Periurbanisierung/Rurbanisierung ... - Ralph Buchfelder
Periurbanisierung/Rurbanisierung ... - Ralph Buchfelder
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Hausarbeit<br />
<strong>Periurbanisierung</strong>/<strong>Rurbanisierung</strong>:<br />
jüngste Prozesse in der Stadtentwicklung<br />
- Proseminar Frankreich -<br />
Regensburg,<br />
11.06.2004<br />
<strong>Ralph</strong> <strong>Buchfelder</strong> (<strong>Ralph</strong>.<strong>Buchfelder</strong>@gmx.net)<br />
Matrikelnummer 120 4847<br />
Diplom Geographie – 2. Fachsemester
<strong>Periurbanisierung</strong>/<strong>Rurbanisierung</strong><br />
<strong>Ralph</strong> <strong>Buchfelder</strong><br />
Regensburg, 27.07.2004 1204847<br />
Gliederung<br />
1 Definitorische Abgrenzung 3<br />
1.1 Stadtbegriff 3<br />
1.2 Exurbanisierung in deutscher Terminologie 3<br />
1.3 <strong>Periurbanisierung</strong> in französischer Terminologie 4<br />
2 <strong>Periurbanisierung</strong> in Frankreich 5<br />
2.1 Zonale Siedlungseinteilung 5<br />
2.2 Historische Entwicklung 6<br />
2.3 <strong>Periurbanisierung</strong> effektiv 8<br />
2.4 Gründe der Bevölkerungsdezentralisierung 9<br />
2.5 Projektion der Entwicklung in ein Phasenmodell 11<br />
3 Fazit und Ausblick 12<br />
4 Literaturverzeichnis 14<br />
5 Abbildungsverzeichnis 15<br />
Proseminar Frankreich -2- Dr. Lasch
<strong>Periurbanisierung</strong>/<strong>Rurbanisierung</strong><br />
<strong>Ralph</strong> <strong>Buchfelder</strong><br />
Regensburg, 27.07.2004 1204847<br />
1 Definitorische Abgrenzung<br />
02.02.2006<br />
P<br />
eriurbanisierung ist eine Form der physiognomischen Verstädterung, also eine<br />
Ausprägung der Urbanisierung als Städtewachstum und Umstrukturierung.<br />
Der Begriff findet in der deutschen Literatur selten Verwendung, allenfalls in<br />
Ausführungen zur regionalen Geographie Frankreichs, Belgiens oder der Schweiz. Zu deutsch<br />
wird der als inhaltlich gleich eingestufte Prozess der Sub- und Exurbanisierung (vgl. HEINEBERG<br />
2001, S.42) verwendet – was jedoch nicht im Sinne der Erfinder der „périurbanisation“ war.<br />
<strong>Rurbanisierung</strong> ist ein Kunstwort aus rural (ländlich) und urban (städtisch) – im Deutschen<br />
ebenfalls kaum gebräuchlich -, das „die Ausbildung neuer, zwischen Stadt und Land<br />
stehender Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Sozialstrukturen in den Randzonen der<br />
Verdichtungsräume bezeichnet. Im Gegensatz zur Urbanisierung soll das Fortbestehen<br />
ländlicher Teilstrukturen ausgedrückt werden“ (LESER 2001,S. 721).<br />
1.1 Stadtbegriff<br />
Da wir im Folgenden immer wieder von der französischen Stadt bzw. der Stadtregion oder<br />
einem Agglomerationsraum sprechen und die deutschen Definitionen hierfür nicht gültig sind,<br />
möchte ich eine Einführung in die siedlungsgeographische Terminologie Frankreichs geben.<br />
Historisch problematisch ist der Fakt, dass bis 1968 keine einheitliche Definition der Stadt unter<br />
den Gebietskörperschaften herrschte. Das Institut nationale de la statistique et des études<br />
économiques (INSEE) führte letztendlich den Begriff unité urbaine ein – einem Raum, der<br />
administrativ einer Gemeinde (ville isolée) oder mehreren Gemeinden (agglomération urbaine<br />
multicommunale) zugeordnet ist. Als statistische Grundlage bzw. Anforderung dient die zone<br />
batie mit einem Gebäudeabstand kleiner 200m [ausgenommen Hafenanlagen, Parks, etc.]<br />
sowie einer Mindestgröße von 2000 Einwohnern (vgl. KLASEN 1972, S.111).<br />
1.2 Exurbanisierung in deutscher Terminologie<br />
Auch bei den Prozessen herrschen Begrifflichkeitsunterschiede. Suburbanisierung wird „als<br />
Expansion der Städte [hochindustrialisierter Länder] in ihr jeweiliges Umland“ mit positivem<br />
Wanderungssaldo im suburbanen Raum definiert. Kennzeichen sind eine „intraregionale<br />
Dekonzentration von Bevölkerung, Arbeitsplätzen und Infrastruktur“ [funktionale<br />
Umgliederung], wobei ein absoluter oder zumindest relativer Bedeutungsverlust der Kernstadt<br />
(-städte) einhergeht (vgl. HEINEBERG 2001, S.40f).<br />
Proseminar Frankreich -3- Dr. Lasch
<strong>Periurbanisierung</strong>/<strong>Rurbanisierung</strong><br />
<strong>Ralph</strong> <strong>Buchfelder</strong><br />
