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00.5 __ //// TITELTHEMA<br />

Armut in Rostock<br />

Fakten, Meinungen, offene Fragen<br />

ZUSAMMENGESTELLT VON KRISTINA KOEBE, REDAKTION<br />

„Armut liegt immer dann vor, wenn eine Person ein soziokulturelles<br />

Existenzminimum nicht erreicht oder anders ausgedrückt:<br />

wenn sie keine angemessene Teilhabe an der Gesellschaft<br />

hat <strong>und</strong> so ausgegrenzt ist. Bei der Betrachtung von Ausgrenzung<br />

sind viele Dimensionen einer Lebenslage wichtig,<br />

beispielsweise Wohnen <strong>und</strong> Arbeitsplatz.“<br />

2007 lag <strong>die</strong> Armutsgrenze in Deutschland bei 764 € Monatseinkommen<br />

für allein lebende Personen, 956 € für Alleinerziehende<br />

mit Kindern <strong>und</strong> 1765 € für eine Familie mit zwei Kindern.<br />

„Im Falle eines Sozialstaats ist ein Existenzminimum gemeint,<br />

das sich eher an einer „mittleren“ Lebensweise orientiert <strong>und</strong><br />

das auch den Aufwand umfasst für eine Mindestversorgung in<br />

den Bereichen Erziehung <strong>und</strong> Bildung, Ges<strong>und</strong>heit, Transportmöglichkeiten,<br />

Information, kulturelle Beteiligung, Rechtsschutz,<br />

soziale Kontakte <strong>und</strong> soziale Integration. In einer wachsenden<br />

Wirtschaft würde sich das soziokulturelle Existenzminimum<br />

entsprechend erhöhen. Für viele <strong>die</strong>ser Lebenslagen ist<br />

das verfügbare Einkommen <strong>die</strong> wichtigste Voraussetzung.“<br />

„Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner lag 2007 in Mecklenburg-Vorpommern<br />

bei 20.356 Euro. Dies war der niedrigste<br />

Wert in Deutschland. Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen<br />

Jahren ungünstig entwickelt. Die Zahl der Erwerbstätigen<br />

sank um 13,1 Prozent (1991-2008), <strong>die</strong> Arbeitslosenquote<br />

lag 2008 bei 14,1 Prozent <strong>und</strong> damit deutlich über dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />

(7,8 Prozent). Bei den sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigungsverhältnissen hatte das Land zwischen<br />

1993 <strong>und</strong> 2008 einen sehr starken Rückgang in Höhe<br />

von 17,1 Prozent zu verzeichnen.“<br />

„Mecklenburg-Vorpommern weist in Deutschland <strong>die</strong> höchste<br />

Armutsquote auf. 2007 waren es 24,3 Prozent, damit lebt fast<br />

jeder vierte Einwohner unterhalb der Armutsschwelle. Von<br />

2005 bis 2007 hat sich <strong>die</strong>ser hohe Wert nach einem Rückgang<br />

im Jahr 2006 nicht wesentlich verändert. Drei von vier Raumordnungsregionen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern haben Armutsquoten<br />

über 23,0 Prozent. Lediglich <strong>die</strong> Gegend um Rostock<br />

weist einen günstigeren Wert mit 21,9 Prozent auf.“<br />

In Rostock sind 7300 Menschen trotz Arbeitsplatz nicht in der<br />

Lage, vom Ver<strong>die</strong>nst ihren Lebensunterhalt zu bestreiten <strong>und</strong><br />

aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e auf staatliche Unterstützung angewiesen.<br />

Eine statistische Beschreibung der „Armutssituation in Rostock“<br />

fällt sogar Experten schwer. Entsprechende Daten würden<br />

zwar auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene erhoben, seien jedoch<br />

regional <strong>und</strong> lokal so unterschiedlich, dass man sie nicht auf<br />

einzelne Städte herunterrechnen könnte. Zu ermitteln war lediglich,<br />

dass es im Dezember 2009 29.199 Arbeitslose in Rostock<br />

gab (21,4% der erwerbsfähigen Bevölkerung). Im Jahr<br />

2008 wurde der Anteil der Hartz-IV-Empfänger in Rostock<br />

mit 12,4% beziffert – womit Rostock neben Leipzig <strong>und</strong> Madgeburg<br />

einer der Hoffnungsträger unter den ostdeutschen<br />

Großstädten sei.<br />

Kompetente Beobachter der Obdachlosenszene in Rostock<br />

sprechen von 24 Obdachlosen im Jahr 1995, 600 Obdachlosen<br />

im Jahr 1998 <strong>und</strong> ungefähr 1000 Obdachlosen im Jahr 2010.<br />

Da Menschen ohne festen Wohnsitz von den Einwohnermeldestatistiken<br />

nicht erfasst werden, ist mit einer höheren Dunkelziffer<br />

zu rechnen.<br />

1-Euro-Jobs sollen Hartz-IV-Empfängern <strong>die</strong> Möglichkeit bieten,<br />

gegen eine geringe Vergütung (80 bis 95 EUR, <strong>die</strong> nicht<br />

auf <strong>die</strong> Sozialleistungen angerechnet werden) am Arbeitsprozess<br />

als soziales Moment teilzunehmen. Als problematisch wird<br />

hierbei von vielen <strong>die</strong> Befristung <strong>die</strong>ser 1-Euro-Jobs auf 3 bis 5<br />

Monate empf<strong>und</strong>en, zumal einhergehend mit einer nachfolgenden<br />

Sperre von bis zu 18 Monaten, empf<strong>und</strong>en. Dabei gebe<br />

es, gerade im sozialen <strong>und</strong> karitativen Sektor, ausreichend Beschäftigungsmöglichkeiten,<br />

auch im so genannten niederschwelligen<br />

Bereich, d.h. ohne umfangreiche Vorqualifikation.<br />

(Alle Zitate aus Armutsatlas MV:<br />

http://www.forschung.paritaet.org/index.phpid=1463)

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