Pfarrbrief Pfingsten 2013 - St. Petronilla
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Der Jakobus<br />
Sühnekapelle und die <strong>St</strong>iftung<br />
dreier „ewigen Messen“ gefordert,<br />
so einigte man sich schließlich auf<br />
je eine Wallfahrt nach Rom, Santiago<br />
de Compostela und ins Heilige<br />
Land. In vielen Friedensverträgen<br />
jener Zeit findet man ähnliche Bestimmungen,<br />
die der unterlegenen<br />
Seite vergleichbare Pilgerreisen auferlegt.<br />
In Philippe Dollingers „Die<br />
Hanse“ findet man die Bemerkung,<br />
dass derartige Pilgerfahrten einfach<br />
zum Leben eines mittelalterlichen<br />
Kaufmannes gehörten. Eindrucksvoll<br />
beschreibt er die Reise des 19<br />
jährigen Franz Wessel, der 1506 mit<br />
einem Schiff reiste und ständigen<br />
Gefahren ausgesetzt war. Als er<br />
nach einem Jahr wieder in <strong>St</strong>ralsund<br />
zurück war, hatten seine Eltern<br />
bereits jede Hoffnung aufgegeben<br />
und geglaubt, dass ihr Sohn auf<br />
See geblieben sei.<br />
Diese kurzen Anmerkungen mögen<br />
darauf hinweisen, welche Bedeutung<br />
die Pilgereise im Lauf der<br />
Jahrhunderte hatte. Die neuzeitliche<br />
Pilgerbewegung, die seit der<br />
Mitte des 20. Jahrhunderts erneut<br />
einen Höhepunkt erlebt, hat sicher<br />
andere Motive und ist dennoch<br />
nicht weniger bedeutsam. Natürlich<br />
hat auch heute die Pilgerreise ihre<br />
religiöse Grundlage nicht verloren.<br />
Beten und Meditation haben für<br />
viele Menschen ihre ursprüngliche<br />
Bedeutung gerade in unserer<br />
säkularen Welt zurück gewonnen.<br />
Wo aber könnte man dies besser<br />
erleben, als auf den ausgetretenen<br />
Wegen der unzähligen Pilger, die im<br />
Lauf der Zeiten den gleichen Weg<br />
gegangen sind. Sich dessen bewusst<br />
zu werden heißt, sich als Teil eines<br />
großen <strong>St</strong>romes zu finden, der seit<br />
vielen Jahrhunderten besteht und<br />
wohl auch weiterhin bestehen wird.<br />
Work-out, Selbsterfahrung, und<br />
sportlicher Ehrgeiz sind sicher auch<br />
mögliche Motive für den Aufbruch<br />
auf den Camino de Santiago, doch<br />
verbinden sie sich mit dem Wunsch<br />
nach spiritueller Grunderfahrung<br />
zu einem großen Motiv.<br />
Für uns ist die Figur des Pilgers<br />
an der Dyckburg-Kirche ein „denk<br />
mal“, das uns darauf aufmerksam<br />
machen will, dass es im Leben mehr<br />
gibt als die Begrenztheit unseres<br />
profanen Alltags.<br />
Gerd Bette<br />
24 <strong>Pfarrbrief</strong> <strong>St</strong>. <strong>Petronilla</strong> Münster | <strong>Pfingsten</strong>/<strong>2013</strong>