Polyarthrose der Fingergelenke
Polyarthrose der Fingergelenke
Polyarthrose der Fingergelenke
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diplomfortbildung<br />
Beugedeformität empfehlenswert (siehe<br />
auch: Wenn <strong>der</strong> Alltag schmerzt, Seite 26).<br />
Dazu ist anzumerken, dass Schienen, die<br />
sowohl das Daumengrundgelenk als auch<br />
das Handgelenk mit einbeziehen, günstiger<br />
sind als solche, die nur das Daumengrundgelenk<br />
umfassen.<br />
Pharmakologische Behandlungsformen<br />
Literatur<br />
EULAR evidence-based recommendations<br />
for the diagnosis of hand osteoarthritis: report of<br />
a task force of ESCISIT. Zhang W, Doherty M,<br />
Leeb BF, Alekseeva L, Arden NK, Bijlsma JW,<br />
Dincer F, Dziedzic K, Hauselmann HJ, Kaklamanis<br />
P, Kloppenburg M, Lohman<strong>der</strong> LS, Maheu E,<br />
Martin-Mola E, Pavelka K, Punzi L, Reiter S,<br />
Smolen J, Verbruggen G, Watt I, Zimmermann-<br />
Gorska I; ESCISIT. Ann Rheum Dis. 2009<br />
Jan;68(1):8-17. Epub 2008 Feb 4. Review.<br />
EULAR evidence based recommendations<br />
for the management of hand osteoarthritis: report<br />
of a Task Force of the EULAR Standing<br />
Committee for International Clinical Studies Including<br />
Therapeutics (ESCISIT).<br />
Zhang W, Doherty M, Leeb BF, Alekseeva L,<br />
Arden NK, Bijlsma JW, Dinçer F, Dziedzic K,<br />
Häuselmann HJ, Herrero-Beaumont G, Kaklamanis<br />
P, Lohman<strong>der</strong> S, Maheu E, Martín-Mola E,<br />
Pavelka K, Punzi L, Reiter S, Sautner J, Smolen<br />
J, Verbruggen G, Zimmermann-Górska I.<br />
Ann Rheum Dis. 2007 Mar;66(3):377-88.<br />
Epub 2006 Oct 17.<br />
The American College of Rheumatology criteria<br />
for the classification and reporting of osteoarthritis<br />
of the hand. Altman R, Alarcón G,<br />
Appelrouth D, Bloch D, Borenstein D, Brandt K,<br />
Brown C, Cooke TD, Daniel W, Gray R, et al. Arthritis<br />
Rheum. 1990 Nov;33(11):1601-10<br />
Generell sind bei <strong>der</strong> Fingerpolyarthrose<br />
mit milden bis mo<strong>der</strong>aten Schmerzen topische<br />
Therapien gegenüber systemischen<br />
Therapien aufgrund <strong>der</strong> deutlich geringeren<br />
Nebenwirkungen zu bevorzugen.<br />
Hierzu konnte die Effektivität von topischen<br />
NSAR hinsichtlich <strong>der</strong> Schmerzkontrolle<br />
bei FPA in einer Subgruppenanalyse<br />
eines systematischen Reviews gezeigt<br />
werden. Das Risiko gastrointestinaler Nebenwirkungen<br />
ist natürlich deutlich geringer<br />
als bei einer systemischen Anwendung<br />
von NSAR. Außerdem kann eine Therapie<br />
mit lokaler Anwendung von Capsaicin versucht<br />
werden. Das Ergebnis von zwei<br />
randomisierten Studien wies darauf hin,<br />
dass Capsaicin Placebo hinsichtlich einer<br />
klinischen Besserung überlegen war.<br />
Bei einer notwendigen systemischen<br />
Schmerztherapie ist <strong>der</strong> Wirkstoff Paracetamol<br />
(bis zu vier Gramm pro Tag), aufgrund<br />
des deutlich besseren Nebenwirkungsprofils<br />
gegenüber NSAR, zu<br />
bevorzugen. Eine Hepatotoxizität ist in<br />
den empfohlenen therapeutischen Dosierungen<br />
nicht zu erwarten. Eine Hepatotoxizität<br />
bei gleichzeitigem Alkoholgenuss<br />
ist zu beachten. Das Risiko<br />
gastrointestinaler und renaler Nebenwirkungen<br />
ist unter Paracetamol in den empohlenen<br />
Dosierungen gering. Auch kardiovaskuläre<br />
und zerebrovaskuläre<br />
Nebenwirkungen, die bei NSAR auftreten<br />
können, wurden für Paracetamol bislang<br />
nicht beschrieben.<br />
Ist jedoch <strong>der</strong> Behandlungserfolg mit<br />
Paracetamol und topischen NSAR unbefriedigend,<br />
kann auf systemische NSAR,<br />
die laut Studien Paracetamol hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> analgetischen Wirkung überlegen<br />
sind, zurückgegriffen werden. Die Dosis<br />
sollte jedoch so niedrig wie möglich und<br />
die Therapiedauer so kurz wie notwendig<br />
gewählt werden. Wichtig in diesem Zusammenhang<br />
ist, dass das Risiko für gastrointestinale<br />
Nebenwirkungen von NSAR<br />
einerseits abhängig von <strong>der</strong> Dosis ist und<br />
an<strong>der</strong>erseits mit steigendem Alter <strong>der</strong> Patienten<br />
zunimmt. Hinzugefügt sei noch,<br />
dass die Wirksamkeit und die Toxizität<br />
verschiedener NSAR eine große interindividuelle<br />
Variabilität aufweisen.<br />
Bei Patienten mit erhöhtem gastrointestinalem<br />
