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GL 4/2004 - der Lorber-Gesellschaft eV

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Heft 4 Juli / Aug. <strong>2004</strong><br />

Wegweisungen zum inneren Christentum


INHALT<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Ein Stärkungslied S. 2<br />

Klaus W. Kardelke Editorial S. 5<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> Der Weg <strong>der</strong> Gotteserkenntnis S. 5<br />

Dr. Wolfram Göhler Selbstverleugnung S. 9<br />

Miguel de Molinos Geistliche Wegweisung S. 27<br />

Hans-Gerd Fischer Pasor Friedrich von Bodelschwingh S. 29<br />

Otto Hillig Der Blick des Herrn S. 36<br />

Susanne Nelson Gesunde Kost S. 37<br />

Hella Lotze Gesegnete Tage in Hohenwart S. 44<br />

Gottfried Mayerhofer Gebet um Segnung <strong>der</strong> Menschheit S. 47<br />

Weisheitsgeschichten S. 48<br />

Gebrauchsanleitung für die Liebe S. 50<br />

Blick in die Zeit Das Universum und Gott S. 52<br />

Eine alte Liebe rostet S. 59<br />

Veranstaltungen S. 63<br />

Buch-Neuerscheinung S. 64<br />

Mit Namen des Verfassers versehene Beiträge müssen nicht mit <strong>der</strong> Auffassung<br />

<strong>der</strong> Schriftleitung übereinstimmen.<br />

Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich auf freiwilliger Spendenbasis.<br />

Beiträge richten Sie bitte an die Schriftleitung.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

Verwaltungsanschrift: Postfach 114<br />

83731 Hausham / Deutschland<br />

Tel.: 08026-8624<br />

E-Mail-Anschrift:<br />

<strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong>@web.de<br />

Schriftleitung:<br />

Klaus W. Kardelke<br />

Redaktion:<br />

Anita Strattner, Hans-Gerd Fischer,<br />

Angelika Penkin, Michael Nolten<br />

SPENDENKONTEN<br />

Baden-Württemb. Bank AG<br />

Bietigheim-Bissingen Kto. 825 08490 00 BLZ 604 310 61<br />

Postgiro Stuttgart Kto. 9096-705 BLZ 600 100 70<br />

Sparkasse Hausham Kto. 430 203 240 BLZ 711 525 70<br />

Creditanstalt Bankv. Graz (A) Kto 01873 312 101 BLZ 11 000<br />

Postschekkonto Basel (CH) Kto. 80-50414-3


- Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik -<br />

Jahrgang 24 <strong>2004</strong> Heft 4<br />

„Nimm aber auch gerne das Neue Testament zur<br />

Hand und lese es sorgfältig, so wirst du darinnen gar<br />

bald des wahren Lebens Schule entdecken. Und wirst<br />

du erst danach zu handeln anfangen, so wirst du mit<br />

Strömen des ewigen Lichtes übergossen werden und<br />

aus deinen Lenden wird fließen lebendiges Wasser!“<br />

(Himmelsgaben I S. 409,7)


2 Ein Stärkungslied <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Ein Stärkungslied<br />

O Jesus mein, erwecke meine Liebe,<br />

Erweck' in mir zu Dir die heil'gen Triebe,<br />

Auf dass ich über all's Dich lieben könnte,<br />

Und dass Dein Wort in meiner Seel' ertönte!<br />

O Jesus mein, erweck auch meinen Glauben,<br />

Lass nimmer mir durch eitlen Tand ihn rauben,<br />

Auf dass durch dieses Licht ich inne werde,<br />

Wie Du mir alles bist auf dieser Erde!<br />

O Jesus mein, lass mich lebendig hoffen,<br />

Lass fühlen mich, wenn Du mein Herz getroffen<br />

Mit Deiner Liebe hast, auf mein Vertrauen;<br />

Denn nur auf Dich will ich mein Leben bauen.<br />

O Jesus, meine Liebe, all mein Hoffen!<br />

In Dir hab' ich des Lebens Grund getroffen;<br />

So lass denn auch in diesem Grund mich weilen,<br />

Und Dir mit meiner Lieb' entgegeneilen!<br />

O Jesus mein, mit Deiner Gnade mich beschütze;<br />

Sei allzeit meines schwachen Lebens Stütze!<br />

Mit Deiner heil'gen Lieb' mich allzeit führe,<br />

Dass ich mich nicht in meiner Nacht verirre.<br />

O Jesus, lass auch Deine Braut mich werden,<br />

Durch meine heiße Lieb' zu Dir auf Erden,<br />

O lass mich dieses heil'ge Ziel erringen,<br />

Lass mich zu Deinem heil'gen Herzen dringen!<br />

O Jesus mein, Du wirst mich wohl erhören,<br />

Wirst stillen ja nach Dir mein heiß' Begehren!<br />

O ja! - In meinem Herzen hör' ich's klingen:<br />

„Die liebe Ich, die also zu Mir singen!“<br />

(Psalmen und Gedichte S. 126)


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Editorial 3<br />

Editorial<br />

Das „Geistige Leben“ hat sich in den letzten Ausgaben inhaltlich<br />

verän<strong>der</strong>t. Viele positive Rückmeldungen haben uns ermutigt in diesem<br />

Sinne weiterzumachen.<br />

Auch äußerlich wird es nun ansprechen<strong>der</strong> gestaltet, mit dem Ziel die<br />

Herzen in <strong>der</strong> Liebe zu Jesus und zum Nächsten weiter zu öffnen und dem<br />

Heft eine größere Verbreitung zuzuführen.<br />

Der beiliegende neue Werbeflyer soll auch dazu beitragen und kann<br />

zum Verteilen an gute Freunde und Bekannte ab sofort kostenlos bestellt<br />

werden. Helfen Sie mit, das Wort unseres himmlischen Vaters zu<br />

verbreiten, denn immer mehr Menschen sehnen sich nach einer zarten<br />

Berührung Gottes.<br />

Die überaus gesegnete Pfingst-Tagung in Hohenwart hat uns allen<br />

vielen neuen Mut und neue Impulse gegeben, auf dem Weg <strong>der</strong> Nachfolge<br />

Christi weiter- und gemeinsam voranzuschreiten.<br />

Der Liebesgeist unseres himmlischen Vaters hatte unsere Herzen<br />

berührt und sie für Jesus und die Geschwister aufgeschlossen, so dass sich<br />

Herz und Herz vereinte und wahre Geschwisterliebe aufkeimen ließ.<br />

Wir durften erfahren, dass allein unser lieber guter himmlischer Vater in<br />

Jesus Christus, die alleinige Lebensquelle in unserer Mitte ist, wie es <strong>der</strong><br />

Psalmist sagt: „bei Dir ist die Quelle des Lebens.“ (Ps. 36,9)<br />

So wollen wir immer wie<strong>der</strong> diese Quelle in unseren Herzen aufsuchen,<br />

denn nur dort können wir unseren Durst stillen, jede äußere Lebensquelle<br />

lässt uns immer nur durstig zurück.<br />

Denn „wer von diesem (äußeren) Wasser trinkt, den wird wie<strong>der</strong><br />

dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird<br />

ewiglich nicht dürsten“, spricht <strong>der</strong> Herr. (Joh. 4,14)<br />

Dieses Wasser kann nur in unserem Inneren zum Fließen gebracht<br />

werden und von da erst aus uns herausfließen, denn „wer an den Herrn<br />

glaubt, von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen“,<br />

(Joh. 7,38) und dieses lebendige Wasser ist „Mein lebendiges Wort in euch,<br />

so es sich kund gibt in einem Mich liebenden Herzen.“ [Hi._02 S.61,8]<br />

Unser himmlischer Vater möchte freie, selbständige Kin<strong>der</strong>, die sich<br />

nicht auf äußere Dinge und Worte stützen, son<strong>der</strong>n allein auf Ihn in ihren<br />

Herzen. Alle äußeren Abhängigkeiten machen uns nicht frei, son<strong>der</strong>n<br />

fesseln uns an diese.<br />

„Jede äußere Belehrung ist zu nichts nütze, wenn sie nicht zugleich<br />

von innen aus gewonnen wird.“ (GEJ.04_181,8)<br />

Je näher wir einer Quelle kommen, desto reiner, klarer und gesün<strong>der</strong> ist


4 Editorial <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

auch ihr Wasser, mit dem wir unseren Durst stillen können. An <strong>der</strong> Quelle<br />

selbst gewahren wir nur ein stilles leises Plätschern und finden Ruhe und<br />

Stille, „denn eine gewisse äußere Ruhe ist notwendig zur Erweckung des<br />

Geistes.“ [GEJ.03_060,21]<br />

Je weiter wir uns aber von dem eigentlichen Lebens- und Quellgrunde<br />

unserer Seele entfernen, desto lebensärmer ist auch das Wasser und desto<br />

durstiger lässt es uns zurück. Hier ist die Quelle bereits zu einem laut<br />

tosenden Bache geworden, an dem wir nicht mehr zur Ruhe kommen und<br />

das leise Säuseln unseres Herzens nimmer vernehmen.<br />

Lernen wir in unseren Lebens- und Quellgrunde einzugehen, und uns<br />

dort ein Plätzchen <strong>der</strong> Ruhe und Stille zu schaffen, damit wir nicht nötig<br />

haben unser Lebenswasser aus an<strong>der</strong>en Quellen zu schöpfen, als allein aus<br />

<strong>der</strong>, die <strong>der</strong> Herr in unserem eigenen Herzen erschließen will. Nur aus<br />

dieser werden sich „Worte des ewigen Lebens“ als lebendiges Wasser in<br />

unsere Herzen ergießen.<br />

„Mein Reich ist in eines jeden Menschen kleines Herz gelegt. Wer da<br />

hineinkommen will, muß also in sein eigenes Herz eingehen und sich da<br />

ein Plätzchen <strong>der</strong> Ruhe gründen.“ [RBl.02_278,04]<br />

Erst wenn wir zu unserem inneren Lebensquell gefunden haben, werden<br />

wir erkennen, dass dieser allein in unserer lebendigen Liebe zu Gott und<br />

zum Nächsten in unserem eigenen Herzen zu finden ist. Denn nur diese<br />

kann uns immer wie<strong>der</strong> neu erquicken und unseren Durst löschen. Allein<br />

die Liebe ist das einzige, was sich vermehrt, wenn wir es verschenken. Und<br />

so werden wir immer neu gesegnet mit den Strömen des lebendigen<br />

Wassers aus <strong>der</strong> in uns erstandenen Liebe.<br />

Ihr Klaus W. Kardelke<br />

„So pfleget auch ihr Meine Worte! Lest sie nicht zum Zeitvertreib; denn es<br />

könnte eine Zeit kommen, welche euch dieses Vergnügen vertreibt o<strong>der</strong> verbittert,<br />

wenn ihr nicht durch Gedanken und Taten euer Ich veredelt habt!<br />

Handelt nach Meinen Worten, damit ihr, gewappnet mit dem Bewußtsein<br />

guter Taten, nicht wie die Mehrzahl hungrig am Buchstaben hängend, son<strong>der</strong>n<br />

an <strong>der</strong> Lebensquelle <strong>der</strong> ewigen Liebe Wonne und Seligkeit trinkend,<br />

Mich, Mein Wort und Meine göttliche Liebe als euren ,Vater‘ auch unter<br />

Drangsalen nicht vergessend, die Fahne des Glaubens und Vertrauens hoch<br />

erhebt und nicht – wie vielleicht viele – Steine des Unwillens, son<strong>der</strong>n Segens-<br />

und Dankeswünsche Mir entgegensendet, wenn Ich kommen werde,<br />

die Palme des Sieges den Ausharrenden zu überreichen. Amen.“<br />

[PH.01_017,15]


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Der Weg <strong>der</strong> Gotteserkenntnis 5<br />

Der Weg <strong>der</strong> Gotteserkenntnis<br />

„Wer immer einmal anfängt, daran zu denken, dass es einen Gott gibt,<br />

<strong>der</strong> alles, was da ist, erschaffen hat und alles erhält und leitet, <strong>der</strong> wird<br />

auch bald einsehen, dass alles, was da ist, gut und zweckmäßig<br />

eingerichtet ist. Er wird aus <strong>der</strong> weisen Einrichtung auch bald dahin ins<br />

klare kommen, dass <strong>der</strong> Schöpfer alles dessen, was da ist, höchst gut sein<br />

müsse. Denkt <strong>der</strong> Mensch recht oft daran und beurteilt also Schöpfer und<br />

Geschöpfe, so wird er den Schöpfer zu lieben anfangen, und von Tag zu<br />

Tag, immer mehr und mehr wird sich die Liebe zu Gott im Herzen des<br />

Menschen mehren und festen, und diese Liebe ist dann eben <strong>der</strong> jenseitige<br />

Geist des Menschen, von dessen Lichte die Seele durchdrungen und von<br />

dessen Lebenswärme sie belebt wird. Und ist das beim Menschen einmal<br />

<strong>der</strong> Fall, so ist es ihm dann auch nicht mehr möglich, sich je irgend einen<br />

Tod in sich zu denken.<br />

Dass aber das leicht ein je<strong>der</strong> Mensch mit und in sich bewerkstelligen<br />

kann, könnt ihr aus dem entnehmen, dass ein je<strong>der</strong> Mensch Augen hat<br />

zum Sehen, Ohren zum Hören und den Geruchsinn, den Geschmack, das<br />

Gefühl und zu allem dem Verstand, Vernunft und Hände und Füße und<br />

einen freien Willen, durch den er nach Belieben seine Glie<strong>der</strong> in eine<br />

Tätigkeit setzen und seine Liebe ordnen kann. Also ausgerüstet, sieht er<br />

die Sonne auf- und nie<strong>der</strong>gehen, – also den Mond. Er sieht die Sterne und<br />

zahllos viele Arten und Gattungen <strong>der</strong> Geschöpfe, die er betrachten und<br />

aus denen er Gott den Herrn stets mehr und mehr erkennen kann.<br />

Ein je<strong>der</strong> Berg, eine jede Ebene mit den vielen Früchten, ein je<strong>der</strong><br />

Strom, alle die verschiedenen und mit aller Schönheit geschmückten<br />

Gräser, Pflanzen, Gesträuche und Bäume und die gesamten Tiere geben<br />

ihm ja doch Stoff zur Genüge, <strong>der</strong> ihn über ihr Entstehen und Bestehen zu<br />

denken nötigt.<br />

Denkt aber ein Mensch darüber nach, so wird ihm eine innere Stimme<br />

sagen, dass alles das nicht irgend von und aus sich selbst hat entstehen<br />

können, son<strong>der</strong>n dass da ein höchst weiser, liebevollster und allmächtiger<br />

Schöpfer dagewesen sein muss, <strong>der</strong> alles dieses geschaffen und geordnet<br />

hat, es jetzt noch forterhält und in einer stets veredelteren und<br />

vervollkommneteren Art ewig forterhalten wird, weil Er es schon seit für<br />

den Menschenverstand undenklichen Zeiten bis jetzt erhalten hat.<br />

Wer also sich einen Gott und Schöpfer vorstellt, <strong>der</strong> muss dann ja doch<br />

auch eine große Achtung vor Ihm und Liebe zu Ihm stets mehr in sich<br />

wachrufen. Ist aber diese einmal da, so ist auch <strong>der</strong> Anfang zum inneren<br />

Lebendigwerden <strong>der</strong> Seele in ihrem Geiste da, und wächst dann fort mit


6 Der Weg <strong>der</strong> Gotteserkenntnis <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

<strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Liebe zu Gott, welche Zunahme um so leichter<br />

stattfindet, weil <strong>der</strong> Liebegeist die Seele stets mehr erleuchtet und sie über<br />

das Wesen Gottes in eine stets größere Klarheit gelangt.<br />

Hat ein Mensch auf diese Weise den Weg zu Gott und somit zum<br />

wahren, ewigen Leben gefunden, so kann er dann aus Nächstenliebe<br />

solchen auch seinen Nebenmenschen zeigen und ihnen einen rechten<br />

Führer abgeben, und er wird dafür von Gott aus mit noch mehr Licht und<br />

Weisheit begabt werden, und seine Jünger werden ihn lieben und mit<br />

allem Nötigen unterstützen.“<br />

[GEJ.06_111,08-11]<br />

„Du hast doch schon sicher oftmals die Schöpfung betrachtet in ihrem<br />

Sein und Wirken, und es kann dir nicht entgangen sein, dass darin eine<br />

gewisse Ordnung besteht, und dass die Formen eine Beständigkeit in sich<br />

nach allen Richtungen hin haben, aus <strong>der</strong> du stets leicht erkennen kannst,<br />

was dies o<strong>der</strong> jenes für ein Ding ist. Also erkennst du auch, welche<br />

Wirkung eines und das an<strong>der</strong>e hervorbringt, und wozu es nach <strong>der</strong><br />

erkannten Wirkung gut und also zu gebrauchen ist.<br />

Wenn aber die ganze Schöpfung nach eurer neuen Weltweisheit nur<br />

ein Werk des blinden Zufalls wäre, würden da die Dinge in <strong>der</strong> Natur auch<br />

die gegenwärtige Seinsbeständigkeit nach allen Richtungen hin<br />

beibehalten O mitnichten! Sieh, <strong>der</strong> Wind ist so eine mehr blinde Macht,<br />

obwohl nur zum Teile! Hast du schon je wann gesehen, dass er irgendeine<br />

bestimmte Form, die eine Beständigkeit hätte, allwo hervorgebracht hat<br />

Er wühlt wohl den Staub auf und trägt ihn in losen Wolkenformen durch<br />

die Luft, wo sich die Formen in jedem Augenblicke verän<strong>der</strong>n und<br />

nimmer als ganz dieselben je wie<strong>der</strong> zum Vorscheine kommen. Kannst du<br />

dir die Gestalt einer Wolke <strong>der</strong>art merken, dass du etwa nach ein paar<br />

Tagen sagen könntest: ,Siehe, das ist eben dieselbe Wolke, die ich schon<br />

vor ein paar Tagen gesehen habe!‘! O<strong>der</strong> kannst du am Meer irgend von<br />

einer Woge ein gleiches behaupten!<br />

Aus dem aber kannst du nun ganz leicht ersehen, dass eine blinde Kraft<br />

nie auch nur ein Moospflänzchen, das in <strong>der</strong>selben und ganz gleichen<br />

Form stets viele Jahrtausende hindurch wie<strong>der</strong>kehrt, hervorgebracht hat.<br />

Wenn aber also, leuchtet da einem besseren Menschenverstande nicht<br />

von selbst ein, dass alles Werden, Sein und Bestehen, worin erstens eine<br />

bestimmte, unwandelbare Form, Beschaffenheit, Eigenschaft,<br />

Nutzwirkung und Endzweck gar abson<strong>der</strong>lich wohl und bestimmt zu<br />

erkennen sind, von einer solchen Kraft hervorgebracht werden muss, die<br />

eine unbegrenzte und unwandelbare, wennschon allumfassende Einsicht<br />

und Weisheit besitzt, ohne die du nie einen bestimmt geformten<br />

Gegenstand, sei es ein Stein, ein Metall, eine Pflanze o<strong>der</strong> ein Tier, je zu


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Der Weg <strong>der</strong> Gotteserkenntnis 7<br />

Gesichte bekämest! Solch eine Kraft muss sicher eine einheitliche und<br />

ihrer selbst gar sehr wohlbewusste sein, weil ohne sie nichts eine<br />

bestimmte und in sich einheitliche Form annehmen könnte.<br />

Und nun zweitens: Da du eine solche Kraft notwendig annehmen<br />

musst, die als Ursein in sich allem Sein zugrunde liegt, so muss denn<br />

diese Grundurkraft ja doch auch einen entsprechenden Namen haben,<br />

durch den sie sich anfänglich in <strong>der</strong> Erinnerung und im Gedächtnisse <strong>der</strong><br />

Menschen, die dazu da sind, diese Kraft zu erkennen, erhalten kann. Wer<br />

wird aber je nach <strong>der</strong> näheren Erkenntnis einer Sache fragen, von <strong>der</strong> er<br />

nicht einmal den Namen jemals gehört hat! Wir wollen diese Urkraft<br />

allgemein einmal ,Gott‘ nennen. Haben wir aber nun einmal einen Gott, so<br />

werden wir weiter fragen und sagen: ,Wo ist denn dieser Gott, und wie<br />

sieht Er aus Wie erschafft Er die Dinge, wie bringt Er als ein purster<br />

Geist die grobe Materie aus Sich zum Vorscheine‘<br />

Und sieh, wenn ein Mensch einmal also zu fragen beginnt, dann ist er<br />

schon auf einem besseren Wege! Er wird allen Geschöpfen eine höhere<br />

Aufmerksamkeit widmen und in ihnen forschen, wie viel von <strong>der</strong><br />

göttlichen Urweisheit sich darin vorfinden möchte. Und je länger er also<br />

prüfen wird, desto mehr <strong>der</strong> göttlichen Weisheit und Ordnung wird er<br />

auch leicht und bald darin finden.<br />

Hat er die gefunden, so wird er in seinem Herzen auch bald eine<br />

Anregung von Liebe zu Gott wahrnehmen und aus solcher Liebe stets<br />

mehr und mehr innewerden, dass Gott in Sich Selbst von <strong>der</strong> mächtigsten<br />

Liebe erfüllt sein muss, damit Er eine so große Lust und Freude hat, so<br />

wun<strong>der</strong>bar weise zu erschaffen eine unzählige Menge von Dingen und<br />

Wesen, die nicht nur Zeugen von Seinem Dasein, son<strong>der</strong>n vielmehr noch<br />

Zeugen von Seiner Weisheit, Macht und Liebe sind.<br />

Wenn <strong>der</strong> Mensch in solchen Betrachtungen und Innewerdungen<br />

wächst und zunimmt, da nimmt er offenbar auch in <strong>der</strong> Liebe zu Gott zu<br />

und nähert sich Demselben mehr und mehr; je größer und gediegener aber<br />

solche Annäherungen eines Menschen zu Gott hin werden, desto mehr des<br />

Geistes Gottes sammelt sich auch in seinem Herzen, in welchem dadurch<br />

<strong>der</strong> eigene Geist genährt und stets mehr und mehr erweckt wird zur<br />

wahren Erkenntnis des eigenen inneren Lebens und seiner Kraft, im<br />

Vereine mit <strong>der</strong> Kraft des göttlichen Geistes in ihm.<br />

Hat ein Mensch es einmal dahin gebracht, so ist er schon in <strong>der</strong><br />

Lebensmeisterschaft, und es geht ihm da nur noch die völlige Einung mit<br />

dem göttlichen Liebe- und Willensgeiste ab. Bewerkstelligt er auch das,<br />

dann ist er ein ganz vollkommener Lebensmeister und kann alles das<br />

bewirken, was Ich nun bewirke und auch Größeres noch.


