Die Vereinten Nationen in Bonn

RÜDIGER STREMPEL
UN BONN
Die Vereinten Nationen in Bonn
The United Nations in Bonn
Photos: P. M. J. Rothe

2 Die Vereinten Nationen in Bonn
Bild Der Lange Eugen auf dem UN Campus Bonn
Image The Langer Eugen building at UN Campus Bonn

The United Nations in Bonn
3
INHALTSVERZEICHNIS
05 Vorwort
Richard Dictus, Exekutivkoordinator,
United Nations Volunteers (UNV)
07 I. DIE ZUKUNFT BAUEN
12 II. AUF DIE ZUKUNFT BAUEN
27 III. FÜR DIE ZUKUNFT BAUEN
36 Abkürzungen
38 Die Vereinten Nationen in Bonn
– eine Chronologie
40 UN-Dienststellen in Bonn
42 Danksagung
Der Autor & der Fotograf
Bildnachweise
TABLE OF CONTENTS
05 Preface
Richard Dictus, Executive Coordinator,
United Nations Volunteers (UNV)
07 I. BUILDING THE FUTURE
13 II. BUILDING ON THE FUTURE
27 III. BUILDING FOR THE FUTURE
36 Abbreviations/Acronyms
38 The United Nations in Bonn – a Chronology
40 UN Agencies in Bonn
42 Acknowledgements
The author & the photographer
Photo credits

4 Die Vereinten Nationen in Bonn

The United Nations in Bonn
5
VORWORT
Mein erster Besuch in Bonn fand 1974 statt. Ich war ein noch
Kind. Wir waren damals unter anderem im Beethovenhaus und auf
dem Drachenfels, wo mein Vater mir die Nibelungensage erklärte,
die einen sehr bleibenden Eindruck bei mir hinterließ. Auch den
Langen Eugen gab es 1974 schon, doch hätte ich mir damals
kaum vorstellen können, dass ich einmal in diesem Gebäude
arbeiten würde. 2013 kehrte ich nach Bonn zurück, um meine
Arbeit als Exekutivkoordinator von UNV aufzunehmen. Doch bis
auf das Siebengebirge und den Langen Eugen erkannte ich nur
wenig wieder. Dies zeigt, wie sehr sich Bonn in den letzten Jahrzehnten
verändert hat. Nach dem Umzug von Parlament und Regierung
nach Berlin musste sich die frühere Bundeshauptstadt
teilweise neu erfinden. Das ist hervorragend gelungen. Die heutige
Bundesstadt Bonn ist Sitz weltweit operierender Unternehmen,
aber auch zweites politisches Zentrum Deutschlands. Bonn ist
heute eine echte Drehscheibe für Umwelt und nachhaltige Entwicklung.
Hier am Rhein befinden sich die
dafür zuständigen deutschen Ministerien
und Organisationen, wie etwa das Bundesministerium
für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung und das Bundesumweltministerium,
die Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ),
außerdem eine führende Universität, das
Zentrum für Entwicklungsforschung und
zahlreiche Nichtregierungsorganisationen.
Damit besteht ein hervorragendes Umfeld
für eine weitere wichtige Rolle der Stadt:
Bonn ist ein florierender und wachsender
Standort der Vereinten Nationen, deren
Arbeit hier auf die Themen Umwelt und
nachhaltige Entwicklung fokussiert ist. Die
Vereinten Nationen genießen dabei in
Bonn, auf dem neu geschaffenen UN Campus,
eine erstklassige Unterbringung. Diese
hervorragende Infrastruktur steht uns
zur Verfügung, ohne dass den Vereinten Nationen große Kosten
entstehen. So etwas gibt es weltweit nur an wenigen anderen
Standorten. Zudem wissen wir UN-Mitarbeiter in Bonn es sehr zu
schätzen, dass unsere Büros an einem zentralen Ort der demokratischen
deutschen Nachkriegsgeschichte liegen und wir sind
uns der Verantwortung bewusst, die daraus erwächst. Die Vereinten
Nationen sind eine Organisation, die auf eine bessere Welt
hinarbeitet und wir sollten den deutschen Gastgebern auch zeigen,
dass und wie wir das tun. Ich freue mich daher, dass diese
Publikation Bewohnern und Besuchern Bonns sowie anderen Interessierten
einen Einblick in die Arbeit der Vereinten Nationen in
Bonn, aber auch in die Räume gewährt, von denen aus diese
Arbeit geleistet wird.
PREFACE
The first time I came to Bonn was in 1974. I was a child. Back
then, we visited Beethoven’s birthplace and the Drachenfels
and my father explained the Nibelungen saga, which made a
lasting impression on me. The ‘Langer Eugen’ also already
existed at that time, though I would never have imagined that I
would work there one day. I returned to Bonn in 2013, when I
took up the function of Executive Coordinator of UNV. But
apart from the Siebengebirge and the ‘Langer Eugen’ there
was little I recognized here. This goes to show how much Bonn
has changed in the past few decades. When the German Parliament
and the Federal Government relocated to Berlin, the
former Federal Capital had to partly reinvent itself. It was very
successful in doing so. Today’s Federal City of Bonn hosts a
number of global corporate players, but it also remains Germany’s
second political center. It is a veritable hub for environment
and sustainable development issues. The competent
German ministries and organizations,
such as the Federal Ministry for Economic
Cooperation and Development and the
Ministry for the Environment, the Gesellschaft
für Internationale Zusammenarbeit
(GIZ), as well as a leading University,
the Center for Development
Research (ZEF) and numerous NGOs are
based here. This creates an excellent
environment for another of the city’s important
roles: Bonn is a flourishing and
bourgeoning UN center, with environment
and sustainable development as
the main focus of the UN organizations
based here. In Bonn, the United Nations
benefits from the excellent accommodation
on the newly created UN Campus.
© UNV
This outstanding infrastructure is made
available to us at virtually no cost to the
UN. Only few UN cities worldwide offer
similarly favorable conditions. Moreover, we, the UN staff in
Bonn, deeply appreciate that our offices are located in one of
the most centrally important places of democratic German
post-war history and we are aware of the responsibility this
entails. The United Nations is an organization that works to
create a better world and we should demonstrate to our German
hosts that we are doing this and how we are going about
it. I am gratified, therefore, that this publication offers the citizens
of Bonn, those visiting the city and anybody else with an
interest in UN Bonn insights into our work and a glimpse of the
places where this work is being done.

6 Die Vereinten Nationen in Bonn
Bild Das Alte Abgeordnetenhochhaus auf dem UN Campus Bonn,
Sitz des UN-Klimasekretariats
Image The Altes Abgeordnetenhochhaus at UN Campus Bonn,
seat of the UNFCCC secretariat

The United Nations in Bonn
7
I. DIE ZUKUNFT BAUEN
I. BUILDING THE FUTURE
Viele Menschen denken bei den Vereinten Nationen zuerst an
Friedens- und Sicherheitsfragen. Dies ist nicht sonderlich überraschend,
denn bereits 1948 entwickelten die Vereinten Nationen
das Konzept des Peacekeeping und die Friedenstruppen der
Organisation wurden 1988 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Zudem ist dies ein Bereich, der gerne von den Medien
aufgegriffen wird, sowohl wenn Erfolgsgeschichten geschrieben
werden, als auch bei tragischen Misserfolgen. Aber bei den Vereinten
Nationen geht es um weit mehr, wie schon ein flüchtiger
Blick auf die Webseite der Weltorganisation und die dort aufgeführten
fünf Hauptpolitikbereiche zeigen. Neben Frieden und
Sicherheit umfasst die Liste Folgendes: Menschenrechte,
Humanitäre Angelegenheiten, Völkerrecht und Entwicklung. Ein
Klick auf den Button Entwicklung führt zu folgender Überschrift:
„Armut bekämpfen, Wohlstand fördern und unseren Planeten
schützen“. Eine knappe Zusammenfassung dessen, worum es
bei nachhaltiger Entwicklung geht. Und nachhaltige Entwicklung
ist das, womit die Vereinten Nationen in Bonn befasst sind.
Die UN-Charta selber erwähnt den Begriff der nachhaltigen Entwicklung
mit keinem Wort (den des Peacekeeping allerdings
auch nicht). Wohl heißt es in der Präambel, dass die Völker der
Vereinten Nationen fest entschlossen seien, „internationale Einrichtungen
in Anspruch zu nehmen, um den wirtschaftlichen und
sozialen Fortschritt aller Völker zu fördern”. Doch werden damit
nur einige Aspekte der nachhaltigen Entwicklung abgedeckt.
Das Prinzip umfasst drei Elemente: Umweltschutz, soziale und
wirtschaftliche Entwicklung.
In den Anfangsjahren der Weltorganisation spielten Umweltfragen
in ihrer Arbeit keine bedeutende Rolle (was die Politiken
ihrer Mitgliedstaaten widerspiegelte). Erst auf der Konferenz der
Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen (UNCHE),
die 1972 in Stockholm stattfand, begannen Umweltthemen sowie
das Verhältnis zwischen Umwelt und Entwicklung in den Vordergrund
zu rücken. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen
(UNEP) wurde gegründet und die ersten multilateralen
Umweltübereinkommen ausgehandelt und geschlossen. 1983
richtete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die
Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen
ein (WCED, nach ihrer Vorsitzenden, der ehemaligen norwegischen
Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland auch
Peace and security issues are the first things many people associate
with the United Nations. Not surprisingly perhaps, since
the United Nations pioneered the concept of peacekeeping as
long ago as 1948, and in 1988 the UN peacekeeping forces were
awarded the Nobel Peace Prize. Moreover, the media tend to
focus on this area, its success stories and tragic defeats. But
there is much more to the UN, as even a brief glance at the United
Nations website and the five main policy areas listed there illustrates.
In addition to Peace and Security, the list comprises:
Human Rights, Humanitarian Affairs, International Law and Development.
Click on the Development button and you will find
the following caption: “Reducing poverty, promoting prosperity
and protecting the planet”. A concise summary of what sustainable
development is all about. And sustainable development is
what the UN in Bonn is all about.
Nowhere does the UN Charter itself speak of sustainable development
(but then, it does not mention peacekeeping either).
The Preamble does express the determination of the peoples of
the United Nations to “employ international machinery for the
promotion of the economic and social advancement of all
peoples”. But this covers only some of the facets of sustainable
development, which encompasses three elements: environmental
protection, social and economic development.
In the organization’s early years, environmental concerns did
not take a prominent place on the UN agenda (reflecting the
policy agendas of its member states). It was not until the United
Nations Conference on the Human Environment (UNCHE), held
in Stockholm, Sweden, in 1972, environmental issues and the
connection between environment and development started moving
to the forefront. The United Nations Environment Programme
was set up and the first multilateral environmental agreements
were negotiated and concluded. In 1983, the UN General Assembly
established the World Commission on Environment and Development
(WCED, also known as the Brundtland Commission,
after its Chairperson, the former Norwegian Prime Minister Gro
Harlem Brundtland). In its 1987 report, “Our Common Future”,
the Commission provided the most commonly cited definition:
„Sustainable development is development that meets the needs
of the present without compromising the ability of future generations
to meet their own needs.” The next milestone was the

8 Die Vereinten Nationen in Bonn
Brundtland-Kommission genannt). Deren 1987 vorgelegter Bericht
unter dem Titel „Unsere gemeinsame Zukunft“ lieferte die
heute gängigste Definition der nachhaltigen Entwicklung: „Nachhaltige
Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der
Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen
ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“. Der
nächste Meilenstein war der sogenannte Erdgipfel von Rio, die
Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung
(UNCED) im Jahr 1992. An dieser Konferenz nahmen Vertreter
von 172 Regierungen und 116 Staats- oder Regierungschefs teil.
Hier wurden die Grundlagen für viele der seit dem ausgehenden
20. Jahrhundert vorangetriebenen politischen Initiativen der
Weltgemeinschaft auf dem Gebiet der Umwelt und Entwicklung
gelegt. UNCED verabschiedete die Rio-Erklärung über Umwelt
und Entwicklung, die 27 Grundsätze für eine künftige nachhaltige
Entwicklung rund um den Globus enthielt, sowie die Agenda
21, einen umfassenden weltweiten Aktionsplan für nachhaltige
Entwicklung. Ein weiteres Ergebnis der Konferenz waren die drei
sogenannten Rio-Konventionen (CBD, UNCCD, UNFCCC). Zur
Überwachung und Sicherung der Umsetzung der Agenda 21
setzte die UN-Generalversammlung 1992 die Kommission der
Vereinten Nationen für Nachhaltige Entwicklung (CSD) ein.
Seit 1992 hat es mehrere Folgetreffen zur Konferenz über Umwelt
und Entwicklung gegeben, von denen jedoch keines eine so
starke Wirkung entfaltete, wie der Rio-Gipfel. 1997 traf sich die
UN-Generalversammlung zu einer Sondersitzung über die Implementierung
der Agenda 21 (Rio + 5), ein Weltgipfel für nachhaltige
Entwicklung (WSSD) fand 2002 in Johannesburg statt und
verabschiedete die sogenannte Johannesburg-Erklärung und
einen Aktionsplan, der unter anderem zu einer Verringerung des
erschreckend schnell voranschreitenden Verlusts an Artenvielfalt
aufrief. Thema des Millenniumsgipfels der Vereinten Nationen,
der 2000 am Hauptsitz der Vereinten Nationen stattfand,
war nicht vorrangig die nachhaltige Entwicklung, sondern die
Rolle der Vereinten Nationen im 21. Jahrhundert. Doch brachte
das Treffen die Millenniums-Erklärung und die sogenannten Millenniums-Entwicklungsziele
hervor, die bis 2015 erreicht werden
sollten, was allerdings nur teilweise gelingen wird. Die folgenden
acht Millenniums-Entwicklungsziele wurden beschlossen:
• Beseitigung von extremer Armut und Hunger
• Gewährleistung von Grundschulbildung für alle Kinder
• Förderung der Gleichstellung und größeren Einflusses
der Frauen
1992 Rio Earth Summit, the United Nations Conference on Environment
and Development (UNCED). This conference, attended
by representatives of 172 governments, including 116 heads
of state or government, and thousands of NGO representatives,
laid the groundwork for much of the international community’s
environmental and development policy initiatives since the end
of the 20th century. UNCED adopted the Rio Declaration on Environment
and Development, which consisted of 27 principles
intended to guide future sustainable development around the
world, as well as Agenda 21, a comprehensive global plan of
action for sustainable development. The three so-called Rio
Conventions (CBD, UNCCD, UNFCCC) were a further outcome
of the meeting. To monitor and ensure progress in implementing
Agenda 21, the UN General Assembly established the Commission
on Sustainable Development in 1992.
Several follow-up meetings to UNCED have been held since
1992, though none achieved the same impact as the Rio Summit
itself. 1997 saw a special session of the UN General Assembly
on the implementation of Agenda 21 (Earth Summit + 5), a World
Summit on Sustainable Development (WSSD) was held in Johannesburg
in 2002 and adopted the so-called Johannesburg Declaration
and a Plan of Implementation, calling among other things
for a reduction in the appallingly rapid loss of global biodiversity.
Not exclusively devoted to sustainable development issues, the
Millennium Summit was a meeting among many world leaders
held at United Nations headquarters in New York City, USA, in
September 2000 to debate on the role of the United Nations in
the 21st century. The meeting, however, spawned the United
Nations Millennium Declaration and the so-called Millennium
Development Goals (MDGs), to be achieved by 2015. They will,
however, be only partially achieved. The following eight MDGs
were adopted:
• Eradicating extreme poverty and hunger
• Achieving universal primary education
• Promoting gender equality and empower women
• Reducing child mortality
• Improving maternal health
• Combating HIV/AIDS, malaria, and other diseases
• Ensuring environmental sustainability
• Developing a global partnership for development.
In June 2012, world leaders and participants from governments,
civil society and the private sector again met in Rio de Janeiro for

