Stars am Werk - wirtschaftsblatt.at
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WirtschaftsBl<strong>at</strong>t deluxe edition 6 2013 NR. 52<br />
deluxe<br />
plus<br />
20 Seiten<br />
Immobilienangebote<br />
6 * 2013 Fendis Auftrag I Brules R<strong>at</strong>schlag I Hadids Jahrestag I Glavinics Mietvertrag<br />
<strong>Stars</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Werk</strong>
EDITORIAL<br />
IM BETT VON BRAD<br />
Er ist einer der berühmtesten Schauspieler der Welt, h<strong>at</strong> sechs Kinder und eine<br />
Frau, die auf den N<strong>am</strong>en Angelina Jolie hört. Doch das alles reicht Brad Pitt offenbar<br />
nicht. Der Hollywood-Star h<strong>at</strong> sich einen Nebenjob gesucht. Er ist unter die<br />
Möbeldesigner gegangen. Was er dabei nicht wissen konnte: D<strong>am</strong>it schafft er es<br />
in diese WirtschaftsBl<strong>at</strong>t-deluxe-Ausgabe, die sich ganz den Themen Design, Interieur,<br />
Architektur und Immobilien verschrieben h<strong>at</strong>. Und deshalb auch gleich wieder zurück zu<br />
unserer Titel-Story: Jetzt kann man also im Bett von Brad schlafen oder in seine Badewanne<br />
steigen. Und das muss einem auch etwas wert sein – 45.000 US-$ kostet etwa ein<br />
auf wenige Stücke limitierter Stuhl. Lümmeln wie Lenny kommt da schon günstiger: Im<br />
vierfachen Gr<strong>am</strong>my-Gewinner Lenny Kravitz brennt ebenfalls eine Leidenschaft für<br />
Möbel. Der italienische Hersteller Kartell setzt auf die Kre<strong>at</strong>ivität des Musikers und ließ<br />
ihn den Stuhl-Klassiker „Mademoiselle“ neu interpretieren. Stardesigner Philippe Starck<br />
lobt den Rocker dafür in den höchsten Tönen: „Wenn jemand fantastische Musik macht,<br />
dann ist er auch ein guter Designer“. Mehr über <strong>Stars</strong> in der Möbelszene erfahren Sie ab<br />
Seite 22.<br />
Zaha Hadid ist die Star-Architektin unserer Zeit. Als erste Frau erhielt sie 2004 die<br />
bedeutendste Ehrung in der Architektur, den Pritzker-Preis. Weniger bekannt: Ihre radikalen,<br />
dekonstruktivistischen Entwürfe wurden zwei Jahrzehnte lang nicht umgesetzt –<br />
zu gewagt war der Stil. Über ihren ersten Bau mit 43 Jahren und ihren Jubiläumsauftrag<br />
vom Kristallkonzern Swarovski lesen Sie auf Seite 16. Wie ist es eigentlich möglich, dass<br />
Gebäude, die es noch nicht gibt, Planern bereits zu Ruhm verhelfen Wir haben dazu<br />
Bloomimages, Bildermacher für große Architekturbüros, in H<strong>am</strong>burg besucht (ab Seite<br />
32). Das „Haus des Jahres“ ist hingegen sehr real. Es steht wie schon die Jahre davor in<br />
der Schweiz. Wie es 2013 aussieht und warum das so ist, lesen Sie ab Seite 44. Weiters<br />
beantworten wir noch folgende Fragen: Warum Architekten Schwarz tragen und welche<br />
Uhren dazu passen würden (ab Seite 14), wie sich die Architektur in Japan entwickelt und<br />
wie sich dies auf Europa auswirken könnte (ab Seite 40) und wie das Autodesign der<br />
Zukunft aussieht (ab Seite 58). Und zu guter Letzt h<strong>at</strong> sich auch unser Autor Thomas<br />
Glavinic Gedanken zu unserem Heftthema gemacht und eine Kolumne über die Wechselwirkung<br />
zwischen Architektur und Schreiben verfasst. Viel Spaß mit einer hoffentlichen<br />
erbaulichen Lektüre wünscht<br />
deluxe-iPad-Edition<br />
zum Download:<br />
Audiofiles >Thomas<br />
Glavinic liest seine<br />
Kolumne „Wie sie<br />
wohnen sollen” vor.<br />
Videofiles ><br />
Tyler Brules Entstehungsgeschichte<br />
für<br />
seinen Führer für<br />
Weltbürger<br />
Mehr Infos ><br />
Weitere Links, Inform<strong>at</strong>ionen<br />
und Bilder<br />
zu den Storys.<br />
Alexander Pfeffer<br />
chefredakteur WirtschaftsBl<strong>at</strong>t deluxe<br />
AUTOREN UND FOTOGRAFEN DIESER AUSGABE<br />
Tyler Brule<br />
Der Kanadier wurde 1994<br />
während einer Reportage<br />
in Afghanistan angeschossen.<br />
Während der<br />
Rekonvaleszenz kreierte<br />
er das Designmagazin<br />
„Wallpaper“ und avancierte<br />
in Folge zur Stilinstanz.<br />
Jetzt erscheint sein<br />
Buch „The Monocle Guide<br />
to Better Living“ (Gestalten<br />
Verlag). Für uns h<strong>at</strong> er<br />
25 R<strong>at</strong>schläge par<strong>at</strong> (ab<br />
Seite 48).<br />
Christian Zöllner und Andre Feldewert<br />
Die beiden Bildermacher aus H<strong>am</strong>burg haben<br />
nahezu alle großen intern<strong>at</strong>ionalen Architekten auf<br />
ihrer Kundenliste. Das Duo macht sichtbar, was es<br />
eigentlich gar nicht gibt: Bauwerke – lange bevor<br />
sie gebaut sind. Mehr dazu ab Seite 32.<br />
Eugenio Recuenco<br />
Der spanische Fotograf<br />
entführt in Märchenwelten<br />
und ist d<strong>am</strong>it weltberühmt<br />
geworden. Seine<br />
Bilder sind gemäldehaft<br />
und oft düster und<br />
irritierend. Auch die<br />
deutsche Band R<strong>am</strong>mstein<br />
konnte er begeistern<br />
und gestaltete unter<br />
anderem eines ihrer<br />
Covers. Neugierig Machen<br />
Sie sich ein Bild ab<br />
Seite 64.<br />
Coverfoto: Cassina, beigestellt, Daniel Riera for Monocle<br />
4<br />
deluxe edition 6*13
WEGWEISER<br />
32<br />
22<br />
19<br />
10<br />
10 Wolke aus Stahl<br />
Sou Fujimoto h<strong>at</strong> den Pavillon der Serpentine<br />
Gallery in London gestaltet – ein Meisterwerk.<br />
12 Wie man wohnen soll<br />
Unser Autor Thomas Glavinic über die Wechselwirkung<br />
von Architektur und Schreiben.<br />
14 Auf Schwarz bauen<br />
Warum Architekten so gerne Schwarz tragen<br />
und welche Uhren dazu passen.<br />
16 Prima, Zaha Hadid<br />
Star-Architektin Zaha Hadid h<strong>at</strong> vor 20 Jahren<br />
ihr Baudebüt gegeben. Swarovski gr<strong>at</strong>uliert.<br />
19 Priv<strong>at</strong>sekretär<br />
Er ist wieder da: Der bewährte Sekretär<br />
kommt im neuen Design daher.<br />
20 Ein Pelz, der sitzt<br />
Die Möbel-Avantgardisten C<strong>am</strong>pana<br />
überraschen mit ihrem Projekt für Fendi.<br />
22 Ungewohnt<br />
Jade Jagger, Lenny Kravitz und Brad Pitt haben<br />
einen gemeins<strong>am</strong>en Nebenjob: Interior Designer.<br />
32 Es möchte echt sein<br />
Bloomimages kreiert Gebäude, die es noch<br />
nicht gibt, und verhelfen Planern zu Ruhm.<br />
18 Quell des Lichts<br />
In Licht duschen, unter Wasser lesen: Das<br />
Designbüro Nendo lässt Ideen sprudeln.<br />
38 Gebilde aus Leder und Salbei<br />
Die wohlriechendste Skyline der Welt: neun<br />
Parfüms, die auch durch ihre Flakons betören.<br />
WirtschaftsBl<strong>at</strong>t deluxe Medieneigentümer, Herausgeber, Verleger WirtschaftsBl<strong>at</strong>t Medien GmbH, Anschrift: Hainburger Straße 33, 1030 Wien, Telefon: 01/60 117-0, Redaktion:<br />
DW 305, Fax 259, Vorsitzender der Geschäftsführung Dr. Michael Tillian, Geschäftsführung Mag. Herwig Langanger, Chefredakteurin Dr. Esther Mitterstieler, Redaktion Alexander Pfeffer<br />
(Leitung), Yasmin El Mohandes, Mag. Christoph Pridun, Anzeigen Projekt- und Anzeigenleitung: Petra Wendt, DW 177, Mailadresse: deluxe@<strong>wirtschaftsbl<strong>at</strong>t</strong>.<strong>at</strong> (Anzeigenabteilung), Druckunterlagenübermittlung:<br />
anzprod@<strong>wirtschaftsbl<strong>at</strong>t</strong>.<strong>at</strong>, Produktion Leitung: Ing. M<strong>at</strong>thias Netopilek, Art-Direction: Mag. Jan Schwieger, Fotoredaktion: Yasmin El Mohandes, Litho: Theresia Öhler, Hersteller:<br />
Neografia a.s., Škultétyho 1, 036 55 Martin, Slowakei, Tel: +421 43 4201 243, Fax: DW 712, repro@neografia.sk, www.neografia.sk, Web www.<strong>wirtschaftsbl<strong>at</strong>t</strong>.<strong>at</strong>, Bankverbindung BA-CA<br />
09494402200, BLZ 12000. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Gerichtsstand ist Wien. WirtschaftsBl<strong>at</strong>t deluxe erscheint<br />
achtmal im Jahr mit der Freitag-Ausgabe des WirtschaftsBl<strong>at</strong>t.<br />
Offenlegung gem. § 25 MedienG. http://www.<strong>wirtschaftsbl<strong>at</strong>t</strong>.<strong>at</strong>/impressum<br />
Nächste Ausgabe: Freitag, 8.11.2013<br />
Fotos: Bloomimages, Jade Jagger for yoo, Hersteller<br />
6<br />
deluxe edition 6*13
WEGWEISER<br />
50<br />
58<br />
40 Architektur mit 300 Jahren Vorsprung<br />
Japan und Europa haben einander architektonisch<br />
seit jeher beeinflusst. Wie es weitergeht.<br />
44 Spektakulär unspektakulär<br />
Das „Haus des Jahres“ steht auch 2013 in der<br />
Schweiz.<br />
48 Anleitung zum Besserleben<br />
Stilinstanz Tyler Brule h<strong>at</strong> einen Führer für Weltbürger<br />
verfasst. Für uns h<strong>at</strong> er 25 R<strong>at</strong>schläge.<br />
50 Wohnwunder der weiten Welt<br />
Visionäre Wohnhäuser und wichtige Designermöbel:<br />
unsere Buchempfehlungen.<br />
52 Reiseziel Wolkenkr<strong>at</strong>zer<br />
Ein Streifzug in den Himmel über London,<br />
Chicago, Dubai und Shanghai.<br />
64<br />
56 Lauda neue Brillen<br />
Der Niki-Lauda-Film „Rush“ geht in den Kinos<br />
an den Start. Mit ihm kommt die Pilotenbrille.<br />
58 Einfach unverwechselbar<br />
Wann wird ein Auto ein Klassiker Wir<br />
haben bei Professor Lutz Fügener nachgefragt.<br />
64 R<strong>am</strong>mstein und Schneewittchen<br />
Fotokünstler Eugenio Recuenco inszeniert<br />
opulente Kurzgeschichten – ein Gespräch.<br />
70 Groß aufgezogen<br />
Jaeger-LeCoultre feierte das 180-jährige<br />
Bestehen im The<strong>at</strong>ro La Fenice in Venedig.<br />
90 Wer wohnt hier<br />
Der französische Designer, der hier logiert,<br />
schickt sich an, Philippe Starck zu entthronen.<br />
52<br />
Fotos: Hersteller, Eugenio Recuenco<br />
8<br />
deluxe edition 6*13
UNGLAUBLICH REISEN<br />
redaktion: Alexander Pfeffer<br />
bis 20. Oktober<br />
WOLKE AUS STAHL<br />
Er ist ein Wunderwerk an<br />
Transparenz, Geometrie<br />
und Poesie: Jahr für Jahr bauen Spitzenarchitekten<br />
den temporären Sommerpavillon<br />
der Serpentine Gallery in London. Heuer ist der Japaner Sou<br />
Fujimoto im Eins<strong>at</strong>z – sein wolkenähnliches Gebilde aus<br />
Stahlstreben und weißen L<strong>at</strong>ten wird bereits als Auftakt<br />
zu einer Weltkarriere gefeiert. Mit seinem<br />
Pavillon radikalisiert er die Idee<br />
offener Strukturen. Sein <strong>Werk</strong> lockt nicht mit<br />
Verstecken, besitzt keine Wände und kennt<br />
kein Innen und Außen. Aber auch<br />
für den Schutz vor dem unberechenbaren<br />
britischen Wetter ist gesorgt:<br />
Tellerartige Plexiglasscheiben<br />
schweben<br />
über dem Besucher.<br />
Foto: beigestellt<br />
10<br />
deluxe edition 6*13
KOLUMNE<br />
WIE MAN WOHNEN SOLL<br />
Wer verfasst schon Weltliter<strong>at</strong>ur in einer Garconniere Unser Autor<br />
Thomas Glavinic über die Wechselwirkung von Architektur und Schreiben.<br />
keiner taugte etwas. Es dauerte eine Weile, bis ich verstand,<br />
dass das keinesfalls an mir liegen konnte, sondern<br />
an den Bruchbuden, in die es mich verschlagen h<strong>at</strong>te.<br />
Wer verfasst denn schon in einer Acht-Quadr<strong>at</strong>meter-<br />
Garconniere Weltliter<strong>at</strong>ur Vor allem, wenn diese Behausung<br />
im Grunde nichts anderes ist als eine Wabe in<br />
einem seelenlosen Klotz, den ein geschäftstüchtiger Unmensch<br />
in einen besonders hässlichen Stadtteil betoniert<br />
h<strong>at</strong> Arme Leute leiden auf vielfache Weise, aber ich finde,<br />
gleich nach Hunger und vielleicht sogar Durst werden<br />
sie von der Hässlichkeit heimgesucht. Ihre Häuser sind<br />
hässlich, ihre Wohnungen sind hässlich, ihre Möbel sind<br />
hässlich, ihre Autos sind hässlich, ihr Urlaub ist hässlich,<br />
ihre Jobs sind hässlich, sie sind umgeben von Hässlichkeit,<br />
und das ist ein sehr ernster Grund, noch entschiedener<br />
gegen Armut zu kämpfen. Hässlichkeit macht traurig<br />
und krank. Trauer macht im Übrigen böse, und böse<br />
Menschen werden wiederum immer hässlicher, woran<br />
wir erkennen, mit welch monumentalen Kreisläufen wir<br />
es zu tun haben.<br />
„Arme Leute leiden auf vielfache<br />
Weise, aber ich finde,<br />
gleich nach Hunger und<br />
Durst werden sie von der<br />
Hässlichkeit heimgesucht“<br />
Ich bin ohne Hinweise auf die Schönheit von Gebäuden<br />
aufgewachsen. T<strong>at</strong>sächlich erinnere ich mich an<br />
kein Schulfach, in dem solches Wissen vermittelt<br />
worden wäre, ich nehme an, das hätte <strong>am</strong> ehesten<br />
noch in die Bildnerische Erziehung gepasst, aber da<br />
k<strong>am</strong>en Gebäude und Architektur nicht vor. So recht die<br />
Leute haben, die die Schulfächer Politische Bildung und<br />
Ethik fordern, so sehr scheint auch die Notwendigkeit<br />
von Ästhetikunterricht zu bestehen. Ästhetik, das gab es<br />
ja schon einmal als Unterrichtsfach, doch das ist schon<br />
eine ganze Weile her.<br />
Ich hätte so etwas jedenfalls brauchen können, dann<br />
wäre mir eine Reihe abscheulicher Erfahrungen erspart<br />
geblieben. Bekanntlich prägt die unmittelbare Umgebung<br />
den Menschen in hohem Maße. Wo ich überall versucht<br />
