Fachkräftemangel in der Pflegebranche ist hausgemacht - DGB
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In jüngster Zeit haben die Gewerkschaften zwar e<strong>in</strong>e etwas bessere Bezahlung <strong>der</strong> Pflege durchsetzen<br />
können. So wurde im Sommer 2010 e<strong>in</strong> Branchenm<strong>in</strong>destlohn von 8,50 € im Westen bzw.<br />
7,50 € im Osten e<strong>in</strong>geführt; er erfasst aber nur etwa 70 Prozent <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>der</strong> <strong>Pflegebranche</strong>.<br />
Vom M<strong>in</strong>destlohn ausgeschlossen s<strong>in</strong>d beispielsweise haushaltsnahe Pflegele<strong>ist</strong>ungen und<br />
Pflegetätigkeiten im Krankenhaus etc.<br />
4. Arbeitsför<strong>der</strong>ung muss Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erstausbildung notdürftig<br />
ausbügeln<br />
Seit Jahren muss die aktive Arbeitsför<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs<br />
le<strong>ist</strong>en und die unzureichende Erstausbildung zu kompensieren versuchen. Doch auch hier<br />
schwankt die Zahl <strong>der</strong> abschlussbezogenen Weiterbildung mit den mehrfachen gesetzlichen Än<strong>der</strong>ungen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die <strong>Pflegebranche</strong> und die Län<strong>der</strong> richten ihre Kritik weitgehend hierauf,<br />
ohne dass die strukturellen Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> schulischen Altenpflege ernsthaft angegangen werden.<br />
Arbeitsmarktpolitik muss immer wie<strong>der</strong> kompensatorisch e<strong>in</strong>spr<strong>in</strong>gen, weil das Ausbildungsniveau<br />
unzureichend <strong>ist</strong>. Alle<strong>in</strong> im vergangenen Jahr haben rd. 6.900 Menschen e<strong>in</strong>e arbeitsmarktpolitisch<br />
geför<strong>der</strong>te Altenpflegeumschulung begonnen. Arbeitsmarktpolitik le<strong>ist</strong>ete auch <strong>in</strong> den Jahren<br />
davor e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altenpflege. Die arbeitsmarktpolitischen<br />
Ausgaben für Weiterbildung im Bereich Altenpflege summierten sich alle<strong>in</strong> 2009 auf rd. 144<br />
Mio. €.<br />
Kostenverlagerung auf<br />
Beitragszahler<br />
Die Altenpflegeausbildung und <strong>der</strong>en F<strong>in</strong>anzierung <strong>ist</strong> primäre Aufgabe <strong>der</strong> Pflegekassen und <strong>der</strong><br />
Län<strong>der</strong>. Die arbeitsmarktpolitische För<strong>der</strong>ung soll und kann diese Verantwortung nicht ersetzen.<br />
Sie muss allerd<strong>in</strong>gs ergänzend für beson<strong>der</strong>e Zielgruppen des Arbeitsmarktes Umschulungen für<br />
Arbeitslose eröffnen. Der Gesetzgeber hatte denn auch entschieden, dass das dritte Jahr <strong>in</strong> den<br />
nicht verkürzten Ausbildungsberufen nicht mehr arbeitsmarktpolitisch geför<strong>der</strong>t werden kann. Im<br />
Rahmen des Konjunkturpakets II wurde die Umschulung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kranken- und Altenpflege wie<strong>der</strong><br />
über die gesamte Ausbildungsdauer von drei Jahren geför<strong>der</strong>t.<br />
Diese Neuregelung g<strong>in</strong>g mit e<strong>in</strong>er neuerlichen Kostenverlagerung von den Län<strong>der</strong>n auf die Bundesagentur<br />
e<strong>in</strong>her, ohne dass bisher län<strong>der</strong>spezifische Schritte zu e<strong>in</strong>er Steigerung <strong>der</strong> Ausbildung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Altenpflege erkennbar s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong> Umdenken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erstausbildung <strong>ist</strong> dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, da arbeitsmarktpolitische Initiativen<br />
immer nur flankierend wirken können und Defizite bei <strong>der</strong> unzureichenden Ausbildung des Nachwuchses<br />
nur völlig unzureichend bzw. kaum kompensieren kann.<br />
5. Schlussbemerkung<br />
E<strong>in</strong>e Strategie, die vorrangig auf Altenpflegekräfte aus dem Ausland setzt, wird sich als fataler<br />
Irrweg erweisen. Ausländische Fachkräfte f<strong>in</strong>den me<strong>ist</strong> <strong>in</strong> unseren Nachbarlän<strong>der</strong>n deutlich bessere<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen als bei uns. Auch hier ausgebildete Pflegekräfte wan<strong>der</strong>n aufgrund <strong>der</strong><br />
ungünstigen Lohn- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen teils ab. Die Verbesserung <strong>der</strong> Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>ist</strong><br />
wichtige Voraussetzung dafür, die Pflegekräfte <strong>in</strong> ihrem Beruf und <strong>in</strong> Deutschland besser gehalten<br />
werden können.<br />
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