"Ãber wissenschaftliche Texte schreiben" als PDF - bei Geschichte ...
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Ar<strong>bei</strong>tsmarkt, das Gefühl der Überforderung, an dem der moderne Mensch leidet,<br />
die sich auflösende soziale Sicherheit, die zunehmende Umweltverschmutzung.<br />
Auch heutige soziale Bewegungen, wie vermehrte Ausländerfeindlichkeit des<br />
noch die Vorteile des fordistischen Modelles genießenden Teiles der<br />
Bevölkerung, der sich in seinen Forderungen bedroht fühlt, Sockel- und<br />
Langzeitar<strong>bei</strong>tslosigkeit, den allgemeinen Typus des Wohlstandsverlierers sieht<br />
Karazman-Morawetz im herrschenden Produktionsmodell, beziehungsweise im<br />
Übergang vom einen zum anderen begründet. Als historische Beispiele dazu<br />
führt sie die Anfeindungen an, denen die „Jungen Wilden“, die Vorreiter der<br />
fordistischen Phase, in den frühen 50er Jahren ausgesetzt waren, ebenso wie<br />
die Proteste der 68er-Generation gegen Ende des Fordismus.<br />
Aber es seien auch manche Dinge über die wechselnden Phasen der<br />
Produktions- und Produktivitätssteigerung hinweg gleichgeblieben: So führt die<br />
Autorin Statistiken an, die den Gemeinplatz vom „Trend zur<br />
Freizeitgesellschaft“ (Karazman-Morawetz S. 416) widersprechen und belegen,<br />
dass es etwa seit 1975 zu keiner realen Ar<strong>bei</strong>tszeitverkürzung mehr gekommen<br />
ist. Auch die tatsächliche erwerbsar<strong>bei</strong>tsfreie Zeit ist ihrer Argumentation zufolge<br />
keineswegs „Mußezeit“ (ebda S. 416), sondern geht gemäß des Fordismus, der<br />
vermehrte Leistungsbereitschaft mit vermehrten Konsummöglichkeiten belohnt,<br />
in Verpflichtungen, wie außerhalb der bezahlten Realar<strong>bei</strong>tszeit absolvierte<br />
Fortbildung, die erneut der Produktivität des Ar<strong>bei</strong>tenden zugute kommt auf.<br />
Allerdings gesteht sie auch dem privaten Leben steigende Bedeutung zu, ebenso<br />
wie dem Wunsch der Ar<strong>bei</strong>tenden nach Verwirklichung ihrer Selbst im Beruf.<br />
Karazman-Morawetz schreibt die Veränderungen, die sie in ihrem Text behandelt<br />
<strong>als</strong>o den Übergängen zwischen den einzelnen Produktionsphasen zu, wo<strong>bei</strong> sie<br />
meiner Ansicht nach dazu tendiert, die Initiative für alle diese bedeutenden<br />
Umwälzungen zu sehr der Unternehmerseite zuzuschreiben, die die Ar<strong>bei</strong>ter<br />
einfach besser entlohnt hätte, um einen neuen attraktiven Markt zu erhalten und<br />
stellt die Ar<strong>bei</strong>tenden <strong>als</strong> mehr oder weniger willige Objekte dieses Modells dar.<br />
Ihren Thesen dient ausführlichstes Datenmaterial des ÖSTAT zur Bestätigung,<br />
das jedoch im ersten Teil des Aufsatzes sehr gehäuft und ohne fassbare<br />
Erklärungen für das Auftreten der daraus abgeleiteten und beschriebenen<br />
Tendenzen des Einkommens- und Produktionswachstums auf den Leser<br />
einstürzt. Vielfach werden Zahlen einfach Zahlen gegenüber gestellt und<br />
praktisch im luftleeren Raum hängen gelassen. So gibt Karazman-Morawetz<br />
<strong>bei</strong>spielsweise auf den Seiten 413/14 statistisches Belegmaterial zum Siegeszug<br />
des Fernsehens an, das, wie <strong>bei</strong>läufig erwähnt wird, anders <strong>als</strong><br />
Geschirrspülmaschinen oder Stereoanlagen sich schichtübergreifend in den<br />
österreichischen Haushalten ausbreitete, aber zu meinem Bedauern wird dieses<br />
durchaus interessante Detail keiner Interpretation gewürdigt. Dem Tourismus<br />
widerfährt auf Seite 414 das gleiche Schicksal, was in der Schwerpunktsetzung<br />
des Aufsatzes begründet sein dürfte, aber dennoch ein Gefühl des nicht gestillten<br />
Appetits zurücklässt.<br />
Die aufgeführten Statistiken stammen aus verlässlicher Quelle (ÖSTAT) und<br />
sind, wo sie interpretiert werden, absolut nachvollziehbar, was für die gegen<br />
Ende des <strong>Texte</strong>s eingebrachten, etwas unmotiviert wirkenden Fotos weniger gilt.<br />
Diese sind Fremdkörper, die weder irgendetwas gut illustrieren, noch im Text