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Stars am Werk - wirtschaftsblatt.at

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VISIONEN<br />

Mit einem Mausklick binnen Sekunden<br />

rund um den Erdball geschickt und reproduziert,<br />

führen Bilder manche ein Eigenleben,<br />

das sich von der Realität abkoppelt<br />

überall dabei zu sein, wo Großprojekte entstehen. Jedenfalls<br />

erweckt die PR-Abteilung mit einer Bilderflut<br />

diesen Eindruck.<br />

Zu besonderem Ruhm k<strong>am</strong> vor nicht allzu langer Zeit<br />

der italienische Architekt Antonino Cardillo. Er h<strong>at</strong>te<br />

seine alles<strong>am</strong>t ungebauten Entwürfe derart realistisch<br />

inszeniert, dass diverse Magazine der optischen Täuschung<br />

aufsaßen und die dargestellten Gebäude als besonders<br />

gelungene Neubauten feierten. Als der<br />

Schwindel aufflog, der Hochstapler bloßgestellt und<br />

die Zeitschriften bl<strong>am</strong>iert waren, konterte Cardillo den<br />

Vorwurf der Täuschung, es werde doch ohnehin ständig<br />

manipuliert – in den Medien wie in der Darstellung<br />

von Architektur.<br />

In der T<strong>at</strong> haben geschönte Bilder von Bauwerken Tradition.<br />

Und keinesfalls lässt sich die Fotografie gegen<br />

die Visualisierung als verlässliche Quelle ins Feld führen.<br />

Denn auch der ist nicht zu trauen. Da wird der perfekte<br />

Winkel gesucht, gern im milden Licht des Abends<br />

fotografiert und im Zweifelsfall mit Bildbearbeitungsprogr<strong>am</strong>men<br />

nachgeholfen. Fotokünstler wie Andreas<br />

Gursky, Thomas Ruff oder Philipp Schaerer halten sich<br />

in ihrer Arbeit ohnehin nicht an das, was das Auge<br />

sieht.<br />

Im Rennen um Aufmerks<strong>am</strong>keit h<strong>at</strong> die Nase vorn, wer<br />

die besten Bilder vorzeigen kann. Einige der ebenso<br />

trügerischen wie beeindruckenden Illusionen entstehen<br />

im dritten Stock eines etwas g<strong>am</strong>meligen Gewerbebaus<br />

unweit des H<strong>am</strong>burger S-Bahnhofs Sternschanze.<br />

Hier sitzt Bloomimages in einem von keinem mit<br />

Weichzeichner geglätteten Umfeld. Seit fünf Jahren<br />

sind die beiden Architekten und früheren Kommilitonen<br />

Andre Feldewert und Christian Zöllner als Bildermacher<br />

im Simul<strong>at</strong>ionsgeschäft.<br />

Schon während des Studiums h<strong>at</strong>ten die beiden begonnen,<br />

architektonische Ideen <strong>am</strong> Computer umzusetzen<br />

und ihrer Fantasie, ungehemmt von Vorschriften, Budgetbeschränkungen<br />

und Bauherrenwünschen, freien<br />

Lauf gelassen. Seit d<strong>am</strong>als haben sich die technischen<br />

Möglichkeiten rasant entwickelt. Auf Technik allerdings<br />

will sich Bloomimages nicht reduzieren lassen.<br />

Das Büro genießt den Ruf, nicht unbedingt ein Abbild<br />

dessen zu liefern, was sich aus Grundrissen, Schnitt<br />

und Ansicht ablesen lässt. Das reicht im digitalen Zeitalter<br />

ohnehin nicht aus.<br />

„Die suggestive Kraft ihrer besten Visualisierungen ist<br />

nicht die Darstellung von Architektur, sondern der<br />

Über sämtliche<br />

Querelen erhaben.<br />

Visualisierung<br />

der Elbphilharmonie<br />

(links)<br />

Wer h<strong>at</strong> das erlaubt<br />

In der virtuellen<br />

Welt<br />

hemmt kein Baurecht<br />

Architekten<br />

daran, auch <strong>am</strong><br />

Strand von Amrum<br />

ihre Fantasie<br />

auszuleben<br />

edition 6*13 deluxe 35

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