Die Vereinten Nationen in Bonn
UN BONN - Die Vereinten Nationen in Bonn; Autor: Rüdiger Strempel
UN BONN - Die Vereinten Nationen in Bonn;
Autor: Rüdiger Strempel
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34 <strong>Die</strong> <strong>Vere<strong>in</strong>ten</strong> <strong>Nationen</strong> <strong>in</strong> <strong>Bonn</strong><br />
Vor der Renovierung war dieses Gebäude mit Kunstgegenständen<br />
weniger üppig bestückt als se<strong>in</strong> größerer Nachbar. Das Kunstwerk<br />
an se<strong>in</strong>er Außenfassade stellt jedoch e<strong>in</strong> weiteres bemerkenswertes<br />
S<strong>in</strong>nbild der demokratischen Entwicklung im Nachkriegsdeutschland<br />
und des bundesdeutschen Selbstverständnisses der<br />
fünfziger Jahre dar. 1950 empfahl der Deutsche Bundestag, dass<br />
e<strong>in</strong> Prozent der Kosten des Baus oder Umbaus jedes dem Bund<br />
gehörenden Gebäudes für Kunst am Bau aufgewendet werden solle.<br />
Das Kalkste<strong>in</strong>relief der dem Platz der <strong>Vere<strong>in</strong>ten</strong> <strong>Nationen</strong> zugewandten<br />
Wand neben dem früheren Haupte<strong>in</strong>gang wurde 1953<br />
von Hannes Schulz-Tattenpach geschaffen, besteht aus 27 E<strong>in</strong>zelteilen<br />
und stellt e<strong>in</strong>en Phönix aus der Asche dar. Es gilt als bisher<br />
ältestes bekanntes Beispiel der Umsetzung des Bundestagsbeschlusses<br />
zur Kunst am Bau. Drei moderne Kunstwerke wurden<br />
speziell für das renovierte Gebäude erworben. Im Inneren des Atriums<br />
wurde e<strong>in</strong>e aus Holzplanken bestehende, an e<strong>in</strong> Schwalbennest<br />
er<strong>in</strong>nernde Skulptur des japanisch-französischen Künstlers<br />
Tadashi Kawamata <strong>in</strong>stalliert, e<strong>in</strong>e illum<strong>in</strong>ierte Wand<strong>in</strong>stallation<br />
von Wafae Ahalouch el Keriasti (Amsterdam) f<strong>in</strong>det sich im Foyer.<br />
An der südlichsten Außenwand des Gebäudes prangt e<strong>in</strong> großes<br />
Thermometer des deutschen Künstlers Michael Sailstorfer, das<br />
das Mandat der <strong>in</strong> diesem Gebäude residierenden UN-Organisation<br />
vers<strong>in</strong>nbildlichen soll.<br />
Dennoch wurde das Endziel, die Unterbr<strong>in</strong>gung sämtlicher <strong>Bonn</strong>er<br />
UN-Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter auf e<strong>in</strong>em Gelände bisher<br />
nicht erreicht. Infolge des Anwachsens der Mitarbeiterzahl<br />
des UNFCCC-Sekretariats von 300 auf rund 600 Personen seit<br />
Beg<strong>in</strong>n des letzten Jahrzehnts war das neue UNFCCC-Gebäude<br />
bereits bei Schlüsselübergabe zu kle<strong>in</strong>. Daher verbleibt etwa die<br />
Hälfte der Belegschaft bis zum Abschluss des Bauabschnitts UN<br />
Campus III im Haus Carstanjen. <strong>Die</strong>se Bauphase wird den bisher<br />
außerhalb des UN Campus liegenden ehemaligen, provisorischen<br />
Plenarsaal im sogenannten Wasserwerk, samt dazugehörigem<br />
Pumpenhaus <strong>in</strong> den Campus e<strong>in</strong>beziehen sowie den Bau<br />
e<strong>in</strong>es dritten Bürogebäudes e<strong>in</strong>schließen. E<strong>in</strong> Architektenwettbewerb<br />
für das neue Gebäude wurde 2013 abgeschlossen und<br />
vom deutschen Architekten Stefan Lippert gewonnen. In dem<br />
neuen, 17-geschossigen Glasturm werden 330 Beschäftigte des<br />
Klimasekretariats Unterkunft f<strong>in</strong>den. Sie werden dort nicht nur<br />
arbeiten, sondern sich unter anderem auch <strong>in</strong> zweistöckigen, mit<br />
lebenden Bäumen ausgestatteten W<strong>in</strong>tergärten von den Anstrengungen<br />
des Klimaschutzes erholen können.<br />
Das alles gibt es selbstverständlich nicht zum Nulltarif. <strong>Die</strong> Bundesregierung<br />
hat <strong>in</strong>sgesamt 56 Millionen Euro <strong>in</strong> die Renovierung<br />
des Langen Eugen <strong>in</strong>vestiert, das Alte Abgeordnetenhochhaus<br />
schlug mit 92 Millionen Euro zu Buche und auch die Kosten<br />
für den geplanten Neubau dürften erheblich werden. Doch ist<br />
dies e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation. Deutschland hätte wohl kaum e<strong>in</strong>en<br />
würdigeren neuen Nutzer für e<strong>in</strong>ige der emblematischsten Baudenkmäler<br />
im politischen Herzen der früheren Bundeshauptstadt<br />
f<strong>in</strong>den können. <strong>Die</strong> <strong>Vere<strong>in</strong>ten</strong> <strong>Nationen</strong> kommen <strong>in</strong> den<br />
Genuss hochwertiger Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der prestigeträchtigsten<br />
Bezirke, die das Gastland zu bieten hat. Bemerkenswerterweise<br />
verwenden die <strong>Vere<strong>in</strong>ten</strong> <strong>Nationen</strong> selber, trotz des für<br />
Nicht-Deutschsprachige zungenbrecherischen Charakters der<br />
Worte, weiterh<strong>in</strong> die e<strong>in</strong>geführten deutschen Bezeichnungen<br />
Altes Hochhaus und Langer Eugen. Von hier aus arbeiten<br />
die <strong>Vere<strong>in</strong>ten</strong> <strong>Nationen</strong> auf e<strong>in</strong>e nachhaltige Zukunft h<strong>in</strong>. So<br />
gehen am UN Campus <strong>in</strong> <strong>Bonn</strong> Vergangenheit und Zukunft<br />
Hand <strong>in</strong> Hand.<br />
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