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Erfolgt die Flächenausdehnung über den suburbanen Raum hinaus in zwischenstädtischen<br />
oder ländlich strukturierten Regionen mit fortbestehender Arbeitsplatzbindung an die (Groß-)<br />
Stadtregion [Berufspendlerverkehr], dann spricht man hierzulande von Exurbanisierung.<br />
1.3 <strong>Periurbanisierung</strong> in französischer Terminologie<br />
In der Stadtforschung Frankreichs wurde in den 60ern der Terminus <strong>Periurbanisierung</strong><br />
(périurbanisation) zur Beschreibung der baulichen und sozio-ökonomischen Umformung über<br />
suburbane Grenzen hinweg eingeführt.<br />
Aydalot/Garnier und Schuler (siehe Kasten) geben<br />
ansatzweise zwei Definitionen für periurbane Räume – nur<br />
lassen diese noch keine Differenzierung zur Exurbanisierung<br />
zu, sind unzureichend konkret und vermischen harte und<br />
weiche Faktoren.<br />
Nach Jacques Longchamp ist <strong>Periurbanisierung</strong> ein Aspekt<br />
der Exurbanisierung, bei dem nicht nur der Stadtrand<br />
sondern auch der ländliche Raum mit einbezogen wird<br />
(vgl. LONGCHAMP 1989, S.16). Exurbanisierung wird im<br />
französischen also eher als Überbegriff der<br />
Siedlungsdezentralisierung verstanden.<br />
Periurbane Räume:<br />
„Periurbane Gemeinden (communes<br />
périurbaines) sind nach P. Aydalot/A.<br />
Garnier (...) gekennzeichnet durch:<br />
- unzusammenhängend bebaute<br />
Flächen,<br />
- das Eindringen städtischer<br />
Wohnweisen in ländliches Milieu,<br />
- eine räumliche Trennung zwischen der<br />
(periurbanen) Wohnfunktion und der<br />
ländlichen Funktionen,<br />
- eine Ausbreitung über nicht-urbane<br />
Räume. Derartige Gemeinden bestehen<br />
- hauptsächlich aus mehr oder weniger<br />
räumlich<br />
begrenzten<br />
Einfamilienhauszonen.<br />
<strong>Rurbanisierung</strong> und <strong>Periurbanisierung</strong> werden synonym<br />
verwendet (vgl. LONGCHAMP 1989, S.26). Die urbanen<br />
Bewohner der ruralen Peripherie werden im Französischen<br />
als „rurbains“ bezeichnet (vgl. L'Académie de Dijon). Es gibt<br />
keine terminologisch individuelle Einordnung der<br />
rurbanisation.<br />
Im Querschnitt findet dieser Siedlungsprozess der<br />
Wohnbevölkerungsdekonzentration in allen westlichen<br />
hochindustrialisierten Nationen statt – in der Bundesrepublik Deutschland spricht man von<br />
Zersiedelung und Exurbanisierung, in den USA sprengt der urban sprawl die Siedlungsgrenzen,<br />
und in Frankreich erobert die périurbanisation den ländlichen Raum.<br />
Nach M. Schuler (...) gilt:<br />
Periurbane Zonen oder Gebiete sind<br />
Räume mit Einfamilienhauszonen im<br />
landwirtschaftlichen Umfeld. Sie sind<br />
gekennzeichnet durch niedrige<br />
Bebauungsdichte, Bebauung jüngeren<br />
Datums, innere Homogenität und<br />
allenfalls die Nähe zu unüberbautem<br />
Gelände. Ihre Lage zur Kernstadt ist<br />
dabei sehr variabel: teilweise auf deren<br />
Territorium selbst oder in den<br />
Erweiterungszonen suburbaner<br />
Gemeinden, teilweise im weiteren<br />
Stadtumland oder gar in bedeutender<br />
Distanz zum Zentrum gelegen.“<br />
(HEINEBERG 2001, S. 43)<br />
Dieses Phänomen ist jedoch nicht auf Westeuropa oder Nordamerika beschränkt –<br />
unabhängig von kulturellen Begebenheiten, politischen oder wirtschaftlichen Systemen und<br />
der äußerlich variierenden Erscheinungsform ist es stets auf einen gemeinsamen Nenner<br />
zurückzuführen: den psychologischen Drang zum Eigenheim/Selbstverwirklichung und der<br />
gesteigerten Mobilität/Individualverkehr (vgl. LONGCHAMP 1989, S.340). Auf das<br />
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Zusammenspiel einzelner wirtschaftlicher und sozialer Faktoren soll an späterer Stelle<br />
eingegangen werden.<br />
2 <strong>Periurbanisierung</strong> in Frankreich<br />
2.1 Zonale Siedlungseinteilung<br />
Zum Verständnis der zonalen Siedlungseinteilung soll hier die offizielle Raumgliederung zonage<br />
en aires urbaines (ZAU) des INSEE eingeführt werden. In den folgenden Abschnitten werden<br />
deren Raumbezeichnungen angewandt.<br />
Zur einheitlichen Klassifizierung und Typologisierung über administrative Grenzen der régions<br />
und départements hinweg wurde eine quantitative Nomenklatur des INSEE auf Basis der<br />
Volkszählung von 1990 entworfen. Die «Composition communale du zonage en aires urbaines:<br />