habe, Romane zu schreiben! Speziell in jungen, gar fernen<br />
Jahren, mit 20, schrieb ich Roman um Roman, und<br />
In der winzigen Garconniere blieb ich nicht lange.<br />
Später übersiedelte ich in einen wunderschönen<br />
Altbau, in dem ein Erotikmuseum untergebracht war.<br />
Was ich da alles geschrieben habe, sage ich lieber<br />
nicht. Das hätte etwas werden können, da hätte ich<br />
mich vielleicht zu einem österreichischen Henry Miller<br />
entwickelt, aber ich konnte die Miete nicht bezahlen und<br />
fand mich plötzlich auf einem Bauernhof wieder. Bitte, es<br />
gibt wunderschöne alte Bauernhöfe. Meiner gehörte leider<br />
nicht dazu, es h<strong>at</strong> mich dort nicht lange gehalten,<br />
und geschrieben habe ich dort auch nur Kleinviehprosa.<br />
Ich bin noch oft umgezogen. Von Kleinwohnungen in<br />
WGs, von WGs in Häuser. Ein wirklich schönes Haus war<br />
ebenso wenig dabei wie eine schöne Wohnung, vielleicht<br />
wären meine Bücher dann ja auch besser geworden.<br />
Muss nicht sein, ist aber nicht unbedingt auszuschließen.<br />
Man kann nicht alles auf die Wohnungen schieben,<br />
es gibt da den einen oder anderen Schlagerstar, dessen<br />
Domizil keine Wünsche offen lässt, und dennoch h<strong>at</strong> der<br />
Kerl noch nie etwas anderes produziert als Schunkelstuss<br />
und Skihüttengejodel. Von Rechts wegen sollte so<br />
jemand unter Brücken übernachten, und zwar unter abartig<br />
hässlichen Brücken, aber da schlafen leider die,<br />
denen man Geld und Gesundheit und Erfolg wünschen<br />
würde. Zumindest ein wenig mehr davon.<br />
Gr<strong>at</strong>ul<strong>at</strong>ion:<br />
Unser Kolumnist Thomas Glavinic h<strong>at</strong> vor Kurzem seinen zehnten<br />
Roman „Das größere Wunder“ (Hanser-Verlag) herausgebracht und<br />
steht d<strong>am</strong>it bereits auf Pl<strong>at</strong>z 3 von Österreichs Bestsellerliste.<br />
Foto: Mayrπ<br />
12<br />
deluxe edition 6*13
UHREN<br />
AUF SCHWARZ<br />
BAUEN<br />
„<br />
1<br />
3<br />
DAMIT DIE<br />
AUGEN ZUR<br />
GELTUNG<br />
KOMMEN.<br />
Gregor Eichinger,<br />
Wien<br />
14<br />
2<br />
Warum Architekten so<br />
gerne Schwarz tragen,<br />
wissen nur sie – daher<br />
haben wir sie befragt.<br />
Was wir hingegen wissen:<br />
Schwarz ist auch bei Uhren<br />
in Mode. Acht Modelle, die<br />
Sie in Ihrer Planung berücksichtigen<br />
sollten.<br />
von Alexander Pfeffer<br />
deluxe edition 6*13<br />
ARCHITEKTEN<br />
TRAGEN<br />
SCHWARZ, UM<br />
NICHT DENKEN<br />
ZU MÜSSEN.<br />
Gert Erhartt, Wien<br />
WEIL SIE UM<br />
IHRE ZUKUNFT<br />
FÜRCHTEN.<br />
Wolf D. Prix, Wien<br />
ES IST EINE<br />
FORM VON<br />
UNDERSTATE-<br />
MENT ODER DIE<br />
ANGST, SICH ZU<br />
DEKLARIEREN.<br />
Martin Lesjak,<br />
Graz<br />
Fotos: Hersteller, Quelle; WhyDoArchitectsWearBlack, Springer<br />
4<br />
5
„ARCHITEKTEN<br />
SIND<br />
MISSIONARE.<br />
Hermann Kaufmann,<br />
Schwarzach<br />
WEIL ES SO IST.<br />
Heinz Tesar, Wien<br />
WAS IST DER<br />
UNTERSCHIED<br />
ZWISCHEN<br />
EINEM KROKO-<br />
DIL JE GRÜ-<br />
NER DESTO<br />
LÄUFTS. WAS<br />
IST DER UNTER-<br />
SCHIED ZWI-<br />
SCHEN EINEM<br />
ARCHITEKTEN<br />
JE SCHWÄRZER<br />
DESTO LÄUFTS.<br />
Adolf Krischanitz,<br />
Wien<br />
SCHWARZ - DIE<br />
TRAURIGE<br />
WAHRHEIT.<br />
Dietmar Eberle,<br />
Lochau<br />
6<br />
7<br />
01 IWC Autom<strong>at</strong>ic AMG Black Series<br />
Inspiriert von den Ker<strong>am</strong>ikbremsscheiben,<br />
die in Premium-AMG-Fahrzeugen<br />
zum Eins<strong>at</strong>z kommen, besteht das bis<br />
zwölf Bar wasserdichte Gehäuse inklusive<br />
Lünette und Krone aus schwarzem<br />
Zirkonoxid. Preis: 11.900 €<br />
02 Rolex Submariner von B<strong>am</strong>ford<br />
Der N<strong>am</strong>e B<strong>am</strong>ford verpflichtet – und<br />
zwar auf Schwarz. Der Uhrenveredler<br />
tunt vor allem Rolex-Modelle und<br />
setzt dabei auf eine besondere<br />
Plasma-Oberflächenbeschichtung.<br />
Preis: 13.750 €<br />
03 Panerai Luminor Submersible 1950<br />
Optisch spiegelt die Luminor Submersible<br />
1950 3 Days Autom<strong>at</strong>ic Cer<strong>am</strong>ica<br />
die Dunkelheit in den Tiefen des Meeres<br />
wider. Die drehbare Lünette besteht<br />
aus dem gleichen Ker<strong>am</strong>ikm<strong>at</strong>erial wie<br />
das Gehäuse. Preis: 12.900 €<br />
04 Audemars Piguet Royal Oak<br />
Dieser Royal-Oak-Offshore-Chronograph<br />
mit einem Durchmesser von<br />
44 mm, der heuer erstmals in Genf<br />
vorgestellt wurde, h<strong>at</strong> ein Gehäuse aus<br />
Ker<strong>am</strong>ik und ein Zifferbl<strong>at</strong>t im „Mega<br />
Tapisserie“-Muster. Preis: 32.500 €<br />
05 Tag Heuer Carrera Calibre 1887<br />
Ein schwer beeindruckendes Leichtgewicht:<br />
Der Tag Heuer Carrera Calibre<br />
1887 Carbon M<strong>at</strong>rix Composite wiegt<br />
nur 76,9 g. Die Bestandteile der Uhr<br />
werden, wie die Teile eines Formel-1-<br />
Boliden auch, gebacken und erhalten<br />
dadurch ihr Robustheit. Preis: 8700 €<br />
06 Bell & Ross BR01 Climb<br />
Heuer bereichert Bell & Ross die Avi<strong>at</strong>ion-Kollektion<br />
um neue, direkt vom<br />
Cockpit inspirierte Instrumente:<br />
Dieses Modell orientiert sich <strong>am</strong> Steiggeschwindigkeitsmesser.<br />
Limitiert auf<br />
999 Exemplare. Preis: 3900€<br />
8<br />
07 Rado HyperChrome UTC Cer<strong>am</strong>ic<br />
Dieses HyperChrome-Modell, das jetzt<br />
in den Handel kommt, zeigt zwei verschiedene<br />
Zeitzonen gleichzeitig an.<br />
Das Monoblock-Hightech-Ker<strong>am</strong>ikgehäuse<br />
sorgt für Leichtigkeit, Kr<strong>at</strong>zfestigkeit<br />
und Komfort. Preis: 2970 €<br />
08 Omega Speedmaster Moonw<strong>at</strong>ch<br />
Das 44,25-Millimeter-Ker<strong>am</strong>ikgehäuse<br />
der „Dark Side of the Moon“ ist aus<br />
einem Ker<strong>am</strong>ikblock gefräst. Das Zifferbl<strong>at</strong>t<br />
besteht aus Zirkoniumoxid-Ker<strong>am</strong>ik.<br />
Indexe wie Zeiger sind aus 18 Kar<strong>at</strong><br />
Weißgold gefertigt. Preis: 8890 €<br />
edition 6*13 deluxe 15
KUNST<br />
redaktion: Alexander Pfeffer<br />
Zaha Hadid (li.) mit Nadja Swarovski<br />
PRIMA,<br />
ZAHA HADID<br />
Die Stararchitektin Zaha Hadid h<strong>at</strong> vor 20 Jahren<br />
ihr Baudebüt gegeben. Swarovski gr<strong>at</strong>uliert ihr<br />
mit dem Auftrag zur Install<strong>at</strong>ion „Prima“<br />
„Ich bin auf alle meine Projekte stolz, aber einen ganz besonderen<br />
Bezug habe ich zum Vitra Feuerwehrhaus, da es<br />
mein erstes war“, sagt Zaha Hadid. Dabei musste die Architekturwelt<br />
lange auf Hadids Debüt warten. Obwohl die radikalen,<br />
dekonstruktivistischen Entwürfe, die sie auf dem Papier<br />
entwickelte, längst bekannt waren, wurden sie beinahe<br />
20 Jahre lang nicht umgesetzt: Zu gewagt war der Stil.<br />
Als das Feuerwehrhaus auf dem Vitra C<strong>am</strong>pus in Weil <strong>am</strong><br />
Rhein 1993 eröffnet wurde und ihr den intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Durchbruch brachte, war Hadid 43 Jahre alt. 2004 erhielt<br />
sie den Pritzker-Preis, die wichtigste Auszeichnung für Architekten.<br />
Zum 20-jährigen Jubiläum des Debüts gab Nadja<br />
Swarovski Hadid den Auftrag zur Install<strong>at</strong>ion „Prima“. Das<br />
<strong>Werk</strong> greift die Dyn<strong>am</strong>ik von Hadids Originalentwürfen für<br />
das Feuerwehrhaus auf, löst Linien und Flächen heraus und<br />
übersetzt sie in die Dreidimensionalität.<br />
Fotos: Swarovski, Felix Kunze<br />
16<br />
deluxe edition 6*13
OBJEKT<br />
redaktion: Yasmin El Mohandes<br />
QUELL DES LICHTS<br />
In Licht duschen, unter Wasser lesen: Das japanische Designbüro Nendo<br />
lässt für die Axor-Serie „W<strong>at</strong>erDre<strong>am</strong>“ Ideen sprudeln.<br />
„Sie ist weder Dusche noch L<strong>am</strong>pe,<br />
sondern ein Hybrid – ein täglich abrufbarer<br />
Zaubertrick“, sagt Oki S<strong>at</strong>o<br />
über seinen neuesten Coup, eine L<strong>am</strong>pen-Serie,<br />
die nicht nur Licht, sondern<br />
(scheinbar) auch Wasser spendet. Wie<br />
das Kunststück funktioniert, verrät der<br />
Designer nicht. Surreale Interior-Konzepte<br />
wie die Wasserl<strong>am</strong>pe sind das<br />
Markenzeichen von S<strong>at</strong>os Designbüro<br />
Nendo und wohl mit ein Grund dafür,<br />
dass Philippe Grohe die renommierten<br />
Querdenker aus Japan für seine Badezimmerserie<br />
„W<strong>at</strong>erDre<strong>am</strong>“ engagierte.<br />
Es gehe ihm dabei nämlich nicht in<br />
erster Linie um die Produkte, erklärt<br />
Grohe, Chef der Designermarke Axor.<br />
Er wolle vielmehr versuchen, Freiräume<br />
zu schaffen und etablierte Verhaltensmuster<br />
zu durchbrechen.<br />
Fotos:xHersteller<br />
18<br />
deluxe edition 6*13
edaktion: Yasmin El Mohandes<br />
MÖBEL<br />
PRIVATSEKRETÄR<br />
Er ist wieder da: Der bewährte<br />
Sekretär, einst der Stolz eines<br />
jeden kultivierten Haushalts,<br />
kommt im neuen Design daher.<br />
4<br />
3<br />
2<br />
5<br />
1<br />
01 Ligne Roset<br />
„La secrète“ – die Diplomarbeit der jungen französischen<br />
Designerin Philippine Dutto für Ligne<br />
Roset. Preis: 2998 €<br />
02 Vitra<br />
Der Klassiker: „Home Desk“ von George Nelson<br />
für Vitra aus Nussbaumholz mit Metallgestell.<br />
Preis: 4180 €<br />
03 Müller Möbelwerkstätten<br />
Pl<strong>at</strong>zsparend: Der Fl<strong>at</strong>m<strong>at</strong>e-Sekretär von Müller<br />
Möbelwerkstätten in Knallgrün. Preis: 1470 €<br />
04 Müller Möbelwerkstätten<br />
Die Fl<strong>at</strong>m<strong>at</strong>e-Variante in Weiß fügt sich perfekt<br />
in jedes Wohn<strong>am</strong>biente ein. Preis: 998 €<br />
Fotos:xHersteller, Colourbox<br />
05 A2<br />
Bequem arbeiten und bei Nichtgebrauch verdekken:<br />
„Hidden Desk“ von Sara Larsson für A2.<br />
Preis: 1209 €<br />
edition 6*13 deluxe 19
DESIGN<br />
redaktion: Christoph Pridun<br />
EIN PELZ,<br />
DER SITZT<br />
Stofftiere und Plastikschläuche:<br />
Die C<strong>am</strong>pana-Brüder machen aus<br />
allem Möbel. Jetzt überraschen<br />
die Avantgardisten mit einem<br />
Projekt für Fendi.<br />
Was haben die C<strong>am</strong>pana-Brüder nicht schon alles verarbeitet:<br />
Stofftiere, Kunststoffschläuche, Hölzer. Kein <strong>Werk</strong>stoff<br />
ist zu banal oder wertlos, um das Interesse der beiden Brasilianer<br />
zu wecken. Humberto und Fernando C<strong>am</strong>pana haben<br />
Antirutschm<strong>at</strong>ten von Teppichen zu einem Leuchtenschirm<br />
zus<strong>am</strong>mengeheftet und aus Schwimmbadfiltern eine Tischfläche<br />
gestaltet. Bei ihrem neuesten Projekt sorgt schon der<br />
Kooper<strong>at</strong>ionspartner für Staunen: Die Recycling-Künstler<br />
haben sich mit dem italienischen Luxus-Modehaus Fendi<br />
zus<strong>am</strong>mengetan und dessen berühmten Kidassia-Pelz in den<br />
Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt. „Wir wollten den Anschein<br />
von lebenden Objekten erwecken, ihnen eine Seele geben<br />
und eine Verbindung zum Sch<strong>am</strong>anismus herstellen.“ Dafür<br />
haben die beiden „dekonstruierte“ Holzstrukturen entworfen<br />
und diese mit dem Pelz so verwoben, dass ein Teil sichtbar<br />
bleibt. So soll etwa bei einem Sessel der Eindruck entstehen,<br />
dass er in der Luft schwebt.<br />
Fotos: Fendi<br />
20<br />
deluxe edition 6*13
PASSION<br />
Fotos: Kartell_Mademoiselle Kravitz by Kravitz Design Te<strong>am</strong>_Philippe Starck<br />
UNGEWOHNT<br />
Lenny Kravitz, Brad Pitt und Jade Jagger haben einen<br />
gemeins<strong>am</strong>en Nebenjob: Sie betätigen sich als Interiordesigner.<br />
N<strong>am</strong>hafte Hersteller wie Kartell und Cassina<br />
setzen auf die Kre<strong>at</strong>ivität der <strong>Stars</strong>.<br />
von Alexander Pfeffer und Yasmin El Mohandes<br />
22<br />
deluxe edition 6*13
„Mein Job war, einen<br />
Klassiker auf meine<br />
Art zu interpretieren.<br />
Es ist Haute Couture<br />
auf Rock ’n’ Roll“<br />
LENNY KRAVITZ Kartell<br />
Er ist vierfacher Gr<strong>am</strong>my-Gewinner, h<strong>at</strong> über 35 Millionen<br />
Alben verkauft und gilt als einer der letzten<br />
großen Rockstars: Lenny Kravitz. Vor Kurzem h<strong>at</strong> der<br />
49-Jährige ein neues Genre für sich entdeckt, das des<br />
Möbelmachers. „Es ist nun an der Zeit für ihn, die Magie<br />
seiner Musik in M<strong>at</strong>erialität zu übersetzen, in<br />
Stühle und L<strong>am</strong>pen“, fand die Design-Ikone Philippe<br />
Starck und ließ Kravitz einen Stuhl-Klassiker neu interpretieren:<br />
das Modell „Mademoiselle“, das Starck<br />
für den Hersteller Kartell entworfen h<strong>at</strong>te. Wie es sich<br />
für einen Rockstar gehört, ist das Ergebnis nicht gerade<br />
schlicht ausgefallen – auch dank Python, Kunstpelz<br />
und Leder. „Wenn jemand fantastische Musik macht,<br />
dann ist er auch ein guter Designer“, schwärmt Starck:<br />
