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W<br />

Band 8 / Heft 6<br />

www.springer.at/wmw-skriptum<br />

ISSN Print 1613-3803<br />

P. b. b. Verlagspostamt 1201 Wien<br />

03Z035235<br />

06/11<br />

SpringerMedizin.at/schwerpunkt/oekg-2011<br />

SpringerMedizin.at/schwerpunkt/oekg-2011<br />

skriptum<br />

<strong>Kongressjournal</strong><br />

wmw Wiener Medizinische Wochenschrift<br />

25. bis 28. Mai 2011, Salzburg Congress<br />

Jahrestagung 2011<br />

der Österreichischen<br />

Kardiologischen Gesellschaft<br />

Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Irene Lang


Wenn Wünsche reifen …<br />

Die Fixkombination<br />

- für effizientes Blutdruckmanagement 1,2<br />

- mit 2 bewährten Wirkprinzipien 3,4<br />

- bei ausgezeichneter Verträglichkeit 5,6<br />

Enalapril und Lercanidipin 10/10 mg und 20/10 mg<br />

BOX<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 30<br />

IHR ÖSTERREICHISCHER PARTNER<br />

IM BLUTDRUCKMANAGEMENT


inhalt<br />

06/11<br />

Inhalt<br />

brief der herausgeberin<br />

4 Editorial<br />

I. Lang<br />

beiträge<br />

6 Herzinfarktregister<br />

F. Weidinger, Wien<br />

8 Transradialer Zugang beim akuten Koronarsyndrom<br />

J. Altenberger, Salzburg<br />

11 Telemedizinische Betreuung bei der Herzinsuffizienz<br />

Ch. Ebner, Linz<br />

14 Kardiale Dekompensation bei Patienten mit einem Vitium<br />

J. Mair, Innsbruck<br />

16 Der internistische Untersuchungsgang in der<br />

Sportmedizin<br />

R. Pokan, H. Gabriel, H. Hörtnagl, A. Podolsky, K. Vonbank und<br />

M. Wonisch, Wien<br />

18 Akute Herzinsuffizienz<br />

G. Pölzl, Innsbruck<br />

22 Vorhofflimmer-Ablation 2011<br />

B. Strohmer, Salzburg<br />

24 Burnout bei KardiologInnen<br />

W. Lalouschek, Wien<br />

26 Stress Echo/MR<br />

H. W. Schuchlenz, Graz<br />

29 Immunsystem und Atherosklerose<br />

Ch. Binder, Wien<br />

31 Aktuelle Reanimations-Guidelines<br />

F. Geyrhofer, Linz<br />

31 Schlafbezogene Atemstörungen bei Herzinsuffizienz<br />

P. Dolliner, Wien<br />

Jahrestagung der<br />

Österreichischen<br />

Kardiologischen<br />

Gesellschaft<br />

25. bis 28. Mai 2011,<br />

Salzburg<br />

Salzburger Dom<br />

34 Pharma News<br />

25 Impressum<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 3


ief der herausgeberin<br />

Willkommen in Salzburg!<br />

Sehr geehrte FreundeInnen und Mitglieder der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft,<br />

sehr geehrte LeserInnen!<br />

Ich freue mich Sie zur Jahrestagung 2011 wieder in Salzburg begrüßen zu dürfen. Diesmal ist es das<br />

letzte Mal, dass ich für Sie diese Veranstaltung anführen und thematisch ausformen darf, da meine<br />

Verpflichtung als Präsidentin der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft zu Ende geht. Ich darf<br />

allerdings auch heuer wieder hervorragende Ergebnisse österreichischer Herz-Kreislaufforscher in der<br />

traditionellen wissenschaftlichen Highlightssitzung, am Freitag, den 27. Mai 2011 präsentieren.<br />

UNIV.-PROF. DR.<br />

IRENE LANG<br />

Die wissenschaftlichen Aktivitäten österreichischer Herz-Kreislaufforscher und Kardiologen sind in den<br />

vergangenen Jahren gewachsen und finden heuer in 183 eingereichten und 164 zur Präsentation<br />

angenommenen Abstrakts ihren Niederschlag. Dazu kommt, dass heuer drei Preise für Herz-Kreislaufforschung<br />

angeboten werden: der traditionelle Kardiologenpreis, der Max-Schaldach-Preis für<br />

Rhythmologie und, erstmalig, der HANS und BLANCA MOSER FÖRDERUNGSPREIS auf dem Gebiet<br />

der kardiologischen Forschung. Letzterer wird von der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft<br />

im Namen der Hans und Blanca Moser-Stiftung zur Förderung der Ausbildung von Krebs- und<br />

HerzspezialistInnen ausgeschrieben. Für den Kardiologenpreis gab es 16 in peer-reviewten Journalen<br />

publizierte Arbeiten, für die Hans und Blanca Moser-Stiftung 12 publizierte Arbeiten, die zur Begutachtung<br />

eingereicht wurden.<br />

Das nun vorliegende WMW-Skriptum beinhaltet Vorträge dieser Jahrestagung, von denen einige Bezug<br />

nehmen auf die separat eingereichten Forschungspreise und repräsentiert damit die Forschungsleistungen<br />

des Jahres 2010 in Österreich.<br />

Die wissenschaftliche Hauptthemen der heurigen Jahrestagung beinhalten im Bereich der Grundlagenforschung<br />

Thrombozytenfunktion, Atherosklerose und Atherothrombose und myokardiale Regeneration.<br />

Im Bereich der klinischen Forschung stehen Radiofrequenzablation, Telemedizin, kardiovaskuläre<br />

Risikofaktoren, Tako-Tsubo-Kardiomyopathie und perkutaner Klappenersatz im Mittelpunkt.<br />

Mein Dank gilt dem Programmkomitee, bestehend aus Univ.-Doz. Dr. Bernhard Metzler, Univ.-Prof. Dr.<br />

Burkert Pieske, Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Xaver Roithinger und Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Weidinger,<br />

die das Programm zusammengestellt haben und zusammen mit den Arbeitsgruppen relevante<br />

Thematiken anhand ausgewählter Fällen in FOKUS-Sitzungen aufbereitet haben. Letztere orientieren<br />

sich an den Fokussitzungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, die das Ziel haben,<br />

kardiovaskuläre Problematiken des klinischen Alltags anhand der etablierten Guidelines umzusetzen<br />

und zu diskutieren. Diese Problemkreise wurden von den Arbeitsgruppen vorgegeben und umfassen<br />

koronare Revaskularisierung, Myokardinfarkt, Vorhofflimmern, Synkope, angeborene Vitien im<br />

Erwachsenenalter, bildgebende Verfahren in der Kardiologie und Herzinsuffizienz. Im Rahmen der<br />

Fallpräsentationen werden die neuen Positionspapiere MR/CT und TAVI miteinbezogen werden, ebenso<br />

wie der multi-disziplinär abgefasste und im Jahr 2010 gedruckte Lipidkonsensus.<br />

Wichtig für uns ist die multidisziplinäre Teilnahme der uns nahestehenden Herz- und Thoraxchirurgen,<br />

Radiologen, Kinderkardiologen, Psychokardiologen, Internisten, Fachärzte für Allgemeinmedizin,<br />

Pflegepersonen und unserer Medizin- und PhD-Studenten.<br />

Ich bin überzeugt, dass die Qualität und die Vielfalt der eingereichten Beiträge einen spannenden<br />

Kongress garantieren.<br />

Univ.-Prof. Dr. Irene Lang<br />

Für das Programmkomitee 2011 und die Arbeitsgruppen der ÖKG<br />

4 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


Aclop®<br />

Clopidogrel<br />

®<br />

Herz ASS<br />

Acetylsalicylsäure<br />

+ + NEU + +<br />

Clopidogrel + ASS<br />

in einer Verpackung<br />

(nur 1 Rezeptgebühr)<br />

Zwei Trümpfe<br />

in einer Hand<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 20<br />

Ihr österreichischer Partner<br />

im Bereich Innere Medizin<br />

01/02.11


ökg 2011<br />

Franz Weidinger, Wien<br />

Herzinfarktregister<br />

Wichtige Erkenntnisquelle<br />

Die Grundlage für die Anwendung und<br />

Empfehlung einer Behandlungsmethode<br />

beruht auf randomisierten Studien, Meta-<br />

Analysen und Registern. Randomisierte<br />

Studien können die Wirksamkeit und Sicherheit<br />

einer Therapie beweisen, haben<br />

jedoch den Nachteil, dass die Ergebnisse<br />

aufgrund von Ausschlusskriterien nicht<br />

auf das gesamte Patientenkollektiv des klinischen<br />

Alltags zutreffen. Prospektive Register<br />

haben den Vorteil, unselektierte Patienten<br />

in der „realen Welt“ zu untersuchen<br />

und damit die klinische Praxis wiederzuspiegeln<br />

(Tab. 1). Dementsprechend werden<br />

Registerdaten in Leitlinien als „Evidenzniveau<br />

C“ eingestuft. Diese machen<br />

in STEMI-Guidelines einen hohen Anteil<br />

von 47 % aller Empfehlungen aus, Evidenzniveau<br />

A hingegen nur 13 % (Tricoci<br />

et al., JAMA 2009;301:831).<br />

Die Teilnahme an kardiologischen Registern<br />

erfolgt in Österreich auf freiwilliger<br />

Basis. Dementsprechend kritisch wird deren<br />

Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit in<br />

der kardiologischen Gemeinschaft beurteilt,<br />

bedeutet sie doch meistens viel Arbeit<br />

für jene, die Daten eingeben. Deshalb<br />

müssen die Ziele und Inhalte eines Registers<br />

sorgfältig unter den teilnehmenden<br />

Zentren bzw. innerhalb der Arbeitsgruppe<br />

und der Fachgesellschaft besprochen und<br />

klare Regeln und Vorgangsweisen festgelegt<br />

werden (Tab. 2).<br />

Abb. 1: Akut PCI-Register der ÖKG: erfasste Patienten 2005-2010 (Status: 01-04-2011)<br />

Tabelle 1<br />

Studien und Register:<br />

Stärken und Schwächen<br />

Studien<br />

Beweist Effektivität u. Sicherheit<br />

Stärken Kein Bias<br />

Schwächen<br />

Akut PCI Register der ÖKG<br />

Erfasste Patienten 2005-2010 (Status: 01-04-2011)<br />

Primär PCI<br />

8345 (70.6 %)<br />

STEMI<br />

9112 (77.1 %)<br />

Kurze Dauer<br />

Nicht verallgemeinerbar<br />

Teuer<br />

Crossover<br />

Viele Ausschlüsse<br />

z. B. Hochrisikopat.<br />

Rescue PCI<br />

479 (4.1 %)<br />

Modifiziert nach: Brown et al, Nat Clin Pract Cardiovasc Med 2008<br />

„Akut PCI“<br />

(n=11814)<br />

Facilitated PCI<br />

219 (1.8 %)<br />

NSTEMI<br />

2702 (22.9 %)<br />

Post-Lyse PCI<br />

79 (0.7 %)<br />

Teilnehmer: n= 22 (von 29 PPCI-durchführenden Zentren) Dörler et al, 2010<br />

Register<br />

Volles Patientenspektrum<br />

Anwendung von Therapien<br />

Outcome<br />

„Unmeasured confounders“ = Bias<br />

Falsche Rückschlüsse<br />

Niedrige Datenqualität<br />

„Akut-PCI Register“<br />

Zur Person<br />

Seit 2005 wird von der ÖKG ein „Akut-PCI<br />

Register“ geführt, an dem bis zu 24 PCI-<br />

Zentren aus ganz Österreich teilgenommen<br />

haben. Derzeit sind knapp 12000 PatientInnen<br />

mit Indikationen für eine „akute<br />

PCI“ erfasst: ST-Hebungsinfarkte (STEMI),<br />

die mit Primär-PCI behandelt werden;<br />

Nicht-ST-Hebungsinfarkte (NSTEMI), die<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Weidinger<br />

2. Medizinische Abteilung mit allgemeiner und internistischer<br />

Intensivmedizin<br />

Krankenanstalt Rudolfstiftung<br />

Juchgasse 25<br />

1030 Wien<br />

Fax: ++43/1/711 65-2209<br />

E-Mail: franz.weidinger@wienkav.at<br />

eine „früh-invasive“ (< 72 h) Abklärung<br />

erhalten und PatientInnen nach erfolgreicher<br />

Lyse oder nach Lyseversagen<br />

(Abb.1).<br />

Rezente Daten (Dörler et al, Wien Klin<br />

Wochenschr 2010; 122: 220-228) zeigen<br />

eine Spitalsmortalität von 5 % für die Primär-PCI<br />

bei STEMI in Österreich. Im Zeitraum<br />

von 2005-2009 konnten wichtige<br />

Qualitätsmerkmale der P-PCI, wie die<br />

door-to-balloon-time (D2B) und die antithrombotische<br />

Vorbehandlung mit ASS,<br />

Heparin und Clopidogrel, signifikant verbessert<br />

werden (Abb. 2 und 3). Auch die<br />

akute angiographische Erfolgsrate, ausgedrückt<br />

als TIMI-Fluss 2+3 nach P-PCI,<br />

konnte mit 94 % als vergleichbar gut mit<br />

6 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

Door-toballoon<br />

time<br />

1st med.<br />

contact to<br />

balloon<br />

Pain to 1st<br />

medical<br />

contact<br />

Total ischemic<br />

time<br />

Abb. 2: Delays in PPCI (Akut PCI Register der ÖKG)<br />

percent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Delays in PPCI (Austrian Acute PCI Registry)<br />

62 (40-93)<br />

53 (30-83)<br />

48 (30-75)<br />

115 (76-170)<br />

110 (80-180)<br />

110 (80-157)<br />

90 (30-217)<br />

77 (30-197)<br />

73 (30-182)<br />

231 (155-420)<br />

210 (144-383)<br />

215 (147-385)<br />

p < 0.01<br />

p = 0.25<br />

p = 0.08<br />

0 50 100 150 200 250<br />

Dörler et al, Wien Klin Wochenschr 2010; 122: 220-8<br />

Antithrombotic therapy<br />

before reaching the cath lab (2006-2008)<br />

p < 0,003<br />

p < 0,001<br />

82,5 84,6 86,3 85,4 91,5 91,8<br />

• 2005<br />

• 2007<br />

• 2009<br />

• 2008<br />

• 2007<br />

• 2006<br />

p < 0,001<br />

19,1 12,8<br />

ASS/Heparin Clopidogrel GPIIb/IIIa<br />

Kruskal-Wallis Test<br />

7,3<br />

p = 0.24<br />

messen, die in den regionalen Infarkt-<br />

Netzwerken zur Verbesserung der Reperfusionstherapie<br />

getroffen wurden. Das gemeinsame<br />

Interesse an Versorgungs- und<br />

Datenqualität bildet für ein so wichtiges<br />

Gebiet wie die Infarktversorgung ein gewichtiges<br />

Argument, das trotz der Freiwilligkeit<br />

zu einer starken Motivation und hohen<br />

Teilnahmequote führen sollte.<br />

Vorbilder für die Tradition freiwilliger<br />

kontinuierlicher Registerführung über<br />

viele Jahre sind die skandinavischen Länder,<br />

vor allem Schweden, die auch in zahlreichen<br />

Publikationen wegweisende Erkenntnisse<br />

für die Infarktversorgung wie<br />

auch für die PCI insgesamt hervorgebracht<br />

haben.<br />

Randomisierte Studien und<br />

Register als komplementär<br />

betrachten<br />

Register und randomisierte Studien (RCT)<br />

sollten als komplementär betrachtet werden:<br />

beide sind notwendig und wegweisend<br />

für die klinische Entscheidungsfindung.<br />

Register unterstützen die Umsetzung<br />

von Guidelines und RCT-Ergebnissen<br />

in die klinische Praxis. Sie zeigen<br />

die Wirkung und die Sicherheit neuer Therapien<br />

in der „realen Welt“ auf und helfen,<br />

das „Outcome“ und die Komplikationen<br />

zu erfassen. Neue Therapien und Verfahren,<br />

wie die Antiplättchensubstanzen Prasugrel<br />

und Ticagrelor, die Thrombusabsaugung<br />

oder der radiale Zugang, werden<br />

oft auf Basis einzelner Studien oder „Single<br />

center“-Studien (Evidenzniveau B)<br />

empfohlen und bedürfen einer genauen<br />

Kontrolle ihrer initialen Anwendung in<br />

Abb. 3: Antithrombotic therapy before reaching the cath lab (2006-2008)<br />

anderen nationalen und internationalen<br />

Registern dokumentiert werden (Abb. 4).<br />

Vorbild Schweden<br />

Die Frage, ob wir ein Herzinfarktregister<br />

dieser Art brauchen, wird in der Arbeitsgruppe<br />

Interventionelle Kardiologie der<br />

ÖKG jedes Jahr neu diskutiert und einvernehmlich<br />

beschlossen.<br />

Grundsätzlich ist das Akut-PCI Register<br />

die einzige österreichweite Datenquelle,<br />

die über die Qualität dieser lebensrettenden<br />

PCI-Indikation Auskunft gibt. Darüberhinaus<br />

kann man den Verlauf verschiedener<br />

Parameter von Jahr zu Jahr verfolgen<br />

und damit den Erfolg jener Maßnahmen<br />

Tabelle 2<br />

Qualitätsmerkmale klinischer Register<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

Standardisierte Datensammlung (einheitliche Definitionen)<br />

Feedback an teilnehmende Institutionen (Benchmark Reports)<br />

Ernennung von Datenbeauftragten oder Steering Committee<br />

Anerkennung durch Ethik-Kommission<br />

Elektronische Datenerfassung, einfaches Datenblatt, Plausibilitätskontrollen, Pflichtfelder<br />

Konsekutiver Patienteneinschluss<br />

„Audit“ von zumindest kleiner random. Auswahl an Zentren<br />

Zentralisierte Datenerfassung, Datensicherung und statistische Analyse<br />

Transparenz im Umgang mit Daten und deren Publikation<br />

Mod. nach: Gitt et al, Eur Heart J 2010;31:525-9<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 7