The United Nations in Bonn
9
Bilder oben links: Das weithin sichtbare UN-Emblem auf dem
Langen Eugen und eine Abordnung der Bonner Feuerwehr
oben rechts: UN-Generalsekretaer Kofi Annan bei der Einweihung
des UN Campus am 11. Juli 2006
unten: UN-Generalsekretar Kofi Annan und die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der UN in Bonn bei der Einweihung des UN
Campus
Images top left: visible from afar - the UN emblem on the roof of
the Langer Eugen building, and a delegation of the City of Bonn
Fire Department
top right: UN Secretary General Kofi Annan at the UN Campus
inauguration, July 11, 2006
bottom: UN Secretary General Kofi Annan and the staff of the UN
in Bonn at the UN Campus inauguration
© Thierry Janssen © UNV
© UNV

10 Die Vereinten Nationen in Bonn
• Senkung der Kindersterblichkeit
• Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter
• Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen
Krankheiten
• Gewährleistung einer nachhaltigen Umwelt
• Schaffung einer globalen Partnerschaft im Dienste der
Entwicklung
Im Juni 2012 trafen sich Spitzenpolitiker und staatliche Delegationen
aus 190 Ländern, sowie Teilnehmer aus Zivilgesellschaft
und Wirtschaft zur Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige
Entwicklung (UNCSD, Rio + 20), erneut in Rio de Janeiro,
um den zwanzigsten Jahrestag von UNCED und den 10. Jahrestag
des WSSD zu begehen. Zwei Themen bestimmten die Tagesordnung:
die Green Economy im Kontext nachhaltiger Entwicklung
und Armutsbekämpfung und die institutionellen
Rahmenbedingungen nachhaltiger Entwicklung. Das Abschlussdokument
der Konferenz („The future we want”), soll den Kurs
für die Zeit nach 2015, also nach Auslaufen der MDG-Zielvorgaben,
setzen. Das Dokument rief unter anderem zur Einrichtung
einer offenen Arbeitsgruppe zur Formulierung von Zielen für
Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goal, SDGs)
auf. Im Juli 2014 beschloss die Arbeitsgruppe, ihren 17 Ziele und
169 Unterziele umfassenden Entwurf an die Generalversammlung
der Vereinten Nationen weiterzuleiten. Die Inhalte und Zielsetzungen
der post-2015-Agenda sollen nun ausgehandelt und
auf einem UN-Gipfeltreffen im September 2015 offiziell verabschiedet
werden.
Mehr als 20 Jahre nach dem Rio-Gipfel von 1992 bestimmen
Umwelt- und Entwicklungsthemen die Arbeit fast aller Bereiche
der Vereinten Nationen mit. UN-Organisationen in aller Welt beschäftigen
sich auf die eine oder andere Weise mit diesen Fragen.
Das Alleinstellungsmerkmal der Vereinten Nationen in
Bonn aber ist es, dass alle 18 hier angesiedelten Organisationen
mit Umwelt- und/oder Entwicklungsthemen befasst sind. Ihre
Aufgabenbereiche reichen von Klimawandel bis Artenvielfalt,
von Berufsbildung zu Katastrophenvorsorge, von Freiwilligendienst
für Frieden und Entwicklung bis zu raumfahrtgestützter
Information für Katastrophenmanagement, um nur einige
Arbeitsgebiete zu nennen. In weniger als 20 Jahren hat sich die
Stadt am Rhein damit zu der Drehscheibe der Vereinten Nationen
in diesem Bereich entwickelt.
g

The United Nations in Bonn
11
Bild Altes Abgeordnetenhochhaus: Das Thermometer des
Künstlers Michael Sailstorfer
Image Altes Abgeordnetenhochhaus: the thermometer designed
by the artist Michael Sailstorfer
the United Nations Conference on Sustainable Development
(Rio+20) to mark the 20th anniversary of UNCED and the 10th
anniversary of the WSSD. Focusing on two themes (a green economy
in the context of sustainable development and poverty eradication
and the institutional the institutional framework for
sustainable development. Rio+20 delivered a focused political
outcome document (entitled “The future we want”), intended to
chart the course for the post-2015 era, as 2015 is the target ear
for the MDGs. The document called for the establishment of an
open working group of the General Assembly to prepare a proposal
for Sustainable Development Goals (SDGs), to build on the
Millennium Development Goals. On July 2014 the open working
group agreed to forward its proposal, containing 17 goals and
169 associated targets for SDGs, to the General Assembly for
consideration and appropriate action. The content and goals of
the post-2015-Agenda are now being negotiated and it is
planned to officially adopt the agenda at a UN summit meeting
in September 2015.
Over twenty years after UNCED, environmental and sustainable
development concerns are reflected in the work of the UN
across the organization. UN agencies around the globe deal, in
one way or another, with related issues. The UN in Bonn, however,
is unique in that the work of all 18 Bonn-based agencies
revolves around the environment and/or sustainable development.
Their mandates cover matters ranging from climate
change to biodiversity, from technical and vocational training to
disaster reduction, from volunteerism for peace and development
to space-based emergency response, to name but a few.
In a matter of less than 20 years, the city on the banks of the
Rhine has therefore developed to the United Nations hub in this
area.
g

12 Die Vereinten Nationen in Bonn
II. AUF DIE ZUKUNFT BAUEN
Das schnörkellose Gebäude der Vereinten Nationen ist das Werk
eines Stararchitekten. Gemächlich strömt der Fluss zu Füßen des
Hochhauses vorbei, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus
allen Teilen der Erde daran arbeiten, die Welt ein wenig besser zu
machen.
Was nach New York und dem East River klingt, liegt in Wahrheit
mitten in Europa: der UN Campus am Bonner Rheinufer mit seinem
Wahrzeichen, dem Langen Eugen. Nicht Le Corbusier hat ihn
gezeichnet, sondern Egon Eiermann. Alles ist einige Nummern
kleiner, als in New York. Und dennoch eine Erfolgsgeschichte, wie
der Berater der Stadt Bonn für die Vereinten Nationen, Botschafter
a.D. Harald Ganns, anmerkt. „Vor dem Umzug der Bundesregierung
nach Berlin im Jahr 1999 gab es in Bonn einige Dutzend
UN-Mitarbeiter. Heute sind es um die 1 000. Die Zahlen sprechen
für sich,“ so Ganns, der seit 1995 mit Fragen der Ansiedlung internationaler
Organisationen in Bonn befasst ist und sich mit dem
Thema auskennt wie kein Zweiter.
Tatsächlich beginnt die Geschichte der Vereinten Nationen in
Bonn lange vor dem 1991 gefassten Beschluss, Parlament und
Teile der Regierung von Bonn nach Berlin zu verlegen. 1951 richtete
das Amt des Hochkommissars der Vereinten Nationen für
Flüchtlinge (UNHCR) ein Verbindungsbüro in der noch jungen
Bundeshauptstadt ein. Zwei Jahre später folgte die Internationale
Arbeitsorganisation (ILO). Doch diese Büros, deren Gründerzeitvillen
im Bad Godesberger Villenviertel seit dem Regierungsumzug
längst andere Nutzer gefunden haben, waren klein und lediglich
Repräsentanzen ihrer jeweiligen Organisationen bei der
Bundesregierung, so wie sie in anderen Hauptstädten weltweit
auch zu finden sind.
1984 aber siedelten die Vereinten Nationen eine Dienststelle anderer
Art am Rhein an: das Sekretariat des Übereinkommens zur
Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten. Das Übereinkommen,
nach seiner englischen Bezeichnung Convention on
Migratory Species abgekürzt als CMS, ist eine der ersten Umweltkonventionen,
die im Gefolge des 1972 in Stockholm abgehaltenen
ersten UN-Umweltgipfels ausgehandelt wurden – und zwar in
Bonn. 1979 wurde der Vertrag auf der Godesburg unterzeichnet
und ist daher auch als Bonner Konvention bekannt. Das Sekretariat
nahm 1984 mit einer Handvoll Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
seine Tätigkeit in Bonn auf. Winzig, noch kleiner als die Büros
des UNHCR und der ILO, aber doch etwas ganz anderes. Denn es
war so etwas wie das Hauptquartier der Konvention. Auch wenn
es kaum jemand merkte: Bonn war damit UN-Stadt geworden.
Was dann geschah Im Hinblick auf die UN-Präsenz in Bonn zunächst
nichts. Ansonsten aber sehr viel. Innerhalb weniger Jahre
vollzog sich eine weitgehend friedliche Revolution, die das politische
Gefüge der Nachkriegszeit mit seinem Blockdenken, seinem
Kalten Krieg, seinem geteilten Europa in den Keller der Geschichte
verbannte. Auch die Teilung Deutschlands fand damit ihr Ende.
Und die Zeit Bonns als Hauptstadt. Am 20. Juni 1991 beschloss
der Deutsche Bundestag nach langer, teils hitziger Debatte und
mit denkbar knapper Mehrheit, den Parlaments- und Regierungssitz
nach Berlin zu verlegen. Was heute vergessen wird: In der
deutschen Bevölkerung gab es damals für diese Entscheidung
keine Mehrheit. In Bonn schon gar nicht. Im Gegenteil, in der abservierten
Bundeshauptstadt am Rhein machte sich Panik breit.
Was würde nun aus der Stadt werden Wieder die von John Le
Carré wenig schmeichelhaft beschriebene „kleine Stadt am
Rhein“ Ein Provinznest mit Tausenden von Quadratmetern ehemaliger
Bundesbüros ohne die dazugehörigen Bundesbediensteten,
mit Dutzenden von verwaisten Botschaften und einer „Diplomatenrennbahn“
(wie die B-9 zu Bundeshauptstadtzeiten genannt
wurde) ohne Diplomaten „Immerhin“, erinnert sich Ganns, „gab
es vor 1999 in Bonn rund 150 Botschaften und um die 30.000
Menschen, die als Mitarbeiter oder Angehörige von Mitarbeitern
mit diesen Botschaften verbunden waren.“
FÜNF SÄULEN FÜR DIE ZUKUNFT
Der Rheinländer neigt zum Fatalismus. Hiervon ließ man sich jedoch
im Bonn der frühen neunziger Jahre glücklicherweise nicht
leiten. Nachdem die Bonner und diejenigen, die der Stadt wohlgesonnen
waren, sich vom ersten Schock erholt hatten, begannen
sie auf Abhilfe zu sinnen. Diese nahm 1994 im Berlin-Bonn-
Gesetz Gestalt an. Als Basis des Strukturwandels wurde ein
Konzept erarbeitet, demzufolge die Zukunft Bonns auf fünf Säulen
ruhen sollte: Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, die Rolle als
zweites politisches Zentrum in Deutschland und Internationales.
Während man in Berlin gerne auf den Zusatz „Bundes“ vor dem
Titel Hauptstadt verzichtet, verhielt es sich bei Bonn fortan umgekehrt.
Die Stadt verlor das Beiwort Hauptstadt, durfte aber

The United Nations in Bonn
13
Bild Einweihung des UN Campus Bonn, 11. Juli 2006
Image Inauguration of UN Campus Bonn, July 11, 2006
II. BUILDING ON THE FUTURE
A functional United Nations building designed by a star architect.
A big river serenely flowing past the office tower in which
UN staff from around the globe work to make our world a better
place.
Thinking of New York and the East River Think again! The UN
Campus and its iconic Langer Eugen high-rise building are located
on the banks of the Rhine in Bonn, Germany. The building was
created by Egon Eiermann rather than Le Corbusier. Everything
here is considerably smaller than in New York. And yet this is a
success story, states Harald Ganns. The former Ambassador, now
the City of Bonn’s Senior Advisor on the United Nations, has been
working to establish Bonn as a center of international organizations
since 1995 and probably knows the story better than anyone
else. “When the German government moved to Berlin in 1999
there were a few dozen UN staff members based in Bonn. Today
there are some 1,000 working here,” Ganns notes.
In fact, the UN presence in Bonn predates the German Bundestag’s
decision to relocate Parliament and parts of the Federal
Government to Berlin, which was taken in 1999, by several decades.
In 1951, the United Nations High Commissioner for Refugees
(UNHCR) opened a liaison office in the recently established
capital of West Germany. The International Labour Organization
(ILO) followed suit two years later. But these offices, whose stuccoed
villas in a leafy neighborhood of Bonn’s southernmost district
of Bad Godesberg have long since found new occupants,
were small and merely representations of their respective organizations
to the German government, no different from those
found in other capitals the world over.
In 1984, however, the United Nations set up a totally different
kind of office on the banks of the Rhine when the Secretariat of
the Convention on Migratory Species (CMS) took up its work in
Bonn. The Convention was one of the earliest multilateral
© UNV

14 Die Vereinten Nationen in Bonn
den Bund weiter in der offiziellen Bezeichnung führen und firmiert
seit Inkrafttreten des Bonn-Berlin-Gesetzes als Bundesstadt
Bonn.
Das Fünf-Säulen-Konzept war in sich schlüssig und sinnvoll und
die Umsetzung lief rasch an. Während sich aber vier der Säulen
relativ gut von Deutschland aus bauen ließen, lagen die Dinge im
Bereich Internationales, der aus Bonn ein Zentrum internationaler
Zusammenarbeit machen sollte, etwas komplizierter. Hierzu
bedurfte es der Ansiedlung internationaler Organisationen, die
nicht per Gesetz zu einem Umzug an den Rhein verpflichtet werden
konnten und hierfür erst gewonnen werden mussten. Es gibt
jedoch auf internationaler Ebene ein Gentlemen’s Agreement,
wonach kein Staat die in einem anderen Land beheimateten
internationalen Institutionen gezielt abwirbt. Als Kandidaten für
Bonn kamen also nur solche Organisationen in Betracht, die entweder
neu gegründet wurden und auf der Suche nach einem
Standort waren, oder die sich ohnehin mit Umzugsplänen trugen.
Dabei stand und steht Bonn jedoch in Konkurrenz mit etablierten
internationalen Zentren wie Brüssel, Genf, Wien oder New York
sowie zahlreichen anderen Städten, die ebenfalls ihr internationales
Profil zu schärfen versuchen. Und wie sollte die Bundesregierung
internationalen Organisationen einen Standort schmackhaft
machen, dem sie selber gerade den Rücken kehrte
Es gelang denn auch nicht alles. 1994 zerschlug sich beispielsweise
die Hoffnung auf Ansiedlung der – nicht zum UN-System
gehörenden – Weltzollorganisation. Auf dem Grundstück gegenüber
dem Haupteingang zur Rheinaue, das man hierfür vorgesehen
hatte, baute später die VR-Bank Bonn ihren Geschäftssitz.
Auch das Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung der
Artenvielfalt (Convention on Biodiversity, CBD), einer der beim
Umweltgipfel in Rio 1992 aus der Taufe gehobenen drei sogenannten
„Rio-Konventionen“, dessen Umsiedlung nach Bonn in
den neunziger Jahren wiederholt kolportiert wurde, blieb im kanadischen
Montreal. Es dauerte aber letztlich doch nicht allzu
lange, bis zwei größere UN-Dienststellen für Bonn gewonnen
werden konnten: das Sekretariat der Klimarahmenkonvention
(United Nations Framework Convention on Climate Change,
UNFCCC) und das zum UN-Entwicklungsprogramm gehörende
Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen (United Nations
Volunteers, UNV), die aus Genf nach Bonn zogen. Mit UNFCCC
– ebenfalls eine der Rio-Konventionen und das Flaggschiff der
UN-Umweltübereinkommen – war dabei ein besonders großer
Fang gelungen.