8 Der Weg <strong>der</strong> Gotteserkenntnis <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Du siehst daraus, dass da ohne den wahren und lebendigen Glauben an<br />

einen einigen und ewig wahrhaftigen Gott kein Mensch zur<br />

Lebensmeisterschaft gelangen kann. Daher ist es vor allem notwendig, an<br />

einen wahren Gott zu glauben; denn solange du nicht glaubst, dass es<br />

einen allein wahren Gott gibt, solange kannst du auch keine Liebe zu Ihm<br />

in deinem Herzen wachrufen. Ohne solche Liebe aber ist es unmöglich,<br />

sich Gott zu nähern und endlich nahe völlig eins zu werden mit Ihm.<br />

Wenn du aber noch immer fragst und sagst: ,Ja, wo ist denn Gott, und<br />

wie sieht Er wohl aus‘, da sage Ich dir, dass das eigentliche Gottwesen<br />

niemand sehen kann und leben, – denn Es ist unendlich und somit auch<br />

allgegenwärtig und ist sonach als Reinstgeistiges auch das Innerste eines<br />

jeden Dinges und Wesens, das heißt in Seinem auswirkenden<br />

Willensmachtlichte; in Sich Selbst und für Sich aber ist Gott ein Mensch<br />

wie Ich und auch du und wohnt in einem unzugänglichen Lichte, das in<br />

<strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Geister die Gnadensonne genannt wird. Diese Gnadensonne<br />

aber ist nicht Gott Selbst, son<strong>der</strong>n sie ist nur das Auswirkende Seiner<br />

Liebe und Weisheit.<br />

Wie du aber die Sonne dieser Welt wirken siehst dadurch, dass sie<br />

allenthalben gegenwärtig ist durch den beständigen Ausfluss ihres Lichtes<br />

nach allen erdenklichen Richtungen hin, also wirkt auch <strong>der</strong> Gnadensonne<br />

allenthalben wirkende Kraft als ein aus ihr strömendes Licht in allen<br />

Wesen schaffend und belebend gegenwärtig.<br />

Wer nun versteht, recht viel des Lichtes aus <strong>der</strong> Gnadensonne <strong>der</strong><br />

Himmel im Herzen seiner Seele aufzufangen, aufzunehmen und dann zu<br />

behalten durch die Macht <strong>der</strong> Liebe zu Gott, <strong>der</strong> bildet in sich selbst eine<br />

Gnadensonne, die <strong>der</strong> Urgnadensonne in allem völlig ähnlich ist, und die<br />

volle Innehabung einer solchen Gnadensonne ist dann eben soviel als die<br />

Innehabung <strong>der</strong> allein wahren Lebensmeisterschaft.<br />

Die Klarheit und die lichte Fülle dieser wahrsten Lehre aber wirst du<br />

auch erst dann einsehen, wenn du auf diese Weise selbst zur<br />

Lebensmeisterschaft gelangen wirst; denn jetzt kannst du das noch nicht<br />

völlig fassen, obwohl du all das Gesagte ganz gut aufgenommen hast.“<br />

[GEJ.06_087,05 - 088,06]<br />

„Wer aber Gott lieben will, <strong>der</strong> muss ja zuerst glauben, dass es einen<br />

Gott gibt, <strong>der</strong>, als Selbst ganz Liebe, <strong>der</strong> ewige Urgrund aller Dinge<br />

in <strong>der</strong> ganzen Unendlichkeit ist. Wie kann aber ein Mensch zu<br />

solch einem Glauben gelangen Am sichersten durch die Offenbarung,<br />

durch das Anhören des Wortes Gottes und durch die Erkenntnis<br />

des Willens <strong>der</strong> ewigen Liebe.“<br />

[GEJ.09_116,22]


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Selbstverleugnung 9<br />

Selbstverleugnung<br />

Dr. Wolfram Göhler<br />

1. Einleitung<br />

Befangen sind wir im Irren, beseligt im Lieben! Den Weg ins eigene<br />

Innere können wir durch das Erlernen des Schweigens finden. Und dies<br />

alles brauchen wir wie<strong>der</strong>um, um zu erkennen, wie wichtig das<br />

Gottvertrauen ist.<br />

Doch ist das alles auf dem Weg zu unserem liebevollen Vater<br />

Das Wort Demut finden wir häufigst in diesem Zusammenhang und<br />

weniger zahlreich den Begriff Selbstverleugnung.<br />

• Gehören diese beiden Begriffe zusammen<br />

• Bedingt das eine das an<strong>der</strong>e o<strong>der</strong> sind sie in ihrer Aussage und<br />

Bedeutung so verschieden, dass sie doch nebeneinan<strong>der</strong> zu stehen<br />

hätten<br />

• Wie und warum verwendet Jesus Selber den Begriff Selbstverleugnung<br />

in Bezug auf Gott und was bezweckt er damit<br />

• Welche Bedeutung hat Sein Vorleben für uns<br />

• Warum soll es für uns so beispielhaft sein<br />

Offensichtlich werden wir in beson<strong>der</strong>em Maße zu einer Tätigkeit<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, <strong>der</strong>en Folgen wir nur schwer abschätzen können.<br />

Wahrscheinlich tun wir uns deshalb so schwer und haben schon im<br />

Vorfeld so große Schwierigkeiten mit dem inneren Verständnis. So viele<br />

Vorbehalte lassen uns nur zögerlich handeln. Bedenken wir doch, in<br />

welchen äußerlichen Umständen wir leben.<br />

• Warum lohnt es sich aber trotzdem, den Weg zu Jesus zu gehen,<br />

und das nicht nur verbal son<strong>der</strong>n vor allem in <strong>der</strong> Tat<br />

Darum soll es in dieser Ausarbeitung zum Thema „Selbstverleugnung“<br />

gehen.<br />

2. Unser Dasein - eine Analyse<br />

2.1 Das Sein bestimmt das Bewusstsein<br />

Das Sein bestimmt das Bewusstsein! Das ist die Basis des Materialismus.<br />

Dieses Weltbild geht davon aus, dass das Bewusstsein <strong>der</strong> Welt aus<br />

Raum, Zeit und Materie entspringt. So wurde es uns einst in jungen Jahren<br />

verkündet und erklärt. Die Materie hat das Primat! Der Mensch ist fähig,<br />

alles zu erkennen, alles zu erklären. Er verän<strong>der</strong>t die Welt nach seinem<br />

Wollen und macht sich die Natur untertan. Alles ist entstanden durch den


10 Selbstverleugnung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Urknall und danach durch den Kampf des Starken gegen das Schwache,<br />

durch Anpassung an die gerade herrschenden Umweltbedingungen. Das<br />

setzt sich fort bis zum heutigen Tage und wird weiterhin so bleiben….<br />

Wir glauben, dass innerer Friede und die Befriedigung unserer<br />

Bedürfnisse durch Dinge o<strong>der</strong> Handlungen in <strong>der</strong> äußeren Welt erreicht<br />

werden können.<br />

• Sind wir damit einverstanden<br />

2.2 Der Mensch in <strong>der</strong> heutigen <strong>Gesellschaft</strong><br />

Kommunismus Kapitalismus Was soll’s Der Unterschied ist nach<br />

unserem Erleben nur äußerlich.<br />

Im erlebten Kommunismus, bzw. seiner Spielart, dem Sozialismus, ist die<br />

Masse dem Staat untergeordnet. Die Kirche ist geduldet, aber eigentlich<br />

unnötig, ein Relikt vergangener Zeiten.<br />

Im Kapitalismus ist <strong>der</strong> Staat <strong>der</strong> Diener einiger Weniger und hat die<br />

Aufgabe, die Masse wohlgefällig bei <strong>der</strong> Stange zu halten. Die Kirche ist<br />

erlaubt, hat sie doch Tradition und einige wichtige soziale Aufgaben zu<br />

erfüllen.<br />

• Ist das so o<strong>der</strong> ist das ein Irrtum<br />

Sei es wie es sei! Auch im Kapitalismus hat, wenn auch nicht öffentlich<br />

zuerkannt, <strong>der</strong> Materialismus das Primat. Es geht um Macht, um Geld, um<br />

Immobilien und Bodenschätze und nur vor<strong>der</strong>gründig um das Wohl <strong>der</strong><br />

Menschen.<br />

• Wohin führt das<br />

• Können wir dagegen etwas tun, auch wenn wir mit den<br />

ersichtlichen Folgen nicht einverstanden sind<br />

• Vielleicht sollten wir als Masse Revolution spielen<br />

• Würde damit etwas besser werden<br />

• Die Vergangenheit hat gezeigt, wohl kaum!<br />

• Und Resignation<br />

• Doch eines kann ein je<strong>der</strong> tun, nämlich bei sich selber Ordnung<br />

schaffen!<br />

• Doch wie Das ist hier die Frage.<br />

2.3 Das Bewusstsein bestimmt das Sein!<br />

Der auffälligste Schwachpunkt des Materialismus ist es, den Geist zwar<br />

zu leugnen, aber trotzdem, um argumentieren zu können, stets seine<br />

Instrumente zu benutzen.<br />

Der innere Gemütszustand wird dabei ständig von Dingen <strong>der</strong> äußeren


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Selbstverleugnung 11<br />

Welt abhängig gemacht. Wir aber wissen, dass <strong>der</strong> Geist das Primat hat<br />

und dass schließlich erst durch ihn unser Bewusstsein möglich ist.<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang <strong>der</strong> Ausspruch von Albert<br />

Einstein:<br />

„Es gibt im Leben nur zwei Möglichkeiten: Entwe<strong>der</strong> erkennt man kein<br />

Wun<strong>der</strong> an. O<strong>der</strong> man akzeptiert, dass alles ein Wun<strong>der</strong> ist.“ Ist damit die<br />

Göttlichkeit <strong>der</strong> Schöpfung angesprochen O<strong>der</strong>: „Die Wissenschaft ist<br />

ohne die Religion lahm. Die Religion ist ohne die Wissenschaft blind.“<br />

Das zielt auf Erkenntnis, auf Erkenntnisvermögen, auf ein Wechselspiel<br />

zwischen Geist und Materie ab und ohne dies gibt es bei uns keine<br />

Entwicklung.<br />

• Doch wohin wollen wir uns entwickeln<br />

• Wohin soll <strong>der</strong> Weg gehen<br />

Er soll natürlich wegführen von den materialistischen Denkweisen und<br />

<strong>der</strong>en zweifelhaften Zukunftsaussichten. Wir sind aufgefor<strong>der</strong>t, uns ein<br />

Ziel auszuwählen und dann dieses aber auch tatkräftig zu verfolgen.<br />

Wie schon gesagt, kann ein je<strong>der</strong> nur bei sich selber Ordnung schaffen,<br />

denn die materialistische Verhaltens- und Denkweise einfach so für alle<br />

Menschen, quasi per Or<strong>der</strong> de Mufti, zu wandeln, vermag wohl kein<br />

Mensch. Schließlich will Gott in seinen Kin<strong>der</strong>n keine Maschinen<br />

erziehen, son<strong>der</strong>n freie Wesen mit einem frei entwickelten Willen. Je<strong>der</strong><br />

Mensch ist somit ein Individuum mit ganz eigenen Verhaltensmustern,<br />

Stärken, Schwächen, Neigungen, Vorzügen, sowohl wertvollen als auch<br />

wertarmen und sogar auch schädlichen. Je<strong>der</strong> sollte somit an sich selber<br />

arbeiten. Gewiss können wir uns gegenseitig dabei hilfreich sein, doch die<br />

Hauptarbeit liegt bei jedem selbst.<br />

Doch Jesus, unser väterlicher Freund, hat vorgesorgt, seit langem schon,<br />

und er lässt uns wissen, wie er es eingerichtet hat.<br />

2.4 Der Plan unseres Vaters<br />

In <strong>der</strong> Haushaltung Gottes, im 5. Kapitel des 1. Bandes, hat unser<br />

himmlischer Vater das Geheimnis <strong>der</strong> Schöpfung für uns erklärt.<br />

Da heißt es unter an<strong>der</strong>em: „Betrachte die Starken nach allem ihrem Tun,<br />

und vor dir wird die Erde enthüllt liegen; und von einem Pole bis zum<br />

an<strong>der</strong>n Pole muss die starre Ruhe des Geistes in <strong>der</strong> Liebe zur Liebe da<br />

sein, damit sich alles, das den Geist umgibt, in einer steten Ordnung<br />

bewegen und dadurch für den gemeinsamen Zweck <strong>der</strong> ewigen Erhaltung<br />

tätig sein kann. Denn siehe, von <strong>der</strong> Ruhe hängt alles ab; ohne diese kann<br />

nichts erreicht werden, und wer nicht ist wie die Pole <strong>der</strong> Erde, <strong>der</strong><br />

durchdringt nicht sein Innerstes, wie die Linien zwischen den Polen das


12 Selbstverleugnung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Zentrum <strong>der</strong> Erde. Und eure Liebe muss kalt sein wie das Eis <strong>der</strong> Pole,<br />

damit ihr fähig seid, alle Wärme <strong>der</strong> göttlichen Liebe aufzunehmen. Denn<br />

siehe, was warm ist, ist nicht geschickt zur Aufnahme <strong>der</strong> Wärme; aber<br />

was kalt ist in seiner Ruhe, das ist fähig die Wärme aufzunehmen in <strong>der</strong><br />

Fülle und ausströmen zu lassen in alle Teile des Lebens.“<br />

Im 6. Kapitel des 1.Bandes <strong>der</strong> Haushaltung Gottes, die Entsprechung <strong>der</strong><br />

Gestirne, wird uns offenbart: „Ihr sollet sein gleich dem Winter, <strong>der</strong> kalt<br />

ist in <strong>der</strong> Ruhe, dadurch aber auch am meisten fähig zur Aufnahme <strong>der</strong><br />

Wärme bis in die tiefsten Tiefen <strong>der</strong> Erde. Und bei dem <strong>der</strong> Winter<br />

eingetroffen ist, bei dem wird auch <strong>der</strong> Frühling eintreffen, wie er ist<br />

gleich dem Leben <strong>der</strong> Liebe in euch, und wird eintreffen <strong>der</strong> Sommer in<br />

vollster Tatkraft aus dem Leben <strong>der</strong> Liebe, die in euch ist stark geworden<br />

durch die Gnade, und wird eintreffen <strong>der</strong> ruhige Herbst mit den Früchten<br />

<strong>der</strong> Liebe und <strong>der</strong> Gnade….“<br />

Von Polarität, von Ruhe und vom Kaltwerden ist hier die Rede. Polarität<br />

drückt eine Ausrichtung aus; die Ruhe trägt in sich die Beständigkeit; und<br />

das Kaltwerden ist gleich einem Sich-leer-machen.<br />

Das ist doch die Chance für uns, all den in uns angesammelten<br />

Weltenmüll endlich einmal los zu werden.<br />

Sich-leer-machen! Wir sollen sein wie die Pole <strong>der</strong> Erde, um unser<br />

Innerstes zu durchdringen, aber unsere Liebe muss kalt sein wie das Eis<br />

<strong>der</strong> Pole. Hier ist offensichtlich die Liebe zur Welt, die Liebe zu den<br />

materiellen Dingen angesprochen.<br />

Das ist auch schon <strong>der</strong> vorgezeichnete Weg: - zuerst ist ein Sich-leermachen<br />

von den Dingen <strong>der</strong> Welt angezeigt und dann soll ein Sich-<br />

Auffüllen-lassen durch die göttliche Liebe folgen.<br />

Noch an<strong>der</strong>s ist dieser Aspekt in <strong>der</strong> Kindheit und Jugend Jesu im 298.<br />

Kapitel aufgezeigt:<br />

„Es muss aber ein je<strong>der</strong> Mensch gewisse Schwächen in sich tragen, die da<br />

die gewöhnlichen Fesseln des Geistes sind, durch die er wie in einer<br />

festen Hülse eingeschlossen ist.<br />

Die Fesseln aber können erst dann zersprengt werden, wenn die mit dem<br />

Fleische vermengte Seele sich durch die gerechte Selbstverleugnung also<br />

gestärkt hat, dass sie fest genug ist, den freien Geist zu fassen und zu<br />

halten. Aus dem Grunde kann <strong>der</strong> Mensch eben auch nur durch allerlei<br />

Versuchungen seine Schwächen gewahren und erfahren, wie und worin<br />

sein Geist geknebelt ist.“<br />

Der beschreitbare Weg wird hier von Jesus weiter präzisiert, um ein Sichleer-machen<br />

tatsächlich zu ermöglichen. Da sind die gewissen Schwächen<br />

<strong>der</strong> Seele genannt, die wir selbst erkennen sollten. Als Methode zu <strong>der</strong>en


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Selbstverleugnung 13<br />

Überwindung wird die gerechte Selbstverleugnung angegeben.<br />

Warum aber wird hier die Selbstverleugnung favorisiert und nicht die<br />

Demut<br />

3. Das Verhältnis zwischen Demut und Selbstverleugnung<br />

Um sprachliche Klarheit zu schaffen, werden zuerst Demut und<br />

Selbstverleugnung in ihrer begrifflichen Bedeutung analysiert.<br />

3.1 Demut<br />

Der Begriff Demut ist zusammengesetzt aus den Worten Mut und Dienen<br />

und besagt im allgemeinen Sprachgebrauch - Nimm dich nicht so wichtig!<br />

Im Beson<strong>der</strong>en sind hier die Liebe zum Dienen, Selbsterniedrigung, tiefe<br />

Bescheidenheit und Unterwürfigkeit gemeint.<br />

Im christlichen Verständnis wird die Gesinnung eines Dienenden<br />

angesprochen. Demut meint hier keine passive Unterwürfigkeit, son<strong>der</strong>n<br />

eine aktive, mutige Handlung.<br />

Demut ist kein Sich-kleiner-machen-als-man-ist. Sie ist vielmehr das<br />

konsequente Bekenntnis zur eigenen Niedrigkeit, also zu <strong>der</strong> Stellung, die<br />

man vor Gott hat. Die Demut ist eine Art Aufrichtigkeit, ein Stehen zur<br />

Wahrheit.<br />

Der Gegensatz dazu, die falsche Demut, ist eine nur äußerliche<br />

Erniedrigung vor Gott. Sie will nur zeigen wie demütig sie ist. Im Grunde<br />

handelt es sich um einen versteckten Hochmut, <strong>der</strong> nur das Fleisch<br />

befriedigt.<br />

3.2 Selbstverleugnung<br />

Allgemein wird unter Selbstverleugnung eine Handlungsweise gegen das<br />

eigene Gefühl und Wollen verstanden, eine Entsagung aller eigenen<br />

Wünsche, bis zur Aufopferung.<br />

Im christlichen Sinne bedeutet Selbstverleugnung die Nachfolge Jesu,<br />

dem ungöttlichen Wesen abzusagen, ja sich selbst zu verleugnen, zu<br />

seinem Ich und dessen eigenwilligem Begehren und Wünschen nein zu<br />

sagen. Diese Selbstverleugnung im Glauben an Jesus und aus seiner Kraft<br />

heraus findet ihren Lohn darin, dass Jesus vor seinem Vater diejenigen<br />

nicht verleugnen wird, die Ihn Selbst nicht verleugnet haben. Denn sich zu<br />

Jesus bekennen kann nur, wer sich selbst aufgibt und sich Seiner Hand<br />

überlässt.<br />

3.3 Der Zusammenhang zwischen Demut und Selbstverleugnung<br />

Demut stellt offensichtlich einen Zustand dar - das Ergebnis einer


14 Selbstverleugnung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

intensiven Entwicklung. Und Selbstverleugnung ist dann <strong>der</strong> Weg, <strong>der</strong> zur<br />

Demut führt, die Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen dem Primat des Geistes<br />

und <strong>der</strong> Beharrlichkeit <strong>der</strong> Materie. Erschwert ist dieser Konflikt durch<br />

den Aspekt <strong>der</strong> Freiwilligkeit.<br />

In vielen Zitaten <strong>der</strong> Neuoffenbarung durch Jakob <strong>Lorber</strong> und Gottfried<br />

Mayerhofer werden Demut und Selbstverleugnung oft genug in einem<br />

Atemzug angesprochen. Doch eine präzise Zuordnung ist recht selten so<br />

zu finden, wie z.B. in <strong>der</strong> „Geistigen Sonne“, im Kapitel „<strong>der</strong><br />

gewöhnliche Mensch und <strong>der</strong> göttlich-geistige Mensch.“[GS.02_037,7+8]<br />

Da heißt es: „Der sich [wie ein Baum] ausgebreitet habende Mensch fängt<br />

an, seine Erkenntnisse und seine Begierden fortwährend mehr und mehr<br />

auf einen Punkt zu vereinen, und dieser Punkt ist Gott in <strong>der</strong> Höhe! Je<br />

mehr er dahin aufblickt zu Dem, <strong>der</strong> ihn erschaffen hat zu einem freien<br />

Leben, in desto enger werdende Kreise werden seine Erkenntnisse und<br />

Begierden getrieben und gezogen; und das so lange fort, bis <strong>der</strong> Mensch<br />

die Spitze o<strong>der</strong> den Kulminationspunkt <strong>der</strong> Demut aus seiner völligen<br />

Selbstverleugnung in all seinen weltlichen Begierlichkeiten erreicht hat:“<br />

Hier ist offensichtlich die Selbstverleugnung Mittel zum Zweck, um den<br />

Kulminationspunkt, die Demut, zu erlangen.<br />

Im GEJ.07_103,09 erklärt Raphael im Kapitel <strong>der</strong> Weg zur<br />

Lebensvollendung: „Der Mensch fange an, sich in allen sinnlichen<br />

Weltgelüsten zu verleugnen!“<br />

Dann heißt es weiter: „Er werde voll Demut, Sanftmut, Geduld, Liebe und<br />

Erbarmung gegen seine Nebenmenschen, so wird er daraus auch voll<br />

Liebe zu Gott werden!“<br />

Auch hier ist die Selbstverleugnung <strong>der</strong> Demut vorausgestellt. Die<br />

Selbstverleugnung ist im Sinne <strong>der</strong> Neuoffenbarung also ein zentrales<br />

Thema, <strong>der</strong> aktive Weg, um zur Demut zu gelangen.<br />

Die Selbstverleugnung ist offenbar eine Macht, <strong>der</strong>en Auswirkung auf uns<br />

nicht zu unterschätzen ist. Von Interesse sind deshalb im Folgenden die<br />

Aspekte, die es für uns notwendig werden lassen, Selbstverleugnung zu<br />

erlernen und zu üben. Doch lassen wir vorerst den Herrn Selbst sprechen!<br />

4. Die Macht <strong>der</strong> Selbstverleugnung<br />

4.1 Die Selbstverleugnung an sich<br />

In Bezug auf Besessenheit erklärt uns <strong>der</strong> Herr [HiG.01_41.01.30,13+14]:<br />

„Nichts als vollkommene, untrügerlichste Zeichen des allerintensivsten<br />

Besessenseins sind Tanz, Hurerei, Groll, Schelten, Fluchen, Rauben,<br />

Stehlen, Lügen, Stolz, Hochmut, Prahlerei, Ehrabschneidung, Neid, Geiz,<br />

Hoffart, Fraß, Völlerei, Spott und Hohn gegen alles Mich betreffende,


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Selbstverleugnung 15<br />

Pracht, Mode, Luxus und <strong>der</strong>gleichen Eigentümlichkeiten.<br />

Wer es nicht glauben will, <strong>der</strong> versuche nur schnell die empfohlene Diät<br />

des Geistigen in <strong>der</strong> Selbstverleugnung und nehme mehrere kleine Dosen<br />

Meines Wortes ein, und wahrlich sage Ich, er wird sich bald überzeugen,<br />

welch ein “Herr“ da in ihm wohnet. Und wird dieser durch Mich<br />

hinausgeschafft, dann werden diese Bestien gleich die ganze Welt gegen<br />

einen solchen Befreier reizen.“<br />

Im GEJ.09_181,5+6 sagt uns Jesus zum Thema – Die Haupthin<strong>der</strong>nisse<br />

des geistigen Fortschrittes: „Ein je<strong>der</strong> Mensch hat frei seine Liebe, seinen<br />

Willen und seinen Verstand! So er mit dem Verstand auch die volle<br />

Wahrheit begreift, so sieht er aber mit den begierlichen Augen dennoch<br />

auch die Welt mit ihren vielen Reizen, von denen sich sein Herz nicht<br />

trennen kann und mag, weil sie seinem Fleische sicher mehr zusagen als<br />

die geistigen, die sein sinnliches Auge nicht schauen und sein Fleisch<br />

nicht fühlen kann.<br />

Dazu ist dem Menschen auch die Trägheit sehr eigen. Er macht sich wohl<br />

einen guten Vorsatz um den an<strong>der</strong>en; aber so er ihn zur vollen,<br />

tatsächlichen Ausführung bringen sollte, dann fängt sein träges und<br />

genussgieriges Fleisch an, sich dagegen zu sträuben, und zieht auch die<br />

Seele in den Schwerpunkt seiner Trägheit und Sinnlichkeit hinab. Was<br />

nützt nun <strong>der</strong> Seele die Klarheit in den Dingen des Geistes, so sie sich<br />

nicht selbst verleugnen und vollernstlich die Wege betreten will, auf<br />

denen sie zur vollen Einigung mit Meinem Geiste in ihr gelangen<br />

könnte!“<br />

Jesus erklärt den Pharisäern im GEJ.07_155,02 zum Thema - die drei<br />

Grade <strong>der</strong> inneren Lebensvollendung: „Doch wie bei Gott alle Dinge<br />

möglich sind, so ist es auch dem noch so verstockten Weltenmenschen<br />

und Sün<strong>der</strong> möglich, sich bald und wirksam zu än<strong>der</strong>n, wenn er ernstlich<br />

im vollen Glauben und Vertrauen auf Gott das tut, was die göttliche<br />

Weisheit ihm rät. Er muss da an sich selbst durch einen plötzlichen<br />

Umschwung seines Willens ein wahres Wun<strong>der</strong> wirken und zwar in <strong>der</strong><br />

gänzlichen Selbstverleugnung bezüglich aller seiner früheren Schwächen,<br />

Gewohnheiten, Gelüsten und argen Leidenschaften, die aus ungegorenen<br />

und sehr unlauteren Naturgeistern seines Fleisches in die Seele aufsteigen<br />

und sie verunreinigen und verunstalten.“<br />

Im H.H.02_230,20 erfahren wir von Jesus bezüglich <strong>der</strong> verblendeten<br />

Fleischeslust: „Ihr sollt über dem Gesetz des Fleisches stehen durch die<br />

freie Macht <strong>der</strong> Selbstverleugnung und durch die Liebe und den<br />

lebendigen Glauben an Gott den Herrn, auf dass ihr allen Gesetzen und<br />

allen Gerichten ledig werdet…. Nur wer sich in <strong>der</strong> Liebe zu Gott über


