielfalt der vorhandenen Talente <strong>und</strong> der<br />

sich daraus abzeichnenden musikalischen Möglichkeiten setzt<br />

sie in Kompositionen um, die sie den Studierenden auf den Leib<br />

schreibt, gibt dem Jazzstudierenden Raum für Improvisation <strong>und</strong><br />

der Orchestermusikerin Partituren, anhand derer sie ihre musikalischen<br />

Fähigkeiten entfalten kann. „Jeder Musiker, jede Musikerin<br />

sollte strahlen auf der Bühne“, sagt Yang Jing auf die Frage,<br />

wie sie sich die Konzertpremiere vorstelle. Um dies zu erreichen,<br />

mobilisiert sie ihre ganze Energie, geht Risiken ein, fordert <strong>und</strong><br />

motiviert. Und ihr enormes Engagement trägt Früchte. Einer der<br />

Musiker, der Gitarrist Andreas Mauss, hat so stark Feuer gefangen,<br />

dass er an der Konzertpremiere vom 14. Dezember auf der<br />

Pipa ein Solostück vortragen wird. Yang Jing: „In der globalisierten<br />

Welt rücken wir alle etwas näher zusammen. Dadurch wird<br />

die Welt kl<strong>eine</strong>r, die Bühne aber grösser.“ In diesem Sinne: Bühne<br />

frei für <strong>eine</strong> strahlende Konzertpremiere in der Adventszeit!<br />

* Daniela Huser ist mit der Öffentlichkeitsarbeit des Departements Musik<br />

beauftragt (daniela.huser@zhdk.ch).<br />

Konzertpremiere: Sonntag, 14. Dezember 2008, 14 h im Grossen Saal,<br />

Florhofgasse 6, 8001 Zürich.<br />

Weitere Informationen: www.yangjingmusic.com<br />

v.l.n.r: Yang Jing, Pipa; Tatiana Pimenova, Dizi; Andreas Mauss, Pipa; Markus Hochuli, Zhongruan; Christian Buck, Daruan; Lorena Dorizzi, Violoncello; Brigitte Fankhauser, Guzheng.


22 zett 4–08<br />

musik<br />

milieux sonores –<br />

zur topologie des<br />

imaginären in der<br />

klangkunst<br />

Marcus Maeder* erörtert die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>eine</strong>s Ausstellungsprojekts<br />

des Institute for Computer Music<br />

and So<strong>und</strong> Technology (ICST) der ZHdK, das im<br />

Januar 2009 in Zusammenarbeit mit dem <strong>Kunst</strong>raum<br />

Walcheturm stattfindet.<br />

Seit den 1990er-Jahren wird vornehmlich in den Geistes- <strong>und</strong><br />

Kulturwissenschaften vom sogenannten „spatial turn“, der „topologischen<br />

Wende“ gesprochen. Diese zuweilen etwas affirmative<br />

Rhetorik beschreibt Tendenzen in einzelwissenschaftlichen Bereichen,<br />

die sich vermehrt auf Aspekte des Räumlichen beziehen<br />

<strong>und</strong> physikalische, soziale, geografische, psychologische oder<br />

physiologische Strukturen in Form von Räumen in <strong>eine</strong>m räumlichen<br />

Gefüge beschreiben. Die Topologie als Theorie von Orten,<br />

ursprünglich <strong>und</strong> eigentlich ein Teilgebiet der Mathematik, findet<br />

seit einiger Zeit Anwendung in den Sozialwissenschaften,<br />

besonders dort, wo von Systemen, also von Gesamtheiten oder<br />

Gruppen von Elementen, welche aufeinander wirken, die Rede<br />

ist. Eine Kategorie, ein Gr<strong>und</strong>begriff – Kant nannte es <strong>eine</strong> r<strong>eine</strong><br />

Anschauung – zur Vorstellung von Relationen zwischen Entitäten<br />

ist der Raum. Ganz abstrakt gesprochen, ist der Raum der die<br />

Ideen aufnehmende Ort.<br />

Der Begriff des Raums ist eng an unsere Wahrnehmung gekoppelt;<br />

die Erfahrbarkeit von Raum ist an das wahrnehmende <strong>und</strong><br />

denkende Subjekt geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> k<strong>eine</strong> vom Denken <strong>und</strong> der Erfahrung<br />

unabhängige Entität. Der Raum ist <strong>eine</strong> Metapher für die<br />

Produktion von Sinn: Unsere Wirklichkeitskonstruktion beruht<br />

auf räumlichen a priori. Nach Lacan hat die Konstruktion <strong>eine</strong>s<br />

Raums <strong>eine</strong>n symbolischen Aspekt <strong>und</strong> insbesondere <strong>eine</strong>n virtuellen<br />

Charakter. Wenn von Orten im Raum die Rede ist, werden<br />

„Gefüge realer, virtueller Räumlichkeit <strong>und</strong> deren symbolische<br />

Substitutionen“ beschrieben. Man spricht heute phänomenologisch<br />

weniger vom Raum als gleichförmigem Ausdehnungsraum<br />

wie etwa in der Newtonschen Physik, sondern vom Erlebensraum,<br />

also weniger vom „Raum“ als vielmehr von „Räumlichkeit“,<br />

<strong>und</strong> beschreibt <strong>eine</strong> solche Erfahrungsräumlichkeit topologisch.<br />

Mediale Erfahrung des Raums<br />

Gründe für den verstärkten Fokus auf das Räumliche liegen sicherlich<br />

im vermehrt räumlich ersch<strong>eine</strong>nden medialen Umfeld<br />

unserer kulturellen Lebenswelt. Ob es die in mittlerweile jedem<br />

Computerspiel eingesetzten Simulationen von Räumen oder Metaphern<br />

von Räumen im Internet wie Chatrooms sind – der grosse<br />

Anteil an räumlich strukturierter, medialer Virtualität im Alltag<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen topologischen Begriffe prägen die<br />

kulturelle Diskussion. Darüber hinaus bildet sich durch neuere<br />

Medientechnologien, speziell im Internet, <strong>eine</strong> eigentliche Topik<br />

der medialen Erfahrung <strong>und</strong> des medialen Handelns heraus.<br />

Klang-Raum<br />

Wenn wir nun das Feld der Medien- <strong>und</strong> Klangkunst wie auch der<br />

Komposition unter diesen Aspekten betrachten, so fällt gerade in<br />

diesen Disziplinen auf, dass topologische Begriffe zu Parametern<br />

künstlerischer/medialer Arbeit werden: Die Topologie als Lehre<br />

vom Ort (griech. το′πος = Ort, λο′γος = Lehre) mit Adverbien<br />

wie: vor, nach, nahe, fern, lokal zusammenhängend, separabel,<br />

kompakt, stetig, dicht, annähernd, unendlich usw. <strong>und</strong> Verben<br />

wie: sich entfernend, kreisend, aufsteigend, sinkend usw. wird<br />

zum Vokabular der Gestaltung von medialen <strong>und</strong> vor allem von<br />

virtuellen Erlebnisräumen. An sich ist das gerade in der Musik,<br />

besonders in der Musiknotation, nichts Neues; Musiknoten beschreiben<br />

unter anderem die topologische Struktur von Klängen,<br />

von Musik (vor, nach, lange, kurz usw.). Der dreidimensionale<br />

Vorstellungsraum, räumliche Relationen von Klängen haben in<br />

der herkömmlichen Musiknotation aber bisher k<strong>eine</strong> kanonisierbare<br />

Symbolisierung <strong>und</strong> Parametrisierung gef<strong>und</strong>en. Durch die<br />

visuelle Darstellung der Repräsentation von Musik- <strong>und</strong> Schallereignissen<br />

am Computerbildschirm <strong>und</strong> speziell durch die Surro<strong>und</strong>-Technologie<br />

<strong>und</strong> ihr Bedürfnis nach Visualisierung von<br />

Ort <strong>und</strong> Bewegung von Klängen im Beschallungsraum erweitert<br />

sich die formale Darstellung <strong>eine</strong>s auditiven Ereignisses. Der<br />

Klang hat <strong>eine</strong>n darstellbaren Ort im dreidimensionalen Raum,<br />

welcher über topologische Begriffe beschrieben wird. Klänge<br />

stehen nicht nur in <strong>eine</strong>r räumlichen Beziehung zueinander, sie<br />

sind auf der Ebene der Imagination <strong>und</strong> der Kreation Teil <strong>eine</strong>s<br />

bewusst angelegten klanglichen Milieus.<br />

Der Begriff Milieu bezeichnet <strong>eine</strong> charakteristische Konfiguration<br />

von Umgebungsfaktoren, in die ein Untersuchungsgegenstand<br />

eingebettet ist. Er wurde zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts vor<br />

allem in der Geografie verwendet <strong>und</strong> kommt heute in den unterschiedlichsten<br />

natur- wie geisteswissenschaftlichen Forschungsbereichen<br />

zum Einsatz. Die Untersuchung der räumlichen Organisation<br />

menschlicher Gesellschaften formt in der Geografie<br />

<strong>eine</strong> eigene Topik von Räumen, Territorien, Landschaften – <strong>und</strong><br />

Milieus. Neuere Tendenzen auf dem Gebiet der Geografie befassen<br />

sich mit klanglichen Milieus, den „milieux sonores“. Die lokalen<br />

<strong>und</strong> sich latent ändernden klanglichen Milieus strukturieren<br />

<strong>eine</strong>n Klangraum – etwa den <strong>eine</strong>r Stadt, <strong>eine</strong>r Landschaft. Der<br />