Blutungsrisiko, wie etwa bei Patienten<br />
unter Antikoagulation o<strong>der</strong> unter Kortisontherapie<br />
vor allem im höheren Alter,<br />
sollte auf eine adäquate Gastroprotektion<br />
geachtet werden. Zu diesem Zweck kann<br />
sowohl ein Protonenpumpenhemmer als<br />
auch Misoprostol verschrieben werden.<br />
COX-2-Hemmer können in manchen<br />
Fällen als Alternative zur Kombination aus<br />
traditionellem NSAR und Gastroprotektion<br />
eingesetzt werden. So konnte gezeigt werden,<br />
dass das Risiko einer gastrointestinalen<br />
Nebenwirkung unter COX-2-Hemmern <strong>der</strong><br />
von Paracetamol ähnlich ist. Zudem ist die<br />
analgetische Wirkung von COX-2-Hemmern<br />
<strong>der</strong> von traditionellen NSAR gleichwertig.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> kürzlich beschriebenen<br />
kardiovaskulären Nebenwirkung sind<br />
bei Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren<br />
nichtselektive NSAR mit Vorsicht<br />
anzuwenden, COX-2-Hemmer gelten sogar<br />
als kontraindiziert.<br />
Symptomatic Slow Acting Drugs for<br />
Osteoarthritis (SYSADOA)<br />
Eine weitere Medikamentengruppe, die in<br />
<strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Arthrose eingesetzt<br />
wird, sind die sogenannten „symptomatic<br />
slow acting drugs for osteoarthritis“ (SYS-<br />
ADOAs). Dazu zählen: Glucosamin, Chondroitinsulfat<br />
und Diacerhein. Glucosamin<br />
und Chondroitinsulfat zeichnen sich dadurch<br />
aus, dass sie im Gegensatz zu Diacerhein<br />
(Diarrhö) keine Nebenwirkungen<br />
haben. Die Datenlage zur Wirksamkeit<br />
dieser Substanzen ist aber, beson<strong>der</strong>s in<br />
Hinblick auf die Therapie <strong>der</strong> FPA, als kontroversiell<br />
zu bezeichnen. So wurde beschrieben,<br />
dass diese Medikamente lei<strong>der</strong><br />
nicht den erhofften knorpelaufbauenden<br />
Effekt besitzen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
konnte aber ein symptomatischer Effekt<br />
bei <strong>der</strong> Schmerzreduktion gezeigt werden.<br />
Und eine Studie fand sogar heraus, dass es<br />
unter Chondroitinpolysulfat zu einer Vermin<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> radiologischen Progredienz<br />
<strong>der</strong> FPA kam. Für Diacerhein gibt es<br />
bis dato keine FPA-spezifischen Untersuchungen.<br />
Eine analgetische Wirkung ist jedoch<br />
bei Patienten mit Hüft- und Kniegelenkarthrose<br />
beschrieben.<br />
Chirurgischer Eingriff und intraartikuläre<br />
langwirksame Steroide<br />
Eine intraartikuläre Applikation von Kortikoiden<br />
kann nach Ausschöpfung aller<br />
bisher beschriebenen konservativen Therapieoptionen<br />
für punktierbare (z. B. Trapeziometakarpal-)<br />
Gelenke überlegt werden.<br />
Gleichermaßen sollten operative<br />
Maßnahmen bei Patienten mit wie<strong>der</strong>kehrenden<br />
Schmerzen und Funktionseinschränkungen<br />
(vor allem bei <strong>der</strong> Daumengrundgelenkarthrose)<br />
erwogen werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Fingerpolyarthrose ist eine nicht zu<br />
unterschätzende Erkrankung, die zu<br />
erheb lichen Behin<strong>der</strong>ungen und Einschränkung<br />
<strong>der</strong> Lebensqualität führen<br />
kann. Ist die Diagnose gestellt, ist gemeinsam<br />
mit dem Patienten ein therapeutisches<br />
Konzept zu erstellen. In diesem haben<br />
sowohl nichtpharmakologische<br />
(Funktionstraining, Übungen, ...) als auch<br />
pharmakologische Therapieformen eine<br />
große Bedeutung. Ziel sollte es sein, die<br />
Symptome <strong>der</strong> Patientinnen und Patienten<br />
zu verringern und die Funktion <strong>der</strong><br />
Gelenke zu erhalten o<strong>der</strong> bei fortgeschrittenen<br />
Formen <strong>der</strong> Fingerpolyarthrose sogar<br />
zu verbessern.<br />
•<br />
Kontakt:<br />
Dr. Thomas Karonitsch<br />
Klinische Abteilung für Rheumatologie, Klinik für Innere<br />
Medizin III, Medizinische Universität Wien<br />
thomas.karonitsch@meduniwien.ac.at<br />
Lecture Board:<br />
Prim. Dr. Burkhard F. Leeb, Stockerau<br />
Prim. Dr. Ernst Wagner, Baden<br />
Dr. Hans Walek, Wien<br />
Redaktion<br />
Inge Smolek<br />
SpringerMedizin.at<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.SpringerMedizin.at/fortbildung<br />
rheuma plus © Springer-Verlag<br />
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