23.01.2015 Aufrufe

Handout zum Vortrag

Handout zum Vortrag

Handout zum Vortrag

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Behandlung der PTBS im Jugendalter<br />

nach sexualisierter und<br />

physischer Gewalt<br />

Dr. Dipl.-Psych. Regina Steil<br />

Dipl.-Psych. Simone Matulis<br />

Institut für Psychologie<br />

Klinische Psychologie und Psychotherapie<br />

Goethe-Universität Frankfurt<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover


Trauma-Ambulanz der<br />

Verhaltenstherapie-Ambulanz Frankfurt<br />

Leitung: Prof. Dr. U. Stangier, Dr. Regina Steil<br />

www.psychotherapie-ambulanz-frankfurt.de<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

1


Prävalenz physischer und sexueller Gewalt<br />

Prävalenz sexueller Missbrauch (CSA)<br />

Abhängig von untersuchter Nation und Definition<br />

ca. 20% Frauen, 8% Männer mit ungewollten sexuellen Erfahrungen vor 18.<br />

Lj. (Metaanalyse von Pereda et al., 2009)<br />

Schwerste Form mit Penetration bei ca. 5,3% der Mädchen, 1,9% Jungen<br />

(Andrews et al., 2004)<br />

Prävalenz physische Gewalt (CPA)<br />

Stark abhängig von Definition<br />

Prävalenzen ca. 4%-16% westliche Nationen & USA (Chou et al., 2011)<br />

Finkelhor, 2009: 10% der Kinder und Jugendliche erfahren irgendeine Form<br />

von körperlicher Misshandlung durch Erwachsene<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

2


Folgen von frühen sexuellen Gewalterfahrungen<br />

Sexueller Missbrauch erhöhte Risiko einer psychischen Erkrankung im<br />

Jugendalter um ein 2,4 faches (Längsschnittstudie über 25 Jahre von<br />

Fergusson et al., 2008)<br />

CSA führt besonders häufig zu PTBS (80% der Opfer von sex. Gewalt<br />

entwickeln in der Folge eine PTBS; Kessler et al, 1995)<br />

37%-52% von Kindern und Jugendlichen die Opfer von sex. Missbrauch<br />

wurden erfüllen alle Kriterien einer PTBS (Kendall-Tackett et al., 1993; McLeer<br />

et al., 1992; McLeer et al., 1998)<br />

Mehrheit der Betroffenen Kindern und Jugendlichen erfüllen PTBS-<br />

Kriterien im subklinischen Bereich<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

3


Folgen von frühen sexuellen Gewalterfahrungen<br />

Erhöhtes Risiko für folgende psychiatrische Diagnosen:<br />

PTBS, Depression, weitere Angststörungen, substanzassoziierte<br />

Störungen, Schlafstörungen (Metaanalyse von Chen et al., 2010)<br />

Mittlerer Zusammenhang zwischen CSA und Borderline-Störung<br />

(Fossati, Madeddu und Maffei, 1999); ca. die Hälfte aller Borderline-Patienten hat<br />

Missbrauchserfahrungen in der Kindheit<br />

Assoziierte Probleme:<br />

dissoziative Symptome, geringer Selbstwert, suizidale Gedanken,<br />

Suizidversuche, körperliche Erkrankungen, selbstverletzendes Verhalten,<br />

Schwierigkeiten in Emotionsregulation, geringe Toleranz unangenehmer<br />

Gefühle, Probleme im psychosozialen Bereich, frühe Schwangerschaft,<br />

sexuelle Probleme, Reviktimisierung<br />

(Überblick siehe Priebe et al., in press)<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

4


Warum Reviktimisierungsgefahr nach CSA…<br />

Problematische Einstellungen:<br />

• Für Liebe muss ich bezahlen<br />

• Dass ich schlecht behandelt werde ist für mich normal<br />

• Ich habe eh nichts anderes verdient<br />

• Der aggressive Partner wird mich vor der Welt beschützen<br />

Diese Probleme erhöhen das Risiko:<br />

• Dissoziation<br />

• Substanzgebrauch<br />

• Kompetenzdefizite (Kontakte zu nicht-schädlichen Partnern finden…)<br />

• Spielen mit der Macht der sex. Attraktivität, um jetzt Kontrolle zu erleben<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