ökg 2011<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

73 %<br />

TIMI Flow vor und nach Primär-PCI<br />

Akut PCI Register der ÖKG<br />

75 %<br />

TIMI 2 + 3<br />

´06 & ´07 = 93,6 %<br />

´08 & ´09 = 94,5 %<br />

87 % 88 %<br />

Limitationen von Registern sind vor allem<br />

„vermengende Faktoren“, die auch mit<br />

aufwändigen statistischen Verfahren wie<br />

Regressionsanalysen nicht gänzlich korrigiert<br />

werden können, weiters die nicht<br />

randomisierte Zuteilung zu einer bestimmten<br />

Therapieform. Mangelnde Repräsentativität<br />

der Daten ist ein weiterer<br />

Kritikpunkt, da nicht alle Zentren teilnehmen<br />

und die teilnehmenden Zentren eine<br />

Positivselektion durch hohe Standards<br />

und Motivation darstellen können.<br />

Qualitätsmerkmal<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

• 2006-2007<br />

• 2008-2009<br />

27 / 25 %<br />

{<br />

Abb. 4: TIMI Flow vor und nach Primär-PCI (Akut PCI Register der ÖKG)<br />

der klinischen Praxis. Mögliche Komplikationen,<br />

die den RCTs durch Selektions-<br />

Bias entgehen, können in Registern erfasst<br />

werden.<br />

17 % 16 %<br />

10 % 9 %<br />

1 % 1 % 5 % 6 % 7 % 5 %<br />

0-1 2 3 no reflow 0-1 2 3<br />

vor<br />

nach<br />

Gut geführte Register sind auch ein Qualitätsmerkmal<br />

nach außen: für eine Abteilung,<br />

für ein Netzwerk, wie auch für eine<br />

Fachgesellschaft (ÖKG) und ein Land und<br />

Mitglied der Europäischen Kardiologischen<br />

Gesellschaft (ESC), die immer wieder<br />

von ihren Mitgliedern Daten erfragt,<br />

um ein gesamteuropäisches Bild der Herzinfarktversorgung<br />

herzustellen und zu publizieren.<br />

Nicht zuletzt sind Register auch<br />

eine wichtige Quelle für neue Ideen, wissenschaftliche<br />

Fragestellungen und gemeinsame<br />

Publikationen, die eine Präsenz<br />

und Sichtbarmachung der<br />

österreichischen Leistungen auf diesem<br />

Gebiet gewährleisten.<br />

•<br />

Johann Altenberger, Salzburg<br />

Transradialer Zugang beim akuten Koronarsyndrom<br />

Signifikante Reduktion von Blutungen<br />

Die Anwendung antithrombotischer und<br />

antiaggregatorischer Substanzen im Zusammenhang<br />

mit invasiven Eingriffen zur<br />

Behandlung von akuten koronaren Syndromen<br />

führt zu einer Zunahme von Blutungskomplikationen.<br />

Periprozedurale Blutungen verschlechtern<br />

dosisabhängig die Prognose<br />

von Patienten mit akuten koronaren Syndromen.<br />

Aus einer rezenten Untersuchung von<br />

Verheugt zeigt sich, dass relevante Blutungen<br />

(TIMI major und minor) bei ACS-Patienten<br />

zu 39,6 % mit dem Zugangsweg assoziiert<br />

sind.<br />

Seit der Etablierung der radialen Angiographie<br />

durch F. Kiemenij wird auf den<br />

Vorteil des transradialen Zuganges zur<br />

Vermeidung von Blutungskomplikationen<br />

hingewiesen, was insbesondere bei akuten<br />

koronaren Syndromen von entscheidender<br />

Bedeutung sein könnte. Bis vor<br />

kurzem konnten wir zwar auf zahlreiche,<br />

zumeist aber nur kleinere randomisierte<br />

und nicht randomisierte Studien zu diesem<br />

Thema zurückgreifen. Metaanalysen<br />

aus diesen Studien suspizierten eine signifikante<br />

Reduktion von Major Bleeding und<br />

MACE.<br />

Vor- und Nachteile des radialen<br />

Zugangs<br />

Im Rahmen dieser Datenlage hat sich der<br />

radiale Zugang bis dato nicht breit durchgesetzt.<br />

Gemäß Euro-Heart-Survey PCI-<br />

Registry werden in Europa lediglich 13,5 %<br />

der ACS-Patienten über einen radialen<br />

Zugang interventiert. Die Gründe für das<br />

Meiden dieses Zugangswegs sind mannigfaltig.<br />

Die radiale Route weist einige Tücken<br />

auf, mit denen man mit entsprechender<br />

Erfahrung nach Durchlaufen einer<br />

Lernkurve allerdings gut umzugehen<br />

lernt.<br />

Anfangs kämpft man mit Radialisspasmen<br />

und der Anatomie dieses Zuganges.<br />

Dies erfordert gerade initial Zeit sowie Geduld<br />

und geht auch mit einer höheren Bestrahlung<br />

für Arzt und Patient einher. Man<br />

rechnet mit10 % Access failure bei den ersten<br />

50 Fällen. Nach 1000 Prozeduren liegt<br />

dieser Prozentsatz bei 1 %. Auch die Limitation<br />

auf kleinere Führungskatheter bis<br />

zu 6 French hält Interveneure davon ab<br />

von radial zu arbeiten.<br />

Dem muss man entgegenhalten, dass<br />

mit der heute vorhandenen Kathetertechnologie<br />

die meisten Interventionen inklusive<br />

Rotablationen (bis 1,75 burr) mit 6<br />

French gut und sicher machbar sind.<br />

Postinterventionell kommt es in einem<br />

Prozentsatz von 5–10 % zu einem meist<br />

8 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


Cardiac mortality benefit<br />

ACS defined as a composite of ACS-STEMI (ST-elevated Myocardial Infarction) - ACS-NSTEMI (Non ST-elevated Myocardial Infarction) and unstable angina.<br />

Biolimus A9, BA9 and BioMatrix Flex are trademarks or registered trademarks of Biosensors International Group, Ltd.<br />

All cited trademarks are the property of their respective owners.<br />

Not available for sale in the United States and certain other countries.<br />

© 2011 Biosensors International Group, Ltd. All rights reserved.<br />

The drug designed exclusively for DES use<br />

Biolimus A9 and BA9 are trademarks or registered trademarks of Biosensors International Group, Ltd. - © 2011 Biosensors International Group, Ltd. All rights reserved.<br />

www.biosensors.com


ökg 2011<br />

Abb. 1: Nur erfahrene Radialis-Interveneure sollten sich an<br />

Patienten mit ACS heranwagen<br />

Es gilt aber auch die vielen kleineren<br />

Komplikationen insbesondere am femoasymptomatischen<br />

Verschluss der Arteria<br />

radialis. Diese Verschlussrate kann einerseits<br />

durch eine ausreichende periprozedurale<br />

Heparinisierung und andererseits<br />

durch eine vorsichtige postinterventionelle<br />

Kompression der Punktionsstelle mit<br />

Vermeiden einer lang anhaltenden exzes-<br />

Zur Person<br />

siven Okklusion der Arterie<br />

deutlich vermindert werden.<br />

RIVAL-Studie<br />

Tabelle 1<br />

Primäre und sekundäre Endpunkte aus der RIVAL-Studie<br />

Radial (n = 3507) % Femoral (n = 3514) % HR 95 % CI P<br />

Primary Outcome<br />

Death, MI, Stroke,<br />

Non-CABG Major 3,7 4,0 0,92 0,72-1,17 0,50<br />

Bleed<br />

Secondary Outcomes<br />

Death, MI, Stroke 3,2 3,2 0,98 0,77-1,28 0,90<br />

Non-CABG Major<br />

Bleeding<br />

0,7 0,9 0,73 0,43-1,23 0,23<br />

OA Dr. Johann Altenberger<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin II<br />

Kardiologie und internistische Intensivmedizin<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität<br />

Müllner Hauptstraße 48<br />

5020 Salzburg<br />

Fax: ++43/662/4482-4111<br />

E-Mail: j.altenberger@salk.at<br />

In der ganz rezent publizierten<br />

prospektiven RIVAL-Studie<br />

wurden 7021 NSTE-ACSund<br />

STEMI-Patienten zu<br />

einem femoralen oder einem<br />

radialen Zugang randomisiert<br />

(Lancet 2011 published<br />

online). Es handelte sich zu<br />

einem großen Teil um Patienten<br />

aus der CURRENT-<br />

OASIS-7-Studie.<br />

Im Setting des ACS<br />

konnte die radiale Angiographie<br />

sicher durchgeführt<br />

werden, allerdings war in<br />

7,6 % aller radialen Prozeduren<br />

ein Cross-over zu femoral<br />

erforderlich.<br />

Nach 30 Tagen Beobachtungszeit<br />

zeigte sich überraschenderweise<br />

kein signifikanter<br />

Unterschied im<br />

primären Endpunkt (Tod,<br />

Myokardinfarkt, Schlaganfall,<br />

non-CABG related Blutungen). Die<br />

einzelnen Komponenten des primären<br />

Endpunktes zeigten sich in den sekundären<br />

Analysen auch nicht signifikant unterschiedlich<br />

(Tab. 1). Nach Analyse der<br />

Blutungen gemäß den Acuity major-Blutungskriterien<br />

zeigte sich erwartungsgemäß<br />

eine signifikante Reduktion von<br />

Blutungen in der radialen Gruppe, wobei<br />

insbesondere Komplikationen am Zugang<br />

reduziert wurden. Erwähnenswert ist die<br />

überraschend niedrige Eventrate an<br />

schweren Blutungen (major bleedings).<br />

Bei der Power-Kalkulation der Studie war<br />

man von einer Eventrate von 5 % major<br />

bleeding ausgegangen, letztlich wurden in<br />

der femoralen Gruppen nur 0,9 % verzeichnet.<br />

Nach den Ergebnissen der Subgruppenanalysen<br />

profitieren Patienten mit<br />

STEMI (27,9 % des Patientenkollektives)<br />

sehr wohl vom radialen Zugang. Sowohl<br />

der kombinierte primäre Endpunkt als<br />

auch Tod sowie Tod, MI und Schlaganfall<br />

wurden in der radialen STEMI-Gruppe signifikant<br />

reduziert.<br />

Weiters zeigte sich, dass ACS-Patienten<br />

dann signifikant vom radialen Zugang<br />

profitiert haben, wenn sie in high volume<br />

Radialis-PCI-Zentren behandelt wurden.<br />

Die Interveneure in dieser Studie hatten<br />

im Schnitt ein jährliches Volumen von 300<br />

Eingriffen pro Jahr (Diagnostik und Interventionen<br />

zusammen), wobei in 40 % der<br />

radiale Zugang gewählt wird. Als high volume<br />

Radialis-PCI-Zentrum wurde lediglich<br />

eine radiale Frequenz von > 140 Eingriffen/Jahr<br />

und Operateur gefordert.<br />

Interessanterweise und wider Erwarten<br />

haben laut RIVAL Ältere und Übergewichtige<br />

vom radialen Zugang nicht profitiert.<br />

Auch war die Hospitalisierungsdauer<br />

nicht unterschiedlich. Die Patienten zeigten<br />

allerdings eine klare Präferenz für den<br />

radialen Zugang.<br />

Succus<br />

Der radiale Zugang beim ACS ist sicher<br />

und effektiv und wird von den Patienten<br />

klar bevorzugt. Die Erfahrung der Interveneure<br />

spielt allerdings eine große Rolle,<br />

um harte Endpunkte zu beeinflussen<br />

(Abb. 1). Daher ist zu fordern, dass sich lediglich<br />

erfahrene Radialis-Interveneure<br />

an Patienten mit ACS heranwagen.<br />

Wenn es wirklich zutrifft, dass insbesondere<br />

STEMIs vom radialen Zugang<br />

profitieren, dann muss man ein große,<br />

entsprechend gepowerte prospektive randomisierte<br />

Untersuchung nach dem Vorbild<br />

der RIVAL-Studie fordern, die lediglich<br />

STEMIs einschließt.<br />

10 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

Der betreuende Arzt im Krankenhaus<br />

kann über eine gesicherte Website zu jedem<br />

beliebigen Zeitpunkt die Daten abrufen.<br />

Schrittmacherspezifische Parameter<br />

(besonders Rhythmusinformationen), Paralen<br />

Zugangsweg zu objektivieren, da<br />

diese, obwohl sie meistens nicht den Kriterien<br />

für major bleedings gerecht werden,<br />

für Patienten mit großen Unannehmlichkeiten<br />

einhergehen können.<br />

In Österreich läuft dazu die prospektiv<br />

randomisierte multizentrische AUSTRA-<br />

DIAMI-Studie. Hierbei werden 340 ACS-<br />

Patienten mit der Indikation zu einer ad<br />

hoc-PCI zu einem radialen versus femoralen<br />

Zugang randomisiert. Als primärer<br />

Endpunkt wurde eine Composit an klinisch<br />

relevanten Komplikationen am Zugang<br />

definiert, die in sekundären Endpunkten<br />

in seine Komponenten auf-<br />

geschlüsselt werden. Außerdem wird die<br />

Bestrahlung insbesondere für den Operateur<br />

mittels elektronischen Dosimetern<br />

untersucht. Das Outcome der Patienten<br />

(Tod, Schlaganfall, Reinfarkt) sowie evtl.<br />

Beschwerden an den Punktionsstellen<br />

wird nach 30 Tagen und nach 1 Jahr erhoben.<br />

•<br />

Christian Ebner, Linz<br />

Telemedizinische Betreuung bei der Herzinsuffizienz<br />

Herzinsuffizienz – eine Epidemie in der Kardiologie<br />

Abb. 1: Die Daten können vom Patienten aktiv gesendet oder passiv<br />

(meist während der Schlafphase) auf ein Übermittlungsgerät<br />

übertragen werden<br />

In den westlichen Industrieländern stellt<br />

die chronische Herzinsuffizienz (HI) bei<br />

zunehmend älter werdender Bevölkerungsstruktur<br />

ein evidentes Problem dar.<br />

Zur Person<br />

OA Dr. Christian Ebner<br />

2. Interne Abteilung mit Kardiologie<br />

Angiologie und Interner Intensivstation<br />

Krankenhaus der Elisabethinen Linz<br />

Fadingerstrasse 1<br />

4010 Linz<br />

Fax: +43/732/7676-3289<br />

E-Mail: christian.ebner@elisabethinen.or.at<br />

Da es sich um eine<br />

chronische Erkrankung<br />

handelt, sind es vor allem<br />

immer wiederkehrende<br />

stationäre Aufenthalte<br />

wegen<br />

kardialer Dekompensation<br />

eines der Hauptprobleme.<br />

Die Statistik<br />

Austria des Jahres 2009<br />

nennt 25.686 stationäre<br />

Herzinsuffizienzfälle,<br />

wobei 90 % älter als 65<br />

Jahre waren. 70 % der<br />

Behandlungskosten eines<br />

HI-Patienten entfallen<br />

auf Krankenhauskosten.<br />

ESC-Guidelines for<br />

Heart Failure 2008<br />

In den Guidelines wird<br />

neben der optimierten medikamentösen<br />

Therapie bei Herzinsuffizienz auch die Installation<br />

von „Heart Failure Management<br />

Programmes“ empfohlen (Class of recommendation<br />

I, level of evidence A). Telemonitoring<br />

wird dabei als eine der Möglichkeiten<br />

genannt.<br />

Verschiedene Arten des<br />

Telemonitorings<br />

Gruppe 1: Patienten mit Telemonitoringfähigen<br />

Schrittmachersystemen,<br />

die wegen moderat-fortgeschrittener<br />

Herzinsuffizienz (NYHA II-IV) und Schenkelblockbild<br />

im EKG einen biventrikulärer<br />

Schrittmacher mit oder ohne Defibrillatorfunktion<br />

(CRT-P, CRT-D) erhalten oder<br />

solche, die keinen Schenkelblock im EKG<br />

haben, aber die Indikation für einen Defibrillator<br />

(AICD). Nahezu alle Schrittmacherfirmen,<br />

die solche Geräte anbieten,<br />

ermöglichen eine Fernabfrage bzw.<br />

-überwachung mittels Telemonitoring.<br />

Die Daten werden telemetrisch auf ein<br />

externes, mit dem implantierten Schrittmacheraggregat<br />

kommunizierendes<br />

Übertragungsgerät gesendet und via Telefonleitung<br />

oder Mobilfunknetz auf einen<br />

sicheren Server weitergeleitet. Die Daten<br />

können vom Patienten aktiv gesendet<br />

oder passiv (meist während der Schlafphase)<br />

auf ein Übermittlungsgerät übertragen<br />

werden (Abb. 1), welches meistens<br />

in unmittelbarer Nähe des Schlafplatzes<br />

aufgestellt wird.<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 11


ökg 2011<br />

Abb. 2: Weiterführende Maßnahmen sind telefonische Kontaktaufnahme mit dem Patienten und<br />

Einleitung einer Therapieänderung oder Kontaktaufnahme mit dessen betreuenden Hausarzt und<br />

Besprechung weiterer Therapieschritte<br />

tientenaktivität und Informationen über<br />

den intrathorakalen Flüssigkeitsgehalt<br />

sind die wichtigsten Parameter.<br />

Im Sinne einer Telenachsorge könnte<br />

man dem Patienten unnötige Ambulanzkontrollen<br />

ersparen, falls sich aus den<br />

übermittelten Daten keine weitere Therapiekonsequenz<br />

ergibt (Kosten- und Ressourceneinsparungen).<br />

Gruppe 2: Patienten ohne<br />

Telemonitoring-fähige<br />

Schrittmachersysteme,<br />

die aber immer wieder wegen kardialer<br />

Insuffizienz stationär aufgenommen werden<br />

müssen. Diesem Patienten müssen<br />

medizinische Geräte (z. B. Waage, Blutdruckmesser)<br />

zur Verfügung gestellt werden,<br />

damit er seine Gesundheitsdaten erheben<br />

kann. Geräte zum Übertragen von<br />

EKG-Daten oder Sauerstoffsättigung sind<br />

ebenfalls möglich, aber je komplexer und<br />

aufwändiger der Kontrollmechanismus<br />

umso schwieriger wird es für den Patienten.<br />

Schließlich dürfen wir nicht vergessen,<br />

dass ein Großteil der Herzinsuffizienz-Patienten<br />

älter als 75 Jahre alt ist.<br />

Die gesammelten Daten müssen dann<br />

aktiv (Eingabe der Werte durch den Patienten)<br />

oder passiv (automatische Übernahme)<br />

in einem „Kommunikator“ gesammelt<br />

und über Telefonleitung oder<br />

Mobilfunknetz zum Server des Anbieters<br />

gesendet werden. Nach Aufarbeitung dieser<br />

Daten werden sie dem behandelnden<br />

Arzt über eine gesicherte, Passwort-geschützte<br />

Webseite zur Verfügung gestellt.<br />

Bei manchen Systemen kann man auch<br />

direkt mit dem Patienten über einen Bildschirm,<br />

im Sinne einer Telekonsultation,<br />

kommunizieren.<br />

Für beide Arten der telemonitorischen<br />

Überwachung belegen Studien eine Senkung<br />

der Morbidität und Mortalität. Trotzdem<br />

sind sie keine Notfallsysteme, und bei<br />

plötzlicher, akuter Verschlechterung des<br />

Gesundheitszustandes muss der Patient<br />

sich an seinen Haus- oder Vertrauensarzt<br />

wenden, da die Reaktionszeit des Telemonitoring-Systems<br />

nicht für die Abwicklung<br />

von Notfällen ausgelegt ist.<br />

Von der Studie zur praktischen<br />

Umsetzung – ELICARD<br />

Telemonitoring<br />

Seit Februar 2009 haben wir am Krankenhaus<br />

der Elisabethinen in Linz das ELI-<br />

CARD Telemonitoring System für die erweiterte<br />

Betreuung von Patienten mit<br />

fortgeschrittener Herzinsuffizienz im routinemäßigen<br />

Einsatz.<br />

Unter technischer Mithilfe des Austrian<br />

Institute of Technology (AIT) gelang<br />

es, die Erfassung von medizinischen Daten<br />

wie Blutdruck, Puls, Gewicht sowie<br />

Medikamenteneinnahme und subjektiver<br />

Befindlichkeit so einfach wie möglich zu<br />

gestalten. Dazu wurde ein Mobiltelefon<br />

mit NFC (Near Field Communication)-<br />

Technologie mittels Software modifiziert,<br />

so dass keine Werteeingabe in das Mobiltelefon<br />

notwendig ist. Die Übermittlung<br />

der vom Patienten erhobenen Daten erfolgt<br />

durch Berühren von Waage und Blutdruckmesser<br />

mit dem NFC-Mobiltelefon.<br />

Mittels spezieller Interaktionskarte kann<br />

der Patient auch die aktuellen Medikamente<br />

und die Befindlichkeit mitteilen. Es<br />

genügt eine Berührung von Symbolen auf<br />

dieser Karte, ohne dass der Patient einen<br />

einzigen Tastendruck am Mobiltelefon<br />

durchführen muss. Die Daten werden<br />

dann sofort automatisch an den AIT-Zentralserver<br />

weitergeschickt, aufgearbeitet<br />

und sind über eine Passwort-geschützte<br />

Webseite (www.elicard.at) abrufbar. Diese<br />

sehr vereinfachte, aber innovative Form<br />

der Datenerfassung soll selbst bei Patienten<br />

mit fortgeschrittenem Alter die Angst<br />

vor dieser neuen Technologie nehmen.<br />

Eventuelle Grenzwertverletzungen werden<br />

in einer „Ereignisliste“ täglich zusammengefasst<br />

und müssen vom Herzinsuffizienzteam<br />

abgearbeitet werden.<br />

Mögliche weiterführende Maßnahmen<br />

sind telefonische Kontaktaufnahme mit<br />

dem Patienten und Einleitung einer Therapieänderung<br />

oder Kontaktaufnahme<br />

mit dessen betreuenden Hausarzt und Besprechung<br />

weiterer Therapieschritte<br />

(Abb. 2). Mittelfristig ist auch die direkte<br />

Zugangsberechtigung des betreuenden<br />

Hausarztes oder Internisten geplant, damit<br />

er „seinen Patienten“ effizient mitbetreuen<br />

kann.<br />

Fazit<br />

Telemonitoring Systeme zur Führung und<br />

Kontrolle von chronisch herzinsuffizienten<br />

Patienten sind keine Behandlung im<br />

eigentlichen Sinn, haben aber einen positiven<br />

Effekt auf das klinische Outcome. In<br />

Studien konnte gezeigt werden, dass eine<br />

Reduktion der Gesamtsterblichkeit, der<br />

Hospitalisierungsrate und der Länge des<br />

Krankenaufenthaltes möglich war. Es besteht<br />

ausreichend Evidenz, dass Telemonitoring<br />

Systeme genauso effektiv wie andere<br />

„Disease Managment Programme“<br />

sind, um die Lebensqualität für Herzinsuffizienz-Patienten<br />

zu verbessern.<br />

Nicht zuletzt konnte auch die Wirtschaftlichkeit<br />

von Telemonitoring Systemen<br />

nachgewiesen werden. •<br />

12 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


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Fachkurzinformation siehe Seite 20<br />