„Das war erst der Anfang unserer Zus<strong>am</strong>menarbeit."<br />
edition 6*13 deluxe 23
JADE JAGGER Yoo Design<br />
Im Alter von vier Jahren nahm sie Malunterricht bei Andy Warhol und brachte dem Pop-Art-Künstler im Gegenzug das Spiel Monopoly<br />
bei: Kre<strong>at</strong>ivität liegt bei den Jaggers in den Genen und Jade, die Tochter von Rolling-Stones-Sänger Mick, stellte dies schon<br />
mehrfach unter Beweis – etwa als DJane oder Schmuckdesignerin. Seit ein paar Jahren drückt die 41-Jährige sich auch im Interior-<br />
Bereich aus. Mit Stardesigner Philippe Starck und dem Grundstücksentwickler John Hitchcox h<strong>at</strong> sie das Label „Jade Jagger for<br />
Yoo“ gegründet, um als Kre<strong>at</strong>ivdirektorin Wohnungen zu entwerfen. Nach Appartments in New York und dem Baglioni-Hotel in<br />
Marrakesch ist ihr Lieblingsprojekt zur Zeit „Fiorenza“, ein Luxusbau in Mumbai. Sie st<strong>at</strong>tete die Räume des Wohnprojekts mit indischen<br />
Einflüssen aus – und n<strong>at</strong>ürlich mit ihrer eigenen Handschrift: einem Mix aus Funk und Gl<strong>am</strong>our.<br />
„Mein Einrichtungsstil ist ein Balanceakt<br />
zwischen modern und bohemian“<br />
Fotos: Mel Y<strong>at</strong>es<br />
24<br />
deluxe edition 6*13
PASSION<br />
edition 6*13 deluxe 25
PASSION<br />
Fotos: xxxxxxxxxxx, xxxxxxxxxxxx<br />
26<br />
deluxe edition 6*13
KARL LAGERFELD Cassina<br />
„Von denen habe ich zehn“, sagt Karl Lagerfeld und zeigt auf<br />
den „Tre Pezzi“-Sessel, einen von Franco Albini entworfenen<br />
Klassiker des Möbelherstellers Cassina. Der kre<strong>at</strong>ive Allrounder<br />
aus H<strong>am</strong>burg, der in Paris wohnt und als Designer für<br />
Chanel, Fendi und sein eigenes Label Karl arbeitet, begeistert<br />
seit Jahrzehnten auch als Fotograf. Für die italienische Marke<br />
Cassina etwa h<strong>at</strong> er deren Möbelklassiker inszeniert. „Meine<br />
Leidenschaft für Cassina rührt daher, dass sie von Anfang an<br />
Stücke von den besten Designern der Welt produziert haben,<br />
von Le Corbusier über Gio Ponti bis hin zu Jean-Marie Massaud<br />
– für mich zurzeit der beste französische Designer“, sagt<br />
Lagerfeld. Luca di Montezemolo, Präsident des Möbelkonzerns<br />
Poltrona Frau, zu dem Cassina gehört, streut Lagerfeld<br />
Rosen: „Karl ist ein Mann mit einem großartigen Geschmack<br />
und schafft es, sich immer wieder neu zu erfinden - Eigenschaften,<br />
die er mit Cassina teilt.“ Bleibt nur noch eine Frage<br />
offen: Lagerfeld, der die schönsten Models der Welt fotografiert,<br />
h<strong>at</strong> nun Stühle vor der Linse – ist das nicht langweilig<br />
„Ach, gar nicht, Möbel sind ja Stillleben, und Stillleben mag<br />
ich. Das Witzigste ist, dass ich all die Sachen, die ich fotografiert<br />
habe, selber besitze oder schon besessen habe“.<br />
„All die Sachen, die<br />
ich für Cassina<br />
fotografiert habe,<br />
besitze ich oder habe<br />
ich schon mal besessen“<br />
edition 6*13 deluxe 27
MATTHEW WILLIAMSON Osborne & Little<br />
„Eine eigene Interior-Design-Kollektion war schon lange ein Traum von mir. Ich bin total begeistert, dass er jetzt<br />
endlich in Erfüllung geht“, sagt M<strong>at</strong>thew Willi<strong>am</strong>son. Der englische Modeschöpfer, der schon mit 17 Jahren einen<br />
Pl<strong>at</strong>z an der angesehenen Central St. Martins-Schule angeboten bek<strong>am</strong>, kooperierte dafür mit der britischen<br />
Marke Osborne & Little. Er entwarf unter dem Titel „Eden“ Tapeten und Stoffe, die im September auf den Markt<br />
k<strong>am</strong>en. „Ein Blick in meine Archive h<strong>at</strong> mir bei meiner Arbeit geholfen. Ich habe versucht, die DNA meiner Modemarke<br />
auf den Interior-Bereich umzulegen“. Und so erinnert etwa das Sunbird-Motiv auch an Willi<strong>am</strong>sons<br />
berühmte Fl<strong>am</strong>ingo-Taschen-Kollektion aus dem Jahre 2004.<br />
Fotos: Osborne & Little<br />
28<br />
deluxe edition 6*13
PASSION<br />
„Jeder sieht sein Zuhause als eine Art von Garten<br />
Eden, also passt der N<strong>am</strong>e perfekt“<br />
edition 6*13 deluxe 29
PASSION<br />
BRAD PITT Pollaro<br />
Hollywoodstar im Hauptberuf, Möbeldesigner im Nebenjob: Brad Pitts Liebe zum Design<br />
brennt schon seit den frühen 90er-Jahren. „Seit d<strong>am</strong>als habe ich Ideen für Gebäude und Möbel<br />
in ein Heft gekritzelt", sagt der Hollywood-Star. Möbel-Guru Frank Pollaro bek<strong>am</strong> dieses<br />
zufällig in die Hände – die Idee einer Zus<strong>am</strong>menarbeit war geboren. Pitts Kollektion umfasst<br />
Esstische, Stühle und eine Badewanne. Die Preise liegen bei mehreren 10.000 Dollar pro<br />
Stück. Dafür sind die Möbel nummeriert, limitiert und von Pitt und Pollaro handsigniert.<br />
„Inspiriert haben<br />
mich die Architekten<br />
Charles Rennie<br />
Mackintosh und Frank<br />
Lloyd Wright“<br />
Fotos: Ap, beigestellt<br />
30<br />
deluxe edition 6*13
VISIONEN<br />
ES MÖCHTE<br />
ECHT SEIN<br />
Bilder von Architektur haben die Realität längst überholt.<br />
Sie zeigen Gebäude, die es noch nicht gibt, und verhelfen<br />
Planern zu Ruhm, noch bevor ihre Entwürfe gebaut wurden.<br />
Zu den Bildermachern für große Architekturbüros<br />
gehört Bloomimages aus H<strong>am</strong>burg. Ein Besuch.<br />
Von Birgit Ochs<br />
Fotos: Bloomimages<br />
32<br />
deluxe edition 6*13
VISIONEN<br />
edition 6*13 deluxe 33
VISIONEN<br />
Zu schön, um<br />
wahr zu sein.<br />
Café in einem<br />
Bunker in der<br />
Normandie<br />
Auf den ersten Blick sieht das Bild aus wie<br />
ein Schwarz-Weiß-Foto. Künstlerisch,<br />
<strong>am</strong>bitioniert. Es zeigt eine Straßenschlucht<br />
in New York. Tief und düster. Auf<br />
einen der Türme fällt ein Lichtschein, erhellt<br />
die Fassade und setzt den Bau mit der Adresse 425<br />
Park Avenue in Szene. Er ist deutlich jünger als seine<br />
Nachbarn, das kann man sehen. Und dank der im oberen<br />
Teil in sich gedrehten Silhouette strahlt er eine für<br />
ein Hochhaus ungewöhnliche Leichtigkeit aus. Entworfen<br />
h<strong>at</strong> ihn Rem Koolhaas’ Architekturbüro OMA.<br />
T<strong>at</strong>sächlich steht dieses Gebäude in der berühmten<br />
New Yorker Straße gar nicht. Es wird auch nie gebaut<br />
werden. Das vermeintliche Foto ist ein Rendering, ein<br />
<strong>am</strong> Computer erzeugtes Bild. Mit ihm treten Architekten<br />
in Wettbewerben an, locken Projektentwickler Investoren<br />
und versuchen, die Öffentlichkeit für ihr Vorhaben<br />
einzunehmen. Der Entwurf des Hochhauses 425<br />
Park Avenue, der auf den ersten Blick so wirkt, als sei er<br />
längst Beton und Glas geworden, musste sich im Wettbewerb<br />
dem Beitrag von Foster und Partner geschlagen<br />
geben.<br />
Es ist ein bisschen wie im Lied „Es möchte echt sein“<br />
der H<strong>am</strong>burger Deutschrockgruppe Die Sterne. „Gestern<br />
Utopie und heute überholt“ heißt es da. Das<br />
kommt einem unwillkürlich in den Sinn, wenn man<br />
sich mit der <strong>am</strong> Computer simulierten Architektur befasst.<br />
Allerdings ist das Überholte nicht unbedingt aus<br />
der Welt.<br />
Die Bilder halten sich, wenn sie beeindruckend genug<br />
sind. Mit einem einzigen Mausklick binnen Sekunden<br />
rund um den Erdball geschickt, angesehen, im Gedächtnis<br />
eingebrannt, weitergeleitet und reproduziert,<br />
führen manche ein Eigenleben, das sich von der Realität<br />
abkoppelt. Von Zaha Hadid gibt es diese zwei Bauten<br />
in Tiflis. Oder war das doch nur ein Entwurf, der<br />
nie über das Projektstadium hinausk<strong>am</strong> Wer weiß das<br />
nach der fünften Begegnung mit dem scheinbaren Abbild<br />
schon so genau.<br />
Und so verdankt eine ganze Reihe prominenter Architekten<br />
ihre Bekanntheit weniger den t<strong>at</strong>sächlich nach<br />
ihren Plänen errichteten Häusern, Museen oder Sportstadien<br />
als der medialen Präsenz ihrer Entwürfe. Das<br />
gilt für Graft, denen zudem die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit<br />
Brad Pitt geholfen h<strong>at</strong>, und auch für den mit seinen Simul<strong>at</strong>ionen<br />
omnipräsenten Dänen Bjark Ingelsen, um<br />
nur zwei N<strong>am</strong>en zu nennen. Dessen Büro BIG scheint<br />
Fotos: Bloomimages<br />
34<br />
deluxe edition 6*13
VISIONEN<br />
Mit einem Mausklick binnen Sekunden<br />
rund um den Erdball geschickt und reproduziert,<br />
führen Bilder manche ein Eigenleben,<br />
das sich von der Realität abkoppelt<br />
überall dabei zu sein, wo Großprojekte entstehen. Jedenfalls<br />
erweckt die PR-Abteilung mit einer Bilderflut<br />
diesen Eindruck.<br />
Zu besonderem Ruhm k<strong>am</strong> vor nicht allzu langer Zeit<br />
der italienische Architekt Antonino Cardillo. Er h<strong>at</strong>te<br />
seine alles<strong>am</strong>t ungebauten Entwürfe derart realistisch<br />
inszeniert, dass diverse Magazine der optischen Täuschung<br />
aufsaßen und die dargestellten Gebäude als besonders<br />
gelungene Neubauten feierten. Als der<br />
Schwindel aufflog, der Hochstapler bloßgestellt und<br />
die Zeitschriften bl<strong>am</strong>iert waren, konterte Cardillo den<br />
Vorwurf der Täuschung, es werde doch ohnehin ständig<br />
manipuliert – in den Medien wie in der Darstellung<br />
von Architektur.<br />
In der T<strong>at</strong> haben geschönte Bilder von Bauwerken Tradition.<br />
Und keinesfalls lässt sich die Fotografie gegen<br />
die Visualisierung als verlässliche Quelle ins Feld führen.<br />
Denn auch der ist nicht zu trauen. Da wird der perfekte<br />
Winkel gesucht, gern im milden Licht des Abends<br />
fotografiert und im Zweifelsfall mit Bildbearbeitungsprogr<strong>am</strong>men<br />
nachgeholfen. Fotokünstler wie Andreas<br />
Gursky, Thomas Ruff oder Philipp Schaerer halten sich<br />
in ihrer Arbeit ohnehin nicht an das, was das Auge<br />
sieht.<br />
Im Rennen um Aufmerks<strong>am</strong>keit h<strong>at</strong> die Nase vorn, wer<br />
die besten Bilder vorzeigen kann. Einige der ebenso<br />
trügerischen wie beeindruckenden Illusionen entstehen<br />
im dritten Stock eines etwas g<strong>am</strong>meligen Gewerbebaus<br />
unweit des H<strong>am</strong>burger S-Bahnhofs Sternschanze.<br />
Hier sitzt Bloomimages in einem von keinem mit<br />
Weichzeichner geglätteten Umfeld. Seit fünf Jahren<br />
sind die beiden Architekten und früheren Kommilitonen<br />
Andre Feldewert und Christian Zöllner als Bildermacher<br />
im Simul<strong>at</strong>ionsgeschäft.<br />
Schon während des Studiums h<strong>at</strong>ten die beiden begonnen,<br />
architektonische Ideen <strong>am</strong> Computer umzusetzen<br />
und ihrer Fantasie, ungehemmt von Vorschriften, Budgetbeschränkungen<br />
und Bauherrenwünschen, freien<br />
Lauf gelassen. Seit d<strong>am</strong>als haben sich die technischen<br />
Möglichkeiten rasant entwickelt. Auf Technik allerdings<br />
will sich Bloomimages nicht reduzieren lassen.<br />
Das Büro genießt den Ruf, nicht unbedingt ein Abbild<br />
dessen zu liefern, was sich aus Grundrissen, Schnitt<br />
und Ansicht ablesen lässt. Das reicht im digitalen Zeitalter<br />
ohnehin nicht aus.<br />
„Die suggestive Kraft ihrer besten Visualisierungen ist<br />
nicht die Darstellung von Architektur, sondern der<br />
Über sämtliche<br />
Querelen erhaben.<br />
Visualisierung<br />
der Elbphilharmonie<br />
(links)<br />
Wer h<strong>at</strong> das erlaubt<br />
In der virtuellen<br />
Welt<br />
hemmt kein Baurecht<br />
Architekten<br />
daran, auch <strong>am</strong><br />
Strand von Amrum<br />
ihre Fantasie<br />
auszuleben<br />
edition 6*13 deluxe 35
VISIONEN<br />
„Im Rennen um<br />
Aufmerks<strong>am</strong>keit<br />
h<strong>at</strong> die Nase vorn,<br />
wer die besten Bilder<br />
vorzeigen kann“<br />
Dark Tower.<br />
Christian Zöllners<br />
Testentwurf für<br />
Stockholm<br />
Idee, die ihr innewohnt.“ So charakterisiert Kunde Carsten<br />
Venus, Partner des H<strong>am</strong>burger Architekturbüros<br />
Blauraum, die Arbeit von Bloomimages. Für dessen<br />
Mitbegründer Christian Zöllner ist die Tugend auch<br />
aus der Not geboren: „Die konkreten Inform<strong>at</strong>ionen<br />
sind ohnehin manchmal dürftig“, erzählt er. Es komme<br />
vor, dass seine Mitarbeiter und er vom Auftraggeber<br />
nur eine Skizze und ein paar Erläuterungen in die Hand<br />
bekommen. In langwierigen Telefon<strong>at</strong>en ergründen die<br />
Architekturgrafiker dann, was das von ihnen zu schaffende<br />
Bild ausdrücken soll.<br />
Handelt es sich um eine erste Präsent<strong>at</strong>ion, einen Wettbewerb<br />
oder schon die Vermarktung Das ist ein gewaltiger<br />
Unterschied. Je nachdem fällt die Darstellung<br />
eher vage oder schon sehr konkret aus. In einem frühen<br />
Stadium fehlen meist die Detailinform<strong>at</strong>ionen. Häufig<br />
ist der Entwurf noch nicht ausgereift. „Aber mit einer<br />