5


Folgen von physischem Missbrauch<br />

Insgesamt weniger gut untersucht, Ergebnisse teilweise kontrovers und<br />

abhängig von Untersuchungsdesign, häufig mit sex, Missbrauch<br />

korreliert<br />

Längsschnittuntersuchung von Fergusson et al., 2008: Risiko für<br />

psychische Störung im Jugendalter nach CPA um 1,5 faches erhöht<br />

Höheres Risiko für Suizidgedanken und Suizidversuche, Depression,<br />

PTSD, antisozialem Verhalten, Substanzmissbrauch, Somatisierung<br />

(Silverman et al., 1996)<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

6


Im Schnitt kommen weibl. Patienten mit<br />

ca. 37 Jahren das erste mal zu einer<br />

traumafokussierten Behandlung<br />

(Steil et al., 2011; Bohus et al., submitted)<br />

→früh intervenieren, um<br />

Chronifizierung und Folgeprobleme<br />

zu verhindern !<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

7


Behandlung der PTBS im Jugendalter<br />

Besonderheiten kindlicher Symptomatik:<br />

Wiedererleben im Spiel, Albträume unspezifisch, Veränderungen im<br />

Bindungsverhalten, neue Ängste, Regression auf frühere<br />

Entwicklungsstufe<br />

Jugendliche ähneln Erwachsenen hinsichtlich der PTBS-<br />

Symptomatik (Scheeringa, Wright, Hunt & Zeanah, 2006)<br />

Kognitive Verhaltenstherapie als Goldstandard zur Behandlung der<br />

PTBS im Kindes- und Jugendalter<br />

Effektstärke von KVT bei Kindern: Cohen´s d = 0,96 (NICE, 2006) (bei<br />

Erwachsenen: ca. 1.4!)<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

8


Behandlung der PTBS im Jugendalter<br />

Geeignet für Behandlung der PTBS<br />

nach einfacher Traumatisierung<br />

Spezifisch für PTBS nach<br />

sexualisierter Gewalt<br />

(Goldstandard)<br />

Metaanalysen zur Effektivität der Behandlung von PTBS nach sex.<br />

Missbrauch zeigen mittlere bis große Effekte<br />

(Harvey & Taylor, 2010: 0.79; Trask, Walsh & DeLilo, 2011: 0.52)<br />

=> Verbesserungbedarf!<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

9


Aber…<br />

Anteil behandelter Jugendlicher Psychotherapiestudien zu PTBS nach<br />

sexualisierter / physischer Gewalt<br />

3<br />

nur Kinder (bis 14 Jahre)<br />

9<br />

13<br />

Kinder und Jugendliche<br />

nur Jugendliche (ab 14 Jahre)<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

10


Kinder und Jugendliche müssen verschieden<br />

behandelt werden!<br />

Besonderheiten des Jugendalters<br />

• Emotionale Instabilität<br />

• Motivationale Instabilität<br />

• Entwicklungsaufgaben<br />

• Einfluss der Eltern<br />

• Dynamik in äußeren Bedingungen<br />

Geeignete psychometrische<br />

Verfahren<br />

Therapeutische Qualifikation<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

11


Den Herausforderungen begegnen…<br />

Notwendige Modifikationen der Behandlungsstrategien:<br />

• Emotions-Regulations-Training (ERT)<br />

• Intensives zeitbegrenztes Behandlungssetting<br />

• Bearbeitung von Entwicklungsaufgaben<br />

Wirksame Therapien der PTBS bei Erwachsenen (Foa et al., 2009):<br />

• Kognitive Therapie nach Ehlers und Clark (Ehlers et al., 2005)<br />

• Cognitive Processing Therapy nach Resick (CPT; Resick et al., 2008)<br />

– Sehr gut überprüft<br />

– Sehr wirksam in Behandlung Erwachsener mit PTBS nach sexualisierter Gewalt<br />

(Chard, 2005: Effektstärke innerhalb CPT-Gruppe von 2,8)<br />

– Erste Hinweise, dass auch bei Jugendlichen wirksam (Ahrens & Rexford, 2002)<br />

– Hoch manualisiert und strukturiert<br />

– Gut in Versorgungssystem zu disseminieren<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

12


BMBF-gefördertes Projekt ab Juni 2012<br />

Psychotherapieforschungsprojekt zur Behandlung Jugendlicher<br />

nach Gewalterfahrungen in der Kindheit; KVT vs. Treatment as<br />

Usual (Rosner et al.)<br />

Behandlungszentren in Berlin, Frankfurt, Ingolstadt<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

