Download - Evangelische Kirchengemeinde Bad Nauheim
Download - Evangelische Kirchengemeinde Bad Nauheim
Download - Evangelische Kirchengemeinde Bad Nauheim
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Unser Brief<br />
Altes oder neues Glaubensbekenntnis im Gottesdienst<br />
Vor einigen Wochen waren im Meinungstreff<br />
der Wetterauer Zeitung<br />
verschiedenste Leserbriefe zu dieser<br />
Frage zu finden. Ich selbst halte unseren<br />
Gemeindebrief für das richtige<br />
Forum, darüber zu diskutieren, und<br />
nehme deshalb in diesem Rahmen<br />
dazu Stellung.<br />
Nach meiner Überzeugung ist es im<br />
Prinzip gut, das bekannte Credo im<br />
Hauptgottesdienst beizubehalten.<br />
Abgesehen davon, dass es Teil der<br />
geltenden Agende II ist, hat es für<br />
viele Menschen, die die Gottesdienste<br />
besuchen, eine große Bedeutung,<br />
Vertrautem zu begegnen: genauso wie<br />
den Liedern, dem Vaterunser und dem<br />
aaronitischen Segen. Angesichts der<br />
Schnelllebigkeit unserer Zeit und vieler<br />
komplexer Veränderungsprozesse im<br />
privaten wie im öffentlichen Leben ist<br />
es wohltuend, sich am Sonntag einzuschwingen<br />
in die bekannten Formulierungen<br />
und Vorstellungen, die schon<br />
früher im Leben getragen haben. Es ist<br />
hilfreich zu erfahren, dass es bei allen<br />
Veränderungen auch Verlässliches gibt,<br />
das bleibt. Das Apostolische Glaubensbekenntnis<br />
verbindet uns mit den Generationen<br />
vor uns ebenso wie mit der<br />
weltweiten Christenheit unserer Zeit.<br />
Zugleich aber halte ich es für sinnvoll,<br />
in manchen Gottesdiensten, die besonders<br />
junge Familien, Konfirmanden<br />
und ältere Jugendliche im Blick haben,<br />
ein neu formuliertes Glaubensbekenntnis<br />
miteinander zu lesen. Der Sinn<br />
eines Gottesdienstes liegt u.a. darin,<br />
sich des eigenen Glaubens zu vergewissern.<br />
Dazu kann eine aktuelle Übertragung<br />
des Credos beitragen, denn<br />
sie öffnet neue Türen zum Verständnis<br />
des alten. Wenn es z.B. im Erntedankgottesdienst<br />
heißt: „Wir glauben an<br />
den Schöpfer. Er segnet seine Schöpfung<br />
mit der Kraft zur Erneuerung und<br />
will die Erde verschonen, der menschlichen<br />
Torheit und Schuld zum Trotz“,<br />
so bekennen wir unseren Glauben<br />
konkreter und differenzierter in unsere<br />
Lebenssituation hinein. Wir benennen<br />
und bekennen ein Gegengewicht<br />
gegen den Verfügungsanspruch und<br />
Allmachtswahn des Menschen heute.<br />
Es ist theologisch herausfordernd, und<br />
es ist verlockend, neu zu formulieren,<br />
was der Glaube an den Dreieinigen<br />
Gott (Vater, Sohn und Heiliger Geist)<br />
heute zu einem Thema wie Schöpfung,<br />
Taufe, Frieden oder Menschenrechte<br />
zu sagen hat. Damit werden die übrigen<br />
Inhalte des Credos keineswegs<br />
über Bord geworfen. Vielmehr bleibt<br />
der Glaube gerade dadurch sprachfähig<br />
und aktuell. Oder, wie eine<br />
17jährige ehrenamtliche Jugendliche<br />
zu dieser Diskussion sagte:<br />
„Ich finde es gut, wenn der Glaube<br />
auch mal mit unseren Worten formuliert<br />
wird. Das hilft mir, mich mit ihm<br />
zu identifizieren.“<br />
Pfarrerin Susanne Pieper<br />
28