großen Wolke an der passenden Stelle kann man schon<br />
manche Leerstelle kaschieren“, gesteht Feldewert und<br />
lacht.<br />
Bloomimages zeigt Entwürfe immer in ihrer realen<br />
Nachbarschaft. Dazu verwendet das Te<strong>am</strong> Fotografien,<br />
in welche die Entwürfe eingefügt werden. Danach wird<br />
das Ges<strong>am</strong>tbild bearbeitet, vor allem die Lichtverhältnisse<br />
und der Himmel spielen dabei eine wesentliche<br />
Rolle. Je konkreter die Ausgestaltung, desto schwerer<br />
wird es, das Unwirkliche vom Wirklichen zu unterscheiden.<br />
Oft aber wirken die Bilder zu schön, um wahr<br />
zu sein, und dahinter steckt durchaus Absicht. Feldewert<br />
und Zöllner rekl<strong>am</strong>ieren für sich einen künstlerischen<br />
Anspruch.<br />
Die Mischung aus Kunst und Werbung, denn das vor allem<br />
ist ein Rendering, findet in der intern<strong>at</strong>ionalen Architekturszene<br />
ihre Abnehmer: Unter anderem zählen<br />
Zaha Hadid, Chipperfield, Sauerbruch Hutton zu den<br />
bekannten Kunden der H<strong>am</strong>burger. Und eben OMA,<br />
die gern die New Yorker Park Avenue um einen Turm<br />
bereichert hätten.<br />
Auch Herzog und de Meuron verdanken einen guten<br />
Teil ihres intern<strong>at</strong>ionalen Ansehens den Bildern, die es<br />
von ihren Bauwerken gibt. In Deutschland sind die<br />
Schweizer Architekten einem breiteren Publikum seit<br />
dem Bau der Münchner Allianz Arena bekannt. Ein medialer<br />
Coup gelang dem Büro aus Basel mit den Visualisierungen<br />
der Elbphilharmonie in H<strong>am</strong>burg - in Szene<br />
gesetzt von Bloomimages.<br />
Christian Zöllner h<strong>at</strong>te vor seiner Selbstständigkeit für<br />
Herzog und de Meuron in Basel gearbeitet. Man kannte<br />
ihn, wusste, was er machte, und gab ihm und Feldewert<br />
den Auftrag. Es war ihr Erster. Die beiden h<strong>at</strong>ten d<strong>am</strong>als<br />
nur wenige Wochen Zeit, den Entwurf vor der<br />
Pressekonferenz, auf der das Vorhaben vorgestellt werden<br />
sollte, vorzeigbar zu machen.<br />
Das Bild, das Bloomimages für die Schweizer Kollegen<br />
entwarf, war ein grandioser Erfolg: Es überzeugte die<br />
Lokalpolitiker und begeisterte die Bürger, die kräftig<br />
für das Vorhaben spendeten, während man in anderen<br />
Städten mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung<br />
nach H<strong>am</strong>burg blickte, wo dieses prächtige und<br />
zugleich auch luftige Konzerthaus entstehen sollte.<br />
Mehr als zwei Millionen Mal sollen die Elbphilharmonie-Renderings<br />
seitdem veröffentlicht worden sein.<br />
Noch nicht in der Welt war das Konzerthaus schon ein<br />
intern<strong>at</strong>ionaler Star. Von den Querelen um den Bau und<br />
den nur stockenden Fortgang haben dagegen vergleichsweise<br />
wenige Menschen etwas mitbekommen.<br />
Das Trauerspiel <strong>am</strong> Kaiserkai ist daher nur schnöde<br />
Wirklichkeit. In der gibt es Fehlplanungen, Schl<strong>am</strong>perei<br />
und andere unangenehme Dinge. Doch wer weiß<br />
davon schon in New York, Rio oder Tokio, wo die schönen<br />
Bilder das Bild prägen<br />
*<br />
Fotos: Bloomimages<br />
36<br />
deluxe edition 6*13
DÜFTE<br />
Die wohlriechendste Skyline der Welt: Neun<br />
Parfums, die uns auch durch architektonisches<br />
Flakon-Design betören.<br />
von Yasmin El Mohandes<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1<br />
2<br />
GEBILDE AUS LEDER UND SALBEI<br />
01 Giorgio Armani<br />
Bei Giorgio Armanis „Code Ultim<strong>at</strong>e“ werden<br />
Zitrusfrüchte von einer Fusion aus Lederakzenten<br />
und holzigen Ambernoten umhüllt.<br />
In der Herznote treffen die maskulinen<br />
Noten von Zedernholz und Zypresse<br />
aufeinander. 50 ml Preis: 68,95 €<br />
03 Burberry<br />
„Burberry Brit Rhythm“ verbindet in der<br />
Kopfnote Basilikum-Verbene mit Kard<strong>am</strong>om<br />
und Wacholderbeeren. In der Herznote<br />
treffen schwarzes Leder, P<strong>at</strong>schuli und<br />
Storaxharz aufeinander. 50ml<br />
Preis: 57 €<br />
05 Dior<br />
Der Klassiker: „Dior Homme“ versprüht<br />
maskulinen Luxus und visionären Zeitgeist.<br />
Seine warme, arom<strong>at</strong>ische Note ist durch<br />
Lavendel und Salbei geprägt, Vetiver und<br />
Leder geben ihm diesen intensiven, maskulinen<br />
Ausdruck. 50 ml Preis 62,95 €<br />
02 Tom Ford<br />
„Lavender Palm“ aus Tom Fords rarer Priv<strong>at</strong>e-<br />
Blend-Kollektion ist ein Unisex-Duft mit dem<br />
frischen Extrakt einer neuen Lavendelzüchtung:<br />
Lavandin OrPur. Besticht mit Berg<strong>am</strong>otte-<br />
und Weihrauch-Noten.<br />
Preis: 180 €<br />
04 Boss Orange<br />
In Boss Orange Man dominiert die Essenz<br />
von Bubinga-Holz die ges<strong>am</strong>te Komposition.<br />
Akkorde von Vanille, frischen Äpfeln<br />
und Weihrauch verleihen dem Duft einen<br />
einzigartigen Charakter. 60 ml<br />
Preis: 65,95 €<br />
06 Marc Jacobs<br />
„Bang!“ ist eine ehrliche Selbstdarstellung,<br />
unkonventionell und mit einem Hauch Humor,<br />
wie man Marc Jacobs kennt. Die Kopfnote<br />
besticht mit Pfefferakkorden. In der<br />
Herznote setzen sich dann maskuline Holznoten<br />
durch. 50 ml Preis: 57,90 €<br />
Fotos: Hersteller, Colourobx<br />
38<br />
deluxe edition 6*13
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
07 Biotherm<br />
„Force“ – der erste Männerduft von Biotherm,<br />
der Männer mental und körperlich<br />
starkmachen soll. Die Kre<strong>at</strong>ion ist von<br />
ausgeprägter Geradlinigkeit mit wild holzigen<br />
Akkorden. 55 ml<br />
Preis: 45,50 €<br />
09 Calvin Klein<br />
Calvin Kleins „Encounter“ ist ein Cocktail<br />
aus knackigen Gewürzen, warmem Cognac<br />
und sinnlichen Hölzern. Der Kontrast aus<br />
Frische und Wärme verleiht dem Duft einen<br />
neuen Ausdruck. 50 ml<br />
Preis: 54,95 €<br />
08 Lacoste<br />
Vorteil Lacoste: Das Krokodil beißt wieder<br />
zu und präsentiert mit „Lacoste Challenge“<br />
einen energiegeladenen Herrenduft.<br />
Im Auftakt bestechen Mandarine und Zitrone,<br />
die Basisnote bestreiten Teakholz-<br />
Akzente. 50 ml Preis: 44,95 €
ARCHITEKTUR<br />
ARCHITEKTUR MIT<br />
300 JAHREN VORSPRUNG<br />
Über Jahrhunderte haben sich japanische und europäische<br />
Architektur behuts<strong>am</strong> gegenseitig beeinflusst. Wie es<br />
weitergehen könnte. von Stephan Maaß<br />
Nachrichten aus Japan drehen sich seit mehr als zwei<br />
Jahren überwiegend um die verheerenden Folgen der<br />
Tsun<strong>am</strong>i-K<strong>at</strong>astrophe und des Atomunglücks von Fukushima.<br />
Und bei japanischer Architektur ging es vornehmlich<br />
um den Wiederaufbau eines in weiten Teilen<br />
zerstörten Landes. Das ist ein Grund, den Blick auf die<br />
jahrhundertealte Tradition des Bauens im Land der<br />
aufgehenden Sonne zu richten.<br />
Schon in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts interessierte<br />
sich der spätere Aachener Architekturprofessor<br />
Manfred Speidel für die lange Bautradition des Landes.<br />
„Auf meiner ersten Rundreise im Sommer 1966, die eigentlich<br />
der Moderne galt, entfaltete sich, zu meiner<br />
Überraschung, vor meinen Augen eine zweite architektonische<br />
Welt. Ich entdeckte für mich die alt-japanische<br />
Architektur“, so Speidel in der Architekturzeitschrift<br />
„Archimaera“. Es waren die Holzbauten mit ihren<br />
weit ausladenden, Sch<strong>at</strong>ten spendenden Dächern,<br />
die weit gespannten, sichtbaren Holzskelette, die die<br />
Schlankheit einer Stahlkonstruktion h<strong>at</strong>ten, die es<br />
Speidel angetan h<strong>at</strong>ten.<br />
„Ich war erstaunt über die Einfachheit des K<strong>at</strong>sura-Palastes,<br />
der drei hintereinander gestaffelten Wohnbauten<br />
im sogenannten Shoin-Stil, der so gar nichts Palast-<br />
Fotos: Getty Images<br />
40<br />
deluxe edition 6*13
ARCHITEKTUR<br />
artiges an sich h<strong>at</strong>te, über die schlichte Schönheit seiner<br />
leicht wegnehmbaren Schiebewände, papierbespannt<br />
auf feingliedrigem Gitterwerk für einen völlig<br />
zu öffnenden Raum, der in geschlossenem Zustand von<br />
innen wie eine zauberhafte L<strong>at</strong>erne wirkt.“<br />
Dieser erste Kontakt mit der Architektur war für den<br />
angehenden Architekturexperten eine Offenbarung.<br />
„Wie überrascht war ich über die freie Komposition der<br />
Regalnische aus Flächen, Linien und Körpern - ein<br />
Raum im Raum, der mich spontan an die Kompositionsmanifeste<br />
der holländischen De-Stijl-Bewegung<br />
von 1917 erinnerte. Und so etwas aus dem 17. Jahrhundert,<br />
dem europäischen Barock-Zeitalter“ De Stijl<br />
zählt die Künstler Theo van Doesburg und Piet Mondrian<br />
zu ihren Gründern. Die Architekten Robert van’t<br />
Hoff, J. J. P. Oud und Jan Wils waren ebenfalls von Anfang<br />
an dabei.<br />
Aber den jungen Architekten Speidel traf die Begegnung<br />
mit der fremden Bauweise doch reichlich unvorbereitet.<br />
Denn die Bekanntschaft zu den Quellen, die es<br />
in den 1950er-Jahren auch schon in Europa gegeben<br />
habe, h<strong>at</strong>te er noch nicht gemacht, genauso wenig wie<br />
Vorlesungen über japanische Architektur gehört. So<br />
setzte sich erst bei seinem Besuch vor Ort die Überzeugung<br />
durch, „dass die japanische traditionelle Architektur,<br />
mit den Augen der westlichen Moderne gesehen,<br />
eine ihr ebenbürtige, ihre Ästhetik jedoch um drei Jahrhunderte<br />
vorwegnehmende künstlerische Leistung<br />
darstellte“.<br />
Auch in den Gebäuden der Gegenwart h<strong>at</strong> Speidel in<br />
den sichtbar gefügten Bauteilen selbst beim billigsten<br />
Haus eine Sicherheit der Proportionen und eine Feinheit<br />
in den Details wahrgenommen, die auf den unmittelbaren<br />
Gebrauch und die menschlichen Maße Bezug<br />
genommen hätten. „Dazu k<strong>am</strong> die Standardisierung<br />
durch die T<strong>at</strong><strong>am</strong>i-Fußboden-M<strong>at</strong>ten, welche die Bemühungen<br />
der modernen Architektur um R<strong>at</strong>ionalisierung<br />
zu erfüllen schienen, ohne deren Kälte mit modernen<br />
M<strong>at</strong>erialien wie Glas, Eisen oder Beton auszustrahlen.<br />
Das wurde rasch mein richtiges Japan. Und das<br />
zwang mich, länger als ein Jahr zu bleiben.“<br />
Dass die Wahrnehmung der japanischen Architektur<br />
offenbar nicht ohne zeitlichen Kontext möglich ist,<br />
Malerisch.<br />
Ein Gebäude des<br />
K<strong>at</strong>sura-Palastkomplexes<br />
in<br />
Kyoto. Das sind<br />
Architektur und<br />
Landschaftsbau<br />
des 17. Jahrhunderts<br />
„Viele Architekten sehen den<br />
Ursprung für die japanische<br />
Vorliebe für schlichte, weiße<br />
Räume in Europa“<br />
edition 6*13 deluxe 41
ARCHITEKTUR<br />
zeigt das Beispiel des Berliner Architekten Wilhelm<br />
Böckmann, der rund 80 Jahre vor Speidel nach Japan<br />
reiste, um im Auftrag der dortigen Regierung mehrere<br />
Regierungsgebäude zu bauen. Ende des 19. Jahrhunderts<br />
herrschte in Japan die Überzeugung vor, nach<br />
jahrhundertelanger Isolierung zum Westen aufschließen<br />
zu müssen. Westliche Architektur wurde dafür als<br />
ein Mittel angesehen, um die Verbindung zur modernen<br />
Welt zu festigen – und um sich ihr gegenüber zu<br />
behaupten.<br />
„Zunächst frappierte es mich, dass das Land, wo ich es<br />
vom Schiffe aus betr<strong>at</strong>, weit europäischer aussah, als<br />
ich es nur irgend gedacht“, schreibt Böckmann in seinen<br />
Erinnerungen. Er war erstaunt, als er in Kobe, Yokoh<strong>am</strong>a<br />
und Tokio „ganz europäisch gebaute Städte mit<br />
schmucken, theils recht st<strong>at</strong>tlichen massiven Häusern,<br />
D<strong>am</strong>pfschornsteine, die fast genauso schlank und hoch<br />
ausgeführt sind, wie man in Deutschland zu bauen<br />
pflegt, fand“.<br />
„Die große Liebe moderner<br />
japanischer Architekten galt<br />
dem Beton. Seit dem 21.<br />
Jahrhundert ist es Plastik“<br />
Aber über die japanischen Wohnhäuser h<strong>at</strong>te Böckmann<br />
nicht viel Gutes zu berichten. Sie seien ihm lächerlich<br />
leicht gebaut erschienen und würden weder<br />
Erdbeben noch Stürmen standhalten. Für den Berliner<br />
Architekten des Jahres 1886 waren das „bloße Holzbuden“<br />
– zwar mit schönen Merkmalen, aber ein „exotisches<br />
Objekt und für uns nicht von besonderem Interesse“.<br />
Dass japanische Architekten einen weltweiten<br />
Ruf als Experten für das Bauen erdbebensicherer Gebäude<br />
besitzen, dürfte Böckmann heute sehr überraschen.<br />
Aber auch schon im 19. Jahrhundert dürfte die<br />
japanische Leichtbauweise erdbebensicherer gewesen<br />
sein als etwa Bautechniken in Europa oder den Vereinigten<br />
Sta<strong>at</strong>en. Das Erdbeben in San Francisco im Jahr<br />
1906, das weite Teile der Stadt in Schutt und Asche legte,<br />
ist ein trauriger Gegenbeweis für Böckmanns Überzeugungen.<br />
Ein halbes Jahrhundert später schrieb der deutsche Architekt<br />