population et délimitation 1990» vom April 1997 gibt eine Einteilung mittels Arbeitsplatzstruktur<br />
(Erwerbstätige eines Raumes und deren Beschäftigungsstandort) in urbane und rurale Klassen<br />
vor [siehe auch INSEE Première n° 516 «Pôles urbains et périurbanisation. Le zonage en aires<br />
urbaines», sowie Abbildungsverzeichnis Karte 2].<br />
Quelle: eigene Darstellung nach INSEE n° 516<br />
Die urbanen Klassen sind: die Kernstädte ville centre,<br />
gefolgt von den Randbereichen banlieues, welche<br />
gemeinsam den pôl urbain darstellen. Derzeit umfassen 354<br />
Städtepole 36 Mio. Einwohner. Zusammen mit dem<br />
unipolarisierten (Arbeitsplatz im nächstgelegenen Pol)<br />
Kriterien:<br />
1) pôles urbains:<br />
städtische Gebiete mit mehr als 5000<br />
Arbeitsplätzen<br />
2) couronnes périurbaines:<br />
ländlicher Raum oder städtisches<br />
Gebiet in dem mindestens 40% der<br />
erwerbstätigen Wohnbevölkerung in<br />
einem pôl urbain oder dessen<br />
Einzugsgebiet arbeiten<br />
3) communes multipolarisées:<br />
ländlicher Raum oder städtisches<br />
Gebiet außerhalb der aires urbaines,<br />
in dem mindestens 40% der<br />
erwerbstätigen Wohnbevölkerung in<br />
den umliegenden aires urbaines<br />
arbeiten<br />
(vgl. INSEE n° 765)<br />
periurbanen Ring couronne périurbaine [9 Mio. Einwohner] spricht man von der aire urbaine.<br />
Die aire urbaine wiederum ist umringt von den communes multipolarisées [3 Mio. Einwohner] –<br />
Gemeinden, welche den periurbanen Raum titulieren, jedoch mit Arbeitsplätzen in mehreren<br />
beliebigen umliegenden Polen. Uni- und multipolarisierte Gemeinden bezeichnet man auch<br />
als communes périurbaines. Der ländliche Raum mit rund 21.000 Gemeinden und knapp 1000<br />
unités urbaines wird l’espace à dominante rurale genannt [10,5 Mio. Einwohner 18% bei 70%<br />
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der Fläche] - der gesamte nichtländliche Raum entspricht 48 Mio. Einwohnern (82%) bei 30%<br />
der Fläche [Stand 1999] (vgl. INSEE n° 765).<br />
Die ruralen Klassen (les pôles ruraux, le rural sous faible influence urbaine, la périphérie des<br />
pôles ruraux, le rural isolé) seien dem interessierten Nachleser vorbehalten.<br />
Parallel zur ZAU existiert noch eine konkurrierende Raumgliederung der délégation à<br />
l’aménagement du territoire et à l’action régionale (DATAR). In der Etude Datar 09/2003<br />
werden «Les trois nouveaux visages de la France rurale» vorgestellt - die ländliche<br />
Dreigliederung in les campagnes des villes, les campagnes fragiles und les nouvelles<br />
campagnes (siehe Abbildungsverzeichnis Karte 4). Als Untergruppe der campagnes des villes<br />
findet man le rural périurbain à fonction résidentielle dominante – den periurbanen Raum. In<br />
deren deskriptiver Definition wird er mit folgenden Merkmalen umschrieben: Ländlicher Raum<br />
mit überdurchschnittlicher Bevölkerungsdichte von 195 Ew./km² [ Ø 64 Ew./km²], wenig<br />
landwirtschaftliche Bevölkerung, relativ geringe Überalterung, hoher Kfz-Besitzanteil [90%<br />
besitzen mindestens 1 Auto], viele Wohnungsneubauten und 50% Familienanteil mit Kindern<br />
(vgl. DATAR).<br />
2.2 Historische Entwicklung<br />
Wie bereits im vorangegangenen Referat von Peter Breuer erklärt, sind die Städte das<br />
Auffangbecken der Landflucht - initiiert durch die Industrialisierung ab Ende des 18.<br />
Jahrhunderts und den Bedeutungsrückgang in der Landwirtschaft aufgrund Mechanisierung,<br />
Automatisierung und Chemieeinsatz. Immigrantenströme, die Rückkehr aus Kolonien und die<br />
Babyboomer-Generation (1946-1970) verschärfen die Problematik. In den 60ern verzeichnen<br />
die Städte immer noch ein 2%iges Wachstum pro Jahr (vgl. INSEE n°535).<br />
Der Buchtitel „Paris und die französische Wüste“ von Jean Gravier (1947) gibt wörtlich die<br />
Bevölkerungskonzentration und die regionale Disparität zur Metropole wieder.<br />
Bevölkerungsverteilung infolge der Urbanisierung<br />
l’espace rurale<br />
aires urbaines<br />
1850* 75% 25%<br />
1930* 50% 50%<br />
1999 23% 77%<br />
* ungefähre Angaben, da zu diesem Zeitpunkt noch keine statistische Definition des Stadtbegriffs vorlag<br />
Quelle: eigene Darstellung nach INSEE n°535,765<br />
