Demokratie leben lernen - Prof. Dr. Christian Büttner
Demokratie leben lernen - Prof. Dr. Christian Büttner
Demokratie leben lernen - Prof. Dr. Christian Büttner
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Illustration zur Visualisierung für (noch) Analphabeten<br />
transparent zu er<strong>leben</strong> und dort Übungsräume für demokratische<br />
Beziehungsformen er<strong>leben</strong> zu können, wo die<br />
Autorität Entscheidungen in Interessenkonflikten an Kinder<br />
abgeben kann.<br />
Wie <strong>Demokratie</strong> im Hinblick auf Interessenkonflikte<br />
funktioniert und um welche pädagogischen Ziele es dabei<br />
gehen könnte, ist im Prozess der Interessenabwägung und<br />
bei etwa gleicher Macht der Interessenvertreter zu sehen.<br />
Sie verläuft in <strong>Demokratie</strong>n oftmals nicht anders als auf<br />
Bauernmärkten: Soll des Einen Interesse akzeptiert oder<br />
wenigstens teilweise berücksichtigt werden, dann muss<br />
auch der Andere einen Vorteil davon haben. In den Konzepten<br />
der Mediation und/oder der Streitschlichtung gilt<br />
dies beispielsweise als ein erstrebenswertes Ziel, die so<br />
genannte win-win-Situation. Es versteht sich von selbst,<br />
dass es bei Interessen, bei denen es um Ressourcen oder<br />
Strukturen geht, dieser Kuhhandel weit weniger proble-<br />
matisch ist (auch wenn er sehr hart geführt wird) als bei<br />
in Zukunft erwarteten Wirkungen von Gesetzen und Vorschriften,<br />
die sich nur schwer vorhersagen lassen. Bei diesen<br />
kann nicht vollständig „sachlich“ debattiert werden.<br />
Vielmehr enden Interessenabwägungen nach diesem Muster<br />
häufig in einer derartigen Veränderung eines ursprünglichen<br />
Planes, dass dessen Ziel nun höchstwahrscheinlich<br />
nicht mehr erreicht werden kann. Dies macht <strong>Demokratie</strong>n<br />
gegenüber Reformen so außerordentlich schwerfällig.<br />
Und dies könnte auch in vorschulischen Einrichtungen<br />
in dem einen oder anderen Fall als allzu mühsam und<br />
langwierig angesehen werden. Eine demokratisch begründete<br />
Intervention kann deshalb leicht und unter der Hand<br />
zu einer der beiden anderen Interventionstypen umgedeutet<br />
werden. Die Erfahrungen, die Kinder damit machen<br />
und mit „<strong>Demokratie</strong>“ verbinden, bleiben dann allerdings<br />
zwangsläufig zwiespältig.<br />
33