Kraftvolle RR-Senkung bis zu 50 mmHg zur Risikoreduktion 1,2<br />

Zuverlässige 24h Wirksamkeit 3<br />

Deutlich weniger periphere Ödeme 1,4<br />

1. Littlejohn et al. J Clin Hypertens. 2009;11:207-213. 2. Neutel et al. ASH 2010 poster presentation (LB-PO-10).<br />

3. White et al. Blood Press Monit. 2010;Vol.15: 205-212. 4. Boehringer Ingelheim, data on file, Studie 1235.1.


ökg 2011<br />

Johannes Mair, Innsbruck<br />

Kardiale Dekompensation bei Patienten mit einem Vitium<br />

Angeborene, operierte und erworbene Vitien<br />

Aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung<br />

nimmt einerseits die Zahl der Patienten<br />

mit einem erworbenen Vitium in<br />

der älteren Bevölkerung ständig zu (> 10 %<br />

bei über 70-Jährigen), und andererseits<br />

nimmt die Lebenserwartung der Patienten<br />

mit einem komplexen angeborenen<br />

Vitium nach Korrekturoperationen aufgrund<br />

verbesserter Operationsmethoden<br />

zusätzlich stetig zu. Viele dieser Patienten<br />

haben jedoch Residualdefekte nach Korrekturoperationen,<br />

und deshalb werden<br />

Internisten und Kardiologen immer häufiger<br />

mit akut kardial dekompensierten erworbenen<br />

und angeborenen Vitien (meist<br />

nach Korrekturoperationen) im klinischen<br />

Alltag konfrontiert. Die pathophysiologischen<br />

Besonderheiten der wichtigsten angeborenen<br />

und erworbenen Vitien mit ihren<br />

therapeutischen Auswirkungen auf<br />

die medikamentöse Akutbehandlung der<br />

kardialen Dekompensation sind in Tabelle<br />

1 zusammengefasst. Oft sind aufgrund der<br />

Pathophysiologie Abweichungen von der<br />

üblichen Standardtherapie einer akuten<br />

kardialen Dekompensation bei Patienten<br />

ohne primäres Vitium erforderlich. Es gibt<br />

jedoch nur wenige und nur kleine klinische<br />

Studien zu diesem Thema. Im folgendem<br />

können nur die häufigsten Vitien<br />

kurz näher vorgestellt werden.<br />

Aortenklappenstenose<br />

Das häufigste erworbene Vitium als Ursache<br />

einer kardialen Dekompensation ist<br />

die Aortenklappenstenose (AS), meistens<br />

verursacht durch Klappendegeneration<br />

und -kalzifizierung. Durch die abnehmende<br />

Öffnungsfläche kommt es zu einer<br />

Zur Person<br />

Zunahme der Nachlast des linken Ventrikels<br />

(LV) und des Druckgradienten über<br />

der Aortenklappe mit Ausbildung einer<br />

LV-Hypertrophie und Zunahme des myokardialen<br />

Sauerstoffverbrauches. Der hypertrophierte<br />

LV benötigt eine ausreichende<br />

Vorlast, um ein ausreichendes<br />

Herzminutenvolumen (HMV) zu erreichen<br />

(Cave: Diuretikaüberdosierung).<br />

Eine begleitende Aortenklappeninsuffizienz<br />

(AI) verschlechtert zusätzlich die Koronarperfusion.<br />

Der koronare Perfusionsdruck<br />

ergibt sich aus der Differenz des<br />

diastolischen Aortendruckes und dem<br />

linksventrikulären enddiastolischen<br />

Druck. Daher kommt der Aufrechterhaltung<br />

eines ausreichenden Systemdruckes<br />

bei dekompensierter AS durch alpha-adrenerge<br />

Rezeptoragonisten eine besondere<br />

Bedeutung zu (z. B. bei Narkoseeinleitung<br />

für die Intubation). Jede Hypotonie<br />

muss sofort behandelt werden. Aufgrund<br />

der diastolischen Dysfunktion kommt<br />

auch der Aufrechterhaltung des Sinusrhythmus<br />

(SR) eine große Bedeutung zu,<br />

um das Herzminutenvolumen (HZV) aufrechterhalten<br />

zu können. Ein normofrequenter<br />

Rhythmus muss erzielt werden<br />

(optimale HF 60–70/min, Kardioversion<br />

falls medikamentöse Therapie ineffektiv).<br />

Ein optimaler intravasaler Volumensstatus<br />

muss angestrebt werden, daher ist ein<br />

invasives Monitoring und gegebenenfalls<br />

auch das Einschwemmen eines Swan-<br />

Ganzkatheters indiziert. Bei Patienten mit<br />

low-gradient low-output AS kann auch<br />

unter entsprechendem intensivmedizinischer<br />

hämodynamischer Überwachung<br />

eine niedrig dosierte Dobutamintherapie<br />

versucht werden. Natriumnitroprussid<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Johannes Mair<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin III – Kardiologie<br />

Medizinische Universität Innsbruck<br />

Anichstraße 35<br />

6020 Innsbruck<br />

Fax: ++43/512/504-22767<br />

E-Mail: johannes.mair@i-med.ac.at<br />

zeigte in einer kleinen klinischen Studie<br />

bei hochselektionierten Patienten mit eingeschränkter<br />

LV-Funktion ohne Hypotonie<br />

positive hämodynamische Effekte<br />

durch Nachlastsenkung, diese Substanz<br />

ist jedoch in Österreich nicht mehr zugelassen.<br />

Mitralklappenstenose<br />

Hochgradige Mitralklappenstenosen (MS)<br />

sind wesentlich seltenere Ursachen einer<br />

akuten kardialen Dekompensation; bei<br />

Erwachsenen ist die Genese meist postrheumatisch.<br />

Die Patienten präsentieren<br />

sich im Lungenödem und mit pulmonalem<br />

Hochdruck, ein sekundäres Rechtsherzversagen<br />

kann zusätzlich vorliegen.<br />

Der kritische Punkt in der Therapie ist das<br />

Erzielen eines normofrequenten Rhythmus<br />

mit einer möglichst langen Dauer der<br />

Diastole, um eine ausreichende linksventrikuläre<br />

Füllung zu ermöglichen und eine<br />

systemische Vasodilatation zu verhindern<br />

sowie die Vorlast zu optimieren. Für die<br />

Steuerung dieser komplexen Therapie ist<br />

ein Swan-Ganzkatheter hilfreich. Ein Blutdruckabfall<br />

wird am besten mittels alphaadrenerger<br />

Agonisten behandelt (Tab. 1).<br />

Das Management einer akut kardial<br />

dekompensierten Aorten- oder Mitralklappeninsuffizienz<br />

unterscheidet sich<br />

nicht wesentlich von der Standardtherapie<br />

der akuten Herzinsuffizienz (Tab. 1).<br />

Obstruierter Ausflusstrakt<br />

Dynamische intraventrikuläre oder subvalvuläre<br />

Ausflusstraktobstruktionen (z. B.<br />

hypertroph obstruktive Kardiomyopathie<br />

oder Z. n. operativer Korrektur einer<br />

Fallot’schen Tetralogie mit residualer<br />

rechtsventrikulärer dynamischer Ausflusstraktobstruktion)<br />

mit akutem systemischen<br />

Blutdruckabfall erfordern eine<br />

besondere Therapie mit Vermeidung von<br />

positiv inotropen Medikamenten, stattdessen<br />

Gabe von Volumen und<br />

β-Rezeptorenblockern und gegebenenfalls<br />

alpha-adrenerger Rezeptoragonisten<br />

(Tab. 1). Bei fixierten Stenosen (z. B. membranöse<br />

subvalvuläre Aortenstenose im<br />

14 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

Tabelle 1<br />

Hämodynamische Ziele der Therapie der akuten Herzinsuffizienz bei Patienten mit einem Vitium<br />

Vitium<br />

HF<br />

Kontraktilität<br />

Vorlast Nachlast Therapieziele, Probleme<br />

Bevorzugte Medikamente zur<br />

Aufrechterhaltung eines<br />

ausreichenden systemischen<br />

arteriellen RR<br />

AS (mit normaler<br />

LV-Auswurffraktion)<br />

n/↓ n/↑ ↑ ↑<br />

SR erhalten, Bradykardie<br />

vermeiden (fixiertes SV),<br />

Tachykardie vermeiden,<br />

sofortige Defibrillation bei<br />

KFla und KFli. CAVE:<br />

Vasodilatatoren, mechanische<br />

CPR ineffektiv<br />

Phenylepinephrin (Neosynephrine ® ),<br />

Norepinephrin (Arterenol ® )<br />

AI ↑ n/↑ ↑ ↓<br />

Bradykardie vermeiden,<br />

Nachlast senken<br />

PDE Hemmer (z.B. Milrinon),<br />

Dobutamin<br />

Levosimendan<br />

Epinephrin (Suprarenin ® )<br />

MS ↓ n n/↑ ↑<br />

MI ↑ n/↑ n/↓ ↓<br />

Dynamische intraventrikuläre<br />

Obstruktion<br />

(z. B. HOCM)<br />

Li-re Shuntvitium<br />

(ASD, VSD)<br />

↓ ↓ ↑ ↑<br />

n/↑ n/↑ ↑ ↓<br />

SR erhalten, Frequenzkontrolle<br />

bei Vorhofflimmern,<br />

Zunahme der pulmonalen<br />

Hypertonie vermeiden,<br />

systemische Vasodilatation<br />

vermeiden (relativ fixiertes<br />

SV)<br />

Nachlastsenkung, Diuretika,<br />

inotrope Unterstützung,<br />

Frequenzkontrolle bei<br />

Vorhofflimmern.<br />

Kardiale Dysfunktion bereits<br />

bei noch normaler EF, oft<br />

biventrikuläre Insuffizienz<br />

Positiv inotrope Medikamente,<br />

Tachykardie und systemische<br />

Vasodilatation vermeiden,<br />

Volumengabe zur Vorlastoptimierung,<br />

normofrequenten SR<br />

erhalten<br />

CAVE: li-re Shuntzunahme bei<br />

Druckzunahme in linken<br />

Herzhöhlen<br />

Phenylepinephrin (Neosynephrine ® ),<br />

Norepinephrin (Arterenol ® )<br />

PDE Hemmer,<br />

Dobutamin<br />

Levosimendan<br />

Epinephrin (Suprarenin ® )<br />

Betablocker,<br />

Phenylepinephrin (Neosynephrine ® ),<br />

Norepinephrin<br />

(Arterenol ® )<br />

PDE Hemmer,<br />

Levosimendan,<br />

Dobutamin<br />

Zyanotische re-li Shuntvitien<br />

(Eisenmenger)<br />

n/↑ ↑ n/↑<br />

↓ (pulmonal)<br />

n/↑<br />

(systemisch)<br />

Senkung des Pulmonalgefäßwiderstandes,<br />

systemische<br />

Vasodilatation vermeiden<br />

(Gefahr der Shuntzunahme)<br />

Inhalationen mit pulmonalen<br />

Vasodilatatoren, i.v. Prostanoide<br />

Dobutamin (ev. mit α-Agonisten),<br />

Epinephrin<br />

Fallot’sche Tetralogie,<br />

Z. n. OP<br />

↑ n/↑ ↑ ↓<br />

PI führt zu chronischen<br />

RH-Insuffizienz. Dynamische<br />

subvalvuläre RV-Obstruktion<br />

ausschließen<br />

Dobutamin,<br />

PDE Hemmer,<br />

Levosimendan<br />

TGA mit Z.n. Vorhofumlagerungskorrektur<br />

OP<br />

(Senning, Mustard)<br />

↑ n/↑ ↑ ↓<br />

RV = Systemventrikel,<br />

chronische Insuffizienz,<br />

sekundäre TI. CAVE:<br />

Sinusknotendysfunktion,<br />

Shunts, Baffleobstruktionen,<br />

subpulmonale Obstruktion<br />

Dobutamin,<br />

PDE-Hemmer,<br />

Levosimendan<br />

Fontanzirkulation<br />

(funktionell univentrikuläres<br />

Herz)<br />

n/↑ n/↑ n/↑ ↓<br />

Vorlastoptimierung,<br />

Nachlastsenkung, die<br />

Senkung des pulmonalen<br />

Gefäßwiderstandes ist<br />

essentiell<br />

PDE-Hemmer,<br />

Levosimendan,<br />

Dobutamin,<br />

Inhalationen mit pulmonalen<br />

Vasodilatatoren<br />

Abkürzungen: Herzfrequenz (HF), Blutdruck (RR), Normalisierung (n), Schlagvolumen (SV), Kammerflattern (KFla), Kammerflimmern (KFli), Wiederbelebung (CPR), Phosphodiesterasehemmer (PDE), Aortenklappenstenose<br />

(AS), Aortenklappeninsuffizienz (AI), Mitralklappenstenose (MS), Mitralklappeninsuffizienz (MI), Ejektionsfraktion (EF), hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie (HOCM), Pulmonalklappeninsuffizienz (PI),<br />

Trikuspidalklappeninsuffizienz (TI), Rechtsherz (RH), Transposition der großen Arterien (TGA), rechts (re), links (li), Vorhofseptumdefekt (ASD), Ventrikelseptumdefekt (VSD)<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 15


ökg 2011<br />

LV-Ausflusstrakt) gelten die Therapiestrategien,<br />

die bei der Behandlung der Aortenklappenstenose<br />

besprochen wurden<br />

(Vermeidung einer Senkung der Vor- und<br />

Nachlast) (Tab. 1).<br />

Kongenitale Vitien<br />

Kardial dekompensierte komplexe voroperierte<br />

und nicht operierte kongenitale<br />

Vitien erfordern die Kenntnis und die Berücksichtigung<br />

der komplexen Pathophysiologie.<br />

Bei zyanotischen Vitien und bei<br />

Z. n. Fontanoperation kommt der Senkung<br />

des pulmonalen Gefäßwiderstandes<br />

im Rahmen der Akuttherapie der Dekompensation<br />

eine besondere Bedeutung zu.<br />

Dabei ist es wichtig, Faktoren, die die pulmonale<br />

Hypertonie verstärken, zu vermeiden,<br />

z. B. Hypoxie, Hyperkapnie, Azidose<br />

und Hypothermie. Beim funktionell<br />

univentrikulärem Herzen (Z. n. Fontanoperation,<br />

Anastomosierung der Hohlvenen<br />

mit der Pulmonalarterie) entwickelt<br />

sich eine chronische Herzinsuffizienz mit<br />

den Zeichen des chronischen system-venösen<br />

Hochdruckes. Der Blutfluss ist im<br />

systemischen und pulmonalem Kreislauf<br />

jeweils stark vom systemischen und pulmonalen<br />

Gefäßwiderstand abhängig. Die<br />

Optimierung der Nachlast und der diastolischen<br />

Funktion sind besonders wichtig<br />

(Tab. 1).<br />

Shuntvitien<br />

Shuntvitien (z. B. Vorhofseptum- und<br />

Ventrikelseptumdefekte führen über eine<br />

chronische Volumensbelastung zu einer<br />

chronischen Herzinsuffizienz mit einer<br />

Zunahme des pulmonalen Gefäßwiderstandes<br />

über die Jahrzehnte. Daher<br />

kommt den sog. Inodilatatoren eine besondere<br />

Rolle bei akuter Dekompensation<br />

zu (Tab. 1).<br />

Das häufigste komplexe Vitium in der<br />

klinischen Praxis sind Patienten mit Z.n.<br />

operativer Korrektur einer Fallot’schen<br />

Tetralogie. Eine residuale hochgradig insuffiziente<br />

Pulmonalklappe führt zur<br />

chronischen Rechtsherzinsuffizienz, einer<br />

akuten Dekompensation, und wird<br />

nach den üblichen Richtlinien therapiert<br />

(Diuretika, positiv-inotrope Therapie,<br />

Herzfrequenzkontrolle).<br />

Z. n. Transposition<br />

Bei Transposition der großen Arterien<br />

(TGA) mit Z n. Vorhofumlagerungskorrekturoperationen<br />

(Senning, Mustard)<br />

bzw. bei kongenital korrigierter TGA fungiert<br />

der anatomisch rechte Ventrikel als<br />

Systemventrikel, es entwickelt sich über<br />

die Jahrzehnte eine chronische Herzinsuffizienz<br />

mit sekundärer Trikuspidalklappeninsuffizienz.<br />

Eine akute kardiale<br />

Dekompensation wird nach den üblichen<br />

Richtlinien behandelt (Tab. 1). Es sind jedoch<br />

mögliche Shunts und Stenosen im<br />

Bereich der intraatrialen Tunnels zu beachten.<br />

Rechtzeitiger Einsatz von<br />

mechanischer<br />

Kreislaufunterstützung<br />

Falls die akute medikamentöse Therapie<br />

bei erworbenen und angeborenen dekompensierten<br />

Vitien nicht den gewünschten<br />

Erfolg zeigt und der Patient<br />

prinzipiell für eine interventionelle oder<br />

operative Vitiensanierung in Frage<br />

kommt, müssen mechanische Kreislaufunterstützungsverfahren<br />

(z. B. intraaortalen<br />

Ballonpumpe [IABP] und extrakorporale<br />

Membranoxygenation [ECMO])<br />

rechtzeitig initiiert werden, bevor der Patient<br />

ein irreversibles Multiorganversagen<br />

entwickelt. Es sind jedoch dabei Kontraindikationen<br />

zu beachten, z. B. Aortenklappeninsuffizienz<br />

für die Implantation<br />

einer IABP.<br />

•<br />

Rochus Pokan, Harald Gabriel, Helmut Hörtnagl, Andrea Podolsky, Karin Vonbank und Manfred Wonisch, Wien<br />

Der internistische Untersuchungsgang in der Sportmedizin<br />

Aktuelle Empfehlungen<br />

Zur Person<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Rochus Pokan<br />

Abteilung Sportphysiologie<br />

Institut für Sportwissenschaft<br />

Universität Wien<br />

Auf der Schmelz 6A<br />

1150 Wien<br />

Fax: ++43/1/4277-48879<br />

E-Mail: rochus.pokan@univie.ac.at<br />

Das Risiko von körperlicher Aktivität mit<br />

moderater, aber auch höherer Intensität<br />

ist im Allgemeinen bei Gesunden sehr gering.<br />

Bei Menschen mit latenten oder manifesten<br />

Herzerkrankungen nimmt das<br />

kardiovaskuläre Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko<br />

während und unmittelbar nach<br />

Belastung zu. Dabei stehen bei jüngeren<br />

Personen angeborene Herzerkrankungen<br />

als Ursache an erster Stelle [1], bei Personen<br />

über 35 Jahre vor allem erworbene<br />

Herzerkrankungen, die in Zusammenhang<br />

mit körperlicher Aktivität zum Tod<br />

führen können [2]. Die Inzidenz des plötzlichen<br />

nicht traumatischen Todes in Zusammenhang<br />

mit körperlicher Aktivität<br />

bei einer jungen (unter 35 Jahre) Wettkampfsport<br />

treibenden Population ist um<br />

das 2,35-fache gegenüber der Normalbevölkerung<br />

erhöht, die sportmedizinische<br />

Untersuchung aber kann durch Selektion<br />

und ggf. Therapie von Personen mit Risi-<br />

16 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

unauffällig<br />

Athlet/Patient<br />

Familien-, Anamnese, klinisch-physikalische<br />

Untersuchung, sowohl Blutdruck als auch 12-Kanal EKG<br />

in Ruhe und unter Belastung (Ergometrie)<br />

auffällig<br />

f. jährliche Spirometrie mit Lyse bzw.<br />

Provokation zur Beantragung der medizinischen<br />

Ausnahmegenehmigung<br />

(TUE = Therapeutic Use Exemption)<br />

entsprechend den Anti-Doping-Bestimmungen<br />

bei Athleten, die den<br />

Anti-Doping-Bestimmungen unterliegen<br />

(Anti-Doping Bundesgesetz, www.<br />

nada.at).<br />

sporttauglich<br />

kein Hinweis auf<br />

kardiovaskuläre<br />

Erkrankung<br />

modifiziert und ergänzt nach Corrado D. et al.<br />

Eur Heart J. 2005 Mar;26(5):516-24<br />

Abb. 1: Flussdiagramm für die weiterführende Diagnostik kardiovaskulärer Erkrankung [2]<br />

kokonstellationen dieses erhöhte Risiko<br />

wieder reduzieren [1].<br />

Herausfiltern von Personen mit<br />

erhöhtem Risiko<br />

Sinn einer sportmedizinischen Basisuntersuchung<br />

ist es somit, aus einem Sport<br />

treibenden Gesamtkollektiv diejenigen<br />

Personen herauszufiltern, für die körperliche<br />

Aktivität ein erhöhtes Risiko darstellt.<br />

Sie dient außerdem dazu, bei Gesunden<br />

wie chronisch Kranken vor Beginn eines<br />

Trainings oder Rehabilitationsprogramms<br />

die Belastbarkeit festzustellen, um dann<br />

ein gezieltes Training zur Verbesserung<br />

der Leistungsfähigkeit empfehlen zu können.<br />

Mit Vorstandsbeschluss der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Sportmedizin<br />