16 Selbstverleugnung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

alles Gesetz frei erhebt, <strong>der</strong> wird auch frei werden in Gott und in aller<br />

Wahrheit! Denn die Liebe in Gott ist die alleinige Wahrheit.<br />

Im GEJ.08_012,08+09 sagt Jesus zu Agricola von <strong>der</strong> Materie und ihrer<br />

Gefahr: „Weil nun aber die Menschen <strong>der</strong> Erde stets mehr und mehr die<br />

glänzendsten Schätze zu entlocken verstehen, um damit ihrem Fleische<br />

die größtmöglichste Wohlfahrt, Behaglichkeit und Wollust zu<br />

verschaffen, so ist eben das die beson<strong>der</strong>s erklärte Tätigkeit des Fürsten<br />

<strong>der</strong> Hölle, welche in sich ist das ewige Gericht und somit <strong>der</strong> Tod <strong>der</strong><br />

Materie und <strong>der</strong> Mittod je<strong>der</strong> Seele, die sich aus oben erwähnten Gründen<br />

von ihr haben gefangen nehmen lassen.<br />

Mit welcher Allmacht und Weisheit willst du dagegen als für ewig<br />

wirksam kämpfen Ich sage dir und euch allen: Mit keiner an<strong>der</strong>en als mit<br />

<strong>der</strong> Wahrheit, die Ich euch gelehrt habe, und mit <strong>der</strong> Macht <strong>der</strong><br />

möglichsten Selbstverleugnung und <strong>der</strong> wahren und vollen Demut des<br />

Herzens!“<br />

Über Demut und Selbstverleugnung berichtet Jesus den Jüngern: „Wer<br />

aus euch sich erniedrigt am meisten vor seinen Brü<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Erste<br />

im Gottesreich; jedes Sich-besser-dünken setzt ihn aber im Gottesreich<br />

auf die letzte Stufe zurück. So jemand von euch wohl noch irgendein<br />

Hoheits- und somit Besserseinsgefühl in sich verspürt, da ist er von <strong>der</strong><br />

alles verzehrenden, gierigsten Hölle noch nicht frei und noch lange nicht<br />

geschickt zum Reiche Gottes; denn solch ein Mensch ist nicht freien<br />

Geistes.<br />

So aber jemand sich unter alle seine Brü<strong>der</strong> herabgesetzt hat und also<br />

bereit ist, allen zu dienen nach seinen Fähigkeiten, so ist er <strong>der</strong> Erste im<br />

Reiche Gottes, und alle an<strong>der</strong>n können sich ganz füglich nach ihm bilden.<br />

Wahrhaft göttlich großen Geistes ist nur <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sich unter alle<br />

menschliche Kreatur herabzuwürdigen vermag.“ [GEJ.02_76,2-4]<br />

Im GEJ.07_223,04 spricht Jesus über den Weg zur geistigen Vollendung:<br />

„Wer sich auf einmal soweit verleugnen könnte, von aller Welt ganz<br />

abzulassen, seine Schätze – im rechten Maße – nur den Armen widmete<br />

aus purer Liebe zu Gott und kein Wesen triebe mit dem Fleische <strong>der</strong><br />

Weiber, <strong>der</strong> würde wahrlich in einer kürzesten Zeit schon vollendet<br />

dastehen! Wer aber offenbar eine längere Zeit vonnöten hat, um sich von<br />

allen irdischen Schlacken und Anhängseln zu reinigen, bei dem muss <strong>der</strong><br />

allerbeseligendste Zustand <strong>der</strong> wahren, geistigen Vollendung auch länger<br />

auf sich warten lassen.“<br />

Jesus erklärt im GEJ.07_127,05 das Reich Gottes. Er sagt zum Magier:<br />

„Dazu aber komme noch etwas, das auch zur gewaltigen Ansichziehung<br />

des Reiches Gottes gehört und das besteht darin, dass <strong>der</strong> Mensch sich in


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Selbstverleugnung 17<br />

allen Dingen <strong>der</strong> Welt möglichst tief selbst verleugne, allen seinen<br />

Beleidigern von Herzen verzeihe, auf niemanden einen Groll o<strong>der</strong> Zorn<br />

habe, für die bete, die ihm fluchen, denen Gutes erweise, die ihm Übel<br />

antun, sich über niemanden erhebe, die dann und wann über ihn<br />

kommenden Versuchungen geduldig ertrage und sich enthalte vom Fraße,<br />

Völlerei, Hurerei und Ehebruch. Wer das bei sich ausübt, <strong>der</strong> tut dem<br />

Reiche Gottes auch Gewalt an und reißt es mit Gewalt an sich.“<br />

Unter Gewalt ist hier eine Liebe-Willen-Tatkraft zu verstehen, eine wahre,<br />

lebendige Liebe zum Herrn und zum Nächsten und nicht purer Glauben.<br />

Aus den Worten unseres himmlischen Vaters hören und erspüren wir, wie<br />

vielseitig die Selbstverleugnung bei uns in Anwendung zu bringen ist.<br />

4.2 Aspekte <strong>der</strong> Selbstverleugnung<br />

Echte Selbstverleugnung ist in <strong>der</strong> Tat begründet, eine Sache <strong>der</strong> Seele im<br />

Kampf mit dem Körper, also letztlich <strong>der</strong> Kampf zwischen Geist und<br />

Materie, das Mittel zum Handeln.<br />

Selbstverleugnung erstrebt die freiwillige, völlige Beschränkung <strong>der</strong><br />

äußeren Weltfreiheit. Damit ist die Materie besiegbar.<br />

Selbstverleugnung ist das Schwerste für den Menschen und kostet viel<br />

Mühe. Sie basiert auf Freiwilligkeit und hat zum Ziel, die Wahrheit und<br />

das Handeln nach dem Willen Gottes. Die Selbstverleugnung ist somit <strong>der</strong><br />

Pfad zum wahren und lebenden Reich Gottes. Durch Selbstverleugnung<br />

erlernen wir dem Reiche Gottes Gewalt anzutun.<br />

Selbstverleugnung ist ein kräftiges, heldenmütiges Werkzeug, ein scharfes<br />

Schwert, ein Eck- und Grenzstein, eine enge Pforte, ein schmaler Weg auf<br />

dem Weg zur Demut.<br />

Selbstverleugnung will die Trägheit durch den Willen besiegen, sich<br />

gegenüber den Reizungen <strong>der</strong> Welt behaupten, die weltlichen Genüsse<br />

hinter die geistigen ansetzen und sich selber große Gewalt antun und führt<br />

somit zu ihrem Kulminationspunkt, zur Demut.<br />

Selbstverleugnung erfor<strong>der</strong>t ein leidenschaftsfreies Gemüt, dient <strong>der</strong><br />

Erneuerung des Herzens und ist eine Selbstprüfung <strong>der</strong> Seele.<br />

Selbstverleugnung ist ein wahrhaftes Fasten, ein in allen Dingen <strong>der</strong> Welt<br />

Sich-selber-verleugnen. Sie ist geeignet, Sün<strong>der</strong> auf den rechten Weg zu<br />

bringen und sich sogar die Gottheit untertan zu machen.<br />

Diese Zusammenfassung ist <strong>der</strong> Extrakt aus vielen Zitaten des<br />

Offenbarungswerkes.<br />

Zuerst geht es um ein Sich-leer-machen, entsprechend <strong>der</strong> Kälte <strong>der</strong> Pole.<br />

Die Pole wie<strong>der</strong>um drücken eine Ausrichtung aus. Für uns ist das <strong>der</strong> Weg<br />

zur Liebe unseres Vaters. Die sich dann einstellende Ruhe am Ende des


18 Selbstverleugnung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Kampfes mit uns selber, trägt in sich die Beständigkeit. Dann ist wohl in<br />

uns alles vorbereitet, um dem Winter in <strong>der</strong> Materie ein Frühling folgen<br />

zu lassen, ein Frühling aus <strong>der</strong> neuen Wärme <strong>der</strong> göttlichen Liebe und<br />

nicht wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> materiellen Weltenliebe.<br />

4.3 „Und führe uns nicht in Versuchung…“<br />

• Wir leben in dieser Welt.<br />

• Wir leben mit <strong>der</strong> Welt.<br />

• Wir lassen uns zu gern von <strong>der</strong> Welt verlocken.<br />

Grundsätzlich ist das richtig. Schließlich wurden wir in diese Welt so<br />

hineingeboren und wir fanden sie so vor, wie sie ist. Wir hatten sie nicht<br />

vorbereitet, so meinen wir jedenfalls. Wir mussten sie so akzeptieren und<br />

mussten uns mit ihr arrangieren, ob wir wollten o<strong>der</strong> nicht. Das ist unsere<br />

Situation.<br />

Jetzt heißt es, es gäbe eine bessere Welt, das geistige Reich Gottes. Für<br />

unsere Fleischesaugen ist es zwar nicht sichtbar, aber es existiert doch und<br />

es lohnt sich, sich dafür stark zu machen. Die christlichen Kirchen sagen<br />

das und noch viel eindeutiger die Neuoffenbarungsschriften.<br />

Da ist das zentrale Gebet <strong>der</strong> Christenheit, das „Vater-unser“ und darin die<br />

siebente Bitte „- und führe uns nicht in Versuchung!“<br />

In den <strong>Lorber</strong>schriften heißt es im Gebet <strong>der</strong> Jarah bei <strong>der</strong> gleichen Bitte<br />

[GEJ.3_123,4]: „Lass es ja nicht zu, dass wir in unserer fleischlichen<br />

Schwachheit irgend über unsere Kraft von <strong>der</strong> Welt und von den Teufeln<br />

versucht werden.“<br />

Im GEJ.8_92,6 lehrt Jesus diese gleiche Bitte mit den Worten: „Lasse<br />

nicht Versuchungen und Reizungen zur Sünde über uns kommen, denen<br />

wir in unserer Schwäche schwer o<strong>der</strong> gar nicht wi<strong>der</strong>stehen könnten.“<br />

Im GEJ.10_32,6 betet Jesus: „Lasse nicht Versuchungen über uns<br />

kommen, denen wir nicht wi<strong>der</strong>stehen können!“<br />

Im Gebet <strong>der</strong> Mathilde[H.H.2_248,14] an den Herrn gerichtet, hören wir:<br />

„Lasse auch nicht zu, dass wir, mit noch allerlei Schwächen behaftete<br />

Kin<strong>der</strong>, über unsere Kräfte irgend sollten versucht werden.“<br />

Und Petrus betet in seinem „Vater-unser“ [BM.1_179,2]: „Lass nicht<br />

Versuchungen über uns kommen, denen wir unterliegen müssten.“<br />

In allen diesen „Vater-unser“ handelt es sich um die gleiche siebente<br />

Bitte. Doch die Ausdrucksstärke ist so verschieden und Missdeutungen<br />

sind Tür und Tor geöffnet.<br />

In all diesen Bitten ist im Hintergrund eine Auffor<strong>der</strong>ung zur Arbeit an<br />

uns selber zu verspüren, einer Arbeit an uns selber mit den Mitteln <strong>der</strong><br />

Selbstverleugnung.


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Selbstverleugnung 19<br />

Gott führt uns nämlich tatsächlich in Versuchung, in eine für uns positive<br />

Versuchung. Will er uns doch so nach und nach wachrütteln, um uns an<br />

unsere eigenen Schwächen heranzuführen, damit wir erfahren, wie und<br />

worin unser Geist geknebelt ist.<br />

Im Originaltext heißt es dazu, wie schon früher angeführt<br />

[JJ.1_298,9+10]: „Die Fesseln des Geistes aber können erst dann<br />

zersprengt werden, wenn die mit dem Fleische vermengte Seele sich<br />

durch gerechte Selbstverleugnung also gestärkt hat, dass sie fest genug ist,<br />

den freien Geist zu fassen und zu halten. Aus dem Grunde kann <strong>der</strong><br />

Mensch eben auch nur durch allerlei Versuchungen seine Schwächen<br />

gewahren und erfahren, wie und worin sein Geist geknebelt ist.“<br />

Die Versuchung ist also vom Herrn beabsichtigt, um unseren Willen zur<br />

Selbstverleugnung zu aktivieren, und wir können sicher sein, dass er<br />

niemanden stärker belasten wird, als seine Seele ertragen kann. Unser<br />

himmlischer Vater belastet uns wohl-dosiert und Schritt für Schritt. Er<br />

verführt uns nicht, wie das bei Luzifer <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Unsere Bitte „…und führe uns nicht in Versuchung“ bringt also eine<br />

gewisse menschliche Schwäche, eine gewisse Ängstlichkeit zum<br />

Ausdruck, die bei einem entwickelten Gottvertrauen nicht mehr<br />

notwendig sein sollte.<br />

Doch es erhebt sich nunmehr die Frage, warum unser himmlischer Vater<br />

sich so ausgeprägt, so detailliert, mit unserem Sein und unserer geistigen<br />

Entwicklung beschäftigt Aus Langeweile tut er es bestimmt nicht. Er hat<br />

Seinen Plan.<br />

4.4 Selbstverleugnung am Beispiel des menschlichen Körpers<br />

Betrachten wir einen gesunden Menschen. Sein Körper befindet sich,<br />

biologisch gesehen, in vollkommener Harmonie, im besten<br />

Gleichgewicht. Alles ist funktionstüchtig. Jedes Gliedmaß lässt sich<br />

willentlich steuern. Die Sinne geben die Reizungen <strong>der</strong> Umwelt weiter, so<br />

dass entsprechend den Erfor<strong>der</strong>nissen reagiert werden kann. Und im<br />

Inneren, sozusagen im Stillen, entzogen unseren Wahrnehmungen, laufen<br />

alle möglichen Informationscyclen ab. Da gilt es, jede einzelne<br />

Körperzelle mit den ihren Aufgaben entsprechenden Betriebsstoffen zu<br />

versorgen, d.h., die Wertstoffe heranzuschaffen und den Abfall zu<br />

entsorgen. Da arbeiten die Organe miteinan<strong>der</strong> und füreinan<strong>der</strong>. Da<br />

werden Informationen aufgefangen, verwertet und an<strong>der</strong>e weitergeleitet.<br />

Es wird agiert und reagiert. Für die Reizübertragung werden extra<br />

angelegte Nervenbahnen verwendet und weil das eigentlich viel zu<br />

langsam abläuft, haben wir ein kohärentes, d.h., ein höchst organisiertes


20 Selbstverleugnung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Licht in den Zellen. Damit lassen sich die Informationen mit<br />

Lichtgeschwindigkeit übertragen. Ist das nicht wun<strong>der</strong>bar<br />

Und nicht vorstellbar ist, dass kein Organ, kein Glied, kein Haar, keine<br />

Zelle gegenüber den an<strong>der</strong>en eine Vormachtstellung einzunehmen gewillt<br />

ist. Alles ist in Harmonie. Deshalb erübrigt sich auch die Frage, welcher<br />

biologische Bestandteil des Körpers <strong>der</strong> wichtigste sei. Unser Körper ist<br />

eine hochintelligente Einheit bis in die winzigste Zelle und <strong>der</strong>en<br />

Bestandteile herab, ein Ordnungsprinzip höchsten Ausmaßes. Unser<br />

Körper ist ein Wun<strong>der</strong>werk <strong>der</strong> Schöpfung Gottes und er kann als Einheit<br />

auf Angriffe von außen reagieren.<br />

Ist dieses Bild nicht beispielhaft für eine Selbstverleugnung beson<strong>der</strong>en<br />

Ausmaßes, eine Selbstverleugnung eines jeden Körperglieds, eines jeden<br />

Organs, je<strong>der</strong> Zelle, damit alles miteinan<strong>der</strong> in Harmonie funktionieren<br />

kann<br />

Und was ist mit einem kranken Körper<br />

Hier ist Unordnung, hier ist Disharmonie. Es ist häufig schwierig, das alte<br />

Ordnungsprinzip wie<strong>der</strong> herzustellen.<br />

Was ist aber, wenn ein Organ aus dem fest gefügten System ausbricht<br />

Genügt es nicht sogar, wenn eine einzelne Zelle ausbricht und sich<br />

selbständig macht und sich nur noch um sich und die wie<strong>der</strong>um aus ihr<br />

entstandenen Zellen kümmert<br />

Zerstörung und <strong>der</strong> damit verbundene Tod ist dann die Folge!<br />

Heißt es nicht, wie im Großen, so auch im Kleinen Und groß gegenüber<br />

uns ist <strong>der</strong> große Weltenmensch, <strong>der</strong> gefallene Luzifer, <strong>der</strong> verlorene<br />

Sohn. Ist er nicht auch krank Und unsere Erde ist in ihm ein winzigster<br />

Bestandteil einer Zelle in seiner linken Zehe. Wie bedeutungsvoll die<br />

Selbstverleugnung doch ist!<br />

5. Jesus und die Selbstverleugnung<br />

Wir wissen es! Jesus kam in diese Welt, um uns den Weg zu zeigen, <strong>der</strong><br />

aus dem Gefängnis <strong>der</strong> Materie führen soll. Dass dies für uns mit vielen<br />

Entbehrungen, mit außerordentlicher Selbstverleugnung, verbunden ist, ist<br />

uns inzwischen klar geworden. Doch bei Jesus, <strong>der</strong> alles Göttliche<br />

vollkommen in Sich trägt, erscheint dieser Weg uns unklar und unnötig.<br />

Doch was macht den Menschen Jesus im Unterschied zu uns aus<br />

5.1 Der Mensch Jesus<br />

In <strong>der</strong> Vorrede zur Kindheit und Jugend Jesu [J.J.01_000,01+02] erfahren<br />

wir: „Ich lebte die bekannte Zeit bis zum dreißigsten Lebensjahr geradeso,<br />

wie da lebt ein je<strong>der</strong> wohlerzogene Knabe, dann Jüngling und dann Mann,


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Selbstverleugnung 21<br />

und ich musste durch den Lebenswandel nach dem Gesetz Mosis die<br />

Gottheit in Mir - wie ein je<strong>der</strong> Mensch Mich in sich - erst erwecken.<br />

Ich Selbst habe müssen, so gut wie ein je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ordentliche Mensch,<br />

erst an einen Gott zu glauben anfangen und habe Ihn dann stets mehr und<br />

mehr mit aller erdenklicher Selbstverleugnung auch müssen mit stets<br />

mächtigerer Liebe erfassen und mir also nach und nach die Gottheit erst<br />

völlig untertan machen.“<br />

Dies wäre für uns nicht zu fassen, würden wir nicht im 298. Kapitel des<br />

gleichen Werks die notwendige Erklärung finden:<br />

„Man muss sich Jesus als einen Menschen vorstellen, in dem die alleinige<br />

ewige Gottheit Sich geradeso als untätig scheinend einkerkerte, wie da in<br />

eines jeden Menschen Wesen <strong>der</strong> Geist als <strong>der</strong> göttliche Funke im<br />

Menschen eingekerkert ist.“<br />

Betrachten wir unser Dasein! Wir bestehen aus Körper, Seele und Geist.<br />

Unser Geist ist als göttlicher Funke in uns angelegt.<br />

Bei Jesus handelt es sich aber um die alleinige ewige Gottheit. Das ist <strong>der</strong><br />

Unterschied.<br />

In Bezug auf Körper und Seele ist jedoch keine signifikante<br />

Unterscheidung möglich. Von dieser Seite her ist Jesus im Vergleich zu<br />

uns sehr menschlich angelegt. Damit hat Er Sich mit uns auf eine Stufe<br />

gestellt.<br />

5.2 Das Göttliche im Menschen Jesus<br />

Der Geist ist also das Göttliche im Menschen Jesus. Im GEJ.06_091,2<br />

erklärt Jesus einem Arzt das Menschliche und das Göttliche im Herrn.<br />

Er sagt: „…Dieser Geist ist wohl Gott, doch Ich als purer Menschensohn<br />

nicht; denn wie schon gesagt, so habe Ich als solcher auch, jedem<br />

Menschen gleich, durch viele Mühe und Übung erst Mir die Würde eines<br />

Gottes erwerben müssen und konnte Mich als solcher erst einen mit dem<br />

Geiste Gottes. Nun bin Ich wohl eins mit Ihm im Geiste, aber im Leibe<br />

noch nicht; doch Ich werde auch da völlig eins werden, aber erst nach<br />

einem großen Leiden und gänzlicher und tiefst demütiger<br />

Selbstverleugnung Meiner Seele.“<br />

„Die Würde eines Gottes erwerben müssen“ bedeutet wohl, da <strong>der</strong><br />

göttliche Anteil, <strong>der</strong> Geist also, an die Seele gefesselt ist, dass diese<br />

Fesseln erst durch Seelenarbeit gelöst werden müssen. Das ermöglicht nun<br />

an<strong>der</strong>erseits, mit den jetzt gelösten Banden schließlich die Seele völlig an<br />

den Geist zu binden. Solche Bande sind die menschlichen Schwächen<br />

verschiedenster Art. Und sie sind zu lösen nur durch die<br />

Selbstverleugnung. Dass dies unbedingt schmerz- und leidensfrei ablaufen


22 Selbstverleugnung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

sollte, ist auch für uns schwer vorstellbar.<br />

Vorstellen können wir uns allerdings, dass ein beson<strong>der</strong>s hoher Geist<br />

beson<strong>der</strong>s hart an eine Seele gefesselt sein muss. Das Ablösen dieser<br />

Bande ist dann auch nur durch tiefste Selbstverleugnung aus <strong>der</strong> höchsten<br />

Willenskraft <strong>der</strong> Seele möglich.<br />

Da diese Belastung für eine Seele überaus schwer zu ertragen ist, wird die<br />

Loslösung <strong>der</strong> Fesseln des Geistes nicht mit einem Schlage<br />

vorgenommen, son<strong>der</strong>n nach und nach gleich dem allmählichen Erwachen<br />

des göttlichen Geistes im Menschenherzen.<br />

Für Jesus war das beson<strong>der</strong>s schwierig, weil Seine Seele ganz alleine auf<br />

Sich Selbst eingestellt war. Der Geist in ihm wurde nur in Zeiten <strong>der</strong> Not<br />

tätig und das war bis zu seinem 12. Lebensjahr <strong>der</strong> Fall und dann nicht<br />

mehr bis zu Seiner drei-jährigen Lehrzeit.<br />

5.3 Die Seelenarbeit Jesu<br />

Obwohl die Zeit zwischen dem 12. und 30. Lebensjahr äußerlich ohne<br />

beson<strong>der</strong>e innere Vorkommnisse erscheinen, sind gerade diese 18 Jahre<br />

von beson<strong>der</strong>er innerer Tätigkeit geprägt. Dies wird uns im letzten Kapitel<br />

<strong>der</strong> Kindheit und Jugend Jesu dargelegt.<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite wusste die Seele Jesu, dass alles, was die<br />

Unendlichkeit fasst, Seinem leisesten Wink untertan ist und ewig sein<br />

muss. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite aber hatte Er den größten Drang in Seiner<br />

Seele, über alles zu herrschen.<br />

Stolz, Herrschlust, vollste Freiheit, Sinn für Wohlleben, Weiberlust und<br />

<strong>der</strong>gleichen mehr, also auch Zorn waren die Hauptschwächen Seiner<br />

Seele.<br />

Aber Er kämpfte aus dem Willen <strong>der</strong> Seele gegen alle diese gar<br />

mächtigsten, tödlichsten Triebfe<strong>der</strong>n Seiner Seele.<br />

• Den Stolz demütigte Er durch die Armut.<br />

• Die Herrschlust bändigte Er durch den willigsten Gehorsam zu<br />

denen, die wie alle Menschen gegen Ihn wie gar nichts waren.<br />

• Seine ewige, allerhöchste Freiheit bestürmte Er eben damit, dass Er<br />

Sich den Menschen wie ein sklavischer Knecht zu den niedrigsten<br />

Arbeiten gefangen gab.<br />

• Den stärksten Hang zum Wohlleben bekämpfte Er durch oftmaliges<br />

Fasten.<br />

• Die Weiberlust bekämpfte Er durch nicht selten schwere Arbeit,<br />

magere Kost, durch Gebet und durch den Umgang mit weisen<br />

Männern.