Bruno Taut, der zwischen 1925 und 1933 unter<br />
anderem die Berliner Hufeisensiedlung in Neukölln<br />
baute, schon anders über seine japanischen Eindrücke.<br />
Taut reiste 1933 nach Japan, weil er in Deutschland mit<br />
seinen Überzeugungen und Sozialbauten in Ungnade<br />
gefallen war. Als „Kulturbolschewist“ abgestempelt,<br />
verlor er dort seine Lehrerlaubnis.<br />
Taut entdeckte in der japanischen Architektur Einflüsse<br />
auf die moderne europäische Architektur in den<br />
20er-Jahren. Andererseits sei auch die japanische Architektur<br />
seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vom Westen<br />
beeinflusst worden. Das scheint übrigens auch heute<br />
noch so zu sein: Viele Architekten sehen den Ursprung<br />
für die japanische Vorliebe für schlichte, weiße<br />
Räume in Europa, denn früher seien die M<strong>at</strong>erialien in<br />
Japan dunkel gewesen.<br />
Ein Bau, der entstand, kurz bevor Böckmann das Land<br />
besuchte, war das „Chojukan-Badehaus“ als Teil einer<br />
Anlage, die als Unterkunft für ausländische Gäste diente.<br />
Es steht als frühes Beispiel einer Baug<strong>at</strong>tung, die mit<br />
der Öffnung des Landes entstanden ist, schreiben<br />
K<strong>at</strong>hy Arlyn Sokol und Alex Kerr in ihrem Bildband<br />
„Living in Japan“, der im Frühjahr erschienen ist. Die<br />
hohen Decken und die Bogenfenster dieses Gebäudes<br />
wurden zum architektonischen Vorbild für das ganze<br />
Land.<br />
In der europäischen Vorstellung gehören Steingärten<br />
ins Japanbild. In so einem übersichtlich ausgest<strong>at</strong>teten<br />
Areal eröffnet sich dem Betrachter die Faszin<strong>at</strong>ion, die<br />
n<strong>at</strong>urbelassene Steine ausströmen können. Im „Stone<br />
House“ h<strong>at</strong> Steinmetz Mas<strong>at</strong>oshi Izumi eine eindrucksvolle<br />
Komposition aus n<strong>at</strong>urbelassenen und sanft bearbeiteten<br />
Steinen in jeder Größe geschaffen. Die Seele<br />
des Steins verleihe dem Gebäude die Atmosphäre eines<br />
heiligen Shinto-Schreins, schreiben die Autoren.<br />
Und wenn – wie Speidel sagt – die japanische Architektur<br />
der europäischen 300 Jahre voraush<strong>at</strong>, dann lässt<br />
die moderne Architektur in dem Land womöglich auch<br />
Rückschlüsse auf die weitere Entwicklung in Europa<br />
zu. „Die große Liebe moderner japanischer Architekten<br />
seit den 1960er-Jahren galt dem Beton. Doch zu Beginn<br />
des 21. Jahrhunderts warfen sie sich in die Arme<br />
einer neuen Geliebten – des Plastiks“, so Sokol und<br />
Kerr. Beide Autoren leben und arbeiten in Japan. Der<br />
neue Baustoff sei leicht, dünn, durchsichtig und verformbar.<br />
Plastik sei das genaue Gegenteil von Beton<br />
und somit ein ideales Arbeitsm<strong>at</strong>erial für extrem kleine<br />
Räume.<br />
„Und in Tokio müssen selbst äußerst wohlhabende<br />
Leute ihre Häuser auf sehr kleinen Grundstücken errichten“,<br />
so die Autoren. In ihrem Buch präsentieren<br />
sie das „Plastic House“ des Architekten Kengo Kuma<br />
aus dem Jahr 2002 – aber einen beengten oder gar billigen<br />
Eindruck macht das Gebäude wirklich nicht. Gefertigt<br />
ist es aus fiberglasverstärktem Polymer (FRP).<br />
Wände, Türen und Treppen bestehen aus dem leichten<br />
Baustoff. Tagsüber lassen sie das Licht herein. Der Architekt<br />
kopierte d<strong>am</strong>it die Lichteffekte, wie sie die papiernen<br />
Schiebetüren ermöglichten.<br />
Auch mit seinem Haus „Forest Floor“ besann sich<br />
Kuma auf eine moderne Interpret<strong>at</strong>ion der traditionellen<br />
Bauweise seines Landes. Die alten Häuser stehen<br />
auf Holzpfählen – Kuma stellte seinen Pavillon auf<br />
schlanke Stahlröhren. Mit seinem Haus lehne er an<br />
eine Tradition an, die ganz durch Lichtdurchlässigkeit,<br />
Zerbrechlichkeit und Offenheit geprägt sei, schreiben<br />
Sokol und Kerr. Ein großer, offener Raum biete einen<br />
herrlichen Blick in die Wälder – man fühle sich in dem<br />
filigranen Bau wie in einem Baumhaus. „In diesem<br />
Haus ist alles, was von Menschenhand geschaffen wurde,<br />
dünn, zerbrechlich, weiß, flach und durchsichtig,<br />
ein zartes Kunsthandwerk, das in einem Meer von<br />
Fotos: Beigestellt<br />
42<br />
deluxe edition 6*13
ARCHITEKTUR<br />
Plastic House.<br />
Architekt Kengo<br />
Kuma setzt bei<br />
seinem Haus aus<br />
dem Jahr 2002<br />
auf fiberglasverstärktem<br />
Polymer (FRP)<br />
Grün zu treiben scheint.“ Dass aber auch Beton für<br />
Wohnhäuser keinesfalls überholt ist, bewies Tadao<br />
Ando mit seinem „4x4 House“ an der Küste der Seto-<br />
Inlandsee nahe Kobe. Der N<strong>am</strong>e des Hauses ist zugleich<br />
auch sein Grundriss. Jedes der Stockwerke misst<br />
vier mal vier Meter. „Das 2003 für den Architekten und<br />
Bauunternehmer Yoshinori Nak<strong>at</strong>a errichtete Haus h<strong>at</strong><br />
vier Stockwerke und ein Souterrain, die jeweils aus einem<br />
Raum bestehen, der ausschließlich eine Funktion<br />
erfüllt“, schreiben Sokol und Kerr.<br />
Ando zählt zu den bedeutendsten japanischen Architekten<br />
der Gegenwart, der weltweit einen hervorragenden<br />
Ruf genießt. Der in Deutschland seit Längerem<br />
verpönte Sichtbeton ist Andos bevorzugtes Baum<strong>at</strong>erial.<br />
In seinen minimalistischen Entwürfen verleiht er<br />
dem Baustoff in Kombin<strong>at</strong>ion mit Glas und Holz eine<br />
besondere Ästhetik. Ando schuf Kirchen, Museen, Hotels<br />
oder Wohnhäuser, die sich mit ihren einfachen Formen<br />
elegant an die Landschaft anpassen. In seinem<br />
Heim<strong>at</strong>land, in den USA, Deutschland oder Frankreich<br />
stehen Andos Häuser. Je mehr Aufträge Ando außerhalb<br />
seiner Heim<strong>at</strong> annimmt, desto mehr untermauert<br />
der Stararchitekt Tauts These, dass sich Baustile zwischen<br />
Japan und der Alten Welt gegenseitig beeinflussen.<br />
In Europa wird’s japanischer.<br />
*
BAUEN<br />
SPEKTAKULÄR UNSPEKTAKULÄR<br />
Das „Haus des Jahres“ steht auch 2013 in der Schweiz. Das liegt an dem<br />
hohen Stellenwert, den die Architektur dort h<strong>at</strong>. von Britta Nagel<br />
Gutes Bauen ist etwas für Millionäre, glaubt Wolfgang<br />
Bachmann. Und so ganz unrecht scheint der Herausgeber<br />
des „Baumeister“ nicht zu haben, wenn man sich<br />
die Objekte anschaut, die beim Award „Häuser des<br />
Jahres 2013“ ausgezeichnet wurden. Auch im dritten<br />
Jahr des Wettbewerbs zeichnen sie sich durch Extravaganz,<br />
hochwertige M<strong>at</strong>erialien, 1a-Lage und großzügige<br />
offene Grundrisse aus. Doch während sich 2012<br />
der Siegerentwurf wie ein leuchtend weißer Luxusd<strong>am</strong>pfer<br />
mit Außenpool oberhalb des Vierwaldstätter<br />
Sees präsentierte, ist dieses Jahr Underst<strong>at</strong>ement angesagt.<br />
Wohlgemerkt: schweizerisches Underst<strong>at</strong>ement,<br />
und das h<strong>at</strong> nichts mit falscher Bescheidenheit<br />
zu tun.<br />
Von Weitem nämlich wirkt das Einf<strong>am</strong>ilienhaus des<br />
jungen Basler Büros HHF Architekten noch wie eine<br />
Holzscheune, wie es ihrer viele in der ländlichen<br />
Nachbarschaft des Solothurner Örtchens Nuglar gibt.<br />
Erst wenn man sich über Wildblumenwiesen und vorbei<br />
an Obstbäumen dem Haus nähert, erlebt man eine<br />
Überraschung. Der schlichte, auf einer Anhöhe liegende<br />
Holzschuber entpuppt sich plötzlich als Haus mit<br />
einer schizophrenen Persönlichkeit. Die eingeschossige<br />
„Scheune“ mit ihrem Giebeldach h<strong>at</strong> noch einen<br />
komplett verglasten, modernistischen Unterbau, der<br />
sich auf einem Betonsockel mit riesigem umlaufenden<br />
Panor<strong>am</strong>adeck über die Landschaft erhebt. Eine<br />
höchst eigenwillige Melange aus Robert Venturis „Decor<strong>at</strong>ed<br />
Shed“ und Le Corbusiers „Villa Savoye“.<br />
Der Bauherr, ein junger Mann, beruflich viel auf Rei-<br />
Fotos: Ad<strong>am</strong> Bachmann Callwey<br />
44<br />
deluxe edition 6*13
Ausgezeichnet.<br />
Von oben absteigen<br />
Projekte von:<br />
Buchner, Bündler-<br />
Architekten, Jan<br />
Rösler Architekten<br />
und Nikolaus<br />
Bienefeld<br />
Anders als im<br />
vergangenen<br />
Jahr ist heuer<br />
vor allem<br />
Underst<strong>at</strong>ement<br />
angesagt<br />
Der Sieger.<br />
1. Preis für die<br />
HHF Architekten<br />
aus Basel für das<br />
Haus über der<br />
Landschaft in Nuglar<br />
(links und<br />
ganz links).<br />
edition 6*13 deluxe 45
BAUEN<br />
Pascal Fl<strong>am</strong>mer,<br />
Zürich. „Man<br />
glaubt, ohne dem<br />
Architekten begegnet<br />
zu sein,<br />
dass darin Einflüsse<br />
aus anderen<br />
Kulturkreisen<br />
aufgegangen<br />
sind“, so die Jury.<br />
sen, h<strong>at</strong> HHF Architekten mit diesem „spektakulär unspektakulären“<br />
Bau, wie ihn die Jury bezeichnet, beauftragt,<br />
nachdem er durch ein außergewöhnliches<br />
Wohnhaus in den USA auf die drei Basler Architekten<br />
Tilo Herlach, Simon Hartmann und Simon Frommenwiler<br />
aufmerks<strong>am</strong> geworden war. Die 240 Quadr<strong>at</strong>meter<br />
Wohnfläche, der von außen diskrete, weil uneinsichtige,<br />
in den Sockel integrierte Außenpool und die<br />
zwei Kinderzimmer deuten darauf hin, dass der Bauherr<br />
plant, nicht allzu lange allein den 180-Grad-<br />
Panor<strong>am</strong>a-Ausblick zu genießen.<br />
Diskret exklusiv, mal minimalistisch, mal skulptural<br />
und oft zeitlos in der Tradition der klassischen Moderne,<br />
geben sich die fünf ausgezeichneten und die drei<br />
mit einer Anerkennung bedachten Häuser. Als M<strong>at</strong>erial<br />
dominiert der Sichtbeton, was den Sponsor des Wettbewerbs<br />
aus der Betonwirtschaft freuen wird. Es<br />
scheint, als wäre es vielen Bauherren und ihren Architekten<br />
diesmal weniger um Nachhaltigkeit gegangen<br />
als um Durabilität und den rauen Charme des Betons.<br />
In den bisherigen Wettbewerben überwogen noch<br />
Holzbauten.<br />
also der Energie, die für Produktion und Transport des<br />
Baum<strong>at</strong>erials benötigt wird, bei Beton um ein Vielfaches<br />
höher als beim nachwachsenden N<strong>at</strong>urstoff Holz.<br />
Doch trotz der Beton-Begeisterung vieler Bauherren<br />
finden sich im Wettbewerb immer wieder einzigartige<br />
Holzbauten wie die von Meck Architekten aus München,<br />
die, obwohl nur mit einer Anerkennung versehen,<br />
auf jeden Fall eine Auszeichnung verdient hätte. Andreas<br />
Meck und Axel Frühauf führen mit ihrem Einraum-Ferienhaus<br />
<strong>am</strong> Hang der Großglocknerstraße<br />
aufs Schönste vor, wie die Zukunft des Einf<strong>am</strong>ilienhauses<br />
in Zeiten des Klimawandels aussehen kann: Drei<br />
miteinander verbundene alte Holzstadel in traditioneller<br />
Pinzgauer Bauweise bieten die Hülle für ein implantiertes<br />
modernes Ferienhaus, das die Anmutung eines<br />
begehbaren Möbels h<strong>at</strong>. Der eingesetzte Neubau, eine<br />
aus regionalem Holz handwerklich hervorragend verarbeitete<br />
Holzkonstruktion, beeindruckt durch seine<br />
warme M<strong>at</strong>erialität und wirkt trotz der kleinen Wohnfläche<br />
von nur 62 Quadr<strong>at</strong>metern, die sich stufenförmig<br />
über drei Ebenen <strong>am</strong> Berghang verteilen, großzügig.<br />
Durch die dicken Holzbalken des alten Stadels fällt<br />
warmes Licht nach innen, die innere Holzverschalung<br />
aus unbehandelten heimischen Fichtenbrettern und<br />
nur gebürsteten Bodendielen vermittelt, auch wegen<br />
der zentralen Feuerstelle in Form eines schwarzen, puristischen<br />
Gussofens, anheimelnde Atmosphäre. Dieser<br />
moderne Alpenstil, den die Vorarlberger perfekt beherrschen,<br />
ist dieses Jahr allerdings weniger stark vertreten.<br />
Eigentlich bedauerlich, findet Florian Nagler. Der<br />
„Häuser des<br />
Jahres“. Hubertus<br />
Ad<strong>am</strong>/Wolf-<br />
dem einfühls<strong>am</strong>en Umbau eines alten Steinhauses zum<br />
Münchener Architekt, im Wettbewerb vertreten mit<br />
gang Bachmann, Holztafelbau, hält Beton „nicht gerade für ein nachhaltiges<br />
M<strong>at</strong>erial“. Und auch das Jurymitglied Hubertus<br />
Callwey Verlag<br />
272 Seiten, 631<br />
farbige Abbildungen,<br />
Preis: 61,70€ doch der Verbrauch an sogenannter grauer Energie,<br />
Ad<strong>am</strong> glaubt: „Holz ist der Baustoff der Zukunft.“ Liegt<br />
*<br />
Fotos: Ad<strong>am</strong> Bachmann Callwey<br />
46<br />
deluxe edition 6*13
BAUEN<br />
Wie die Zukunft<br />
des Einf<strong>am</strong>ilienhauses<br />
in Zeiten<br />
des Klimawandels<br />
aussehen kann<br />
Anerkennung.<br />
Drei miteinander<br />
verbundene alte<br />
Holzstadel in traditioneller<br />
Pinzgauer<br />
Bauweise<br />
bieten die Hülle<br />
für ein implantiertes<br />
modernes<br />
Ferienhaus, das<br />
die Anmutung eines<br />
begehbaren<br />
Möbels h<strong>at</strong>.