und Prävention (ÖGSMP) vom 9. Oktober<br />

2009 wurden schließlich im Journal für<br />

Kardiologie [3] die derzeit aktuellen „Empfehlungen<br />

für den internistischen Untersuchungsgang<br />

in der Sportmedizin“ veröffentlicht.<br />

Belastungsuntersuchungen<br />

obligat<br />

weitere Untersuchungen<br />

(Echokardiographie, 24h-EKG, 24h-Blutdruckmessung,<br />

NMR, kardiale CT, Herzkatheder, Elektrophysiologische<br />

Untersuchung ...)<br />

Hinweis auf<br />

kardiovaskuläre Erkrankung<br />

weiteres Management entsprechend den<br />

Richtlinien<br />

Die Untersuchung beinhaltet neben einer<br />

sorgfältigen Erhebung von Anamnese,<br />

Trainingsanamnese (Anamnesebogen<br />

zum selbständigen Ausfüllen durch die<br />

Sportler), klinisch-physikalischem Status,<br />

obligatorisch sowohl ein 12-Ableitungs-<br />

EKG als auch eine Blutdruckmessung in<br />

Ruhe und unter maximaler Belastung. Zur<br />

Feststellung der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />

und zur darauf aufbauenden Trainingsberatung<br />

bzw. zur Festlegung von<br />

Trainingsintensitäten ist die Durchführung<br />

eines Belastungstests unbedingt notwendig.<br />

Ein Belastungs-EKG mit Blutdruckmessung<br />

sollte daher auf Grund der<br />

speziellen Beratungssituation des Sportlers<br />

bzw. Patienten obligater Bestandteil<br />

des Untersuchungsganges in der Sportmedizin<br />

sein. Empfehlungen für die Trainingstherapie<br />

ergeben sich aus dem Ergometriebefund,<br />

ggf. Herzfrequenz- oder<br />

Laktat-Diagnostik bzw. der Atemgasanalyse.<br />

Belastungsuntersuchungen werden<br />

hinsichtlich Indikationen, Kontraindikationen,<br />

Durchführung und Bewertung entsprechend<br />

den aktuellen Ergometrie-Guidelines<br />

der Österreichischen Kardiologischen<br />

Gesellschaft [4] empfohlen. Die<br />

Durchführung von weiterführenden Untersuchungen<br />

ist von der Fragestellung<br />

und dem Ergebnis der Basisuntersuchung<br />

abhängig. Empfehlungen für weiterführende<br />

Diagnostik kardiovaskulärer Erkrankung<br />

können dem Flussdiagramm<br />

(Abb. 1) entnommen werden. Darüber hinaus<br />

sollte eine Lungenfunktion bei folgenden<br />

Fragestellungen durchgeführt<br />

werden:<br />

a. Unklarer Husten über 2–3 Monate bzw.<br />

Dyspnoe oder thorakale Schmerzen,<br />

b. Verdacht auf Asthma bronchiale bzw.<br />

exercise induced asthma,<br />

c. Verdacht auf obstruktive bzw. restriktive<br />

Lungenerkrankung,<br />

d. Verdacht auf Stenose der oberen Atemwege<br />

(z. B. Trachealstenose),<br />

e. Verdacht auf Diffusionsstörung mit<br />

Sättigungsabfall unter Belastung,<br />

Labor<br />

Je nach Indikation ist die Bestimmung folgender<br />

Laborparameter sinnvoll: Bei Verdacht<br />

auf Vorliegen metabolischer Risikofaktoren:<br />

Gesamt-, HDL-, LDL-Cholesterin,<br />

Triglyzeride sowie Glukose, Harnsäure<br />

und Gamma-GT. TSH insbesondere bei<br />

Fettstoffwechselstörungen oder Rhythmusstörungen.<br />

Bei Verdacht auf Anämie<br />

besonders bei Ausdauerathleten und Vegetariern<br />

Bestimmung des roten Blutbildes<br />

und Ferritins bzw. CRPs. Die Bestimmung<br />

des CRPs erfolgt, um einen<br />

entzündlichen Prozess auszuschließen,<br />

der Ferritin als Akutphaseprotein erhöhen<br />

und so einen Eisenmangel verschleiern<br />

würde. Bei Rhythmusstörungen oder Einnahme<br />

entsprechender Medikamente:<br />

Elektrolyte, Na, K, Cl, Mg. Bei Muskelschmerzen:<br />

CK, GOT, GPT.<br />

Vollständige Untersuchung<br />

dringend empfohlen<br />

In Österreich gibt es keine gesetzliche<br />

Grundlage, die Sport treibende Personen<br />

zu einer sportmedizinischen Untersuchung<br />

verpflichtet. Manche Sportfachverbände<br />

verlangen lediglich die Unterschrift<br />

eines Arztes, die die Sporttauglichkeit bestätigt,<br />

bevor die Athleten zu Wettkämpfen<br />

antreten dürfen. Auch die Finanzierung ist<br />

länderweise unterschiedlich, die Sozialversicherungen<br />

leisten mit wenigen Ausnahmen<br />

keinen Kostenersatz. In manchen<br />

Ländern werden Gutscheine für Angehörige<br />

von Landeskadern vergeben, die jedoch<br />

den Aufwand nur teilweise decken.<br />

Daher sind die Kosten vom Athleten<br />

meist selbst zu tragen. Da die Bereitschaft<br />

dazu unterschiedlich ist, wird nicht selten<br />

auf die Untersuchung verzichtet oder<br />

diese nur minimalistisch durchgeführt.<br />

Beides ist im Interesse dieser Sportler und<br />

Patienten unverantwortlich und entschieden<br />

abzulehnen. Ein Verzicht auf einzelne<br />

Untersuchungsschritte ist bei Sportlern<br />

niemals inhaltlich, sondern immer finanziell<br />

begründet, was auf die Empfehlung<br />

aber keinen Einfluss haben darf.<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 17


ökg 2011<br />

Nicht nur bei Wettkampfsportlern<br />

Die Autoren halten es daher für unumgänglich,<br />

dass diese Empfehlungen sowohl<br />

bei Bewegungsprogrammen zur Anwendung<br />

gelangen müssen, die von<br />

staatlichen oder nicht-staatlichen Institutionen<br />

durchgeführt werden, als auch bei<br />

Personen, die nicht organisiert regelmäßig<br />

und unregelmäßig körperlich aktiv sind.•<br />

Literatur<br />

1 Corrado D, Basso C, Schiavon M, Pelliccia<br />

A, Thiene G (2008) Pre-participation screening<br />

of young competitive athletes for prevention of<br />

sudden cardiac death. J Am Coll Cardiol<br />

52:1981-1989<br />

2 Priori SG, Aliot E, Blomstrom-Lundqvist C,<br />

Bossaert L et al (2001) Task Force on Sudden<br />

Cardiac Death of the European Society of Cardiology.<br />

Eur Heart J 22:1374-1450<br />

3 Pokan R, Gabriel H, Hörtnagl H, Podolsky A,<br />

Vonbank K, Wonisch M (2009) Empfehlungen<br />

für den internistischen Untersuchungsgang in<br />

der Sportmedizin. J Kardiol 16:404-411<br />

4 Wonisch M, Berent R, Klicpera M, Laimer H,<br />

Marko C, Pokan R, Schmid P, Schwann H<br />

(2008) Praxisleitlinien Ergometrie. J Kardiol 15<br />

(Suppl A): 3-17<br />

Gerhard Pölzl, Innsbruck<br />

Akute Herzinsuffizienz<br />

Welche Rolle spielt das Alter?<br />

Herzinsuffizienz ist die häufigste Ursache<br />

für Krankenhauseinweisungen bei älteren<br />

Menschen. Die Diagnose kann durch Zusatzerkrankungen<br />

erschwert sein. Randomisierte<br />

Studien zur Therapie der akuten<br />

Herzinsuffizienz im Alter liegen nicht vor.<br />

Bei der Medikamentendosierung sind die<br />

geänderte Pharmakokinetik und Pharmakodynamik<br />

zu bedenken. Neben der hohen<br />

Mortalität sind vor allem die häufigen<br />

Krankhauswiederaufnahmen auffallend.<br />

Durch ein entsprechendes Entlassungsmanagement<br />

bzw. Nachbetreuung (Disease<br />

Mangement Programme) kann diese Zahl<br />

signifikant gesenkt werden.<br />

Epidemiologie<br />

Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung des<br />

höheren Alters. In den westlichen Industrieländern<br />

liegt das mittlere Alter der Erkrankten<br />

bei über 70 Jahren. Während die<br />

Prävalenz der Erkrankung in der Gesamtbevölkerung<br />

1–2 % beträgt, steigt sie bei über<br />

70-Jährigen auf 12–15 %. Dabei zeichnet<br />

sich eine stetige Zunahme über die letzten<br />

Jahrzehnte ab. Bemerkenswert ist der hohe<br />

Frauenanteil im Alter, welcher sich in der 8.<br />

Zur Person<br />

Lebensdekade auf mehr als 50 % erhöht<br />

(Abb. 1).<br />

Die Ursachen für die hohe Erkrankungsprävalenz<br />

im Alter sind vielfältig: Herzinsuffizienz<br />

ist die gemeinsame Endstrecke nahezu<br />

aller kardiovaskulären Erkrankungen,<br />

allen voran der koronaren Herzerkrankung<br />

und der arteriellen Hypertonie. Besonders<br />

bei älteren Frauen spielt zudem der Diabetes<br />

mellitus eine relevante Rolle. Steigende<br />

Lebenserwartung und verbessertes Überleben<br />

akuter kardialer Ereignisse machen es<br />

schließlich möglich, dass immer mehr<br />

Menschen „ihre“ Herzinsuffizienz erleben.<br />

Auch das Alter per se prädisponiert durch<br />

die Abnahme von arterieller und ventrikulärer<br />

Compliance für die Entwicklung einer<br />

Herzinsuffizienz. Präzipitierende Faktoren<br />

wie Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen<br />

können unter diesen Voraussetzungen<br />

rascher und leichter eine kardiale Dysfunktion<br />

verursachen.<br />

Mit der hohen Prävalenz der Erkrankung<br />

steigt zwangsläufig die Rate der Krankenhausaufnahmen<br />

wegen akuter Herzinsuffizienz.<br />

Letztere ist in Europa für etwa 1–2 %<br />

aller Krankenausnahmen verantwortlich.<br />

Bei über 65-Jährigen ist Herzinsuffizienz die<br />

Univ.-Doz. Dr. Gerhard Pölzl, FESC<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin III – Kardiologie<br />

Medizinische Universität Innsbruck<br />

Anichstraße 35<br />

6020 Innsbruck<br />

Fax: ++43/512/504-22767<br />

E-Mail: gerhard.poelzl@uki.at<br />

führende Ursache für eine Krankenhauseinweisung.<br />

Nachdem etwa zwei Drittel der<br />

insgesamt sehr hohen krankheitsbezogenen<br />

Kosten allein für die Abdeckung der<br />

stationären Behandlung anfallen, stellt dies<br />

auch einen relevanten Kostenfaktor dar.<br />

Präsentation und auslösende<br />

Ursachen<br />

Im Gegensatz zum akuten Koronarsyndrom<br />

ist die akute Herzinsuffizienz ein heterogenes<br />

Krankheitsbild, welches im Alter zudem<br />

durch häufig vorkommende nicht-kardiale<br />

Begleiterkrankungen wie Schlaganfall,<br />

COPD, Anämie oder Nierenfunktionseinschränkung<br />

geprägt wird. Registerdaten<br />

wie das EuroHeart Failure Survey II<br />

(EHFS II) oder das ADHERE-Register aus<br />

den USA zeigen, dass vor allem bei den sehr<br />

alten Patienten (> 80 Jahre) die neu-aufgetretene<br />

Herzinsuffizienz häufiger zu finden<br />

ist als eine akute Verschlechterung einer bereits<br />

bekannten chronischen Herzinsuffizienz.<br />

Dies ist unter anderem auf das vermehrte<br />

Vorkommen von Bluthochdruck<br />

und Vorhofflimmern im Alter zurückzuführen.<br />

Entsprechend findet sich auch öfter<br />

eine weitgehend erhaltene systolische LV-<br />

Funktion (HFPEF; Herzinsuffizienz mit erhaltener<br />

LV-Funktion) und seltener eine koronare<br />

Herzerkrankung als bei jüngeren<br />

Patienten.<br />

Auslösende Ursachen für die akute<br />

Herzinsuffizienz im Alter sind demnach<br />

seltener ein akutes Koronarsyndrom als<br />

vielmehr Hochdruckkrisen und Tachyarrhythmien.<br />

Eine ebenso wichtige Rolle spielen<br />

in diesem Zusammenhang unregelmäßige<br />

Medikamenteneinnahme bzw.<br />

Medikamenteninteraktionen aufgrund von<br />

18 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


Wir wollen wieder über unsere<br />

Jugend-Streiche lachen.<br />

Verlieren wir keine Zeit: Levosimendan bei akuter Herzinsuffizienz.<br />

Jährlich sterben in Österreich mehr als 15.000 Menschen an Herzinsuf fizienz.<br />

Obwohl heute bereits gut behandelbar, erhalten zu wenige HI-Patienten eine adäquate Therapie 1) .<br />

Schenken wir mehr Zeit und Lebensqualität. Für HI-Patienten, der en Freunde und Verwandte.<br />

1) Pressekonferenz der AG Herzinsuffizienz der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft, „Herzinsuffizienz - eine tabuisierte Erkrankung?“, 13. Juni 2006, Presseclub Concordia, Wien<br />

24-08-10-SIM06 Fachkurzinformation siehe Seite 20<br />

zwinz.wien<br />

Orion Pharma (Austria) GmbH<br />

Wienerbergstraße 11/12a, A-1100 Wien, Tel.: +43 199 4606550


ökg 2011<br />

Aclop 75 mg – Filmtabletten<br />

Herz ASS G.L. 100 mg – Filmtabletten<br />

Zusammensetzung: Aclop: 1 Filmtablette enthält 75 mg Clopidogrel. Herz ASS: 1 Filmtablette enthält 100 mg Acetylsalicylsäure (ASS). Sonstige Bestandteile: Aclop: Tablettenkern: Mannitol, Lactose, wasserfrei,<br />

mikrokristalline Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, wasserfrei, Butylhydroxyanisol, vorverkleisterte Stärke (Mais) 1500, Hypromellose, Ascorbinsäure und hydriertes Rizinusöl. Filmüberzug: Hydroxypropylcellulose,<br />

Hypromellose, Macrogol 8000, Titandioxid (E 171) und Eisenoxid rot (E 172). Herz ASS: Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, hochdisperses Siliciumdioxid, Kartoffelstärke, Talkum, Glycerintriacetat, Eudragit L.<br />

Anwendungsgebiete: Aclop: Bei Erwachsenen indiziert zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse bei: Patienten mit Herzinfarkt (wenige Tage bis 35 Tage zurückliegend), mit ischämischem Schlaganfall (7 Tage bis 6<br />

Monate zurückliegend) oder mit nachgewiesener peripherer arterieller Verschlusskrankheit. Patienten mit akutem Koronarsyndrom: akutes Koronarsyndrom ohne ST-Strecken-Hebung (instabile Angina Pectoris oder<br />

Non-Q- Wave-Myokardinfarkt), einschließlich Patienten, denen bei einer perkutanen Koronarintervention ein Stent implantiert wurde, in Kombination mit Acetylsalicylsäure (ASS); akuter Myokardinfarkt mit ST-Strecken-<br />

Hebung, in Kombination mit ASS bei medizinisch behandelten Patienten, für die eine thrombolytische Therapie in Frage kommt. Herz ASS: Zur Sekundärprophylaxe von cerebro- und kardiovaskulären Ereignissen: Zur<br />

Vorbeugung von Schlaganfällen nach überstandenem Schlaganfall und wenn Vorläuferstadien (transitorisch ischämische Attacken,TIA) aufgetreten sind. Zur Vorbeugung von Thrombosen der Herzkranzgefäße nach<br />

überstandenem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe). Zur Vorbeugung von arteriellen Thrombosen nach Operationen oder anderen gefäßchirurgischen Eingriffen (z.B. nach koronaren Bypassoperationen, bei perkutaner<br />

transluminaler koronarer Angioplastie, PTCA). Zur Vorbeugung von kardiovaskulären Ereignissen bei Patienten mit Diabetes mellitus und hohem kardiovaskulärem Risiko. Gegenanzeigen: Aclop: Überempfindlichkeit<br />

gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Schwere Leberfunktionsstörungen. Akute pathologische Blutung, wie bei Magen-Darm-Geschwüren oder intrakraniellen Blutungen. Herz ASS: Herz ASS G.L. 100<br />

mg - Filmtabletten dürfen nicht angewendet werden bei: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure oder einen der sonstigen Bestandteile; Überempfindlichkeit gegen andere Salicylate oder andere nichtsteroidale<br />

Analgetika/ Antirheumatika (NSAR); Magen- und/oder Darmulcera; hämorrhagischer Diathese, Thrombozytopenie, Hämophilie; schwerer Leber- und Niereninsuffizienz; schwerer, nicht ausreichend behandelter<br />

Herzinsuffizienz; gleichzeitiger Behandlung mit Methotrexat in einer Dosierung von 15 mg oder mehr pro Woche; im 3. Trimenon der Schwangerschaft. Wirkstoffgruppe: Aclop: Pharmakotherapeutische Gruppe:<br />

Thrombozytenaggregationshemmer, exkl. Heparin. ATC-Code: B01AC04 Herz ASS: Pharmakotherapeutische Gruppe: Thrombozytenaggregationshemmer. ATC-Code: B01AC06, Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH,<br />

8502 Lannach. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Aclop: Rezept- und apothekenpflichtig. Herz ASS: Rezeptfrei mit W10, apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 10, 30 und 90 Stück. Weitere Angaben zu Warnhinweisen<br />

und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte<br />

entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />

BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: Simdax 2,5 mg/ml - Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung.<br />

ZUSAMMENSETZUNG: Jeder ml des Konzentrates enthält 2,5 mg Levosimendan. Eine Durchstechflasche mit 5 ml Lösung enthält 12,5 mg Levosimendan. Eine Durchstechflasche mit 10 ml Lösung enthält 25 mg<br />

Levosimendan. Anwendungsgebiete: Simdax ist zur Kurzzeit-Behandlung bei akut dekompensierter schwerer chronischer Herzinsuffizienz (ADHF) indiziert, wenn eine konventionelle Therapie mit intravenösen Diuretika<br />

nicht ausreichend ist und in Fällen, wo die Verabreichung von Inotropika als geeignet betrachtet wird. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Levosimendan oder einen der sonstigen Bestandteile. Schwere Hypotonie<br />

und Tachykardie. Signifikante mechanische Behinderungen, die die ventrikuläre Füllung, den ventrikulären Ausstrom oder beides beeinflussen. Schwer beeinträchtigte Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance


ökg 2011<br />

n<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Abb. 1: Alters- und Geschlechtsverteilung bei 3580 Patienten mit akuter Herzinsuffizienz im<br />