Klangraum umschreibt ein charakteristisches klangliches Umfeld<br />

von Menschen. Ein Milieu definiert sich immer in Bezug auf<br />

<strong>eine</strong>n Ort im Raum, es existiert nicht aus sich selbst heraus, sondern<br />

es ist immer Milieu von etwas oder von jemandem; es definiert<br />

die lokalen Relationen, die Beziehung <strong>eine</strong>r Gesellschaft zu<br />

ihrem Umfeld. Ein Milieu entspricht mentalen Repräsentationen<br />

im Klangraum, es ist etwas Entstandenes, Geschaffenes, ein Artefakt<br />

im ursprünglichen Sinn. Hier setzt das Ausstellungsprojekt<br />

„milieux sonores“ an.


zett 4–08 23<br />

„Ein Raum ist ein Raum ist ein Raum ist ein Raum.“ Bild: Kieff/Wikimedia Commons<br />

Topologie des Imaginären<br />

Raum ist definier- <strong>und</strong> formbar, s<strong>eine</strong> Struktur ist über unseren<br />

Wahrnehmungsapparat hinaus abhängig von unserer Imaginationskraft.<br />

Dasselbe lässt sich über unser Verständnis von Wirklichkeit<br />

sagen. Wenn wir den Raum (<strong>und</strong> zwar ganz viele aktuelle<br />

Raumkonzepte) als technisch-medialen Raum begreifen in Form<br />

<strong>eine</strong>s virtuellen, akustisch angelegten Imaginations-, <strong>eine</strong>s Klangraums,<br />

der sich aus räumlich <strong>und</strong> zeitlich strukturierten Milieus<br />

zusammensetzt, so wird dieser über technisch erzeugte Signale<br />

konstruiert, die Wahrnehmungen auslösen. Die Imagination des<br />

Produzenten, des <strong>Kunst</strong>schaffenden, (wie des Rezipienten) erzeugt<br />

klangliche/imaginative Orte, die mit ihrem Umfeld in <strong>eine</strong><br />

Korrespondenz treten, ein Milieu aus Realem <strong>und</strong> Imaginiertem<br />

bilden. Unsere Vorstellung von Raum, von Wirklichkeit wird erweitert<br />

<strong>und</strong>/oder transformiert, ein alter Trick der <strong>Kunst</strong>, besonders<br />

<strong>und</strong> gerne praktiziert von den Surrealisten.<br />

Im Ausstellungsprojekt „milieux sonores“ werden vier klangkünstlerische<br />

Entwürfe <strong>eine</strong>r Topik, <strong>eine</strong>r Topologie des Imaginären<br />

präsentiert. Diese untersuchen <strong>und</strong> synthetisieren ganz<br />

unterschiedliche Aspekte <strong>eine</strong>s imaginativen Milieus oder Klangraums,<br />

sei dies in Form <strong>eine</strong>r „augmented reality“, der imaginativen<br />

Erweiterung/Ergänzung <strong>eine</strong>s realen urbanen klanglichen<br />

Milieus (<strong>eine</strong> installative Arbeit von Jason Kahn im Hof des Kasernenareals),<br />

der Transformation desselben während <strong>eine</strong>r<br />

virtuellen Begehung („MindMap“, ein Projekt des Komponisten<br />

Felix Profos), der Synthese <strong>eine</strong>s multidimensionalen (Lebens-)<br />

Raums für Klänge steuernde <strong>und</strong> erzeugende Agenten/künstliche<br />

Lebewesen (das „Interactive Swarm Orchestra“, ein Forschungsprojekt<br />

des ICST) oder <strong>eine</strong>s audiovisuell imaginierten<br />

poetischen Raums der Künstler Yves Netzhammer <strong>und</strong> Bernd<br />

Schurer. Alle <strong>Kunst</strong>schaffenden steuern <strong>eine</strong> neue Arbeit zu diesem<br />

Projekt bei. Auf die Resultate sind wir sehr gespannt.<br />

* Marcus Maeder ist Kurator am Institute for Computer Music and So<strong>und</strong><br />

Technology ICST (marcus.maeder@zhdk.ch).<br />

Die Ausstellung „milieux sonores“ ist <strong>eine</strong> Kooperation des ICST <strong>und</strong> des <strong>Kunst</strong>raums<br />

Walcheturm. Sie dauert vom 16. Januar bis 21. Februar 2009, die Öffnungszeiten<br />

sind: Mittwoch bis Freitag, 14–18 h; Samstag, 14–17 h. Ort: <strong>Kunst</strong>raum<br />

Walcheturm, Kanonengasse 20, 8004 Zürich.<br />

Informationen unter: www.icst.net, www.walcheturm.ch, www.i-s-o.ch,<br />

www.fel-x.ch, www.netzhammer.com, www.domizil.ch/schurer,<br />

www.jasonkahn.net<br />

Eine Sammlung der wichtigsten Texte zur Raumtheorie findet sich im Band<br />

„Raumtheorie“, hg. von Jörg Dünne, Stephan Günzel, Frankfurt am Main,<br />

Suhrkamp 2006.<br />

ausstellung<br />

good design,<br />

good business<br />

Mit <strong>eine</strong>m Beitrag zur internationalen Designgeschichte<br />

eröffnet das Museum für Gestaltung Zürich<br />

das Ausstellungsjahr 2009. Die Werbeateliers des<br />

ehemaligen Basler Chemiekonzerns J. R. Geigy AG<br />

trugen massgeblich zur Entwicklung <strong>und</strong> internationalen<br />

Verbreitung des Swiss Style bei. Die Ausstellung<br />

„Good Design, Good Business – Schweizer<br />

Grafik <strong>und</strong> Werbung für Geigy 1940–1970“ präsentiert<br />

über 300 Exponate. Andres Janser*<br />

Das interne Werbeatelier der J. R. Geigy AG war Ausgangspunkt<br />

<strong>eine</strong>r Sternst<strong>und</strong>e der Schweizer Grafik der 1950er- <strong>und</strong> 1960er-<br />

Jahre. Die aufgeschlossene Unternehmenskultur des Basler<br />

Chemiekonzerns, der vor allem Farbstoffe, Medikamente <strong>und</strong><br />

Schädlingsbekämpfungsmittel produzierte, ermöglichte <strong>eine</strong> exemplarische<br />

Verbindung von Produkt- <strong>und</strong> Firmenwerbung. Die<br />

so entstandenen Werke zeigen <strong>eine</strong> modernistische Formensprache,<br />

ohne dabei <strong>eine</strong>r formelhaften Erscheinung verpflichtet zu<br />

sein – <strong>eine</strong> gewollte „Einheit in der Vielfalt“. Darin war für bildhafte<br />

Symbolik <strong>und</strong> strenge Typografie ebenso Platz wie für das<br />

Lernen von der ungegenständlichen <strong>Kunst</strong>. Diese als „Geigy-Stil“<br />

berühmt gewordenen sachlich-plakativen Gestaltungen der<br />

1950er-Jahre wichen in den 1960er-Jahren zunehmend vielfältigeren<br />

Ausdrucksformen, die sich auch Zeitströmungen wie der<br />

Pop Art oder der spielerischen Verformung von Buchstaben öffneten.<br />

Das Werbeatelier <strong>und</strong> s<strong>eine</strong> Protagonisten<br />

Die Wahrung <strong>und</strong> Entwicklung des hohen gestalterischen Niveaus<br />

bei Geigy – <strong>und</strong> damit <strong>eine</strong>s entsprechenden Images der Firma<br />

– beruhte nicht auf in <strong>eine</strong>m Handbuch festgehaltenen Richtlinien,<br />

sondern in erster Linie auf <strong>eine</strong>r geschickten Personalpolitik.<br />

Der langjährige Atelierleiter Max Schmid engagierte dabei<br />

bevorzugt talentierte Absolventen der Basler Gewerbeschule, wo


24 zett 4–08<br />

1<br />

2 3 4<br />

1 Inserat für Farbstoffe, Fred Troller, USA ca. 1965<br />

2 Ordnerumschlag, Jörg Hamburger, CH 1956<br />

3 Werbeprospekt für Medikament, Roland Aeschlimann, CH ca. 1962<br />

4 Internat. Verkaufspackung für Medikament, Max Schmid, CH 1960<br />

5 Prestige-Inserat, Nelly Rudin, CH 1950er Jahre<br />

5<br />

mit Armin Hofmann <strong>und</strong> Emil Ruder zwei bedeutende Lehrer<br />

unterrichteten. Unter anderem arbeiteten so Roland Aeschlimann,<br />

Karl Gerstner, Jörg Hamburger, Steff Geissbühler, Nelly<br />

Rudin <strong>und</strong> Jürg Schaub bei Geigy, aber auch Toshihiro Katayama<br />

aus Osaka. Daneben gingen ausgewählte Aufträge an freischaffende<br />

Grafiker wie Michael Engelmann, Gottfried Honegger,<br />

Armin Hofmann, Herbert Leupin, Josef Müller-Brockmann,<br />

Victor Vasarely, Niklaus Stoecklin <strong>und</strong> an die Grafikerin Warja<br />

Lavater. Ebenso hohe Ansprüche zeigen sich auch bei der Fotografie:<br />

Neben René Groebli <strong>und</strong> Peter Hemann waren unter anderem<br />

Jakob Tuggener, René Burri <strong>und</strong> Michael Wolgensinger für<br />

Geigy tätig sowie in den USA der Architekturfotograf Ezra Stoller.<br />

Einer Werbeagentur gleich, kümmerte sich das Atelier auch um<br />

Messestände <strong>und</strong> liess Werbe- <strong>und</strong> Industriefilme realisieren.<br />

Markus Kutter, der Ende der 1950er-Jahre mit Karl Gerstner <strong>und</strong><br />

Paul Gredinger die bekannte Agentur GGK gründete, war zuvor<br />

Redaktor <strong>und</strong> Pressedienst leiter bei Geigy.<br />

Die internationale Ausstrahlung<br />

Verschiedene Tochterfirmen des weltweit tätigen Geigy-Konzerns<br />

– <strong>eine</strong>m historischen Kern der heutigen Novartis AG – unterhielten<br />

eigene Ateliers, allen voran jene in den USA <strong>und</strong> in Grossbritannien.<br />

