Der Bergbau geht â die Kreuzkröte kommt - Detlef Münch
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Natur- & Artenschutz<br />
46<br />
1993), so ist er 2003 auf 20,1 % gestiegen, was<br />
möglicherweise eine klimabedingte Verschiebung<br />
darstellen kann, da <strong>die</strong> Metamorphoseraten in den<br />
letzten Jahren während der Früh- und Hauptlaichphase<br />
äußerst gering gewesen sind.<br />
Bemerkenswerte Nachweise von Kreuzkröten<br />
gelangen am 11. Juni 2001 unter einer 1×2 m<br />
großen Dachpappe auf der Halde Ellinghausen, wo<br />
12 adulte und 26 semiadulte Individuen gefunden<br />
wurden, sowie am 11. Juni 2003 unter einem<br />
2×6 m großen alten Teppich auf der Halde <strong>Der</strong>ne,<br />
wo 16 adulte und 3 semiadulte Tiere beobachtet<br />
wurden, und am 18. Juni 2003 an der Halde<br />
Ellinghausen (4 Adulte, 4 Subadulte unter einer<br />
0,6 m×0,3 m großen, schwarzen Pappe, 25. Juni<br />
und 8. Juli 2003: jeweils 4 Subadulte) sowie auf der<br />
Halde <strong>Der</strong>ne unter einem schwarzen Teppich (1<br />
subadulte, 11 adulte Kröten mit einem Geschlechterverhältnis<br />
m:w von 1,75 : 1, 25. Juni 2003, 1<br />
Subadultes, 8 Adulti m: w von 3 : 1; 8. Juli 2003:<br />
4 Männchen, 1 Weibchen).<br />
Fallbeispiel Ellinghausen<br />
Das auf der Halde Ellinghausen Süd gebaute<br />
Güterverteilzentrum hat im Nachhinein betrachtet<br />
zwar zu einer großflächigen Versiegelung geführt,<br />
ansonsten allerdings keinen bestandsgefährdenden<br />
Einfluss auf <strong>die</strong> Kreuzkröten-Population gehabt.<br />
Vielmehr sind auf der noch nicht bebauten östlichen<br />
Fläche noch zahlreiche Laichgewässer mit 44<br />
LS übrig geblieben, wohingegen <strong>die</strong> nordwestlich<br />
angelegten Ersatztümpel teilweise zu schnell austrocknen<br />
(genau wie <strong>die</strong> ursprünglich dort befindlichen<br />
Lachen), aber immerhin ca. 20 LS aufwiesen<br />
(Metamorphoserate ca. 30 %). Trotzdem ist <strong>die</strong><br />
Gestaltung des Land- und Laichlebensraumes für<br />
<strong>die</strong> Kreuzkröten im Großen und Ganzen bis auf <strong>die</strong><br />
keinen Unterschlupf bietenden Ziegelsteinhaufen<br />
und <strong>die</strong> zu dichten Anpflanzungen in den nicht als<br />
Ersatzlaichgewässern geplanten wasser- und laichführenden<br />
Pfützen gut gelungen.<br />
In den letzten zehn Jahren ist es aufgrund der<br />
weitgehenden Verbuschung der nördlichen Halde<br />
zu einer Populationsverlagerung zum südlichen<br />
Haldenbereich gekommen, wo derzeit ein großflächiges<br />
Gewerbegebiet entsteht. Laichten 1992 noch<br />
90 % der Ellinghauser Kreuzkröten nördlich des<br />
Holthauser Baches ab (SCHRÖER 1993), so sind es<br />
heute in dem geplanten Naturschutzgebiet nur noch<br />
34 %.<br />
Die als Laichgewässer genutzten Wagenspuren<br />
sowie <strong>die</strong> ursprünglich als Ersatzlaichgewässer angelegten<br />
Lachen auf Ellinghausen Nord trockneten<br />
ebenfalls zu früh aus und im Holthauser Bruch ist das<br />
Kreuzkrötengewässer durch das Klimaschutz-Aufforstungsprogramm<br />