STIL<br />
48<br />
deluxe edition 6*13
STIL<br />
Fotos: Daniel_Riera_for_Monocl<br />
ANLEITUNG ZUM BESSER LEBEN<br />
Er h<strong>at</strong> „Wallpaper“ gegründet, den Look der Swiss entwickelt und bringt<br />
„Monocle“ heraus: Nun h<strong>at</strong> Stilinstanz Tyler Brule einen Führer für Weltbürger<br />
verfasst. Für uns h<strong>at</strong> er noch 25 persönliche R<strong>at</strong>schläge par<strong>at</strong>.<br />
1Beginnen Sie Ihren Tag d<strong>am</strong>it, eine Runde<br />
im Meer oder einem See zu schwimmen.<br />
Mein Gewässer der Wahl war<br />
heute der Gardasee, direkt vom Steg der<br />
Villa Feltrinelli aus.<br />
2Ich glaube, ein guter Kaffee bringt<br />
einen sehr weit. Ich muss sagen, dass<br />
die Italiener, die Neuseeländer und<br />
die Australier ihn <strong>am</strong> besten machen.<br />
3Mit Zeitungen, auf echtem Papier,<br />
geht der Tag richtig los. Nehmen Sie<br />
sich 30 bis 45 Minuten Zeit, um zu<br />
lesen und Ihr Hirn in Schwung zu bringen.<br />
4Vier Mal die Woche vierzig Minuten<br />
joggen ist ebenso gut für den Geist –<br />
und für den Körper. Zu meinen Favoriten<br />
gehören der Regent’s Park in London,<br />
der Kaiserpalast in Tokio und Helsinkis Hafen<br />
(ein Sprung in die Ostsee inklusive).<br />
Auch gut: ein Lauf in Sidney entlang des<br />
Circular Quays bis hin zum Botanischen<br />
Garten.<br />
5Schauen Sie sich so viel von der Welt<br />
an, wie es nur geht – es gibt keine<br />
bessere Ausbildung fürs Leben.<br />
Reisen hilft dabei, alles zu hinterfragen, was<br />
man gerade tut. Warum funktioniert dies<br />
besser in Kyoto als in Köln Wie gut h<strong>at</strong><br />
jenes Gebäude H<strong>am</strong>burg getan – oder auch<br />
nicht<br />
6Investieren Sie in gute Jeans, zum<br />
Beispiel von der britischen Marke<br />
Hiut. Und achten Sie darauf, dass Sie<br />
Ihrem Alter angemessen ist.<br />
7Kaufen Sie keine billige Mode. Wenn<br />
Sie sich wundern, warum etwas so<br />
unglaublich günstig ist, h<strong>at</strong> es bestimmt<br />
irgendjemand mit seinem Leid<br />
bezahlt.<br />
8Verbringen Sie viel Zeit mit Freunden<br />
– ganz ohne elektronische Ablenkung.<br />
9Spielen Sie ab und zu doch mal ein<br />
Brettspiel.<br />
Mindestens einmal im Mon<strong>at</strong> sollte<br />
man Gras unter seinen nackten<br />
Füßen spüren.<br />
10<br />
11<br />
Leben Sie eine Weile im Ausland.<br />
Mindestens zwei Jahre. Eine erweiterte<br />
Weltsicht hilft sehr viel weiter.<br />
In São Paulo sollte man unbedingt mal in<br />
der Männerboutique „Noir, Le Lis“ vorbeischauen,<br />
toller Service, sogar rasieren<br />
lassen kann man sich dort. Außerdem<br />
lohnt sich ein Abstecher in die südjapanische<br />
Hafenstadt Kagoshima, allein<br />
schon wegen der spektakulären Aussicht<br />
auf den Vulkan Sakurajima. Die besten<br />
Wolldecken, die einen Langstreckenflug<br />
gemütlich machen, produziert übrigens<br />
die spanische Genossenschaft Teixidors.<br />
Derartige Tipps finden sich in einem just<br />
in Buchform erschienenen R<strong>at</strong>geber für<br />
ein besseres Leben. Der Inhalt st<strong>am</strong>mt<br />
von den Machern von „Monocle“, jenem<br />
Magazin, das sich liest wie ein Lokalanzeiger<br />
für Weltbürger. „The Monocle<br />
Guide to Better Living“heißt das – ebenso<br />
wie das Heft – englischsprachige<br />
<strong>Werk</strong> (Gestalten, 45 Euro).<br />
Wer sich nun lieber kurz, knackig und<br />
auf Deutsch vom „Monocle“-Chef direkt<br />
eine Anleitung wünscht – Tyler Brule<br />
hilft gleich weiter. Der Kanadier gilt als<br />
Stilinstanz, seit er 1996 das Magazin<br />
„Wallpaper“ gegründet h<strong>at</strong>. Mit dem<br />
Launch von „Monocle“ im Jahr 2007<br />
etablierte er sich endgültig als Experte<br />
für lebensverbessernde Maßnahmen. Irgendwo<br />
zwischen St. Moritz, Gardasee<br />
und Venedig h<strong>at</strong> der 44-Jährige eine Liste<br />
mit persönlichen Tipps verfasst, wie<br />
das Leben noch schöner wird.<br />
12<br />
13<br />
14<br />
Übersetzt von Brenda Strohmaier<br />
Geizen Sie nicht bei Bett oder Bettzeug<br />
– das ist das verkehrteste<br />
Ende, um zu sparen.<br />
Das Gleiche gilt für Teller, Gläser,<br />
Besteck. Secondhand geht auch.<br />
Ebenfalls hilfreich: eine Schublade<br />
voller Baumwollunterhemden vom<br />
Schweizer Supermarkt Coop und<br />
Boxershorts des US-Labels „The West is<br />
Dead“ sowie T-Shirts des Designers J<strong>am</strong>es<br />
Perse aus Los Angeles.<br />
15<br />
16<br />
Denken Sie immer daran, dass<br />
man nur das bekommt, wofür man<br />
bezahlt.<br />
Investieren Sie in ein gutes Regalsystem,<br />
aus dem mal eine Bibliothek<br />
werden kann – zum Beispiel<br />
eines in Eiche vom Designer Mogens Koch.<br />
USM, Vitsoe, Montana sind auch gute Optionen.<br />
17<br />
18<br />
Nutzen Sie abwechselnd Bräunungscreme<br />
(zum Beispiel von Sisley)<br />
und Sonnenblocker (zum Beispiel<br />
von Spirig) für einen gesunden Teint.<br />
Das Leben wird besser, wenn<br />
jemand anders sich um Ihr Wohl<br />
kümmert und Entscheidungen für<br />
Sie trifft – wie in japanischen Reisegasthöfen.<br />
Zur Ryokan-Kultur gehört, sogar das<br />
Essen für die Gäste auszuwählen.<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
Jeder sollte immer und überall<br />
sonntags shoppen gehen können.<br />
Hören Sie mich, Sie da in Österreich<br />
und der Schweiz<br />
Fliegen Sie häufiger über Berlin-<br />
Tegel, wo man im Nu vom G<strong>at</strong>e<br />
zum Taxi gelangt.<br />
Denken Sie über japanische<br />
Rundumpflege nach – und besorgen<br />
Sie sich eine Toilette von<br />
Toto, die Wasser sprüht und föhnt.<br />
In einen Kulturbeutel müssen<br />
nicht mehr als folgende Dinge:<br />
Deo von Biotherm, Haarwachs<br />
von Abbey 2, Monocle’s Hinoki Parfum, Nagelknipser,<br />
Pinzette, Zahnpasta von Sunstar,<br />
Zahnbürste von Jordan, Rasierer und Nasenhaartrimmer<br />
von Panasonic, Schere von<br />
Muji für die Augenbrauen.<br />
23<br />
Scheuen Sie sich als Mann nicht<br />
vor Anti-Aging-Seren. Nach einem<br />
langen Tag hilft ein Gel wie<br />
Astalift von Fujifilm (Ja, die machen Kosmetik).<br />
24<br />
Nehmen Sie zwei Wochen frei -<br />
und verbringen Sie Ihren Urlaub<br />
an einem Ort, an dem Sie nicht<br />
auf irgendetwas mit Motor angewiesen<br />
sind.<br />
25<br />
Rufen Sie Ihre Eltern an – wenn<br />
Sie noch leben und Sie sich mit<br />
Ihnen halbwegs gut verstehen.<br />
Noch besser: Besuchen Sie sie.<br />
edition 5*13 deluxe 49
WOHNWUNDER<br />
DER WEITEN WELT<br />
Visionäre Wohnhäuser und wichtige<br />
Designermöbel, die Philosophien weiblicher<br />
Stilikonen und Tipps für das moderne Leben<br />
<strong>am</strong> Land: unsere Buchempfehlungen für<br />
diesen Herbst.<br />
von Alexander Pfeffer<br />
34 Wohnungen aus aller Welt<br />
Der dritte Band von „Interiors Now“ von<br />
Margit J. Mayer und Ian Phillips, erschienen<br />
im Taschen Verlag, gewährt Einblicke<br />
in 34 Häuser und Wohnungen. Sie alle erzählen<br />
Geschichten über die Menschen,<br />
die dort leben, und geben Anregungen für<br />
das eigene Heim. 39,99 €<br />
Zeitreise<br />
„Möbeldesign“ ist<br />
ein umfassendes<br />
Handbuch und<br />
Nachschlagewerk.<br />
Es präsentiert bedeutende<br />
historische<br />
und zeitgenössische<br />
Designs<br />
von Ron Arad bis<br />
Yves Beha. Haupt<br />
Verlag, 41,10 €<br />
Brit Chic<br />
Einen Querschnitt<br />
durch das britische<br />
Lebens- und<br />
Wohngefühl von<br />
historischen Palästen<br />
und Gärten<br />
bis zu klassischen<br />
Möbeln und<br />
Accessoires bietet<br />
„British Style“. h.f.<br />
ullmann, 19,99 €<br />
Ganz priv<strong>at</strong><br />
In persönlichen<br />
Porträts mit exklusiven<br />
Aufnahmen<br />
in ihrem eigenen<br />
Wohn<strong>am</strong>biente<br />
geben Frauen in<br />
„Stilikonen unserer<br />
Zeit“ Einblicke<br />
in ihre Lebensphilosophien.<br />
Callwey,<br />
39,95 €<br />
Fotos: Beigestellt<br />
50<br />
deluxe edition 6*13
The Monocle Guide<br />
to Better Living<br />
Dieses Buch ist<br />
keine Wiederverwertung<br />
bereits erschienener<br />
Artikel,<br />
sondern ein echtes,<br />
eigenständiges Monocle-Handbuch<br />
für ein erfülltes<br />
Leben. Gestalten<br />
Verlag, € 45 €<br />
BÜCHER<br />
Modern und doch<br />
rustikal<br />
Das gemütliche Leben<br />
<strong>am</strong> Land kann<br />
durchaus stilvoll<br />
sein. Wie sich beides<br />
kombinieren<br />
lässt, zeigt „Love<br />
Where You Live“<br />
von Joan Osofsky<br />
und Abby Ad<strong>am</strong>s.<br />
Rizzoli, 34,40 €<br />
Spektakuläre Wohnhäuser<br />
Ein klosterartig karges Künstlerwohnhaus in<br />
Ghana, eine streng geometrische Villa in<br />
Mexiko, Domizile in Sri Lanka und auf den<br />
Azoren: In Band 3 von „Architecture Now!<br />
Houses“ stellt Philip Jodidio 60 visionäre<br />
Wohnhäuser aus aller Welt vor. Das Buch,<br />
erschienen im Taschen Verlag, enthält Fotos<br />
und Zeichnungen sowie Inform<strong>at</strong>ionen zu<br />
den jeweiligen Architekten. 39,99 €
REISE<br />
830 Meter.<br />
Burj Khalifa (Dubai)<br />
Warum faszinieren Hochhäuser die Menschen<br />
Ein Streifzug in den Himmel über London,<br />
Chicago, Dubai und Shanghai. von Andreas Spaeth<br />
541 Meter.<br />
One World Trade<br />
Center (New York)<br />
492 Meter.<br />
Shanghai World<br />
Financial Center<br />
368 Meter.<br />
Fernsehturm<br />
Berlin<br />
REISEZIEL<br />
Illustr<strong>at</strong>ion: Martin Cmund<br />
52<br />
deluxe edition 6*13
REISE<br />
601 Meter.<br />
Mecca Clock Royal<br />
Tower (Mekka)<br />
310 Meter.<br />
The Shard (London)<br />
527 Meter.<br />
Willis Tower (Chicago)<br />
93 Meter.<br />
Freiheitsst<strong>at</strong>ue<br />
(NY)<br />
WOLKENKRATZER<br />
508 Meter.<br />
Taipei 101<br />
edition 6*13 deluxe 53
REISE<br />
Wolkenkr<strong>at</strong>zer machen Städte, vor allem dort,<br />
wo neue Metropolen aus dem Boden wachsen.<br />
Kein Wunder, dass die Hochhaus-Ikone<br />
des frühen 21. Jahrhunderts in Dubai steht,<br />
der Burj Khalifa. Er ist seit 2010 das höchste<br />
Gebäude der Welt und ragt mehr als zweimal so weit in den Himmel<br />
wie der Wolkenkr<strong>at</strong>zerklassiker schlechthin, das 381 Meter<br />
messende Empire St<strong>at</strong>e Building in New York.<br />
„Inszenierungen und Selbstdarstellungen wirtschaftlicher Potenz“<br />
nennt der H<strong>am</strong>burger Professor Johann N. Schmidt solche<br />
Bauten, die eine Stadt erst wirklich auf die Weltkarte der Wirtschaft<br />
und des Tourismus bringen. Für Reisende sind Wolkenkr<strong>at</strong>zer<br />
und der Ausblick, den sie bieten, stets eine Sehenswürdigkeit<br />
ersten Ranges.<br />
Lange Warteschlangen zeugen davon – und nicht einmal hohe<br />
Eintrittspreise dämpfen den Andrang auf die Superhochhäuser.<br />
Die Amerikaner haben sie erfunden, 1885 wurde das erste Gebäude<br />
im Stahlskelettbau in Chicago eröffnet, 42 Meter hoch und d<strong>am</strong>als<br />
eine Sens<strong>at</strong>ion.<br />
Als „das große <strong>am</strong>erikanische Geschenk an die Baukunst“ empfand<br />
der 2005 gestorbene Architekt Philip Johnson Hochhäuser<br />
– er selbst h<strong>at</strong> sich mit mehreren markanten Bauten in New York<br />
verewigt. Heute pilgern Touristen st<strong>at</strong>t ins Mutterland der Wolkenkr<strong>at</strong>zer<br />
aber eher nach Shanghai oder Hongkong, Moskau<br />
oder eben Dubai, wo immer neue Höhenrekorde gebrochen werden.<br />
Die sind allerdings kurzlebig. Wie beim Wolkenkr<strong>at</strong>zer Taipei<br />
101 in der taiwanischen Hauptstadt, 2004 eröffnet. D<strong>am</strong>als galt<br />
er mit seinen 508 Metern als höchstes Hochhaus der Welt. Doch<br />
inzwischen rangiert Taipei 101 nur noch auf Pl<strong>at</strong>z vier.<br />
Neu auf Pl<strong>at</strong>z drei liegt das One World Trade Center in New<br />
York, das jüngst Richtfest feierte und mit 541 Metern das höchste<br />
Bürogebäude der Welt sein wird, wenn es 2014 eröffnet.<br />
Unangefochtener Spitzenreiter bleibt jedoch der Burj Khalifa:<br />
Auf unglaublichen 830 Meter Höhe befindet sich die Antennenspitze<br />
auf dem schlanken Turmbau zu Dubai.<br />
Die strukturelle, sogenannte architektonische Spitze erreicht<br />
828 Meter über dem Wüstenboden, das höchste nutzbare<br />
Stockwerk aber „nur“ 584 Meter. Vor fünf Jahren war das<br />
noch anders: D<strong>am</strong>als tummelten sich Taipei 101, das Shanghai<br />
World Financial Center und der Willis Tower (ursprünglich:<br />
Sears Tower) in Chicago in diesen K<strong>at</strong>egorien. Fernsehtürme<br />
sind zwar zum Teil noch höher als Wolkenkr<strong>at</strong>zer<br />
(etwa der 634 Meter hohe Tokyo Skytree), doch sie sind<br />
keine Hochhäuser und deshalb mit ihnen nicht vergleichbar.<br />
Die Rekordjagd in der Wolkenkr<strong>at</strong>zerbranche ist neu.<br />
Nach der Fertigstellung des Empire St<strong>at</strong>e Buildings (1931)<br />
und des Sears Towers in Chicago (1974) dauerte es jeweils<br />
Jahrzehnte, bis ein neuer Rekordhalter an ihnen vorbei in<br />
den Himmel gewachsen war. Doch seit 1998, als in Kuala<br />
Lumpur die Petronas Towers eingeweiht wurden, ist ein<br />
wahres Wettrennen unter den Bauherren entbrannt.<br />
Zuletzt haben sich die Gewichte deutlich verschoben:<br />
Europas höchstes Gebäude steht neuerdings in Moskau<br />