The United Nations in Bonn
15
Bild Flair der sechziger Jahre: die Uhren im Langen Eugen
Image Sixties flair: clocks in the Langer Eugen building
environmental agreements to be adopted in the wake of the first
global UN environment conference, UNCHE, held in Stockholm,
Sweden in 1972. CMS was negotiated and opened for signature
in Bonn in 1979 and is therefore also known as the Bonn Convention.
When the Secretariat opened in 1984 its staff consisted
of no more than a handful of people. It was tiny, even smaller
than the UNHCR and ILO representations, but it had a totally
new quality for Bonn. Although hardly anyone was aware of this,
Bonn had become a UN city.
What happened next Not much concerning the UN presence in
Bonn. In this regard development was slow for the next few
years. But a lot was going on elsewhere. The world witnessed a
peaceful revolution that, in a matter of a few short years, swept
aside the political structures of the post-war era, the Cold War
and the division of Europe. Soon, the division of Germany also
came to an end – and Bonn was no longer a capital. On June 20,
1991, at the end of a long and sometimes heated debate and
with a very narrow majority, the German Bundestag decided to
re-establish Berlin as the seat of the German parliament and
government. At the time, the majority of the German population
was not in favor of reinstating Berlin as Germany’s capital. And
certainly not in Bonn. Quite on the contrary. Panic took hold of
many in the deposed capital. What would become of the city
Would it return to being what John Le Carré had unflatteringly
described as ‘a small town in Germany’ A provincial backwater
with thousands of square meters of empty office space without
office workers to populate them, with dozens of abandoned embassies
and a ‘diplomatic racetrack’ (as the B-9, Bonn’s multilane
north-south throughway was jokingly referred to during
Bonn’s time as capital) devoid of diplomats “After all,” Ganns
recalls, “prior to 1999 there were some 150 embassies and
around 30,000 embassy staff and families here.”
FIVE PILLARS FOR THE FUTURE
Rhinelanders have a fatalistic bent. Luckily, however, this tendency
did not guide the authorities in Bonn in the early nineties.
Once the Bonners and their supporters in parliament and government
had recovered from the initial shock they started planning
remedial measures. These took shape in the Berlin-Bonn
Act adopted by the German Bundestag in 1994. To underpin the
structural change that Bonn would have to undergo, a five-pillar
concept was developed: science, commerce, culture, a role for
Bonn as the country’s second political center, and international
affairs. While many in Berlin prefer the city to be referred to
simply as ‘the capital’ (as opposed to ‘federal capital’), the opposite
applied to Bonn, which lost the title of capital but was allowed
to retain the adjective ‘federal’ and was henceforth permitted
to officially call itself ‘Federal City of Bonn’. The five-pillar
scheme was coherent and made sense and its implementation
was rapidly begun. But whereas four of the pillars could easily be
constructed by Germany alone, the fifth pillar, international affairs,
according to which Bonn was to be developed into a center
of international cooperation, was somewhat more complicated.
To do this, international organizations had to relocate to Bonn,
something that could not be achieved by German law or decree.
They would have to be convinced of the advantages of establishing
themselves on the banks of the Rhine. However, at the international
level there is a gentlemen’s agreement that precludes
any country from actively enticing away international institutions
based in another country. Consequently, the only potential candidate
organizations for Bonn were those that had been newly
established and were still in search of a definitive location for
their office and those that had already decided to relocate in any
case. But the competition was and is fierce and includes wellestablished
international hubs such as Brussels, Geneva, Vienna
or New York, as well as numerous other cities seeking to hone
their international profiles. And how could the German government
successfully sing the praises of a city that it had just decided
to leave behind
Not surprisingly, not every effort was crowned with success. In
1994 the German government unsuccessfully made a pitch for
the relocation of the World Customs Organization – which is not
a part of the UN system – to Bonn. The sizeable plot of land envisioned
for the organization’s new headquarters, located right
opposite Bonn’s Rheinaue park, was later used to build the
headquarters of a local bank. The secretariat of the Convention
on Biodiversity (CBD), one of the so-called ‘Rio Conventions‘
spawned by the 1992 Rio Earth Summit, which was repeatedly
rumored to be on its way to Bonn in the nineties, has thus far
also remained in Montreal, Canada. Nonetheless, it did not take
very long for two larger UN agencies to move to Bonn. The secretariat
of the United Nations Framework Convention on Climate
Change (UNFCCC) and the headquarters of the United Nations
Volunteers program (UNV), a part of the United Nations Development
Programme (UNDP), left Geneva in favor of Bonn.
UNFCCC in particular– another Rio convention and arguably the
flagship of UN environmental agreements – was a major catch.
On July 20, 1996, then-UN Secretary Boutros-Boutros Ghali and

16 Die Vereinten Nationen in Bonn
Am 20. Juli 1996 war es dann soweit: Der Komplex wurde in Anwesenheit
des damaligen UN-Generalsekretärs Boutros-Boutros
Ghali und der zuständigen deutschen Minister für Auswärtige Angelegenheiten,
Umwelt, sowie wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung eingeweiht. Von den auf dem bekannten Foto
der Einweihungszeremonie zu erkennenden Personen sind heute
lediglich noch zwei in Amt und Würden: die inzwischen karrieremäßig
avancierte Angela Merkel und der die Flagge hissende UN-
Polizist, der noch heute bei den Vereinten Nationen in Bonn
Dienst tut. Neben den beiden aus Genf übersiedelten UN-Organisationen
waren ab 1996 auch das Bonner Informationszentrum
der Vereinten Nationen (UNIC) und das Sekretariat der Bonner
Konvention in Plittersdorf angesiedelt.
Die nächsten Schritte gab es 1998. Zunächst folgten die Sekretariate
der unter der Schirmherrschaft von CMS entstandenen Abkommen
zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee
(ASCOBANS) und zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen
(Eurobats) ihrer Mutterorganisation an den Rhein.
Die mit jeweils zwei Stellen ausgestatteten Sekretariate mit den
putzig klingenden Namen lösten bundesweit in der Presse Heiterkeit
aus. Fledermäuse und Kleinwale passten besser als UNFCCC
ins Bild der ohnehin nie sehr Bonn-freundlichen überregionalen
Presse, die, geblendet vom eher fahlen Glanz Berlins, keine Gelegenheit
ausließ, um Bonn herunterzuschreiben.
VOM MÄRCHENSCHLOSS ZUM HOCHHAUS
Mit der wachsenden Zahl der UN-Organisationen stellte sich jedoch
ein Problem: Der ursprüngliche UN-Komplex Haus Carstanjen,
ausgelegt auf etwa 300 Personen, erwies sich rasch als zu
klein. Die daraufhin einsetzende Verteilung der nachfolgenden
Einrichtungen der Weltorganisation auf diverse Liegenschaften im
Bonner Stadtgebiet und schließlich sogar die Aufsplittung einzelner
Organisationen auf mehrere Gebäude konnte allenfalls als
Notlösung dienen. Dies war die Geburtsstunde des Projekts „UN
Campus Bonn“, dessen Aufbau aufgrund eines Beschlusses der
Bundesregierung vom 28. Mai 2003 in Angriff genommen wurde.
Die vom damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin vorangetriebene
Idee sah vor, die Bonner UN-Büros im früheren Bundeshauskomplex
rund um den Langen Eugen zu gruppieren. Sowohl
der Lange Eugen selber als auch das sogenannte Alte
Abgeordnetenhochhaus sollten komplett den Vereinten Nationen
zugänglich gemacht werden.
Allerdings brach der Ansiedlungsreigen nicht ab. 1999 folgte mit
dem Sekretariat des Übereinkommens der Vereinten Nationen
zur Bekämpfung der Wüstenbildung (United nations convention
to Combat Desertification, UNCCD) eine weitere Rio-Konvention.
Bis 2003 hatten bereits elf UN-Einrichtungen in Bonn eine
neue Heimat (oder erste) gefunden. Hinzugekommen waren das
Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung afrikanischeurasischer
Wasservögel (AEWA – am Namen unschwer erkennbar
als ein weiterer CMS-Ableger), das Europäische Zentrum für
Umwelt und Gesundheit des Regionalbüros der Weltgesundheitsorganisation
für Europa (WHO-ECEH), das Internationale
Zentrum für Berufsbildung der UNESCO (UNESCO-UNEVOC)
und das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit
der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS). Mit Letzterem
wurde der Grundstein zu einer rasch wachsenden
Präsenz der UN-Universität am Rhein gelegt, die heute mit
dem Vizerektorat für Europa (UNU-ViE) und weiteren Instituten
und über 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Rhein
vertreten ist.

The United Nations in Bonn
17
Bild Eröffnung des Hauses Carstanjen am 20. Juli 1996
Image Inauguration of Haus Carstanjen, July 20, 1996
the German Ministers of Foreign Affairs, the Environment and
Economic Cooperation inaugurated the new UN office complex.
Only two of the persons shown in the well-known photograph
of the inauguration ceremony are still in office today:
Angela Merkel (Minister for the Environment in 1996), whose
career has since taken an upward turn, and the UN policeman
hoisting the flag, who is still serving with the UN in Bonn. The
United Nations Information Center for Germany (UNIC) and the
Secretariat of the Bonn Convention also cohabited at Haus
Carstanjen with the two organizations from Geneva.
The next steps were taken in 1998. The small secretariats of
two agreements created under the auspices of CMS – the Agreement
on the Conservation of Small Cetaceans of the Baltic and
North Seas (now Agreement on the Conservation of Small Cetaceans
of the Baltic, North-East Atlantic, Irish and North
Seas, ASCOBANS) and the Agreement on the Conservation
© Michael Sondermann/Bundesstadt Bonn
of European Bats (now Agreement on the Conservation
of Populations of European Bats), Eurobats joined the
Secretariat of their mother convention on the banks of the
Rhine. These two funnily named, two-person secretariats
caused a certain measure of hilarity in the German media.
Bats and small cetaceans were much more suited than
UNFCCC and UNV to the stereotypes of the nationwide
press in Germany, which had never been positively inclined
towards Bonn and now, blinded by the rather pale luster of
Berlin, missed no opportunity for an unflattering comment
about Bonn.
Nevertheless, the number of UN agencies in Bonn continued to
grow. In 1999 a further Rio Convention, the United Convention
to Combat Desertification (UNCCD) joined the UN family at
Haus Carstanjen. By 2003, 11 UN agencies had found a new
(or first) home in Bonn. Newcomers were the Secretariat of the
Agreement on the Conservation of African-Eurasian Migratory
Waterbirds, AEWA (whose name immediately identifies it as
CMS daughter agreement), the European Centre for Environment
and Health of the WHO Regional Office for Europe (WHO-
ECEH), the UNESCO International Centre for Technical and
Vocational Education (UNESCO-UNEVOC) and the Institut for
Environment and Human Security of the Unite Nations University
(UNU-EHS). The latter laid the groundwork for a rapidly
growing UNU presence on the banks of the Rhine. Over 70
staff members now work in the various UNU institutes based in
Bonn, including the UNU Vice Rectorate in Europe (UNU ViE).
FROM FAIRY TALE CASTLE TO HIGH-RISE TOWER
However, the growing number of UN organizations started
posing problems. The original UN premises at Haus Carstanjen,
designed for approximately 300 persons, soon proved too
small. As a result, newly recurited UN offices were housed in
buildings across Bonn and, ultimately, some UN agencies actually
split up among several buildings. A stopgap solution at
best. And so the idea of a Bonn UN Campus was born.
The project took flight at a cabinet meeting on May 28, 2003.
The idea, championed by then Minister for the Environment
Jürgen Trittin, was to group the Bonn UN offices in the Langer
Eugen tower and the surrounding former parliamentary
buildings. Both Langer Eugen and the neighbouring socalled
Altes Abgeordnetenhochaus (translating roughly as
old parliamentary high-rise) were to be placed wholly at the
disposal of the United Nations.

18 Die Vereinten Nationen in Bonn
Bild UN-Polizei bei der Einweihung des UN Campus
Image UN police during the inauguration of the UN Campus
In Bonn ist man daran gewöhnt, dass Bauprojekte nur schleppend
vorangehen. Auch der UN Campus nahm relativ langsam
Gestalt an. Nach aufwendiger, dem Denkmalschutz Rechnung
tragender Renovierung wurde der Lange Eugen am 11. Juli 2006
unter anderem in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela
Merkel und des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan (jedoch
nicht des bereits zuvor erwähnten UN-Polizisten, der sich
in Urlaub befand) an die Vereinten Nationen übergeben. Geplant
war, dass das Klimasekretariat das Alte Hochhaus im folgenden
Jahr beziehen sollte. Dieser Zeitplan wurde nicht gehalten. Die
Vereinten Nationen aber hatten fortan in Bonn ein Wahrzeichen,
das mit seinem weithin sichtbaren UN-Logo auf dem Dach den
Status als Stadt der Vereinten Nationen symbolisiert. Die Zahl
der UN-Dienststellen und die Zahl ihrer Mitarbeiter in der Stadt
waren zudem nochmals gewachsen. Ebenso wie das Gewicht
des Standorts unter den UN-Städten weltweit. Bei der Eröffnungszeremonie
im inzwischen zum World Conference Center
Bonn gehörenden ehemaligen Plenarsaal des Bundestages sagte
Generalsekretär Annan: „In Bonn koordinieren die Vereinten
Nationen die weiteren Anstrengungen, um Auswirkungen des
Klimawandels abzuschwächen und entsprechende Maßnahmen
umzusetzen. In Bonn setzen wir uns für den weltweiten Schutz
der wandernden Tiere und bedrohten Arten ein. Von hier aus
versuchen wir eine Milliarde Menschen vor den Folgen der Landdegradierung
zu schützen. Hier konzentrieren wir uns darauf, die
Frühwarnung vor Naturkatastrophen zu verbessern. Und von
Bonn aus koordinieren wir die Entsendung von Tausenden internationalen
Freiwilligen, die weltweit einen wichtigen Beitrag zur
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung leisten. All dies ist nur
ein Ausschnitt unserer Arbeit hier.“
Es sollte weitere sechs Jahre dauern, bis der zweite Abschnitt
des UN Campus, das Alte Abgeordnetenhochhaus, an die Vertreter
der Vereinten Nationen übergeben werden konnte. Nachdem
die Mitarbeiter des UNFCCC-Sekretariates jahrelang gehört
hatten, dass sie „in drei Jahren“ oder „in Kürze“ ihren neuen
Dienstsitz würden beziehen können, erfolgte die Schlüsselübergabe
am 31. Oktober 2012, der tatsächliche Einzug in das Gebäude
ein knappes Jahr später. Im Prinzip ließe sich sagen, die
Wartezeit hat sich gelohnt. Das nach neuesten energetischen
und ökologischen Standards umgebaute, mit reichlich Kunst am
Bau ausgestattete historische Gebäude ist ein Schmuckstück
und bildet ein repräsentatives Entree zum UN Campus. Ein Wermutstropfen
bleibt dennoch: Der Personalbestand des Klimasekretariats
hat sich seit der Planungsphase auf über 600 erhöht,
das Alte Hochhaus bietet jedoch nur 300 Personen Raum. Da
zugleich zwischenzeitlich die UN Familie in Bonn auf über 1.000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen ist, besteht auch
keine Möglichkeit, die restlichen UNFCCC-Bediensteten komplett
im Langen Eugen unterzubringen. Sie verbleiben daher bis
auf Weiteres im Haus Carstanjen.
Bis auf Weiteres. Denn der UN Campus bleibt ein „work in progress“.
Ein dritter Bauabschnitt ist in Planung. Vorgesehen ist ein
17-geschossiger Neubau auf dem Bundeshaus-Komplex, sowie
die Eingliederung des sogenannten Wasserwerks – in dessen
© UNV