Das Atelier in den USA befand sich ab 1959 im neuen, vom<br />

renommierten New Yorker Architekturbüro Skidmore, Owings<br />

and Merrill geplanten Firmensitz. In ihren amerikanischen Entwürfen<br />

gingen Fred Troller <strong>und</strong> George Giusti auf die kulturellen<br />

– <strong>und</strong> bisweilen auch juristischen – Bedingungen vor Ort ein <strong>und</strong><br />

trugen zugleich wesentlich zur Verbreitung des Swiss Style in der<br />

Grafik bei. Umgekehrt war man am Basler Hauptsitz äusserst offen<br />

für amerikanische Entwicklungen <strong>und</strong> betonte in den 1960er-<br />

Jahren vermehrt das Werberische gegenüber dem Grafischen.<br />

Von der Forschung zur Ausstellung<br />

Die Zeitgenossen luden Geigy wiederholt zu Ausstellungen ein<br />

<strong>und</strong> nannten ihre visuelle Erscheinung in <strong>eine</strong>m Atemzug mit<br />

jener von Firmen wie Braun, IBM, Knoll oder Olivetti. Ein vom<br />

Schweizer Nationalfonds gefördertes Forschungsprojekt des Institute<br />

for Cultural Studies in the Arts in Zusammenarbeit mit dem<br />

Museum für Gestaltung Zürich ermöglicht nun, diesen bedeutenden<br />

Schweizer Beitrag zur internationalen Design geschichte<br />

erstmals in s<strong>eine</strong>r Konsequenz <strong>und</strong> Eigenständigkeit umfassend<br />

vorzustellen. Die Exponate reichen von Plakaten <strong>und</strong> Inseraten<br />

über Werbekarten, Broschüren, Zeitschriften <strong>und</strong> Büchern bis<br />

hin zu Schallplatten, Werbegeschenken <strong>und</strong> Packungen. Eine<br />

umfangreiche Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung.<br />

* Andres Janser ist Kurator am Museum für Gestaltung Zürich<br />

(andres.janser@zhdk.ch).<br />

Ausstellung „Good Design, Good Business – Schweizer Grafik <strong>und</strong> Werbung für<br />

Geigy 1940–1970“: 4. Februar bis 24. Mai 2009, Galerie, Museum für Gestaltung<br />

Zürich, Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich<br />

Vernissage: Dienstag, 3. Februar 2009, 19 h<br />

Rahmenprogramm sowie vollständiges Programm 2009:<br />

www.museum-gestaltung.ch ab 12.1.2009<br />

Publikation: „Corporate Diversity – Schweizer Grafik <strong>und</strong> Werbung für Geigy<br />

1940–1970“; Museum für Gestaltung Zürich (Hg.); mit Texten von Karin Gimmi,<br />

Andres Janser, Barbara Junod, R. Roger Remington, Yvonne Zimmermann;<br />

Design: Norm; Lars Müller Publishers; CHF 64; erhältlich im E-Shop unter<br />

www.museum-gestaltung.ch/e-shop ab 4.2.2009.


zett 4–08 25<br />

forschung<br />

surimono – die kunst<br />

der anspielung in<br />

japanischen holzdrucken<br />

Ein internationales Forschungsprojekt am Institute<br />

for Cultural Studies in the Arts ICS untersuchte die<br />

Surimono-Kollektion aus der Grafiksammlung des<br />

Museum für Gestaltung Zürich. Die Ergebnisse<br />

münden nun in <strong>eine</strong> Publikation <strong>und</strong> in <strong>eine</strong> Ausstellung<br />

im Museum Rietberg in Zürich.<br />

Sigrid Schade*<br />

Man sieht nur, was man weiss! Dieser Satz trifft umso mehr zu,<br />

wenn sich VertreterInnen westlicher Kulturtraditionen aussereuropäischen<br />

Produktionen nähern. Die Sammlung kostbarer<br />

japanischer Farbholzschnitte des Sammlers Marino Lusy<br />

(1880–1954), die im Jahre 1955 als Legat in den Besitz der Grafiksammlung<br />

des Museum für Gestaltung Zürich gelangte <strong>und</strong> 2005<br />

als Dauerleihgabe dem Museum Rietberg übergeben wurde, ist<br />

dafür ein beeindruckendes Beispiel.<br />

Wörtlich übersetzt heisst „suri mono“ „gedruckte Dinge“. Surimono<br />

wurden meist nur in kl<strong>eine</strong>r Zahl gedruckt <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en,<br />

mit Vorliebe zu Neujahr, als exquisite Glückwunschkarten überreicht.<br />

Sie zeichnen sich durch besonders aufwendige Drucktechniken<br />

<strong>und</strong> <strong>eine</strong> ausgewählte Farbpalette mit reichlicher<br />

Verwendung von Gold <strong>und</strong> Silber aus. Das herausragendste<br />

Merkmal ist aber die hintergründige Kombinatorik von Gedichten<br />

<strong>und</strong> Bildern. Die Gedichte auf den Surimono zu entziffern<br />

<strong>und</strong> die darin enthaltenen Anspielungen zu verstehen, verlangt<br />

nicht nur <strong>eine</strong> umfassende Kenntnis der japanischen Schriftzeichen<br />

<strong>und</strong> Kulturgeschichte, sondern auch visuellen Spürsinn. Oft<br />

können nämlich die Gedichte nicht ohne Bilder <strong>und</strong> die Bilder<br />

nicht ohne Gedichte enträtselt werden. Gerade im Vergleich mit<br />

ähnlichen Text-Bild-Kombinatoriken der westlichen Tradition<br />

wie zum Beispiel Embleme, visuelle Poesie, Künstlerbücher usw.<br />

tritt der besondere ästhetische Reiz dieser Holzschnitte zutage.<br />

Das Forschungsprojekt<br />

Auf Anregung von Myrtha St<strong>eine</strong>r, der ehemaligen Leiterin der<br />

Grafiksammlung des Museum für Gestaltung Zürich, arbeitete<br />

das ICS in Kooperation mit dem Museum seit 2003 an der Konzeption<br />

<strong>eine</strong>s Forschungsprojekts. Ziel war es, die Surimono kunst<strong>und</strong><br />

kulturwissenschaftlich zu untersuchen <strong>und</strong> deren Sinn <strong>und</strong><br />

Bedeutung für ein interessiertes Fach- wie auch Laienpublikum<br />

zu erschliessen. Dies erforderte intensive Archivrecherchen <strong>und</strong><br />

Inventarisierungsarbeiten. Nicht zuletzt stellte sich auch die Frage<br />

nach der Herkunft <strong>und</strong> der Sammlungsgeschichte, die wiederum<br />

Aufschlüsse über die Art der Exotismus-Faszination <strong>und</strong><br />

Japan-Begeisterung von einzelnen Sammlern, <strong>Kunst</strong>gewerbemuseen<br />

<strong>und</strong> anderen <strong>Kunst</strong>institutionen im Europa des 19. <strong>und</strong><br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts versprachen. Schliesslich war es ein glückliches<br />

Zusammentreffen vieler Beteiligter, die es ermöglichten, das Projekt<br />

so weit zu entwickeln, dass es vom Schweizerischen Nationalfonds/DORE<br />

<strong>eine</strong> Förderung erhielt.<br />

„Eine Frau spielt mit <strong>eine</strong>r Katze“, Totoya Hokkei (1780–1850), Japan, Edo-Zeit, um 1819.<br />

Farbholzschnitt, Museum Rietberg Zürich, Dauerleihgabe Museum für Gestaltung Zürich,<br />

Grafiksammlung.<br />

Erfreuliche Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />

Die Zürcher Historikerin <strong>und</strong> Japanologin Nadin Heé erarbeitete<br />

zusammen mit Prof. Dr. Sigrid Schade den Forschungsantrag <strong>und</strong><br />

begleitete das Projekt bis zum Schluss. Dr. Katharina Epprecht,<br />

Vizedirektorin des Museums Rietberg, war weit mehr als <strong>eine</strong><br />

„Projektpartnerin“. Sie übernahm entscheidende Leitungsaufgaben<br />

<strong>und</strong> arbeitete mit dem bedeutendsten <strong>Kunst</strong>historiker<br />

auf diesem Gebiet, John T. Carpenter, Professor für japanische<br />

<strong>Kunst</strong> an der School of Oriental and African Studies, Universität<br />

London, zusammen. Dieser war auch massgeblich für die<br />

Veröffentlichung der Sammlung Lusy verantwortlich. Ohne sein<br />

umfassendes Wissen hätte das Buch nie entstehen können. Ein<br />

Höhepunkt im Verlauf dieses Projekts war der von Nadin Hée organisierte<br />

Workshop im Sommer 2007, an dem fast alle Katalog-<br />

Autorinnen <strong>und</strong> -Autoren teilnehmen konnten. Die Publikation<br />

zur Ausstellung brachte der Hotei-Verlag heraus. An dieser Stelle<br />

soll allen genannten <strong>und</strong> nichtgenannten Beteiligten vonseiten<br />

des ICS <strong>und</strong> des Museum für Gestaltung Zürich ein grosser Dank<br />

für die komplexe, fruchtbare <strong>und</strong> erfreuliche Zusammenarbeit<br />

ausgesprochen werden.<br />

*Prof. Dr. Sigrid Schade ist Leiterin des Institute for Cultural Studies in the Arts ICS<br />