(Mercury City Tower, 338 Meter); es löst The Shard als<br />
Europ<strong>am</strong>eister ab, die gläserne Pyr<strong>am</strong>ide an der Themse<br />
misst „lediglich“ 310 Meter. Das zweithöchste Gebäude<br />
der Welt steht in Mekka in Saudi-Arabien (Mecca<br />
Royal Clock Tower, 601 Meter).<br />
Nirgendwo boomt das Bauen in den Himmel aber so wie in China<br />
– 21 der Top-50-Hochhaustürme ragen derzeit auf im Reich der<br />
Mitte. Und man h<strong>at</strong> dort weitere Ambitionen: Der Shanghai<br />
Tower (632 Meter, Eröffnung 2014) wird bald Pl<strong>at</strong>z zwei der<br />
Weltrangliste erobern, um dann 2016 abgelöst zu werden vom<br />
Pingan Center in Shenzhen (660 Meter). China wird also, neben<br />
der arabischen Halbinsel und den USA, für Hochhaus-Fans eine<br />
erste Adresse bleiben.<br />
Und welche Wolkenkr<strong>at</strong>zer lohnen sich für Touristen besonders<br />
Vier Empfehlungen, verteilt auf vier Kontinente, haben wir für<br />
Sie zus<strong>am</strong>mengestellt.<br />
THE SHARD, LONDON (310 METER)<br />
„The Shard“ („Die Scherbe“) ist zum offiziellen N<strong>am</strong>en der gläsernen<br />
Spitzpyr<strong>am</strong>ide des italienischen Architekten Renzo Piano<br />
in London geworden. Das 2012 eröffnete 87-stöckige Gebäude ist<br />
Rekordhalter in Westeuropa, obwohl gerade mal zehn Meter höher<br />
als das höchste deutsche Hochhaus (Commerzbank Tower<br />
Frankfurt, 300 Meter).<br />
The Shard liegt direkt neben dem Bahnhof London Bridge, von<br />
hier aus ist der Eingang zu „The View from The Shard“, den im<br />
Februar 2013 eröffneten Aussichtsetagen 68 bis 72, leicht zu erreichen.<br />
Wer sich fünf Pfund und Schlangestehen sparen will, kauft sich<br />
vorab online eine zeitlich festgelegte Eintrittskarte für 24,95<br />
(st<strong>at</strong>t 29,95) Pfund.<br />
Oben gibt es im 68. Stock eine geschlossene Aussichtsetage, per<br />
Treppe geht es in den 72. Stock, wo man unter freiem Himmel<br />
steht. Der Blick eröffnet eine völlig neue Perspektive von London,<br />
zeigt etwa die Dominanz des Schienenverkehrs in der City.<br />
Immer neue Züge rauschen wie auf einer Modelleisenbahn heran.<br />
Toll sind die kostenlosen digitalen Bildschirm-Teleskope:<br />
Durch sie kann man live und vergrößert auf die Stadt herunterschauen.<br />
Und wenn das Wetter mal schlecht sein sollte, was in<br />
London bekanntlich hin und wieder der Fall ist, zeigen einem<br />
die Teleskope, was man sonst mit eigenen Augen unten sähe.<br />
WILLIS TOWER, CHICAGO (527 METER)<br />
Der 1974 eröffnete ehemalige Sears Tower ist mit 527 Metern<br />
bis zur Antennenspitze derzeit der höchste für Besucher<br />
zugängliche Wolkenkr<strong>at</strong>zer Nord<strong>am</strong>erikas – so lange,<br />
bis in New York 2014 das neue One World Trade Center eröffnet,<br />
das 14 Meter höher ist.<br />
Chicago ist die Wiege der Wolkenkr<strong>at</strong>zer und der Blick auf<br />
die Stadt und den Michigan-See von oben ein Muss. Im<br />
103. Stock liegt „The Skydeck“, die kürzlich runderneuerte<br />
Aussichtsetage.<br />
Die verrückteste Erfahrung hier ist „The Ledge“ – drei<br />
an der Westfassade montierte Glasbalkone, die jeweils<br />
knapp anderthalb Meter herausragen. Wer sich hier<br />
hinauswagt, steht auf einer Glaspl<strong>at</strong>te 412 Meter über<br />
dem Abgrund, nicht zu empfehlen für Angsthasen. Mit<br />
18 Dollar (rund 14 Euro) ist der Eintritt erschwinglich,<br />
bei längeren Warteschlangen empfiehlt sich der Fast<br />
Pass (40 Dollar).<br />
BURJ KHALIFA, DUBAI (830 METER)<br />
Zu übersehen ist der endlos lange Turm, der die<br />
Skyline Dubais dominiert, zwar nirgends in der<br />
Stadt, dort hinzukommen ist wegen der unendli-<br />
54<br />
deluxe edition 6*13
REISE<br />
chen Baustellen ringsherum aber weniger leicht. Immerhin<br />
gibt es jetzt eine direkte Brücke von der nächstgelegenen Metrost<strong>at</strong>ion<br />
„Burj Khalifa/Dubai Mall“ ins Gebäude.<br />
Der Fußmarsch von dort dauert rund eine Viertelstunde. Altern<strong>at</strong>iven<br />
sind Shuttle-Busse von der Metrost<strong>at</strong>ion oder ein<br />
Taxi. Dann muss aber noch die riesige Dubai Mall erfolgreich<br />
durchquert werden bis zum mäßig beschilderten<br />
Eingang im Untergeschoß. Soll heißen: Der Besuch<br />
des höchsten Gebäudes der Welt will geplant sein.<br />
Ein Superl<strong>at</strong>iv sind auch die Eintrittspreise. Bei<br />
zeitlich festgelegter Vorausbuchung sind 125 Dirh<strong>am</strong><br />
(25 Euro) fällig, wer spontan hinaufwill, zahlt<br />
vor Ort saftige 400 Dirh<strong>am</strong> (83 Euro). In kaum<br />
mehr als einer Minute rast der Lift dann in die 124.<br />
Etage, auf die Aussichtspl<strong>at</strong>tform in 452 Meter<br />
Höhe.<br />
Da es in Dubai tagsüber oft dunstig ist, empfiehlt<br />
sich ein abendlicher Besuch: Dann erstrahlen<br />
ringsum die Lichter der Großstadt<br />
und die Lightshow <strong>am</strong> künstlichen<br />
See <strong>am</strong> Fuße des Burj Khalifa ist besonders<br />
spektakulär. Auch der Aufenthalt auf der<br />
offenen Außenterrasse ist im lauen Abendwind<br />
angenehmer. Vor der Rückfahrt nach<br />
unten bilden sich leider oben oft längere<br />
Warteschlangen vor den Liften.<br />
WORLD FINANCIAL CENTER, SHANGHAI (492 M.)<br />
Der „Flaschenöffner“ – so nennt man in Shanghai das World Financial<br />
Center, erkennbar an seiner charakteristischen Öffnung<br />
in den oberen Etagen. Es ist eines der eindrucksvollsten Gebäude<br />
im Hochhausviertel Pudong; den benachbarten Fernsehturm<br />
überragt es noch um 24 Meter.<br />
Bei gutem Wetter ist ein Besuch ganz oben ein Erlebnis, bei<br />
dem häufigen Smog oder Wolken tut es auch ein Drink in der<br />
Bar „Cloud 9“ im 88. Stock des benachbarten Jin Mao<br />
Towers. Bei klarem Himmel aber lohnen sich die 150 Yuan<br />
(umgerechnet 18,50 Euro) für das Ticket im World Financial<br />
Center, das auch den Besuch ganz oben im 100. Stock einschließt.<br />
Mit dem Fahrstuhl rauscht man zunächst in die 94. Etage<br />
(wer nur hierher will, zahlt 120 Yuan), dann geht es per Rolltreppe<br />
und weiterem Lift ganz nach oben auf den 474 Meter<br />
hohen Skywalk über der flaschenöffnerartigen Aussparung.<br />
Eine gläserne Brücke führt von einer Seite auf die<br />
andere, zum Teil ist auch der Boden aus Glas, nichts<br />
für ängstliche Gemüter.<br />
Von hier aus h<strong>at</strong> man die Zukunft bereits im Blick:<br />
etwa den spektakulär verdreht gebauten Shanghai<br />
Tower nebenan, der 2014 eröffnet werden soll und<br />
mit einer Aussichtspl<strong>at</strong>tform auf 556 Meter die Superl<strong>at</strong>iv-Hitparade<br />
nochmals verschieben wird<br />
(www.swfc-observ<strong>at</strong>ory.com).<br />
*
BRILLEN<br />
1<br />
2<br />
4<br />
3<br />
LAUDA NEUE<br />
BRILLEN<br />
Der Niki-Lauda-Film „Rush“ geht in<br />
den Kinos an den Start. Mit ihm<br />
kommt ein alter Trend wieder ins<br />
Rollen: die Pilotenbrille.<br />
von Yasmin El Mohandes<br />
6<br />
5<br />
7<br />
01 Carrera<br />
Wie in der Realität spielt auch<br />
im Film „Rush“ die kultige Brillenmarke<br />
Carrera eine Rolle.<br />
Als Niki Lauda trägt Daniel<br />
Brühl eine Neuauflage der<br />
„Carrera 80“. Preis: 169 €<br />
02 Ray-Ban<br />
Die „RB3025 Avi<strong>at</strong>or“, das erste<br />
Modell von Ray-Ban mit<br />
dem unverwechselbaren Gestell<br />
und Gläsern in Tropfenform.<br />
Schmiegt sich an die Gesichtskontur<br />
und schützt vor<br />
Rückstrahlung. Preis: 189 €<br />
03 Montblanc<br />
Die Marcolin-Gruppe h<strong>at</strong> soeben<br />
das neue Montblanc-<br />
Männerbrillen-Modell „MB<br />
454S“ im Avi<strong>at</strong>or-Look auf den<br />
Markt gebracht. Preis:312 €<br />
04 Marc Jacobs<br />
Der Retro-Look der Marc Jacobs<br />
„MJ470s“ wird durch das<br />
Metallprofil mit den kleinen<br />
Stiften betont. Preis: 295 €<br />
05 Dolce & Gabbana<br />
Die „DG 2123“ ist eine Neuinterpret<strong>at</strong>ion<br />
des Pilotenmodells<br />
in Streetwear-Version. Der<br />
gummierte Stahlkern an den<br />
Bügeln beschert einen einzigartigen<br />
Tragekomfort. Preis: 191 €<br />
06 Dior<br />
Die Dior „0177s“ zeichnet sich<br />
durch zarte und sehr leichte<br />
Rahmen aus. Preis: 290 €<br />
07 Saint Laurent<br />
Überflieger: die Saint Laurent<br />
„Classic 11“ Piloten-Sonnenbrille<br />
aus Metall. Preis: 285 €<br />
Fotos: Hersteller, Ron Howard<br />
56<br />
deluxe edition 6*13
edition 6*13 deluxe 57
AUTO<br />
EINFACH<br />
UNVERWECHSELBAR<br />
Wann wird ein Auto ein Klassiker Wir haben bei<br />
Lutz Fügener, Professor für Autodesign an der<br />
FH Pforzheim, nachgefragt. von Björn Engel<br />
Autodesign ist kein Zuckerschlecken, oder<br />
Lutz Fügener: Wieso Walter de Silva, Chefdesigner des<br />
Volkswagen-Konzerns, h<strong>at</strong> einmal gesagt: „Wenn jemand<br />
nicht in der Lage ist, zu akzeptieren, dass viele seiner Arbeiten<br />
nicht verwirklicht werden, sollte er sich lieber nach<br />
einem anderen Beruf umsehen.“ Grundlegend lässt sich<br />
dieser Aussage beipflichten. Schon bei den Bewerbungsgesprächen<br />
mit künftigen Studenten weise ich darauf hin,<br />
dass häufige Frustr<strong>at</strong>ionen zu den Bedingungen gehören,<br />
mit denen man klarkommen muss. Die künstlerische Sensibilität<br />
muss mit einer gewissen Robustheit einhergehen.<br />
Der Prozess vom Entwurf bis zur Vorstellung dauert im<br />
Schnitt rund fünf Jahre. Manche Designer zeichnen jahrelang<br />
nur die Leuchten für eine Marke, manchmal nur für ein<br />
Modell.<br />
Ja, das ist so. Aber weil Sie gerade das Beispiel mit den<br />
Leuchten erwähnen: Die sind eben auch eine sehr wichtige<br />
Sache, die den Charakter eines Autos prägend mitbestimmen<br />
kann. Auch für das Facelift eines Modells, wenn das<br />
Design schon nicht mehr so frisch ist, stellen Leuchten eine<br />
günstige Möglichkeit dar, das Modell etwas zeitgemäßer<br />
erscheinen zu lassen. Die „Stages“, die Tiefenstaffelung der<br />
Leuchten, ist dabei fast schon eine eigene Disziplin.<br />
Aber was kommt nach der langen Arbeit schon heraus Bisher<br />
scheint noch kein Hersteller etwa bei der Inszenierung<br />
der LED-Leuchten eine Form gefunden zu haben, an der man<br />
ein solches Auto auch nachts als einer Marke zugehörig erkennen<br />
kann.<br />
Mit den LED-Leuchten sind die Hersteller noch <strong>am</strong> Probieren.<br />
Seit BMW mit den „Angel Eyes“ einen solchen Wiedererkennungseffekt<br />
angestrebt h<strong>at</strong>, ist ein ganz neues Experimentierfeld<br />
aufgegangen. Nun sind alle auf der Suche<br />
nach einem ikonischen Aussehen und eigener Identität,<br />
ohne dabei in die Falle eines „Baumarkt-Chics“ zu tappen.<br />
Klassiker des Autodesigns entstehen wohl kaum mit Zubehör<br />
aus dem Baumarkt.<br />
Nein, t<strong>at</strong>sächlich nicht. Um etwas zu erreichen, was als<br />
Klassiker in die Designgeschichte eingeht, müssen alle modischen<br />
Elemente herausgehalten werden. Mitten in einer<br />
Epoche ist das gar nicht so einfach, sich der jeweils vorherrschenden<br />
Mode zu entziehen. Eine der jüngeren Moden<br />
ist beispielsweise die Dr<strong>am</strong><strong>at</strong>isierung der Fahrzeugflanken,<br />
also der ges<strong>am</strong>te Seitenbereich unter der Schulterlinie.<br />
Nach den rel<strong>at</strong>iv einfachen sogenannten Fe<strong>at</strong>urelines<br />
oder Dyn<strong>am</strong>ic Lines, die meist vom Rücklicht nach vorn auf<br />
den Radlauf fielen, werden hier jetzt aufwendige Topolo-<br />
Fotos: Hersteller<br />
58<br />
deluxe edition 6*13
AUTO<br />
edition 6*13 deluxe 59
AUTO<br />
gien inszeniert – zum Beispiel bei fast allen Mercedesoder<br />
BMW-Modellen.<br />
Was muss denn unbedingt beibehalten werden, um einen<br />
Klassiker zu kreieren<br />
Das Klassische h<strong>at</strong> viel mit dem Verhältnis der einzelnen<br />
Teile zueinander zu tun. Die Proportionen müssen stimmen.<br />
D<strong>am</strong>it richtet es sich nach einem Konsens dessen,<br />
was wir schön finden. Wenn man weltweit Kinder auffordert,<br />
Autos zu zeichnen, kommt fast immer so etwas wie<br />
ein Mercedes 123 heraus, das Bild eines Klassikers mit<br />
klassischen Proportionen also.<br />
Aber es muss ja nicht gleich alles Kiste mal Karton sein, um<br />
ein Klassiker zu werden. Der VW Käfer zum Beispiel ...<br />
Der Käfer ist ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich<br />
der Begriff des Klassischen interpretiert werden kann.<br />
Einmal gibt es eben die Proportionen, deren Verhältnis<br />
sich häufig aus dem Verhältnis der Proportionen des<br />
menschlichen Körpers herleitet. Es gibt aber auch den<br />
Aspekt der Unverwechselbarkeit. Der Käfer h<strong>at</strong> eine<br />
Form, die unglaublich einfach wiederzuerkennen ist. D<strong>am</strong>it<br />
h<strong>at</strong> er ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Aber reicht das, um ein Klassiker zu werden Gibt es nicht<br />
immer wieder Autos, die völlig anders als der Rest aussehen<br />
und nach ein paar Jahren wieder vom Markt verschwinden<br />
Beim Käfer kommt sicherlich sein völlig unaggressives<br />
Aussehen hinzu, das ihn symp<strong>at</strong>hisch macht. Außerdem<br />
wird er mit der „Volksmotorisierung“ identifiziert, weshalb<br />
sich viele sehr persönliche Geschichten mit ihm<br />
verbinden. All das macht ihn zu einem Klassiker, obwohl<br />