The United Nations in Bonn
19
It is not unusual for construction projects in Bonn to make slow
progress. The UN Campus, too, took some time to take shape.
Following a thorough and scrupulous refurbishment, taking into
account the building’s status as a protected monument, the Langer
Eugen tower was handed over to the United Nations on July
11, 2006. Among those present were Federal Chancellor Angela
Merkel and UN Secretary General Kofi Annan (but not the UN
policeman previously mentioned, who was on leave at the time).
It was planned that the UNFCCC Secretariat should move to Altes
Hochhaus the following year, which proved impossible. However,
the United Nations now resided in a landmark building with
a rooftop UN emblem, which is visible from afar and symbolizes
Bonn’s status as a UN city. Moreover, the number of UN agencies
and staff in town had continued to grow, establishing Bonn
as an increasingly important UN location. During the inauguration
ceremony in the former plenary hall of the German Bundestag,
which had meanwhile become a part of the World Conference
Center Bonn (WCCB), Secretary General Kofi Annan
stated: “It is from Bonn that the United Nations leads the world’s
efforts to mitigate and adapt to climate change. It is from Bonn
that we seek to protect migratory animals and endangered species.
It is from here that we try to protect one billion of our fellow
human beings from the consequences of land degradation. It is
from here that we strive to improve early warning of natural disasters.
And it is from Bonn that we organize the sending of volunteers
– thousands of them, from many lands – to all regions of
the earth, to help with the essential work of economic and social
development. This is just a sampling of what we do here.”
It would take a further six years for the second stage of the UN
Campus, the Altes Abgeordnetenhochhaus, to be finalized and
handed over to the United Nations. After years of having been
told that they would move there “in three years’ time“ or “shortly“,
UNFCC staff were able to attend the formal handover of the
building on October 31, 2012 and the Secreatariat finally moved
into the building one year later. In principle, the building was
worth waiting for. The historic building, refurbished and partially
rebuilt according to the highest ecological and energetic standards
and embellished with a variety of works of art, is an architectural
jewel and a representative entrée for the UN Campus.
There is, however, a catch. Since the planning phase, the number
of UNFCCC staff has reached around 600, while the new
building is laid out for half that number. At the same time, the UN
family in Bonn has meanwhile grown to approximately 1,000,
ruling out the option of housing all of the remaining UNFCCC
staff at Langer Eugen. For the time being, therefore, they are still
based at Haus Carstanjen.
For the time being. The UN Campus remains a work in progress.
A third construction stage is currently being planned. These
plans envision a new 17-storey building on the Campus and the
integration of the so-called Wasserwerk (Water Works) – which
housed the temporary plenary hall in which the German Bundestag
voted to reinstate Berlin as the German capital in 1991 – and
a number of other buildings into the Campus. It remains open to
doubt whether this will definitively resolve the problem of lack of
space. So far, the office space available to the UN Bonn has
never grown proportionately to the number of UN staff, as the
heads of Bonn-based UN agencies have repeatedly pointed out.
Says Shyamal Majumdar, Head of UNESCO-UNEVOC: “We need
more space. More and more international institutions are looking
to come to Bonn.” The Executive Secretary of the Bonn Convention,
Dr. Bradnee Chambers, shares Majumdar’s view. As the
international lawyer from Canada, who looks back on a long UN
career with the United Nations Conference on Trade and Development
(UNCTAD) in Geneva, the United Nations University
in Tokyo and the United Nations Environment Programme
(UNEP) notes, “I am sure that once the message gets out of the
advantages Bonn offers, we will see more UN agencies relocating
here. I think we can realistically assume that the number
of UN staff in Bonn will grow considerably in the next five years.”
UPSIDE, DOWNSIDE
Which raises the question as to what these advantages might
be. After all, Bonn hardly has a reputation as a vibrant ‘Weltstadt’,
a buzzing metropolis. But while some, particularly younger,
UN staff members find the city somewhat lacking in action
and excitement, others see the positive side – the calm and the
manageable scale of the city. As Bradnee Chambers, who first
visited Bonn in the late nineties as a participant of UN climate
change conferences recalls, “The first thing that struck me was
how incredibly green this city is.” Chambers disagrees with the
view that Bonn is the epitome of urban dullness. “I don’t think so
at all. It’s a beautiful city with lots of culture, opera, theaters.
And every weekend there is something going on in the old town.
Bonn offers good services, good infrastructure and good public
transport. I love the old architecture and the beautiful churches.
And I think it’s great that I can bike to work and that life in Bonn
is affordable, unlike Geneva or Paris. You can afford to enjoy
what the city has to offer. And due to the many international

20 Die Vereinten Nationen in Bonn
Bild Ein Konferenzsaal im Alten Abgeordnetenhochhaus
Image A conference room at Altes Abgeordnetenhochhaus
Übergangsplenarsaal 1991 die Entscheidung fiel, Berlin zur gesamtdeutschen
Bundeshauptstadt zu erheben – und einiger weiterer
Bauten in den Campus. Ob damit das Raumproblem gelöst
sein wird, darf allerdings bezweifelt werden. Die Zahl der UN-Bediensteten
in Bonn läuft den Planern immer wieder davon, ein
Problem, auf das die Leiter der in der Bundesstadt beheimateten
UN-Organisationen in Gesprächen immer wieder hinweisen. So
meint Shyamal Majumdar, Leiter von UNESCO-UNEVOC: „Wir
brauchen mehr Raum. Immer mehr internationale Institutionen
möchten nach Bonn kommen.“ Ebenso sieht es der Exekutivsekretär
der Bonner Konvention, Dr. Bradnee Chambers. Der kanadische
Völkerrechtler, der auf eine langjährige UN-Karriere bei
der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung
(UNCTAD) in Genf, der Universität der Vereinten Nationen
in Tokyo und dem UN-Umweltprogramm (UNEP) in Nairobi zurückblickt,
meint: „Wenn sich die Vorteile herumsprechen, die
Bonn bietet, bin ich sicher, dass weitere UN-Dienststellen nach
Bonn übersiedeln werden. Ich denke, es ist realistisch davon
auszugehen, dass die Zahl der UN-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in Bonn in den nächsten fünf Jahren deutlich wachsen
wird.“
LICHT UND SCHATTEN
Das wirft die Frage auf, worin diese Vorteile bestehen. Immerhin
gilt Bonn nicht gerade als quirlige Metropole oder brodelnde
Weltstadt. Doch was insbesondere jüngere UN-Mitarbeiter teils
als Manko empfinden, sehen andere durchaus als Vorteil: die
Ruhe und auch die Überschaubarkeit der Stadt. Bradnee Chambers,
der bereits in den späten neunziger Jahren als Teilnehmer
der UN-Klimaverhandlungen mehrmals jährlich in Bonn auf
Dienstreise war, erinnert sich: „Was mir damals besonders ins
Auge stach, war, wie unglaublich grün die Stadt ist.“ Überhaupt
lässt er das Argument, Bonn sei eine urbane Gähnnummer, nicht
gelten: „Das finde ich nicht. Es ist eine schöne Stadt, mit viel
Kultur, Oper, Theaterveranstaltungen. Und in der Altstadt ist jedes
Wochenende etwas los. Die Stadt bietet gute Dienstleistungen
und Infrastruktur, guten öffentlichen Personennahverkehr.
Ich liebe die alte Architektur und die wunderschönen Kirchen.
Ich finde es toll, dass ich mit dem Rad ins Büro fahren kann und
dass das Leben in Bonn, anders als etwa in Genf oder Paris, bezahlbar
ist. Man kann sich leisten, die Stadt zu genießen. Und sie
ist durch die vielen internationalen Organisationen und global
operierenden Unternehmen sehr international. Mir fallen nicht
viele Orte ein, die die Vorteile städtischen Lebens mit denen des
Wohnens in einer kleineren Kommune in dieser Art verbinden.“
Zu diesen Vorteilen zählt auch die ausgezeichnete Sicherheitslage.
“Für uns Mitarbeiter der Vereinten Nationen ist es ganz
und gar nicht selbstverständlich, ein so sicheres Lebens- und
Arbeitsumfeld zu haben”, stellt Richard Dictus fest. “Nachts um
23:00 Uhr zu Fuß vom Kino nach Hause gehen zu können – das
ist ein echtes Privileg.“
Auch Shyamal Majumdar hebt die Atmosphäre der Stadt als
positiven Faktor hervor: „Bonn ist grün, ruhig, friedlich und harmonisch.
Es hat eine einzigartige Identität,“ so der aus Kalkutta
stammende Bildungsexperte. „Außerdem wird die Stadt immer
internationaler. Dies ist auch wichtig, denn in dieser Hinsicht
hapert es noch ein wenig. Wir brauchen in Bonn mehr englischsprachige
Information.“
Dass die Internationalität Bonns noch ausbaufähig ist, räumen
auch andere UN-Obere ein. Auch der Exekutivkoordinator des
UN-Freiwilligenprogramms, Richard Dictus, merkt an: „Was in
Bonn ein wenig fehlt, ist die Mehrsprachigkeit.“ Ein unter UN-
Kollegen – die teils nur für relativ kurze Zeit am Rhein auf Posten
sind und nicht die Zeit finden, Deutsch zu lernen – häufig geäußerter
Kritikpunkt.
Abgesehen von Fragen der Lebensqualität – über die die Meinungen
zwangsläufig auseinandergehen – bietet Bonn den Vereinten
Nationen aber auch praktische, die Arbeitsbedingungen
betreffende Vorteile. Shyamal Majumdar hob das herausragende
Potenzial hervor, das sich aus der Gruppierung von 18 UN-
Einrichtungen mit verwandten, teils überlappenden Arbeitsbereichen
an einem Ort ergibt. Zudem unterstreicht er die von
deutscher Seite (Bund, Land und Stadt) gewährte Unterstützung
der Arbeit der Vereinten Nationen in Bonn und die Bedeutung
der fortdauernden Präsenz des Bundes am Rhein. „Die Regierungseinrichtungen
in Bonn sind für unsere Arbeit ein großer
Pluspunkt. Das betrifft nicht nur die Ministerien, die allerdings
sehr wichtig sind, sondern auch andere Organisationen und Institutionen
wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), die
Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die
Universität Bonn. Außerdem sitzen hier viele einschlägige Nichtregierungsorganisationen.
Das alles macht Bonn zu einem fantastischen
Ort, um die Agenda der Nachhaltigen Entwicklung
voranzubringen. Selbst der Generalsekretär der Vereinten Nationen,
Ban Ki-moon, war beeindruckt.“ Majumdar fügt allerdings
auch an: „Wir müssen aber enger zusammenarbeiten, um diese
Chancen in Handeln umzusetzen.“ Hierzu hat er auch konkrete

The United Nations in Bonn
21
organizations and global corporations it is very international. I
cannot think of many places that combine the benefits of city life
with those of living in a smaller community the way Bonn does.”
Another of these benefits is the extremely favorable security situation.
“The security of the city is something we cannot possibly
overestimate,” notes Richard Dictus. “UN staff do not take such
a safe living and working environment for granted. Being able to
walk home from the movies at 11:00 p.m. is nothing less than a
privilege.”
Shyamal Majumdar also stresses that the city’s atmosphere is a
positive factor. “Bonn is green, calm peaceful and harmonious.
It has a unique identity,“ says the professional educator, a native
Calcuttan. “And the city is becoming increasingly international.
That‘s important because there is still some room for improvement
in that regard. We need more English-language information
in Bonn.”
Other UN heads of agencies also concede that Bonn could become
yet more international. Richard Dictus, Executive Coordinator
of the United Nations Volunteers Programme, notes “There is a
certain lack of multilingualism in Bonn.” A concern shared by numerous
UN colleagues many of whom are, after all, only posted to
Germany for relatively short periods of time.
However, quite apart from the quality of life – a point on which
opinions inevitably differ – Bonn offers the United Nations a number
of practical, work-related benefits. Shyamal Majumdar emphasizes
that clustering 18 UN institutions with related and sometimes
interlinked mandates offers a huge potential. Moreover, he
underscores the support offered to the work of the United Nations
in Bonn by the German side at the federal, federal state and municipal
level and the relevance of a continued presence of the Federal
Government in Bonn. “The government offices in Bonn are an
important asset. This concerns not only the ministries, which are,
of course, very important, but also other organizations and institutions
such as the Federal Institute for Vocational Training (BIBB)
and the Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit
(German Society for International Cooperation, GIZ) and the University
of Bonn. And there are lots of relevant NGOs based here.
All of this makes Bonn a fantastic place for advancing the sustainable
development agenda. Even Secretary-General Ban Ki-moon
was impressed.” But Majumdar also adds: “We have to cooperate
even more closely to transform these opportunities into action.”