(sigrid.schade@zhdk.ch).<br />

Die Ausstellung „Surimono – die <strong>Kunst</strong> der Anspielung in japanischen Holzdrucken“<br />

ist vom 7. Dezember 2008 bis 13. April 2009 im Museum Rietberg zu sehen.<br />

Der wissenschaftliche Katalog erscheint in Englisch. Es liegt ein Ausstellungsführer<br />

in deutscher Sprache auf.<br />

http://ics.zhdk.ch/d/forschungsprojekte/mfgz_surimono2.html


26 zett 4–08 weiterbildung<br />

warum kulturwissenschaftliche<br />

studiengänge<br />

an kunsthochschulen<br />

Ein neuer Postgraduate-Studiengang<br />

stellt sich vor: Der MAS<br />

Cultural Media Studies im Institute<br />

for Cultural Studies in the Arts<br />

thematisiert Wechselwirkungen<br />

zwischen <strong>Kunst</strong>, Kultur <strong>und</strong><br />

Gesellschaft.<br />

Steffen Schmidt*<br />

Im Herbstsemester 2008 begann an der Zürcher<br />

Hochschule der Künste ein neuer Master-<br />

Studiengang in der Weiterbildung, der Master<br />

of Advanced Studies (MAS) in Cultural Media<br />

Studies. Das viersemestrige berufsbegleitende<br />

Studium greift ein Bedürfnis vieler InteressentInnen<br />

in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen<br />

auf, Kultur- <strong>und</strong> Medienanalysen<br />

theoretisch f<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> praktisch kompetent<br />

betreiben zu können. Der kultur- <strong>und</strong><br />

medienwissenschaftliche Ansatz thematisiert<br />

die kulturelle Prägung des individuellen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Lebens <strong>und</strong> macht Medien,<br />

Populärkultur <strong>und</strong> Gesellschaft zum Gegenstand<br />

der Analyse in Theorie <strong>und</strong> Praxis.<br />

Der MAS Cultural Media Studies setzt ein für<br />

die Hochschule wichtiges Pionierwerk fort, das<br />

bereits an der HGKZ von der Künstlerin <strong>und</strong><br />

Kulturwissenschaftlerin Marion Strunk initiiert<br />

wurde: den am Institute for Cultural Studies in<br />

the Arts (ICS) angesiedelten MAS-Studiengang<br />

Cultural Gender Studies. Als innovativ <strong>und</strong><br />

fruchtbar erwies sich die Kombination der analytischen<br />

Perspektiven der Gender Studies mit<br />

denjenigen der Cultural Studies in Bezug auf<br />

<strong>Kunst</strong>, Gestaltung <strong>und</strong> Medien. Auf diese Weise<br />

gelang auch die Begründung <strong>eine</strong>r eigenständigen<br />

kulturwissenschaftlichen Lehre an <strong>eine</strong>r<br />

Deutschschweizer <strong>Kunst</strong>hochschule, für die es<br />

selbst im internationalen Vergleich nur wenige<br />

Vorbilder gibt.<br />

Nach der Gründung der ZHdK machte sich<br />

<strong>eine</strong> neu bestellte Studiengangsleitung (<strong>eine</strong><br />

Filmwissenschaftlerin, ein Musik- <strong>und</strong> ein<br />

Kulturwissenschaftler) daran, die Ressourcen<br />

<strong>und</strong> Anregungen aus sämtlichen Disziplinen<br />

der Hochschule zu mobilisieren, um ein nicht<br />

minder innovatives kultur- <strong>und</strong> medienwissenschaftliches<br />

Curriculum zu entwickeln.<br />

Das Thema „Gender“ wird fortan als selbstverständlicher<br />

Aspekt der Cultural Studies<br />

behandelt. Auch die Vermittlung von Auftritts-<br />

<strong>und</strong> Kommunikationskompetenzen sowie die<br />

Möglichkeit, Theorie <strong>und</strong> Praxis in Projektarbeiten<br />

zu verbinden, bleiben erhalten.<br />

Kulturtheorie <strong>und</strong><br />

gestalterische Praxis<br />

Warum aber brauchen <strong>Kunst</strong>hochschulen<br />

kulturwissenschaftliche Angebote, <strong>und</strong> wozu<br />

benötigen die Cultural Studies Verankerung<br />

an <strong>Kunst</strong>hochschulen Auch hier hilft ein<br />

Blick zurück in die Vorgeschichte der ZHdK.<br />

Während das Vermitteln von Fertigkeiten<br />

an <strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> Gestaltungsschulen traditionell<br />

praktisch erfolgte, wurde mit erreichtem<br />

Hochschulstatus in den 1990er-Jahren die<br />

Bedeutung der Selbstreflexion stärker betont.<br />

Kulturwissenschaftliche Kompetenz für<br />

<strong>Kunst</strong>hochschulen wird umso wichtiger, seit<br />

sie <strong>eine</strong>n Forschungsauftrag haben. Kulturwissenschaftliche<br />

Analyse ermöglicht <strong>eine</strong><br />

umfassende Reflexion auf die gesellschaftlichen<br />

Bedingungen von <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> – vor<br />

Das Leitungsteam des neuen Studiengangs:<br />

der Kulturwissen schaftler Pietro Morandi, der<br />

Musikwissenschaftler Steffen Schmidt <strong>und</strong> die<br />

Filmwissenschaftlerin Marcy Goldberg.<br />

allem – von (Alltags-)Kultur. Gestalterische<br />

Praxis, <strong>Kunst</strong>, Theorie <strong>und</strong> die eng mit ihnen<br />

verwobene (Alltags-)Kultur können so auch in<br />

ihrer sozialen, politischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />

Bedeutung klarer erkannt <strong>und</strong> in ihren Wechselwirkungen<br />

interpretiert werden.<br />

Neue Perspektiven an<br />

Hochschulen der Künste<br />

Für die Kulturwissenschaften ist es ebenfalls<br />

sinnreich, wenn sie sich <strong>eine</strong>n neuen<br />

Ort der Verankerung an <strong>Kunst</strong>hochschulen<br />

erschliessen, bringt doch die <strong>Bologna</strong>-Reform<br />

diese Disziplinen an vielen Universitäten in<br />

Bedrängnis. Die zunehmende Verschulung<br />

der Kulturwissenschaften an Universitäten<br />

hatte <strong>und</strong> hat überdies oftmals k<strong>eine</strong>n grösseren<br />

Praxisbezug <strong>und</strong> k<strong>eine</strong> Verbesserung<br />

der Berufsaussichten ihrer AbsolventInnen<br />

zur Folge. In diesem Punkt herrschen an <strong>eine</strong>r<br />

Hochschule der Künste andere Bedingungen:<br />

<strong>Kunst</strong>- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften können gar<br />

nicht losgelöst von professionellen <strong>und</strong> beruflichen<br />

Praktiken betrieben werden. Gerade<br />

der zurzeit an der ZHdK erfolgte Ausbau von<br />

Doktoratsprogrammen eröffnet beispielsweise<br />

auch BA-AbsolventInnen von Universitäten<br />

längerfristig Alternativen <strong>und</strong> neue Perspektiven<br />

zur Fortsetzung ihres Studiums im Rahmen<br />

<strong>eine</strong>s kulturwissenschaftlichen Master-<br />

Studiengangs.<br />

Mit dem Schwerpunkt Media Studies gewinnen<br />

die Cultural Studies an <strong>eine</strong>r Hochschule<br />

der Künste fast automatisch auch noch <strong>eine</strong><br />

weitere Bedeutung: Sie fördern, schulen <strong>und</strong><br />

schärfen das Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Erkenntnisvermögen<br />

als Teil <strong>und</strong> Dimension <strong>eine</strong>s<br />

umfassenden sinnlichen Erfahrungshorizonts.<br />

Auf diese Weise vermitteln die Cultural<br />

Media Studies praktische wie theoretische<br />

Kompetenz in der Handhabung <strong>und</strong> der Kommunikation<br />

von Multimedialität, die den kulturellen<br />

Bedürfnissen, den beruflichen Anforderungen<br />

<strong>und</strong> der Notwendigkeit kritischer<br />

Reflexion der heutigen Arbeits- <strong>und</strong> Wissensgesellschaft<br />

in hohem Masse entspricht.<br />

* Dr. Steffen Schmidt ist Dozent am Institute for<br />

Cultural Studies in the Arts ICS<br />

(steffen.schmidt@zhdk.ch).<br />

mich interessieren<br />

die<br />

unerforschten<br />

schnittmengen<br />

Ein gutes Jahr nach ihrer Gründung<br />

zählt netzhdk, die Alumni-<br />

Organisaton der ZHdK, bereits<br />

über 1200 Mitglieder. Die <strong>eine</strong>n<br />

haben diesen Sommer die ZHdK<br />

verlassen, andere haben ihr Diplom<br />

vor 10, 20 oder gar 40 Jahren<br />

an <strong>eine</strong>r unserer Vorgängerschulen<br />

erhalten. Was tun sie heute<br />

Wir stellen einige von ihnen in<br />

lockerer Folge vor. In diesem Heft<br />

Monika Hardmeier. Christian<br />

Ledermann* Foto: Regula Bearth.<br />

<strong>Kunst</strong>theoretikerin, Autorin, Kuratorin – so<br />

stellt sich Monika Hardmeier auf www.netzhdk.ch<br />

vor. Nach der Primarschule in Greifensee<br />

<strong>und</strong> dem Gymnasium in Wetzikon stu-


alumni zett 4–08 27<br />

dierte Monika Hardmeier an der Uni Zürich<br />

Sek<strong>und</strong>arlehrerin phil. I. Nach ein paar Jahren<br />

Unterrichtstätigkeit entschloss sie sich, an<br />

der damaligen HGKZ ein Theoriestudium zu<br />

beginnen.<br />

„M<strong>eine</strong> Mitstudierenden im Bereich Theorie<br />

hatten sehr unterschiedliche <strong>und</strong> spannende<br />

Berufshintergründe – ob Musiker, Fotografin,<br />

Grafiker oder Architektin, es kam sehr viel<br />

Lebenserfahrung <strong>und</strong> Fachwissen zusammen,<br />

<strong>und</strong> die regen Diskussionen in den Seminaren<br />

schienen mir nicht vergleichbar mit<br />

den Vorlesungen <strong>und</strong> Seminaren, wie ich sie<br />

an der Universität erlebt hatte. Der Austausch<br />

war intensiv <strong>und</strong> zwang mich immer wieder,<br />

Dinge von neuen Standpunkten aus zu<br />

sehen, sie mit neuen Methoden anzugehen<br />

<strong>und</strong> alte Denkmuster über den Haufen zu<br />

werfen. Ich habe die Studienzeit sehr positiv<br />

erlebt. Zudem schätzte ich den Fokus des<br />

Studiums auf die Gegenwartskunst <strong>und</strong> die<br />

selbstständige Herangehensweise an Problemstellungen,<br />

die gefordert wurde. Auch<br />

die Dozierenden unseres Studienbereichs<br />

brachten <strong>eine</strong>n reichen Erfahrungsschatz mit.<br />

Sie kamen aus verschiedenen Zweigen der<br />

drei Studienschwerpunkte <strong>Kunst</strong>, Design <strong>und</strong><br />