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Selbstverleugnung 23<br />

• Da Er ferner die Bosheit <strong>der</strong> Menschen mit einem Blick<br />

durchschaute, so ist es auch begreiflich, dass Er sehr erregbar war<br />

und konnte leichtlichst beleidigt und erzürnt werden; aber da<br />

mäßigte Er Sein göttliches Gemüt durch Seine Liebe und darauf<br />

erfolgte Erbarmung.<br />

• Und also übte Er Sein Leben durch lauter schwerste<br />

Selbstverleugnung, um dadurch die zerrüttete ewige Ordnung<br />

wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

5.4 Jesus und wir Menschen<br />

Jesus hat es geschafft! Er ist nicht den Versuchungen <strong>der</strong> Welt unterlegen.<br />

Er ist in Seiner Seele rein geblieben und konnte so die Banden, die den<br />

Geist an Seine Seele fesselten, nach und nach lösen. Damit gelang es Ihm,<br />

Seine Seele an den Geist zu binden. Das dazu taugliche Mittel war für Ihn<br />

ausschließlich die Selbstverleugnung, die Seelenarbeit aus Sich Selbst<br />

heraus, aus Seinem Willen.<br />

Und wie ist das bei uns<br />

• Wir wissen zwar um den Weg, vor allem um die Schwierigkeiten.<br />

• Wir sind zögerlich.<br />

• Schaffen wir es o<strong>der</strong> nicht<br />

• Lohnt es sich überhaupt<br />

• Muss ich mich nicht in meinem Beruf behaupten Durchsetzen<br />

gegenüber den an<strong>der</strong>en ist Pflicht!<br />

• Der Konkurrenzkampf ist hart, fressen und gefressen werden.<br />

• Liebgewonnene Gewohnheiten sollen wir aufgeben, die Herrschlust<br />

bändigen, den Stolz demütigen, die Weiberlust bekämpfen!<br />

Das hört doch sowieso im Alter alles von selbst auf, u.s.w., u.s.f. Es ist<br />

schon schwer, was von uns da abverlangt wird, was wir sogar freiwilligst<br />

tun sollten, in Selbstverleugnung!<br />

Die Entscheidung liegt bei jedem von uns selbst. Tue ich’s o<strong>der</strong> tue ich’s<br />

nicht Da gibt es keine Beschönigung, da dies nicht die Art unseres<br />

himmlischen Vaters ist.<br />

Und Jesus nennt uns klipp und klar die Bedingungen. In einem Gespräch<br />

mit Mathael [GEJ.04_001,04+05] erklärt uns <strong>der</strong> Vater:<br />

„Niemand wird zu Mir kommen, so ihn nicht <strong>der</strong> Vater in Mir hinziehen<br />

wird! Ihr müsset alle vom Vater, also von <strong>der</strong> ewigen Liebe in Gott<br />

gelehrt sein, so ihr zu Mir kommen wollet! Ihr alle müsset also<br />

vollkommen sein, wie <strong>der</strong> Vater im Himmel vollkommen ist! Aber das<br />

viele Wissen, wie auch die reichlichste Erfahrung wird euch nicht dahin<br />

bringen, son<strong>der</strong>n allein die lebendige Liebe zu Gott und im gleichen Maße


24 Selbstverleugnung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

zum Nächsten; darin liegt das große Geheimnis <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt eures<br />

Geistes aus Gott und in Gott.<br />

Je<strong>der</strong> aber wird zuvor mit Mir durch die enge Pforte <strong>der</strong> vollsten<br />

Selbstverleugnung ziehen müssen, bis er wird, wie Ich bin. Ein je<strong>der</strong> muss<br />

aufhören, für sich etwas zu sein, um in Mir alles werden zu können.“<br />

Schließlich geht es unserem Jesus darum, die zerrüttete Ordnung<br />

wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

Denken wir nur vergleichsweise an das Beispiel eines kranken<br />

menschlichen Körpers.<br />

Aber was hat nicht unser Jesus schon alles für uns getan!<br />

• Er kam in diese Welt nur wegen uns, um uns dem Zugriff Satans zu<br />

entreißen.<br />

• Er hat sich in tiefster Selbstverleugnung geübt, um uns den Weg zur<br />

Freiwerdung des Gottesfunken in uns selber vorzuführen und damit<br />

gleichsam die Seele aus dem weltlichen Gefängnis zu befreien.<br />

• Er hat uns in Seinen drei Lehrjahren das Wesen Gottes, unseres<br />

himmlischen Vaters nahe gebracht.<br />

• Er musste Sich im Garten Gethsemane entscheiden, ob er in Gott<br />

o<strong>der</strong> neben Gott wandeln wollte. Mit den Worten: „Vater, ich weiß,<br />

es ist möglich, dass dieser Kelch vorübergehe; aber Dein Wille<br />

geschehe, und darum will Ich ihn trinken!“, hat die Seele Jesu<br />

freiwillig den Entschluss gefasst den Weg in Gott zu wandeln und<br />

nicht neben Ihm.<br />

Ist das nicht auch ein Ausdruck tiefster Selbstverleugnung<br />

• Und Jesus ging dann den Leidensweg voller körperlicher<br />

Schmerzen und Pein, obwohl Er <strong>der</strong> Besitzer aller Macht ist.<br />

• Er ertrug die Qualen <strong>der</strong> Kreuzigung auf Golgatha und fand noch<br />

entschuldigende Worte für Seine Peiniger.<br />

Das Leben Jesu ist für uns ein einzigartiges Beispiel <strong>der</strong><br />

Selbstverleugnung aus <strong>der</strong> eigenen Seele heraus, einer Selbstverleugnung<br />

aus eigener Kraft, aus eigenem Willen. Durch diese härteste Seelenarbeit<br />

ist Seine Seele gewachsen und vollkommen geworden.<br />

Und wie ist das bei uns<br />

• Was sind unsere eigenen Maßstäbe<br />

• Kennen wir sie<br />

• Wollen wir auch bei uns selber Selbstverleugnung üben<br />

Schließlich ist das <strong>der</strong> Weg zur Befreiung <strong>der</strong> Seele vom Zwang <strong>der</strong><br />

Materie.<br />

Und Jesus ist es wie<strong>der</strong>um, <strong>der</strong> uns den Weg in die Liebe des eigenen<br />

Herzens weist [H.H.2_157,6], woran wir ermessen können, wo wir in


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Selbstverleugnung 25<br />

unserer Entwicklung eigentlich stehen:<br />

• Frage dein Herz, ob es sehr lieben kann, ob es Gott über alles lieben<br />

kann, ohne Interesse, außer dem <strong>der</strong> Liebe selbst<br />

• Frage dein Herz, ob es um Gotteswillen den Bru<strong>der</strong> mehr als sich<br />

selber lieben kann<br />

• Frage dein Herz, ob es wahrhaft und völlig rein lieben kann<br />

• Kann es Gott lieben, weil Gott eben Gott ist<br />

• Und kann es den Bru<strong>der</strong> wegen Gott und aus purer Liebe wie einen<br />

Gott lieben<br />

• Kann dein Herz das, so ist die Verwesung zu Ende, und du selbst<br />

stehst vollendet vor Gott, deinem Herrn, Vater und Bru<strong>der</strong>.“<br />

Ob wir dazu eines Tages ein „Ja“ sagen können Wir wissen inzwischen,<br />

dass das Erlernen <strong>der</strong> Selbstverleugnung wahrlich kein Zuckerschlecken<br />

ist.<br />

Jetzt noch steht uns wohl das Bekenntnis des Floran gegenüber dem Herrn<br />

wesentlich näher. Es sagte nämlich, nachdem er unseren Jesus erkannt<br />

hatte:<br />

„Vergib, Herr, mir darum nicht meine Sünde, denn sie war notwendig, um<br />

in mir den Kampf zur neuen Menschwerdung hervorzurufen; aber vergib<br />

mir die Schande meiner oftmaligen Nie<strong>der</strong>lage, und ich will mich Deiner<br />

freuen, o Herr!“ [GEJ.03_159, 6]<br />

Ich habe dich lieb<br />

„Ich, dein Schöpfer, dein Vater, dein Erlöser, dein Wie<strong>der</strong>gebärer zum<br />

ewigen Leben, dein wahrer Bräutigam, habe dich recht herzlich liebgewonnen.<br />

Wahrlich, mehr als eine Million Sonnen mit aller ihrer Herrlichkeit<br />

liebe Ich dich, da du Mich nur ein wenig liebst!<br />

Wahrlich, möchtest du Mich aber lieben, wie Mich die Magdalena geliebt<br />

hat – da würdest du Mich zwingen, zu dir zu kommen sichtbar und<br />

dich zu umfassen mit all Meiner Glut und dich zu tragen durch dein ganzes<br />

irdisches Leben auf Meinen Armen in Meine ewige Wohnung!<br />

O du Mein Kind, wenn du wüßtest, wie nahe Ich dir bin und wie sehr Ich<br />

dich liebe, du möchtest keine Sekunde lang mehr die Anschauung <strong>der</strong> Welt<br />

ertragen. Aber Ich enthalte Mich, auf daß du leben magst auf dieser Welt!<br />

Darum aber bitte Ich dich, bleibe Mir getreu und wende stets mehr und<br />

mehr dein Herz zu Mir und liebe Mich, deinen ewigen Vater, deinen wahren<br />

Bräutigam.“<br />

[HiG.02_44.03.11,02-05]


26 Selbstverleugnung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Selbstverleugnung<br />

Die Augen geschlossen, in Stille versenkt,<br />

das Herz weit geöffnet, die Worte gelenkt<br />

zu Dir, lieber Vater, lass mich bei Dir sein,<br />

in Sehnsucht nach Dir will ich Dein sein, ganz Dein.<br />

Ich weiß um mein Irren, ich weiß um Dein Lieben.<br />

Ich weiß, was ist Schweigen, und mir ist geblieben<br />

das Gottvertrau’n zu Dir, als wachsende Quelle,<br />

zu tragen mich zu Dir auf brausen<strong>der</strong> Welle.<br />

Ich weiß, in mir ist ein Funke von Dir,<br />

ein bindendes Band, geschenkt mir von Dir,<br />

und ich kann es lösen, entfesseln in mir.<br />

Das ist doch mein Sollen im Jetzt und im Hier.<br />

Mit Selbst-Verleugnung ist all das zu schaffen<br />

und nicht durch das übliche weltliche Raffen.<br />

Durch Selbstverleugnung wachs ich zu Dir<br />

und nehme das Band auf von Dir grad zu mir.<br />

Die Selbst-Verleugnung im praktischen Leben<br />

kann sich für mich sicher nur daraus ergeben,<br />

wenn ich von <strong>der</strong> Welt nicht beherrschen mich lasse<br />

und selber die Initiative erfasse.<br />

Doch dazu bedarf es des kühlenden Leer-Seins,<br />

um dann mit <strong>der</strong> Wärme aus Dir füll’n ein Mehr-Sein.<br />

So wird bald entfesselt <strong>der</strong> Geist in <strong>der</strong> Seele.<br />

Die Liebe aus Dir, lieber Vater, nie fehle.<br />

So, Vater, mein Bester, ich komm gern zu Dir,<br />

Die Selbst-Verleugnung öffne die Tür,<br />

damit ich mich fest an Dein Vaterherz bind.<br />

Ich bitt Dich, verzeih mir, ich bin doch Dein Kind.<br />

EWG


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Geistliche Wegweisung 27<br />

Geistliche Wegweisung<br />

nach Miguel de Molinos<br />

„Ich will hören, was Gott <strong>der</strong> Herr in mir redet.“ (Psalm 85,9)<br />

Die Wegweisung des Miguel de Molinos, eines spanischen Mystikers<br />

des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts, wendet sich an alle, die nach einem geistlichen Weg<br />

suchen o<strong>der</strong> die auf ihrem geistlichen Weg Mut, Bestätigung o<strong>der</strong><br />

Korrektur benötigen.<br />

Der beschriebene Weg besteht aus einem Prozess des Loslassens,<br />

einem wachsenden Losgelöstsein, das es ermöglicht, innere Ruhe zu<br />

erfahren - mystisches Schweigen, wo Reden, Denken und Streben<br />

aufhören und Gott zur Seele spricht. Dieser Weg gehört zum<br />

Grundbestand <strong>der</strong> christlichen mystischen Tradition. Er lehrt, dass die<br />

unmittelbare Mitteilung Gottes sich im Seelengrund vollzieht, jenseits des<br />

reflektierenden Verstandes und des bewussten Willens. Voraussetzung ist,<br />

alle anstrengenden Übungen zu meiden und die innere Ruhe zuzulassen.<br />

Zunächst wird im Gebet äußerlich und innerlich die ersehnte Ruhe<br />

angestrebt. Die vorläufige Art des Ruhegebets ist noch unvollkommen, da<br />

sie von uns selbst zuwege gebracht wird. Die sich dann wie von selbst<br />

einstellende tiefere Art des Ruhegebetes wird vom Betenden, <strong>der</strong> sich<br />

passiv verhält, wie eingegeben und als Geschenk empfunden.<br />

Das Wesentliche dieser Gebetsübung besteht darin, sich vertrauend in<br />

die Hände Gottes fallen zu lassen. Von Ihm wird <strong>der</strong> Betende unendlich<br />

mehr zurückerhalten, als er je aufgegeben hat; seine Lebenskräfte werden<br />

sich erneuern, und er wird Bereicherung erfahren, wo er unter Mangel zu<br />

leiden hatte. Die schöpferische Kraft, die sich in <strong>der</strong> Stille sammelt,<br />

nimmt <strong>der</strong> Betende ganz in sich auf, wenn er das Stillschweigen zulässt.<br />

Er macht schon sehr bald die wichtige Erfahrung, dass allem Tun ein<br />

Nichttun, allem Denken ein Nichtdenken und allem Fühlen ein<br />

Nichtfühlen vorausgeht. Aus diesem Bereich <strong>der</strong> Ruhe holt er sich die für<br />

ihn notwendigen Lebensimpulse, die ihm wie von selbst zufließen.<br />

Du sollst wissen: Deine Seele ist <strong>der</strong> Mittelpunkt, die Wohnung und<br />

das Reich Gottes.<br />

Wenn du also möchtest, dass <strong>der</strong> Höchste deine Seele berühren und in<br />

ihr gegenwärtig sein soll, kannst du die rechten Vorbedingungen schaffen.<br />

Um Ihm in deiner Seele einen Platz zu bereiten, müssen alle Hin<strong>der</strong>nisse<br />

beseitigt o<strong>der</strong> aufgelöst werden: Das Üben <strong>der</strong> Ruhe mitten im Alltag trägt<br />

wesentlich hierzu bei. Still-sein, wenn es allzu laut um dich und in dir<br />

wird. Den Ausgleich, die Versöhnung und den Frieden suchen. Du solltest


28 Geistliche Wegweisung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

es unbedingt vermeiden, Vorteile auf Kosten an<strong>der</strong>er zu suchen o<strong>der</strong> nach<br />

dem zu streben, was dir nicht zusteht. Du wirst eine große Unterstützung<br />

und Hilfe erfahren, wenn du dich allem stellst und vor niemandem<br />

davonläufst. Mache dich auf den Weg, deine Angst und Furcht zu<br />

erkennen und ihrer Herr zu werden. Lasse es nicht zu, wenn unlautere<br />

Begierden dich antreiben wollen. Versuche es immer wie<strong>der</strong>, ruhig und<br />

friedlich in Anfechtungen und Drangsalen zu bleiben. Und im Gebet <strong>der</strong><br />

Ruhe solltest du es lernen, frei und ledig von Gedanken zu sein.<br />

Setze dich zum Ruhegebet an einen angenehmen Platz und schließe die<br />

Augen. Nimm dir mindestens zwanzig Minuten Zeit und lasse dich durch<br />

keine äußeren Umstände stören. Beginne erst nach einigen Augenblicken<br />

<strong>der</strong> Ruhe, dein Gebetswort innerlich aufzunehmen und es ohne<br />

Anstrengung und Erwartung zu wie<strong>der</strong>holen. Dein Wille geschehe in Zeit<br />

und Ewigkeit. Dein Gebet, das du dir gewählt o<strong>der</strong> von deinem geistlichen<br />

Lehrer bekommen hast, solltest du we<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>n noch durch ein<br />

an<strong>der</strong>es ersetzen. Es begleitet dich dein ganzes Leben, um dich immer<br />

wie<strong>der</strong> in Gelassenheit zu üben und dir den heilsamen Weg in das<br />

göttliche Schweigen zu bahnen. Bist du dort angekommen - und sei es<br />

auch nur für Augenblicke - hat dein Gebet sich erfüllt, und du wirst es<br />

nicht mehr wie<strong>der</strong>holen.<br />

Du glaubst, die Fehler und Unvollkommenheiten deines Nächsten<br />

nicht länger ertragen zu können. Es gibt einen tiefen Sinn, dass gerade er<br />

mit seinem So-sein dir begegnete. Ihn anzunehmen und zu ertragen<br />

bedeutet einen wesentlichen Schritt auf deinem geistlichen Weg. Du<br />

kannst den an<strong>der</strong>en noch weit besser annehmen und bejahen, wenn du dir<br />

deine eigenen Fehler und Unvollkommenheiten des öfteren vor Augen<br />

führst.<br />

Mache aus den Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, eine Treppe,<br />

die dich höher hinaufführt. Setze dich nicht lange mit Wi<strong>der</strong>wärtigkeiten<br />

auseinan<strong>der</strong>; betrachte sie als Werkzeuge, die dein Heil för<strong>der</strong>n. Wende<br />

dich Ihm, dem Höchsten, zu, und Er wird dich beschützen.<br />

Die Ruhe des Herrn<br />

„Unterlaß nie, die Ruhe des Herrn zu feiern, son<strong>der</strong>n gedenke an<br />

dieser in deinem Herzen Gottes, deines Herrn und Schöpfers!<br />

Denn in dieser Ruhe nur wird dich <strong>der</strong> Herr, dein Gott, ansehen<br />

und segnen dein Leben.“<br />

[GS.02_048,11]


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Menschen auf dem Weg zu Jesus 29<br />

Menschen auf dem Weg zu Jesus<br />

Pastor Friedrich von Bodelschwingh<br />

(1831-1910)<br />

Hans-Gerd Fischer<br />

Es ist das Jahr 1871. Mit gebeugten Schultern steht ein<br />

Mann auf dem Friedhof in Dellwig an <strong>der</strong> Ruhr. Er blickt<br />

auf vier Kin<strong>der</strong>gräber. Auf jedem Grab steht ein Stein<br />

mit einem Kreuz. Auf den Steinen sind die Namen <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> verzeichnet, die hier begraben liegen. Auf den<br />

vier verschiedenen Kreuzen, je nach Alter <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />

stehen nacheinan<strong>der</strong> die Sätze: Der Herr ist mein Hirte. /<br />

Mir wird nichts mangeln. / Er weidet mich auf einer<br />

frischen Aue. / Er führet mich auf rechter Straße.<br />

Der Mann vor den Gräbern ist Pastor Friedrich von Bodelschwingh,<br />

als Vater Bodelschwingh bekannt. Er hat vor einigen Tagen Besuch von<br />

zwei Männern aus Bethel bei Bielefeld gehabt. Sie haben ihn gebeten, als<br />

Anstaltsleiter dorthin zu kommen. Er weiß nicht, ob er den Ruf annehmen<br />

soll. Obwohl nun schon zwei Jahre vergangen sind, kann er sich so<br />

schlecht von den Gräbern seiner so früh verstorbenen Kin<strong>der</strong> trennen. Die<br />

glückliche Zeit, die er mit seiner Familie über Jahre in Dellweg verbracht<br />

hatte, endete so plötzlich. Das Leid kroch wie ein kalter Nebel in ihn und<br />

seine Frau Ida, die ihn so liebevoll und treu auf seinem Lebensweg<br />

begleitete.<br />

Die Erinnerung überwältigt ihn. Tränen stehen in seinen Augen. Welch<br />

ein Jubel war es, wenn die Kin<strong>der</strong> ihm und seiner Frau sonntags nach dem<br />

Gottesdienst entgegensprangen; welch ein Jubel, wenn sie mit Vater und<br />

Mutter hinauszogen in eines <strong>der</strong> schönen Eichenhölzer des Tales, um auf<br />

seinen Rasenabhängen hinunterzukollern o<strong>der</strong> an seinen Rän<strong>der</strong>n Blumen,<br />

wilde Erdbeeren und Brombeeren zu sammeln! Welcher Jubel erst, wenn<br />

sie im offenen Wägelchen einen Besuch bei den geliebten Großeltern<br />

machen durften!<br />

Die Erinnerung an das letzte Weihnachtsfest mit den Kin<strong>der</strong>n steht<br />

Pastor von Bodelschwingh noch deutlich vor Augen, als wäre es gestern<br />

gewesen: Erwartungsvoller als je zuvor hatten sich die Kin<strong>der</strong> auf das<br />

Weihnachtsfest gefreut. Nur <strong>der</strong> sonst so beson<strong>der</strong>s fröhliche fast<br />

sechsjährige Ernst, das älteste <strong>der</strong> vier Kin<strong>der</strong> war viel stiller als die<br />

an<strong>der</strong>en. Er hatte seit einiger Zeit einen bösen Husten. Der stellte sich bald<br />

als bösartiger Stickhusten heraus. In wenigen Tagen war Ernstchen so


30 Menschen auf dem Weg zu Jesus <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

schwach, dass er im Bett bleiben musste. Ein wehmütiger Ernst lag auf<br />

seinem Gesicht. Von Spielsachen wollte er nichts wissen. Er bat, dass man<br />

ihm vorlesen möchte, am liebsten waren ihm die ernstesten Geschichten.<br />

Schon sehr krank und schwach schrieb er noch seiner Großmutter Psalm<br />

121, Vers 8 als Neujahrsgruß: ,,Der Herr behüte deinen Ausgang und<br />

Eingang bis in Ewigkeit.“<br />

Die drei jüngeren Geschwister waren inzwischen auch erkrankt; auch<br />

ihr fröhlicher Jubel verstummte.<br />

Den kleinen Friedrich (fast 3 J.) mit seinem treuherzigen Wesen und<br />

seinen tiefdunklen Augen hatten alle beson<strong>der</strong>s ins Herz geschlossen.<br />

Ernsthaft hatte er sich entschlossen, Pastor zu werden, um dem Papa zu<br />

helfen.<br />

Dieses kleine Friedemännchen, wie sie ihn zärtlich nannten, ging als<br />

erster den Weg des Sterbens. ,,Ein Schlückchen Wasser“, das war seine<br />

fast einzige Bitte, die er in den letzten Tagen seines Lebens vorbrachte,<br />

zuletzt fast jede Minute, denn sein Durst war sehr groß.<br />

Er behielt die Besinnung bis ans Ende. Die Mutter versuchte noch, ihm<br />

die erkalteten Hände und Füße zu wärmen, in <strong>der</strong> Hoffnung, dass<br />

Friedemännchen nur eine Krise zu überwinden habe.<br />

Plötzlich aber schaute er mit leuchtenden Augen nach oben, als sähe er<br />

etwas unendlich Schönes.<br />

„Was siehst du, Friedemännchen“ Fragte die Mutter.<br />

Keine Antwort. Die Eltern nahmen schon Abschied von dem<br />

sterbenden Kind, das wie<strong>der</strong> mit geschlossenen Augen dalag. Doch da<br />

schlug Friedrich die Augen noch einmal auf und bat: ,,Mama, Schoß!“ Die<br />

Mutter nahm ihn auf den Schoß, und die Tränen flossen ihr über die<br />

Wangen. Das sah <strong>der</strong> Kleine und hob seine Händchen auf, um ihr, wie er<br />

es so oft getan hatte, die Tränen abzuwischen. Das war sein letzter<br />

Liebesdienst. Dann fiel das kleine Haupt vornüber, und bald hatte das<br />

Kind seinen letzten Atemzug getan.<br />

Als nächstes Kind trat Elisabeth (4 ½ J.) ihren Heimgang an, ein<br />

Mädchen, das sonst ein Bild strahlen<strong>der</strong> Freude und Gesundheit gewesen<br />

war. An das Herz rührend war die Freundlichkeit und Stille <strong>der</strong> einzigen<br />

Tochter bis zu ihrer Todesstunde. Kein Klageton kam über ihre Lippen.<br />

Wenn es ihr in ihrer Atemnot schwer wurde, redete sie sich selbst zu: ,,So,<br />

so, nun ist's gut.“ Wenn sie am Schluss ihres Kin<strong>der</strong>gebetes die Worte<br />

hinzufügte: ,,Lieber Gott, mach uns doch wie<strong>der</strong> gesund“, dann<br />

verbesserte sie sich wohl manchmal: „Mama, ich bin aber nicht krank.“<br />

Als in den letzten Tagen ihr Stimmchen zu einem kleinen kaum<br />

hörbaren Lispeln zusammengebrochen war, lag sie dennoch mit


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Menschen auf dem Weg zu Jesus 31<br />

demselben freundlichen Gesicht da und versicherte, sooft man sie fragte,<br />

wie es ihr gehe: ,,Gut!“ Und als sie nicht mehr sprechen konnte, nickte sie<br />

dem Fragenden diese Antwort zu.<br />

Sie hatte keine Angst vor dem Sterben. Aber Papa, Mama, die<br />

Geschwister und noch viele an<strong>der</strong>e liebe Menschen sollten gleich mit.<br />

