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Logotherapie - Gesellschaft Nierentransplantierter und ...

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Logotherapeutische Begleitung in schwieriger<br />

Lebenssituation<br />

1. Einleitung: Für Viktor Frankl (Wiener Psychiater, lebte 1905<br />

bis 1997) bedeutet <strong>Logotherapie</strong>, die immer wieder mit der<br />

Logopädie verwechselt wird, folgendes:<br />

„Therapie mittels geistiger Wahrnehmung von Sinn.“<br />

„Logos“ wird hier also als „Sinn“ verstanden <strong>und</strong> hat mit „Wort“<br />

nichts zu tun.<br />

„Therapie“ bedeutet Beziehungsgestaltung zu „sich“, zum<br />

„Anderen“ <strong>und</strong> zur „Welt“. Unter „Sinn“ versteht man „Leben<br />

unter dem Aspekt des Gelingens“, das heißt: für den<br />

Menschen ist sinnvoll, was zum Gelingen des Lebens beiträgtnicht<br />

nur des eigenen Lebens.<br />

--- Gr<strong>und</strong>these: „der Mensch ist sinnorientiert“---<br />

2. Ausgangssituation:<br />

Der moderne Wohlstands- Mensch leidet nicht so sehr unter der Frustration seiner sexuellen<br />

Bedürfnisse (Tiefenpsychologie von Sigm<strong>und</strong> Freud) oder seinem Minderwertigkeitsgefühl<br />

(Individualpsychologie von Alfred Adler), sondern unter dem Gefühl einer „existentiellen<br />

Frustration“ („Existentielles Vakuum“, Gefühl von Sinnleere).<br />

Die <strong>Logotherapie</strong> basiert in ihren Gr<strong>und</strong>sätzen auf drei „Säulen“:<br />

A. Freiheit des Willens B. Wille zum Sinn C. Sinnhaftigkeit des Lebens<br />

Inhalte: Menschenbild Heilk<strong>und</strong>e Weltbild<br />

Wissensgebiete: Anthropologie Psychotherapie Philosophie<br />

3. Menschenbild: Die „Person“<br />

- Sie ist „selbsttranszendent“, sie kann über sich selbst hinauswachsen.<br />

- Sie ist nach außen orientiert- sei es auf eine Sache, eine Idee oder einen Menschen.<br />

- Sie ist Individuum (unteilbare Einheit), insummabile (in keiner Masse aufgehend), Novum<br />

(einzigartig), geistig (Schnittpunkt mit Seele + Körper), existentiell(frei, verantwortlich,<br />

schuldig), dynamisch(verändernd), „Ich- haft“, nicht vom „Es“ oder „Über-ich“ gesteuert<br />

(bewusster Geist Quelle im Unbewussten), einer Überwelt zugeordnet („per- sonare“).<br />

- „Psychiatrisches Credo“: Der Geist bleibt ges<strong>und</strong>, nur das Hirn kann krank sein- die<br />

Würde des Menschen bleibt immer als Anspruch bestehen.<br />

- „Psychotherapeutisches Credo“: Mensch ist fähig, in Distanz zu sich selbst zu treten<br />

<strong>und</strong> fruchtbringend auf sich selbst einzuwirken. („Noopsychischer Antagonismus“).<br />

„Trotzmacht des Geistes: man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen“<br />

4. Wille zum Sinn:<br />

- Wir wollen nicht nur, dass es uns gut geht, sondern wir wollen gut für etwas sein.<br />

- Das Leben hat Aufgabencharakter .Das Leben selbst ist es, das uns die Fragen stellt, wir<br />

haben zu (ver)antworten.<br />

- Die lebensthematische Mitte des Einzelnen gilt es aufzufinden <strong>und</strong> anzunähern.<br />

- Ziele, die mit Werten übereinstimmen, haben besonders hohe Energie für gutes Gelingen<br />

des Lebens.<br />

- Werte haben objektiven Charakter, sie gelten „a priori“, d. h. sie waren schon immer da es<br />

gilt nur sie zu entdecken <strong>und</strong> situationsbedingt nach Wichtigkeit zu ordnen.<br />