Medientheorie. Somit waren die Anregungen<br />

sehr vielfältig <strong>und</strong> die fachliche Kompetenz<br />

hoch.“<br />

Monika Hardmeier beendete ihr Studium<br />

2006. Seither gestaltet sich ihre Arbeit äusserst<br />

vielseitig. Sie publiziert Texte zur Gegenwartskunst<br />

in Büchern <strong>und</strong> Zeitschriften, in<br />

Katalogen <strong>und</strong> im Internet. Sie macht Beiträge<br />

für art-tv.ch, das Web-Kulturfernsehen, <strong>und</strong><br />

kuratiert <strong>und</strong> betreut Ausstellungen, unter<br />

anderem im Röntgenraum in Zürich <strong>und</strong> im<br />

<strong>Kunst</strong>raum Kolinplatz in Zug. Hardmeier ist<br />

ausserdem Wissenschaftliche Assistentin am<br />

Institut <strong>Kunst</strong> der Hochschule für Gestaltung<br />

<strong>und</strong> <strong>Kunst</strong> Basel (FHNW) <strong>und</strong> arbeitet immer<br />

wieder als Sek<strong>und</strong>arlehrerin in Stellvertretungen.<br />

Zu viel Abwechslung Manchmal<br />

sehne sie sich schon nach <strong>eine</strong>m 100%-Job –<br />

oder zumindest nach zwei 50%-Anstellungen.<br />

Hat sie noch Kontakte zu ihrer alten Hochschule<br />

„Immer wieder treffe ich Leute aus m<strong>eine</strong>r<br />

Studienzeit an Vorträgen, Ausstellungen,<br />

Symposien oder bei <strong>Kunst</strong>projekten, an denen<br />

ich beteiligt bin. Ich habe jedoch mittlerweile<br />

auch ein neues Beziehungsnetz aufgebaut. Es<br />

ist mir wichtig, mit Leuten <strong>eine</strong> Zusammenarbeit<br />

aufzubauen, bei der durch Kontinuität<br />

auch Qualität <strong>und</strong> gegenseitiges Vertrauen<br />

gewährleistet ist. Auf der anderen Seite ergeben<br />

sich immer wieder neue Kontakte, die es<br />

mir erlauben, <strong>eine</strong>n kulturellen Einblick in<br />

Röntgenraum, Ausstellung “Living Room”, kuratiert von Monika Hardmeier.<br />

Videoarbeit von Edith Hänggi, „eintauchen“, 2002.<br />

andere Regionen der Schweiz zu erhalten,<br />

oder die mir den Zugang zu Grenzbereichen<br />

zwischen <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> anderen Gebieten wie<br />

den neuen Medien, der Szenografie/Architektur<br />

oder des Designs erschliessen. Diese<br />

teilweise noch unerforschten Schnittmengen<br />

interessieren mich besonders.“<br />

Monika Hardmeier gehört zu denen, welche<br />

die Möglichkeiten der Plattform<br />

www.netzhdk.ch intensiv nutzen.<br />

„Das Alumni-Netzwerk der ZHdK vereinfacht<br />

es mir, Leute unkompliziert für <strong>eine</strong> Mitarbeit<br />

in Projekten anzufragen. Ich kann mich<br />

über offene Stellen <strong>und</strong> Projekte im Kulturbereich<br />

informieren <strong>und</strong> auf eigene Projekte<br />

<strong>und</strong> Anlässe aufmerksam machen. Ich finde<br />

es praktisch, das grosse Angebot der ZHdK in<br />

Sachen <strong>Kunst</strong>publikationen <strong>und</strong> Filme weiter<br />

nutzen zu können <strong>und</strong> ständig aktuelle Informationen<br />

über die Schule <strong>und</strong> zu Weiterbildungen<br />

zu erhalten.“<br />

* Christian Ledermann ist Leiter der Geschäftsstelle<br />

von netzhdk, der Alumni-Organisation der ZHdK<br />

(christian.ledermann@zhdk.ch).


28 zett 4–08 leute<br />

1 2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

who is who:<br />

Wer sind die Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter der ZHdK In dieser<br />

Nummer stellt sich das Team<br />

des mehrspur music clubs vor.<br />

Serie von Eva Brüllmann*,<br />

Foto: Regula Bearth.<br />

1 Ivo Schläpfer<br />

Tontechniker, Produktionszentrum. Beruf/Ausbildung:<br />

Tontechniker FA. An der ZHdK<br />

seit: 1. Januar 2006. Ausserberufliche Interessen:<br />

Film, Fischen, Fussball. Was mir gefällt an der<br />

ZHdK: der kreative Geist. Was ich verändern würde:<br />

mehr Ferien, höhere Löhne, weniger<br />

Gewalt.<br />

2 Kathrin Schärrer<br />

3 A’ron Schmukle<br />

Tontechniker, Produktionszentrum. Beruf/Ausbildung:<br />

Elektroniker, Tontechniker.<br />

An der ZHdK seit: 1. Januar 2008. Ausserberufliche<br />

Interessen: Fotografieren, Reisen, Natur,<br />

Umweltschutz, Kochen, f<strong>eine</strong>s Essen,<br />

<strong>Kunst</strong>, Lesen, u.v.m. Was mir gefällt an der ZHdK:<br />

das gute Team, gutes Material, faire Arbeitsbedingungen,<br />

bereichsübergreifende<br />

Beziehungen, die vielen Zusatzdienstleistungen.<br />

Was ich verändern würde: übersichtlichere,<br />

ansprechendere Gestaltung der<br />

ZHdK-Website durch Piktogramme, Bilder,<br />

Farben usw.<br />

4 Madlaina Meili<br />

Leitung Tontechnik mehrspur, Produktionszentrum.<br />

Beruf/Ausbildung: Tontechnikerin<br />

mit eidg. Fachausweis. An der ZHdK seit:<br />

März 2005. Was mir gefällt an der ZHdK: departementsübergreifende<br />

Arbeit. Was ich verändern<br />

würde: einiges, z. B. Interdisziplinarität<br />

zwischen den Departementen ankurbeln,<br />

Bürokratie eindämmen.<br />

5 Oliver Cornelius<br />

Geschäftsführer mehrspur, Eventmanager<br />

Produktionszentrum. Beruf/Ausbildung: Kulturmanager<br />

/ kaufmännische Ausbildung<br />

mit Modulvertiefung Kulturmanagement.<br />

An der ZHdK seit: Juli 2002. Ausserberufliche Interessen:<br />

Schallplatten sammeln <strong>und</strong> auflegen,<br />

Fussball spielen, Fre<strong>und</strong>e treffen,<br />

essen gehen. Was mir gefällt an der ZHdK: m<strong>eine</strong><br />

Arbeit <strong>und</strong> das angenehme <strong>und</strong> positive<br />

Arbeitsklima. Was ich verändern würde: Einführung<br />

von Plakatwerbeflächen am Florhof;<br />

die schönen Jazzbilder von den Gängen<br />

des Florhofs in die Jazzabteilung Waldmannstrasse<br />

abtransportieren; Bürokratie<br />

eindämmen.<br />

6 Sara Hidalgo<br />

Sekretariat Jazz & Pop. Beruf/Ausbildung: KV,<br />

Zeitgenössische Tanzausbildung, zzt. MAS<br />

in Tanzpädagogik . An der ZHdK seit: Mai 2008.<br />

Ausserberufliche Interessen: Tanz, m<strong>eine</strong> Bands<br />

Honeypie <strong>und</strong> Salsardiente. Was mir gefällt<br />

an der ZHdK: kann endlich wieder Spanisch<br />

anwenden, der ZHdK-Chor. Was ich verändern<br />

würde: den Studis das Taktstampfen mit<br />

dem Fuss während des Spielens verbieten<br />

– die Scheiben vibrieren! ;-)<br />

7 Heiko Fre<strong>und</strong><br />

Professor, Leiter Pop. Beruf/Ausbildung: Gitarrist/Produzent,<br />

Studium Gitarre <strong>und</strong><br />

wissenschaftliche Musikpädagogik. An der<br />

ZHdK seit: 1. September 2001. Ausserberufliche<br />

Interessen: Autorennsport, Wellness. Was mir<br />

gefällt an der ZHdK: das unglaublich diverse<br />

Ausbildungsprogramm <strong>und</strong> die Kollegialität.<br />

Was ich verändern würde: die immense<br />

Mailflut.<br />

8 Quini Valvidarez<br />

9 Hans Peter Künzle<br />

Leitung Jazz <strong>und</strong> Pop, Beruf/Ausbildung: Musiker,<br />

Kontrabass/E-Bass, Jazz. An der ZHdK<br />

seit: 1. August 1992. Ausserberufliche Interessen:<br />

Lesen, gut essen, guter Wein. Was mir gefällt an<br />

der ZHdK: gute Zusammenarbeit <strong>und</strong> gutes<br />

Arbeitsklima im Departement Musik. Was<br />

ich verändern würde: mehr Raum – freue mich<br />

aufs Toni-Areal.<br />

* Eva Brüllmann, Assistenz Verwaltungsdirektor.<br />

(eva.bruellmann@zhdk.ch)