Als <strong>der</strong> Vater, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Nacht an Ernstchens Bett wachte, die Mutter<br />

gerufen hatte, weil er dachte, dass die letzte, Stunde des Kindes<br />

gekommen sei, fuhr plötzlich Elisabeth aus leichtem Schlummer hoch,<br />

versuchte zu husten, aber es gelang nicht mehr. Sie sank zurück. Mitunter<br />

leise schlummernd, mit glänzendem Gesicht, die Augen voller Klarheit<br />

auf den vor ihr liegenden Sterbeweg gerichtet, blieb sie bis in den<br />

Morgen. Dann nahm sie <strong>der</strong> Vater auf den Schoß, bis sie ihre letzten<br />

Atemzüge getan hatte.<br />

Der Hausarzt kam jeden Tag. Er hatte den Eltern die Todesgefahr <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> nicht verheimlicht und auch den Kin<strong>der</strong>n gegenüber keine<br />

unwahren Tröstungen geäußert. Er hatte beson<strong>der</strong>s viel Freude an dem<br />

kleinen Ernst gehabt.<br />

Als er einmal allein an Ernstchens Krankenbett saß, erklärte ihm das<br />

Kind: „Du kannst mir mit deiner Medizin doch nicht helfen, <strong>der</strong> liebe Gott<br />

muss mir helfen.“<br />

Diese Worte hat <strong>der</strong> Arzt in den folgenden Tagen bei manchem<br />

Krankenbesuch wie<strong>der</strong>holt, um das Vertrauen seiner Patienten auf Gott zu<br />

lenken. Als <strong>der</strong> Vater ihn an Elisabeths Leiche führte, hatte <strong>der</strong> Arzt<br />

Tränen in den Augen.<br />

Es war sein letzter Besuch. Als er sich am nächsten Morgen wie<strong>der</strong> auf<br />

den Weg machte, hörte sein Kutscher plötzlich das Klirren des<br />

Wagenfensters. Als er anhielt und nachschaute, fand er den Doktor tot.<br />

Ernst hatte immer beson<strong>der</strong>e Freude an <strong>der</strong> Morgenröte gehabt. Auch<br />

auf seinem Sterbebett kam ein Freudenstrahl über ihn, wenn die<br />

Morgenröte nach einer qualvollen Nacht auf sein blasses Gesichtchen fiel.<br />

Er wusste, dass er sterben musste. An<strong>der</strong>s als Elisabeth stellte er nicht<br />

die Bedingung, dass dann Vater, Mutter, die Geschwister und an<strong>der</strong>e liebe<br />

Menschen mit ihm gehen sollten. Wenn er gefragt wurde, ob er bleiben<br />

o<strong>der</strong> in den Himmel gehen wollte, entschied er sich für den Himmel. Und<br />

die Eltern waren gewiss, dass er wusste, was er damit sagte.<br />

Am Abend vor des kleinen Friedrichs Tod erklärte er unaufgefor<strong>der</strong>t<br />

und sehr bestimmt: ,,Wenn Friedemännchen diese Nacht stirbt, werde ich<br />

doch nicht traurig sein, er hat es dann ja viel besser.“<br />

Er und Elisabeth hatten nach Friedemanns Tod darum gebeten, die<br />

Leiche ihres kleinen Bru<strong>der</strong>s sehen zu dürfen. Als <strong>der</strong> offene Sarg


32 Menschen auf dem Weg zu Jesus <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

hereingetragen wurde, richteten sie sich mühsam in ihren Betten auf,<br />

sahen in das freundliche, bleiche Gesicht und sagten dann nur: ,,Adieu,<br />

Friedemännchen“, aber Traurigkeit bemerkten die Eltern an ihnen nicht.<br />

Als aber auch Elisabeths Leiche auf Ernstchens Wunsch an sein Bett<br />

getragen wurde und er ihr, selbst zu Tode matt, Lebewohl gesagt hatte, da<br />

wurde das Heimweh zu Gott immer größer. Und als <strong>der</strong> Vater beim<br />

Heimgang des kleinen Karl (gerade l J.) Ernst bat, dass er ihn von seinem<br />

Bett zu Karlchen lassen sollte, da rief er mit tiefer Sehnsucht in <strong>der</strong><br />

Stimme: ,,Ich will auch mit, Papa!“ ,,Wohin denn“ „Zu Friedemännchen<br />

und Elisabeth.“<br />

Eine eigentümliche Bitte hatte er noch kurz vor seinem Sterben. Hinter<br />

<strong>der</strong> Kirche war ein neuer Brunnen gegraben worden. Daraus hatte bisher<br />

noch kein Mensch getrunken. Aus diesem Brunnen wünschte er sich<br />

frisches Wasser. Dieses Wasser blieb ihm eine Erquickung bis zum Tode.<br />

Die großen Schmerzen hatten ihn in den letzten Tagen verlassen, und<br />

er konnte mitunter stundenlang schlafen. Nur einige Male faltete er am<br />

letzten Tag still seine Hände, aber so, dass die Eltern es nicht sehen<br />

sollten, und betete: „Ach, lieber Gott, hilf mir doch!“<br />

Am Nachmittag hatte <strong>der</strong> Vater ihn auf seine Bitte in ein neues Bett<br />

gelegt, das ihm die Großmutter zu Weihnachten geschenkt hatte und das<br />

verspätet eingetroffen war. Allein, das Bett konnte ihm die Ruhe nicht<br />

geben, die er ersehnte. Nun kam auch bei ihm die Abschiedsstunde. Vater<br />

und Mutter knieten an seinem Bett und befahlen ihr letztes Kind dem<br />

guten Hirten an. Als das Kind darauf in seiner Atemnot den Vater bange<br />

ansah, sprach er zu ihm: ,,Fürchte dich nicht, mein Sohn, <strong>der</strong> Herr hat dich<br />

erlöst, er hat dich bei deinem Namen gerufen. Du bist sein.“<br />

Darauf schlummerte das Kind ruhig ein. Und als <strong>der</strong> Vater hinausging,<br />

frische Eisstücke zu holen, um sie in sein Trinkwasser zu tun, und die<br />

Mutter mit ihm allein war, fuhr er plötzlich mit dem gleichen Husten, <strong>der</strong><br />

auch Elisabeths Todesstunde angekündigt hatte, aus dem Schlaf auf. Er<br />

konnte auch nicht mehr aushusten und erkannte den an sein Bett<br />

zurückkehrenden Vater nicht mehr. Sein Antlitz war im Todeskampf<br />

ebenso schön wie bei den an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n.<br />

Die Eltern legten abwechselnd ihren Kopf auf das Kopfkissen des<br />

sterbenden Kindes. Ein Hausgenosse stand den Eltern bei und las Worte<br />

des Trostes aus <strong>der</strong> Bibel vor. Er hatte gerade die Worte gelesen: ,,Und sie<br />

wird nicht mehr hungern noch dürsten.“, da hatte auch Ernstchen seinen<br />

Todeskampf beendet.<br />

Drei Tage danach standen zwei Särge an <strong>der</strong> Stelle, wo die beiden<br />

ersten gestanden hatten, mitten im Winter über und über mit grünen


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Menschen auf dem Weg zu Jesus 33<br />

Kränzen behangen, von lieben Menschen geschickt und gebracht. -<br />

Was sollte er bloß tun Hier war sein ganzer Schmerz begraben und<br />

<strong>der</strong> Ort seine Zuflucht und dort in Bethel warteten viele Hilfsbedürftige<br />

auf ihn.<br />

Schneefall setzte ein und legte langsam einen weißen Teppich über die<br />

vier Gräber. Es war wie ein Zeichen des Himmels, das alte, schmerzhafte<br />

hinter sich zu lassen.<br />

Er wandte sich zum Gehen, die Entscheidung war gefallen. Er wollte<br />

dem Ruf nach Bethel annehmen und dort den anfallskranken Kin<strong>der</strong>n,<br />

Männern und Frauen Beistand und Helfer sein.<br />

Auf dem Heimweg standen noch einmal die Trostworte, die ihn und<br />

seine Ida durch das Leid getragen hatten vor ihm: Seitdem <strong>der</strong><br />

allerdunkelste Weg, <strong>der</strong> je auf Erden beschritten worden ist, <strong>der</strong> Weg des<br />

Menschensohnes nach Golgatha, längst im allerhellsten Glanz <strong>der</strong> Liebe<br />

Gottes als ein Segens- und Friedensweg ohnegleichen strahlt, dürfen wir<br />

gewiss sein, dass unsere dunkelsten Wege noch einmal im hellsten Licht<br />

<strong>der</strong> Liebe Gottes strahlen werden.<br />

Wer war nun dieser Mann, dem eine solche starke Lebensprüfung<br />

auferlegt wurde<br />

„Vater Bodelschwingh“, wie <strong>der</strong> Pastor Friedrich von Bodelschwingh<br />

liebevoll genannt wurde, stammte aus einer alten westfälischen<br />

Adelsfamilie. Er war das sechste Kind des Rechtswissenschaftlers und<br />

preußischen Finanz- und Innenministers Ernst von Bodelschwingh (1794-<br />

1854). Im Kindesalter war Bodelschwingh Spielgefährte des späteren<br />

Königs von Preußen (Friedrich III.) und Kaisers (1831-1888). Er starb<br />

nach nur 100 Tagen Regentschaft im „Drei-Kaiserjahr“ am 15. Juni an<br />

Kehlkopfkrebs. Nach einer Lehre als Guthelfer in den Jahren 1849 bis<br />

1851 arbeitete er bis 1854 als Gutsverwalter in Gramenz (Pommern). In<br />

dieser Zeit lernte er das elende Los <strong>der</strong> Landarbeiter kennen und fühlte<br />

sich ihnen moralisch verpflichtet. Begegnungen mit <strong>der</strong> protestantischen<br />

Erweckungs- und Frömmigkeitsbewegung brachten Bodelschwingh zu<br />

dem Entschluss, Missionar zu werden. Dazu ging er 1854 nach Basel, und<br />

studierte hier Theologie. Dabei lernte er theologische Vorbil<strong>der</strong> wie<br />

Christian Heinrich Zeller (1779-1860), Friedrich Spittler (1782-1867),<br />

Wilhelm Löhe (1808-1872) und Johann Christoph Blumhardt (1805-1880)<br />

kennen. Nach dem Abschlussexamen im Jahre 1858 ging Bodelschwingh<br />

zunächst als Hilfsprediger, dann als Pfarrer an die deutsche Kirche in<br />

Paris, wo er sich den armen deutschen Arbeiterfamilien fürsorglich<br />

annahm. Im Jahre 1861 heiratete Friedrich von Bodelschwingh seine<br />

Cousine Ida; Von 1864 bis 1872 war Bodelschwingh Pfarrer in <strong>der</strong>


34 Menschen auf dem Weg zu Jesus <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

kleinen westfälischen Gemeinde Dellwig, und im Deutschen Krieg von<br />

1866 sowie im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 wirkte er als<br />

Feldprediger.<br />

Anfang 1872 war es dann soweit, er übernahm die Leitung von Bethel.<br />

Hier erkannte er sehr schnell, dass <strong>der</strong> Leidensweg, <strong>der</strong> hinter ihm lag<br />

eine tiefe Schulung für das war, was vor ihm lag. Einem trauernden<br />

Vater sagte er später: ,,durch mein Leid bin ich barmherziger geworden<br />

gegen an<strong>der</strong>e.“<br />

Barmherzigkeit, d.h. ein erbarmendes Herz, dass brauchte er auch bei<br />

<strong>der</strong> großen Not und dem Elend auf das er traf, menschliches Leid in kaum<br />

vorstellbarer Form erlebte er, wohin er auch schaute.<br />

Mit Barmherzigkeit, Dankbarkeit, starkem Glauben auf Gottes Hilfe<br />

sowie mit viel Energie widmete er sich seiner eigentlichen Lebensarbeit,<br />

den Dienst an einer Gemeinde <strong>der</strong> Elenden und Sterbenden. Im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahre baute er die“ Stadt <strong>der</strong> Barmherzigkeit“ zu <strong>der</strong> größten Anstalt <strong>der</strong><br />

Inneren Mission aus.<br />

Er war bemüht, den Kranken und Bedürftigen ihre Würde zu geben,<br />

eine neue Heimat zu schaffen und sie in eine Lebensgemeinschaft<br />

einzuglie<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> jede Tätigkeit verwertet wurde.<br />

Diese Bodelschwingschen Anstalten ´Bethel´, wie sie kurz genannt<br />

wurden, wurden rasch in <strong>der</strong> ganzen Welt ein Begriff für tätige Hilfe an<br />

Schwachen, Kranken und Hilflosen. Aus allen Teilen Deutschlands und<br />

auch des Auslandes flossen in kleinen und größeren Beträgen die Mittel,<br />

die zum Auf- und Ausbau <strong>der</strong> "Stadt <strong>der</strong> Barmherzigkeit" erfor<strong>der</strong>lich<br />

waren. Epileptiker, Geisteskranke, Gebrechliche und Entwurzelte wurden<br />

in den ständig erweiterten Anstalten seelisch und körperlich betreut. In<br />

den Bodelschwingschen Anstalten „Bethel“ leben und arbeiten über 4.000<br />

Kranke und Gesunde in Gruppen zusammen, wobei je<strong>der</strong> Kranke im<br />

Sinne einer "Arbeitstherapie" und gemäß <strong>der</strong> ihm verbliebenen<br />

Fähigkeiten produktiv für die gesamte Einrichtung innerhalb Bethels und<br />

außerhalb eingesetzt wurde. So halfen sie zum Beispiel auch mit bei <strong>der</strong><br />

Trockenlegung und Kultivierung umliegenden Ödlandes, von Mooren und<br />

Sümpfen. Sämtliche Einrichtungen besaßen (und besitzen) eigene<br />

logistische Einrichtungen, Handwerksbetriebe und Ausbildungsstätten.<br />

Überregional bekannt ist die Briefmarkensammlung von Bethel für die<br />

weltweit Briefmarken gesammelt, in Bethel sortiert und als Sortimente<br />

verkauft werden.<br />

Im Jahre 1876 gründete Friedrich von Bodelschwingh die Westfälische<br />

Diakonissenanstalt „Sarepta“ und 1877 die Westfälische Diakonenanstalt<br />

„Nazareth“. Ab 1885 entstanden Kolonien für Arbeiter und ihre


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Menschen auf dem Weg zu Jesus 35<br />

Angehörigen, Heimstätten, um dem Elend <strong>der</strong> Arbeits- und Obdachlosen,<br />

Entwurzelten und Bettler zu begegnen. Für die Nichtsesshaften rief<br />

Bodelschwingh ab 1898 in mehreren deutschen Städten so genannte<br />

Kolonistenhöfe ins Leben. Als Abgeordneter für die Neue Konservative<br />

Partei im preußischen Landtag setzte er 1905 das Wan<strong>der</strong>erarbeitsstättengesetz<br />

durch und gründete die ‚Theologische Schule Bethel‘<br />

und eröffnete ein Predigerseminar. Die Erwachsenenbildung seiner<br />

Mitarbeiter unterstützte Bodelschwingh ständig durch Fortbildungsveranstaltungen<br />

und durch den Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften.<br />

Friedrich von Bodelschwingh hat nie Mitleid, nie Almosen gefor<strong>der</strong>t,<br />

son<strong>der</strong>n stets an das Verantwortungsgefühl <strong>der</strong> Gemeinschaft für die,<br />

welche nicht die Kraft haben, das Dasein zu bestehen, appelliert. Alle von<br />

ihm initiierten und aufgebauten Einrichtungen verstanden sich als<br />

Alternative zur Verstädterung <strong>der</strong> Industriegesellschaft und damit<br />

Vereinsamung des Einzelnen. Sein Lebenswerk wurde zum Modell für<br />

viele in <strong>der</strong> Folgezeit gegründeten Fürsorgeeinrichtungen.<br />

Welch ein Segen lag auf <strong>der</strong> Arbeit dieses Mannes. Klingt es nicht wie<br />

ein Wun<strong>der</strong>, dass die erbarmende Liebe unseres Himmlischen Vaters ihm<br />

und seiner lieben Frau Ida, die unermüdlich an seiner Seite stand, noch<br />

vier Kin<strong>der</strong> schenkte.<br />

1894 verstarb seine treue Gehilfin und Ehefrau und er selbst verstarb<br />

nach einem wirklich erfüllten Leben 1910 in Alter von 81 Jahren in<br />

Bethel.<br />

„Es ist unmöglich, dass ein Mensch in die Sonne schaut,<br />

ohne dass sein Angesicht hell wird.“<br />

„Dank und Liebe bleiben große Mächte, die mehr Siege<br />

gewinnen als alle Heere <strong>der</strong> Welt.“<br />

(Friedrich von Bodelschwingh)


36 Der Blick des Herrn <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Der Blick des Herrn<br />

Blick ich in ein Bru<strong>der</strong>auge,<br />

find ich so unendlich viel,<br />

da ein Strahl vom Liebeshauche<br />

meines Herrn ins Herz mir fiel.<br />

Drum das Auge meiner Brü<strong>der</strong><br />

bleibet mir ein Rettungsstern.<br />

Zieht das Leben mich hernie<strong>der</strong>,<br />

eil ich hin zum Blick des Herrn.<br />

Will <strong>der</strong> Schwester sanfte Liebe<br />

sich im Dienst des Herrn mir nah'n,<br />

daß die Sorge, kalt und trübe,<br />

nicht mehr auf mich drücken kann,<br />

find ich in <strong>der</strong> Schwester Walten,<br />

so sie will für mich so gern<br />

zum Gebet die Hände falten,<br />

einen sanften Strahl des Herrn.<br />

Seh ich Schwestern o<strong>der</strong> Brü<strong>der</strong>,<br />

die <strong>der</strong> Wahrheit noch recht fern,<br />

hallt in mir die Frage wie<strong>der</strong>:<br />

„Sind sie nicht ein Teil des Herrn"<br />

Blicke ich in ihre Augen,<br />

seh ihr Wesen ich entblößt,<br />

fühl im Herzen ich auftauchen:<br />

„Jesus - hat auch sie erlöst!"<br />

Darum jedes Menschen Auge<br />

trägt den Strahl von seinem Gott,<br />

<strong>der</strong> in Seinem Liebeshauche<br />

birgt des Lebens Morgenrot.<br />

O laßt uns in jedem Auge<br />

suchen, was uns nicht mehr fern!<br />

Bru<strong>der</strong>, Schwester, tauche, tauche<br />

deinen Blick - in den des Herrn!<br />

Otto Hillig


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Gesunde Kost 37<br />

Gesunde Kost<br />

(3. und letzter Teil)<br />

- unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Wirkungsweise auf Seele und Geist -<br />

Susanne Nelson<br />

Gruppe G: Salz<br />

24.a <strong>Lorber</strong>text:<br />

„Denn gleichwie das Salz die allein lebenbringende Würze allen<br />

Geschöpfen und zugleich, durch seine zusammenziehende Kraft, die<br />

Erhaltung aller Dinge ist – ebenso ist auch die reine Liebe des Geistes zu<br />

Mir, gleich dem Feuersalze alles Lebens, die allein erhaltend-wirkende<br />

Kraft des ewigen Lebens!“ [HiG.01_40.09.12,06]<br />

24.b <strong>Lorber</strong>text:<br />

„Ihr wisset es auch, dass das Salz die erste und beste Würze für die Speise<br />

ist; wo aber das Salz selbst faul geworden ist, womit sollen dann die<br />

Speisen gewürzt werden“ [GEJ.08_062,12]<br />

24.c <strong>Lorber</strong>text:<br />

„Es fallen ins große Weltmeer wohl tausen<strong>der</strong>leiartige Gewässer, reine<br />

und unreine, süße, sauere, bittere und heilsame und unheilsame, aber im<br />

Meere werden alle einig und haben ein Salz, aus dem ein zahllosfältiges<br />

organisches Naturleben seinen Grundstoff nimmt und ihn in sich nach<br />

seiner Beschaffenheit verarbeitet.“ [GEJ.08_162,13]<br />

25. These:<br />

Zitat Biophysiker P. Ferreira in Zusammenarbeit mit Dr. B. Hendel:<br />

“Unser Blut ist interessanterweise eine mit dem Urmeer identische Sole<br />

und weist immer noch das gleiche Konzentrationsverhältnis auf wie zu <strong>der</strong><br />

Zeit, als das Leben das Meer verließ. Diese Sole fließt auf mehr als 90.000<br />

Kilometern an Flüssigkeitsbahnen mit levitanter und gravitanter Kraft<br />

durch unseren Organismus und sorgt immer ausgleichend und regulierend<br />

für die Aufrechterhaltung unserer Körperfunktionen.“<br />

„Als die Industrialisierung einsetzte, wurde das natürliche Salz ‚chemisch<br />

gereinigt‘ und auf die Verbindung von Natriumchlorid reduziert.<br />

Essenzielle Mineralien und Spurenelemente wurden einfach als<br />

‚Verunreinigungen‘ bezeichnet und entfernt. Natriumchlorid stellt jedoch


38 Gesunde Kost <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

einen unnatürlichen isolierten Zustand dar und hat nichts mehr mit Natur,<br />

mit Ganzheitlichkeit und Salz zu tun. Ähnlich wie bei weißem<br />

raffiniertem Zucker, wurde aus dem ‚weißen Gold‘ plötzlich ‚weißes<br />

Gift.‘<br />

Zitat weiter: „Die meisten Menschen leiden unter Salzarmut, obwohl sie<br />

mit Natriumchlorid übersättigt sind. Dabei benötigt <strong>der</strong> Mensch nur die<br />

verschwindend geringe Menge von etwa 0,2 Gramm Salz pro Tag.“<br />

„Der Körper identifiziert Kochsalz als ein aggressives Zellgift, eine<br />

unnatürlich aggressive Substanz, die er durch seine intelligente<br />

Selbstschutzfunktion so schnell wie möglich wie<strong>der</strong> ausscheiden möchte.“<br />

„Das überschüssige Kochsalz versucht <strong>der</strong> Körper durch Isolierung<br />

unschädlich zu machen. Dabei wird das Natriumchlorid mit<br />

Wassermolekülen umschlossen, um es in Natrium und Chlorid zu<br />

ionisieren und somit zu neutralisieren. Das für diesen Vorgang<br />

notwendige Wasser stammt aber aus unseren Zellen. Der Körper muss<br />

also sein höchst strukturiertes Zellwasser opfern, um Natriumchlorid zu<br />

neutralisieren. Dabei sterben die entwässerten Körperzellen ab, da sie<br />

ihrer Lebendigkeit beraubt werden“. (Wasser und Salz)<br />

Zitat weiter Ferreira/Dr. Hendel: „Das Ergebnis ist die Bildung von<br />

übersäuerten Ödemen und Wassergewebe, <strong>der</strong> so genannten Cellulite. Für<br />

jedes Gramm Natriumchlorid, das wir nicht ausscheiden könne, benötigt<br />

<strong>der</strong> Körper die 23fache Menge an Zellwasser. Ist <strong>der</strong><br />

Natriumchloridgehalt trotzdem noch zu hoch, re-kristallisiert <strong>der</strong> Körper<br />

das Kochsalz. Dafür verwendet <strong>der</strong> Körper die nicht abbaubaren tierischen<br />

Eiweißbausteine, wie sie etwa in Milch vorkommen, die für den Körper<br />

wertlos sind und die er ohnehin entsorgen muss. Die dabei entstehende<br />

Harnsäure, soweit sie nicht ausgeschieden wird, verbindet sich mit dem<br />

Natriumchlorid zu Re-Kristallisationen, die sich bevorzugt im, Knochenund<br />

Gelenkbereich ablagern. Die Folge sind rheumatische Erkrankungen<br />

wie Gicht, Arthrose und Arthritis, aber auch die Nieren- und<br />

Gallensteinbildung geht auf die Verbindung aus Natriumchlorid und<br />

Harnsäure zurück. Der Re-Kristallisationsprozess ist also eine Notlösung<br />

<strong>der</strong> Zellen und Organe, die den Körper kurzfristig vor irreparablen<br />

Schäden einer unvernünftigen Nahrungsaufnahme schützt, langfristig aber<br />

vergiftet, da die schädlichen Substanzen nicht ausgeschieden<br />

werden.“ (Wasser und Salz)<br />

26. Kommentar:<br />

Natürliche, unbehandelte Salze wie unraffiniertes Meersalz, unraffiniertes<br />

Steinsalz und unraffiniertes Kristallsalz aus dem Himalaya enthalten alle


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Gesunde Kost 39<br />

für den Organismus notwendigen Elemente und Mineralstoffe in<br />

natürlicher Form. Beim Meersalz lässt sich allerdings die Frage bezüglich<br />

<strong>der</strong> „Sauberkeit“ stellen. Die Weltmeere werden zur Müllhalde degradiert<br />

und mit Schwermetallen wie Quecksilber etc. belastet. Bei den<br />

Natursalzen aus den Kristallsalzbergwerken handelt es sich um das Salz<br />

<strong>der</strong> Urmeere welche durch Sonnenenergie austrocknete. Dieses Salz wird<br />

als rein bewertet und die ional-kolloidale Form <strong>der</strong> Elemente machen es<br />