von DEW und Stadt gefährdet.<br />
Gefährdung durch eine Rabenkrähen-<br />
Kolonie<br />
Auf der Halde <strong>Der</strong>ne wurde der Verfasser Zeuge<br />
einer bemerkenswerten Prädation der Kreuzkrötenlarven<br />
durch eine auf der in der Nähe befindlichen<br />
Mülldeponie ansässigen Kolonie von ca. 200<br />
Rabenkrähen Corvus corone corone.<br />
Diese haben den gesamten im Juni 2003 geschlüpften<br />
Kaulquappenbestand aus 31 Laichschnüren<br />
um mehr als 95 % reduziert. Zwar zählt GÜNTHER<br />
(1996) <strong>die</strong> Rabenkrähe zu den Prädatoren von Jungtieren<br />
und SINSCH (1998) auch <strong>die</strong> verwandte Saatkrähe<br />
zu den Prädatoren von Kaulquappen, doch ist<br />
ein derartiger Prädatorendruck durch Vögel noch<br />
nicht bekannt geworden. Wenngleich SINSCH (1998)<br />
Kaulquappenverluste durch aquatische Prädatoren<br />
von 89 %, 91 % und 40-100 % erwähnt.<br />
Da Verluste schon in der aquatischen Phase von<br />
mehr als 95 % kaum von der Kreuzkröten-Population<br />
auszugleichen sind, ist <strong>die</strong> Kreuzkröte an <strong>die</strong>sem<br />
Standort trotz eines geeigneten Landhabitats<br />
und im Juni 2003 nicht ausgetrockneter Laichgewässer<br />
akut vom Aussterben bedroht. Die im<br />
Vergleich zu anderen Standorten niedrige Fundanzahl<br />
von subadulten Tieren deutet ebenfalls darauf<br />
hin, dass <strong>die</strong>ser massive Prädatorendruck schon<br />
seit einigen Jahren bestehen muss. Artenschutzmaßnahmen<br />
scheinen hier nur schwer möglich zu<br />
sein, da Rabenkrähen durch Vogelscheuchen kaum<br />
zu beeindrucken sind und der Abschuss <strong>die</strong>ser<br />
ebenfalls durch <strong>die</strong> Bundesartenschutzverordnung<br />
und EU-Vogelschutzrichtlinie geschützten Tiere<br />
wenig populär ist. Die voraussichtliche Stilllegung<br />
der Deponie im Jahre 2007 wird hoffentlich <strong>die</strong>sen<br />
massiven Prädatorendruck aufheben.<br />
Gefährdungseinstufung und Perspektiven<br />
Die in der Roten Liste für den Ballungsraum<br />
Rhein-Ruhr erfolgte Bewertung der Kreuzkröte<br />
lediglich als nur gefährdet (LÖBF 1999) war schon<br />
seinerzeit zumindest für Dortmund nicht zutreffend,<br />
wenngleich kurzfristige positive Entwicklungen<br />
nicht geleugnet werden sollten. Heute hängt <strong>die</strong><br />
Kreuzkröte in Dortmund allerdings mehr denn je<br />
am künstlichen Tropf des naturschützerischen Biotopmanagements.<br />
Durch <strong>die</strong> weitgehende Entbuschung des RRB<br />
Scharnhorst durch den Lippeverband sowie <strong>die</strong><br />
Schaffung neuer Ersatzlaichgewässer auf Phoenix<br />
West und der südlichen Halde Ellinghausen durch<br />
das städtische Umweltamt sieht <strong>die</strong> Zukunft zumindest<br />
an <strong>die</strong>sen Standorten für <strong>die</strong> bezüglich<br />
ihrer Schutzanstrengeungen zunehmend Kalamitäten<br />
machenden Bufo calamita wieder positiver aus.<br />
Insgesamt setzte sich der Trend zur Konzentration<br />
auf wenige, geeignete Standorte mit hoher<br />
11 (2003) Heft 3