22 Die Vereinten Nationen in Bonn
Vorstellungen und regt etwa einen all zwei Jahre stattfindenden,
von den UN in Bonn in Kooperation mit der deutschen Seite ausgerichteten
Multi-Stakeholder-Dialog zur Entwicklungspolitik an.
Dass die Bundesregierung in zunehmendem Maße Arbeitsplätze
und gerade auch ministerielle Funktionen von Bonn nach
Berlin verlagert, wird bei den Vereinten Nationen aufmerksam
und durchaus kritisch registriert. Chambers, wie andere Leiter
von UN-Organisationen, betont dennoch die gute Zusammenarbeit
mit der deutschen Seite und die hohe Qualität der Unterbringung:
„Bonn hat den UN-Organisationen viel zu bieten“,
meint der heutige Leiter des CMS-Sekretariats. „Deutschland
bietet eines der besten Gastgeberstaatenpakete weltweit. Die
Zweigstelle des Auswärtigen Amtes in Bonn ist sehr hilfreich
und leistet hervorragende Arbeit. Die Stadt Bonn empfängt uns
ebenfalls mit offenen Armen und unterstützt uns sehr. Und
man stellt uns diese hervorragende Unterbringung im UN Campus
fast zum Nulltarif zur Verfügung. Der Campus ist auf dem
neuesten technischen Stand und sehr modern.“ Was Chambers
bedauert: „Die Stadt sollte durch mehr entsprechende
Beschilderung und ähnliches besser auf den Campus hinweisen.
Überhaupt sollte durch Zeichen und Symbole mehr auf
Bonns Eigenschaft als UN-Stadt hingewiesen werden. „Denken
Sie nur an die UN-Beflaggung auf dem Pont du Mont Blanc in
Genf!“
Ein weiterer langjähriger Kritikpunkt der UN in Bonn könnte in
absehbarer Zeit ausgeräumt werden. Anders als andere UN-
Gastgeberstaaten wie Österreich oder die Schweiz verfügt
Deutschland bisher nicht über ein sogenanntes Gaststaatgesetz.
Ein solches Gesetz, das die Vorrechte, Immunitäten und
Erleichterungen regelt, die den im Land ansässigen internationalen
Organisationen gewährt werden, wird seit Langem angemahnt
und ist nunmehr auf Regierungsebene in der informellen
Abstimmung. Sein Inkrafttreten könnte die Ansiedlung weiterer
internationaler Organisationen in Bonn, wie in Deutschland
überhaupt, erleichtern. Das wiederum käme auch der hiesigen
Wirtschaft sehr zugute, wie Ganns betont: „Die UN schaffen
eine erhebliche Umwegrentabilität. Die letzte, bereits Jahre zurückliegende
Schätzung, die Jahreswirtschaftsberichte der Stadt
Bonn und der Vergleich mit anderen UN-Standorten lassen
Einig sind sich die meisten führenden UN-Mitarbeiter auch,
dass die Konferenzmöglichkeiten in Bonn gut sind – und dennoch
verbesserungsbedürftig. Die Nachfrage nach Konferenzräumlichkeiten
(von denen der UN Campus selber etliche bietet)
ist groß und bei Tagungen mit mehreren Tausend
Teilnehmern ist rasch das Limit erreicht. Da war doch was
Richtig, das World Conference Center Bonn (WCCB)! Bonns
seit 2009 brachliegende, seit Anfang 2014 aber wieder im Bau
befindliche Großprojekt soll 2015 – mit einer UN-Konferenz –
eröffnet werden und dann Meetings mit bis zu 5.000 Teilnehmern
ermöglichen. Eine Entwicklung, die insbesondere die größeren
UN-Organisationen in Bonn sehnsüchtig erwarten. Dem
Vernehmen nach sind bereits Ansiedlungen weiterer Organisationen
zumindest auch an den Verzögerungen bei der Inbetriebnahme
des Konferenzzentrums gescheitert. Immerhin tragen
die UN in Bonn in erheblichem Maße zum internationalen
Tagungskalender der Stadt bei. Zumal sich alle hier angesiedelten
UN-Dienststellen darauf geeinigt haben, möglichst viele der
von ihnen ausgerichteten Tagungen am Rhein durchzuführen.

The United Nations in Bonn
23
Bild Einweihung des UN Campus am 11. Juli 2006: UN-Generalsekretär
Kofi Annan spricht im ehemaligen Plenarsaal des
Bundestages
Image Inauguration of the UN Campus on July 11, 2006: UN
Secretary General Kofi Annan speaking in the former Bundestag
Plenary Hall
He has a number of concrete ideas, including a biennial multistakeholder
dialog on development policy to be staged by the
Bonn-based UN agencies in cooperation with their German counterparts.
UN representatives do, however, critically register that the Federal
Government is relocating an increasing number of jobs and, in
particular, ministerial functions to Berlin. Nonetheless, Chambers,
like other UN heads of agencies stresses that cooperation with the
German side is excellent and that notes the quality of the UN premises
in Bonn. “Bonn has a lot to offer to the UN organizations.
Germany provides one of the best host country packages worldwide.
The branch office of the Foreign Office in Bonn is very helpful
and does an excellent job. The City of Bonn also receives us
with open arms and is very supportive. And we are being housed
in these excellent UN Campus premises virtually for free. The
Campus is state-of-the-art and very modern.” Chambers does,
however, suggest that “The City ought to improve the sign-age to
make people aware of the Campus. Generally, there should be
more signs and symbols to advertise Bonn’s status as a UN city.
Just think of all the UN flags on Geneva’s Pont du Mont Blanc!”
Most high-level UN representatives in Bonn also agree that Bonn
offers good conference facilities – which nevertheless need to be
improved. Conference rooms (of which the UN Campus itself offers
several) are much in demand and the limits of capacity are
rapidly reached when several thousand participants are expected
for a conference. This is where the World Conference Center Bonn
(WCCB) comes in. Currently the biggest construction site in town,
which rested in a state of hibernation from 2009 until early 2014,
© Michael Sondermann/Bundesstadt Bonn

24 Die Vereinten Nationen in Bonn
erkennen, dass die Bediensteten der internationalen Organisationen
und ihre Familien, sowie die Teilnehmer der internationalen
Konferenzen in Bonn jährlich etwa 100 Millionen Euro in Bonn
lassen.“
Wie lautet also das Fazit nach 20 Jahren Ausbau Bonns zum
Standort internationaler Beziehungen Zunächst ist festzuhalten,
dass Bund, Land und Stadt in dieser Hinsicht an einem
Strang gezogen und dadurch beträchtliche Erfolge erzielt haben.
Mit derzeit 18 UN-Organisationen sowie weiteren, nicht der UN
angehörenden internationalen Einrichtungen wie dem 2013 von
Rom nach Bonn verlegten Sekretariat des Globalen Treuhandfonds
für Nutzpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust) oder
dem Umweltrechtszentrum der Weltnaturschutzunion (IUCN-
EHC) und rund 150 Nichtregierungsorganisationen mit etwa
4.000 Beschäftigten hat sich Bonn in der Tat zu einer „Drehscheibe
beim Thema Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung“
gemausert, wie die Staatsministerin im Auswärtigen Amt,
Maria Böhmer kürzlich in einem Interview des Bonner General-
Anzeiger formulierte. Kenner der Szene attestieren dem Standort
zudem Potenzial für weiteres Wachstum. Richtig ist aber
auch: Bonn als UN-Stadt und Zentrum internationaler Zusammenarbeit
ist kein Selbstläufer. Das noch immer bestehende
Image der Stadt als beschauliches Provinznest (selbst innerhalb
Deutschlands ist die neue Rolle Bonns im internationalen Bereich
weithin unbekannt), die im Vergleich zu anderen internationalen
Städten wie New York, Brüssel oder Genf bestehende,
sprachlich bedingte relative Unzugänglichkeit der Kultur, das Debakel
des WCCB und einige andere Faktoren erschweren die
ohnehin nicht einfache Ansiedlung weiterer internationaler Institutionen.
Für die künftige Entwicklung Bonns als internationales
Zentrum werden daher fortdauernde Bemühungen aller Beteiligten
unerlässlich sein. Das seit Jahren bestehende Raumproblem,
das die Unterbringung internationaler Organisationen erschwert
und deren Ansiedlung verhindern kann, muss eine langfristige
Lösung finden. Zudem wird es einer weiteren starken Präsenz
des Bundes am Rhein – auch und gerade auf ministerieller Ebene
– bedürfen. Bonn und die Bonner selber sollten sich in
sprachlicher Hinsicht weiter öffnen und ihren internationalen
Gästen – Mitarbeitern internationaler Organisationen ebenso
wie Konferenzteilnehmern – ein wenig mehr Englisch im Alltag
und bisweilen auch mehr Toleranz bieten. Wenn diese Voraussetzungen
erfüllt werden, könnten der gemeinsamen Erfolgsgeschichte
Bonns und der Vereinten Nationen noch viele Kapitel
hinzugefügt werden.
g

The United Nations in Bonn
25
Bild oben: Das Alte Abgeordnetenhochhaus und der Standort
des künftigen Gebäudes UN Campus III
unten: Das 1875 erbaute Wasserwerk
Image top: Altes Abgeordnetenhochhaus and the future location
of the UN Campus III building
bottom: The Waterworks, built in 1875
the WCCB is due to open in 2015 and will be able to accommodate
meetings with up to 5,000 participants. The larger Bonn-based
UN organizations in particular are waiting for this to materialize.
Allegedly, attempts to settle certain new organizations in Bonn
failed at least partially due to the delays in finalizing the conference
center. It should be noted that the contribution of the UN to
the local conference and meeting schedule should not be underestimated.
The more so, as all Bonn-based UN agencies have
agreed to hold as many of their meetings as possible on the banks
of the Rhine.
Another long-standing issue that has repeatedly given rise to
criticism by the UN in Bonn may be resolved shortly. Unlike
other countries such as Austria or Switzerland, the Federal Republic
of Germany has not yet concluded so-called host-country
legislation. The UN has long and repeatedly urged Germany
to adopt such a law, which lays down the immunities and privileges
granted to international organizations in the country. It is
currently being consulted at cabinet level. This, in turn, would
be a boon for the local economy, as Harald Ganns emphasizes.
“The UN generates considerable economic knock-on effects
for Bonn. Based on the most recent estimates, dating back
some years, the annual economic reports delivered by the City
of Bonn and comparisons with other UN cities we can deduce
that the staff of international organizations here and their families,
as well as particpants of international conferences spend
some 100 million Euros in Bonn every year.”
So what is the bottom line after 20 years of promoting Bonn as
a center of international cooperation Firstly, it should be noted
that the Federal, Land and municipal governments all contributed
to the success story by continuously joining efforts in this
endeavor. With 18 UN organizations and a number of other
international institutions that are not part of the UN, such as
the secretariat of the Global Crop Diversity Trust or the IUCN
Environmental Law Center (IUCN-ELC), as well as around 150
NGOs employing some 4,000 people, Bonn has indeed developed
into a full-fledged “hub for environment, climate change
and sustainable development issues”, to use the wording of
the German Foreign Office’s Minister of State Maria Böhmer in
an interview with the local paper General-Anzeiger. Moreover,
insiders agree that there is potential for additional growth in
this regard, if certain requirements are met. So many a chapter
may yet be added to the joint success story of Bonn and the
United Nations.
g

26 Die Vereinten Nationen in Bonn
Bild Das künftige Gebäude UN Campus III. Hier werden über
300 Angehörige des UN-Klimasekretariats arbeiten.
Image The future UN Campus III building, which will provide
office space to over 300 UNFCCC staff.
© Stefan Lippert Architekt, Berlin

The United Nations in Bonn
27
III. FÜR DIE ZUKUNFT BAUEN
III. BUILDING FOR THE FUTURE
Die Geschichte der Vereinten Nationen in Bonn ist eine Geschichte
des Wachstums. Als im Juli 1996 das erste Gebäude
der Vereinten Nationen in Bonn eingeweiht wurde, hatten die
drei Pioniere unter den Bonner UN-Organisationen (UNEP/CMS,
UNFCCC und UNV) zusammen 215 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Heute sind es rund 1.000. UNV war 1996 mit seinen
133 Personen die größte der drei, gefolgt von einem personell
bescheiden ausgestatteten UNFCCC-Sekretariat mit 67 und
dem noch sehr viel kleineren CMS-Sekretariat mit 15 Beschäftigten.
Diese 215 Personen ließen sich leicht in dem von der
Bundesregierung bereitgestellten Bürokomplex unterbringen. Es
blieb sogar noch Raum für Zuwachs. Dieser Raum aber sollte
schneller benötigt werden als erwartet.
Die UN waren im idyllisch gelegenen Haus Carstanjen, inmitten
eines Parks zwischen dem Rheinufer und der früheren Wohnsiedlung
der Botschaft der Vereinigten Staaten in Plittersdorf,
einem Stadtteil Bad Godesbergs, untergebracht. Haus Carstanjen
blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück.
Das Anwesen war ursprünglich ein Fronhof des rechtsrheinisch
im heutigen Königswinter gelegenen Klosters Heisterbach und
wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt.
Nach der Säkularisierung der linksrheinisch gelegenen
französischen Gebiete, zu denen Bonn gehörte, wurde das Anwesen
1798 Staatseigentum und im Jahr 1807 an die Familie
Schaaffhausen verkauft. Bei Sibylle Mertens-Schaaffhausen,
einer bekannten Archäologin und Intellektuellen, gab sich die
künstlerische und geistige Elite ihrer Zeit ein Stelldichein. Zu
ihrem Kreis gehörten Annette von Droste-Hülshoff, Johanna und
Adele Schopenhauer (die auch zu ihrer Lebensgefährtin wurde),
Ottilie von Goethe (die Schwiegertochter Johann Wolfgangs von
Goethe) und zahllose andere namhafte Künstler und Gelehrte.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gut von der Bankiersdynastie
Carstanjen aus Köln erworben, die dort die markante historistische
Villa („Burg“) errichten ließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde Haus Carstanjen von den Alliierten Streitkräften
beschlagnahmt, diente dann als Bundesministerium für Angelegenheiten
des Marschallplanes (woran noch heute der Hauptkonferenzraum
in der Burg, der sogenannte Marshall Room erinnert)
und wurde von 1969 bis 1996 durch das
Bundesfinanzministerium genutzt. Der funktionelle, moderne
Anbau wurde der „Burg“ Ende der sechziger Jahre unter der
The story of the UN in Bonn is a story of growth. When the first
joint UN Premises in Bonn were inaugurated in July 1996, the
three pioneering UN agencies (UNEP/CMS, UNFCCC and UNV)
combined had a total of 215 staff members. At the time, UNV
was the largest of the three, employing 133 persons, followed by
a modestly staffed UNFCCC with 67 people and the much smaller
CMS Secretariat, employing 15 people. All 215 could easily
be accommodated in the office complex provided by the German
government – with room to spare. As it turned out, however,
the spare room would be needed sooner than expected.
The United Nations Premises in Bonn were idyllically located at
Haus Carstanjen, set in an ancient park between the banks of
the Rhine and the former residential compound of the United
States Embassy in Plittersdorf, a green neighborhood of Bad Godesberg.
Haus Carstanjen looks back on a long and colorful history.
Originally a demesne retained by the Cistercian abbey of
Heisterbach (on the right bank of the Rhine in what is today Königswinter),
the first record on the estate date back as far as the
late 12th century. Following secularization in the French territories
on the left bank of the Rhine, to which Bonn belonged, the
domain become state property in 1798 and was sold to the
Schaafhausen family in 1807. Here, Sibylle Mertens-Schaaffhausen,
a noted archeologist and intellectual, regularly met with
members of the artistic and intellectual elite of her time, such as
Annette von Droste Hülshoff, Johanna and Adele Schopenhauer
(who was also her partner), Ottilie von Goethe (the famous
poet’s daughter-in-law) and numerous other renowned artists
and scholars. In the late 19th century the Carstanjen family, a
banking dynasty from Cologne, acquired the property and had
the distinctive historicist villa (‘castle’) built on the grounds. After
World War II it was confiscated by the Allied forces in Germany,
later became the seat of the Federal Ministry for the Marshall
Plan (which is why the castle’s main meeting room is still named
‘Marshall room’) and was used by the Federal Ministry of Finance
from 1969 to 1996. The functional modern office complex
attached to the ‘castle’ was built in the late sixties, with Sep Ruf,
the architect of the bungalow of the Federal Chancellor and other
government buildings of the early Bonn Republic, and Egon Eiermann,
creator of the Langer Eugen office tower, acting as architectural
advisors. The Ministry of Finance was not overly pleased
at having to relocate the departments housed in the complex by