13


Den Herausforderungen begegnen…<br />

Entwicklungsangepasste Kognitive Verhaltenstherapie für Jugendliche<br />

mit PTBS nach Gewalterfahrung in der Kindheit (E-KVT; Steil, Matulis<br />

& Rosner)<br />

Intensives Drei-Phasen-Behandlungsprogramm<br />

Emotionsregulationstraining<br />

Intensive Traumabearbeitung<br />

Prophylaxe –<br />

Entwicklungsaufgaben<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

14


Behandlungshierarchie der PTBS bei schweren<br />

Störungen der Emotionsregulation<br />

(angelehnt an DBT-PTSD; Steil et al., 2011)<br />

Behandlungsfokus<br />

Beispiele<br />

Lebensbedrohliches Verhalten<br />

Therapie zerstörendes Verhalten<br />

Krisen generierendes Verhalten<br />

Therapiefortschritt behinderndes Verhalten<br />

Schwere psychosoziale Probleme<br />

PTBS aufrechterhaltendes Verhalten<br />

Entwicklungsaufgaben, Prophylaxe<br />

Suizidalität, schweres SVV, schweres<br />

Hochrisikoverhalten<br />

Verstoß gegen Therapievertrag,<br />

mangelndes Commitment<br />

anhaltende Gewalterfahrungen, strafbares<br />

Verhalten<br />

Dissoziation, motivationale Probleme,<br />

Substanzmissbrauch<br />

schwere finanzielle Probleme, drohende<br />

Obdachlosigkeit<br />

Dysfunktionale Kognitionen, Meidungs- und<br />

Escapestrategien<br />

Beziehung Eltern, Peer-Beziehungen,<br />

Schul-/Berufsbildung, Reviktimisierung<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

15


Emotionsregulationstraining<br />

Basiert auf Dialektisch-Behavioraler Therapie der PTSD: Ungünstige<br />

Verhaltensweisen wie Substanzkonsum, Selbstverletzung, suizidale<br />

Ideation werden als Escape-Strategien in Bezug auf belastende<br />

Intrusionen / Gefühle<br />

(DBT-PTSD, Steil et al., 2011; Bohus et al., 2011)<br />

Ziel: allgemeine und PTBS-spezifische Verbesserung der<br />

Gefühlsregulation mit Hilfe von DBT-Skills; Psychoedukation zu<br />

Emotionen<br />

Tagebuchkarten zur Erfassung der Impulse zu schädlichem Verhalten /<br />

Escape-Strategien<br />

Motivationsstärkung zur Aufgabe der Selbstverletzungen,<br />

Verhaltensanalyse, Kontingenzmanagement<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

16


Umgang mit selbstverletzendem Verhalten<br />

Ab hier bist Du im<br />

Hochstress!!!<br />

Wie fühlt sich Hochstress an<br />

Wie denke ich…<br />

Welche Gefühle sind da…<br />

Was geht in meinem Körper vor…<br />

Wie verhalte ich mich…<br />

Stresstoleranz-Skills:<br />

Sich ablenken (z.B. Hirn-flick-flack, raus gehen, Freunde anrufen)<br />

Sich beruhigen mit Hilfe der 5 Sinne (Eiswürfel, Gummibänder, Riechöle, lustige<br />

Postkarten, laute Musik, Schmerzpunkte, Chlili-Schote…)<br />

Den Augenblick verändern (Entspannungsübung, Beten, Phantasiereise,…)<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