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Ab 1850 setzt mit der Dezentralisierung statushoher Wohnbevölkerung in die Stadtrandgebiete<br />
die Suburbanisierung ein. Diese Schicht besitzt das nötige Einkommen bzw. die Mobilität, um<br />
den Faktor der Arbeitsplatzgebundenheit und der Transportkosten für sich zu minimieren.<br />
Zeitlich versetzt folgen flächenextensive Industriezweige, sowie Mittel- und Unterschichten<br />
bedingt durch sozialen Wandel, Flächendruck und wirtschaftlichen Aufschwung in den freien<br />
Raum. [Eine tertiäre Suburbanisierung findet erst später im Rahmen der Tertiärisierung statt; vgl.<br />
Referat von Stella Romahn]. Unterdessen hält der Zuzug in die Städte [Urbanisierung] aufgrund<br />
des l’èxode rurale (Landflucht) an.<br />
In Nordamerika und vielen europäischen Staaten einschließlich Frankreich lässt die<br />
Urbanisierungstendenz Ende der 60er nach – zeitgleich mit der beginnenden weltweiten<br />
wirtschaftlichen Rezession seit 1973. Die verstärkte Bevölkerungs- und<br />
Beschäftigungsdezentralisierung ist jedoch keine Folgeerscheinung der globalen Ökonomie<br />
sondern vielmehr ein Resultat veränderter Lebensbedingungen und Wertschöpfung, und<br />
dem Wandel der Standortfaktoren für Industrie und Gewerbe.<br />
Die 1963 gegründete Raumordnungsbehörde délégation à l’aménagement du territoire et à<br />
l’action régionale (DATAR) 1 kontert der Dezentralisierung mit planerischen Mitteln:<br />
Wiederbelebung von Gleichgewichtsmetropolen (métropoles d’équilibres), Pariser<br />
Leitlinienplan und Selbstverwaltungsrechten für die 1956 aufgestellten 22 Programmregionen.<br />
Die villes nouvelles des Pariser Leitlinienplans von 1965 sind der Versuch, den<br />
Bedeutungsüberschuss der Oberzentren abzufedern und Ausgleichspole mit eigener,<br />
unabhängiger Infrastruktur sowie stabilem Arbeitsplatzangebot zu kreieren.<br />
1 Mit frei einsetzbaren Interventionsfonds, primär zur Überwindung von Strukturschwächen und räumlichen Disparitäten;<br />
ab 1970 wegen Weltwirtschaftskrise nur noch „Feuerwehr für soziale Brände“ (LASSERRE/SCHILD/UTERWEDDE 1997,<br />
S.167)<br />
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Der Trend hin zur ruralen Peripherie ist allerdings ein<br />
jüngerer: Ausgangspunkt ist die région parisienne gegen<br />
Ende der 60er; zehn Jahre später ist der Zuzug in den<br />
ländlichen Raum in allen großen europäischen und<br />
nordamerikanischen Städten ausgeprägt.<br />
In den Jahren 1968 bis 1975 verdoppeln sich die<br />
Zuwachsraten der communes périurbaines. Es folgen die<br />
Agglomerationen von Lyon, Marseille, Montpellier,<br />
Rennes und Besançon. Dem Norden und Osten<br />
widerfährt dieser Prozess erst Ende der 70er. In den 80ern<br />
entwickelt sich die <strong>Periurbanisierung</strong> regional differenziert:<br />
während sie im Großteil des Landes die Beschäftigung<br />
und damit den Rückhalt an einer Kernstadt hält,<br />
Quelle: INSEE n° 535<br />
diffundiert die Siedlermasse um Paris und im Südosten des<br />
Landes (Lyon, Marseille und andere Mittelmeerküstenstädte) sowie in kleinem Maße im Westen<br />
unkontrolliert in das Einzugsgebiet anderer städtischer Pole. Zur Veranschaulichung der<br />
neuesten Entwicklung von 1990 bis 1999 siehe Karte 2 und 3 im Abbildungsverzeichnis [die<br />
Daten sind zur Verwendung in GIS auch als dBase-Datei vom INSEE beziehbar].<br />
2.3 <strong>Periurbanisierung</strong> effektiv<br />
In den Jahren 1962 bis 1975 verdichtet sich das<br />
Arbeitsplatzangebot in den Kernstädten von 62% auf fast 70%<br />
des national Gesamten. Von 1975 bis 1990 profitieren die<br />
banlieues stärker von Zuwächsen im Jobangebot denn ihre<br />
Zentren. Die Steigerung bewirkt Zuzüge aus dem ländlichen<br />
Raum in die Stadtregion, wobei diese bedingt durch ihre<br />
eigene Verdichtung und Flächenmangel die Bevölkerung in die<br />
Peripherie drückt („pousser les habitants vers la périphérie“<br />
INSEE n°535).<br />
Von 1962 bis 1990 nimmt der Zahl der Erwerbstätigen in den<br />
communes périurbaines um 75% zu, die Arbeitsplätze nur um<br />
7% – inklusive einer 230%igen Steigerung des Pendleranteils<br />
Quelle: INSEE n° 535<br />
[isoliert in den couronnes périurbaines betrachtet sogar 420%; vgl. Abbildung 3]. Die<br />
Arbeitsplätze außerhalb des Wohnorts nehmen 1999 61% ein [1990: 52%], die durchschnittliche<br />
