ROUGhER ThAn RUGBY. SEXIER ThAn GOLF. - Polopicknick
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Samstag, 24.07.2010<br />
Der Picknicker Seite 5<br />
Poloreport<br />
wAS SIE SChOn ImmER üBER pOLO wISSEn wOLLTEn,<br />
ABER BIShER nIChT ZU FRAGEn wAGTEn!<br />
Fünf Irrtümer über polo<br />
Frauen können nicht einparken, Männer denken nur an Sex und<br />
Polo ist nur was für Reiche. Schon vor 78 Jahren stellte der amerikanische<br />
Autor Walter Lippmann fest: „Meistens schauen wir<br />
nicht zuerst und definieren dann, wir definieren erst und schauen<br />
dann.“<br />
Die Aktiven des Polos werden<br />
nicht müde, den Kopf über die<br />
wiederkehrenden Vorurteile<br />
zu schütteln. Dabei kann es<br />
so einfach sein, denn Wissen<br />
ist bekanntlich äußerst unflexibel.<br />
Der PICKNICKER<br />
hilft an dieser Stelle gerne,<br />
liefert Ihnen Wissenswertes<br />
und räumt mit gängigen Irrtümern<br />
auf.<br />
Irrtum eins:<br />
Polo ist exklusiv<br />
Viele Menschen haben Hemmungen,<br />
ein Poloturnier zu<br />
besuchen. Frauen mit Hüten<br />
und in Kostümen, die Männer<br />
nicht weniger adrett, so könnte<br />
man sich das aus der Ferne<br />
vorstellen. Blödsinn! Festes<br />
Schuhwerk ist viel wichtiger<br />
als wilde Hutkreationen.<br />
Schließlich sollte man es sich<br />
in den Pausen nicht nehmen<br />
lassen, die ausgetretenen Rasenstücke<br />
beim so genannten<br />
„Tritt-in“ auf dem Spielfeld<br />
an seinen rechtmäßigen Platz<br />
zurückzubefördern. Ein Po-<br />
loturnier bietet auf der anderen<br />
Seite natürlich auch den<br />
Freiraum, sich schick anzuziehen<br />
und einen Polotag bei<br />
hervorragendem Catering im<br />
Sponsoren-Zelt zu genießen.<br />
Jeder kann die Spiele aber<br />
genauso gerne entspannt von<br />
der Picknick-Decke aus beobachten.<br />
Über möglichst viele<br />
Zuschauer freut sich nicht<br />
nur der Veranstalter, vor allem<br />
die Spieler motiviert eine<br />
große Kulisse.<br />
Irrtum zwei: Polo ist<br />
Tierquälerei<br />
Tierschützer sorgen sich um<br />
die Pferde, die im Polosport<br />
eingesetzt werden. Hierzu<br />
Die German Polo Tour<br />
Chukker, Sudden Death, Golden<br />
Goal – bei diesen Begriffen kann es<br />
einem heiß-kalt den Rücken runterlaufen.<br />
Kommen dann noch der<br />
Sound und die Geschwindigkeit des<br />
live erlebten Sports hinzu, wundert<br />
es nicht, dass Polo in Deutschland<br />
immer populärer wird. Die Einführung<br />
der German Polo Tour ist ein<br />
weiterer Entwicklungsschritt des Polosports auf dem Weg nach<br />
vorn. Am Ende dieser Serie von deutschen Poloturnieren gewinnt<br />
das beste Team die sogenannte „Trophy“. Durch die Teilnahme<br />
an den von der Tour ausgeschriebenen Turnieren können<br />
die Mannschaften Siegpunkte für ein Gesamtklassement sammeln.<br />
Das Team, das während der Tour die meisten Punkte holt,<br />
erringt am Ende den Gesamtsieg. Auch Münsters <strong>Polopicknick</strong><br />
zählt zu den insgesamt sechs Turnieren der German Polo Tour.<br />
Die Höhe der Punktzahl, die eine Mannschaft auf einem GPT-<br />
Turnier erspielen kann, richtet sich nach dem Niveau des Turniers.<br />
Wie hoch dieses angesiedelt wird, entscheidet die Höhe<br />
des Gesamthandicaps des Teilnehmerfeldes. Die Siegpunkte<br />
