spielen ... und raus bist du! Wenn einer am Verlieren ist, ist es schnell vorbei mit <strong>de</strong>r Harmonie beim Spielen. Wie <strong>Eltern</strong> dann am besten helfen können 34 // ELTERN das gesun<strong>de</strong> kind
spielen Die gehört mir! Bei Memory sind Kin<strong>de</strong>r oft besser als Mama und Papa FOTOS: Corbis, Mauritius Images Gibt es jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r gern verliert Dem es egal ist, wenn er zum vierten Mal in Folge kurz vor <strong>de</strong>m Ziel rausgeworfen wird, während alle an<strong>de</strong>ren ihre „Mensch-ärgere-dichnicht“-Figuren in Sicherheit bringen Wenn ja, ist er nicht fünf Jahre alt. Kin<strong>de</strong>rgartenkin<strong>de</strong>r sind miserable Verlierer. Sie toben, sie schimpfen (über <strong>de</strong>n Würfel und die Mitspieler), sie fegen Spielfiguren vom Brett und pfeffern „Uno“-Karten gegen die Wand. Grässlich Nein, normal! „Kin<strong>de</strong>r leben im Hier und Jetzt. Sie verlieren nicht nur ein Spiel, sie versagen auf ganzer Linie. Zweiter, Dritter, Letzter sein kränkt die Kin<strong>de</strong>rseele“, erklärt Sozialpädagogin Nicole Stäblein-Rödl. „Dass in <strong>de</strong>r nächsten Run<strong>de</strong> die Karten neu gemischt wer<strong>de</strong>n und sie gleich wie<strong>de</strong>r gewinnen können, sehen und verstehen Kin<strong>de</strong>r in diesem Moment nicht.“ Zum Glück gibt’s ein paar Tricks. Im Team verliert sich’s leichter Bun<strong>de</strong>sliga-Kicker weinen nur in Ausnahmefällen, und das liegt nicht nur daran, dass sie erwachsen sind: Die Last <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlage verteilt sich auf mehrere Schultern. In <strong>de</strong>r Familie Stäblein-Rödl heißt es <strong>de</strong>shalb regelmäßig: Alle gegen Mama. Das erhöht die Gewinnchancen von Julius, 7, und Valentin, 3. Nach diesem Spielprinzip funktionieren übrigens www.eltern.<strong>de</strong> Tauschen Sie sich über diese und weitere Erziehungsfragen aus in unserem Forum unter www.eltern.<strong>de</strong>/ forum-kleinkind auch Kooperationsspiele wie „Obstgarten“. Es gibt keinen Sieger, aber einen gemeinsa men Gegner. Der Ärger muss raus Wer <strong>de</strong>n dritten „Schwarzer-Peter“- Punkt auf <strong>de</strong>r Nase kassiert, ist wütend und darf das ruhig auch zeigen. Was kleinen Wutmonstern hilft, sind große Menschen, die Gefühle in Worte fassen: „Ich verstehe, dass du traurig bist. Gemein, dass ausgerechnet du immer die blö<strong>de</strong> Karte kriegst! “ Oft lässt sich <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rzorn umlenken: Wer sauer ist, darf ins Wutkissen boxen o<strong>de</strong>r zur Strafe ein großes Stück Schokola<strong>de</strong> essen. Das richtige Spiel zur richtigen Zeit Natürlich macht „Carcassonne“ (für Kin<strong>de</strong>r ab acht) irgendwann mehr Spaß als die 700. Partie „Schneckenrennen“. Das sehen gewiefte Fünfjährige genau wie ihre <strong>Eltern</strong>. Trotz<strong>de</strong>m warnt Nicole Stäblein-Rödl davor, Kin<strong>de</strong>r zu überfor<strong>de</strong>rn: „Je komplizierter die Regeln, je länger die Spiele dauern, <strong>de</strong>sto schneller kann sich Frust anstauen.“ Am Abend, wenn kleine Spieler mü<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n, gilt erst recht: Es darf ruhig ein bisschen langweilig sein. Sün<strong>de</strong>nböcke vor „Das Schlimmste am Verlieren ist, wenn <strong>de</strong>r Sieger höhnisch lacht“, fin<strong>de</strong>t Julius. Weil das im Kin<strong>de</strong>rzimmer nicht auszuschließen ist, schicken er und sein Bru<strong>de</strong>r manchmal Lego-Männchen vor. Dann verlieren nicht Julius o<strong>de</strong>r Valentin, son<strong>de</strong>rn die Ritter gegen die Feuerwehrleute. O<strong>de</strong>r Gummibärchen. Denen kann man zur Strafe <strong>de</strong>n Kopf abbeißen. Bitte nicht: Kin<strong>de</strong>r einfach gewinnen lassen Kin<strong>de</strong>r spielen am liebsten gegen Oma und Opa, weil das die Gewinnchancen erhöht. Auf Dauer ist das aber keine gute I<strong>de</strong>e, fin<strong>de</strong>t die Erziehungsexpertin: „Kin<strong>de</strong>r müssen lernen, dass verlieren dazugehört. Kleine Mogeleien sind aber erlaubt: Regeln vereinfachen o<strong>de</strong>r einen Pechvogel noch mal würfeln lassen. Nicole Stäblein-Rödls Spezialität ist es, „Memory“- Paare zu übersehen – aber selten mehr als eins o<strong>de</strong>r zwei. das gesun<strong>de</strong> Kind ELTERN // 35