Zell-verfügbar. Es wird immer wie<strong>der</strong> darauf hingewiesen, wie<br />

außerordentlich wichtig es sei, dass <strong>der</strong> Verbraucher auch bei diesen<br />

Salzen darauf achte, dass es sich um unbehandeltes, naturbelassenes Salz<br />

handelt. Ebenso ist es ja beim Zucker <strong>der</strong> Fall. Eine eventuelle Aversion<br />

gegen natürliche, ursprüngliche Rohstoffe (Natursalz, brauner Roh-<br />

Rohrzucker, z.B.) kann mit <strong>der</strong> Zeit leicht überwunden werden. Geduld<br />

wird mit Wohlbefinden belohnt.<br />

An dieser Stelle sei noch eine These bezüglich <strong>der</strong> jodierten und<br />

fluorierten Speisesalze aufgeführt:<br />

27. These:<br />

Zitat Biophysiker Peter Ferreira und Dr. Babara Hendel: „Der Körper ist<br />

in keiner Weise in <strong>der</strong> Lage, künstlich zugeführte Jod- und Fluor-<br />

Verbindungen zu verstoffwechseln. Inzwischen ist es in Fachkreisen<br />

allgemein bekannt, dass Nitrosamine zu den aggressivsten Krebsauslösern<br />

zählen. Sie erzeugen in zahlreichen Organen selektiv Krebs. Im Magen<br />

wirken die Nahrungsmittelzusatzstoffe wie Jodide, Fluoride,<br />

Thiozyanante, Chlorogensäure, Polyphenole und Metallsalze durch<br />

Konkurrenzreaktion stark beschleunigend auf die Nitrosaminbildung. An<br />

erste Stelle <strong>der</strong>jenigen Stoffe, welche die Nitrosaminbildung katalysieren ,<br />

d. h. beschleunigen, steht Jod, das die Nitrosaminbildung um das<br />

Sechsfache erhöht. Eine sinnvolle Krebsvorbeugung erfor<strong>der</strong>t strikte<br />

Jodabstinenz. Japan ist das Land mit dem höchsten Jodvorkommen <strong>der</strong><br />

Welt, dort finden wir aber auch die hohe Rate an Schilddrüsenkrebs von<br />

25 Prozent. Die Krebsrate nimmt in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n in dem Maße ab,<br />

indem die Jodzufuhr geringer ist.“ (Wasser und Salz)<br />

28. dtv-Atlas (s.o.):<br />

Auszug aus: Salz<br />

Kochsalz besteht aus Natrium und Chlor. Im Handel befindet sich Stein-,<br />

Sole- und Meersalz. Steinsalz wird aus unterirdischen Salzlagern<br />

(eingetrocknete Salzseen) abgebaut. Solesalz ist in Wasser gelöst, das<br />

unterirdische Salzlager durchströmt (Sole), und wird durch Eindampfen


40 Gesunde Kost <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

gewonnen. Meersalz erhält man durch großflächiges Eintrockenen von<br />

Meerwasser. Alle drei Salzarten bestehen überwiegend aus Kochsalz,<br />

enthalten jedoch unterschiedliche Mineralstoffe/ Spurenelemente.<br />

Gruppe H: Wasser<br />

29. <strong>Lorber</strong>text:<br />

„Die Urmenschen, die in <strong>der</strong> gleichen, ihnen durch Meinen Geist<br />

gezeigten Ordnung und Einfachheit geblieben sind, wussten von keiner<br />

dem Leibestode vorangehenden Krankheit etwas; sie erreichten zumeist<br />

ein sehr hohes Alter, wurden nie krank und schliefen am Ende ganz ruhig<br />

ein, und ihre Seele empfand dabei keine Schmerzen und keine Todesangst.<br />

Ihre Nahrung war aber auch immer eine gleiche, und nicht heute so und<br />

morgen an<strong>der</strong>s. Zumeist lebten sie von Milch, Brot und guten und reifen<br />

Baumfrüchten; ein solches Gericht war ihr ganzes Leben hindurch ihre<br />

Leibesnahrung, und zur Stillung ihres Durstes diente das frische<br />

Quellwasser.“ [GEJ.10_182,02-03]<br />

30.a dtv-Atlas:<br />

Wasser ist eine Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff (A). Es ist ein<br />

ausgezeichnetes Lösungsmittel. Durch seine dielektrischen Eigenschaften<br />

(kleines, polares Molekül) kann es funktionelle Gruppen von<br />

Biomolekülen (z. B. Aminogruppen) umhüllen (A) und Salze lösen, somit<br />

ist es ein Medium, in dem die gelösten biochemischen Reaktionspartner<br />

durch molekulare Bewegung zusammentreffen können.<br />

Rund 60% des Körpers bestehen aus Wasser. Ein 70 kg schwerer Mann<br />

enthält also rund 42 l Wasser (B). Davon befinden sich 25 l in den Zellen.<br />

4 l Wasser zirkulieren in <strong>der</strong> Blutbahn. Etwa 11 l befinden sich in den<br />

Zellzwischenräumen, diese Flüssigkeit tauscht Nährstoffe zwischen Blut<br />

und Zellen aus.<br />

30.b dtv-Atlas:<br />

Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV)<br />

Trinkwasser muss frei von Krankheitserregern sein (§ 1 TrinkwV). In § 2<br />

sind die Grenzwerte für chemische Stoffe festgelegt. (D); in § 3<br />

Grenzwerte für die Beschaffenheit des Wassers. Die Grenzwerte werden<br />

i.d.R. unterschritten. In Notfällen kann vom Gesundheitsamt eine<br />

befristete, definierte Überschreitung zugelassen werden (§5).<br />

Grenzwerte für Schadstoffe (Zitat):<br />

Arsen (0,01 mg/l), Blei (0,04 mg/l), Cadmium (0.005 mg/l), Chrom (0,05


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Gesunde Kost 41<br />

mg/l), Cyanid (0,05 mg/l), Fluorid (1,5 mg/l), Nickel (0,05 mg/l), Nitrat<br />

(50 mg/l), Nitrit (0,1 mg/l), Quecksilber (0,001 mg/l), Polycyclen (PAK,<br />

gesamt 0,0002 mg/l), chlorierte Lösungsmittel (0,1 mg/l), Einzelstoff<br />

Pestizide (0,0001 mg/l), Pestizide Gesamt (0,0005 mg/l).<br />

31.a These:<br />

Zitat Biophysiker Peter Ferreira und Dr. Babara Hendel: “Das beste<br />

Wasser für unsere Gesundheit ist ein natürlich lebendiges und unverän<strong>der</strong>t<br />

mineralarmes Quellwasser. Denn genau diese Wässer zeigen<br />

biophysikalisch die Charakteristiken, welche die Lebendigkeit des<br />

Wassers ausmachen: Elektromagnetische Frequenzen und Schwingungsmuster,<br />

wie sie auch in unserem Körper vorkommen.“<br />

“Die meisten im Handel befindlichen Wässer sind unreif und müssen<br />

deshalb haltbar gemacht werden. Dies geschieht entwe<strong>der</strong> durch Zugabe<br />

von Kohlensäure o<strong>der</strong> - bei den so genannten stillen Wässern - durch<br />

Ozonierung. Dabei wird jedoch größtenteils das Frequenzmuster des<br />

Wassers zerstört. Solch ein Wasser kann man als totes Wasser<br />

bezeichnen.“ “Lei<strong>der</strong> können Sie als Verbraucher am Etikett nicht<br />

erkennen, ob es sich um ozonisiertes Wasser o<strong>der</strong> gutes, reifes<br />

Quellwasser handelt, da dafür keine Deklarationspflicht besteht.“ (Wasser<br />

und Salz)<br />

31.b These:<br />

Weiter Zitat (Ferreira/ Hendel): „Fakten über unser Wasser: Allein in<br />

Deutschland belasten bis zu 300 Pestizide und Fungizide unser Wasser.<br />

Die Struktur des Wassers wird durch den Druck in Wasserleitungen<br />

zerstört. Die Mineralien im Mineralwasser sind meist zu grobstofflich, um<br />

vom Körper aufgenommen zu werden, und deshalb wertlos o<strong>der</strong> sogar<br />

schädlich. Am besten trinken Sie natürlich lebendiges, schadstofffreies<br />

und unverän<strong>der</strong>t mineralarmes Quellwasser. Unreife Quellwässer haben<br />

nicht ihre geometrische Struktur aufgebaut und sind für unsere Gesundheit<br />

wertlos. Mit Kohlensäure versetzte o<strong>der</strong> ozonisierte Mineralwässer sind<br />

„tote“ Wässer und haben keinen Nutzen für unsere Gesundheit.“ (Wasser<br />

und Salz)<br />

31.c These:<br />

Weiter Zitat Ferreira/ Hendel - Den Ursprung <strong>der</strong> Lebendigkeit<br />

enträtseln: „Die klassische Naturwissenschaft, die maßgeblich diesen<br />

Ursprüngen auf den Grund gehen kann, ist die Mathematik.“


42 Gesunde Kost <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

MA steht für Materie<br />

THE steht für theos (griechisch: “das Göttliche“)<br />

MATI steht für das Verbindungsglied zwischen Materie und Spiritualität<br />

o<strong>der</strong> Göttlichkeit, sprich dem Geist.“<br />

32. Kommentar:<br />

Auch hier erkennen wir die ursprüngliche Dreieinigkeit und die<br />

Ganzheitlichkeit in allen Dingen sowie in uns selbst. Materie unterliegt<br />

nicht dem Zufall, son<strong>der</strong>n einem wohlgeordneten energetischen Bauplan.<br />

Jegliche Verän<strong>der</strong>ung durch den Menschen, jegliche Verkünstelung also<br />

jeglicher menschliche Eingriff außerhalb dieses wohlgeordneten<br />

göttlichen Planes muss logischerweise negative Auswirkungen zur Folge<br />

haben (Ursache-Wirkung). Deshalb ist auch bezüglich unseres<br />

Trinkwassers anzunehmen, dass das gesündeste Wasser direkt von einer<br />

reinen Quelle kommt, ohne irgendwelche anschließende Behandlung wie<br />

z. B. Kohlensäureanreicherung.<br />

33.a These:<br />

Zitat Biophysiker Peter Ferreira und Dr. Babara Hendel: „Wasser nimmt<br />

bei seinem Lauf durch die Erde alle elektromagnetischen Schwingungen<br />

unseres Planeten auf.“<br />

„Wasser bewegt sich immer spiralförmig. Wasser fließt sowohl nach<br />

unten (gravitant) als auch nach oben (levitant). Wasser ist die lebendige<br />

Kraft in unserem Körper. Wasser nimmt bei seinem Lauf durch die Erde<br />

alle Schwingungsmuster auf und speichert sie.“<br />

„Wasser ist ein Energieträger. Das Frequenzmuster des Wassers entspricht<br />

dem <strong>der</strong> Erde und dem unseres Gehirns. Die dem Wasser innewohnende<br />

Heilkraft ist seit langem bekannt und wissenschaftlich nachweisbar.<br />

Reines Quellwasser ist am besten und vermittelt uns die Lebendigkeit des<br />

Wassers.“ (Wasser und Salz)<br />

33.b These:<br />

Zitat Ferreira/ Hendel: „Die Aufbereitung von Leitungswasser“<br />

„Wasser wird bei <strong>der</strong> Aufbereitung biochemisch und/o<strong>der</strong> energetisch<br />

behandelt. Destillationsgeräte produzieren reinstes, jedoch aggressives<br />

H 2 O und zerstören die geometrische Struktur des Wassers. Osmosegeräte<br />

können Wasser von seinen Schadstoffen befreien, nicht jedoch von <strong>der</strong>en<br />

negativen Schwingungsmustern. Die energetische Aufbereitung von<br />

Wasser kann keine Schadstoffe beseitigen. Quarzkristalle geben dem<br />

Wasser ebenfalls seine geometrische Struktur zurück. Im Idealfall


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Gesunde Kost 43<br />

befreien Sie Ihr Leitungswasser zunächst mir einem Osmosegerät von<br />

Schadstoffen und energetisieren es anschließend mit Quarzkristallen“.<br />

(Wasser und Salz)<br />

34. Kommentar:<br />

Man könnte daraus schließen: Wer kein reines Quellwasser beziehen<br />

kann, greife notfalls zum einfachen Leitungswasser zurück. Bezüglich <strong>der</strong><br />

Schadstoffe erkundige man sich bei <strong>der</strong> entsprechenden Stelle in seiner<br />

Stadt. Ein einfacher, preiswerter Wasserfilter (wirksame Osmose (Osmose<br />

- Stoffübergang zwischen flüssigen Körpern durch eine sie trennende<br />

semipermeable = halbdurchlässige Scheidewand)-geräte sind sehr teuer<br />

und wahrscheinlich nicht immer sinnvoll) kann das Leitungswasser<br />

„verbessern“. Quarzkristalle geben dem „verbesserten“ Leitungswasser<br />

eine geordnete Struktur. - Es wird je nach Körpergewicht allgemein<br />

empfohlen mindestens 1,5 l Wasser auf den Tag verteilt zu trinken.<br />

Beson<strong>der</strong>s ältere Menschen und körperlich aktive Menschen sollten <strong>der</strong><br />

ausreichenden Zufuhr guten reinen Wassers größte Aufmerksamkeit<br />

schenken.<br />

35. <strong>Lorber</strong>text und Schlusswort:<br />

„Will ein Mensch dem Leibe und <strong>der</strong> Seele nach vollkommen gesund<br />

bleiben, so soll er von Kindheit an mäßig mit einer reinen Speise genährt<br />

werden.“ [GEJ.10_210,01]<br />

„Glücklich seid ihr alle, da ihr esset das Brot aus Meiner Hand<br />

als Kin<strong>der</strong> dankbar; aber unaussprechlich glücklich ist <strong>der</strong>, zu dem<br />

Ich komme als Gast, darum er hält für Mich einen schon beständig<br />

wohlbereiteten Tisch und ein wohlschmeckendes Gericht auf demselben<br />

und läßt darum nie ausgehen die Flamme auf Meinem Herde,<br />

son<strong>der</strong>n unterhält sie nur lebhafter und lebhafter, – und so Ich auch<br />

verzöge und käme nicht sobald, er aber nur um so eifriger wird um<br />

den Herd in <strong>der</strong> Hütte alles Lebens.<br />

Wahrlich, so Ich dann unverhofft kommen werde und werde treffen<br />

Meinen Gastwirt in <strong>der</strong> vollsten Tätigkeit um Meinen Herd in Meiner<br />

Hütte, – Ich sage: wahrlich, wahrlich, seines Lohnes und seiner<br />

Freude wird nimmerdar ein Ende werden!“ [HGt.02_022,12-13]


44 Gesegnete Tage in Hohenwart <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Gesegnete Tage in Hohenwart<br />

Pfingsten <strong>2004</strong><br />

Auch in diesem Jahr kamen wir wie<strong>der</strong> gern<br />

aus allen Landen, von nah und fern.<br />

Diesmal gab es ein volles Haus,<br />

die Plätze im Saal reichten fast nicht aus.<br />

Voll froher Erwartung begann <strong>der</strong> Abend,<br />

die offenen Herzen stärkend und labend.<br />

Mit Bru<strong>der</strong> und Schwester wie<strong>der</strong> vereint.<br />

Wie gut hat’s <strong>der</strong> Vater mit uns gemeint.<br />

Wir gedachten mit Wehmut und ein wenig befangen<br />

unseres Bru<strong>der</strong>s Manfred, <strong>der</strong> uns schon vorausgegangen<br />

in die ewige Heimat, in die geistige Welt.<br />

Vielleicht hat er sich heimlich zu uns gesellt<br />

Ein kurzes Innehalten und still sich besinnen,<br />

dann konnten mit Freude wir beginnen.<br />

Die neue Leitung mit viel Schwung<br />

eroberte die Herzen bei Alt und Jung.<br />

Selbstverleugnung – danach zu streben<br />

ist ja so wichtig für das geistige Leben.<br />

Wolfram konnte es fein vermitteln.<br />

Daran gab es nichts zu bekritteln.<br />

Ganz wesentlich dient sie zur Bildung des Herzens.<br />

Mit drei Kreisen zeigte es Josef voll Scherzens.<br />

Dann führte er ernst in die Meditation,<br />

schon vorbereitend auf die Kontemplation.<br />

Nicht sieben, aber drei Viertelstunden<br />

blieben wir still mit dem Herrn verbunden.<br />

Achtsam zu werden und zu sein,<br />

darauf stimmte uns Michael ein.<br />

Achtsam sein und im Herzen vergeben,


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Gesegnete Tage in Hohenwart 45<br />

wollen wir wahre Heilung erleben.<br />

Hans-Gerd führte dies sehr lebendig aus.<br />

Achtsam lauschten wir auch den Worten von Klaus.<br />

Die goldene Lebensregel stellte er uns vor.<br />

Sie öffnet <strong>der</strong> Herzen Tür und Tor.<br />

Reinkarnation – ein heikles Thema.<br />

Nicht jedem passt es in sein Schema.<br />

Gerd hat es von vielen Seiten erhellt.<br />

Doch ganz an<strong>der</strong>s wurde das Thema gestellt:<br />

Es sei denn, du wirst von neuem geboren,<br />

damit kein Schäflein geht verloren.<br />

Klemens zeigte sehr deutlich auf,<br />

welch Mühe es kostet im Erdenlauf.<br />

Doch diese Mühe ist lohnenswert,<br />

damit das Feuer brenne im Herd<br />

und <strong>der</strong> Herr endlich komme in unsere Seele,<br />

dass die Braut den ewigen Bräutigam wähle.<br />

Wie<strong>der</strong> einmal gab Peter zu verstehen,<br />

wie wertvoll es ist, mit Entsprechungen umzugehen.<br />

Dann ist’s wie ein Erwachen aus dem Traum,<br />

und es bleibt davon mehr als nur Schaum.<br />

Die Deutung fällt nicht immer leicht,<br />

das Traumgesicht schnell von uns weicht.<br />

Drum bot Anita ihre Hilfe an,<br />

damit man sich besser erkennen kann.<br />

Den Schlusspunkt setzte Edith sacht.<br />

Sie hat uns mit Petrus vertraut gemacht.<br />

Petrus, <strong>der</strong> Fels, und dennoch schwach.<br />

In Gethsemane blieb auch er nicht wach.<br />

Beim Hahnenschrei hat er den Herrn nicht gekannt.<br />

Und doch war sein Herz in Liebe erbrannt.


46 Gesegnete Tage in Hohenwart <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Denn <strong>der</strong> Herr gibt reichlich, mehr als gedacht.<br />

Welch große Freude hat Er uns gemacht<br />

durch liebe Geschwister aus Korea und See.<br />

Dies ließ vergessen manch eigenes Weh.<br />

Wie tief waren wir im Herzen berührt,<br />

als wir des Geistes Wehen gespürt.<br />

Da klangen die Weisen von Herz zu Herz,<br />

ließen aufkommen Sehnsuchtsschmerz.<br />

Wir schämten uns <strong>der</strong> Tränen nicht,<br />

die herrlich glänzten in himmlischem Licht!<br />

Die Liebe durchbrach hier alle Schranken.<br />

O liebe Geschwister, lasst uns danken<br />

dem Vater im Himmel für so viele Gaben<br />

und Ihm gestehen, wie lieb wir Ihn haben.<br />

Wir wurden getragen, wir wurden geführt.<br />

Hier wehte Sein Geist – wir haben’s gespürt.<br />

Beson<strong>der</strong>s auch in den Morgenstunden,<br />

wenn wir uns in <strong>der</strong> Kapelle eingefunden<br />

zu Andachten ganz beson<strong>der</strong>er Art,<br />

die man noch lange im Herzen bewahrt.<br />

Viel Segen lag auf diesen Tagen,<br />

gewichen waren Kummer und Zagen.<br />

Wenn ein Jahr wird vergangen sein,<br />

finden wir gerne uns wie<strong>der</strong> ein,<br />

den Vater zu loben und zu ehren.<br />

Die Liebe allein sei unser Begehren!<br />

Danke, Vater, für Deine Himmelsgaben,<br />

die wir in Hohenwart empfangen haben!<br />

Hella Lotze


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Gebet um Segnung <strong>der</strong> Menschheit 47<br />

Gebet um Segnung <strong>der</strong> Menschheit<br />

O Herr, Du langmütiger, liebevollster Vater aller Menschen! Lass Deinen<br />

Geist <strong>der</strong> Liebe herabströmen auf uns und auf dies verirrte<br />

Menschengeschlecht, welches wie trunken von weltlichen Begierden<br />

Deiner fast völlig vergessen hat! Lass ihnen leuchten das Licht Deiner<br />

Liebe und Erbarmung! Verleihe ihnen Einsicht in Deine unwandelbaren<br />

Gesetze <strong>der</strong> materiellen und geistigen Natur, auf dass sie nicht fortwährend<br />

gegen dieselben sündigen und sich Unheil und Not bereiten! Lass sie<br />

begreifen, dass Bru<strong>der</strong>- und Schwesternliebe, als ein schwaches Echo<br />

Deiner unendlichen Vaterliebe, sie zusammenbinden soll, und dass nicht<br />

Hass, Ehrgeiz, schnöde Gewinnsucht und all die an<strong>der</strong>en schlimmen<br />

Triebe ihres Handelns ihnen allezeit nur zur Quelle bitterer Leiden<br />

werden. Lass allen voll und rein Dein Licht <strong>der</strong> Erkenntnis leuchten,<br />

damit die Finsternis verschwinde, in welche falsche Erziehung und<br />

falsche Religionsbegriffe die Welt gestürzt haben! O Vater, segne die<br />

verirrten Menschen! Denn, wenngleich verirrt, so sind es dennoch Deine<br />

Kin<strong>der</strong>! Gib ihnen Demut, Liebe, neue Kraft und Frieden! Und führe sie<br />

alle auf Deinen weisen, wun<strong>der</strong>baren Wegen zu Dir und - in Dir - zum<br />

ewigen Leben! - Amen.<br />

Der Vater: „Gebete, bei welchen <strong>der</strong> Mensch seine eigenen Verhältnisse<br />

vergisst und nur das Wohl <strong>der</strong> an<strong>der</strong>n im Auge hat, - solche Bitten kommen<br />

lei<strong>der</strong> selten zu Meinen Ohren. Denn solcher Herzen, die so weit in <strong>der</strong><br />

reinen Liebe zu Gott und den Menschen gereift sind, gibt es wenige auf<br />

Erden. Die Menschen beschäftigen sich nur zu sehr mit sich selbst, und<br />

es genügt ihnen, wenn sie für sich Ruhe und Frieden erbeten haben;<br />

weiter geht ihre Sorge nicht.<br />

So aber, wie solch ein geistig höherer Mensch für die an<strong>der</strong>n betet, beten<br />

auch Meine Engel, welche als Meine Diener nur das geistige Wohl aller<br />

ihnen anvertrauten Wesen wünschen. Ein solcher Mensch hat von solchem<br />

Gebet aber auch den größten Nutzen für sich selbst, weil er eine<br />

Gewissensruhe in sich verspüren darf, die ihn weit über alles Materielle<br />

emporhebt und alle kleinen Misshelligkeiten des menschlichen Lebens<br />

vor ihm in Nichts zerfließen lässt.<br />

Wer so für die Menschen zu beten imstande ist, wer solches alle Tage tun<br />

kann mit gleicher Liebe, mit gleicher Inbrunst, und wessen Handlungen<br />

während des Tages immer diese Richtung haben, <strong>der</strong> betet stündlich und ohne<br />

Unterlass zu Mir, errichtet sich in seinem Herzen einen Friedenstempel, den<br />

niemand zerstören kann, und übt so die Menschenliebe aus, wie Ich sie<br />

einst gepredigt und Selbst im Leben tätig handelnd gezeigt habe.“<br />

[aus: Heilige Zwiesprache]


48 Weisheitsgeschichten <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Was ein Heiliger ist<br />

Ein kleiner Junge kam mit seiner Mutter an einer großen Kirche vorbei. Er<br />

schaute an <strong>der</strong> Kirche hoch und sagte: „Mutti, schau mal, die großen<br />

