Ausgabe 03/2013 Wirtschaftsnachrichten Donauraum
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Editorial<br />
Der Moloch<br />
ist unersättlich<br />
Der Sozialstaat ist der älteste Trickbetrug der Welt. Zuerst<br />
nimmst du den Menschen still und heimlich Geld weg und<br />
dann gibst du ihnen einen Teil davon mit großem Getöse wieder<br />
zurück.“ Was der US-amerikanische Ökonom Thomas Sowell so<br />
trefflich formuliert, ist bei uns seit Jahrzehnten praktizierter Alltag.<br />
Daran ist der gelernte Österreicher auch längst gewöhnt, wenngleich<br />
der Volkszorn immer just dann auflodert, wenn sich unsere Politiker<br />
ihr gutbezahltes Köpfchen über neue Steuereinnahmen zermartern.<br />
Letzteres ist jüngst mit der Finanztransaktionssteuer geschehen, doch<br />
von Misstönen – geschweige denn von Zorn – war nichts zu vernehmen.<br />
War es der sperrige Name, der die Bürger verschreckte Fast alle Politiker<br />
jubelten und mit ihnen die Presse, gilt es doch, die „G’stopften“<br />
und Banken endlich zur Kasse zu bitten. Die, die sich’s leisten können,<br />
sind sowieso schon längst über alle Berge und die Banken sind<br />
keine Wohltäter, sondern gewinnorientierte Unternehmen, die sich<br />
am Kunden schadlos halten. Also hauptsächlich am Mittelstand, von<br />
dem noch etwas zu holen ist.<br />
Die österreichische Finanzministerin rechnet bereits mit Einnahmen<br />
von 500 Millionen Euro jährlich, ihr deutsches Pendant, Finanzminister<br />
Wolfgang Schäuble, ist sichtbar vorsichtiger, wenn er für 2014<br />
noch keine Entgelte aus der europäischen Finanztransaktionssteuer<br />
in seinem Haushaltsbudget einplant. Man vermisst Fachleute in der<br />
derzeitigen Bundesregierung, die weltweite Zusammenhänge erkennen<br />
können und zum Wohle der heimischen Bevölkerung umsetzen.<br />
Diese Finanztransaktionssteuer trifft nicht nur die Börsen in den elf<br />
betroffenen Ländern, die viele Aufträge an London, New York und<br />
Singapur verlieren, sondern hat vor allem für Österreich fatale Folgen.<br />
Die Finanzierung der heimischen Unternehmen wird deutlich<br />
erschwert werden. Wenn der Kauf und Verkauf von österreichischen<br />
Aktien weltweit mit einer zusätzlichen Abgabe belastet werden soll,<br />
wird die Nachfrage nach diesen zurückgehen.<br />
Und wer wird letztendlich die Zeche zahlen Die Sparer, und zwar<br />
nicht ausschließlich jene, die ihr Geld in Anleihen, Fonds und Aktien<br />
anlegen, sondern die kleinen Leute, die zur Absicherung in eine Lebensversicherung<br />
investiert haben. Denn diese werden in hohem<br />
Maße in Anleihen und Aktien veranlagt. Wenn nun behauptet wird,<br />
dass die Finanztransaktionssteuer nur jene trifft, die sie verursacht<br />
haben, so ist das falsch. Außerdem wurde sowohl von den Banken<br />
als auch von ihren Kunden unter dem Deckmantel der Krise bereits<br />
mehrfach abkassiert: durch die Bankensteuer, die neue Kursgewinnsteuer<br />
und nicht zuletzt durch die noch dazu ständig wechselnden<br />
Vorgaben für höheres Mindesteigenkapital.<br />
Diese Geldquellen dienen dem Staat aber keinesfalls als Krisenabsicherung,<br />
sondern vielmehr zum Begleichen von Schulden, die<br />
leichtfertig verursacht wurden. Der Moloch Politik ist anscheinend<br />
unersättlich und verschweigt dabei die höchste Verschuldung seit<br />
dem Bestehen der Republik. Eine überbordende und ergebnislose<br />
Sozialpolitik, die Rettung bankrotter Unternehmen und Bankinstitute<br />
haben uns eine Stange Steuergeld gekostet.<br />
Aber eines muss man unseren Volksvertretern neidlos zugestehen:<br />
Sie beherrschen die Kunst, uns stets neue Gründe für neue Steuern<br />
einzureden,<br />
meint Ihre<br />
Marie-Theres Ehrendorff<br />
Chefredakteurin<br />
WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 3/<strong>2013</strong> 3