EuroHeart Failure Survey II<br />

Polypharmazie und das Nicht-Erkennen<br />

von Vorzeichen einer Erkrankungsverschlechterung<br />

bedingt durch Demenz oder<br />

sozialer Deprivation (Abb. 2).<br />

Während bei jüngeren Patienten klassische<br />

Symptome und Zeichen wie Atemnot<br />

und Stauung die klinische Präsentation bestimmen,<br />

können bei älteren Menschen zerebrale<br />

Symptome wie Agitiertheit und Verwirrtheit<br />

im Vordergrund stehen. Nur selten<br />

finden sich Zeichen eines schweren Vorwärtsversagens.<br />

Mortalität<br />

In einer Analyse von über 2 Millionen Medicare-Patienten<br />

(mittleres Alter 80 Jahre,<br />

60 % Frauen), die während der Jahre 2001<br />

bis 2005 wegen akuter Herzinsuffizienz in<br />

stationärer Behandlung waren, zeigt sich<br />

eine tendenzielle Abnahme der Krankenhausmortalität<br />

von 5,1 % auf 4,2 %. Die 30-<br />

Tage-, 6-Monate- und Einjahresmortalität<br />

blieben in dieser Zeit jedoch weitgehend<br />

unverändert bei 11 %, 26 % und 37 %. Alter<br />

per se erwies sich auch in anderen Untersuchungen<br />

als unabhängiger Prädiktor der<br />

Prognose.<br />

Therapie und Management<br />

Years<br />

Randomisierte Studien zur Therapie der<br />

akuten Herzinsuffizienz im Alter liegen<br />

• All<br />

• Male<br />

• Female<br />

< 40 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 90 +<br />

Diät-Noncompliance<br />

Nieminen M S et al. Eur Heart J 2006;27:2725-2736<br />

nicht vor. Die Therapie unterscheidet sich<br />

somit nicht von derjenigen bei jüngeren Patienten,<br />

wobei allerdings die im Alter geänderte<br />

Pharmakokinetik und Pharmakodynamik<br />

zu berücksichtigen sind. In einer<br />

kürzlich publizierten Studie zur Effizienz einer<br />

NT-proBNP gesteuerten Therapie beim<br />

älteren Patienten (TIME-HF) erwiesen sich<br />

individualisierte Therapie und Dosisanpassung<br />

entsprechend der subjektiven Verträglichkeit<br />

wirkungsvoller als das uneingeschränkte<br />

Anstreben der Maximaldosis.<br />

Auffällig und durchaus nicht im Sinn einer<br />

adäquaten Versorgung ist die wesentlich<br />

seltener durchgeführte Klärung der zugrundliegenden<br />

kardialen Dysfunktion<br />

etwa mittels Echokardiographie. Dies führt<br />

nicht nur dazu, dass potentiell reversible<br />

Ursachen der Herzinsuffizienz wie etwa<br />

eine Aortenstenose übersehen werden,<br />

sondern ist auch für die oft nicht-zielorientierte<br />

Therapie verantwortlich.<br />

Neben der höheren Mortalität älterer<br />

Patienten ist vor allem die hohe Wiederaufnahmerate<br />

nach einer stationären Behandlung<br />

wegen akuter Herzinsuffizienz auffallend.<br />

In der oben zitierten Medicare-<br />

Untersuchung lag diese 30 Tage nach der<br />

Indexaufnahme bei 23 % und innerhalb des<br />

ersten Jahres bei 67 %. Knapp 28 % der ersten<br />

Wiederaufnahmen erfolgten wegen einer<br />

neuerlichen kardialen Dekompensation.<br />

Die Gründen dafür sind nach wie vor<br />

in der unzureichenden Verordnung einer<br />

adäquaten neurohumoralen Therapie, aber<br />

auch in einem fehlendem Entlassungsmanagement<br />

bzw. vor Ort Nachbetreuung zu<br />

suchen. In diesem Zusammenhang sei explizit<br />

darauf hingewiesen, dass für die Wirksamkeit<br />

eines Disease Management Programms,<br />

sei es Patientenschulung und<br />

Betreuung in einer spezialisierten Herzinsuffizienzambulanz,<br />

Heimvisiten durch<br />

spezialisiertes Pflegepersonal, Hybrid-Modelle<br />

oder regelmäßige Telephonkontakte,<br />

ausreichend Evidenz vorliegt. Entsprechend<br />

hoch ist der diesbezügliche Empfehlungsgrad<br />

durch die ESC (Empfehlungsgrad<br />

I, Level of Evidence A für die Reduktion<br />

der Krankenhauswiederaufnahmen, Empfehlungsgrad<br />

I, Level of Evidence B für die<br />

Reduktion der Mortalität).<br />

Im Gegensatz zu jüngeren Patienten hat<br />

beim älteren Menschen mit akuter Herzinsuffizienz<br />

die Morbiditätsreduktion, d. h.<br />

Verbesserung der Leistungsfähigkeit und<br />

Reduktion der Krankenhausaufnahmen,<br />

und weniger die Lebensverlängerung<br />

höchste Priorität. Damit in engem Zusammenhang<br />

stehen „end-of-life care“ Entscheidungen,<br />

die bei älteren Patienten mit<br />

akuter Herzinsuffizienz häufiger zu treffen<br />

sind. Es ist daher unerlässlich, dass gerade<br />

beim älteren Menschen Aspekte des Sterbens,<br />

der Testamentserstellung und gegebenenfalls<br />

die Betreuung in einem Hospiz<br />

(„Palliativtherapie“) thematisiert werden.•<br />

Veranstaltungshinweis<br />

Symposium im Rahmen der Jahrestagung<br />

der Österreichischen Kardiologischen<br />

Gesellschaft<br />

Wann:<br />

Donnerstag, 26. Mai 2011, 16.30–18.00 Uhr<br />

Wo:<br />

Salzburg Congress, Mozart-Saal 1,<br />

Auerspergstraße 6, 5020 Salzburg<br />

Thema:<br />

Pharmakoökonomische Aspekte<br />

der akuten Herzinsuffizienz<br />

Inadäquate<br />

Therapie<br />

16 %<br />

24 %<br />

24 %<br />

Med-Noncompliance<br />

Vorsitz:<br />

Univ.-Prof. Dr. Thomas Stefenelli<br />

Univ-Prof. Mag. Dr. Hanno Ulmer<br />

Verspätete Inanspruchnahme<br />

von Hilfe<br />

19 %<br />

17 %<br />

andere<br />

Abb. 2: Medikamentöse und diätetische Noncompliance sowie die verspätete Inanspruchnahme<br />

ärztlicher Hilfe bei Verschlechterung der Erkrankung sind die häufigsten Ursachen für das Auftreten<br />

einer Krankenhaus-pflichtigen Dekompensation<br />

Referenten:<br />

Pharmakoökonomie am Beispiel der akuten<br />

Herzinsuffizienz<br />

Univ.-Prof. Dr. Bernhard Schwarz (Wien)<br />

Betreuungsmodell Herzinsuffizienz, Krems –<br />

Ist es kosteneffizient?<br />

Dr. Manfred Wieser (Krems)<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

Cost-effectiveness of Levosimendan in Patients<br />

With Acute Heart Failure<br />

6/2011 21<br />

Univ.-Prof. Dr. Francesco Fedele (Rom)


ökg 2011<br />

Bernhard Strohmer, Salzburg<br />

Vorhofflimmer-Ablation 2011<br />

Begehrlichkeit vor Notwendigkeit?<br />

Mit dem Einzug der Katheterablation von<br />

Vorhofflimmern in die klinische Praxis hat<br />

sich im Laufe der letzten 10 Jahre ein unaufhaltsamer<br />

Trend hin zu diesem nichtmedikamentösen<br />

Therapieverfahren entwickelt.<br />

Die Faszination, Vorhofflimmern<br />

mittels Kathetereingriff kurativ behandeln<br />

zu können, hat nicht nur die Rhythmologen<br />

in der ganzen Welt begeistert, sondern<br />

vor allem bei den betroffenen Patienten<br />

das dringliche Begehren nach Heilung von<br />

dieser Rhythmusstörung geweckt. Heutzutage<br />

wird von einigen Experten sogar die<br />

Meinung vertreten, dass die Vorhofflimmerablation<br />

bereits als Erstlinientherapie<br />

für geeignete Patienten zum Einsatz kommen<br />

soll. Moderne Computersimulationen<br />

sowie verbesserte Kathetertechnologie<br />

verheißen Ärzten und Patienten eine<br />

punktgenaue Verödung der kritischen Regionen<br />

bei kalkulierbarem Risiko. So haben<br />

sich über die Jahre diverse Ablationsstrategien<br />

entwickelt, welche jedoch<br />

allesamt ähnliche Erfolgsraten im Bereich<br />

von 60–80 % über einen Nachbeobachtungszeitraum<br />

von 1 bis 2 Jahren berichten.<br />

Unterschiedliche Endpunkte und Verfahren<br />

im Monitoring von Vorhofflimmer-<br />

Rezidiven erschweren aber die Interpretation<br />

und Vergleichbarkeit der einzelnen<br />

Techniken. Im Gegenzug zu den Entwicklungen<br />

am Ablationssektor sind neue medikamentöse<br />

Therapieansätze als große<br />

Hoffnungsträger zum Behandlungsrepertoire<br />

hinzugekommen und versprechen<br />

bei Anwendung verbesserte Überlebenschancen<br />

oder Wiederherstellung des Sinusrhythmus<br />

in Minutenschnelle.<br />

Worauf begründet sich nun die<br />

Begehrlichkeit der Patienten?<br />

Vorhofflimmern geht bekanntermaßen<br />

mit einem erhöhten Morbiditäts- und<br />

Mortalitätsrisiko einher. Etliche Studien<br />

haben belegt, dass die Wiederherstellung<br />

von Sinusrhythmus zu einer deutlichen<br />

Verbesserung der Symptome und Lebensqualität<br />

führt und vermutlich dadurch<br />

auch die Sterblichkeit sinkt. In einer AF-<br />

FIRM-Substudie konnte unter all den eingesetzten<br />

Antiarrhythmika lediglich für<br />

Amiodaron eine höhere Effektivität als für<br />

VORHOFFLIMMERN<br />

VHF TYP<br />

ANTIKOAGULATION<br />

CHA2DS2VASc Score<br />

FREQUENZKONTROLLE<br />

MEDIKAMENTE<br />

EKG DIAGNOSE<br />

RHYTHMUSKONTROLLE<br />

ABLATION > MEDIKAMENTE<br />

RISIKO: EMBOLIE<br />

GRUNDERKRANKUNG<br />

„UPSTREAM“ THERAPIE<br />

Abb. 1: Die Management-Kaskade für Patienten mit Vorhofflimmern (modifiziert nach ESC Guidelines,<br />

Guidelines for the management of atrial fibrillation, European Heart Journal 2010)<br />

Plazebo gezeigt werden. Das Risiko für bedrohliche<br />

kardiale und extrakardiale Nebenwirkungen<br />

ist mit einer hohen Absetzrate<br />

der gängigen Antiarrhythmika<br />

verbunden, die z. B. im CATAF-Trial für<br />

Amiodaron bei 34 % und für Propafenon<br />

bzw. Sotalol bei 46 % nach 16 Monaten lag.<br />

In Ermangelung einer optimalen medikamentösen<br />

Therapie zur Rezidivprophylaxe<br />

von Vorhofflimmern hat es die Katheterablation<br />

somit nicht schwer gehabt, als alternative<br />

Behandlungsoption eher früher<br />

als später im Krankheitsverlauf zum Einsatz<br />

zu kommen. Daran hat auch die Einführung<br />

von Dronedaron nichts Wesentliches<br />

geändert. Die positiven Effekte auf<br />

den kombinierten Endpunkt Mortalitätsund<br />

Hospitalisationsrate wurden vor allem<br />

bei älteren Vorhofflimmerpatienten<br />

mit kardiovaskulären Begleiterkrankungen<br />

festgestellt (ATHENA-Studie), und<br />

dies weitgehend unabhängig von einer<br />

Rhythmisierung. Entsprechend der Dionysos-Studie<br />

liegt die Effektivität von Dronedaron<br />

unter der von Amiodaron, bei einem<br />

allerdings günstigeren Nebenwirkungsprofil.<br />

Katheterablation oder<br />

Antiarrhythmika – das ist die Frage<br />

HÄMODYNAMIK<br />

SYMPTOMATIK<br />

PRÄVENTION<br />

Direkte Vergleichsstudien zwischen Antiarrhythmika<br />

und Katheterablation sind<br />

aufgrund von Unterschieden in den Populationen,<br />

den Behandlungstechniken und<br />

den Endpunkten nur komplex zu beurteilen.<br />

In einer italienischen Beobachtungsstudie<br />

zeigten ablierte Patienten über 2,5<br />

Jahre weniger Rezidive, eine bessere Lebensqualität,<br />

weniger ischämische zerebrovaskuläre<br />

Ereignisse und eine geringere<br />

kardiovaskuläre Mortalität. Ähnliche<br />

Ergebnisse fanden sich in einigen randomisierten<br />

Studien, allerdings mit unterschiedlichen<br />

methodologischen Limitationen.<br />

In einer prospektiven Multicenter-<br />

Studie (Thermocool Catheter AF Ablation<br />

Trial) wurde der frühe Einsatz der Katheterablation<br />

für Patienten mit paroxysmalem<br />

Vorhofflimmern nach zumindest einem<br />

erfolglosen Medikationsversuch im Vergleich<br />

zur alleinigen antiarrhytmischen<br />

Therapie getestet. Dabei ist es aber erwähnenswert,<br />

dass für diese sorgfältig durchgeführte<br />

Vergleichsstudie insgesamt 5545<br />

Patienten gescreent werden mussten, um<br />

letztlich 167 passende Kandidaten zu rekrutieren,<br />

was einem Verhältnis von 33:1<br />

entspricht. Viele Patienten, die in der klinischen<br />

Praxis mit Vorhofflimmern diagnostiziert<br />

werden, weisen also Charakteristika<br />

in ihrem Krankheitsverlauf und -profil auf,<br />

die den Stellenwert der Katheterablation<br />

im Behandlungskonzept oftmals relativieren.<br />

Welche Therapieform garantiert die<br />

besseren Überlebenschancen?<br />

Das groß angelegte CABANA-Trial (Catheter<br />

Ablation Versus Antiarrhythmic Drug<br />

Therapy for Atrial Fibrillation) wird aktuell<br />

22 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

durchgeführt, um die Mortalität und<br />

Schlaganfallsrate nach Ablation zu untersuchen.<br />

Die inkludierten Patienten sind<br />

kränker und weisen zu knapp zwei Drittel<br />

persistentes oder lang-anhaltendes Vorhofflimmern<br />

auf. Die Daten der Pilotstudie<br />

ergaben für die Ablation ein besseres Ergebnis<br />

bezüglich Vorhofflimmer-Freiheit<br />

(65 % vs. 41 % unter Antiarrhythmika über<br />

9 Monate). Die intuitive Annahme eines<br />

globalen Benefits durch Ablation im Vergleich<br />

zur medikamentösen Therapie<br />

kann erst nach Inklusion von 3000 Patienten<br />

und einer Nachbeobachtung über 3<br />

Jahre bestätigt werden. Zwischenzeitlich<br />

gibt es Hinweise, dass das TIA/Insult-Risiko<br />

für Patienten nach Ablation geringer<br />

sein dürfte.<br />

„Ablation begets Ablation“ – wie<br />

sind die Aussichten auf lange<br />

Sicht?<br />

Für selektierte Patienten scheint die Katheterablation<br />

zur Rhythmuskontrolle<br />

deutlich effektiver zu sein als eine antiarrhythmische<br />

Therapie. Was die Langzeitergebnisse<br />

über 5 Jahre betrifft, sollte der<br />

Patient jedoch darüber informiert sein,<br />

dass die Erfolgsrate nach einer Single-Prozedur<br />

relativ niedrig (29 %) ist, sich aber<br />

der Langzeiterfolg erhöht, wenn dieser<br />

nach dem letzten Eingriff gemessen wird<br />

(63 %). Vorhofflimmern ist eine progressive<br />

Erkrankung mit einer Rezidivrate von<br />

etwa 10 %/Jahr nach Katheterablation, sodass<br />

in der zitierten Studie durchschnittlich<br />

zwei Eingriffe für ein „akzeptables“<br />

Langzeitergebnis erforderlich waren. Dies<br />

hat wichtige Implikationen betreffend Patienten-Nachsorge<br />

bzw. Antikoagulation.<br />

Die Begehrlichkeit von Patienten, die<br />

orale Antikoagulation loszuwerden, darf<br />

somit keinesfalls als Indikation für eine<br />

Ablation gesehen werden. Auch nach primär<br />

erfolgreicher Ablation sollte die Entscheidung<br />

zur Thrombembolieprophylaxe<br />

nach dem CHA2DS2VASc Score getroffen<br />

werden.<br />

Zur Person<br />

Das liebe Alter – wann dürfen wir<br />

Vorhofflimmern akzeptieren?<br />

Der Großteil der Vorhofflimmer-Patienten<br />

ist älter als 70 Jahre, oft oligosymptomatisch,<br />

weist eine Reihe von Komborbiditäten<br />

auf und dürfte von einer adäquaten<br />

Frequenzkontrolle in Kombination mit einer<br />

Antikoagulation ausreichend profitieren.<br />

Zudem hat kein Trial bisher die Mortalität,<br />

Schlaganfallsrate und Hospitalisation<br />

systematisch in einer Population<br />

untersucht, die entweder mittels Katheterablation<br />

oder Frequenzkontrolle plus Antikoagulation<br />

behandelt wird. Es ist jedoch<br />

aus diversen Untersuchungen bekannt,<br />

dass das Lebensalter und der Vorhofflimmertyp<br />

einen signifikanten Einfluss auf<br />

die Substrateigenschaften des Vorhofes<br />

haben und somit auch das Langzeitergebnis<br />

beeinflussen.<br />

Ablation bei medikamentöser<br />

Therapieresistenz oft eine<br />

klinische Notwendigkeit<br />

PD Dr. Bernhard Strohmer<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin II,<br />