werden für Platzierungen vom ersten bis zum sechsten Platz<br />
vergeben. Jedes Team bekommt für die reine Teilnahme weitere<br />
100 Punkte.<br />
Bei einem High-Goal-Turnier bekommt das Siegerteam 1200<br />
Punkte gutgeschrieben. Der Sechste erhält noch 200 Punkte.<br />
Ob ein Turnier der High-Goal- oder Medium-Goal-Klasse zugeordnet<br />
wird, entscheidet das Gesamthandicap des Turniers. Bei<br />
einem Medium-Goal-Turnier fährt der Sieger 1000 Punkte ein,<br />
für Platz sechs werden 100 Punkte vergeben.<br />
Münsters <strong>Polopicknick</strong> ist ein Turnier der Kategorie Medium<br />
Goal. Das Team Handicap darf +8 nicht überschreiten. Pro Team<br />
ist beim <strong>Polopicknick</strong> ein Profispieler erlaubt. Dem Sieger winken<br />
neben dem <strong>Polopicknick</strong>-Cup also 1000 Siegpunkte auf dem<br />
Weg zur „Trophy“ der German Polo Tour.<br />
Mehr Informationen unter www.polo-tour.de<br />
sollte man wissen, dass alle<br />
Regeln im Polosport dem<br />
Schutz der Pferde unterworfen<br />
sind. Verliert ein Spieler<br />
beispielsweise seinen<br />
Schläger, wird einfach weitergespielt,<br />
löst sich jedoch<br />
auch nur die Bandage eines<br />
Pferdes, wird das Spiel sofort<br />
angehalten. Eine weitere<br />
Befürchtung ist, dass die ho-<br />
hen Belastungen zu Schäden<br />
an den Knochen und Sehnen<br />
der Ponys führen könnten.<br />
Um derartigen Verletzungen<br />
vorzubeugen, werden Voraussetzungen<br />
geschaffen, die<br />
dafür sorgen, dass die Tiere<br />
die erforderlichen Leistungen<br />
schadlos bewältigen können.<br />
Dass ein Polopferd eine hervorragende<br />
Kondition benötigt,<br />
ist richtig, da das Tier<br />
in den siebeneinhalb Minuten,<br />
die ein Chukker dauert,<br />
überwiegend im Galopp unterwegs<br />
ist. Deshalb werden<br />
Polopferde zweimal am Tag<br />
trainiert, zum Einen besteht<br />
dieses Training aus Lockerungsübungen,<br />
zum anderen<br />
aus Konditionsaufbau. Tierquälerei<br />
würde es erst, wenn<br />
ein Pferd ohne entsprechendes<br />
Training an seine Gren-<br />
zen oder gar darüber hinaus<br />
gebracht wird. Hierbei unterscheidet<br />
sich der Polosport<br />
allerdings nicht von jeder anderen<br />
Pferdesportart.<br />
Irrtum drei: Polo<br />
spielen nur Reiche<br />
Um gelegentlich ein Poloturnier<br />
zu spielen, muss man<br />
kein Millionär sein. Wer<br />
den Turniersport ernsthaft<br />
betreiben will, braucht allerdings<br />
umfangreichere<br />
finanzielle Mittel. Was Polo<br />
die Aktiven kostet, hängt<br />
von der Intensität ab, in der<br />
sie ihrem Sport ausüben.<br />
Als Einsteiger kann man in<br />
vielen Poloclubs Deutschlands<br />
Unterricht nehmen,<br />
ohne dass man ein eigenes<br />
Pferd oder die entsprechende<br />
Ausrüstung benötigt. In den<br />
Poloschulen werden Pferde<br />
gegen eine Leihgebühr zur<br />
Verfügung gestellt. Hat man<br />
sich entschieden, dabeizubleiben,<br />
kommt die Investition<br />
von Stiefeln, Helm und<br />
Stick dazu. Die Kosten für die<br />
Freizeitvariante sind ähnlich<br />
hoch wie in einer Reitschule,<br />
in der man auf einem Schulpferd<br />
Unterricht nimmt.<br />
Anders sehen die Kosten<br />
selbstverständlich aus, wenn<br />
man sich für den Kauf eines<br />