Fenster sind ja ganz schön schmutzig, die sehen aber gar nicht schön aus.“<br />

Daraufhin ging die Mutter mit ihm in die Kirche.<br />

Hier waren die Fenster, die von außen ganz grau und schmutzig aussahen,<br />

plötzlich strahlend bunt und leuchteten in den hellsten Farben. Da staunte<br />

<strong>der</strong> Junge, und er schaute sich die Fenster genau an.<br />

Über dem Altar war ein auffallend schönes Fenster zu sehen - mit vielen<br />

Heiligenfiguren. Und durch eine Figur strahlte gerade die Sonne hindurch,<br />

so dass sie beson<strong>der</strong>s hell war.<br />

Der Junge fragte: „Mutti, wer ist das“ -<br />

Die Mutter antwortete: „Das ist ein Heiliger, <strong>der</strong> heilige Franziskus.“<br />

Das hatte sich <strong>der</strong> Junge gut gemerkt.<br />

Ein paar Tage später fragte <strong>der</strong> Religionslehrer in <strong>der</strong> Schule seine<br />

Schüler: „Wer von euch kann mir sagen, was ein Heiliger ist“<br />

Da war großes Schweigen in <strong>der</strong> Klasse.<br />

Nur <strong>der</strong> kleine Junge zeigte auf und sagte: „Ich weiß es. Ein Heiliger ist<br />

ein Mensch, durch den die Sonne scheint!“<br />

Freundlichkeit<br />

Der Meister wurde von einem Schüler gefragt, wie er es schaffe, immer so<br />

freundlich im Umgang mit an<strong>der</strong>en zu sein. "Wer hat es dich gelehrt, und<br />

was muss ich beachten, wenn ich dir nacheifern will" fragte <strong>der</strong> Schüler.<br />

"Nicht ein Lehrer hat mich unterrichtet, son<strong>der</strong>n viele Lehrer haben mir<br />

die Freundlichkeit beigebracht, und ich lerne immer noch. Denn meine<br />

Lehrer waren die Unhöflichen. Ich habe mir stets gemerkt, was mir am<br />

Benehmen an<strong>der</strong>er Menschen mir gegenüber missfallen hat - und dann<br />

habe ich mich bemüht, dieses Verhalten meinen Mitmenschen gegenüber<br />

zu vermeiden. So einfach ist das und doch so hilfreich."<br />

Liebe vergisst<br />

„Warum sprichst du ständig von meinen früher begangenen Fehlern“<br />

sagte <strong>der</strong> Ehemann. „Ich dachte, du hättest sie vergeben und<br />

vergessen.“<br />

„Ich habe sie tatsächlich vergeben und vergessen“, antwortete die<br />

Ehefrau, „aber ich möchte sicher sein, dass du nicht vergisst, dass ich<br />

vergeben und vergessen habe.“


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Weisheitsgeschichten 49<br />

Nur die Liebe zählt<br />

Eine russische Legende erzählt: Ein reicher Mann dachte auch im Sterben<br />

nur an das, woran er sein Leben lang gedacht hatte: an sein Geld. Mit<br />

letzter Kraft löste er den Schlüssel vom Band, das er am Hals trug, winkte<br />

<strong>der</strong> Magd, deutete auf die Truhe neben seinem Lager und befahl, ihr den<br />

großen Beutel Geld in den Sarg zu legen.<br />

Im Himmel sah er dann einen langen Tisch, auf dem die feinsten Speisen<br />

standen.<br />

„Sag, was kostet das Lachsbrot“ fragte er<br />

„Eine Kopeke“ wurde ihm geantwortet.<br />

„Und die Sardine“<br />

„Gleich viel.“ –<br />

„Und diese Pastete“<br />

„Alles eine Kopeke.“<br />

Er schmunzelte. Billig, dachte er, herrlich billig hier im Himmel! Und er<br />

wählte sich eine ganze Platte aus. Aber als er mit einem Goldstück<br />

bezahlen wollte, nahm <strong>der</strong> Verkäufer die Münze nicht an.<br />

„Alter“ sagte er und schüttelte bedauernd den Kopf, „du hast wenig im<br />

Leben gelernt!“<br />

„Was soll das“ murrte <strong>der</strong> Alte. „Ist mein Geld nicht gut genug“<br />

Da hörte er die Antwort: „Wir nehmen hier nur das Geld, das einer<br />

verschenkt hat.“<br />

Man kann es nie wissen<br />

Der Meister und sein Schüler begegneten unterwegs einem Blinden, <strong>der</strong><br />

am Straßenrand saß und bettelte.<br />

Sagte <strong>der</strong> Meister: „Gib dem Mann ein Almosen!“<br />

Der Schüler warf eine Münze in den Hut des Bettlers.<br />

Sagte <strong>der</strong> Meister: „Du hättest deinen Hut ziehen sollen als Zeichen des<br />

Respekts.“<br />

„Warum“ wollte <strong>der</strong> Schüler wissen.<br />

„Man sollte es immer tun, wenn man ein Almosen gibt.“<br />

„Aber <strong>der</strong> Mann war doch blind!“<br />

„Man kann es nie wissen“, erwi<strong>der</strong>te <strong>der</strong> Meister, „vielleicht war er ein<br />

Schwindler.“


50 Gebrauchsanleitung für die Liebe <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Gebrauchsanleitung für die Liebe<br />

Der folgende Text ist ein fiktiver Dialog zwischen einem Kundenberater<br />

und einer Kundin.<br />

Kundenberater: Können Sie LIEBE installieren<br />

Kundin: Ich glaube schon. Ich bin zwar technisch nicht so begabt, aber ich<br />

bin jetzt bereit, mit <strong>der</strong> Installation zu beginnen. Was mache ich zuerst<br />

Berater: Als erstes öffnen Sie HERZ. Haben Sie Ihr HERZ schon<br />

gefunden<br />

Kundin: Ja, hab ich, aber da laufen im Moment noch mehrere Programme.<br />

Kann ich trotzdem mit <strong>der</strong> Installation beginnen<br />

Berater: Welche Programme laufen denn gerade<br />

Kundin: Moment, ich schau mal nach. Momentan laufen gerade<br />

ALTEVERLETZUNG.exe, WENIGSELBSTACHTUNG.exe, GROLL.exe<br />

und VERSTIMMUNG.com.<br />

Berater: Kein Problem. LIEBE wird die ALTEVERLETZUNG.exe<br />

automatisch aus Ihrem jetzigen System entfernen. Es kann zwar sein, dass<br />

sie im permanenten Speicher bleibt, aber sie wird an<strong>der</strong>e Programme nicht<br />

mehr stören. LIEBE wird mit <strong>der</strong> Zeit auch die<br />

WENIGSELBSTACHTUNG.exe überschreiben, und zwar mit ihrem<br />

eigenen Modul HOHESELBSTACHTUNG.exe. Allerdings müssen Sie die<br />

GROLL.exe und die VERSTIMMUNG.com komplett löschen. Diese<br />

Programme verhin<strong>der</strong>n, dass LIEBE.exe richtig installiert wird. Können Sie<br />

die jetzt löschen<br />

Kundin: Ich weiß nicht, wie das geht. Könnten Sie mir behilflich sein<br />

Berater: Ja, gern. Gehen Sie in Ihr Startmenü und lassen Sie<br />

VERGEBUNG.exe laufen. Das machen Sie so oft, bis GROLL.exe und<br />

VERSTIMMUNG.com total gelöscht sind.<br />

Kundin: Alles klar, hab' ich gerade gemacht. LIEBE hat nun angefangen,<br />

sich automatisch selbst zu installieren. Ist das normal<br />

Berater: Ja, ist es. Sie müssten eigentlich eine Meldung erhalten, die<br />

besagt, dass LIEBE sich um das Leben Ihres HERZens willen selbst<br />

installiert. Sehen Sie eine solche Meldung<br />

Kundin: Ja. Ist die Installation jetzt fertig<br />

Berater: Ja, aber denken Sie daran, dass Sie bisher nur die Basis-Version<br />

des Programms haben. Sie müssen jetzt noch anfangen, sich mit an<strong>der</strong>en<br />

Herzen zu verbinden, damit Sie die Upgrades bekommen können.<br />

Kundin: Huch... Ich habe schon eine Fehlermeldung! Was soll ich<br />

machen<br />

Berater: Was besagt die Meldung


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Gebrauchsanleitung für die Liebe 51<br />

Kundin: Da steht "FEHLER 412 - PROGRAMM LÄUFT NICHT AUF<br />

DEN INNEREN KOMPONENTEN." Was bedeutet das<br />

Berater: Machen Sie sich keine Sorgen, das ist ein weit verbreitetes<br />

Problem. Es bedeutet, dass LIEBE im Setup darauf eingestellt ist, auf<br />

externen HERZen zu laufen, aber auf Ihrem eigenen HERZ noch nicht<br />

gelaufen ist. Das ist eins dieser komplizierten Programmierungsprobleme,<br />

aber in normalen Worten ausgedrückt heißt das einfach: Sie müssen LIEBE<br />

auf Ihrem eigenen Gerät benutzen, bevor sie auf an<strong>der</strong>en Geräten eingesetzt<br />

werden kann.<br />

Kundin: Ah, was soll ich also tun<br />

Berater: Können Sie ein Verzeichnis finden mit dem Titel<br />

"SELBSTAKZEPTANZ"<br />

Kundin: Ja, das habe ich hier.<br />

Berater: Ausgezeichnet, Sie werden ja langsam ein Profi.<br />

Kundin: Danke schön.<br />

Berater: Bitte klicken Sie nun die folgenden Dokumente an und kopieren<br />

Sie sie in das "MEINHERZ"-Verzeichnis: VERGEBUNG.doc,<br />

SELBSTACHTUNG.doc, SELBSTWERT.txt und<br />

FREUNDLICHKEIT.doc. Das System wird alle Dokumente überschreiben,<br />

die in eventuellem Konflikt stehen könnten und dann damit anfangen, alle<br />

falschen Programmierungen auszubessern. Was Sie auch unbedingt von<br />

Ihrer Festplatte und aus allen Verzeichnissen löschen müssen, ist die<br />

SELBSTKRITIK.exe. Und dann müssen Sie unbedingt Ihren Papierkorb<br />

leeren, um sicherzugehen, dass diese Exe auf jeden Fall weg ist und nicht<br />

wie<strong>der</strong> irgendwo auftaucht.<br />

Kundin: Fertig. HEY! Mein HERZ fängt jetzt an, sich mit echt netten<br />

Dokumenten zu füllen. Im Moment läuft LÄCHELN.MPG auf meinem<br />

Monitor, und das System zeigt an, dass sich gerade WÄRME.com,<br />

FRIEDEN.exe und ZUFRIEDENHEIT.com selber über mein gesamtes<br />

HERZ kopieren.<br />

Berater: Ok, in diesem Fall ist LIEBE installiert und läuft auch. Von hier<br />

aus müssten Sie nun eigentlich allein zurechtkommen. Eine Sache noch,<br />

bevor ich auflege...<br />

Kundin: Ja<br />

Berater: LIEBE ist Freeware. Bitte sorgen Sie dafür, dass Sie LIEBE und<br />

ihre verschiedenen Module an jeden weitergeben, dem Sie begegnen. Diese<br />

Leute werden das Programm dann wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en weitergeben, und Sie<br />

werden mit <strong>der</strong> Zeit einige sehr schöne Module von den an<strong>der</strong>en<br />

zurückerhalten.<br />

Kundin: Das werde ich tun. Danke für Ihre Hilfe.<br />

Berater: Bitte, sehr gern geschehen.


52 Blick in die Zeit <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Gott im Quantenchaos<br />

Das Universum spielt seit 15 Milliarden Jahren Lotterie. War das<br />

Ergebnis unvermeidlich Ist <strong>der</strong> Mensch nur ein Produkt des Zufalls<br />

O<strong>der</strong> kann auch die mo<strong>der</strong>ne Wissenschaft nicht ohne einen Gottesbegriff<br />

auskommen<br />

Viele Astronomen können sich die immer wun<strong>der</strong>samer erscheinende<br />

Entstehung des Universums nur durch einen Weltenlenker erklären.<br />

Hirnforscher wie<strong>der</strong>um versuchen im Geflecht <strong>der</strong> grauen Zellen den<br />

Ursprung <strong>der</strong> Religion zu finden. Der Französische Philosoph Jean<br />

Guitton sagt im Gespräch mit dem SPIEGEL: „Wer nicht beson<strong>der</strong>s viel<br />

weiß, ist oft überzeugt, dass die Wissenschaft die Religion wi<strong>der</strong>legt.<br />

Wer hingegen wirklich viel weiß, <strong>der</strong> sieht, dass er sich mit jedem<br />

weiteren Schritt einer Konzeption nähert, die <strong>der</strong> Religion entspricht.“<br />

Quelle: Spiegel-Dossiers<br />

Das Universum und Gott<br />

Für Astrophysiker scheint die Entstehung und Entwicklung des<br />

Universums naturwissenschaftlich erklärbar zu sein. Dennoch<br />

bekennen sich gerade in jüngster Zeit viele Forscher als religiös. Für<br />

sie passen Gott und mo<strong>der</strong>ne Kosmologie zusammen.<br />

Für den Menschen ist <strong>der</strong> Kosmos seit jeher so<br />

überwältigend wie rätselhaft, dadurch aber auch<br />

eine Projektionsfläche für Sehnsüchte und Ängste.<br />

Und wer in das Weltall schaut - ob mit bloßem<br />

Auge o<strong>der</strong> High-Tech-Teleskop - blickt in die<br />

Unendlichkeit, zum Anbeginn <strong>der</strong> Zeit.<br />

In einer Spezialausgabe von „Geo Wissen“ wird<br />

darüber spekuliert, was das Universum im<br />

Innersten zusammenhält. Auf 180 Seiten<br />

atemraubende Fotos aus den Tiefen des Alls;<br />

entführt zu Forschern, die dem Rauschen des Urknalls lauschen - und<br />

dabei bisweilen ein göttliches Wirken spüren.<br />

Unterschiedliche Wahrnehmung<br />

Wenn <strong>der</strong> Heidelberger Astronom Klaus Meisenheimer das nächtliche<br />

Firmament betrachtet, so das „Geo-Magazin“, findet er den Anblick zwar


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Blick in die Zeit 53<br />

faszinierend, doch sieht er nichts Göttliches im All. „Die Schwärze des<br />

Himmels, das Gefühl, unendlich weit sehen zu können, ist eine<br />

außerordentlich schöne Erfahrung“, sagt er, „aber mehr auch nicht.“<br />

Ganz an<strong>der</strong>s erlebt sein ehemaliger Doktorand Eduard Thommes, <strong>der</strong> am<br />

Institut für Theoretische Physik <strong>der</strong> Universität Heidelberg forscht, den<br />

Blick in das glitzernde Gefunkel. Er bekennt: „Wenn ich abends<br />

hinausgehe und in den Sternenhimmel schaue, dann spüre ich etwas<br />

Göttliches; ich fühle mich geborgen und geführt von einem<br />

persönlichen Gott.“ Obwohl die beiden<br />

Forscher von ihren gegenteiligen<br />

Auffassungen wussten, haben sie darüber<br />

nie miteinan<strong>der</strong> geredet. Astrophysiker<br />

unterhalten sich eher über rationale Fragen,<br />

über Techniken <strong>der</strong> Beobachtung o<strong>der</strong> über<br />

die Plausibilität wissenschaftlicher<br />

Theorien. Fragen nach Gott zu stellen gilt<br />

offenbar als zu persönlich.<br />

Das Unerklärbare<br />

Ist Eduard Thommes mit seinem Glauben an einen kümmernden,<br />

liebenden Gott ein Relikt aus jener Zeit, in <strong>der</strong> Schöpfer und Gestirne<br />

gemeinsam gesehen wurden Und vertritt sein Doktorvater die mo<strong>der</strong>nere,<br />

aufgeklärte und rationale Einstellung zum Glauben Auf den ersten Blick<br />

mag dies so erscheinen, tatsächlich aber beziehen viele Astronomen auch<br />

das Unerklärbare in ihre Sicht <strong>der</strong> Welt ein.<br />

In früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten hatten selbst die bedeutendsten europäischen<br />

Naturwissenschaftler kein Problem damit, göttliches Wirken und die<br />

Gesetze <strong>der</strong> Natur als miteinan<strong>der</strong> vereinbar zu empfinden: Kopernikus,<br />

Kepler, Galilei, Newton und selbst Einstein - sie alle waren gläubig.<br />

Den Schöpfer pensioniert<br />

Erst in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts hielten immer mehr<br />

Astrophysiker Gott für überflüssig. Mit <strong>der</strong> Theorie des Urknalls wurde<br />

die Entwicklung des Kosmos von seiner Geburt an verstehbar. Alles<br />

schien sich nach rein physikalischen Gesetzen zu vollziehen. Der<br />

Astronom und erklärte Atheist Carl Sagan stellte 1988 fest: „Für einen<br />

Schöpfer bleibt nichts zu tun.“<br />

Doch seit einigen Jahren kommt es unter den Naturwissenschaftlern zu<br />

einer Renaissance des Religiösen. Im April 1992 verkündete ein<br />

amerikanisches Astrophysiker-Team, es habe Schwankungen in <strong>der</strong><br />

Mikrowellen-Hintergrundstrahlung entdeckt und damit die frühesten


54 Blick in die Zeit <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Strukturen des Universums, nur 380.000 Jahre nach dem Urknall. Auf<br />

einer Pressekonferenz ließ sich Teamchef George Smoot zu den Worten<br />

hinreißen: „Dies waren die ursprünglichen Samen, aus denen sich alle<br />

heutigen Strukturen entwickelt haben. Wenn man religiös ist, bedeutet<br />

das, Gott zu erblicken.“<br />

Die Existenz von Materie ist ein Wun<strong>der</strong><br />

Naturwissenschaftler gehen schon seit einiger Zeit Hinweisen auf die<br />

Existenz eines übernatürlichen Wesens nach, etwa die Physiker Paul<br />

Davies („Der Plan Gottes“) und Frank Tipler („Die Physik <strong>der</strong><br />

Unsterblichkeit“). Tipler ist sogar überzeugt, mit physikalischen Mitteln<br />

belegen zu können, dass es einen Gott, einen Himmel, eine Hölle und die<br />

Wie<strong>der</strong>auferstehung von den Toten gibt. Dabei degradiert er die<br />

Theologie - wenn sie nicht blanker Unsinn sein solle - kurzerhand zu<br />

einem Teilgebiet <strong>der</strong> Physik.<br />

Eduard Thommes kann Tiplers These nichts abgewinnen: „Seine<br />

Interpretation ist sehr weit hergeholt. Tipler meint, er könne Gott mit <strong>der</strong><br />

Physik beschreiben, doch das ist unmöglich. Das kann die Physik nicht<br />

leisten.“ Dem stimmt auch Arnold Benz vom Institut für Astronomie <strong>der</strong><br />

ETH Zürich zu, <strong>der</strong> ebenfalls von <strong>der</strong> Existenz eines Schöpfers überzeugt<br />

ist. Benz hält zudem wenig von einem Gottesbegriff, <strong>der</strong> dort weiterhelfen<br />

soll, wo das physikalische Wissen an Grenzen stößt: „Gott ist kein<br />

Lückenbüßer.“<br />

Wenn sich Gott aber we<strong>der</strong> physikalisch beweisen lässt noch als<br />

Erklärung dessen dienen soll, was die Naturwissenschaft nicht mehr zu<br />

begreifen vermag - wie begründen Astrophysiker dann ihren Glauben<br />

„Die Naturwissenschaft hat Methoden entwickelt, mit denen sie<br />

erfolgreich einen Teil <strong>der</strong> Wirklichkeit beschreiben kann - aber eben nur<br />

einen Teil“, erklärt Martin Fe<strong>der</strong>spiel, <strong>der</strong> am Planetarium <strong>der</strong> Stadt<br />

Freiburg das Wissen vom Weltall verständlich präsentiert. "Daher kommt<br />

die Naturwissenschaft auch nur zu bestimmten Antworten." Antworten<br />

auf Fragen, wie Geist und Materie zusammenhängen o<strong>der</strong> warum die<br />

Naturgesetze so sind und nicht an<strong>der</strong>s, könnten, so Fe<strong>der</strong>spiel, die<br />

Naturwissenschaften nur gemeinsam mit <strong>der</strong> Philosophie und <strong>der</strong><br />

Theologie suchen: „Da diese aber methodisch an<strong>der</strong>s vorgehen, haben die<br />

Antworten auch eine an<strong>der</strong>e Qualität.“<br />

Physiker reden jedoch selten über Glaubensfragen. Die Theologie basiert<br />

auf den religiösen Erfahrungen des Einzelnen und Offenbarungen - alles<br />

zwar Formen <strong>der</strong> Erkenntnis, aber eben keine naturwissenschaftlichen.<br />

Die so gewonnenen Antworten können jedoch, glaubt Fe<strong>der</strong>spiel, jene aus<br />

den Naturwissenschaften ergänzen.


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Blick in die Zeit 55<br />

„Das Universum lässt sich nur übernatürlich erklären“<br />

Dass viele Physiker solche Erkenntnisse nicht als unwissenschaftlich<br />

abtun und einen festen Glauben entwickelt haben, findet meist eine<br />

plausible Erklärung. Bei Allan Sandage etwa waren es die Begegnungen<br />

des vernunftgeleiteten Forschers mit <strong>der</strong> Unendlichkeit und seine Fragen<br />

an <strong>der</strong> Grenze des physikalischen Wissens. „Als junger Mann war ich<br />

praktizieren<strong>der</strong> Atheist“, sagte <strong>der</strong> amerikanische Kosmologe. Sandage<br />

beschäftigte sich ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t mit dem Alter <strong>der</strong> Sterne und<br />

wurde zu einem Grossen seiner Zunft. Im Alter von 72 Jahren legte er ein<br />

überraschendes Glaubensbekenntnis ab: „Die Erforschung des<br />

Universums hat mir gezeigt, dass die Existenz von Materie ein<br />

Wun<strong>der</strong> ist, das sich nur übernatürlich erklären lässt.“<br />

Auch Arnold Benz, vom Institut für<br />

Astronomie <strong>der</strong> ETH Zürich, hatte sich<br />

zum Glauben an Gott entschieden,<br />

bevor er als Astronom in die Tiefen des<br />

Weltalls spähte, ebenso wie John<br />

Polkinghorne, <strong>der</strong> wohl bekannteste<br />

Teilchenphysiker, <strong>der</strong> bekennen<strong>der</strong><br />

Christ ist. Der 1930 in England<br />

geborene Polkinghorne wuchs in einer<br />

anglikanisch geprägten Familie auf, studierte Physik an <strong>der</strong> University of<br />

Cambrigde, wurde dort 1968 Professor und arbeitete an <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong><br />

Elementarteilchen.<br />

Astronom wird Pfarrer<br />

Sein schon im Kindesalter geprägter Glaube führte ihn 1979 zu einer<br />

klaren Entscheidung: „Nach 25 Jahren hatte ich das Gefühl, meinen Teil<br />

zur Wissenschaft beigetragen zu haben und dass es an <strong>der</strong> Zeit sei, etwas<br />

an<strong>der</strong>es zu tun“, erinnert sich Polkinghorne. Er verließ die Universität und<br />

wurde 1981 zum anglikanischen Pfarrer geweiht. In den Jahren darauf<br />

schrieb Polkinghorne zahlreiche Bücher, in denen er versuchte, den<br />

Kosmos als Schöpfung Gottes zu erklären, ohne dabei wissenschaftliche<br />

Grundsätze über Bord zu werfen.<br />

Exakt auf das menschliche Dasein ausgerichtet<br />

Jene Astronomen und Astrophysiker, die mit ihrem Glauben in die<br />

Naturwissenschaften aufgebrochen sind, erleben den Kosmos voller


56 Blick in die Zeit <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

wun<strong>der</strong>barer Hinweise auf das Wirken Gottes. „Das Weltall ist uns so<br />

unwahrscheinlich günstig gesinnt, dass es geplant zu sein scheint“, sagt<br />

etwa Andreas Tammann, Professor für Astronomie an <strong>der</strong> Universität<br />

Basel. „Wäre zum Beispiel die Materiedichte nur um den zehn-hochvierzigsten<br />

Teil größer gewesen, wäre das Universum in kurzer Zeit<br />

wie<strong>der</strong> kollabiert.“ Mit dieser Erkenntnis kann Tammann in sein Weltbild<br />

problemlos einen Gott einbauen, <strong>der</strong> die Naturgesetze festgelegt und das<br />

Weltall ‚angeschoben‘ hat.<br />

Tatsächlich scheint vieles im Kosmos exakt auf das menschliche Dasein<br />

ausgerichtet zu sein - Physiker sprechen vom anthropischen Prinzip.<br />

Wären die Stärke <strong>der</strong> Gravitation, die Ladung eines Elektrons o<strong>der</strong> die<br />

Masse eines Protons nur geringfügig an<strong>der</strong>s, gäbe es we<strong>der</strong> Atome noch<br />

funkelnde Sterne und erst recht kein Leben. „Die feine Abstimmung <strong>der</strong><br />