28 Die Vereinten Nationen in Bonn
Bild Originalgetreu restauriert: Ein Treppenaufgang im Langen Eugen
Image Just like the original: stairs in the Langer Eugen building
Ägide von Egon Eiermann, dem Erbauer des Langen Eugen und
Sep Ruf, dem Architekten des Bonner Kanzlerbungalows und anderer
Regierungsgebäude der frühen Bonner Republik an die
Seite gestellt. Das Finanzministerium war nicht sonderlich begeistert,
die am Rheinufer untergebrachten Arbeitseinheiten in
anderen Gebäuden beherbergen zu müssen. Doch wie es heißt,
war die damalige Exekutivkoodinatorin der UN Volunteers, Brenda
Gael McSweeney, die zur Besichtigung der benachbarten
amerikanischen (jetzt internationalen) Schule dorthin gebracht
worden war, nicht mehr davon abzubringen, die Vereinten Nationen
im Haus Carstanjen anzusiedeln.
Es dauerte jedoch nicht lange, bevor es aufgrund der wachsenden
Zahl der Bonner UN-Organisationen sowie der zunehmenden
Personalstärke der Organisationen selber am neuen UN-Sitz
etwas eng wurde. Bereits im Jahr 2000 musste die Bundesregierung
nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten Ausschau
halten, die sie sowohl für neuangesiedelte als auch für bereits in
Bonn beheimatete UN-Organisationen benötigte. So wurde
UNFCCC, ebenso wie die UNEP/CMS-Familie, schließlich auf
zwei Gebäude aufgeteilt. Andere Organisationen wurden auf diverse
weitere Gebäude verteilt – darunter auch der Lange Eugen,
der zu dieser Zeit noch von der Bundesregierung genutzt wurde.
Bis 2003 hatte man den Vereinten Nationen in Bonn Räumlichkeiten
in vier verschiedenen Gebäuden zugeteilt und die Mitarbeiterzahl
überstieg 600. Eine befriedigendere Lösung musste
her.
Nach intensiven Beratungen unter den zuständigen deutschen
Ministerien und zwischen der Bundesregierung und den Vereinten
Nationen einigte man sich schließlich auf eine zukunftsweisende
Lösung. Am 27. Februar 2002 unterschrieben die Bundesregierung,
die Regierung des Landes Nordrhein-Westfalen
und die Vereinten Nationen den sogenannten Bellevue-Vertrag,
benannt nach dem ersten Amtssitz des Bundespräsidenten in
Berlin. Das in Gegenwart von UN-Generalsekretär Kofi Annan
und Bundespräsident Johannes Rau unterzeichnete Übereinkommen
sah die Schaffung eines dauerhaften UN-Sitzes von
ausreichender Größe und den Bau eines erweiterten Konferenzzentrums
in Bonn vor. Bundesumweltminister Jürgen Trittin trieb
die Entwicklung eines UN Campus-Konzepts voran, das von der
Bundesregierung am 28. Mai 2003 beschlossen wurde. Der
Campus sollte Teile des sogenannten Bundeshaus-Komplexes
des Deutschen Bundestages im ehemaligen Bonner Regierungsviertel
umfassen.
Die Geschichte der beiden auf dem UN Campus gelegenen Gebäude
– des Neuen Abgeordnetenhochhauses und des benachbarten
Alten Abgeordnetenhochhauses reicht nicht bis ins Mittelalter
zurück. Dennoch ist dies ein historisches Areal und die
beiden Bauten sind von symbolischer Bedeutung für die Geschichte
des demokratischen Nachkriegsdeutschland. Als Bonn
1949 plötzlich die Rolle der Bundeshauptstadt zuwuchs, galt es
für die Gründungsväter- und Mütter der Bundesrepublik Deutschland
zu improvisieren, um Unterbringungsmöglichkeiten für das
neue Parlament und die Regierung zu finden. Der Parlamentarische
Rat, der von September 1948 bis Mai 1949 in Bonn tagte,
um das Grundgesetz zu erarbeiten, trat in der ehemaligen, 1933
im Stil der Neuen Sachlichkeit erbauten Pädagogischen Akademie
zusammen. Dieses Gebäude wurde zum Ausgangspunkt des
neuen Parlamentsviertels. Schrittweise wurden in den kommenden
Jahren neue Flügel und Anbauten, einschließlich eines Plenarsaals
für den Bundestag hinzugefügt. 1953 entstand das Alte
Abgeordnetenhochhaus. Trotz der Ausbaumaßnahmen herrschte
im neuen Parlamentsbereich jedoch Enge. Es fehlte an Büroraum
für die Abgeordneten und es wurde rasch klar, dass mehr
Raum benötigt wurde. Eine Expertenkommission bestehend aus
drei prominenten Architekten, den Professoren Paul Baumgarten,
Egon Eiermann und Sep Ruf wurde daher einberufen, um
Abhilfemöglichkeiten zu ersinnen.
1966 begann man mit dem Bau eines neuen Gebäudes, entworfen
von Egon Eiermann. Eiermann schuf auch andere bekannte
deutsche Nachkriegsbauten wie etwa die Neubauten der Kaiser-
Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, die deutsche Botschaft in
Washington D.C. oder den deutschen Pavillon für die Brüsseler
Weltausstellung 1958. Die Transparenz, die klaren Linien und
der nüchterne Stil seiner Bauten sollten das Bild eines neuen,
maßvollen und offenen Landes spiegeln, das die Bundesrepublik
Deutschland zu vermitteln suchte. Das Neue Abgeordnetenhochhaus
ist insofern keine Ausnahme. Es ist allerdings nicht
ganz das, was Eiermann selbst ursprünglich vorgeschwebt hatte,
denn er hatte zunächst an ein niedrigeres, terrassenförmiges
Gebäude gedacht. Hierzu hätte es allerdings einer größeren
Grundfläche bedurft, als die Bundesregierung bereitzustellen
gewillt war und so führte der einzige Weg himmelwärts. Das Ergebnis
war ein 115 m hohes, 29-etagiges Bürohochhaus, das
bald im Volksmund als Langer Eugen bezeichnet wurde – in
scherzhafter Anspielung auf den Präsidenten des Deutschen
Bundestages, Eugen Gerstenmaier, der eine der treibenden
Kräfte hinter dem Projekt war – und ein Mann von eher

The United Nations in Bonn
29
the river to other buildings. But, allegedly, the then Executive
Coordinator of UNV, Brenda Gael McSweeney who had been
brought there to see the neighboring American (now international)
School, was not to be dissuaded from establishing the new
UN office at Haus Carstanjen.
It was not long, however, before the premises became an overly
snug fit as both the number of UN agencies in Bonn and the
agencies themselves continued to grow. By the year 2000, the
German government was forced to seek alternative accommodation,
not only for UN institutions newly moving to Bonn but
also for some of the growing UN agencies already on the ground.
UNFCCC ended up split between two buildings, as did the
UNEP/CMS family. Other agencies were distributed across several
other buildings, including the Langer Eugen building, which
at the time was still being used by the German government. By
2003, the UN in Bonn had been allocated offices in four different
buildings and the number of staff exceeded 600. Clearly, a more
satisfactory solution needed to be found.
Intensive deliberations among the competent German ministries
and between the German government and the UN finally paved
the way to a forward-looking solution. On February 27, 2002, the
Governments of Germany and the Federal State of North Rhine-
Westphalia and the United Nations signed the so-called Bellevue
Agreement, named for the residence of the German president at
Bellevue Palace in Berlin. The Agreement, signed in the presence
of UN Secretary General Kofi Annan and Federal President
Johannes Rau, provided for the establishment of adequately dimensioned,
permanent UN premises and the construction of an
expanded Bonn conference center. Championed by the Federal
Minster for the Environment, Jürgen Trittin, the UN Campus concept
was developed and adopted by the German government on
May 28, 2003. The Campus was to comprise parts of the socalled
Bundeshaus complex of the West-German parliament, in
the former government quarter of Bonn.
The history of the two buildings on the UN Campus – the Neues
Abgeordnetenhochhaus office tower (roughly: new parliamentary
high-rise building) and the adjacent so-called Altes Abgeordnetenhochhaus
(old parliamentary high-rise) – does not reach
back to the middle ages, but this is nevertheless historical
ground and the two structures are of great symbolic significance
for the history of post-war democratic Germany. When Bonn

30 Die Vereinten Nationen in Bonn
Bild oben: Das Atrium mit dem Werk des Künstlers Tadashi
Kawamata im Alten Abgeordnetenhochhaus
unten: Die Kantine im Langen Eugen
Image top: The atrium and art by Tadashi Kawamata at Altes
Abgeordnetenhochhaus
bottom: The cafeteria at Langer Eugen
bescheidener Statur. Nach der Eröffnung bot das Gebäude zahlreiche
Sitzungssäle für Ausschusssitzungen sowie erstmals ein
eigenes – mit 20 qm maßvoll dimensioniertes – Büro für jedes
Bundestagsmitglied. Nach dem Umzug des Parlaments an die
Spree im Jahr 1999 beherbergte es bis 2003 mehrere nationale
und internationale Bildungseinrichtungen.
Ähnlich wie Rom wurde der UN Campus nicht an einem Tag erbaut.
Angesichts ihrer historischen Bedeutung handelt es sich
bei beiden Gebäuden um Baudenkmale, woraus sich gewisse
Beschränkungen ergeben. Ihre Renovierung und Modernisierung
musste dem Bedarf von über einem Dutzend UN-Dienststellen
und zugleich deutschem Bau- und Denkmalschutzrecht
Rechnung tragen, was gelegentlich der Quadratur des Zirkels zu
entsprechen schien. Die UN-Organisationen richteten eine UN
Campus-Task-Force ein, deren Mitglieder sich monatelang mit
Bauplänen und Budgetdokumenten beschäftigten, regelmäßig
die weitere Entwicklung des UN Campus diskutierten und sich
mit Vertretern des auf deutscher Seite federführenden Bundesumweltministeriums
sowie anderen Bundes- und Landesbehörden
und sonstigen Beteiligten besprachen.
Die Sanierung des Langen Eugen dauerte einige Jahre, doch das
Ergebnis ist überzeugend. Moderne Technologie wurde installiert,
wo dies erforderlich war, doch wo immer möglich wurden
Originalelemente erhalten oder wiederhergestellt. Hierzu zählen
Details wie die Türgriffe, Treppengeländer, die vom Bundestag
verwendeten Wanduhren und sogar der Teppichboden in der
Kantine im 29. Geschoss des Baus. Der Originalteppich war so
abgenutzt, dass er ersetzt werden musste, doch es erwies sich
als schwierig, einen Hersteller zu finden, der eine originalgetreue
Reproduktion liefern konnte. Schließlich fand sich in Großbritannien
eine Teppichweberei, die extra eine Neuauflage des Teppichs
anfertigte. Angesichts der spektakulären Aussicht, die die
Kantine bietet (an guten Tagen ist am Horizont sogar der Kölner
Dom auszumachen), ist allerdings fraglich, ob die Kundschaft
dem beige-braunen Tartanmuster zu ihren Füßen viel Beachtung
schenkt.
Bei der Renovierung des Gebäudes wurde zudem auch Wert darauf
gelegt, die zahlreichen Kunstwerke zu erhalten, die im gesamten
Gebäude zu finden sind. Elf solche Stücke aus unterschiedlichen
Disziplinen der bildenden Künste, gestaltet von
bedeutenden deutschen Künstlerinnen und Künstlern des 20.
Jahrhunderts wie HAP Grieshaber, Fritz Koenig, Hans Kaiser

The United Nations in Bonn
31
suddenly found itself in the role of capital in 1949, the founding
fathers and mothers of the Federal Republic of Germany had to
improvise to accommodate the new parliamentary and governmental
institutions. The Parliamentary Council, which met in
Bonn from September 1948 until May 1949 to elaborate the Basic
Law, the constitution of the Federal Republic of Germany,
gathered in the former Pedagogical Academy, built in 1933 in
the New Objectivity style. This building became the nucleus of
the new parliamentary district. Step by step, further wings and
annexes as well as a plenary hall for the German parliament, the
Bundestag, were added in the course of the following years. The
Altes Abgeordnetenhochhaus was built in 1953. Despite these
additions, however, the premises remained cramped. There was
a lack of office space for MPs and it soon became apparent that
more room was needed. An expert commission composed of
three prominent architects, Paul Baumgarten, Egon Eiermann
and Sep Ruf, was therefore established to determine how to
ameliorate the situation.
In 1966 the construction of a new building, designed by Egon
Eiermann, was begun. Eiermann is the author of other wellknown
post-war German architecture such as the new buildings
of the Kaiser Wilhelm Memorial Church in Berlin, the German
Embassy in Washington D.C., or the German Pavilion for the
1958 Brussels World Fair. The transparency, clear lines and sober
style of his buildings were intended to reflect the image of a
new, moderate and open country that the Federal Republic of
Germany sought to project. The Neues Abgeordnetenhochhaus
is no exception. However, it is not quite what Eiermann himself
had originally envisioned. His original idea had been to build a
lower, terraced complex. This, however, would have required
more land than the Federal Government was willing to make
available and so the only way out was up. The result was a 115
meter, 29-storey office tower that was soon colloquially referred
to as ‘Langer Eugen’ (‘Tall Eugen’), a tongue-in-cheek reference
to the President of the German Bundestag, Eugen Gerstenmaier,
who was one of the prime movers of the project – and a man of
rather modest height. Once inaugurated in 1969, the new building
offered numerous conference rooms for parliamentary committee
meetings and, for the first time ever, it afforded a separate
office – moderately sized at roughly 20 square meters – to every
member of the Bundestag. Following the departure of the German
Parliament to Berlin in 1999, and until 2003, it provided
office space for national and international educational institutions.

32 Die Vereinten Nationen in Bonn
Bild Modell des künftigen UN Campus III Gebäudes
Image Model of the future UN Campus III building
oder Günther Uecker machen den Bau fast zu einer kleineren
Galerie deutscher Nachkriegskunst. Alles in allem präsentiert
sich das Neue Abgeordnetenhochhaus, das am 11. Juli 2006
wieder eingeweiht und offi ziell an die Vereinten Nationen übergeben
wurde, heute als kongeniale Mischung aus dem Design
der sechziger Jahre und der Technologie des neuen Jahrtausends.
Bauabschnitt II des UN Campus betraf das ältere der beiden Gebäude,
das Alte Abgeordnetenhochhaus. Diese Phase sollte ursprünglich
etwa ein Jahr nach der Einweihung des Langen Eugen
abgeschlossen werden. Tatsächlich gab es eine nicht unbeträchtliche
Verzögerung, da der Haushaltsausschuss des Bundestages
erst nach mehreren Jahren die erforderlichen Finanzmittel
freigab. Erst 2009 konnten die Bauarbeiten auf diesem
Teil des Campus beginnen.
Obwohl dieses Gebäude deutlich kleiner ist als sein Nachbar,
galt dies nicht für die mit dem Umbau verbundenen Herausforderungen.
Da der Komplex aus verschiedenen Teilen von teils
sehr heterogener Bausubstanz bestand, waren für verschiedene
Teile des Gebäudes unterschiedliche technische Ansätze gefragt.
Zudem musste ein Niveauausgleich zwischen den unterschiedlich
hoch gelegenen Gebäuden geschaffen und Barrierefreiheit
hergestellt werden. Die geforderten Umwelt- und
Energiestandards waren, entsprechend dem Auftrag des künftigen
Nutzers, des Klimasekretariats der Vereinten Nationen,
überaus streng. Die neu gebauten Gebäudeteile entsprechen
Passivhausstandard, renovierte Teile wurden umfassend isoliert.
Erneuerbare Energien spielen bei dem Gebäude eine wichtige
Rolle. Wärmeaustauscher verwenden Rheinuferfi ltrat, um das
Gebäude zu beheizen und zu kühlen. Eine Photovoltaikanlage
sorgt für die Stromversorgung. Der Umbau erfolgte unter Berücksichtigung
des Leitfadens nachhaltiges Bauen des Bundesumweltministeriums.
Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
(BBR), das mit dem Umbau beauftragt war, unterstreicht,
dass das Alte Abgeordnetenhochhaus beispielhaft zeigt, dass
auch ein renoviertes Gebäude sehr klimafreundlich ausgestaltet
werden kann, indem der Gebrauch von fossilen Brennstoffen
verringert und umweltfreundliche Baumaterialien und -elemente
verwendet werden. Trotz modernster Technologie und Energieversorgung
wurden jedoch auch bei diesem Gebäude viele originale
Ausstattungsmerkmale erhalten oder in ihren Ursprungszustand
zurückversetzt.

