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Schloss St. Emmeram Regensburg XXVIII, 152 x 193 cm, 2003 Architectural Space Lab ETH Zürich, 180 x 262 cm, 2005<br />

Kunstereignis<br />

Räume präziser Innerlichkeit<br />

Die fotografierten Werkgruppen von Candida Höfer im Karlsruher ZKM<br />

Wo immer Candida Höfer, Thomas Ruff<br />

oder Andreas Gursky ausstellen, hat die<br />

deutsche Fotografie ihr Best-of im Rennen<br />

- und die Zeit scheint reif, um diesen<br />

einstigen postneusachlichen Schülern<br />

von Hilla und Bernd Becher eine retrospektive<br />

Bühne zu bereiten. Gursky ist<br />

längst im Fokus der Aufmerksamkeit,<br />

und auch um Candida Höfer scharen<br />

sich seit langem die Bewunderer. Da<br />

kommt die Präsentation im Karlsruher<br />

ZKM gerade recht, die in Zusammenarbeit<br />

mit der Arbeitsgruppe „Ausstellungsdesign<br />

und kuratorische Praxis“ der<br />

Hochschule für Gestaltung (HfG) entwickelt<br />

wurde - bedauerlicherweise ist die<br />

Schau nur bis Februar zu sehen. Vertreten<br />

sind dabei nicht weniger als sechs<br />

Werkgruppen seit 1968, beginnend mit<br />

„Liverpool“ über „Türken in Deutschland“<br />

(1973/79), „Räume“ (1980 ff.),<br />

„Zoologische Gärten“ (1990-2000)<br />

und „80 Pictures“ (1996) bis hin zu<br />

„Possessions“ seit 2004. Candida<br />

Höfers Markenzeichen sind fotografierte<br />

Einblicke in öffentliche Innenräume:<br />

Bibliotheken, Museen, Studios, Theater,<br />

W<strong>art</strong>esäle usw., die man gemeinhin<br />

als Kreuzungsräume von Passanten und<br />

Personen aller Art ansieht - in Höfers<br />

Aufnahmen sind sie menschenleer. Die<br />

Architektur darf sich gebärden, es ist<br />

Showtime fürs Stillleben, das vor lauter<br />

Stille nur umso mehr Zeichen setzt für<br />

die Menschen, die jene Räume überhaupt<br />

zu Lebens-Räumen machten. Die<br />

sprichwörtlichen privaten vier Wände<br />

sind nicht ihr Ding, die Öffentlichkeit<br />

ist ihr Terrain.<br />

Die 1944 bei Berlin geborene Candida<br />

Höfer trat bereits ab 1968 als freie Fotografin<br />

auf. Als Tochter des bekannten<br />

Moderators Werner Höfer hatte sie<br />

sicher gute Kontakte in der Journalistenszene,<br />

worin sich eine junge Medienkünstlerin<br />

richtig abarbeiten konnte.<br />

Höfer studierte schließlich mit diesen<br />

gesammelten Erfahrungen 1973-82 an<br />

der Kunstakademie in Düsseldorf, wo<br />

sie durch die Bechers einen Blick fürs<br />

Dokumentarische entwickelte. Es mag<br />

nur folgerichtig sein, dass ihr akademischer<br />

Weg sie zunächst über den Film<br />

(bei Ole John) zur Fotografie brachte.<br />

2002 zeigte sie ihre Arbeit auf der<br />

Documenta XI und 2003 auf der Biennale<br />

in Venedig. Und unermüdlich hält<br />

sie auf ihren Reisen die Andachtsräume<br />

unsrer profanen Welt fest. Wie von Meisterhand<br />

gelenkt verwandelt sich unter<br />

ihrem Auslöser die Dingwelt zu einem<br />

Organismus der Ordnung: Reihen von<br />

Büchern, eine Bankparade, kurzum:<br />

eine Rhythmisierung des Raumes. Wie<br />

in der Becher-Schule nicht anders zu<br />

erw<strong>art</strong>en, hält sich in Höfers Arbeiten<br />

eine distanzierte Klarheit und eine ausgesuchte,<br />

bevorzugt verhaltene Farbigkeit<br />

die Waage. Doch formt sie das<br />

architektonische Motiv nicht skulptural<br />

nach wie Hilla und Bernd Becher, sondern<br />

sie hält sich das Türchen zur Utopie<br />

- einem verheißungsvollen Nichtort<br />

- offen. Candida Höfer benützt den leeren,<br />

Raum, um - gewappnet mit Stativ<br />

und Kamera - Spuren zu legen zum Menschen,<br />

dessen Nichtpräsenz sie darzustellen<br />

weiß wie kaum ein anderer. Wie<br />

sehr sie dabei auch in Zyklen denkt, also<br />

keineswegs nur Einzelbilder inszeniert,<br />

zeigt die Ausstellung im ZKM, die das<br />

Werk in seinen thematischen Feldern<br />

absteckt. (gb)<br />

ZKM, Zentrum für Kunst und Medientechnologie<br />

Karlsruhe, Lorenzstr. 19,<br />

11.01-02.03.08<br />

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