Naturgesetze inspiriert zu <strong>der</strong> Annahme, dass dies kein Zufall ist,<br />

son<strong>der</strong>n ein Zweck dahinter steht“, sagt John Polkinghorne. Nach<br />

seiner Auffassung könnte Gott allgegenwärtig in den Weltenlauf<br />

eingreifen, auf eine Weise jedoch, die sich physikalisch nicht nachweisen<br />

lässt. Gott beeinflusse etwa chaotische Prozesse, die unvorhersehbar in<br />

verschiedene Richtungen verlaufen könnten.<br />

Viele Wissenschaftler sind sich - ob gläubig o<strong>der</strong><br />

nicht - gerade in jüngerer Zeit erneut <strong>der</strong><br />

Grenzen <strong>der</strong> Naturwissenschaften bewusst<br />

geworden. So machen Forscher immer wie<strong>der</strong><br />

die Erfahrung, dass die Lösung eines Problems<br />

eine Vielzahl neuer Fragen aufwirft und die<br />

Komplexität des Universums zunimmt.<br />

Womöglich bedarf es nicht einmal eines starken<br />

Glaubens, um sich ein Eingreifen Gottes zumindest vorstellen zu können.<br />

„Gott ist seit einiger Zeit jedenfalls kein Tabuthema mehr“, bestätigt<br />

Eduard Thommes. „Es kommt inzwischen häufiger vor, dass man<br />

unter Kollegen darüber redet.“<br />

Bereits 1972 gründete <strong>der</strong> Milliardär Sir John Templeton eine Stiftung,<br />

die jährlich ein Preisgeld von einer Million Dollar an Persönlichkeiten<br />

vergibt, die sich um die Verbindung zwischen Wissenschaft und<br />

Spiritualität verdient gemacht haben. John Polkinghorne war <strong>der</strong><br />

Preisträger des Jahres 2002, <strong>der</strong> Physiker Paul Davies wurde 1995<br />

ausgezeichnet.<br />

Quellen: OTS/GEO/Spiegel


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Blick in die Zeit 57<br />

Expedition will Reste <strong>der</strong> Arche Noah finden<br />

Satellitenphotos lassen Überreste erahnen -<br />

Expedition zum Berg Ararat in diesem Sommer<br />

Die Überreste <strong>der</strong> Arche Noah will eine<br />

Expedition in diesem Sommer finden. Auf<br />

dem Berg Ararat in <strong>der</strong> Ost-Türkei soll das<br />

Schiff gelandet sein, mit dem sich <strong>der</strong> Bibel<br />

zufolge (1. Mose 7-8) Noah und seine Familie<br />

und ein Paar je<strong>der</strong> Tierart vor <strong>der</strong> Sintflut<br />

gerettet hat. Zahlreiche Versuche, die Arche<br />

auf dem fast 5.200 Meter hohen und mit einer 90 Meter dicken Eiskappe<br />

bedeckten Berggipfel nahe <strong>der</strong> Grenze zu Armenien, dem Iran und dem<br />

Irak zu finden, sind bisher gescheitert. Bis 1982 war die Region<br />

militärisches Sperrgebiet. Später bemühte sich unter an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> US-<br />

Astronaut und Mondfahrer James Irwin (1930-1991) vergeblich um die<br />

Entdeckung <strong>der</strong> Arche. Satellitenaufnahmen waren wegen des Eises und<br />

<strong>der</strong> ständigen starken Bewölkung um den Gipfel kaum möglich. Die Hitze<br />

im Sommer 2003, die ein Großteil des Eises schmelzen ließ, hat jedoch<br />

das Unternehmen DigitalGlobe in die Lage versetzt, Aufnahmen zu<br />

machen, die die Umrisse eines Teils <strong>der</strong> Arche darstellen könnten. Das hat<br />

den in Honolulu (Hawaii) lebenden Unternehmer Daniel McGivern<br />

veranlasst, eine Expedition zu starten.<br />

Blick durch das Dach in die Arche<br />

Vom 15. Juli bis 15. August wollen zehn Bergsteiger und Wissenschaftler<br />

unter Führung des türkischen Archäologen Ahmed Ali Arslan die Arche<br />

suchen. Arslan, <strong>der</strong> den Ararat rund 50 Mal bestiegen hat, ist <strong>der</strong> einzige<br />

Mensch, <strong>der</strong> die vermeintlichen Überreste <strong>der</strong> Arche photographiert hat.<br />

1989 kam er bis auf 200 Meter heran, bevor ihn eine Eislawine zur<br />

Umkehr zwang. Auf den Satellitenbil<strong>der</strong>n ist nach Arslans Überzeugung<br />

ein Blick durch das Dach in das Innere <strong>der</strong> Arche zu erkennen. Man könne<br />

vertikale und horizontale Balken sehen; es handele sich eindeutig um eine<br />

von Menschen gemachte Konstruktion. Das Satellitenphoto zeigt eine<br />

Struktur, die etwa 16 mal 23 Meter misst. McGivern ist sich nach eigenen<br />

Worten zu 98 Prozent sicher, dass es sich um eins von bis zu sechs Teilen<br />

handelt, in die die Arche bei einem Erdbeben 1840 zerbrochen sei. Der<br />

Bibel zufolge war die Arche etwa 137 Meter lang, 23 Meter breit und 14<br />

Meter hoch.


58 Blick in die Zeit <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Arche soll unversehrt bleiben<br />

Der katholische Unternehmer, <strong>der</strong> sein<br />

Geld mit <strong>der</strong> Grußkarten- und<br />

Schreibwarenfirma Shamrock macht und<br />

zur Christlichen Koalition auf Hawaii<br />

gehört, will selbst an <strong>der</strong> Expedition<br />

teilnehmen. Er schätzt die Kosten auf<br />

etwa 735.000 Euro. Seit 1995 befasse er sich intensiv mit <strong>der</strong> Suche nach<br />

<strong>der</strong> Arche Noah, sagte er vor Journalisten in Washington. Er verweist<br />

darauf, dass Noah von Juden, Moslems und Christen als Stammvater<br />

angesehen werde. Der Unternehmer versichert, dass seine Expedition die<br />

Funde nur photographisch dokumentieren werde. Die Arche, wenn man<br />

sie denn finde, solle unversehrt an ihrem Ort bleiben.<br />

„Wir werden es nicht bewegen. Wir werden keine Artefakte mitnehmen.<br />

Wir werden es fotografieren und wenn Gott will, dann werdet ihr das alles<br />

sehen,“ meint McGivern, <strong>der</strong> als einer <strong>der</strong> Forscher an <strong>der</strong> Expedition<br />

teilnehmen wird.<br />

Quelle: kath.net/idea<br />

„Die ‚Arche Noahs‘ ist eines Menschen rechte Demut, Nächsten-<br />

und Gottesliebe.<br />

Wer recht demütig ist und voll <strong>der</strong> reinen, uneigennützigen Liebe<br />

zu Gott dem Vater und zu allen Menschen und hat stets das rege<br />

Bestreben, allen Menschen, so möglich, zu dienen in <strong>der</strong> Ordnung<br />

Gottes, <strong>der</strong> schwimmt ganz wohlbehalten und bestverwahrt<br />

über die sonst gar so leicht todbringenden Fluten aller Weltsünden<br />

hinweg; und am Ende dieser seiner irdischen Lebenslaufbahn,<br />

wenn für ihn die Flut sinken wird und sich verlaufen in ihre finsteren<br />

Tiefen, da wird seine Arche am großen Ararat des lebendigsten<br />

Reiches Gottes eine wohlgestellte Ruhe nehmen und wird dem,<br />

den sie getragen, zu einem ewigen Wohnhause werden.“<br />

[GEJ.03_013,09-10]


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Eine alte Liebe rostet 59<br />

„Eine alte Liebe rostet“<br />

Welcher <strong>Lorber</strong>freund kennt nicht dieses Kleinod: den Quellteich <strong>der</strong><br />

Andritz bei Graz. Erhalten wir doch in den Offenbarungen durch Jakob<br />

<strong>Lorber</strong> tiefe geistige Beleuchtungen über diesen stillen Ort.<br />

Abgeschieden von <strong>der</strong> Außenwelt, liegt <strong>der</strong> Quellsee umgeben von Felsen<br />

und Bäumen malerisch versteckt in einer kleinen Talbucht am Fuße des<br />

Schöckelgebirges. Eine schützende Mauer, welche im Grün <strong>der</strong> Bäume<br />

und Sträucher fast verschwindet, beschützt diese Oase <strong>der</strong> Stille und bietet<br />

einen Zufluchtsort <strong>der</strong> nach Verinnerlichung suchenden Menschenseele.<br />

Für viele Freunde und ihren Familien ist seit Jahrzehnten die Andritz-<br />

Quelle zu einem sehr beliebten Besinnungs- und Erholungsort geworden.<br />

Von hier aus werden Ausflüge zu den in <strong>der</strong> Offenbarung erwähnten<br />

Stätten, wie dem Reinerkogel, <strong>der</strong> Choralpe, dem Schlossberg u.v.a.<br />

gemacht.<br />

Lei<strong>der</strong> hat nun auch an dieser wun<strong>der</strong>schönen Begegnungsstätte <strong>der</strong> Zahn<br />

<strong>der</strong> Zeit genagt, da die letzte Renovierung bereits über sechzehn Jahre her<br />

ist. So hat sich die <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> nach einer gründlichen<br />

Mängelfeststellung entschlossen, das Gästehaus <strong>der</strong> Jakob-<strong>Lorber</strong>-<br />

Begegnungsstätte von Grund auf zu renovieren, um auch künftigen<br />

Generationen dieses Kleinod zu erhalten.<br />

Folgende Arbeiten am Gästehaus sind vorgesehen:<br />

• Einbau einer neuen Zentralheizung auf <strong>der</strong> Basis


60 Eine alte Liebe rostet <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

umweltfreundlicher Holz-Pellets-Brennstoffe. Dadurch ist eine<br />

ganzjährige Beheizung des Hauses möglich. Die Zentralheizung<br />

wird im hinteren Garagenteil untergebracht.<br />

• In allen Doppel- und Einzelzimmern werden die Fußbodenbeläge<br />

erneuert.<br />

• Wände und Decken werden isoliert und erhalten neue Anstriche.<br />

• Die Zimmer erhalten neue zweckmäßige Einrichtungen.<br />

• Drei Zimmer erhalten eigene Nasszellen.<br />

• Im Erdgeschoß wird eine eigene Gäste-Küche eingerichtet.<br />

• Die Fenster im Obergeschoss werden erneuert, dem Stil des Hauses<br />

entsprechend.<br />

• Eine Kaminfeuerstelle wird künftig zum gemütlichen Beisammensein<br />

im Aufenthaltsraum beitragen und als Nebeneffekt die<br />

Zentralheizung in den Übergangszeiten entlasten.<br />

• Für das warme Gebrauchwasser im Sommer werden Sonnenkollektoren<br />

die nötige Energie liefern.<br />

• Der extrem feuchte Keller wird sehr preisgünstig getrocknet und in<br />

diesem Zustand gehalten.<br />

• Das äußere Erscheinungsbild des Hauses wird in seiner bisherigen<br />

Form nicht verän<strong>der</strong>t.<br />

• Für die vielen Wasserholer ist die Installation eines Schöpfrades<br />

geplant. Dieses soll das Wasser über eine Holzleitung vor die<br />

Zaunabgrenzung beför<strong>der</strong>n, damit Beeinträchtigungen des<br />

Grundstückes und <strong>der</strong> Ruhesuchenden an <strong>der</strong> Quelle auf ein<br />

Mindestmaß beschränkt bleiben.


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Eine alte Líebe rostet 61<br />

Die Betreuung des Hauses wurde bisher von einer Person<br />

wahrgenommen, die im Erdgeschoss notdürftig untergebracht war.<br />

Nunmehr ist geplant, das Garagengebäude aufzustocken und hier eine<br />

komplette 2-Zimmer-Wohnung einzurichten, damit das Anwesen und die<br />

Gästebetreuung von einem Hausmeister-Ehepaar wahrgenommen werden<br />

kann, welches <strong>der</strong> Herr uns zuführen wird.<br />

Bei entsprechen<strong>der</strong> Nachfrage ist vorgesehen, die Öffnungszeiten <strong>der</strong> JLB<br />

künftig auf 10 Monate/Jahr zu verlängern.<br />

Die Sanierungsarbeiten laufen bereits auf vollen Touren, doch trotz<br />

sorgfältigster Planung ist es uns lei<strong>der</strong> nicht möglich, den genauen<br />

Abschluss dieser Arbeiten zu benennen. Aus diesem Grunde kann <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>eröffnungstermin <strong>der</strong>zeit noch nicht genau bekanntgegeben<br />

werden, wofür wir um Verständnis bitten. Wir hoffen aber, im September<br />

wie<strong>der</strong> Gäste begrüßen zu können.<br />

Sobald das Ende <strong>der</strong> Arbeiten abzusehen ist, werden wir im „Geistigen<br />

Leben“ darüber berichten. Wir denken, dass sich das Warten lohnt und<br />

alle zukünftigen Gäste sich im renovierten Hause noch wohler fühlen, als<br />

es bisher <strong>der</strong> Fall war.<br />

Der Herr hat den <strong>Lorber</strong>freunden dieses Kleinod anvertraut und wir haben<br />

die Aufgabe, in Seinem Sinne das Anwesen zu verwalten und zu erhalten.<br />

Wir sind uns Seines Segens für dieses Projekt gewiss, da Er bisher alle<br />

Wege geebnet und gebahnt hat, um die Quelle und das Gästehaus auch<br />

weiterhin für die Freunde Seines neuen Wortes zu erhalten.<br />

Da diese Sanierungs- und Renovierungsarbeiten sehr kostenaufwändig<br />

sind, ist die <strong>Lorber</strong>-<strong>Gesellschaft</strong> gezwungen an ihre Reserven zu gehen.<br />

Eine Alternative zu den geplanten Maßnahmen wäre lediglich <strong>der</strong> Verkauf<br />

des Anwesens <strong>der</strong> Andritz-Ouelle gewesen, was aber nicht im Sinne vieler<br />

<strong>Lorber</strong>freunde sein dürfte.<br />

Da sämtliche Arbeiten ausschließlich durch freiwillige Spenden finanziert<br />

werden, bitten wir von ganzem Herzen um eure Gebete und<br />

Segenswünsche, sowie um eure tatkräftige finanzielle Unterstützung, um<br />

das Kleinod <strong>der</strong> Andritz-Quelle zu erhalten.


62 Leserbriefe <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Für das neue Heft des "Geistigen Lebens" möchte ich mich herzlich bedanken.<br />

Vor allem die "Weisheitsgeschichten" und "Blick in die Zeit"<br />

sind fruchtbare, lebendige Impulse. Viele Grüße Jürgen Herrmann<br />

Wir, meine Lebensgefährtin und ich, haben schon seit längerer Zeit ihre<br />

Zeitschrift ‚Geistiges Leben‘ abonniert. In den letzten Ausgaben ist uns<br />

inhaltlich ein großer Unterschied zu den vorangegangenen aufgefallen,<br />

<strong>der</strong> mir Anlass gibt Ihnen per Email eine Rückmeldung zu geben:<br />

Uns gefällt die neue Art das ‚Geistige Leben‘ zu gestalten um vieles besser<br />

!!!<br />

Wir haben im Ernst schon daran gedacht die Zeitschrift abzubestellen, da<br />

uns <strong>der</strong> Inhalt nicht mehr angesprochen hat und das Gefühl eines darin<br />

erhobenen Zeigefingers zu übermächtig geworden ist.<br />

Doch das hat sich entschieden geän<strong>der</strong>t. Vielen herzlichen Dank dafür!<br />

So wie es jetzt ist, kann ich mir das ‚Geistige Leben‘ weiterhin vorstellen:<br />

Informativ, erbauend (Kraft spendend zum Weitermachen - nicht drohend!),<br />

abwechslungsreich und mehr an <strong>der</strong> Primärliteratur orientiert.<br />

Nur weiter so und mit freundlichen Grüßen,<br />

Erich Schmiedberger und Elisabeth Perc<br />

Neuer <strong>Lorber</strong>-Freundeskreis in Görlitz<br />

trifft sich seit Pfingsten einmal im Monat.<br />

Kontaktadresse: Gisela Fränzki, Kleine Grundstr. 4, 02827 Görlitz<br />

Tel./Fax: 03581-875768<br />

Neuer <strong>Lorber</strong>-Freundeskreis in Sachsen<br />

Am 25.06.04 haben zehn <strong>Lorber</strong>freunde einen neuen <strong>Lorber</strong>kreis gegründet.<br />

Vorerst treffen sich Interessierte aus Westsachsen (Glauchau-<br />

Zwickau) am letzten Sonnabend jeden zweiten Monats.<br />

Das nächste Treffen ist am 28.08. in Waldenburg, Marktsteig 2 bei<br />

Johannes Ulbrich (Tel.: 037608-28629) um 15 Uhr.<br />

Urlaub im Hochschwarzwald<br />

Wir stellen finanziell schwächeren Familien<br />

gerne unsere Ferienwohnung (2<br />

Schlafzi., Kü, Bad, WC, Balkon, ruhige<br />

Lage) in Löffingen günstig zur Verfügung.<br />

Näheres unter Tel.: 07654-7490<br />

o<strong>der</strong> E-Mail: uli-rheiner@t-online.de<br />

52jährige Frau aus Zürich<br />

sucht Geistes– und<br />

Lebenspartner<br />

Terttu Steiner<br />

Bernh.-Jäggiweg 163<br />

CH-8055 Zürich<br />

Te.: (0043) 01 / 4627076


<strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong> Veranstaltungen 63<br />

Seminare mit Wilfried Schlätz<br />

31. Juli und 1. August <strong>2004</strong><br />

Bischof Martin - Jenseitige Führungen eines katholischen<br />

Bischofs zur Gotteskindschaft<br />

2. und 3. Oktober <strong>2004</strong><br />

Das Wesen des Menschen, das Wesen Gottes, das Wesen Jesu<br />

4. und 5. Dezember <strong>2004</strong><br />

Die Gesamt-Jenseits-Schau - Die Sphäre des Evangelisten<br />

Markus<br />

Seminargebühren: Spendenbasis<br />

Übernachtung mit Vollpension 30,- €<br />

Veranstalter: <strong>Lorber</strong>freunde-Schwarzwald<br />

www.lorberfreunde-schwarzwald.de<br />

Veranstaltungsort: Seminarhaus-“Heidewuhr“<br />

79736 Rickenbach-Bergalingen<br />

Auskunft und Anmeldung: Tel. 07765-1006 o<strong>der</strong> 07761-2041<br />

Herbsttagung <strong>der</strong> Schweizer <strong>Lorber</strong>freunde<br />

30. September—3. Oktober <strong>2004</strong><br />

Bildungszentrum Matt<br />

CH-6103 Schwarzenberg LU<br />

Vorträge:<br />

Hansruedi Mollet - Vom Johannes zum Johannes<br />

Jürgen Kramke - Endzeit<br />

Karl Ulrich - Die Himmel rühmen - Der materielle Himmel<br />

Jürgen Kramke - Woran erkennt man echte und falsche Propheten<br />

Giesela Fränzki - Wahre Buße und Vergebung<br />

Giesela Fränzki - Die Wandlung <strong>der</strong> Eva zur Ave<br />

Anmeldung bis 1. September <strong>2004</strong> und Auskunft:<br />

Maria Tanner, Am Sientalweg 8 CH 6343 Rotkreuz ZG<br />

Tel. +41 (0) 413111642


64 Neuerscheinung <strong>GL</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Der Seher und <strong>der</strong> Schreibknecht Gottes<br />

Emanuel Swedenborg und Jakob <strong>Lorber</strong> im Vergleich<br />

von Thomas Noack<br />

Die Werke Emanuel Swedenborgs und Jakob<br />

<strong>Lorber</strong>s gelten als die beiden Klassiker <strong>der</strong><br />

Neuoffenbarung Jesu Christi. Zwischen ihren<br />

Lehren gibt es zahlreiche und wesentliche<br />

Gemeinsamkeiten. Gleichwohl sind beide<br />

Offenbarungen vollkommen eigenständig und<br />

originell. Swedenborg ist nicht nur ein<br />

Vorläufer <strong>Lorber</strong>s und <strong>Lorber</strong> nicht nur eine<br />

Neuauflage Swedenborgs.<br />

Das Buch dokumentiert anhand sorgfältig<br />

ausgewählter Zitate das außergewöhnlich hohe<br />

Maß <strong>der</strong> Übereinstimmung zwischen den<br />

beiden Weltbil<strong>der</strong>n des Geistes. Zugleich wird<br />

aber auch auf das je eigene Profil <strong>der</strong><br />

Offenbarungen durch Swedenborg und <strong>Lorber</strong> hingewiesen. So schließt<br />

das Buch eine Lücke. Denn <strong>der</strong>art ausführlich ist die schon immer<br />

gesehene nahe Verwandtschaft noch nie dargestellt worden.<br />

Im Zuge dieses Vergleiches kommen wichtige Themen zur Sprache,<br />

beispielsweise die Gotteslehre, die Erlösung und die Wie<strong>der</strong>geburt, das<br />

Menschenbild, die Entsprechungskunde, das Jenseits und die Hoffnung<br />

auf die Geistkirche Christi.<br />

Der Verfasser kennt die neuen Offenbarungen Christi seit über 25 Jahren.<br />

Heute leitet er als Pfarrer <strong>der</strong> Swedenborgian Church das Swedenborg<br />

Zentrum und den Swedenborg Verlag in Zürich. Das Buch ist aus <strong>der</strong><br />

Überzeugung entstanden, dass Jesus Christus durch beide Gottesboten<br />

gesprochen hat. Die Posaunen <strong>der</strong> Neuoffenbarung wollen uns aus den<br />

Gräbern <strong>der</strong> Nacht befreien und zu Bürgern des Neuen Jerusalems<br />

machen. Deswegen sollte zwischen den <strong>Lorber</strong>freunden und den<br />

Swedenborgianern ein geschwisterliches Miteinan<strong>der</strong> herrschen. Das<br />

Buch möchte dazu einen Beitrag leisten und weitere Forschungen zum<br />

Verhältnis <strong>der</strong> beiden Neuoffenbarungen anregen.<br />

Das Buch umfasst 224 Seiten und ist über den <strong>Lorber</strong>-Verlag (Postfach<br />

1851, D - 74308 Bietigheim-Bissingen) und den Swedenborg-Verlag<br />

(Postfach 1205, CH -8032 Zürich) zum Preis von 12,- € plus Porto<br />

erhältlich.


Jakob-<strong>Lorber</strong>-Begegnungsstätte<br />

- Andritz Quelle -<br />

Wegen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten<br />

bleibt das Gästehaus <strong>der</strong> Andritz-Quelle<br />

in diesem Jahr voraussichtlich<br />

bis September/Oktober geschlossen.<br />

Nach erfolgter Wie<strong>der</strong>eröffnung wird die JLB<br />

aber dann bis Anfang Januar 2005 geöffnet bleiben.<br />

Für Zimmerreservierungen melden<br />

Sie sich bitte bei:<br />

Anita Strattner<br />

Pfarrhofstr. 7<br />

83132 Pittenhart<br />

Tel.: 08624-4114


Besinnliche Texte zur Meditation<br />

Alle Schwierigkeiten im Gebet können<br />

zurückverfolgt werden auf eine Ursache:<br />

Zu beten als wäre Gott abwesend.<br />

Theresa von Avila (1515-1582)<br />

Mein Herr und mein Gott,<br />

Nimm alles von mir, was mich hin<strong>der</strong>t zu Dir.<br />

Mein Herr und mein Gott,<br />

gib alles mir, was mich för<strong>der</strong>t zu Dir.<br />

Mein Herr und mein Gott,<br />

o nimm mich mir<br />

und gib mich ganz zu eigen Dir.<br />

Nikolaus von <strong>der</strong> Flüe (1417-1487)<br />

Kehre deinen Blick einwärts und hefte<br />

ihn auf dich selber, auf dein Innerstes,<br />

und erkühne dich nicht zu richten, was<br />

an<strong>der</strong>e tun. (I,14,1)<br />

Thomas von Kempen (1380-1471)<br />

Wer Gott wahrhaft sucht, <strong>der</strong> muß Ihn im<br />

eigenen Herzen, also im Geiste <strong>der</strong> Liebe,<br />

in <strong>der</strong> alles Leben und alle Wahrheit<br />

verborgen ist, suchen, und er wird Gott und<br />

Sein Reich auch so leicht und bald finden, –<br />

auf jedem an<strong>der</strong>n Wege aber schwer und in<br />

dieser Welt oft wohl gar nicht. [GEJ.09_037,05]<br />

Jakob <strong>Lorber</strong> (1800-1864)

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