museum bellerive zett 4–08 29<br />

hermann<br />

obrist –<br />

skulptur,<br />

raum,<br />

abstraktion<br />

um 1900<br />

In s<strong>eine</strong>r ersten Ausstellung im<br />

Jahr 2009 stellt das Museum<br />

Bellerive in Zusammenarbeit<br />

mit der Staatlichen Graphischen<br />

Sammlung München das Werk<br />

von Hermann Obrist vor. Der<br />

gebürtige Schweizer Bildhauer<br />

war <strong>eine</strong>r der Begründer des<br />

Jugendstils <strong>und</strong> Wegbereiter zur<br />

Abstraktion. Viola Weigel*<br />

Das Lebenswerk von Hermann Obrist (1862–<br />

1927) stellt <strong>eine</strong>n der wichtigsten Beiträge zur<br />

<strong>Kunst</strong> um 1900 dar. In München begründete<br />

der in Kilchberg bei Zürich geborene Künstler<br />

die deutsche Variante der Jugendstilbewegung,<br />

die anspruchsvolles Handwerk der<br />

angewandten Künste mit den ästhetischen<br />

Ansprüchen der freien bildenden <strong>Kunst</strong> zu<br />

verschmelzen suchte. Die Kooperation des<br />

Museum Bellerive mit der Staatlichen Graphischen<br />

Sammlung München, die den zeichnerischen<br />

Nachlass des Künstlers betreut,<br />

ermöglicht es nun zum ersten Mal, Hermann<br />

Obrist <strong>eine</strong>m internationalen Publikum<br />

gebührend vorzustellen. Dabei sollen alle<br />

Facetten s<strong>eine</strong>s Schaffens gezeigt werden,<br />

<strong>eine</strong>s Werks, das immer noch zu sehr mit dem<br />

<strong>Kunst</strong>gewerbe der Jahrh<strong>und</strong>ertwende verb<strong>und</strong>en<br />

oder als Aussenseiterkunst abgetan wird.<br />

Die Ausstellung präsentiert Hermann Obrist<br />

über s<strong>eine</strong> damalige Rolle hinaus als explizit<br />

modernen Künstler, der souverän mit den<br />

Blatt aus Hermann Obrists Vorlagensammlung von Zeitungsausschnitten, Staatliche Graphische Sammlung München


30 zett 4–08 museum bellerive<br />

Krupp-Brunnen im Hof des Münchner<br />

<strong>Kunst</strong>gewerbehauses, 1912<br />

Fotograf unbekannt<br />

Fototafel, 795 x 598 mm<br />

Hermann Obrist, Fotografie der<br />

Gipsskulptur „Bewegung“ (um 1898),<br />

Silbergelatineabzug, 79,5 x 59,8 cm,<br />

Museum für Gestaltung Zürich,<br />

<strong>Kunst</strong>gewerbesammlung.<br />

Medien s<strong>eine</strong>r Zeit umzugehen <strong>und</strong> diese in<br />

s<strong>eine</strong>m Werk virtuos zu verarbeiten verstand.<br />

Obrists Tochter Amaranth konnte sein plastisches<br />

Werk 1944 gerade noch rechtzeitig vor<br />

den Kriegszerstörungen retten, kurz bevor das<br />

Wohn- <strong>und</strong> Atelierhaus ihres Vaters bombardiert<br />

wurde. Im gleichen Jahr vermachte sie<br />

es der Stadt Zürich. Heute ist das Œuvre Teil<br />

der <strong>Kunst</strong>gewerbesammlung des Museum<br />

für Gestaltung Zürich. Damit besitzt Zürich<br />

sämtliche überlieferten bildhauerischen<br />

Arbeiten des Künstlers. Die Gipsmodelle <strong>und</strong><br />

insbesondere ein einzigartiges Konvolut von<br />

herausragenden Fotografien s<strong>eine</strong>r monumentalen<br />

Brunnen <strong>und</strong> Grabmäler von 1898<br />

bis 1914 geben Hinweise auf ein „unsichtbares<br />

Meisterwerk“ des Bildhauers. Es blieb lange<br />

unsichtbar, weil Teile dieser Werke durch<br />

Unkenntnis verändert oder zerstört worden<br />

waren <strong>und</strong> somit allein noch auf diesen Fotografien<br />

überliefert sind. Zudem beginnt die<br />

Forschung erst heute, die Bedeutung der über<br />

25 Fotografien plastischer Aussenraumarbeiten<br />

zu erkennen.<br />

Die Essenz der Ausstellung besteht deshalb<br />

nicht nur in der Präsentation von Obrists<br />

Errungenschaften als Architekturbildhauer,<br />

sondern auch in der modernen medialen Vermittlung<br />

s<strong>eine</strong>r <strong>Kunst</strong>produktion durch die<br />

Fotografie. Den Auftakt der Ausstellung bilden<br />

denn auch die von Obrist selbst in Auftrag<br />

gegebenen Fotografien s<strong>eine</strong>s Werks, die den<br />

spezifischen Umgang mit dem neuen Medium<br />

aufzeigen. Präsentiert wird erstmals auch<br />

s<strong>eine</strong> eigene Vorlagensammlung von Zeitungsausschnitten.<br />

Das Verwenden von formbaren<br />

Materialien wie Plastilin <strong>und</strong> Beton sowie die<br />

Durchdringung von Werk <strong>und</strong> Umraum zeigen,<br />

dass Obrist ein Pionier der Bildhauerei<br />

war. Jüngere Bildhauer <strong>und</strong> Architekten, die<br />

nach 1918 die Erweiterung des Raumbegriffs<br />

vertraten, sahen in ihm <strong>eine</strong> Art Vaterfigur.<br />

Die Ausstellung endet daher mit Werken von<br />

Hermann Finsterlin, Hans Poelzig, Wenzel<br />

Hablik <strong>und</strong> Rudolf St<strong>eine</strong>r, die belegen, dass<br />

Hermann Obrist <strong>eine</strong>n Gr<strong>und</strong>stein für unser<br />

heutiges intermediales Raum- <strong>und</strong> Bildverständnis<br />

legte.<br />

* Dr. Viola Weigel ist Direktorin der <strong>Kunst</strong>halle<br />

Wilhelmshaven <strong>und</strong> Co-Kuratorin der Ausstellung.<br />

Ausstellung „Hermann Obrist – Skulptur, Raum, Abstraktion<br />

um 1900“: 6. März bis 7. Juni 2009, Museum<br />

Bellerive, Höschgasse 3, 8008 Zürich.<br />

Vernissage: Donnerstag, 5. März 2009, 19 h.<br />

Rahmenprogramm: www.museum-bellerive.ch<br />

ab 15.1.2009<br />

Publikation: „Hermann Obrist, Skulptur/Raum/<br />

Abstraktion um 1900“; Museum Bellerive – ein Haus<br />

des Museum für Gestaltung Zürich <strong>und</strong> Staatliche<br />

Graphische Sammlung München (Hg.); mit Texten<br />

von Hubertus Adam, Eva Afuhs, Stacey Hand,<br />

Ingo Starz, Andreas Strobl, Annika Waenerberg,<br />

Viola Weigel; Design: Heimann <strong>und</strong> Schwantes;<br />

Scheidegger & Spiess; D/E; CHF 69; erhältlich im<br />

E-Shop unter www.museum-gestaltung.ch/e-shop<br />

ab 6.3.2009.<br />

Die Ausstellung steht auch im Zusammenhang <strong>eine</strong>s<br />

vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten<br />

Forschungsprojekts zu „Hermann Obrist (1862–1927)<br />

im Netzwerk der Künste <strong>und</strong> Medien um 1900“ am<br />

Institute for Cultural Studies in the Arts ICS, ZHdK.


artists in labs zett 4–08 31<br />

Performance „untitled_so<strong>und</strong>_objects“, Pe Lang <strong>und</strong> Zimoun<br />

(Pe Lang, Stipendium 2007, Centre Suisse d‘Electronique et de<br />

Microtechnique CSEM, Alpnach).<br />

swiss artistsin-labs<br />

in singapur<br />

Das Swiss-Artists-in-Labs-Programm<br />

war im Sommer 2008 mit<br />

der Ausstellung „Lucid Fields“ an<br />

<strong>eine</strong>m der wichtigsten internationalen<br />

Medienkunst-Festivals,<br />

dem International Symposium on<br />

Electronic Art (ISEA), in Singapur<br />

präsent. Text <strong>und</strong> Fotos:<br />

Irène Hediger*<br />

Anlässlich des International Symposium on<br />

Electronic Art werden Trends, Innovationen,<br />

Technologie <strong>und</strong> <strong>Kunst</strong> im interkulturellen<br />