Distanz zum Arbeitsort stieg von 1982 13km auf 1990 14km bis 1999 15km.<br />
Zwischen 1975 und 1982 verloren die villes centres größer 100.000 Einwohnern -0,64% pro Jahr.<br />
Im Gegenzug wuchsen der Stadtrand mit +0,83% und das Umland mit +2,85%. Von 1990 bis<br />
1999 ergibt sich infolge der <strong>Periurbanisierung</strong> eine Zunahme der population urbaine von 2,3<br />
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Mio. gegenüber einer Abnahme von –400.000 bei der population rurale. Generell weisen alle<br />
aires urbaines positive Migrationssalden auf, bis auf die île de Paris und den Nordosten [letztere<br />
wegen industrieller Ausrichtung]. Schwerpunktgebiete des Prozesses sind immer noch die<br />
Agglomerationen von Paris [rückläufig], Lyon und Marseille, aber auch die Grenze zu<br />
Deutschland und der Schweiz, sowie Nord-pas-de-Calais.<br />
Die Intensität ist regional differenziert: Beispielsweise hat Paris mit über 10 Mio. Einwohnern nur<br />
9,5% Bevölkerungsanteil im couronne périurbaine [Marseille 8,5%; Lyon 16,3%]; andererseits gibt<br />
es Städte mit einem periurbanen Einwohneranteil größer 40% - vor allem in Provence-Alpes-<br />
Cote-d’Azur und Nord-pas-de-Calais (vgl. INSEE n°535; Stand 1990).<br />
Bei den Umzugsstatistiken fällt auf, dass ein Großteil der Zuzüge<br />
in Wohnungen ab fünf Zimmern, sowie in Eigentumswohnungen<br />
und Eigenheime auf die communes périurbaines entfallen. Die<br />
durchschnittliche Personenzahl je Umzug erreicht im<br />
periurbanen Raum fast drei, in den Stadtkernen lediglich 2,2 bis<br />
2,3 – was sich damit begründen lässt, dass intakte Familien mit<br />
gesichertem Einkommen wegen Raummangel das Zentrum<br />
verlassen. Man findet hier den größten Anteil der unter<br />
20jährigen trotz geringerer Natalität. 40% der Mehr-Auto-Besitzer<br />
befinden sich in den communes périurbaines (ville centre 15%;<br />
banlieue 25%) (vgl. INSEE n°535; Stand 1990).<br />
Die periurbane Wirtschaft ist ähnlich heterogen diversifiziert wie<br />
Quelle: INSEE n° 535<br />
in den Zentren, lediglich die Bauindustrie hebt sich mit 12% der<br />
Arbeitsplätze in den couronnes périurbaines gegenüber dem nationalen Niveau von 7,4%<br />
hervor (pôles urbains 6,5%) (vgl. INSEE n° 535, 870).<br />
Kennzeichen der périurbanisation ist also ‚Wohnfunktion außerhalb - Arbeitsplätze in der Stadt’.<br />
Der typische rurbain ist ein junger erwachsener Hauseigentümer mit Kindern, technischem<br />
Abschluss oder maîtrise, arbeitet im Dienstleistungssektor und besitzt zwei Autos (vgl. INSEE<br />
n°535).<br />
2.4 Gründe der Bevölkerungsdezentralisierung<br />
Die Auslöser und Gründe für den fortschreitenden <strong>Periurbanisierung</strong>sprozess sind vielschichtig,<br />
rückgekoppelt und bedingen sich teilweise selbst.<br />
Zunächst fällt Frankreichs Bevölkerungsentwicklung auf. Landflucht (l’exode rurale),<br />
Immigranten und Heimkehrer aus den Kolonien, sowie die Baby-Boomer-Phase (1946-1970) –<br />
aber auch das absolute Wachstum von 13 ‰, welches Familien unter Berücksichtigung der<br />
Miet- und Grundstückspreise in den pôles urbains vor ein höheres Platzbedürfnis stellt, fördern<br />
den Raumanspruch. Die Wohnungsbaupolitik hat außerdem bei ähnlicher<br />
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Bevölkerungsentwicklung wie in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg nicht einmal halb so<br />
viele Mieteinheiten im Rahmen des sozialen Mietskasernenbaus bereitgestellt – und wenn,<br />
dann wurden sie, um Geld zu sparen, am Stadtrand erschaffen, was den Flächendruck<br />
verstärkt.<br />
Mit steigender Prosperität vollzog sich ein sozialer Wandel. Man spricht von einer qualitativen<br />
Degradation des städtischen Lebensstils bedingt durch alte Bausubstanz, veralterte<br />
Infrastruktur und unzureichende Verkehrsanbindung. Es folgt ein Empfindungswechsel, die<br />
Stadt sei altmodisch, träge, rückständig. Aus der Anhebung des Lebensstandards des<br />
Durchschnittsbürgers resultiert ein höheres Freiheitsbedürfnis - persönliche Selbstverwirklichung<br />
im Raum (Eigenbestimmung des Lebensniveaus versus Fremdbestimmung in der Stadt).<br />
Parallel dazu steigt die Zahl der Singlehaushalte wegen Zunahme der Scheidungen (42%<br />
Scheidungsrate; 1970: 395.000 Heiraten bei 39.000 Scheidungen, 2000: 285.000 Heiraten bei<br />