Drei Sinndimensionen, auf Wert- Kategorien basierend:<br />

- Schöpferische Werte: wirken von innen nach außen - „HOMO FABER“<br />

Geistiges <strong>und</strong> tätiges Handeln, gestalten, ordnen, verwalten<br />

- Erlebniswerte: wirken von außen nach innen -„HOMO AMANS“<br />

Aufnehmen, genießen, erleben von Natur, Kunst <strong>und</strong> Mensch<br />

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- Einstellungswerte: wirken von sich auf sich - „HOMO PATIENS“<br />

Aufrechte Haltung in existentiellen Extremsituationen<br />

Von Frankl so nicht angeführt, aber in seinem Sinne stimmig wäre eine vierte Sinndimension:<br />

das Ur- oder Gottesvertrauen - „HOMO CREDENS“<br />

Nach diesem kurzen Einblick in Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Logotherapie</strong> nun zum eigentlichen Thema.<br />

5. Logotherapeutische Begleitung in schwieriger Lebenssituation:<br />

5.1: Ihre Lebenssituation:<br />

Was macht Ihr Leben speziell schwierig, abgesehen von Schwierigkeiten, die jeder Mensch zu<br />

bewältigen hat<br />

Der Name dieser <strong>Gesellschaft</strong> spricht für sich <strong>und</strong> gibt die Antwort. Die meisten der hier<br />

anwesenden sind direkt betroffen.<br />

a) Ihre Krankheit behindert Sie, ein normales Leben zu führen, so wie es früher einmal war:<br />

- Dialysepatienten sind durch vorgegebene Zeiten der Dialyse in der Zeiteinteilung<br />

an diese Zeiten geb<strong>und</strong>en.<br />

- Die Dialyse <strong>und</strong> auch die Transplantation haben beim Betroffenen seelische <strong>und</strong><br />

körperliche Konsequenzen.<br />

- Es folgen Auswirkungen auf die Partnerbeziehung, die Familie, den Fre<strong>und</strong>eskreis <strong>und</strong><br />

den Beruf.<br />

Auf Details will <strong>und</strong> kann ich hier jetzt nicht eingehen, doch jeder <strong>und</strong> jede Einzelne hier<br />

hat eigene spezielle Lebensveränderungen, die es zu bewältigen gilt. Sie alle sind zu<br />

bew<strong>und</strong>ern, wie Sie damit bereits zu Recht kommen.<br />

b) Ihre Krankheit veranlasst Sie, sich gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen zu stellen:<br />

- Fragen nach Schuld <strong>und</strong> Schicksal <strong>und</strong> Sinn<br />

- Existenzielle bzw. religiöse Fragen<br />

5.2: Logotherapeutische Begleitung:<br />

Nach der gerade vorgetragenen Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>Logotherapie</strong> ist leicht<br />

verständlich, dass folgende Aspekte Ihrer Situation begleitend erfasst werden können:<br />

zu a): - Die Gestaltung Ihrer Einstellung zur Ihrer Situation bis zum Erkennen der Chance in der<br />

Krise fördert die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensenergie.<br />

- Die Trotzmacht des Geistes wird bewusst gemacht<br />

- Das gemeinsame Aufsuchen verschütteter Werte <strong>und</strong> neuer Ziele richtet Ihren Geist auf<br />

sinnvolle Aufgaben oder Erlebnisse.<br />

- Beziehungsgestaltung zu sich selbst, dem Partner, der Familie <strong>und</strong> zur <strong>Gesellschaft</strong><br />

zu b): - Tiefgehende philosophische Gespräche<br />

Leid macht stark<br />

Leid macht hellsichtig<br />

Nicht im dass- im wie liegt der Sinn des Leides<br />

Der unbewusste Gott in jedem von uns<br />

„Schau nicht die leeren Stoppelfelder der Vergänglichkeit, sondern die vollen Scheunen des<br />

Lebens. Was am Ende zählt, ist das Sinnvolle unter dem Verwirklichtem“<br />

Die logotherapeutische Arbeit ist gemeinsame detektivische Arbeit- es gilt für die<br />

Gesprächsmethode:<br />

„Kein Verstand kann so scharfsinnig sei, wie das Gefühl feinfühlig“<br />

DI Helmut Dalik<br />

Wien, 10.2.2005<br />

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