seine Proportionen nicht unbedingt als klassisch zu bezeichnen<br />
sind.<br />
Wenig klassisch geht es auch im Bereich der Elektromobilität<br />
zu. Dort suchen die Hersteller noch nach Formen, die ein<br />
Fahrzeug aus diesem Bereich bereits aus größerer Entfernung<br />
eindeutig als E-Auto ausweisen.<br />
Die Elektromobilität gibt die Freiheit, vieles neu zu denken.<br />
Die Motorleistung lässt sich etwa auf vier Räder verteilen,<br />
d<strong>am</strong>it fällt der Motorblock weg. Auch die Akkus<br />
sind theoretisch <strong>am</strong>orph und können frei verteilt und umgruppiert<br />
werden.<br />
Der BMW i3, der auf der IAA einem breiten Publikum vorgestellt<br />
wird, sieht dagegen aber von seiner Form her noch<br />
rel<strong>at</strong>iv konserv<strong>at</strong>iv aus.<br />
Das stimmt, der i3 lehnt sich noch sehr ans „alte“ Auto an.<br />
Er könnte wesentlich radikaler sein. Dennoch ist er ein<br />
großer Meilenstein, weil er komplett als Elektrofahrzeug<br />
konzipiert wurde und nun in Serie geht. BMW beweist mit<br />
ihm beeindruckenden Mut.<br />
Unter Strom. Der BMW i3 lehnt sich noch sehr ans „alte“ Auto an, stellt aber<br />
einen Meilenstein dar. Renaults Twizy ist ein deutlich radikalerer Entwurf<br />
Der Twizy von Renault ist aber vom Aussehen der deutlich<br />
radikalere Entwurf. Auch wenn man mit ihm mit einer B<strong>at</strong>terieladung<br />
nur 100 Kilometer weit kommt.<br />
Man kann den Twizy nicht mit dem i3 vergleichen. Erstens<br />
ist der Renault gar nicht als Auto konzipiert, zweitens ist<br />
seine geringe Reichweite kein Argument: Mobilität be-<br />
60<br />
deluxe edition 6*13
AUTO<br />
„Die Elektromobilität<br />
gibt<br />
die Freiheit,<br />
vieles neu<br />
zu denken“<br />
ginnt nun mal im Kopf. Irgendwann werden wir begreifen,<br />
dass wir mit solchen Reichweiten in der Regel auskommen.<br />
Aber die Akzeptanz von solch radikalen Konzepten wie<br />
dem Twizy ist doch sehr gering.<br />
Dennoch ist sein Konzept phänomenal gut: Erstens<br />
kann man ihn kaufen. Zweitens fährt er von seiner Anmutung<br />
her schon im Stand, seine Linienführung ist dyn<strong>am</strong>isch<br />
und lässt ihn nicht nur drollig wirken. Drittens<br />
steht er sehr gut auf seinen Rädern. Obwohl höher als<br />
breit erweckt er durch seine Gestaltung nicht den Eindruck,<br />
er würde in Kurvenfahrt kippen – was er wegen<br />
der tief liegenden Akkus und der somit günstigen<br />
Schwerpunktlage auch nicht tut. Viertens h<strong>at</strong> er sehr<br />
hübsche Details, wie die schön eingebundene Heckleuchte.<br />
Woher kommt dann seine geringe Akzeptanz<br />
Was die Akzeptanz betrifft, kommt es darauf an, wen<br />
Sie fragen. Kunden über 60 werden sich t<strong>at</strong>sächlich seltener<br />
für den Twizy begeistern können. Die Präferenzen<br />
in Bezug aufs Auto bilden sich in jungen Jahren<br />
und sind beim Kunden rel<strong>at</strong>iv stabil. Sicher gibt es auch<br />
Kunden, die sich ihre Experimentierfreude erhalten,<br />
doch neue Konzepte sind für neue Gener<strong>at</strong>ionen.<br />
*
FOTOGRAFIE<br />
RAMMSTEIN UND<br />
SCHNEEWITTCHEN<br />
Der spanische Fotokünstler Eugenio Recuenco inszeniert<br />
opulente visuelle Kurzgeschichten. Wir haben mit ihm<br />
gesprochen: über Märchen, sein 18 Meter langes Fotofresko<br />
und die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit R<strong>am</strong>mstein.<br />
von Alexander Pfeffer und Yasmin El Mohandes<br />
Fotos: Eugenio Recuenco<br />
Fotos: xxxxxxxxxxx, xxxxxxxxxxxx<br />
64<br />
deluxe edition 6*13
edition 6*13 deluxe 65
FOTOGRAFIE<br />
Dunkle Märchen.<br />
In vielen seiner<br />
<strong>Werk</strong>e – etwa<br />
in „The Beauty<br />
and the Beast 2“<br />
von 2008 –<br />
irritiert Eugenio<br />
Recuenco mit<br />
düsteren Interpret<strong>at</strong>ionen<br />
bekannter<br />
Märchen<br />
deluxe: Bildgewaltige, düstere Märchenwelten sind Ihre<br />
Spezialität. Wie k<strong>am</strong> es dazu<br />
EUGENIO RECUENCO: Ich glaube, das Thema k<strong>am</strong><br />
erstmals im Rahmen einer Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der<br />
„Vogue“ auf. Diese Them<strong>at</strong>ik erlaubte es mir einfach,<br />
träumen zu können und gleichzeitig die Märchen für<br />
unsere Zeit neu auszulegen und zu interpretieren.<br />
Welches ist Ihr Lieblingsmärchen<br />
Mein Lieblingsmärchen ist jenes, von dem ich jede<br />
Nacht träume.<br />
„Die Schöne und das Biest“ und „Schneewittchen“: Wie<br />
ist Ihre Vorgangsweise bei der Model-Auswahl<br />
Es gibt n<strong>at</strong>ürlich einige typische Merkmale wie die<br />
Haare, die Haut et cetera, die man aufgreifen sollte, um<br />
eindeutig auf die Figur im Märchen verweisen zu können<br />
– Merkmale also, die jeder Betrachter mit diesen<br />
markanten Zügen verbindet. Es geht aber auch darum,<br />
sich vorzustellen, wie die „Schöne“ oder Schneewittchen<br />
heutzutage aussehen würden.<br />
Das Fotofresko „Greek Frieze“ h<strong>at</strong> eine Länge von<br />
18 Metern. Wie ist es entstanden und wie lange haben<br />
Sie für die Inszenierung dieses Bildes gebraucht<br />
Wie lange es dauert, hängt immer vom Projekt ab. Im<br />
Fall von „Greek Frieze“ haben wir mehrere Tage darin<br />
investiert, zu schauen, auf welche Art die einzelnen<br />
Fotos des Ges<strong>am</strong>twerkes <strong>am</strong> besten gemacht werden<br />
können. Dann k<strong>am</strong>en der eigentliche Aufnahmetag<br />
66<br />
deluxe edition 6*13
FOTOGRAFIE<br />
„Ich versuche mir<br />
vorzustellen, wie die<br />
,Schöne’ oder<br />
Schneewittchen<br />
heutzutage<br />
aussehen würden“<br />
Fotos: © Eugenio Recuenco<br />
und der letzte Schritt, die einzelnen Bilder so zus<strong>am</strong>menzufügen,<br />
dass sie immer exakt den gleichen Farbton<br />
treffen. Bei dem Projekt waren die Details viel subtiler,<br />
da sie ganz langs<strong>am</strong> und behuts<strong>am</strong> mit Blick für<br />
jede Einzelheit inszeniert werden mussten. Es ist eines<br />
der größten jemals ausgestellten Fotokunstwerke, und<br />
ich bin besonders stolz darauf, dass es in der renommierten<br />
Berliner CWC Gallery von C<strong>am</strong>era Work gezeigt<br />
wird.<br />
Das <strong>Werk</strong> ist für 145.000 € verkauft worden; wir sind<br />
beeindruckt. Was bedeutet das für Sie<br />
Es ist für mich eine große Freude und Ehre, dass das<br />
<strong>Werk</strong> bereits <strong>am</strong> Eröffnungsabend der Ausstellung in<br />
der CWC Gallery verkauft wurde. Es zeigt mir nicht<br />
nur, dass der künstlerische Weg, den ich eingeschlagen<br />
habe, der richtige ist. Der Kauf ist auch Ausdruck des<br />
Wertes meiner Arbeiten.<br />
Ihre Arbeiten wirken auf uns wie die Gemälde großer<br />
Meister. Malen Sie auch<br />
Ich habe gemalt, aber nie in der Weise, in der meine Fotografien<br />
auf die Malerei und deren Geschichte anspielen.<br />
Wie ist es zur Zus<strong>am</strong>menarbeit mit der deutschen Band<br />
R<strong>am</strong>mstein gekommen<br />
Es begann vor zehn Jahren. Wir h<strong>at</strong>ten ein erstes Foto-<br />
Shooting in Barcelona, das dem Kennenlernen und<br />
dem gegenseitigen Verständnis der Kunst der Band<br />
und von mir diente. Nach Jahren h<strong>at</strong>ten wir ein weite-<br />
edition 6*13 deluxe 67
FOTOGRAFIE<br />
res Shooting, aus dem ein Albumcover entstand. Da<br />
kannten wir uns bereits viel besser und konnten das im<br />
künstlerischen Ausdruck zeigen. Wir haben auch ein<br />
Video zus<strong>am</strong>men gedreht, das, wie ich finde, eine ernstere<br />
und äußerst reife Arbeit ist.<br />
Sie fotografieren auch K<strong>am</strong>pagnen – etwa für Wilkinson<br />
oder Nina Ricci. Können Sie sich Ihre Auftraggeber mittlerweile<br />
aussuchen Was ist entscheidend für eine Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />
mit Ihnen<br />
Es gibt sehr gute K<strong>am</strong>pagnen, die perfekt zu meinem<br />
künstlerischen Ausdruck und meiner Ästhetik passen,<br />
und dann wieder andere, wo es nicht ganz so gut gelingen<br />
kann. Es ist immer eine besondere Herausforderung,<br />
den künstlerischen Teil in die kommerzielle Welt<br />
zu übertragen. Dadurch können auch mal kleine Konflikte<br />
entstehen. Aber meine Bildsprache und mein<br />
Wesen sind eben unabänderlich – das ist für einen<br />
Künstler sehr bedeuts<strong>am</strong>.<br />
Wie geht es bei Ihnen <strong>am</strong> Set zu – locker oder diszipliniert<br />
Die Stimmung hängt sehr von dem ab, was die Menschen<br />
mitbringen, die mit mir arbeiten. Pauschal kann<br />
man es nicht sagen, das ist aber wahrscheinlich in vielen<br />
Arbeitsbereichen nicht anders.<br />
Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Arbeit<br />
Aber ja, n<strong>at</strong>ürlich. Ich habe drei Tage ohne jeglichen<br />
„Meine Bildsprache<br />
und mein Wesen<br />
sind unabänderlich.<br />
Das ist für<br />
einen Künstler<br />
sehr bedeuts<strong>am</strong>“<br />
Fotos: © Eugenio Recuenco<br />
68<br />
deluxe edition 6*13
FOTOGRAFIE<br />
Schlaf verbracht. Es war ein Auftrag für ein Modemagazin, das Shooting<br />
fand im Zentrum von Madrid st<strong>at</strong>t.<br />
Beschreiben Sie uns bitte kurz Ihren Stil.<br />
Das ist schwierig auszudrücken. Es ist ungefähr so: Du fühlst, was du<br />
willst, aber du kannst nicht sagen, was es ist.<br />
Was verbinden Sie mit Österreich<br />
Bislang leider noch nicht viel, aber das kann sich ja in Zukunft noch<br />
ändern (lacht).<br />
Welche Persönlichkeiten sind die drei Genies unserer Zeit<br />
Sicherlich sind die wahren Genies unter uns diejenigen, die nicht das<br />
Bedürfnis haben, einen berühmten N<strong>am</strong>en zu tragen.<br />
*<br />
Die Ausstellung von Eugenio Recuenco<br />
ist noch bis zum 30. November 2013 in<br />
der CWC Gallery in Berlin zu sehen.<br />
CWC Gallery, Auguststraße 11–13<br />
10117 Berlin, Deutschland<br />
www.c<strong>am</strong>erawork.de<br />
REVUE, Eugenio Recuenco, erschienen<br />
bei TeNeues, 304 pp., 198 color<br />
and 31 b/w photographs, 98 €<br />
ISBN 978-3-8327-9728-7<br />
www.teneues.com<br />
Auch als Collector's Edition erhältlich –<br />
Limitiert auf 50 Stück, handsigniert in<br />
einer eigens angefertigten Box<br />
Pre-Public<strong>at</strong>ion-Preis bis 31. Dezember<br />
2013: 1750 €<br />
edition 6*13 deluxe 69
RED CARPET<br />
redaktion:<br />
Alexander Pfeffer<br />
Joshua Jackson<br />
Paul Schrader<br />
Diane Kruger<br />
Groß aufgezogen<br />
Ein klingendes Jubiläum verlangt nach einer entsprechenden<br />
Fest-Komposition: Jaeger-LeCoultre<br />
feierte das 180-jährige Bestehen im The<strong>at</strong>ro<br />
La Fenice in Venedig, wo die Geschichte der<br />
Uhrenmanufaktur in Musik übersetzt wurde.<br />
M<strong>at</strong>teo Ceccarini<br />
Elisa Sednaoui<br />
Miguel Angel Munoz<br />
Daniel Riedo<br />
Eva Riccobono<br />
Mr. und Mrs. Paolo Bar<strong>at</strong>ta<br />
Riccardo Sc<strong>am</strong>arcio und Cristiana Capotondi<br />
Carmen Chaplin<br />
Fotos: Image.net<br />
70<br />
deluxe edition 6*13<br />
Alberto Barbera
IMMOBILIEN<br />
DELUXE<br />
Renommierte Immobilienfirmen<br />
zeigen ihre Top-Angebote<br />
CHALUPA IMMOBILIEN<br />
EL APPARTEMENTBAU<br />
GEFFA IMMOBILIEN<br />
IG IMMOBILIEN<br />
REAL GOOD LIVING<br />
HERZOG IMMOBILIEN<br />
ATV-IMMOBILIEN KÄRNTEN<br />
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WWW.VERANLAGEN-WOHNEN.AT<br />
K & M GMBH<br />
SELINA IMMOBILIEN<br />
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76<br />
deluxe edition 6*13
edition 6*13 deluxe 77
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deluxe edition 6*13
edition 6*13 deluxe 79
80<br />
deluxe edition 6*13
edition 6*13 deluxe 81
82<br />
deluxe edition 6*13
edition 6*13 deluxe 83
84<br />
deluxe edition6*13
edition 6*13 deluxe 85
86<br />
deluxe edition 6*13
edition 6*13 deluxe 87
88<br />
deluxe edition 6*13
edition 6*13 deluxe 89
RÄTSEL<br />
redaktion: Alexander Pfeffer<br />
WER WOHNT<br />
HIER<br />
Der französische Jungdesigner, der hier<br />
logiert, schickt sich an, Philippe Starck zu<br />
entthronen. Immerhin kann er auf Kunden<br />
wie Adidas, Sw<strong>at</strong>ch oder Gorenje verweisen.<br />
Und auf eine Giraffe im Wohnzimmer.<br />
An mangelndem Selbstbewusstsein leidet die von uns<br />
gesuchte Person jedenfalls nicht: Seine Karriere h<strong>at</strong><br />
der Franzose mit Brand-Hacking begonnen, etwa mit<br />
einem Apple-Powerbook im C<strong>am</strong>ouflage-K<strong>am</strong>pfanzug – seinen<br />
Computerentwurf stellte er unter dem Apple-Label ins<br />
Netz. Das Gleiche machte er mit einem Rucksack für Louis<br />
Vuitton und einer Villa in G-Form für Gucci. Doch was nach<br />
vorprogr<strong>am</strong>miertem Ärger aussah, wurde zum Hype, und aus<br />
dem Design-Anarchisten ein gefragter Designer. Mit 36 Jahren<br />
h<strong>at</strong> er bereits Dutzende Möbel, Bierflaschen, Parfümflakons,<br />
Hotelzimmer, Häuser, Badezimmerarm<strong>at</strong>uren, Koffer,<br />
Einbauküchen, Schmuck, Besteck und Töpfe gestaltet. Die<br />
Medien feiern ihn als „neuen Philippe Starck“, „Wunderkind“<br />
oder „It-Boy des Designs“. Er selbst sieht das freilich<br />
anders. Auf seiner Website ist zu lesen, er sei der „En-vogue-<br />
Designer des Jahrhunderts“.<br />
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