120.000 Scheidungen), und die Zahl der einelterlichen Familien hat sich binnen der<br />
vergangenen 30 Jahre verdoppelt (1968 : 660.000<br />
Über 75 Jahre Davon Alleinstehend<br />
1999: 1.300.000). Hinzu kommt eine Überalterung der 1960 2,3 Mio. 0,85 Mio.<br />
Bevölkerung mit Trend zum Alleinstehenden (siehe 2000 4 Mio. 1,5 Mio.<br />
2020 6 Mio. 3 Mio.<br />
Tabelle; vgl. KLASEN 1972, S. 109ff.).<br />
Gesteigerter Motorisierungsgrad plus mehr Individualverkehr [Gleitzeit, Freizeitgestaltung]<br />
widerspiegeln die Mobilität der Bevölkerung genauso wie die hohe Affinität zum<br />
Wohnungswechsel (1990 bis 2000 sind 6 von 10 Franzosen umgezogen).<br />
Der Infrastrukturausbau am Stadtrand und in der Peripherie ermöglicht eine äquivalente<br />
Versorgung (Wasser- und Energie; auf mobilisierte Bevölkerung zugeschnittenes Netz an superund<br />
hypermarchés seit 1958, vgl. KLASEN 1972, S.113) verbunden mit Verlagerung der<br />
Hauptverkehrsachsen an den Stadtrand.<br />
Die industrielle Vergangenheit schuf Ungunsträume mit Altlasten, Brachflächen, alter<br />
Bausubstanz und strukturschwache bzw. monostrukturierte Bergbau-/Montanindustriegebiete,<br />
welche das Image eines Raumes (Stadtbild) und die Lebensqualität senken.<br />
Der Wandel der Wirtschaft hin zu Automation und Spezialisierung erfordert neue Standorte<br />
(Umweltauflagen, Grundstückspreise), neue Angebotsformen (Fach- und Verbrauchermärkte,<br />
Einkaufszentren) an Individualverkehrsachsen. Die Einzel- und Luxusartikelproduktion ist weniger<br />
auf vielfache Arbeiternähe angewiesen denn Massenfertigung.<br />
Neue Marktzweige infolge der Tertiärisierung resultierten in der sogenannten tertiären<br />
Suburbanisierung – der Verlagerung von Dienstleistungen und Gewerbe an den Stadtrand,<br />
und damit verbunden einem näheren Jobangebot für den ländlichen Raum. Unterstützt wird<br />
die Betriebsumsiedlung aus den villes centres heraus durch die angesprochenen politischen<br />
Maßnahmen der Dezentralisierung, insbesondere der Vergabe günstiger Kredite,<br />
Steuerentlastungen, u.ä. [Beispiel Gebühren für Erweiterung/Neuansiedlung in Paris ab 1955,<br />
vgl. LASSERRE/SCHILD/UTERWEDDE, S.166]. Zudem machen Informatik und Telekommunikation<br />
Standortfaktoren ubiquitär. Telearbeitsplätze mittelständischer bis großer Betriebe verdrängen<br />
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den Faktor Distanz, wobei aber auch hier wiederum nur eine besserverdienende Schicht in den<br />
Genuss der Heimarbeit kommt.<br />
Verstärkend wirkt die Wahl von Altersruhesitzen und Zweitwohnsitzen in klimatisch<br />
angenehmeren Regionen bzw. in natürlicherer Umwelt, jedoch in ausreichender Nähe zu<br />
Stadtregionen für die Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte.<br />
Altersruhesitze und „ü60-Singles“ nehmen bei stetiger Überalterung zu. 1990 waren 19,9 % der<br />
Bevölkerung über 60, 1999 waren es 21,3% [12,5 Mio.] - wohingegen die unter 20jährigen 1990<br />
26,5 %der Bevölkerung repräsentierten, gegenüber 1999 24,6 % [14,4 Mio.]. Zum Vergleich: In<br />
den 60ern lag der Anteil des «troisième âge» (über 65) noch unter 15% (vgl. KLASEN, S.112).<br />
Laut INSEE social n° 16 könnte 2035 die Geburten- die Sterberate unterschreiten.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass infolge veränderter Lebensbedingungen und –<br />
standards Wohngebiete, Gewerbe- und Industrieparks an Stadträndern oder in der Peripherie<br />
entstehen. Industrien und Gewerbe verschaffen sich dort in einer Eigendynamik<br />
Agglomerationsvorteile und gegenseitig erhöhte Nachfrage, wohingegen das weitläufige<br />
infrastrukturell komplett erschlossene Umland mit ausgeprägter Individualverkehrsausrichtung<br />
genug Reserven für den gesteigerten Flächenbedarf der Wohnbesiedelung bietet (vgl. INSEE<br />
n° 870).<br />
2.5 Projektion der Entwicklung in ein Phasenmodell<br />
Verschiedene Modelle zur Stadtentwicklung beschreiben die Prozessfolge der<br />
Siedlungsentwicklung, darunter das Phasenmodell von Agglomerationsräumen nach Gaebe<br />
(inhaltlich gleichzusetzen mit den theoretischen Überlegungen Aydalot’s zur croissance et<br />
déclin urbains; vgl. LONGCHAMP 1989, S.17).<br />
Phase (1) Urbanisierung:<br />
Bevölkerung und Wirtschaft<br />
waren stark konzentriert, da<br />