The United Nations in Bonn
33
Much like Rome, the UN Campus was not built in a day. Given
their historical importance, both buildings are protected monuments,
imposing certain constraints. Their refurbishment and
modernization needed to reconcile the practical needs of over a
dozen UN agencies with the requirements of German building
law and regulations governing the protection of historic buildings,
a task that occasionally seemed tantamount to squaring
the circle. The United Nations Agencies established a UN Campus
Task force, whose members spent months poring over architectural
plans and budget documents, regularly discussed the
way forward regarding UN Campus issues, and also met and
deliberated with representatives of the competent German Ministry
for the Environment, other Federal and Land authorities
and others.
© Stefan Lippert Architekt, Berlin
The revitalization of the Langer Eugen building took several years,
but the outcome is convincing. Modern technology was installed
where necessary, but wherever possible, original elements were
retained or reconstructed. This includes details such as the
doorknobs, banisters, the wall clocks used by the Bundestag
and even the wall to wall carpet in the building’s 29th fl oor cafeteria.
The original carpet was so worn that it needed to be replaced,
but it proved diffi cult to a company that could reproduce
the original. Finally, the replacement was specially manufactured
by carpet weavers in the United Kingdom. Given the cafeteria’s
spectacular view – on good days it is possible to make
out the Cologne Cathedral on the horizon – it is doubtful, however,
whether the cafeteria’s patrons pay much attention to the
beige and brown tartan design underfoot.
In refurbishing the building, care was also taken to maintain the
numerous works of art found across the building. Eleven such
pieces, representing various art forms and created by major
20th century German artists such as HAP Grieshaber, Fritz Koenig,
Hans Kaiser or Günther Uecker turn the building into something
of a gallery of post-war German art. All things considered,
the Neues Abgeordnetenhochhaus, reinaugurated and handed
over to the UN on July 11, 2006, now presents a congenial fusion
of 1960s design and new millennium technology.
Phase II of the UN Campus concerned the older of the two buildings,
the Altes Abgeordnetenhochhaus. This phase should originally
have been concluded roughly one year after the inauguration
of the fi rst building. In fact, there was a considerable hiatus, caused
by the fact that the Bundestag Budget Committee’s took several
years to make the necessary funds available. Only in 2009 did
the actual construction work on this part of the Campus begin.
Interestingly, while this building is considerably smaller than its
neighbor, the challenges involved were not. Since the complex effectively
consisted of several parts with a very heterogenous structure,
different approaches were needed in various parts of the
building. To add to the challenge, the various parts of the building
were constructed at different levels. This has now been compensated
for, putting all sections of the complex on the same level.
Moreover, in accordance with the mandate of the future tenant of
the building, the Climate Change Secretariat UNFCCC), the environmental
and energy efficiency standards were extremely stringent.
Newly constructed parts were constructed to passive house
standards, refurbished sections received strong thermal insulation.
Renewable energy plays an important role in this building.
Heat exchangers using Rhine water fi ltrate are used to heat and
cool the building, which generates its own electricity through photovoltaic
panels. Reconstruction was governed by the specifi cations
for eco-friendly building developed by the Federal Ministry
for the Environment. The Federal Office for Building and Regional
Planning (BBR), which was tasked with the refurbishment, stresses
that the Altes Abgeordnetenhochhaus was intended to demonstrate
that even a refurbished building can be very climate friendly by
reducing the use of fossil fuels and using ecological building
materials and elements. State-of-the-art technology and modern
energy supplies notwithstanding, many architectural features of the
original building were retained or restored to their original status.

34 Die Vereinten Nationen in Bonn
Vor der Renovierung war dieses Gebäude mit Kunstgegenständen
weniger üppig bestückt als sein größerer Nachbar. Das Kunstwerk
an seiner Außenfassade stellt jedoch ein weiteres bemerkenswertes
Sinnbild der demokratischen Entwicklung im Nachkriegsdeutschland
und des bundesdeutschen Selbstverständnisses der
fünfziger Jahre dar. 1950 empfahl der Deutsche Bundestag, dass
ein Prozent der Kosten des Baus oder Umbaus jedes dem Bund
gehörenden Gebäudes für Kunst am Bau aufgewendet werden solle.
Das Kalksteinrelief der dem Platz der Vereinten Nationen zugewandten
Wand neben dem früheren Haupteingang wurde 1953
von Hannes Schulz-Tattenpach geschaffen, besteht aus 27 Einzelteilen
und stellt einen Phönix aus der Asche dar. Es gilt als bisher
ältestes bekanntes Beispiel der Umsetzung des Bundestagsbeschlusses
zur Kunst am Bau. Drei moderne Kunstwerke wurden
speziell für das renovierte Gebäude erworben. Im Inneren des Atriums
wurde eine aus Holzplanken bestehende, an ein Schwalbennest
erinnernde Skulptur des japanisch-französischen Künstlers
Tadashi Kawamata installiert, eine illuminierte Wandinstallation
von Wafae Ahalouch el Keriasti (Amsterdam) findet sich im Foyer.
An der südlichsten Außenwand des Gebäudes prangt ein großes
Thermometer des deutschen Künstlers Michael Sailstorfer, das
das Mandat der in diesem Gebäude residierenden UN-Organisation
versinnbildlichen soll.
Dennoch wurde das Endziel, die Unterbringung sämtlicher Bonner
UN-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einem Gelände bisher
nicht erreicht. Infolge des Anwachsens der Mitarbeiterzahl
des UNFCCC-Sekretariats von 300 auf rund 600 Personen seit
Beginn des letzten Jahrzehnts war das neue UNFCCC-Gebäude
bereits bei Schlüsselübergabe zu klein. Daher verbleibt etwa die
Hälfte der Belegschaft bis zum Abschluss des Bauabschnitts UN
Campus III im Haus Carstanjen. Diese Bauphase wird den bisher
außerhalb des UN Campus liegenden ehemaligen, provisorischen
Plenarsaal im sogenannten Wasserwerk, samt dazugehörigem
Pumpenhaus in den Campus einbeziehen sowie den Bau
eines dritten Bürogebäudes einschließen. Ein Architektenwettbewerb
für das neue Gebäude wurde 2013 abgeschlossen und
vom deutschen Architekten Stefan Lippert gewonnen. In dem
neuen, 17-geschossigen Glasturm werden 330 Beschäftigte des
Klimasekretariats Unterkunft finden. Sie werden dort nicht nur
arbeiten, sondern sich unter anderem auch in zweistöckigen, mit
lebenden Bäumen ausgestatteten Wintergärten von den Anstrengungen
des Klimaschutzes erholen können.
Das alles gibt es selbstverständlich nicht zum Nulltarif. Die Bundesregierung
hat insgesamt 56 Millionen Euro in die Renovierung
des Langen Eugen investiert, das Alte Abgeordnetenhochhaus
schlug mit 92 Millionen Euro zu Buche und auch die Kosten
für den geplanten Neubau dürften erheblich werden. Doch ist
dies eine Win-win-Situation. Deutschland hätte wohl kaum einen
würdigeren neuen Nutzer für einige der emblematischsten Baudenkmäler
im politischen Herzen der früheren Bundeshauptstadt
finden können. Die Vereinten Nationen kommen in den
Genuss hochwertiger Unterbringung in einem der prestigeträchtigsten
Bezirke, die das Gastland zu bieten hat. Bemerkenswerterweise
verwenden die Vereinten Nationen selber, trotz des für
Nicht-Deutschsprachige zungenbrecherischen Charakters der
Worte, weiterhin die eingeführten deutschen Bezeichnungen
Altes Hochhaus und Langer Eugen. Von hier aus arbeiten
die Vereinten Nationen auf eine nachhaltige Zukunft hin. So
gehen am UN Campus in Bonn Vergangenheit und Zukunft
Hand in Hand.
g

The United Nations in Bonn
35
Bild links: Altes Abgeordentenhochhaus:
Wandinstallation von Wafae
Ahalouch el Keriasti
rechts: Altes Abgeordnetenhochhaus:
Der Phoenix von Hannes Schulz-
Tattenbach
Image left: Mural installation by Wafae
Ahalouch el Keriasti
right: Altes Abgeordnetenhochhaus:
Phoenix by Hannes Schulz-Tattenbach
Prior to its refurbishment for the UN, this building was less lavishly
endowed with art than its taller neighbor. However, the
work of art on its façade is another remarkable symbol of German
post-war democratic development and the self-conception
of 1950s West Germany. In 1950, the West-German Parliament
recommended that 1 percent of the budget for reconstruction
or construction of any federal government building should be
set aside for works of art to be installed in the respective buildings
(‘Art in Architecture’, Kunst am Bau). The limestone relief
next to the former main entrance, facing Platz der Vereinten
Nationen was created by Hannes Schulz-Tattenpach in 1953,
consists of 27 individual pieces, represents Phoenix rising from
the ashes and is thought to be the oldest known example of art
installed in accordance with the Bundestag’s decision on Art in
Architecture. Three modern artworks were acquired specifically
for the refurbished building. Inside, a structure of wooden
planks, reminiscent of a swallow’s nest, created by the Japanese-French
artist Tadashi Kawamata was installed in the atrium,
an illuminated mural installation by Wafae Ahalouch el Keriasti
(Amsterdam) was placed in the foyer. The southernmost outer
wall of the building displays a giant thermometer indicating the
actual temperature, Created by Michael Sailstorfer from Berlin, it
is intended to be symbolic of the mandate of the UN agency
within.
Nevertheless, the ultimate objective of being able to house all
Bonn-based UN staff in one location has not yet been achieved.
Given the growth of the UNFCCC Secretariat from 300 to
around 600 persons since the early 2000s, the capacity of the
new UNFCCC building had already been exceeded at the time
of inauguration. Consequently, roughly half of the UNFCCC
staff remains in Haus Carstanjen for the time being, pending
the realization of UN Campus Phase III. This will comprise the
inclusion of the former provisional plenary hall of the German
Bundestag, the so-called Wasserwerk (Water Works), currently
still outside the perimeter fence of the Campus, in the UN premises
and the construction of a third office building on the extended
UN Campus area. An architectural competition for the new
office building, planned to house 330 UNFCCC staff, was carried
out in 2013 and won by the German Architect Stefan Lippert.
The new 17-floor glass tower will not only offer a state-of-the art
workplace to UNFCCC staffers. They will also be able to take a
break from the strenuous work of climate change in two-story
conservatories planted with live trees.
Needless to say, all of this comes with a substantial price tag.
The Federal Republic of Germany invested a total of 56 million
euros into the refurbishment of Langer Eugen, the final sum for
the Altes Abgeordnetenhochhaus amounts to approximately 92
million euros and the projected cost of the additional building
will hardly be negligible. However, this is a win-win arrangement.
Germany could hardly have found a worthier new occupant
for some of its most emblematic historical buildings in the
political heart of the former West German capital, while the UN
enjoys high-quality accommodation in one of the most prestigious
locations the host country has to offer. Interestingly, despite
the linguistic challenge this entails for non-German speakers,
the Bonn-based UN organizations officially refer to their
historical architecture by its well-established German designations,
Altes Hochhaus and Langer Eugen. And so, as the United
Nations in Bonn works to secure a sustainable future, history
meets tomorrow at the UN Campus in Bonn. g

36 Die Vereinten Nationen in Bonn
ABKÜRZUNGEN
ABBREVIATIONS/ACRONYMS
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
BBR
Office for Building and Regional Planning
Kommission für nachhaltige Entwicklung
CSD
Commission on Sustainable Development
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
GIZ
Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität
und Ökosystem und Dienstleistung
IPBES
Intergovernmental Platform on
Biodiversity and Ecosystem services
Millenniums-Entwicklungsziel Ziel für
nachhaltige Entwicklung
MDG
Millennium Development Goal
Ziel für nachhaltige Entwicklung
SDG
Sustainable Development Goal
Übereinkommen der Vereinten Nationen
zur Bekämpfung der Wüstenbildung
UNCCD
United Nations Convention to
Combat Desertification
Konferenz der Vereinten Nationen über
Umwelt und Entwicklung
UNCED
United Nations Conference on
Environment Development
Konferenz der Vereinten Nationen über
die Umwelt des Menschen
UNCHE
United Nations Conference on
Human Environment
Konferenz der Vereinten Nationen über Handlung
und Entwicklung
UNCTADE
United Nations Conference on
Trade and Development
Übereinkommen zur Erhaltung der
wandernden wild lebenden Tierarten
UNEP/
CMS
Convention on the Conservation
of Migratory Species of Wild Animals
Abkommen zur Erhaltung der afrikanischeurasischen
wandernden Wasservögel
UNEP/
AEWA
Agreement on the Conservation of
African-Eurasian Migratory Waterbirds
Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in
der Nord- und Ostsee, dem Nordostatlantik
und der Irischen See
UNEP/
ASCOBANS
Agreement on the Conservation of Small
Cetaceans of the Baltic, North East
Atlantic, Irish and North Seas
Abkommen zur Erhaltung der europäischen
Fledermauspopulationen
UNEP/
EUROBATS
Agreement on the Conservation of
Populations of European Bats
Internationales Zentrum für Berufsbildung
der UNESCO
UNESCO-
UNEVOC
UNESCO International Centre for Technical
and Vocational Education and Training

The United Nations in Bonn
37
ABKÜRZUNGEN
ABBREVIATIONS/ACRONYMS
Rahmenübereinkommen der Vereinten
Nationen zur Bekämpfung des Klimawandels
UNFCCC
United Nations Framework Convention to
Combat Climate Change
Internationale Strategie zur Katastrophenvorsorge
der Vereinten Nationen
UN/ISDR
United Nations International Strategy
for Disaster Reduction
Plattform der Vereinten Nationen für raumfahrtgestützte
Informationen für Katastrophenmanagement
und Notfallmaßnahmen
UNOOSA/
UN-SPIDER
United Nations Platform for Space-based
Information for Disaster Management and
Emergency Response
Regionales Informationszentrum der Vereinten
Nationen für Westeuropa
UNRIC
United Nations Regional Information Centre
for Western Europe
Universität der Vereinten Nationen – Vizerektorat
in Europa
UNU-VIE
United Nations University Vice Rectorate
in Europe
Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit
der Universität der Vereinten Nationen
UNU- EHS
United Nations University Institute for
Environment and Human Security
Institut für zukunftsweisende Nachhaltigkeitsforschung
der Universität der Vereinten Nationen
(UNU-IAS), Operating Unit SCYCLE
UNU-IAS/
SCYCLE
United Nations University, Institute for the
Advanced Study of Sustainability (UNU-IAS),
Operating Unit SCYCLE (UNU-IAS),
Operating Unit SCYCLE
Programm für Kapazitätsentwicklung im Rahmen
der Wasserdekade der Vereinten Nationen
UNW-DPC
UN-Water Decade Programme on Capacity
Development
Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen
UNV
United Nations Volunteers programme
Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen
UNWTO
United Nations World Tourism Organization
Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der
Vereinten Nationen
WCED
World Commission on Environment
and Development
Weltgesundheitsorganisation
WHO
World Health Organization
Weltgesundheitsorganisation – Regionalbüro für
Europa, Europäisches Zentrum für Umwelt und
Gesundheit
WHO-ECEH
World Health Organization – Regional Office
for Europe, European Centre for Environment
and Health
Weltgipfel für nachhaltige und Entwicklung
WSSD
World Summit on Sustainable Development