17


Psychoedukation zu Emotionen<br />

Wozu sind Gefühle gut<br />

• Informieren uns<br />

• Teilen anderen etwas mit<br />

• Treiben uns zu Handlungen an<br />

Gefühlsnetzwerk<br />

• Auslöser<br />

• Körperempfindungen<br />

• Handlungsimpulse<br />

Wie kann ich gegensteuern<br />

• Anders denken<br />

• Anders Handeln<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

18


Intensive Traumabearbeitung<br />

Psychoedukation<br />

Schriftliche Traumakonfrontation<br />

Kognitive Umstrukturierung – Bearbeitung Stuck Points<br />

Bearbeitung trauma-relevanter Themen:<br />

• Sicherheit<br />

• Vertrauen<br />

• Kontrolle<br />

• Wertvoll sein<br />

• Nahe sein<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

19


Warum Intensivphase<br />

• Kompensation motivationaler Schwankungen<br />

• Maximale therapeutische Unterstützung bei traumaspezifischen<br />

Elementen<br />

• Vermeidung wird reduziert<br />

• Behandlungszeit wird verkürzt<br />

Aussagen der Patienten:<br />

„Falls es Probleme mit Hausgaben gegeben hätte, wusste ich, dass ich<br />

meine Therapeutin am nächsten Tag wieder sehe. Da habe ich mich mehr<br />

getraut.“<br />

„Ich habe mir gedacht: so wird es zwar heftig, aber geht auch schneller<br />

wieder vorbei.“<br />

„Ich habe die Aufgaben immer gleich gemacht. Wenn wir uns nur einmal<br />

wöchentlich gesehen hätten, hätte ich es wieder aufgeschoben.“<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

20


E-KVT Intensivphase<br />

Psychoedukation<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

21


E-KVT Intensivphase<br />

Kognitiver Fokus<br />

Bearbeitung ungünstiger Annahmen und Bewertungen <strong>zum</strong> Trauma<br />

(„Ich habe das verdient!“), bzgl. der Welt (z.B. „Nichts ist<br />

kontrollierbar.“), anderer Menschen („Ich kann niemandem trauen.“)<br />

und der eigenen Person („Ich bin verabscheuungswürdig.“)<br />

Annahmen<br />

≈<br />

Stuck Point<br />

Trauma<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

22


E-KVT Intensivphase<br />

Stuck Points herausarbeiten durch Impact Statement<br />

Bericht über die Auswirkungen des Traumas<br />

Bitte schreibe mindestens eine Seite darüber, was du denkst, warum deine traumatischen Ereignisse<br />

eingetreten sind. Beziehe dich dabei auf die Situation, die du heute am belastendsten erlebst.<br />

Du brauchst dabei keine Details über das traumatische Ereignis aufzuschreiben. Schreibe darüber, was du<br />

über die Ursache für das schlimmste Ereignis denkst. Verwende keinen Computer, schreibe mit der Hand.<br />

Schreibe auch darüber, welche Auswirkungen das traumatische Ereignis auf dich hatte. Wie haben sich<br />

deine Überzeugungen über dich selbst verändert<br />

Wie haben sich deine Überzeugungen über andere, über die Welt verändert<br />

Gehe dabei auf die folgenden Bereiche ein:<br />

Wie haben sich Deine Erlebnisse darauf ausgewirkt, wie Du heute über<br />

Sicherheit<br />

Vertrauen<br />

Kontrolle<br />

Dich selbst und andere Menschen<br />

Intimität<br />

denkst.<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

23


E-KVT Intensivphase<br />

Schriftliche Exposition mit Indextrauma<br />

Ziel:<br />

• Aktivierung primärere Emotionen<br />

• Aktivierung der Stuck Points<br />

• Habituation<br />

Therapeut:<br />

• Unterstützt<br />

• Unterbricht nicht, fördert emotionalen Ausdruck<br />

des Patienten<br />

• Hilft an schwierigen Stellen<br />

Traumabericht<br />

Schreibe einen Bericht über das, was dir<br />

passiert ist und erwähne so viele Details<br />

wie möglich (was du gesehen hast, was du<br />

gehört hast, was du gerochen hast,…).<br />

Schreibe auch so viele Gedanken und<br />

Gefühle wie möglich auf, die du damals<br />

hattest und an die du dich erinnern kannst.<br />

Such dir am besten einen Zeitpunkt dafür<br />

aus, wo du für dich sein kannst und auch<br />

genug Zeit hast. Unterdrücke NICHT<br />

deine Gefühle. Wenn du beim Schreiben an<br />

irgendeiner Stelle eine Pause brauchen<br />

solltest, markiere die entsprechende<br />

Stelle mit einem Strich. Mach weiter, wenn<br />

du kannst. Schreib den Bericht, auch wenn<br />

mehrere Versuche notwendig sind!<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

24


E-KVT Intensivphase<br />

Bearbeitung Stuck Points<br />

zunächst Bewertungen, die sich auf das Vergangene beziehen<br />

(Schuld, Verleugnung des Geschehenen)<br />

Später Bewertungen, die sich auf Zukünftiges beziehen<br />

Wie denkt Patient über Sicherheit, Vertrauen, Kontrolle, Intimität, Wertschtäzung<br />