Einkommen und Verkehrsnetz<br />
nur arbeitsplatznahe<br />
Wohnungen zuließen.<br />
Phase (2) Suburbanisierung:<br />
Dekonzentration von<br />
Bevölkerung<br />
und<br />
Arbeitsplätzen. Fortzüge<br />
Phasenmodell von Agglomerationsräumen Quelle: HEINEBERG 2001, S.53<br />
wohlhabender Haushalte an<br />
den Stadtrand, später gefolgt von Industrie, Mittel- und Unterschichten, sowie zuletzt des<br />
Gewerbe- und Dienstleistungssektors.<br />
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<strong>Periurbanisierung</strong>/<strong>Rurbanisierung</strong><br />
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Phase (3) Desurbanisierung: Absolute Bevölkerungs- und Beschäftigungsabnahme im<br />
gesamten Agglomerationsraum, da die Zunahme im Umland die Verluste in der Kernstadt<br />
nicht mehr ausgleicht. Im angelsächsischen Vokabular treten counterurbanization und<br />
migration reversal an die Stelle der desurbanization.<br />
Im französischen Modell [nach Aydalot] tritt die périurbanisation an die Stelle der<br />
Desurbanisierung, einhergehend mit absolutem Bevölkerungs- und ggf. auch<br />
Beschäftigungswachstum in der Peripherie. Nach Gaebe ist die <strong>Periurbanisierung</strong> möglicher<br />
Bestandteil der Dezentralisierung (sowohl Phase 2 als auch 3).<br />
Phase (4) Reurbanisierung: Relative Bevölkerungs- und Beschäftigtenzunahme in der Kernstadt,<br />
infolge neuer Wertschöpfung durch private und öffentliche Erhaltungs- und<br />
Erneuerungsinvestitionen seit den 70ern. Oft verdrängen die kostenintensiven Umbauten<br />
einkommensschwache Schichten – sogenannter Prozess der gentrification (Veredelung) in den<br />
Zentren (vgl. HEINEBERG 2001, S.53).<br />
Die Phasen müssen nicht zwangsweise chronologisch abfolgen, und können auch einzeln oder<br />
gleichzeitig auftreten.<br />
Eine Bestätigung dieses Modells ergibt sich seit den 90ern - Reurbanisierung stellt sich in den<br />
villes centres und einigen banlieues (sogenannte banlieus dynamiques; vgl. INSEE n° 336b) ein.<br />
Trotz der sich überlagernden Urbanisierung/Suburbanisierung/<strong>Periurbanisierung</strong> konnten die<br />
villes centres von 1990 bis 1999 ein +0,15%iges Wachstum verzeichnen. Renovierung der<br />
Innenstädte, Flächenumwidmungen und exklusive Neubauten entsprechen der gentrification<br />
(vgl. HEINEBERG 2001, S.54f.).<br />
Die Angaben über die communes périurbaines sind in dieser Periode weitaus diffuser; der<br />
Migrationssaldo ist heute oft sehr klein oder gleich null. Von einem Ende der <strong>Periurbanisierung</strong><br />
kann man jedoch nicht definitiv sprechen, denn die in jetzt den poles urbaines wohnhaften<br />
Studenten/Schüler sind teils die Kinder der <strong>Periurbanisierung</strong>sgeneration von 1975-82.<br />
3 Fazit und Ausblick<br />
Die <strong>Periurbanisierung</strong> kann kurzgefasst als demographischer Druck der Städte in Richtung<br />
Peripherie verstanden werden, bei dem sich die Wohnbevölkerung im ländlichen Raum<br />
niederlässt, jedoch immer noch in der Agglomeration arbeitet. Den Höchststand erreichte<br />
dieser Prozess zwischen 1975 und 1982 mit anschließendem Einbruch. Infolge der<br />
périurbanisation verändert sich die soziale (Arbeits-)Struktur und die Gemeinden verlieren ihre<br />
landwirtschaftliche Ausrichtung. Auslöser sind der wirtschaftliche und soziale Wandel, sowie die<br />
Suche nach günstigem Baugrund (vgl. L'Académie de Dijon).<br />
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<strong>Ralph</strong> <strong>Buchfelder</strong><br />
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Beim Lesen dieser Arbeit fällt sofort die unterschiedliche Definitions- und Terminologiebasis auf.<br />
Direkte Vergleiche, zum Beispiel zwischen dem Stadtregionenmodell von Boustedt (vgl.<br />
HEINEBERG 2001, S.55f.) und der zonage en aires urbaines sind nicht möglich. Auch die für<br />
Deutschland durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) seit 1986 gültige<br />
Gliederung in siedlungsstrukturelle Gebietstypen ist nicht kompatibel. Näherungsweise wären<br />
die deutschen Pendants „verstädterte Räume mittlerer Dichte mit & ohne große Oberzentren“<br />
(Stufe II, 2&3 der Regionstypen; vgl. HEINEBERG 2001, S.61).<br />
Von wissenschaftlicher Seite wurde 1976 noch der Erfolg der <strong>Periurbanisierung</strong> angezweifelt, da<br />