38 Die Vereinten Nationen in Bonn
DIE VEREINTEN NATIONEN IN BONN
– EINE CHRONOLOGIE
THE UNITED NATIONS IN BONN
– A CHRONOLOGY
Das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten
Nationen (UNHCR) eröffnet ein Verbindungsbüro in Bonn.
1951
The Office of the United Nations High Commissioner for
Refugees (UNHCR) establishes a liaison office in Bonn.
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) eröffnet ein
Verbindungsbüro in Bonn (seit 2004 in Berlin).
1953
The International Labour Organization headquartered in
Geneva (ILO) sets up a liaison office in Bonn.
Das Übereinkommen zur Erhaltung der wandernden
wild lebenden Tierarten (CMS), bekannt als die
Bonner Konvention, wird auf der Godesburg in Bonn
zur Zeichnung aufgelegt.
1979
The Convention on the Conservation of Migratory Species
of Wild Animals (CMS), also known as the Bonn Convention,
is adopted and opened for signature at Godesburg
Castle in Bonn.
Das UNEP/CMS-Sekretariat nimmt seine Arbeit in Bonn auf.
1984
The CMS Secretariat is established in Bonn.
Das Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen (UNV),
das Sekretariat des Rahmenübereinkommens der
Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC)
und das Informationszentrum der Vereinten Nationen
Bonn (UNIC) ziehen ins Haus Carstanjen in Bonn.
1996
The United Nations Volunteers (UNV) programme,
the Secretariat of the United Nations Convention to
Combat Climate Change (UNFCCC) and the United
Nations Information Centre Bonn (UNIC) move to Haus
Carstanjen in Bonn.
Das Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der
Kleinwale in der Nord- und Ostsee (jetzt: Abkommen
zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee,
dem Nordostatlantik und der Irischen See, ASCOBANS)
und das Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der
europäischen Fledermauspopulationen (Eurobats) ziehen
ins Haus Carstanjen.
1998
The Secretariat of the Agreement on the Conservation of
Small Cetaceans of the Baltic, and North Seas (now
Agreement on the Conservation of Small Cetaceans
of the Baltic, North East Atlantic, Irish and North Seas,
ASCOBANS) and the Secretariat of the Agreement on the
Conservation of the Populations of European Bats
(Eurobats) relocate to Bonn.
Das Sekretariat des Übereinkommens der Vereinten
Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD)
zieht ins Haus Carstanjen.
1999
The Secretariat of the United Nations Convention to
Combat Desertification (UNCCD) opens at
Haus Carstanjen.
Das Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung
afrikanisch-eurasischer wandernder Wasservögel (AEWA)
zieht ins Bonner Haus Carstanjen.
2000
The Secretariat of the Agreement on the Conservation
of African-Eurasian Migratory Waterbirds (AEWA)
relocates to Haus Carstanjen.
Eröffnung des Europäischen Zentrums für Umwelt und
Gesundheit (WHO-ECEH) des Regionalbüros der Weltgesundheitsorganisation
für Europa im Langen Eugen in Bonn.
2001
The European Centre for Environment and Health (WHO-
ECEH) of the World Health Organization’s Regional Office
for Europe is set up at Langer Eugen in Bonn.
UNESCO-UNEVOC, das Internationale Zentrum für Berufsbildung
der UNESCO eröffnet im Langen Eugen in Bonn.
2002
The UNESCO-UNEVOC International Centre for Technical and
Vocational Education and Training is opens at Langer Eugen.
Das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit
(UNU-EHS) der Universität der Vereinten Nationen nimmt
seine Arbeit in Bonn auf.
2003
The Institute for Environment and Human Security
(UNU-EHS) of the United Nations University opens at
Langer Eugen.

The United Nations in Bonn
39
UN/ISDR, die Internationale Strategie zur Katastrophenvorsorge
der Vereinten Nationen - Plattform zur Förderung
von Frühwarnung eröffnet in Bonn. Die zehn UNICs
in Westeuropa, darunter das Informationszentrum in
Bonn, werden zu einem Regionalen Informationszentrum
der Vereinten Nationen für Westeuropa (UNRIC) mit Sitz
in Brüssel zusammengefasst. Ein Verbindungsbüro für
Deutschland wird in Bonn eingerichtet.
2004
UN/ISDR, the United Nations International Strategy
for Disaster Reduction - Platform for the Promotion
of Early Warning is set up in Bonn. Ten UNICs
in Western Europe, amongst them UNIC Bonn,
are merged to become United Nations Regional
Information Centre for Western Europe (UNRIC)
headquartered in Brussels.
A German liaison office is set up in Bonn.
11. Juli: Eröffnung des UN Campus in Bonn durch den
damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan und Bundeskanzlerin
Angela Merkel. Fertiggestellt ist Phase UN
Campus I, die den Langen Eugen umfasst. Oktober: De
Beratungsstelle der Welttourismusorganisation (UNWTO)
für biologische Vielfalt und Tourismus für vom Tsunami
betroffene Länder nimmt im Langen Eugen ihre Arbeit auf.
2006
July 11: inauguration of the UN Campus in Bonn by then
UN Secretary-General Kofi Annan and German Chancellor
Angela Merkel. This marks the end of the UN Campus
I phase, consisting of the refurbishment of Langer Eugen
October: the UNWTO Consulting Unit on Biodiversity and
Tourism for Tsunami affected countries is set up at the
UN Campus.
Ansiedlung des Internationalen Programm zur sozialen
Dimension der globalen Umweltveränderung der Vereinten
Nationen (UNU-IHDP) sowie des Vizerektorats der
Universität der Vereinten Nationen in Europa (UNU-ViE) im
UN Campus Bonn angesiedelt.
August: Das Programm für Kapazitätsentwicklung im
Rahmen der Wasserdekade der Vereinten Nationen
(UNW-DPC) wird auf dem UN Campus eröffnet.
Oktober: Die Plattform der Vereinten Nationen für
raumfahrtgestützte Informationen für Katastrophenmanagement
und Notfallmaßnahmen (UNOOSA/UN-SPIDER)
wird auf dem UN Campus eröffnet.
2007
The International Human Dimension Programme
on Global Environmental Change (UNU-IHDP)
and the Vice Rectorate of the United Nations
University (UNU-ViE) open their offices at the UN
Campus Bonn.
August: the UN-Water Decade Programme
on Capacity Development (UNW-DPC) opens
its office at the UN Campus.
October: the United Nations Platform for Space-based
Information for Disaster Management and Emergency
Response (UNOOSA/UN-SPIDER) opens its office at the
UN Campus.
8. Dezember: Das Sekretariat für Studien über die Ökonomie
von Ökosystemen und Biodiversität (UNEP-TEEB)
wird auf dem UN Campus eröffnet (geschlossen 2010).
2008
December 8: the Secretariat for Studies on the
Economics of Ecosystems and Biodiversity (UNEP-TEEB)
opens office in Bonn (closed in 2011).
Januar: Die Zwischenstaatliche Ozeanographische
Kommission der UNESCO nimmt ihre Arbeit auf dem UN
Campus auf (geschlossen 2010).
2009
January: the International Oceanographic Commission
of UNESCO starts work at the UN Campus
(closed in 2010).
Das Institut für Nachhaltigkeit und Frieden (UNU-ISP),
Operating Unit Scycle, der Universität der Vereinten
Nationen zieht auf den UN Campus.
2010
The Institute for Sustainability and Peace (UNU-ISP),
Operating Unit Scycle, of the United Nations University
opens its office at the UN Campus.
Abschluss der Phase UN Campus II mit dem Einzug von
ca. 300 Beschäftigten des UNFCCC-Sekretariats ins Alte
Abgeordnetenhochhaus
2013
Finalization of UN Campus Phase II, marked by the
move of some 300 UNFCCC staff members to
Altes Abgeordentenhochhaus.
Die zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen
(IPBES) nimmt die Arbeit auf dem
UN Campus auf. Das UNU-IHDP-Büro wird geschlossen.
2014
The Intergovernmental Platform on Biodiversity and
Ecosystem Services (IPBES) opens its office at Langer
Eugen. The UNU-IHDP office closes.

40 Die Vereinten Nationen in Bonn
UN-DIENSTSTELLEN IN BONN
Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und
Ökosystem und Dienstleistung
IPBES
UN AGENCIES IN BONN
Intergovernmental Platform on Biodiversity and
Ecosystem services
Sekretariat des Übereinkommens der Vereinten
Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung
UNCCD
Secretariat of the United Nations Convention to
Combat Desertification
Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung
der wandernden wild lebenden Tierarten
UNEP/
CMS
Secretariat of the Convention on the Conservation
of Migratory Species of Wild Animals
Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der
afrikanisch-eurasischen wandernden Wasservögel
UNEP/
AEWA
Secretariat of the Agreement on the Conservation
of African-Eurasian Migratory Waterbirds
Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der
Kleinwale in der Nord- und Ostsee, dem Nordostatlantik
und der Irischen See
UNEP/
ASCOBANS
Secretariat of the Agreement on the Conservation of
Small Cetaceans of the Baltic, North East Atlantic, Irish
and North Seas
Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der
europäischen Fledermauspopulationen
UNEP/
EUROBATS
Secretariat of the Agreement on the Conservation of
Populations of European Bats
Internationales Zentrum für Berufsbildung
der UNESCO
UNESCO-
UNEVOC
UNESCO International Centre for Technical and
Vocational Education and Training
Sekretariat des Rahmenübereinkommens der
Vereinten Nationen zur Bekämpfung des Klimawandels
UNFCCC
Secretariat of the United Nations Framework
Convention to Combat Climate Change
Internationale Strategie zur Katastrophenvorsorge
der Vereinten Nationen - Büro Bonn
UN/ISDR
United Nations International Strategy for Disaster
Reduction - Bonn Office

The United Nations in Bonn
41
Plattform der Vereinten Nationen für raumfahrtgestützte
Informationen für Katastrophenmanagement
und Notfallmaßnahmen
UNOOSA/
UN-SPIDER
United Nations Platform for Space-based
Information for Disaster Management and
Emergency Response
Regionales Informationszentrum der Vereinten
Nationen für Westeuropa - Verbindungsbüro in
Deutschland
UNRIC
United Nations Regional Information Centre
for Western Europe – Liaison Office
in Germany
Universität der Vereinten Nationen – Vizerektorat
in Europa
UNU-ViE
United Nations University Vice Rectorate
in Europe
Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der
Universität der Vereinten Nationen
UNU- EHS
United Nations University Institute for
Environment and Human Security
Institut für zukunftsweisende Nachhaltigkeitsforschung
der Universität der Vereinten Nationen
(UNU-IAS), Operating Unit SCYCLE
UNU-IAS/
SCYCLE
United Nations University, Institute for the
Advanced Study of Sustainability (UNU-IAS),
Operating Unit SCYCLE
Programm für Kapazitätsentwicklung im Rahmen
der Wasserdekade der Vereinten Nationen
UNW-DPC
UN-Water Decade Programme on
Capacity Development
Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen
UNV
United Nations Volunteers programme
Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen,
Beratungsstelle für Tourismus und Biodiversität
UNWTO
United Nations World Tourism Organization,
Consulting Unit on Tourism and Biodiversity
Weltgesundheitsorganisation – Regionalbüro für
Europa, Europäisches Zentrum für Umwelt und
Gesundheit
WHO-ECEH
World Health Organisation – Regional Office
for Europe, European Centre for
Environment and Health

42 Die Vereinten Nationen in Bonn
DANKSAGUNG/ACKNOWLEDGEMENTS
Der Autor möchte folgenden Personen für die wertvolle Unterstützung bei diesem Projekt danken:
The author would like to thank the following persons for their invaluable support with this project:
Céline Bolton, UNV; Karen Förnzler; UNV, Botschafter/Ambassador Dr. Martin Frick, Auswärtiges Amt/Federal Foreign Office;
Botschafter a.D./Ambassador (retd.) Harald Ganns, UNBonn CIU; Hanns Holl, UNBonn CSU; Thierry Janssen, UNBonn; Stefan Körnig,
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit/Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation,
Building and Nuclear Safety; Veronika Lenarz, UNEP/CMS; Stefan Lippert, Architekt/Architekt; Arne Molfenter, UNRIC Bonn; Nancy
Njoroge, UNV; Susanne Nolden, Stadt Bonn/City of Bonn; Ayhan Polat, UNFCCC; Juergen Platz, UNBonn, CSU; the Seromedia team;
Benedikt Siebert, BBR; Jennifer Stapper, UNV; Christian Wilhelm, Stadt Bonn/City of Bonn; Martina Yadel, Auswärtiges Amt/Federal
Foreign Office.
DER AUTOR / THE AUTHOR:
Rüdiger Strempel ist beim UN-Freiwilligenprogramm (UNV) beschäftigt. Er ist Völkerrechtler und arbeitet seit über 10 Jahren in
unterschiedlichen Kapazitäten für die Vereinten Nationen. Bis 2006 war er Mitglied der UN Campus Task Force in Bonn.
Rüdiger Strempel works for the United Nations Volunteers (UNV) programme. An international lawyer, he has worked for the United
Nations in various capacities for over 10 years. He served on the UN Campus Task Force Bonn until 2006.
DER FOTOGRAF/ THE PHOTOGRAPHER:
Peter Rothe arbeitet als Fotograf, Kameramann und Regisseur für TV, Non-Profit-Organisationen und Konzerne. Er ist Inhaber und
Geschäftsführer der seromedia GmbH, einer Agentur für interne und externe Kommunikation. Peter Rothe gibt außerdem das
Lifestyle-Magazin RHEIN exklusiv heraus.
Peter Rothe has worked as a photographer, camera man and director for TV, non-profit organizations and the corporate sector. He
is the owner and managing director of seromedia GmbH, an agency dealing with internal and external communications. Moreover,
Peter Rothe is the publisher and editor-in-chief of the lifestyle magazine RHEIN exklusiv.
BILDNACHWEISE / PHOTO CREDITS:
Mit freundlicher Genehmigung / Courtesy of
Seite 5 / Page 5: UNV
Seite 9 links oben / Page 9 above left: Thierry Janssen
Seite 9 rechts oben / Page 9 above right: UNV
Seite 9 unten / Page 9 bottom: UNV
Seite 13 / Page 13: UNV
Seite 16/17 / Page: 16/17: Michael Sondermann/Bundesstadt Bonn
Seite 18 / Page 18: UNV
Seite 22/23 / Page 22/23: Michael Sondermann/Bundesstadt Bonn
Seite 26 / Page 26: Stefan Lippert Architekt, Berlin
Seite 32/33 / Page 32/33: Stefan Lippert Architekt, Berlin

Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Bonn /
Supported by the City of Bonn
© 2014 seromedia GmbH