Sokratische Dialogführung<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

25


E-KVT Intensivphase<br />

Umgang mit Schuldkognitionen:<br />

• Graphische Darstellung („Verantwortungskreis“)<br />

• Genaue Analyse der Vorgänge und Handlungen<br />

während des Traumas<br />

• Evtl. auch alternative Handlungsweisen<br />

en detail durchgehen<br />

80% Ich<br />

20% Vater<br />

Fragen:<br />

• Advocatus diaboli: z.B. Du denkst, Du hast ihn dazu gebracht, Dich zu vergewaltigen.<br />

Was genau hast Du getan, um ihn dazu zu bringen<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

26


Prophylaxe - Entwicklungsaufgaben<br />

Schul-/ Berufsausbildung - Interessenstest, Berufsinformationen<br />

einholen, adäquate Beschulung, Förderungen, Plan B entwickeln…<br />

Sexuelle Reviktimisierung – Woran erkenne ich einen dysfunktionalen<br />

Partner 20 red flags von Kubany & Raltston, 2008<br />

Peer-Beziehungen – Verbesserung sozialer Kompetenzen,<br />

Problemlösetraining<br />

Elterliche Beziehung - Unterstützung in Autonomieentwicklung,<br />

Toleranz ambivalenter Gefühle, Akzeptanzstärkung<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

27


Entwicklungsaufgaben - Patientenbeispiele<br />

Y. (16 Jahre) möchte Profifußballer werden, vernachlässigt Schule.<br />

• Plan-B zu Profifußballerkarriere entwickeln.<br />

• Zusammenarbeit mit Betreuern aus Wohneinrichtung, um weitere Unterstützung bei<br />

Schulproblemen zu klären und anzubahnen.<br />

L. (19 Jahre) möchte Hochschulstudium der Psychologie beginnen und<br />

umziehen. Zieht bei alleinstehendem 35-jährigem Mann ein.<br />

• Klärung der Wohnsituation, Abschätzung des Reviktimisierungsrisikos, 20 red flags.<br />

• Wie kann sie weitere Stabilität erreichen, um in einigen Jahren selbst therapeutisch<br />

arbeiten zu können<br />

K. (17 Jahre) hat Schule abgebrochen, möchte Abschluss nicht<br />

nachholen, möchte Fotografin werden, hat Angebot Studio eines<br />

Bekannten zu übernehmen.<br />

• Klärung der Ressourcen und Unterstützung.<br />

• Alternativplan entwickeln, wenn Übernahme des Studios nicht klappt.<br />

• Aktivismus bremsen.<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

28


Screening + Eingangsdiagnostik<br />

Behandlungsende Diagnostik<br />

6-Wochen-Katamnese<br />

Evaluation E-KVT im Prä-Post Design (Pilotstudie)<br />

D-CPT 25 Sitzungen 3 Monate<br />

6 Wochen<br />

Intensive<br />

Traumabearbeitung<br />

Emotionsregulationstraining<br />

Entwicklungsaufgaben<br />

6 Sitzungen, 4 Wo 15 Sitzungen, 4 Wo 4 Sitzungen, 4 Wo<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

29


IBS-KJ<br />

Bisherige Ergebnisse<br />

90<br />

PTBS – Klinisches Interview durch unabh. Rater<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prä<br />

Post<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

30


UPID<br />

Bisherige Ergebnisse<br />

PTBS – Fragebogen<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Prä<br />

Post<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

31


DIKJ<br />

Bisherige Ergebnisse<br />

40<br />

Depressivität<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Prä<br />

Post<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

32


Zusammenfassung<br />

Forschungs- und Versorgungslücke für Jugendliche mit PTBS nach<br />

Gewalterfahrungen<br />

Notwendigkeit, Behandlungsansätze für Jugendliche mit PTBS nach<br />

Gewalterfahrungen weiter zu entwickeln<br />

Erste Hinweise, dass E-KVT bei Jugendlichen mit PTBS nach<br />

Gewalterfahrung in der Kindheit wirkt<br />

Weitere Überprüfung der E-KVT notwendig, ab Juni im Rahmen einer<br />

multizentrischen randomisierten und kontrollierten<br />

Psychotherapiestudie<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover<br />

33


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Interdisziplinäre Fortbildung zur Behandlung von Trauma und Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen am 03.02.2012 in Hannover

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!