infrastrukturelle Nachteile für Familien indiskutabel seien (Bauer und Roux; vgl. LONGCHAMP<br />
1989, S.27ff.). Die Akzeptanz des täglichen Pendlerverkehrs und erschwingliche<br />
Individualmobilität schufen dennoch parallel zur fortdauernden Verstädterung eine Umkehr<br />
der Wohnbevölkerungsmigration in Richtung ländlicher Raum.<br />
Das heutige Bild an Siedlungsprozessen ist stark durchmischt, weswegen ich von einem<br />
Prozesspluralismus sprechen möchte. Urbanisierung, Suburbanisierung und Reurbanisierung<br />
überlagern sich und existieren unabhängig voneinander – je nach sozialem Status oder der<br />
Arbeitsplatzsituation.<br />
Offen bleibt die Frage der Verträglichkeit des Flächenkonsums für Wirtschaft und Umwelt.<br />
Die Kosten des Infrastrukturausbaus und der Erschließung sind immens, ökologische<br />
Auswirkungen kann man am urban sprawl in den Vereinigten Staaten beobachten. Das<br />
Funktionieren basiert rein auf Transportmitteln, und diese wiederum auf Öl.<br />
Theoretisch sind Stadt und Land Antagonisten. Solange Bauern Profit daraus schlagen können,<br />
ihre Flächen zu verkaufen wird kein Nutzungskonflikt entbrennen - aber später Wie fügt sich<br />
der urbane Lebensstil in den ländlichen Raum ein bzw. welche Veränderungen bringt er für<br />
den Lebensstandard einschließlich vermehrter Luxusgüter im ländlichen Raum Noch spricht<br />
die DATAR von campagnes fragiles und rural en transition. Was kommt danach Verarmung,<br />
soziale Spaltung<br />
Und was geschieht mit Siedlungsflächen, die in 100 Jahren aufgegeben werden und als<br />
Immobilien uninteressant sind, da noch Reserven im ländlichen Raum existieren In der Stadt<br />
wird wegen Flächenmangels „notgedrungen“ renoviert oder abgerissen und neugebaut...<br />
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<strong>Ralph</strong> <strong>Buchfelder</strong><br />
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Literaturverzeichnis<br />
BARRÈRE, P./ CASSOU-MOUNAT, M. (1980): Les villes françaises. Paris.<br />
DÉZERT, B./ METTON, A./ STEINBERG, J. (1991): La périurbanisation en France. Paris.<br />
HEINEBERG, H. (2001): Grundriß Allgemeine Geographie. Stadtgeographie. Paderborn. 2.<br />
Auflage.<br />
KLASEN, J. (1972): Urbanisierung in Frankreich. Bevölkerungs-, wirtschafts- und<br />
sozialgeographische Aspekte. In: Ruppert, K./ Schaffer, F./ Thiel, E. (Hrsg.): Bevölkerungs- und<br />
Sozialgeographie. Deutscher Geographentag in Erlangen 1971: 109-116. (=Münchner Studien<br />
zur Sozial- und Wirtschaftsgeographie, Bd. 8).<br />
LASSERRE, R./ SCHILD, J./ UTERWEDDE, H. (1997): Frankreich – Politik, Wirtschaft, Gesellschaft.<br />
(=Grundwissen Politik, Bd. 19).<br />
LESER, H. (Hrsg.) (2001): Wörterbuch Allgemeine Geographie. München. 12. Auflage.<br />
LONGCHAMP, J. (1989): La périurbanisation dans l’ouest lémanique. Lausanne.<br />
RUDOLPH-CLEFF, A. (1996): Wohnungspolitik und Stadtentwicklung. Ein deutsch-französischer<br />
Vergleich. (=Stadtforschung aktuell, Bd. 55).<br />
Internet:<br />
DATAR: http://www.datar.gouv.fr/Datar_Site/Datar_ssc.nsf/64a47503db3<br />
0cd8dc1256591003bd380/5504d85919bdec46c1256bad00490d04/$FILE/p1192.pdf<br />
[Stand 17.06.2004].<br />
INSEE: http://www.insee.fr [Stand 17.06.2004].<br />
- Publications n° 294, 295, 307, 336b, 516a, 535, 607, 663, 664, 765, 767, 789, 870, 875, 903.<br />
- Insee résultats société n°16.<br />
L'Académie de Dijon: http://webpublic.ac-dijon.fr/pedago/histgeo/Enseigner/Archives/<br />
Auxerrois/ periurb2.htm [Stand 23.07.2004].<br />
L'Académie de Limoges: http://www.educreuse23.ac-limoges.fr/loewy/siglim/cartes_ZAU.htm<br />
[Stand 17.06.2004].<br />
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Karte 1<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Zonage des aires urbaines<br />
Quelle: L'Académie de Limoges<br />
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Karte 2<br />
Zonage des aires urbaines<br />
Quelle: L'Académie de Limoges<br />
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Karte 3<br />
Zonage des aires urbaines<br />
Quelle: L'Académie de Limoges<br />
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Karte 4<br />
Etude Datar 09/2003: Les trois nouveaux visages de la France rurale<br />
Quelle: Datar<br />
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