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Stars am Werk - wirtschaftsblatt.at

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ARCHITEKTUR<br />

artiges an sich h<strong>at</strong>te, über die schlichte Schönheit seiner<br />

leicht wegnehmbaren Schiebewände, papierbespannt<br />

auf feingliedrigem Gitterwerk für einen völlig<br />

zu öffnenden Raum, der in geschlossenem Zustand von<br />

innen wie eine zauberhafte L<strong>at</strong>erne wirkt.“<br />

Dieser erste Kontakt mit der Architektur war für den<br />

angehenden Architekturexperten eine Offenbarung.<br />

„Wie überrascht war ich über die freie Komposition der<br />

Regalnische aus Flächen, Linien und Körpern - ein<br />

Raum im Raum, der mich spontan an die Kompositionsmanifeste<br />

der holländischen De-Stijl-Bewegung<br />

von 1917 erinnerte. Und so etwas aus dem 17. Jahrhundert,<br />

dem europäischen Barock-Zeitalter“ De Stijl<br />

zählt die Künstler Theo van Doesburg und Piet Mondrian<br />

zu ihren Gründern. Die Architekten Robert van’t<br />

Hoff, J. J. P. Oud und Jan Wils waren ebenfalls von Anfang<br />

an dabei.<br />

Aber den jungen Architekten Speidel traf die Begegnung<br />

mit der fremden Bauweise doch reichlich unvorbereitet.<br />

Denn die Bekanntschaft zu den Quellen, die es<br />

in den 1950er-Jahren auch schon in Europa gegeben<br />

habe, h<strong>at</strong>te er noch nicht gemacht, genauso wenig wie<br />

Vorlesungen über japanische Architektur gehört. So<br />

setzte sich erst bei seinem Besuch vor Ort die Überzeugung<br />

durch, „dass die japanische traditionelle Architektur,<br />

mit den Augen der westlichen Moderne gesehen,<br />

eine ihr ebenbürtige, ihre Ästhetik jedoch um drei Jahrhunderte<br />

vorwegnehmende künstlerische Leistung<br />

darstellte“.<br />

Auch in den Gebäuden der Gegenwart h<strong>at</strong> Speidel in<br />

den sichtbar gefügten Bauteilen selbst beim billigsten<br />

Haus eine Sicherheit der Proportionen und eine Feinheit<br />

in den Details wahrgenommen, die auf den unmittelbaren<br />

Gebrauch und die menschlichen Maße Bezug<br />

genommen hätten. „Dazu k<strong>am</strong> die Standardisierung<br />

durch die T<strong>at</strong><strong>am</strong>i-Fußboden-M<strong>at</strong>ten, welche die Bemühungen<br />

der modernen Architektur um R<strong>at</strong>ionalisierung<br />

zu erfüllen schienen, ohne deren Kälte mit modernen<br />

M<strong>at</strong>erialien wie Glas, Eisen oder Beton auszustrahlen.<br />

Das wurde rasch mein richtiges Japan. Und das<br />

zwang mich, länger als ein Jahr zu bleiben.“<br />

Dass die Wahrnehmung der japanischen Architektur<br />

offenbar nicht ohne zeitlichen Kontext möglich ist,<br />

Malerisch.<br />

Ein Gebäude des<br />

K<strong>at</strong>sura-Palastkomplexes<br />

in<br />

Kyoto. Das sind<br />

Architektur und<br />

Landschaftsbau<br />

des 17. Jahrhunderts<br />

„Viele Architekten sehen den<br />

Ursprung für die japanische<br />

Vorliebe für schlichte, weiße<br />

Räume in Europa“<br />

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