Kardiologie & Internistische Intensivmedizin<br />

Paracelsus Medizinische Privatuniversität<br />

Müllner Hauptstraße 48<br />

5020 Salzburg<br />

Fax: ++43/662/4482-3486<br />

E-Mail: b.strohmer@salk.at<br />

SYMPTOMATISCHES VORHOFFLIMMERN<br />

RHYTHMUSKONTROLLE „BEGEHRT“<br />

GESTERN HEUTE IN ZUKUNFT<br />

MEDIKAMENT # 1 MEDIKAMENT # 1<br />

CARDIOVERSION CARDIOVERSION<br />

MEDIKAMENT # 2<br />

CARDIOVERSION<br />

MEDIKAMENT # 3<br />

CARDIOVERSION<br />

ABLATION<br />

ABLATION<br />

ABLATION<br />

Abb. 2: Rhythmuskontrolle im Wandel der Zeit<br />

mit Vormarsch der Katheterablation als<br />

Primärtherapie für symptomatische Patienten<br />

mit Vorhofflimmern<br />

In den aktuellen Guidelines der internationalen<br />

Gesellschaften (HRS/EHRA/<br />

ECAS) wird die Katheterablation bereits<br />

nach einem singulären ineffizienten medikamentösen<br />

Therapieversuch für symptomatische<br />

Patienten empfohlen<br />

(Klasse-IIa-Indikation). Die Ablation als<br />

Primärtherapie noch vor einem medikamentösen<br />

Therapieversuch hat eine<br />

Klasse-IIb-Empfehlung erhalten, ebenso<br />

wie die Ablation bei lang anhaltendem<br />

persistierendem Vorhofflimmern bzw.<br />

bei Herzinsuffizienz. In die Managementkaskade<br />

wurde neuerdings auch die<br />

sog. „Upstream“-Therapie mit ACE-Hemmern<br />

und Angiotensin-Rezeptorblockern<br />

vor allem bei Patienten mit Hypertonie<br />

(Linksventrikelhypertrophie), Herzinsuffizienz<br />

und mit Statinen nach Bypassoperation<br />

als wichtige Ergänzung aufgenommen.<br />

Die Katheterablation ist somit für<br />

symptomatische und zumeist jüngere Patienten<br />

mit erhaltener Linksventrikelfunktion<br />

und keiner oder nur geringer<br />

Vorhoferweiterung eine attraktive und effektive<br />

Behandlungsoption. In Zukunft<br />

wird es wahrscheinlich möglich sein,<br />

mittels spezieller MRI-Untersuchung das<br />

Ausmaß der Vorhof-Fibrosierung festzustellen<br />

und somit das Ansprechen auf<br />

eine Ablation bzw. spezielle Technik vorherzusagen.<br />

Begehrlichkeit vor<br />

Notwendigkeit – in Zukunft kein<br />

Thema<br />

Abschließend bleibt festzustellen, dass die<br />

Begehrlichkeit nach einer Ablation bei<br />

symptomatischem Vorhofflimmern ihre<br />

Berechtigung hat, sofern eine Verbesserung<br />

der Symptome und der Lebensqualität<br />

als Therapieziel angestrebt wird. Eine<br />

Notwendigkeit für diese Behandlungsform<br />

wird zukünftig dann gegeben sein,<br />

wenn eine eindeutige Evidenz für die Senkung<br />

der Morbidität und Mortalität durch<br />

eine frühzeitige Katheterintervention vorliegt.<br />

In Kenntnis der mittelfristigen Langzeitergebnisse<br />

hat die Vorhofflimmer-Ablation<br />

bei den meisten Patienten zur Zeit<br />

allerdings mehr einen palliativen als kurativen<br />

Effekt, sodass bei wiederholten Eingriffen<br />

die potentiellen periprozeduralen<br />

Risiken sicherlich mit in Betracht zu ziehen<br />

sind.<br />

•<br />

Literatur<br />

1 Guidelines for the management of atrial fibrillation<br />

(2010) The Task Force for the Management<br />

of Atrial Fibrillation of the European Society<br />

of Cardiology (ESC). European Heart<br />

Journal. doi:10.1093/eurheartj/ehq278; www.<br />

escardio.org/guidelines<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 23


ökg 2011<br />

Wolfgang Lalouschek, Wien<br />

Burnout bei KardiologInnen<br />

Risiko und Prävention<br />

Der Begriff Burnout beschreibt ein Syndrom,<br />

das gekennzeichnet ist durch emotionale<br />

und körperliche Erschöpfung, eine<br />

gefühllose, gleichgültige oder zynische<br />

Einstellung gegenüber KlientInnen, KollegInnen<br />

oder KundInnen (Depersonalisation<br />

– Zynismus), eine negative Einschätzung<br />

der persönlichen Leistungskompetenz,<br />

teilweisen sozialen Rückzug<br />

aus der Arbeit und verminderte Leistungsfähigkeit<br />

(Abb. 1). Auf der individuellen<br />

Ebene geht Burnout einher mit körperlichen<br />

Symptomen und Erkrankungen, psychischen<br />

und mentalen Erkrankungen<br />

und sozialem Rückzug (Abb. 2). In der<br />

Burnoutforschung werden mehrere Bedingungsmodelle<br />

des Burnout diskutiert.<br />

Burnout kann einerseits gesehen werden<br />

als das Ergebnis eines erfolglosen Prozesses<br />

der Bewältigung stressreicher Arbeitssituationen,<br />

zum anderen aber auch als<br />

das Ergebnis der Bewertung und Bewältigung<br />

der Diskrepanzen zwischen der individuellen<br />

Situation und Einstellung und<br />

den tatsächlichen, vom Arbeitssystem<br />

vorgegebenen Anforderungen und Werten.<br />

In der Entstehung von Burnout spielen<br />

demnach sowohl individuelle als auch<br />

organisations- und arbeitsplatzbezogene<br />

Faktoren eine Rolle. Zu den personenbezogenen<br />

Faktoren gehören neben anderen<br />

die Einstellung Anerkennung (und Liebe)<br />

nur durch Leistung bekommen zu können,<br />

ein Hang zum Perfektionismus und<br />

das Gefühl, schwierige Situationen ohne<br />

fremde Hilfe bewältigen zu müssen. Als<br />

Burnout-fördernd gilt eine Arbeitsumgebung,<br />

die gekennzeichnet ist durch Arbeitsüberlastung<br />

und Zeitdruck, Mangel<br />

an Mitbestimmung und Kontrolle sowie<br />

Zur Person<br />

emotionale<br />

Erschöpfung<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek<br />

Gesundheitszentrum The Tree<br />

MC Medical Coaching GmbH<br />

Fasholdgasse 3/7<br />

1130 Wien<br />

E-Mail: w.lalouschek@medical-coaching.at<br />

www.thetree.at<br />

www.medical-coaching.at<br />

Die Burnout Trias<br />

Dehumanisierung<br />

Abb. 1: Charakteristische Trias des Burnout-Syndroms<br />

Unfairness und Mangel an Belohnung,<br />

Anerkennung und Gemeinschaft. Generell<br />

ist hier auch ein Zustand zu nennen,<br />

der mit high demand (hoher Anspruch) /<br />

low influence (geringer Einfluss) bezeichnet<br />

wird.<br />

Diese Situation wird gerade im Arztberuf<br />

häufig angetroffen: einerseits besteht ein<br />

hoher Anspruch durch<br />

■ ■ täglichen Umgang mit Krankheit, Leiden,<br />

Tod und Ängsten (eigenen und<br />

der PatientInnen);<br />

■ ■ lebensbeeinflussende Entscheidungen,<br />

oft auf Basis widersprüchlicher/<br />

uneindeutiger Befunde,<br />

■ ■ Nachtdienste, Notsituationen;<br />

■ ■ einsam zu treffende Entscheidungen;<br />

■ ■ Konflikte mit KollegInnen und Vorgesetzten;<br />

■ ■ Berufsrisiko, Klagemöglichkeit.<br />

Leistungseinbuße<br />

Andererseits besteht oft das subjektive Gefühl<br />

der geringen Beeinflussbarkeit, z. B.<br />

■ ■ durch den Druck auch bei geringer<br />

Compliance erfolgreich behandeln zu<br />

müssen;<br />

■ ■ Vorgaben des Systems, die für den/die<br />

Einzelne/n nicht (immer) nachvollziehbar<br />

sind;<br />

■ ■ (macht)politische Entscheidungen;<br />

■ ■ ein erlebtes Missverhältnis zwischen<br />

Leistung und Verantwortung und der<br />

Entlohnung bei einem Großteil der<br />

ÄrztInnen (bei einem gleichzeitigen öffentlichen<br />

Bild der „Großverdiener“).<br />

ÄrztInnen besonders gefährdet<br />

Auf dem Hintergrund dieser Belastungen,<br />

oft einhergehend mit Burnout-disponierenden<br />

Persönlichkeitseigenschaften gehören<br />

ÄrztInnen zu den Berufsgruppen<br />

mit besonders hohem Burnoutrisiko.<br />

Nach übereinstimmenden Untersuchungen<br />

in westlichen Ländern zeigen mindestens<br />

20 % von ÄrztInnen manifeste Burnoutsymptome<br />

und etwa 50 % gelten als<br />

gefährdet. Vorliegende Untersuchungen<br />

bestätigen diese Daten auch für InternistInnen,<br />

IntensivmedizinerInnen und KardiologInnen.<br />

Burnout bei ÄrztInnen hat einerseits<br />

gravierenden Folgen für den/die<br />

Einzelne/n und seine/ihre sozialen Systeme,<br />

bis hin zu einer deutlich erhöhten<br />

24 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

Körper<br />

kardiale Beschwerden<br />

Verdauungsbeschwerden<br />

Kopfschmerz<br />

Müdigkeit<br />

Muskelverspannungen<br />

Lustlosigkeit<br />

Sexuelle Funktionsstörungen<br />

Geist<br />

Konzentrationsschwierigkeiten<br />

Entscheidungsschwäche<br />

fehlende Ziele<br />

verminderte Belastbarkeit<br />

Verlust von Kreativität<br />

Abb. 2: Symptomatik des Burnout-Syndroms<br />

Suizidrate unter ÄrztInnen. Deutliche Entmutigungserscheinungen<br />

im Arztberuf<br />

finden sich bereits früh, Untersuchungen<br />

zeigen teilweise einen Altersgipfel bei 30<br />

Jahren. Die dem Beruf oft immanente<br />

Überlastung wird interessanterweise häufig<br />

als notwendige Eigenschaft guten Arztseins<br />

verstanden.<br />

Neben den individuellen Folgen hat<br />

Burnout bei ÄrztInnen jedoch auch<br />

schwerwiegende Auswirkungen auf die<br />

Qualität der medizinischen Leistungen<br />

und den Kontakt zu den betreuten PatientInnen<br />

sowie relevante medizin-ökonomische<br />

Folgen.<br />

Prävention und Behandlung<br />

Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung<br />

von Burnout sind demgemäß<br />

sowohl bei der betroffenen Person als<br />

auch im Arbeitsumfeld wesentlich. Auf<br />

Wie weit bin ich (noch) mein Original?<br />

Überhaupt<br />

nicht!<br />

Burnout Symptome<br />

1 10<br />

Und woran würde ich merken, dass ich<br />

eine Stufe höher stehe?...<br />

Emotion<br />

Nervosität, Unruhe<br />

depressive Verstimmung<br />

Verlust von Freude<br />

fehlende Motivation<br />

Kontaktverlust zu Kunden,<br />

Mitarbeitern, Kollegen und<br />

Freunden<br />

innere Leere<br />

vermindertes Selbstwertgefühl<br />

Verhalten<br />

anfangs Hyperaktivität<br />

später Alkoholkonsum und andere<br />

Süchte<br />

Rückzug<br />

Fehlleistungen<br />

Völlig!<br />

Abb. 3: Wichtige Frage in Richtung einer bewussten Lebensgestaltung als Burnout-Prävention<br />

der individuellen Ebene zählen dazu Strategien<br />

des Stressmanagements, Zeitmanagement,<br />

sowie berufsbezogene Maßnahmen<br />

wie praxisbezogene Weiterbildung,<br />

bewusste Gestaltung des eigenen<br />

beruflichen Weges (Erwerb von Kompetenzen,<br />

Spezialisierung, Niederlassung<br />

etc.), aber auch Klärung bestehender Konflikte<br />

sowie persönlichkeitsunterstützende<br />

Maßnahmen wie Coaching, Supervision<br />

bzw. auch Psychotherapie. Zu<br />

Maßnahmen auf der institutionellen<br />

Ebene zählen u. a. Arbeitsplatzgestaltung,<br />

Arbeitszeitgestaltung, Schaffung einer<br />

entsprechenden Führungskultur sowie<br />

die Begleitung von (auch interdisziplinären)<br />

Teams (Teamcoachings, Supervision).<br />

Neben den genannten Maßnahmen mögen<br />

folgende Frage immer wieder wichtig<br />

sein:<br />

■ ■ Welche Ziele haben für mich eigentlich<br />

Priorität?<br />

■ ■ Geht es allein um eine berufliche Veränderung<br />

oder eher um eine Harmonisierung<br />

meiner verschiedenen Lebensbereiche?<br />

■ ■ Wie viel Raum haben meine relevanten<br />

Lebensbereiche – Ich/Familie und Soziales/Beruf?<br />

- Und wieviel Raum<br />

würde ich Ihnen gerne geben?<br />

■ ■ Wie nahe oder fern fühle ich mich meiner<br />

„Original-Persönlichkeit“, z. B. auf<br />

einer Skala von 1-10 (Abb. 3)? Und woran<br />

würde ich bemerken, dass ich eine<br />

Stufe höher oben stehe?<br />

Die Beantwortung dieser und ähnlicher<br />

Fragen – mit ausreichender Zeit und<br />

genügend Abstand vom Alltag – und das<br />

Setzen entsprechender Maßnahmen bilden<br />

den Ausgangspunkt einer bewussten<br />

Lebensgestaltung und damit der effektivsten<br />

Burnoutprävention.<br />

•<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber und Verleger: Springer-Verlag GmbH, Professional Media, Sachsenplatz 4-6, P.O.Box 89, 1201 Wien, Austria, Tel.: 01/ 330 24 15, Fax: 01/330 24 26-260; Internet: www.springer.<br />

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ISSN Print: 1613-3803: Band 8, Heft 6/2011; Inhalte des „Wiener Medizinischen Wochenschrift Skriptums“ sind ab Oktober 2010 auch über die Zeitungsdatenbank der APA (http://www.<br />

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ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. Beilage zur Wiener Medizinischen Wochenschrift 9–10/2011.<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 25


ökg 2011<br />

Herwig Schuchlenz, Graz<br />

Stress-Echo/MR<br />

Beurteilung von Funktion, Perfusion, Ischämie und Vitalität<br />

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die<br />

daraus resultierenden Guidelines sowie<br />

der zunehmende wirtschaftliche Druck<br />

haben zu einem Paradigmenwechsel in<br />

der Risikostratifizierung und Therapie der<br />

stabilen KHK geführt. Während Patienten<br />

mit akutem Koronarsyndrom (instabile<br />

AP, STEMI, NSTEMI) eindeutig von einer<br />

raschen Koronarintervention profitieren,<br />

ist für Patienten mit stabiler KHK die interventionelle/operative<br />

Revaskularisierung<br />

erst dann sinnvoll und auch belegt, wenn<br />

eine signifikante Ischämie nachweisbar<br />

ist.<br />

In Abhängigkeit von Symptomatik,<br />

Ausmaß der Ischämie und Koronarmorphologie<br />

kann die stabile KHK durch optimale<br />

medikamentöse Therapie (OMT) alleine<br />

oder aber kombiniert mit einer<br />

Revaskularisierung (PCI oder CABG) behandelt<br />

werden. Für die Entscheidung der<br />

Therapie ist das objektive Ausmaß der<br />

myokardialen Ischämie sowohl für a/oligosymptomatische<br />

als auch für symptomatische<br />

Patienten entscheidend. Der<br />

Ausschluss einer ausgedehnten myokardialen<br />

Ischämie in einem dafür geeigneten<br />

bildgebenden Verfahren ist mit einer<br />

exzellenten Prognose verbunden, während<br />

signifikante Ischämien mit einer erhöhten<br />

Morbidität/Mortalität einher gehen.<br />

Die wichtigsten Indikationen zur<br />

Revaskularisierung sind Persistenz der<br />

Symptome trotz optimaler Medikation<br />

und das Ausmaß der dokumentierten Ischämie.<br />

Zur Person<br />

Cardiac death/MI (%/year)<br />

Graphik 1 zeigt die Prognosen von<br />

Herztod und nicht tödlichem Myokardinfarkt<br />

in Abhängigkeit vom Ausmaß der Ischämie,<br />

dokumentiert in 7 großen Studien<br />

mit > 20 000 Patienten (Schwitter, Arai.<br />

EHJ 2011; 32:799-809).<br />

In Tabelle 1 sind die aktualisierten<br />

ESC-Guidelines für Revaskularisation bei<br />

a/symptomatischer stabiler KHK, dargestellt<br />

(EHJ 2011), die Ischämieerkennung<br />

spielt die zentrale Rolle!<br />

Eine optimale Behandlung der Patienten<br />

mit stabiler KHK erfordert eine sorgfältige<br />

Abklärung vor einem etwaigen<br />

Herzkatheter. Die Aufgabe der nicht-invasiven<br />

Untersuchungen ist, die myokardiale<br />

Ischämie hinsichtlich des Ausmaßes,<br />

der Lokalisierung und der Reversibilität<br />

Priv.-Doz. OA Dr. Herwig W. Schuchlenz<br />

Department für Kardiologie und Intensivmedizin<br />

LKH Graz West<br />

Göstinger Straße 22<br />

8020 Graz<br />

Fax: ++43/316/5466-74312<br />

E-Mail: herwig.schuchlenz@lkh-grazwest.at<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Hachamovitch 1998 (n = 5183)<br />

Iskander 1998 (n = 12360)<br />

Hachamovitch 1996 (n = 2200)<br />

Ladenheim 1986 (n = 1689)<br />

Jahnke 2007 (n = 513)<br />

Hundley 2002 (n = 279)<br />

Steel 2009 (n = 249)<br />

Normal Mild Mild to<br />

moderate<br />

Severity of ischaemia<br />

Moderate<br />

Severe<br />

Graphik 1: Prognosen von Herztod und nicht tödlichem Myokardinfarkt in Abhängigkeit vom Ausmaß<br />

der Ischämie, dokumentiert in 7 großen Studien mit > 20.000 Patienten (Schwitter, Arai. EHJ 2011;<br />

32:799-809)<br />

exakt zu beurteilen. Der direkte Weg in das<br />

HK-Labor, der beim akuten Patienten lebensrettend<br />

ist, birgt beim stabilen KHK-<br />

Patienten Nachteile und Gefahren. Es gibt<br />

große Diskrepanzen zwischen dem offensichtlichen<br />

anatomischen Schweregrad<br />

einer Stenose und ihrer funktionellen Auswirkungen<br />

auf die myokardiale Blutversorgung.<br />

Es ist technisch nicht immer<br />

möglich und auch teuer, bei allen Grenzwertstenosen<br />

eine invasive Druckdrahtmessung<br />

(FFR) zur Evaluierung der funktionellen<br />

Signifikanz durchzuführen. Eine<br />

weitere wichtige Aufgabe der nichtinvasiven<br />

Bildgebung vor einer PTCA/CABG ist<br />

der Nachweis der Myokardvitalität bei Patienten<br />

mit schlechter LVF. Patienten mit<br />

lebensfähigem, aber nichtkontraktilem<br />

Myokard haben ein höheres Risiko, wenn<br />

sie nicht revaskularisiert werden, während<br />

sich die Prognose durch PTCA/CABG von<br />

avitalem Myokard nicht verbessert und<br />

der Patient letztlich nur das Risiko des Eingriffs<br />

trägt.<br />

Nachweis einer myokardialen<br />

Ischämie<br />

Aufgrund der weiten Verbreitung und der<br />

niedrigen Kosten wird die Ergometrie am<br />

26 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

Tabelle 1<br />

Aktualisierte ESC- Guidelines für PTCA/CABG<br />

KHK Anatomie I Klasse I-Level<br />

Hauptstamm > 50 % mit dok. nichtinv.<br />

Ischämie oder invasiv FFR < 80<br />

I<br />

A<br />

Proximale LAD > 50 % mit dok. nichtinv.<br />

Ischämie oder FFR < 80<br />

I<br />

A<br />

Verbessert<br />

Prognose<br />

Verbessert<br />

Symptome<br />

2 oder 3 Gefäßerkrankung mit dok.<br />

nichtinv. Ischämie oder FFR < 80<br />

I<br />

B<br />

dokumentierte nichtinvasive Ischämie ><br />

10% des LV<br />

I<br />

B<br />

Letztes verbleibendes Gefäß > 50 % mit<br />

dok. nichtinv. Ischämie / FFR < 80<br />

I<br />

C<br />

Eingefäßerkrankung ohne prox. LAD ><br />

50% und Ischämie < 10 %<br />

III<br />

A<br />

Jede Stenose > 50 % mit limitierender<br />

AP trotz OMT<br />

I<br />

A<br />

Dyspnoe/ Herzinsuffizienz mit > 10 %<br />

Ischämie und Vitalität bei > 50 % Sten.<br />

IIa<br />

B<br />

Keine limitierende AP mit optim. Med. III C<br />

häufigsten zum Ischämienachweis herangezogen.<br />

Da ihre Genauigkeit jedoch begrenzt<br />

ist, bedarf es häufig weiterer bildgebender<br />

Tests, die auf Reduktion der<br />

Perfusion (SPECT, MRT) oder Induktion<br />

von ischämischen Wandbewegungsstörungen<br />

(Stress-Echo, MRT) während<br />

pharmakologischem Stress oder körperlicher<br />

Belastung basieren. Da die KHK eine<br />

chronische Erkrankung ist, müssen die<br />

Tests kostengünstig und beliebig wiederholt<br />

werden können. Der Einsatz von<br />

Strahlung für medizinische Untersuchungen<br />

ist die größte von Menschen verursachte<br />

Strahlungsquelle (exklusive Tschernobyl<br />

und Fukushima). Verpflichtende<br />

Gesetze (Strahlenschutzgesetzt) für medizinische<br />

Bildgebung schreiben die verantwortungsvolle<br />

Nutzung von Tests mit ionisierender<br />

Strahlung vor.<br />

Graphik 2 zeigt im Vergleich zwischen<br />

MRT mit SPECT die diagnostische Überlegenheit<br />

des MRT (Schwitter, Arai. EHJ<br />

2011; 32.799-809).<br />

Bildgebenden Stressverfahren haben<br />

gegenüber dem konventionellen Belastungs-EKG<br />

vor allem den Vorteil, die Ischämie<br />

zu quantifizieren und zu lokalisieren.<br />

Aus diesem Grund sind bildgebende<br />

Stressverfahren bei Patienten mit angiographisch<br />

oder durch das CT bestätigten<br />

„Grenzwertstenosen“ vor einer etwaigen<br />

PCI oder CABG zu bevorzugen. Das Ausmaß<br />

der Ischämie ist prädiktiv für zukünftige<br />

kardiovaskuläre Ereignisse.<br />

1<br />

Die Ischämiekaskade bei<br />

hämodynamisch wirksamen<br />

Kranzgefäßstenosen<br />

Die erste fassbare Änderung ist die Verschiebung<br />

der Perfusion innerhalb des<br />

Myokards von subendokardialen zu den<br />

subepikardialen Schichten, gefolgt von<br />

Änderungen in der regionalen Kontraktilität.<br />

EKG-Veränderungen und Symptome<br />

treten erst zu einem späteren Zeitpunkt<br />

auf. Diese pathophysiologischen Abläufe<br />

werden von funktionellen bildgebenden<br />

Verfahren, wie Stress-Echo (SE) oder<br />

Stress-MR genützt und erklären ihre Überlegenheit<br />

im Vergleich zur Ergometrie.<br />

Während bei der Ergometrie die körperlichen<br />

Belastung zur Provokation einer<br />

myokardialen Ischämie herangezogen<br />

wird, kommen bei den bildgebenden Verfahren<br />

überwiegend pharmakologische<br />

Stressoren zum Einsatz: Dobutamin führt<br />

in niedriger Dosierung zu einer Kontraktilitätssteigerung<br />

ischämischer, aber vitaler<br />

myokardialer Segmente und ist daher für<br />

die Vitalitätsdiagnostik geeignet. In höherer<br />

Dosierung führt der (überwiegend<br />

durch die Herzfrequenzsteigerung getriggerte)<br />

vermehrte Sauerstoffbedarf zu Provokation<br />

einer Ischämie. Dipyridamol induziert<br />

bei signifikannter KHK einen<br />

kritischen Rückgang des subendokardialen<br />

Perfusionsdruckes und provoziert dadurch<br />

eine Abnahme des absoluten subendokardialen<br />

Blutflusses, was letztlich<br />

ein regionale subendokardiale Perfusionsstörung<br />

/ Kontraktilitätsstörung zur Folge<br />

hat. Das Prinzip des Stress-MR/Perfusions-MR<br />

mit Adenosin ist die Beurteilung<br />

Im Jahr 2001 wurde die Euratom-Richtlinie<br />

veröffentlicht, in denen ausdrücklich<br />

festgehalten wird, dass bei grob vergleichbaren<br />

Informationen von zwei Methoden<br />

der Technik, die mit nicht-ionisierender<br />

Strahlung arbeitet, der Vorrang gegeben<br />

werden muss.<br />

Nach der Einführung des Herz-CT<br />

wurde viel über Strahlenbelastung diskutiert,<br />

dabei aber vergessen, dass die verbreitete<br />

Myokardszintigraphie eine viel<br />

höhere Strahlenbelastung verursacht.<br />

Eine einzige Myokard-SPECT-Untersuchung<br />

verursacht eine Strahlenbelastung<br />

(Äquivalenzdosis) von 10–28 mSv, dies<br />

entspricht 600–1300 Thoraxröntgenaufnahmen!<br />

Sensitivity<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

1-specificity<br />

All pats: CMR<br />

MVD: CMR<br />

All pats: SPECT<br />

MVD: SPECT<br />

All pats: gated-SPECT<br />

Zaret: 10 centres<br />

- Tetrofosmin<br />

- Thallium<br />

Van Train: 7 centres<br />

Hendel: 7 centres<br />

0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Graphik 2: Vergleiche von MRT mit SPECT belegen die diagnostische Überlegenheit des MRT<br />