Kontext vorgestellt <strong>und</strong> debattiert. Als nomadisches<br />

Festival findet es jeweils alle zwei<br />

Jahre in <strong>eine</strong>r anderen Stadt der Welt statt.<br />

Dieses Jahr war Singapur vom 25. Juli bis<br />

3. August der Ort des Geschehens. Parallel<br />

zum Symposium gewährten vier Ausstellungen<br />

aus Asien, Neuseeland, Australien<br />

<strong>und</strong> der Schweiz Einblick in die künstlerische<br />

Auseinandersetzung dieser Länder mit den<br />

Veranstaltungsthemen.<br />

Der Schweizer Beitrag „Lucid Fields“ des<br />

Swiss-Artists-in-Labs-Programms am Institute<br />

for Cultural Studies in the Arts ICS griff<br />

das Thema „Reality Jam“ auf. Dabei ging es<br />

um die fassbaren Bereiche heutiger Wirklichkeiten/Realitäten<br />

<strong>und</strong> deren Paradoxa.<br />

<strong>Kunst</strong> reflektiert Wissenschaft<br />

Mit Werken von sieben ausgewählten <strong>Kunst</strong>schaffenden,<br />

die während des Swiss-Artistsin-Labs-Programms<br />

in verschiedenen Forschungskontexten<br />

der Natur- <strong>und</strong> Ingenieurwissenschaften<br />

entstanden sind, illustrierte<br />

die Ausstellung „Lucid Fields“ die Folgen<br />

des Aufeinandertreffens der „Realitäten“ von<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> empirischer Wissenschaft: Dabei<br />

wurde die Rolle der Orte, der Gesellschaft <strong>und</strong><br />

der Kulturen in Bezug auf empirisches Wissen<br />

untersucht. Die Arbeiten veranschaulichten<br />

die Stellung der technologischen Entwicklung<br />

in unserer Gesellschaft. Sie involvierten den<br />

Betrachter, die Betrachterin als PerformerIn<br />

<strong>und</strong> konnten umstrittene wissenschaftliche<br />

Sachverhalte wie beispielsweise die Gentechnologie<br />

zugänglicher <strong>und</strong> transparenter<br />

machen. Des Weiteren beschäftigten sie sich<br />

mit dem Umgang der zunehmend knapper<br />

werdenden Ressourcen <strong>und</strong> mit der Suche<br />

nach Alternativen. Die Werke drückten aber<br />

auch Hoffnungen aus, welche mit der <strong>Kunst</strong><br />

<strong>und</strong> den Wissenschaften gleichermassen einhergehen.<br />

Die Ausstellungsräume im neuen, mit dem<br />

Architekturpreis von Singapur ausgezeichneten<br />

Gebäude des Lasalle College of the Arts<br />

wurden szenografisch gestaltet von Daniel<br />

Hunziker, Student des MAS Szenografie<br />

an der ZHdK. Diverse Live-Performances<br />

umrahmten die Ausstellung, die ein grosses<br />

internationales <strong>und</strong> lokales Publikum anzulocken<br />

vermochte.<br />

* Irène Hediger ist Co-Leiterin des Swiss-Artists-in-<br />

Labs-Progamms am Institute for Cultural Studies in<br />

the Arts ICS (irene.hediger@zhdk.ch).<br />

Kuratorin: Irène Hediger, Institute for Cultural Studies<br />

in the Arts ICS. Szenografie: Daniel Hunziker,<br />

www.fontana-hunziker.com. Grafik/Besucherführung:<br />

Karin Fanger-Schiesser, d sign, Küsnacht ZH.<br />

Koordination/Assistenz: Karin Rizzi <strong>und</strong> Brigitte<br />

Morgen (Studienvertiefung Style & Design).<br />

Mehr Informationen unter:<br />

http://de.youtube.com/watchv=40GaSjDn2uo<br />

http://de.youtube.com/watchv=X_DeyWucEn0<br />

www.tvprimorka.si/oddaje.phpnid=58<br />

www.isea2008singapore.org/exhibitions/<br />

pe_lucid.html<br />

www.artistsinlabs.ch


32 zett 4–08 nachrichten<br />

hasen für die<br />

besten des<br />

Jahres 2008<br />

Es gibt sie jedes Jahr, die besten Projekte,<br />

die in der Schweiz gebaut, gestaltet <strong>und</strong> produziert<br />

werden. Doch nicht jede Bestenliste<br />

vergibt als Trophäen Hasen aus Gold, Silber<br />

<strong>und</strong> Bronze. „Die Besten“ haben sich in der<br />

Kulturagenda zu <strong>eine</strong>r festen Grösse entwickelt.<br />

Dazu gehören die Preisverleihung <strong>und</strong><br />

die Präsentation im Museum für Gestaltung<br />

Zürich, die Spezialausgabe der Sendung<br />

„kulturplatz“ auf SF1 <strong>und</strong> die Publikation in<br />

der Zeitschrift „Hochparterre“.<br />

Nominiert werden Projekte von Architekt-<br />

Innen, DesignerInnen <strong>und</strong> LandschaftsarchitektInnen<br />

aus der Schweiz, die zwischen<br />

Herbst 2007 <strong>und</strong> Herbst 2008 realisiert wurden.<br />

Ausgewählt <strong>und</strong> prämiert werden sie von<br />

drei Fachjurys, die je r<strong>und</strong> 20 Projekte vorschlagen.<br />

Die besten Projekte aus Architektur, Landschaft<br />

<strong>und</strong> Design 2008 sind zu sehen:<br />

Im Museum für Gestaltung Zürich<br />

Preisverleihung <strong>und</strong> Vernissage: Dienstag, 9. Dezember<br />

2008, 18.30 h, Vortragssaal.<br />

Ausstellung: 10. Dezember 2008 bis 11. Januar 2009,<br />

Vestibül.<br />

Am Bildschirm<br />

„kulturplatz“<br />

Spezialsendung: Mittwoch, 10. Dezember 2008 ,<br />

22.50 h auf SF1.<br />

Im Heft<br />

„Hochparterre“<br />

Spezialausgabe: „Die Besten 08“,<br />

12/08, erhältlich ab 9. Dezember 2008.<br />

mehr spektakel<br />

Gerade erst hat das Zürcher Theater Spektakel<br />

2008 s<strong>eine</strong> Tore geschlossen, schon steht die<br />

nächste Auflage vor der Tür. Und wie bereits<br />

in diesem soll es auch im nächsten Jahr mit<br />

massgeblicher Beteiligung der Zürcher Hochschule<br />

der Künste über die Bühne gehen.<br />

Projektideen für den öffentlichen Raum, für<br />

Installationen, Performances <strong>und</strong> Workshops<br />

werden von Petra Fischer (petra.fischer@<br />

zhdk.ch) ab sofort entgegengenommen.<br />

Ein kurzer Blick zurück: Im September 2008<br />

besetzten acht Szenografinnen (heute im<br />

2. Bachelor-Jahr) mit ihrer Installation „Inne<br />

usse – Ding 1–8“ das idyllische Gelände am<br />

Seeufer. Master-Studierende der Vertiefungen<br />

Regie, Theaterpädagogik, Bühnenbild <strong>und</strong><br />

Schauspiel arbeiteten ferner unter der Leitung<br />

der libanesischen Schauspielerin <strong>und</strong><br />

Regisseurin Lina Saneh an der geplanten<br />

Koproduktion. Unter dem Titel „Homestories“,<br />

fanden im Theater der Künste täglich Mittagsgespräche<br />

mit angereisten Künstlerinnen <strong>und</strong><br />

Künstlern des Spektakels statt. Auf diese Weise<br />

entwickelte sich ein vielgestaltiges Panorama<br />

freien künstlerischen Schaffens r<strong>und</strong> um den<br />

Erdball. – Und was wird es 2009 von ZHdK-<br />

Studierenden <strong>und</strong> -Dozierenden auf der Landiwiese<br />

zu sehen geben Petra Fischer<br />

das offene ohr<br />

des itz<br />

Im Januar 2008 führte der Studierendenrat der<br />

ZHdK SturZ s<strong>eine</strong> Offene-Ohr-Aktion durch.<br />

Dabei wurde auch Kritik an der IT geäussert,<br />

für die wir selbstverständlich ein offenes Ohr<br />

haben. Was das Informationstechnologie-Zentrum<br />

ITZ verbessern kann, wo IT-Nutzerinnen<br />

<strong>und</strong> -Nutzer selber aktiv zu Problemlösungen<br />

beitragen können <strong>und</strong> in welchen Fällen es<br />

die äusseren Umstände nicht erlauben, etwas<br />

zu verändern, darüber möchten wir die Studierenden<br />

nachfolgend informieren. Barbara<br />

Berger*<br />

Florhof<br />

Im Haus an der Florhofgasse herrscht akuter<br />

Platz- <strong>und</strong> Computermangel. Das Problem<br />

ist uns bekannt, wir können allerdings nichts<br />

dagegen unternehmen. Ein grösserer IT-Raum<br />

steht nicht zur Verfügung <strong>und</strong> im bestehenden<br />

mussten aus feuerpolizeilichen Gründen<br />

Computer entfernt werden.<br />

Ein Zugangsverbot für Internetseiten wie zum<br />

Beispiel You Tube ist nicht möglich, da diverse<br />

Studienrichtungen das Internet <strong>und</strong> s<strong>eine</strong><br />

vielfältigen Anwendungen brauchen.<br />

Zusätzliche LAN-Kabel können im Florhof<br />

nicht installiert werden, weil die vorhandenen<br />

Leitungen im Haus dafür zu alt sind. WLAN ist<br />

aber im Haus verfügbar!<br />

Das Intranet wurde neu aufgegleist – die<br />

aktuelle Version ist seit Anfang Oktober 2008<br />

online.<br />

Spam: Jedes Departement hat <strong>eine</strong>n eigenen<br />

Postmaster, der entscheidet, was weitergeleitet<br />

wird <strong>und</strong> was nicht. Benutzerinnen <strong>und</strong><br />

Benutzer können aber auch selber selektieren,<br />

welche E-Mails in ihrem Posteingang<br />

angezeigt werden sollen, indem sie in ihrem<br />

E-Mail-Programm Regeln erstellen.<br />

Media-Campus<br />

Gewünschtes WLAN wurde installiert.<br />

Druckerprobleme<br />

Probleme mit dem Drucker sind oftmals auf<br />

Anwenderprobleme zurückzuführen <strong>und</strong><br />

werden durch unsachgemässen Gebrauch<br />

verursacht. Wir bieten folgende Lösungen an:<br />

– Besuch <strong>eine</strong>s Druckerkurses im ITZ. Die<br />

Kurse sind leider immer sehr schlecht frequentiert,<br />

da der Umgang mit dem Drucker<br />

oft unterschätzt wird.<br />

– Checklisten <strong>und</strong> Handbuch beim Drucker<br />

beachten. Sie enthalten alle wichtigen Informationen.<br />

– Nur für den Drucker geeignetes Papier benutzen.<br />

Zu dickes Papier verstopft!<br />

Bei Fragen oder Problemen stehen wir<br />

jederzeit gerne zur Verfügung:<br />

ITZ, Ausstellungsstrasse 60, SQ03,<br />

8005 Zürich.<br />

Weitere Informationen unter<br />

http://itz.zhdk.ch<br />

Helpline: http://ithelp.zhdk.ch<br />

oder 043 446 21 21.<br />

* Barbara Berger ist Leiterin des Informationstechnologie-Zentrums<br />

ITZ (barbara.berger@zhdk.ch).


