Die Welle, Die zur Wucht Wurde - Ensemble Resonanz
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| Salon | E l B p H i l H a R M o n i E<br />
Rathausstraße besucht, findet sie zwischen<br />
Umzugskartons. Sie mussten ihr Büro am<br />
Bleichenfleet räumen, weil dort eine neue<br />
Einkaufpassage entstehen soll. <strong>Die</strong> renommierten<br />
Hamburger Architekten hatten an<br />
der Planung der Elbphilharmonie mitgewirkt.<br />
„Wir hatten uns schon früh für diesen<br />
Bau eingesetzt“, erzählt Mirjana Markovic.<br />
„Das hat es noch nie gegeben: Hamburgs<br />
führende Architekten hatten in einem offenen<br />
Brief den Senat aufgefordert, dem<br />
Entwurf von Herzog & de Meuron zustimmen.<br />
Wir haben damals auch unterschrieben.<br />
Und wir würden es heute noch tun.“<br />
„<strong>Die</strong> Elbphilharmonie wird kommen. Und<br />
wir werden es hinkriegen, dass sie<br />
jedem ein Strahlen ins Gesicht zaubert“<br />
Kultursenatorin Barbara Kisseler<br />
Das hochklassige <strong>Ensemble</strong> <strong>Resonanz</strong> soll das Hausorchester<br />
des kleinen Saals der Elbphilharmonie werden<br />
Barbara Kisseler, Hamburgs<br />
Kultursenatorin<br />
10 Cicero 2.2012<br />
Thomas Hengelbrock, Chefdirigent<br />
des NDR Sinfonieorchesters<br />
Später hatten sie mit einem Konsortium den Wettbewerb<br />
um die Mantelbebauung der Elbphilharmonie gewonnen, als<br />
Raumplaner für Wohnungen, Hotel, Gastronomie und Garage,<br />
was sich schließlich auf die Planung von Hotel und Gastronomie<br />
reduzierte. Am Anfang lief es noch ganz gut, wenn auch mit<br />
heftigen Diskussionen. Herzog & de Meuron hatte Zimmer im<br />
trapezoiden Zuschnitt vorgeschlagen, doch der Hotelier Arabella<br />
Sheraton aus München, wollte kein Designer-Hotel. „Wir haben<br />
dann das Hotel geplant, und die Konferenzräume, die Herzog<br />
& de Meuron in Toplage vorgesehen hatte, in den Speicher<br />
geholt und durch Suiten ersetzt, in den Spitzen als Maisonette.“<br />
erzählt Aleksander Ronai.<br />
Der historische Speicher wurde vollkommen entkernt, dient<br />
nun als Parkhaus für 550 Autos und wurde um ein Stockwerk erhöht.<br />
Statt der Großdisco, die Herzog & de Meuron vorgesehen<br />
hatte, gibt es nun Gastronomie mit Elbblick auf den besseren Plätzen.<br />
Für das Luxushotel waren anfangs 7000 Quadratmeter Wellness<br />
geplant, und die Stadt wünschte sich ein Kaistudio als dritten<br />
Konzertsaal, ein Museum und Probenräume. <strong>Die</strong> vielfachen Ansprüche<br />
ließen den Bau stetig wachsen, die Bruttogeschossfläche<br />
wurde von rund 85 000 auf 120 000 Quadratmeter erweitert. <strong>Die</strong><br />
Vision fing als <strong>Welle</strong>nspiel an, nun ist sie eine <strong>Wucht</strong>.<br />
Wegen der ständigen Änderungswünsche dauerte es Wochen,<br />
bis die Pläne von Hochtief, von Herzog & de Meuron und von<br />
der ReGe absegnet wurden. „Es war der absolute Wahnsinn. Alle<br />
Teams waren ja dreifach besetzt und arbeiteten am gleichen Problem.“<br />
„Das größte Problem war die Planung der Planung“, fasst<br />
Ronais Kollege Voss zusammen. „Alles lief elektronisch. Wir bekamen<br />
15 000 Mails mit Plänen, manchmal 300 am Tag, immer<br />
korrekt mit Kennziffer und Lieferdatum, aber wenn wir sie öffneten,<br />
waren sie oft leer oder längst überholt.“<br />
2007 kam es zu einer Änderung der Geschäftsstruktur, die<br />
Idee eines Luxushotels war vom Tisch. Westin statt Wellness, Vier-<br />
Sterne-Plus. <strong>Die</strong> Architekten Markovic, Ronai und Voss waren<br />
über Nacht Subunternehmer von Hochtief geworden. „Es kam<br />
ein rauher Bauleiterton in die Besprechungen. An diesem Tisch<br />
wurde nur noch gebrüllt. Wer am lautesten schrie hatte recht.<br />
Aber meist wenig Ahnung.“ Zwei Jahre hielten sie das aus. Dann<br />
wollten sie die Mehrarbeit bezahlt haben. Hochtief kündigte die<br />
Zusammenarbeit. Sie stiegen aus, nicht verbittert, eher erleichtert.<br />
*<br />
Inzwischen hatten Generalplaner, Bauherr und Generalunternehmer<br />
die Baustelle so intensiv mit Plänen geflutet, dass keiner<br />
mehr durchblickte. Nachdem er vier Jahre lang wie ein Brummkreisel<br />
durch die komplizierte Materie wirbeln durfte, verliert<br />
Hartmut Wegner das Vertrauen des Ersten Bürgermeisters. Ole<br />
von Beust entlässt den Mann für heiße Eisen. Im November 2008<br />
gibt es eine signifikante Preiserhöhung. Wegeners Nachfolger und<br />
bisheriger Projektleiter Heribert Leutner einigt sich mit Hochtief<br />
auf 137 Millionen Euro extra. Zwar könne der Senat nur 107 Millionen<br />
Euro der Forderungen nachvollziehen, aber Leutner, ein<br />
eher ausgleichender Charakter, legt 30 Millionen drauf, als Einigungssumme,<br />
um Prozesse und einen Baustopp zu vermeiden.<br />
Eine Kapitulationsurkunde ersten Ranges, wenn auch für den Baufortschritt<br />
konstruktiv. Hamburgs Beitrag erhöht sich damit auf<br />
323 Millionen Euro bei schätzungsweise 503 Millionen Gesamtkosten.<br />
Tusch! <strong>Die</strong> halbe Milliarde ist überschritten.<br />
Fotos: Christian irrgang (2), MarCus krüger/ndr