(Schwitter, Arai. EHJ 2011; 32:799-809)<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 27


ökg 2011<br />

des Blutflusses (Kontrastmittel) in das<br />

Myokard während eines hyperämischen<br />

Zustandes. In Gebieten, die durch stark<br />

verengte Herzkranzgefäßen versorgt werden,<br />

zeigt das KM im MR eine verzögerte<br />

Anflutung des (dunkle Zone, Abb. 1). Die<br />

Perfusions-MRT-Untersuchung und das<br />

Stress-Dobutamin-MRT (Wandbewegungsstörung<br />

wie bei SE) haben eine ähnliche<br />

diagnostische Genauigkeit.<br />

Stress-Echokardiographie (SE)<br />

Die Echokardiographie spielt eine wesentliche<br />

Rolle bei der Differentialdiagnose<br />

von Patienten mit Brustschmerz und ermöglicht<br />

eine umfassende hämodynamische<br />

und funktionelle Beurteilung des<br />

Herzens. SE ist die Kombination von 2D-<br />

Echokardiographie mit einer körperlichen<br />

oder pharmakologischen Belastung. Der<br />

diagnostische Endpunkt für den Nachweis<br />

von Myokardischämie ist die Induktion einer<br />

regionalen Kontraktilitätsstörung<br />

während der Belastung. Die SE ist dem<br />

herkömmlichen Belastungs-EKG eindeutig<br />

überlegen und bietet eine ähnliche diagnostische<br />

und prognostische Genauigkeit<br />

wie SPECT-Radionuklid-Stress-<br />

Perfusionsbildgebung, aber zu wesentlichen<br />

niedrigeren Kosten und ohne Strahlenbelastung.<br />

Die Technik erfordert eine<br />

adäquate Ausbildung und Erfahrung, da<br />

sie mehr vom Benutzer abhängig ist als<br />

andere bildgebende Verfahren.<br />

Die gepoolte Sensitivität und Spezifität<br />

der SE beträgt 80–85 % und 84–86 %. In<br />

etwa 20–30 % ist die SE durch eingeschränkte<br />

Bildqualität, vor allem durch<br />

Patientenfaktoren wie adipöser Habitus,<br />

Lungenerkrankungen, Hyperventilation<br />

(am Ergometer), limitiert. Ein Teil dieser<br />

Probleme kann durch den Einsatz von<br />

Kontrastmittel gelöst werden. Die multidimensionale<br />

oder 3D-Echokardiographie,<br />

Abb. 1: MR-Bild: Stress-MR mit signifikanter<br />

Perfusionsstörung/Ischämie (dunkler Bereich) im<br />

CX Bereich<br />

Analysen der myokardialen Deformierung<br />

und Perfusionsstudien sind neue Techniken,<br />

deren klinische Relevanz noch nicht<br />

etabliert ist.<br />

Kardiovaskuläre<br />

Magnetresonanztomographie<br />

(CMR)<br />

In den letzten Jahren hat die CMR in großen<br />

klinischen Studien ihre Wirksamkeit<br />

und Überlegenheit gegenüber der SE und<br />

der Myokardszintigraphie bewiesen (Graphik<br />

2). Die Beurteilung der Funktion, Perfusion/Ischämie<br />

und Vitalität durch die<br />

CMR ist heute ein integraler Bestandteil<br />

diagnostischer Risikostratifizierung bei<br />

Patienten mit Verdacht auf oder bei bekannter<br />

KHK. Sie ermöglicht eine exakte<br />

Planung im Vorfeld der invasiven Diagnostik/Intervention<br />

mit dem Ziel, die Prognose<br />

der Patienten zu verbessern und zukünftige<br />

kardiovaskuläre Ereignisse zu<br />

reduzieren. Das MRT erlaubt die exakte<br />

Beurteilung der globalen und regionalen<br />

LVF und RVF, eine exakte Beurteilung der<br />

Vitalität (subendokardial bis transmurale<br />

Narbe), eine exakte Beurteilung des Perikards,<br />

der Klappen inklusive Hämodynamik<br />

und die Beurteilung der großen intrarthorakalen<br />

Gefäße. Zusätzlich kann<br />

das MRT entzündliche Herzerkrankungen<br />

(Myoperikarditis) sowie Speicherkrankheiten<br />

(Amyloidose, Eisenspeicherkrankungen,<br />

Infiltrationen etc.) identifizieren.<br />

Das MRT ist robust, gut reproduzierbar<br />

und setzt Patienten keine Strahlung aus,<br />

womit es auch ideal für wiederholte Studien<br />

ist. Das MRT differenziert auch am<br />

besten verschiedenen Gewebekomponenten<br />

wie Nekrose, mikrovaskuläre Obstruktion<br />

(MVO), Blutungen und Ödeme.<br />

Mit diesen Features ist das MRT in der klinischen<br />

Forschung auch die bevorzugte<br />

Methode geworden, um neue Behandlungsstrategien<br />

zu untersuchen.<br />

Abb. 2: MR-Bild: Late enhancement MR mit<br />

transmuraler diaphragmaler Narbe (heller<br />

Bereich)<br />

Im Vergleich mit dem PET als Referenzstandard<br />

für funktionell wirksame<br />

Stenosen betragen die Sensitivitäten und<br />

Spezifitäten des Stress-MR für die Ischämieerkennung<br />

91 und 94 %, für den Nachweis<br />

von ≥ 50 % angiographisch diagnostizierten<br />

Stenosen werden Sensitivität und<br />

Spezifität mit 87 und 85 % angegeben. In<br />

der MR-IMPACT-Studie, der größten<br />

CMR-Perfusions-Studie, wurde SPECT mit<br />

Stress MR (1,5 Tesla) verglichen (Eur Heart<br />

J 2008;29:480). Die Ergebnisse zeigten einen<br />

deutlichen Vorteil für das MRT. Diese<br />

Überlegenheit wurde auch für Mehrgefäßerkrankungen<br />

und Frauen (wo die Szintigraphie<br />

ja bekannterweise Schwächen<br />

aufweist) gezeigt. Das Stress-MRT ist auch<br />

nach Stentimplantation möglich, sodass<br />

auch Patienten nach PCI überwacht werden<br />

können. Beim Management von Patienten<br />

nach Myokardinfarkt und nach<br />

CABG ist es die überlegene Methode (Graphik<br />

2). In einer wegweisenden Arbeit<br />

zeigten Kim et al. (Circulation 1999;100)<br />

die Fähigkeit des MR zur Beurteilung der<br />

Wahrscheinlichkeit der Erholung der segmentalen<br />

kontraktilen Funktion nach Revaskularisation.<br />

Die transmurale Ausdehnung<br />

des Narbengewebes in dysfunktionalen<br />

Segmenten kann die Wahrscheinlichkeit<br />

der Erholung nach Revaskularisierung<br />

vorhersagen. Der Nachweis<br />

von Narben erfolgt durch die späte Gadolinium-Anreicherung<br />

(Late Enhacement,<br />

Abb. 2). Segmente mit einer geringen<br />

(≤ 25 %) transmuralen Ausdehnung der<br />

Narbe erreichen in etwa 80 % wieder eine<br />

normale Kontraktilität nach Revaskularisierung,<br />

während dies bei < 10 % der Fall<br />

ist, wenn die transmurale Ausdehnung ><br />

50 % beträgt. Damit ist das MRT die genaueste<br />

Methode, um die Infarktausdehnung<br />

in Millimeterbereichen nachzuweisen.<br />

Da wir uns in der Kardiologie nicht<br />

durch die Quantität (Anzahl der Herzkatheter),<br />

sondern durch die Qualität der<br />

durchgeführten HK/Interventionen (leitliniengerecht<br />

mit Ischämienachweis) definieren,<br />

haben das SE und das Stress-MR<br />

einen festen Platz in der Risikostratifizierung<br />

der KHK. Die zunehmend eingeschränkten<br />

finanziellen Ressourcen im<br />

Gesundheitswesen zwingen uns zu einem<br />

sinnvollen und ökonomischen Einsatz der<br />

verschiedenen diagnostischen Verfahren.<br />

Das SE und das Stress-MR sind ausreichend<br />

validierte Technologien, die ein patientenorientiertes<br />

und ökonomisches<br />

Management unserer Patienten mit KHK<br />

ermöglichen.<br />

•<br />

28 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

Christoph J. Binder, Wien<br />

Immunsystem und Atherosklerose<br />

Einblicke aus experimentellen Modellen<br />

Die Tatsache, dass es sich bei Atherosklerose<br />

um eine chronisch-entzündliche Erkrankung<br />

handelt, ist mittlerweile allgemein<br />

anerkannt und vor allem durch<br />

zahlreiche epidemiologische Studien,<br />

welche gezeigt haben, dass Serumspiegel<br />

des Entzündungsmarkers hsCRP als unabhängiger<br />

Risikofaktor dienen, klar dokumentiert<br />

[1]. Demnach wird die Entstehung<br />

atherosklerotischer Läsionen<br />

gleichermaßen durch Hypercholesterinämie<br />

und durch entzündliche Reaktionen<br />

induziert. Darüberhinaus konnte aber<br />

auch durch eine Vielzahl von tierexperimentellen<br />

Studien gezeigt werden, dass<br />

sowohl die angeborene als auch die erworbene<br />

Immunabwehr Plaquebildung<br />

und -progression bedeutend beeinflussen<br />

können [2, 3]. Atherosklerotische Plaques<br />

zeichnen sich durch die Ablagerung von<br />

oxidiertem LDL-Cholesterin (OxLDL) und<br />

durch die Infiltration von Makrophagen,<br />

T-Zellen sowie anderer zelluläre und humoraler<br />

Bestandteile des Immunsystems<br />

aus. Diese wesentliche Rolle des Immunsystems<br />

im atherosklerotischen Erkrankungsprozess<br />

kann folgendermaßen erklärt<br />

werden: Währenddessen die<br />

Beteiligung des adaptiven Immunsystems<br />

im weitesten Sinn die Aktivierung bestimmter<br />

Autoimmunreaktionen darstellt,<br />

die durch chronische Gewebeschädigung<br />

in der Gefäßwand ausgelöst werden,<br />

scheint die Rolle der angeborenen Immunität<br />

zunächst in einer angeborenen<br />

Schutzfunktion zu liegen, die jedoch<br />

durch die Chronizität der pathogenen entzündlichen<br />

Insulte (z. B. OxLDL) überfordert<br />

oder sogar fehlgeleitet wird. Diese<br />

Anschauung ergibt sich unter anderem<br />

Zur Person<br />

auch aus Erkenntnissen, welche zeigen,<br />

dass die Progression atherosklerotischer<br />

Plaques durch die Akkumulation modifizierter<br />

Lipoproteine, aber auch apoptotischer<br />

Zellen infolge defekter oder inadäquater<br />

Clearance-Mechanismen der<br />

angeborenen Immunität gefördert wird<br />

[4].<br />

Angeborene Immunität<br />

Auf der Seite der angeborenen Immunität<br />

stellen Makrophagen den wichtigsten zellulären<br />

Bestandteil dar. Sie haben sowohl<br />

in der Initiierung als auch im Fortschreiten<br />

atherosklerotischer Läsionen eine<br />

wichtige Rolle, indem sie OxLDL über die<br />

Scavenger-Rezeptoren CD36 und SRA-1<br />

internalisieren, welches in weiterer Folge<br />

zu der Entstehung von Schaumzellen<br />

führt. Daneben lösen verschiedenste Bestandteile<br />

von OxLDL durch eine Interaktion<br />

mit Toll-like Rezeptoren (TLR) auch<br />

zelluläre Signale in Makrophagen aus, die<br />

eine Entzündungsreaktion zur Folge haben.<br />

Beide Typen von Rezeptoren stellen<br />

sogenannte Pattern-recognition Rezeptoren<br />

dar, die OxLDL über bestimmte Oberflächenstrukturen<br />

erkennen, welche erst<br />

durch die oxidative Veränderung intakter<br />

LDL-Moleküle entstehen. Die gleichen<br />

Strukturen finden sich auch auf der Oberfläche<br />

abgestorbener Zellen. Man nimmt<br />

daher an, dass es sich bei dieser Abwehrreaktion<br />

zunächst um einen physiologischen<br />

Mechanismus handelt, der jedoch<br />

im Rahmen atherosklerotischer Ablagerungen<br />

überfordert ist und letztendlich<br />

anhaltende Entzündungsreaktionen nach<br />

sich zieht.<br />

Univ.-Prof. DDr. Christoph Binder<br />

Klinische Abteilung für Med.-chem. Labordiagnostik<br />

Klinisches Institut für Labormedizin<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Währinger Gürtel 18-20<br />

1090 Wien<br />

Fax: ++43/1/40400-5389<br />

E-Mail: christoph.binder@meduniwien.ac.at<br />

Adaptive Immunreaktionen<br />

In weitere Folge kommt es zur Beteiligung<br />

adaptiver Immunreaktionen, welche<br />

durch die Infiltration von T-Zellen dominiert<br />

wird. In der Tat konnten T-Zellen aus<br />

humanen atherosklerotischen Plaques<br />

isoliert und deren Spezifität für Epitope in<br />

OxLDL nachgewiesen werden, wobei<br />

auch Immunreaktionen gegen andere Antigene<br />

wie zum Beispiel heat shock Proteine<br />

nachgewiesen wurden. Von besonderer<br />

Bedeutung in diesem Zusammenhang<br />

sind hierbei T-Helfer 1 (TH1)-Zellen, welche<br />

durch die Sekretion des inflammatorischen<br />

Zytokins Interferon-γ (IFNγ) eine<br />

wesentliche pro-atherogene Rolle besitzen.<br />

Als wichtigste Gegenspieler dieser<br />

pro-atherogenen TH1-Zellen wurden in<br />

zahlreichen Studien regulatorische T-Zellen<br />

identifiziert, welche durch die Sekretion<br />

von Interleukin-10 (IL-10) und transforming<br />

growth factor β (TGFβ) atheroprotektive<br />

Effekte aufweisen. Im Gegensatz<br />

dazu ist die Rolle von TH2-Zellen,<br />

welche die Zytokine IL-4, IL-5, und IL-13<br />

sezernieren, weniger klar. Die vorhandenen<br />

experimentellen Daten in Mausmodellen<br />

zeigen sowohl pro-atherogene (IL-<br />

4) als auch anti-atherogene (IL-5) Effekte.<br />

Ähnlich unklar ist derzeit auch die Rolle<br />

von TH17-Zellen, die IL-17 sezernieren<br />

und wesentliche Modulatoren der Immunantwort<br />

darstellen. So können TH17 einerseits<br />

durch die Inhibierung von IFNγsezerinerende<br />

TH1-Zellen anti-atherogen<br />

wirken, jedoch auch durch Stimulation<br />

entzündlicher Chemokine und Zytokine<br />

Atherogenese fördern. Damit könnten<br />

TH17-Zellen unterschiedliche Funktionen<br />

bei der Entstehung und der Progression<br />

atherosklerotischer Läsionen haben.<br />

Rolle von T- und B-Zellen<br />

Im Gegensatz zu T-Zellen finden sich B-<br />

Zellen nur vereinzelt in atherosklerotischen<br />

Läsionen: sie sind jedoch ein wichtiger<br />

Bestandteil tertiäre lymphoider Organe<br />

in der Adventitia atherosklerotischer Gefäße.<br />

B-Zellen wurde lange Zeit eine protektive<br />

Rolle in der Atherogenese zugeschrieben,<br />

da B-Zell defiziente Mäuse in<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 29


ökg 2011<br />

signifikant verstärktem Ausmaß atherosklerotische<br />

Läsionen entwickeln und Antikörper<br />

mit Spezifität für OxLDL protektive Wirkungen<br />

aufweisen. Neuere Erkenntnisse<br />

jedoch weisen auch hier auf eine komplexere<br />

Rolle von B-Zellen hin, da die Depletion<br />

von B-Zellen mittels eines spezifischen<br />

anti-CD20-Antikörpers, der auch in klinischer<br />

Verwendung bei anderen Erkrankungen<br />

ist, zu stark reduzierter Atherogenese in<br />

Mäusen geführt hat [5]. Diese pro-atherogene<br />

Wirkung von B-Zellen dürfte vorwiegend<br />

durch B-Zellen vom B2-Subtyp – aber<br />

nicht B1-Subtyp – vermittelt werden. B1-<br />

Zellen sind vorwiegend verantwortlich für<br />

die Produktion natürlich vorkommender<br />

IgM-Antikörper, welche ein Bindeglied zwischen<br />

adaptiver und angeborener Immunität<br />

darstellen, da sie nicht-mutierte Antigenbindungsstellen<br />

besitzen [6]. Solcherart<br />

Literatur<br />

1 Hansson GK (2005) Inflammation, atherosclerosis,<br />

and coronary artery disease. N Engl J Med<br />

352: 1685-1695.<br />

2 Binder CJ, Chang MK, Shaw PX, et al<br />

(2002) Innate and acquired immunity in atherogenesis.<br />

Nat Med 8: 1218-1226.<br />

3 Hansson GK, Hermansson A (2011) The immune<br />

system in atherosclerosis. Nat Immunol<br />

12: 204-212.<br />

4 Tabas I (2010) Macrophage death and defective<br />

inflammation resolution in atherosclerosis.<br />

Nat Rev Immunol 10: 36-46.<br />

5 Ait-Oufella H, Herbin O, Bouaziz JD, et al<br />

(2010) B cell depletion reduces the development<br />

of atherosclerosis in mice. J Exp Med 207:<br />

1579-1587.<br />

6 Lutz HU, Binder CJ, Kaveri S (2009) Naturally<br />

occurring auto-antibodies in homeostasis<br />

and disease. Trends Immunol 30: 43-51.<br />

7 Lewis MJ, Malik TH, Ehrenstein MR, et al<br />

(2009) Immunoglobulin M is required for protection<br />

against atherosclerosis in low-density lipoprotein<br />

receptor-deficient mice. Circulation 120:<br />

417-426.<br />

natürliche IgM-Antikörper haben eine<br />

atheroprotektive Wirkung, da Mäuse, die<br />

keine IgM-Antikörper sezernieren können,<br />

dramatisch verstärkte Plaquebildung aufweisen<br />

[7]. Wir konnten zeigen, dass ein<br />

Drittel aller natürlichen Antikörper verschieden<br />

Epitope in OxLDL und apoptotischen<br />

Zellen erkennen [8]. Weiters vermitteln<br />

diese Antikörper die anti-inflammatorische<br />

Clearance von abgestorbenen Zellen<br />

und neutralisieren die entzündungsauslösenden<br />

Eigenschaften von OxLDL. Daher<br />

stellen B1-Zellen durch die Produktion natürlicher<br />

IgM-Antikörper einen protektiven<br />

Subtyp von B-Zellen dar. In diesem Zusammenhang<br />

weisen eine zunehmende Zahl an<br />

klinisch-epidemiologischen Studien darauf<br />

hin, dass niedrige Serumspiegel an OxLDLspezifischen<br />

IgM-Antikörpern mit einem signifikant<br />

höheren Risiko von Koronarstenose<br />

und Intima-Media-Dicke in der<br />

Karotis assoziiert sind [9].<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass Immunantworten eine wesentliche<br />