design zett 4–08 33<br />

ausgezeichnete<br />

visuelle<br />

kommunikation<br />

Mit grosser Freude stellen wir immer wieder<br />

fest, dass sich die Abgängerinnen <strong>und</strong> Abgänger<br />

der Visuellen Kommunikation unserer<br />

Hochschule sehr erfolgreich im Berufsleben<br />

etablieren. Sie realisieren ihre Buchprojekte,<br />

arbeiten in bekannten Studios im In- <strong>und</strong><br />

Ausland oder sind selbstständig tätig – <strong>und</strong><br />

gewinnen internationale Preise. Als Beispiel<br />

<strong>und</strong> sozusagen stellvertretend für alle anderen<br />

sei hier Remo Caminada erwähnt, der 2006<br />

s<strong>eine</strong> Ausbildung an der damaligen HGKZ<br />

abschloss. Er hat folgende Preise gewonnen:<br />

Grand Prix an der Golden Bee 8: Moscow<br />

International Biennale of Graphic Design 2008<br />

für die Poster „Turbo Negro“ <strong>und</strong> „NAS“.<br />

1<br />

2<br />

Goldmedaille an der First Chicago International<br />

Poster Biennial 2008 für das Poster „Frank<br />

Popp Ensemble Concert“ (Silvesterkonzert).<br />

Red Dot Award, best of best design 2008.<br />

Red Dot Award, Nomination für den Junior<br />

Prize 2008. (an der Gala vom 3. Dezember<br />

2008 werden alle PreisträgerInnen bekanntgegeben),<br />

nominiert: „Riders Palace Werbemittel<br />

Saison 07/08“, Plastiktüte mit Event- <strong>und</strong><br />

Hotelinformationen inklusive Posterserie.<br />

European Design Award 2008, Merit für das<br />

Werbepaket inklusive Posterserie „Riders<br />

Palace Werbemittel Saison 07/08“.<br />

Finale an der 21st International Poster Biennale<br />

Warsaw 2008 mit den Postern „Frank<br />

Popp Ensemble Concert“ (Silvesterkonzert)<br />

<strong>und</strong> „NAS“.<br />

Finale an der 19th International Poster Competition<br />

Chaumont 2008 mit dem Poster<br />

„Frank Popp Ensemble Concert“ (Silvesterkonzert).<br />

3<br />

5<br />

4<br />

Peter Vetter ist Leiter Studienvertiefung Visuelle Kommunikation<br />

(peter.vetter@zhdk.ch).<br />

Mehr Infos: www.remocaminada.com<br />

Remo Caminada:<br />

1: Poster Turbo Negro<br />

2: Poster Frank Popp<br />

3 <strong>und</strong> 4: Poster aus der Serie für Riders Palace<br />

5: Werbemittel für Riders Palace, Laax


34 zett 4–08 vermischtes<br />

werkstipendien<br />

<strong>und</strong> ateliervergaben<br />

der<br />

stadt zürich für<br />

bildende kunst<br />

Jedes Jahr vergibt die Stadt Zürich anlässlich<br />

<strong>eine</strong>s Stipendienwettbewerbs insgesamt<br />

180000 Franken an Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler,<br />

die hier ansässig sind. Auch 2008 sind<br />

Studierende <strong>und</strong> AbsolventInnen der ZHdK<br />

respektive der HGKZ aus dem Bereich Bildende<br />

<strong>Kunst</strong> unter den GewinnerInnen. Sie<br />

wurden mit <strong>eine</strong>m Stipendium oder <strong>eine</strong>r Ateliervergabe<br />

ausgezeichnet.<br />

Stipendien über je 17 000 Franken gingen an<br />

Tobias Spichtig, Student ZHdK, Stefan Burger,<br />

Katharina Fengler <strong>und</strong> El Frauenfelder, AbsolventInnen<br />

der HGKZ, sowie an Jos Näpflin,<br />

Gastdozent an der ZHdK.<br />

Einen Atelieraufenthalt im Ausland erhielten<br />

die ZHdK-Studierenden Habib Asal (Genua),<br />

Nadja Crola (Paris) <strong>und</strong> Patrick Hari (Genua)<br />

sowie die HGKZ-Absolventin Seline Baumgartner<br />

(New York). (ab)<br />

preisgekröntes<br />

klaviertalent<br />

Eine der beiden Preisträger 2009/2010 ist die<br />

1988 in Novosibirsk geborene Pianistin Yana<br />

Tratsevskaya. Sie studierte von 1995 bis 2006<br />

am Konservatorium von Novosibirsk in der<br />

Klavierklasse von T. I. Ignojan. Tratsevskaya<br />

hat zahlreiche nationale <strong>und</strong> internationale<br />

Wettbewerbe gewonnen <strong>und</strong> erhielt 2005 ein<br />

Stipendium der Kaz-Stiftung. Seit 2006 studiert<br />

sie Klavier in der Klasse von Prof. Konstantin<br />

Scherbakov an der ZHdK.(dh)<br />

Das kammermusikalische Debüt der beiden<br />

jungen Preisträger findet am Sonntag,<br />

19. April 2009, um 10 Uhr in der St. Charles<br />

Hall in Meggen LU statt (siehe auch<br />

www.musikstiftung-meggen.ch).<br />

korrigenda<br />

In Zett 3/08 ging leider beim Artikel über das<br />

Toni-Areal von Nino Gadient („Der <strong>Kunst</strong>bau“)<br />

auf Seite 10 die letzte Zeile verloren. Wir<br />

bedauern diesen Lapsus sehr <strong>und</strong> entschuldigen<br />

uns beim Autor. Der ganze Schlusssatz<br />

lautet korrekt: „Aber schon vor dem Eintreffen<br />

der ersten Baukräne lässt der Ort auch Zweifel<br />

aufkommen, ob dieses Kreuzen von unterschiedlichen<br />

Mentalitäten, Denk- <strong>und</strong> Arbeitsweisen<br />

<strong>und</strong> Raumbedürfnissen die wichtigste<br />

Vision <strong>eine</strong>r <strong>Kunst</strong>hochschule, nämlich fähige<br />

<strong>und</strong> gute Künstlerinnen <strong>und</strong> Künstler hervorzubringen,<br />

nicht doch ein wenig ins Hintertreffen<br />

geraten lässt.“<br />

impressum<br />

Zett: Das Magazin der Zürcher Hochschule der<br />

Künste. Erscheint viermal jährlich.<br />

Herausgeberin: Zürcher Hochschule der Künste,<br />

Zürcher Fachhochschule.<br />

Redaktion: Heike Pohl (Leitung), Adriana Bognar.<br />

Externe redaktionelle Mitarbeit: Chantal Frey<br />

(Textredaktion, Lektorat <strong>und</strong> Korrektorat).<br />

Redaktionsteam: Eva Brüllmann (Verwaltung),<br />

Stefan Schöbi (dpt Darstellende Künste <strong>und</strong> Film),<br />

Daniela Huser (dpt Musik), Elisabeth Krüsi<br />

(dpt Design), Bernadette Mock (dpt Kulturanalysen<br />

<strong>und</strong> -Vermittlung), Andrea Günter (SturZ).<br />

Die von den Autorinnen <strong>und</strong> Autoren in diesem Heft<br />

geäusserten Ansichten decken sich<br />

nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion.<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Produktion<br />

Layout <strong>und</strong> Bildredaktion: Moritz Wolf,<br />

Anne-Lea Werlen, Studios Publikation ZHdK.<br />

Papier: Reprint FSC 90 g/m2, PlanoArt FSC 170 g/m2<br />

Schriften: Neue Helvetica, Utopia, OCRA<br />

Druck: Ropress Genossenschaft Zürich<br />

Auflage: 5000<br />

Copyright: Der Nachdruck von Artikeln ist unter<br />

Quellenangabe gestattet. Belegexemplare<br />

er wünscht.<br />

Zett ist auch digital als PDF-Datei<br />

erhältlich: http://cc.zhdk.ch<br />

Redaktionsschluss 1/09: 20. Februar 2009<br />

Feedback <strong>und</strong> Anregungen:<br />

heike.pohl@zhdk.ch<br />

adriana.bognar@zhdk.ch<br />

Die Zett-Redaktion<br />

Die Stiftung für Musiktalente Meggen schreibt<br />

jährlich <strong>eine</strong>n Preis aus für junge Schweizer<br />

SpitzensolistInnen. Der Preis besteht in der<br />

Teilnahme an <strong>eine</strong>m Kammermusik- sowie<br />

an <strong>eine</strong>m Solokonzert mit Berufsorchester vor<br />

grossem Publikum in Meggen.


Du sollst<br />

Angelo Romano (Neapel, Italien), Mediale Künste, 5. Semester<br />

9h-Performance Kritik <strong>Bologna</strong>-Reform (Herbst 2007)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!