eigenes Polopferdes entscheidet.<br />
Egal ob Polospieler oder<br />
Freizeitreiter, wer sich ein<br />
eigenes Pferd anschafft, hat<br />
die monatlichen Kosten für<br />
eine Box, den Hufschmied,<br />
Futter und eventuelle Tierarztkosten<br />
zu tragen. Die<br />
Kosten steigen weiter, wenn<br />
man erste Turnierambitionen<br />
entwickelt. Dann werden<br />
Nenngeld, Kosten für<br />
den Pferdetransport und den<br />
Pferdepfleger fällig.<br />
Irrtum vier: Beim<br />
Polo wird nur Champagner<br />
getrunken<br />
O.k., Champagner gehört<br />
einfach dazu. Das können die<br />
Polospieler und ihre Zuschauer<br />
selbst nicht leugnen. Doch<br />
verschmähen die meisten von<br />
ihnen ebenso wenig eine Flasche<br />
Bier, ein Glas Wein oder<br />
eine kühle Apfelschorle. Da<br />
Poloturniere trotz allem oft<br />
einen Rahmen für geschäftliche<br />
Begegnungen darstellen,<br />
wird man natürlich den einen<br />
oder anderen mit einem Glas<br />
Champagner antreffen und<br />
die Champagnerdusche nach<br />
dem Sieg gehört natürlich<br />
auch in dieser Sportart zum<br />
guten Ton. Die Polospielerdichte<br />
nach dem Spiel ist am<br />
Bierstand allerdings höher<br />
als an der Champagnerbar.<br />
Irrtum fünf:<br />
Polospieler sehen<br />
das Pferd nur als<br />
Sportgerät<br />
Das Polopferd ist keine Golftasche,<br />
die nach Lust und<br />
Laune aus dem Schrank geholt<br />
wird, um nach dem Spiel<br />
dort wieder auf den nächsten<br />
Einsatz zu warten. Das Warten<br />
jedoch ist ein Schicksal,<br />
das es mit jedem Sportpferd<br />
teilt. Wenn das Polopony<br />
gerade nicht über den Platz<br />
galoppiert, steht es auch mal<br />
an der Ponyline angebunden.<br />
Allerdings sind stets pflegende<br />
Menschen in der Nähe,<br />
die die Tiere auf den Wett-<br />
kampf vorbereiten und nach<br />
dem Einsatz trocken reiten.<br />
Sobald das erste Chukker<br />
beendet ist, übernimmt der<br />
„Groom“ (Pfleger) das Pferd<br />
des Spielers und übergibt ihm<br />
ein zweites Pferd, das er inzwischen<br />
warm geritten hat.<br />
Während er das nächste Pferd<br />
warm reitet, wird das Pferd<br />
aus dem ersten Chukker an<br />
der Hand mitgeführt, damit<br />
es trocknet und sich der Puls<br />
normalisiert. So geht das bis<br />
zum Ende des vierten Chukkers.<br />
Maximal sind die Polopferde<br />
zwei Stunden auf dem<br />
Turniergelände. Das Beschäftigen<br />
der Grooms hat Polospielern<br />
den Ruf eingebracht,<br />
sie ließen sich die Pferde wie<br />
ein Sportgerät lediglich von<br />
fremder Hand reichen. Die<br />
Art, die Pferde während des<br />
Turniereinsatzes zu betreuen,<br />
ist beim Polo jedoch sicherlich<br />
pferdefreundlicher<br />
als in vielen anderen Disziplinen.<br />
Für Spieler und Pferd<br />
ist darüber hinaus eine enge<br />
Beziehung außerordentlich<br />
wichtig, um auf dem Platz<br />
zu harmonieren. Erfolgreich<br />
kann nur der Spieler sein,<br />
der sein Pferd als Partner betrachtet.<br />
Fazit: Wir können uns, Ihnen<br />
und den Spielern nur wünschen,<br />
dass Sie möglichst<br />
zahlreich den Weg zum Hugerlandshof<br />
antreten, um<br />
sich ein eigenes Bild zu machen<br />
und somit mit Vorurteilen<br />
aufzuräumen und ohne<br />
Berührungsängste eine der<br />
faszinierendsten Sportarten<br />
zu erleben.