Funktion im atherosklerotischen Krankheitsgeschehen<br />

haben. Obwohl die Beteiligung<br />

der adaptiven Immunität keine Voraussetzung<br />

für die Entstehung atherosklerotischer<br />

Läsionen ist, besitzt sie eine<br />

wesentliche modulierende Rolle, die auch<br />

bei der Entstehung vulnerabler Plaques<br />

und letztendlich bei der Plaqueruptur von<br />

Bedeutung ist.<br />

Die größte Herausforderung der nächsten<br />

Jahre wird es sein, diese Erkenntnisse<br />

für neue diagnostische und sogar therapeutische<br />

Strategien zu nutzen [10]. •<br />

8 Chou MY, Fogelstrand L, Hartvigsen K, et al<br />

(2009) Oxidation-specific epitopes are dominant<br />

targets of innate natural antibodies in mice and<br />

humans. J Clin Invest 119: 1335-1349.<br />

9 Binder CJ, Shaw PX, Chang MK, et al<br />

(2005) The role of natural antibodies in atherogenesis.<br />

J Lipid Res 46: 1353-1363.<br />

10 Lahoute C, Herbin O, Mallat Z, Tedgui A<br />

(2011) Adaptive immunity in atherosclerosis:<br />

mechanisms and future therapeutic targets. Nat<br />

Rev Cardiol Apr 19 [Epub ahead of print].<br />

Tracleer® 62,5 mg/125 mg Filmtabletten;<br />

Tracleer® 32 mg Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen;<br />

Zusammensetzung: Arzneilich wirksame Bestandteile: 1 Filmtablette enthält 62,5 mg bzw. 125 mg Bosentan (als Monohydrat), 1 Tablette zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen enthält 32 mg Bosentan<br />

(als Monohydrat). Sonstige Bestandteile: Filmtablette: Tablettenkern: Maisstärke, vorverkleisterte Stärke, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A), Povidon, Glyzeroldibehenat, Magnesiumstearat. Filmüberzug:<br />

Hypromellose, Triacetin, Talkum, Titandioxid (E 171), Eisenoxidhydrat (E 172), Eisen(III)-oxid (E 172), Ethylzellulose. Tablette zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: Mikrokristalline Cellulose,<br />

Calciumhydrogenphosphat wasserfrei, Croscarmellose-Natrium, Hochdisperses Siliziumdioxid, Weinsäure, Tutti Frutti Aroma, Aspartam (E 951), Acesulfam-K, Magnesiumstearat. ATC-Code: C02KX01<br />

Anwendungsgebiete: Behandlung der pulmonal-arteriellen Hypertonie (PAH) zur Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit und Symptome bei Patienten mit der funktionellen WHO/NYHA-Klasse III. Die<br />

Wirksamkeit wurde nachgewiesen bei primärer (idiopathischer und familiärer) PAH, sekundärer PAH in Assoziation mit Sklerodermie ohne signifi kante interstitielle Lungenerkrankung und PAH in Assoziation mit<br />

kongenitalen Herzfehlern und Eisenmenger-Physiologie. Verbesserungen des Krankheitsbildes wurden ebenso bei Patienten mit PAH der funktionellen WHO-/NYHA-Klasse II gezeigt. Tracleer ist außerdem<br />

indiziert zur Reduzierung der Anzahl neuer digitaler Ulzerationen bei Patienten mit systemischer Sklerose, die an digitalen Ulzerationen leiden. Gegenanzeigen: Überempfi ndlichkeit gegenüber Bosentan oder<br />

einem der Hilfsstoffe. Mittlere bis schwere Leberfunktionsstörungen, d.h. Child-Pugh-Klasse B oder C. Vor Behandlungsbeginn Erhöhung der Leber-Aminotransferasen, d. h. Aspartat-Aminotransferase (AST) und/<br />

oder Alanin-Aminotransferase (ALT) auf mehr als das Dreifache des oberen Normwertes. Gleichzeitige Anwendung von Cyclosporin A. Schwangerschaft. Frauen im gebärfähigen Alter, die keine zuverlässigen<br />

Verhütungsmethoden anwenden. Zulassungsinhaber: Actelion Registration Ltd., BSI Building 13th Floor, 389 Chiswick High Rd., London W4 4AL, United Kingdom. Vertrieb in Österreich: Actelion Pharmaceuticals<br />

Austria GmbH, Leonard-Bernstein-Straße 10, 1220 Wien. Abgabe: Rezept- und apothekenpfl ichtig. Stand der Information: April 2010. Alle weiteren Informationen entnehmen Sie bitte der Austria-Codex-<br />

Fachinformation.<br />

1) Omboni S. et al.; Antihypertensive efficacy of lercanidipine at 2.5, 5 and 10 mg. in mild to moderate essential hypertensives assessed by clinic and ambulatory blood pressure measurements;<br />

Journal of Hypertension; Vol. 16: 1831-1938; 1998<br />

2) The European Agency for the Evaluation of Medicinal Products. Committee for Proprietary Medicinal Products (CPMP): summary information on referral opinion pursuant to Article 30 of Council<br />

Directive 2001/83/EC for Renitec and associated names (see Annex I) [online]. Available from URL: http://www.emea.eu.int [Accessed 2005 Oct 5]<br />

3) Bang LM Lercanidipine. A review of its efficacy in the management of hypertension. Drug 2003; 63: 2449-2472<br />

4) Todd PA, Goa KL. Enalapril: a reappraisal of its pharmacology and therapeutic use in hypertension. Drugs 1992; 43: 346-381<br />

5) Barrios V. et al.; Lercanidipine: experience in the daily clinical practice. Elypse study; Journal of Hypertension; Vol. 18 (Suppl. 2): 22; 2000<br />

6) Sica DA. Rationale for fixed-dose combinations in the treatment of hypertension: the cycle repeats. Drugs 2002; 62 (3): 443-62<br />

Bezeichnung des Arzneimittels: Zanipril 10 mg/10 mg Filmtabletten, Zanipril 20 mg/10 mg Filmtabletten.<br />

Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Zanipril 10 mg/10 mg Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 10 mg Enalaprilmaleat (entspricht 7,64 mg Enalapril) und 10 mg Lercani-dipinhydrochlorid (entspricht<br />

9,44 mg Lercanidipin). Sonstiger Bestandteil: eine Filmtablette enthält 102,0 mg Lactose-Monohydrat. Zanipril 20 mg/10 mg Filmtabletten: 1 Filmtablette enthält 20 mg Enalaprilmaleat (entspricht 15,29 mg<br />

Enalapril) und 10 mg Lercani-dipinhydrochlorid (entspricht 9,44 mg Lercanidipin). Sonstiger Bestandteil: eine Filmtablette enthält 92,0 mg Lactose-Monohydrat. Anwendungsgebiete: Zanipril 10 mg/10 mg<br />

Filmtabletten: Behandlung der essentiellen Hypertonie bei Patienten, bei denen unter Lercanidipin-Monotherapie (10 mg) keine angemessene Blutdruckkontrolle erzielt werden kann. Die Fixkombination Zanipril<br />

10 mg/10 mg sollte nicht für die initiale Therapie von Bluthochdruck verwendet werden. Zanipril 20 mg/10 mg Filmtabletten: Behandlung der essentiellen Hypertonie bei Patienten, bei denen unter Enalapril-<br />

Monotherapie (20 mg) keine angemessene Blutdruckkontrolle erzielt werden kann. Die Fixkombination Zanipril 20 mg/10 mg sollte nicht für die initiale Therapie von Bluthochdruck verwendet werden.<br />

Gegenanzeigen: Zanipril 10 mg/10 mg Filmtabletten: · Überempfindlichkeit gegen einen arzneilich wirksamen Bestandteil (Enalapril oder Lercanidipin), irgend einen Dihydropyridin-Calcium-Kanal-Blocker oder<br />

ACE-Hemmer oder einen der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels · Schwangerschaft im zweiten und dritten Trimenon · Linksventrikuläre Ausflussbehinderung (inklusive Aortenstenose) · Nicht behandelte<br />

Stauungsinsuffizienz · Instabile Angina pectoris · Innerhalb von 1 Monat nach Auftreten eines Myokardinfarktes · Schwere Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) inklusive Patienten unter<br />

Dialyse · Schwere Leberfunktionsstörung · Gleichzeitige Anwendung von: starken CYP3A4-Inhibitoren, Cyclosporin, Grapefruitsaft · Bei anamnestisch bekanntem, durch vorhergehende Therapie mit einem ACE-<br />

Hemmer ausgelöstem Angioödem · Hereditäres oder idiopathisches Angioödem. Liste der sonstigen Bestandteile: Kern: Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Carboxymethylstärke- Natrium, Povidon,<br />

Natriumhydrogencarbonat, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Hypromellose, Titandioxid (E 171), Talk, Macrogol 6000, Chinolingelb, Lack (E 104; Zanipril 20 mg/10 mg Filmtabletten), Eisenoxid gelb (E 172; (Zanipril<br />

20 mg/10 mg Filmtabletten) Inhaber der Zulassung: Recordati Ireland Limited, Raheens East, Ringaskiddy Co. Cork, Irland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Wirkstoffgruppe:<br />

ACEHemmer und Calciumkanalblocker: Enalapril und Lercanidipin, ATC-Code: C09BB02. Die Informationen zu den Abschnitten Warnhinweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind der veröffentlichten<br />

Fachinformation zu entnehmen. Stand: 03/2008<br />

30 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

Fritz Geyrhofer, Linz<br />

Aktuelle Reanimations-Guidelines<br />

Profitiert der Patient?<br />

Mit großer Neugier erwartet die Fachwelt<br />

die Publikation der neuen Reanimationsleitlinien.<br />

Wird es beim Verhältnis von 30<br />

Thoraxkompressionen zu 2 Beatmungen<br />

bleiben? Kann in den ersten Minuten der<br />

Reanimation auf die Beatmung verzichtet<br />

werden? Welche Rolle spielen supraglottische<br />

Atemwegshilfen? Was bleibt bestehen,<br />

was ist neu? Diese und viele andere<br />

Fragen standen im Raum (vgl. Die Schwester<br />

Der Pfleger 50. Jahrg. 02/11).<br />

In der Kürze werden die wichtigsten<br />

Veränderungen dargestellt:<br />

■ ■<br />

Zur Person<br />

BLS: Es wird in den gesamten Leitlinien<br />

darauf wertgelegt, dass die<br />

Hands- off-Zeiten so gering wie möglich<br />

gehalten werden. Leitstellendisponenten<br />

sollen in Zukunft darauf geschult<br />

werden, Ersthelfer zu<br />

unterstützen. Ungeschulte Helfer können<br />

auf die Beatmung verzichten und<br />

sollen dafür eine qualitativ hochwertige<br />

Herzdruckmassage durchführen.<br />

■ ■ AED: Kurzhalten der Prä-/Post-<br />

Schockpausen. Während der Ladezeit<br />

des AED soll die Thoraxkompression<br />

durchgeführt werden.<br />

■ ■ ALS: Medikamente über den Tubus zu<br />

geben, ist nicht mehr empfohlen. Kein<br />

Atropin bei Asystolie. US-Untersuchung<br />

während der CPR ist anerkannt.<br />

■ ■ BLS bei Kindern: Angleichung an BLS<br />

von Erwachsenen. 2-Helfer-Methode<br />

15:2 bevorzugt. Spezielle AEDs mit weniger<br />

Energie.<br />

■ ■ Prinzipien des Trainings der CPR:<br />

DGKP Fritz Geyrhofer<br />

2. Interne Abteilung (Kardiologie, Angiologie und Interne<br />

Intensivmedizin)<br />

Krankenhaus der Elisabethinen Linz<br />

Fadingerstraße 1/Pf. 239<br />

4010 Linz<br />

Fax: ++43/732/7676-3289<br />

E-Mail: friedrich.geyrhofer@elisabethinen.or.at<br />

Evaluierung des Trainings. Prozesssteuerung<br />

und Teamarbeit ist wichtig,<br />

Nachbesprechungen sind empfohlen.<br />

Natürlich gibt es noch in vielen weiteren<br />

Bereichen Veränderungen (Quelle:<br />

Notfall Rettungsmed 2010 ERC 16.11.10)<br />

Der Patient profitiert möglicherweise<br />

von:<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

Niedrighalten von Hands-off-Zeiten.<br />

Während der Prä-Schockzeit wird reanimiert<br />

(Laden der Energie).<br />

Laienreanimation → Thoraxkompression<br />

im Vordergrund, Beatmung ist sekundär.<br />

Implementierung von Notfallteams<br />

und Med-Teams in den Kliniken.<br />

Evaluierung des Trainings über den<br />

Outcome des Patienten.<br />

Strukturierte Prozesse.<br />

Keine Medikamente über den Tubus.<br />

Wichtigster Punkt: Vermeidung eines<br />

Herzkreislaufstillstandes durch frühen<br />

Alarm.<br />

■ ■ Frühwarn-Score „Early Warning<br />

Scores“. Bei einem Wert ≥ 4 erfolgt eine<br />

ärztliche Untersuchung.<br />

•<br />

Peter Dolliner, Wien<br />

Schlafbezogene Atemstörungen bei Herzinsuffizienz<br />

Additiver Therapieeinsatz<br />

Während das Schlafapnoe-Syndrom in der<br />

Allgemeinbevölkerung selten ist und bei<br />

2 % der Frauen und bei 4 % der Männer<br />

vorkommt, sind Patienten mit Herzinsuffizienz<br />

(CMP) deutlich häufiger betroffen.<br />

Die nächtlichen repetitiven Sauerstoffentsättigungen<br />

sind bei Kardiomyopathiepatienten<br />

mit einer höheren Mortalität assoziiert.<br />

Ein additiver Therapieansatz der<br />

CMP könnte die Behandlung der schlafbezogenen<br />

Atemstörung darstellen.<br />

Definition<br />

Schlafbezogene Atemstörungen sind eine<br />

heterogene Gruppe von respiratorische<br />

Dysfunktionen, die zu Sauerstoffentsättigungen<br />

führen. Je nach Pathogenese kann<br />

eine Unterteilung in obstruktive und zentrale<br />

Ereignisse getroffen werden.<br />

Obstruktive Schlafapnoe<br />

Durch das Kollabieren der oberen Atemwege<br />

während der Inspiration resultiert<br />

eine obstruktive Schlafapnoe (OSA). Die<br />

intermittierende Hypoxämie führt neben<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 31


ökg 2011<br />

Diagnose<br />

Abb. 1: Zyklisches Crescendo-Decrescendo-Atemmuster der Cheyne-Stokes-Atmung. Atempausen,<br />

die zu O 2 -Entsättigungen führen, alternieren mit Phasen der kompensatorischen Hyperventilation<br />

sympathikoexzitatorischen Effekten zur<br />

Vasokonstriktion, wobei in Abhängigkeit<br />

von der Ausprägung der Sauerstoffentsättigung<br />

ein proportionales Ansteigen des<br />

Blutdrucks nachgewiesen wurde. Die Assoziation<br />

der arteriellen Hypertonie mit<br />

obstruktiver Schlafapnoe ist unabhängig<br />

von Body Mass Index (BMI) und Alter gut<br />

belegt. Bei Patienten mit obstruktiven Ereignissen<br />

treten häufiger kardiale Arrhythmien<br />

und nächtliche Angina pectoris-Attacken<br />

auf, deren Anzahl im proportionalen<br />

Verhältnis zum Schweregrad der<br />

O 2 -Entsättigung steht.<br />

Zentrale Schlafapnoe<br />

Die genaue Prävalenz der zentralen<br />

Schlafapnoe (CSA) ist in der herzgesunden<br />

Bevölkerung unbekannt. Bei Patienten<br />

mit symptomatischer CMP und einer<br />

ventrikulären Auswurffraktion unter 40 %<br />

wurden zentrale Ereignisse bei 21–40 %<br />

nachgewiesen. Der Pathomechanismus<br />

der zentralen Ereignisse ist komplex und<br />

nicht vollständig geklärt. Es wird kontroversiell<br />

diskutiert, ob zentrale Ereignisse<br />

ein Phänomen der fortgeschrittenen kardialen<br />

Erkrankung darstellen oder aber<br />

Zur Person<br />

eine Progression der CMP begünstigen.<br />

CSA ist mit einer schlechten Prognose verbunden.<br />

Als Ursachen werden neben einer<br />

verlängerten Zirkulationszeit, erhöhten<br />

kardialen Füllungsdrücken und<br />

pulmonalvenöser Stauung auch eine veränderte<br />

Chemoperzeption beschrieben.<br />

Betroffene Patienten leiden typischerweise<br />

nicht unter Tagesmüdigkeit, ein<br />

Hinweis für CSA kann anfallsartig einsetzende<br />

nächtliche Atemnot sein. Es ist<br />

nicht bekannt, weshalb CSA seltener bei<br />

Frauen vorkommt, betroffene Patienten<br />

sind typischerweise ältere Männer mit<br />

niedrigen BMI.<br />

Cheyne-Stokes-Atmung<br />

Dr. Peter Dolliner<br />

Univ.-Klinik für Nuklearmedizin<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Währinger Gürtel 18-20<br />

1090 Wien<br />

Fax: ++43/1/40400-5532<br />

E-Mail: peter.dolliner@meduniwien.ac.at<br />

Bei CMP-Patienten wird die Cheyne-<br />

Stokes-Atmung (CSR) häufiger beobachtet,<br />

die durch ein zyklisches Crescendo-<br />

Decrescendo-Atemmuster gekennzeichnet<br />

ist (Abb. 1). Atempausen, die zu O2-<br />

Entsättigungen führen, alternieren mit<br />

Phasen der kompensatorischen Hyperventilation.<br />

CSR, die auch in Wachphasen<br />

auftreten kann, ist mit einer schlechten<br />

Prognose assoziiert.<br />

Der Goldstandard der Diagnose beim Erwachsenen<br />

ist die nächtliche Polysomnographie<br />

(PSG). Sie beinhaltet die Aufzeichnung<br />

mehrerer Parameter. Zur<br />

Unterscheidung zwischen Wach- und<br />

Schlafphasen und zur Erfassung der einzelnen<br />

Schlafstadien werden die zerebrale<br />

Aktivität mittels Elektroenzephalogramm<br />

(EEG), Augenbewegungen durch ein Elektrookulogramm<br />

(EOG) und Muskelkontraktionen<br />

durch ein Elektromyogramm<br />

(EMG) erfasst. Ein Staudrucksensor detektiert<br />

den nasalen Atemfluss. Die thorakale<br />

und abdominelle Atemanstrengung wird<br />

mittels Induktionsplethysmographie aufgezeichnet.<br />

Ein Pulsoxymeter zeichnet die<br />

Sauerstoffsättigung auf. Zusätzliche Kanäle<br />

beinhalten das Aufzeichnen von<br />

Schnarchen mittels Mikrophon und der<br />

Körperposition durch einen Lagesensor.<br />

Messparameter und<br />

Schweregrade<br />

Zur Quantifizierung schlafbezogener<br />

Atemstörungen können eine Vielzahl an<br />

Messparametern wie zum Beispiel der<br />

Apnoe Hypopnoe Index (AHI), der Desaturierungs-Index<br />

(DI), der Arousal Index<br />

(AI) oder der Respiratory Disturbance Index<br />

(RDI) herangezogen werden. Als Maß<br />

für den Schweregrad ist mittlerweile der<br />

AHI etabliert, der die Anzahl der Apnoen<br />

und Hypopnoen mit Entsättigung pro<br />

Stunde Schlaf widerspiegelt. Definitionsgemäß<br />

besteht ein mildes Schlafapnoe-<br />

Syndrom bei einem AHI von 5 bis 15 Ereignissen<br />

pro Stunde Schlaf, eine moderate<br />

Manifestation liegt bei einem AHI von<br />

15 –30 pro Stunde vor, und ein schweres<br />

Schlafapnoe-Syndrom besteht ab einem<br />

AHI über 30 (Tab. 1).<br />

Therapieansätze<br />

Allgemeine Therapieansätze beruhen auf<br />

Lebensstilmodifikation wie Gewichtsreduktion,<br />

das Meiden von Sedativa und Alkohol<br />

und bei lageabhängiger OSA das<br />

Schlafen in Rückenlage. Bei CMP-Patienten<br />

sind schlafbezogene Atemstörungen<br />

durch medikamentöse Therapie günstig<br />

beeinflussbar. Sowohl die Betaadrenozepterblockade<br />

als auch ACE-Hemmer vermindern<br />

den AHI. Diuretika reduzieren<br />

zentrale Ereignisse durch verminderte<br />

kardiale Füllungsdrücke. In einer kleineren,<br />

nicht randomisierten Studie an 12 Patienten<br />

mit deutlich reduzierter Linksvertrikelfunktion<br />

(EF 24 %) und Links-<br />

32 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


ökg 2011<br />

Tabelle 1<br />

Schweregradeinteilung<br />

Schlafbezogene Atemstörungen<br />

Schweregrade anhand des Apnoe Hypopnoe-<br />

Index (AHI)<br />

– Normal < 5 / Stunde<br />

– Mild 5–15 / Stunde<br />

– Moderat 15–30 / Stunde<br />

– Schwer > 30 / Stunde<br />

schenkelblock konnte die CSA durch kardiale<br />

Resynchronisationstherapie (CRT)<br />

von einem Ausgangs-AHI von 19 auf 5 pro<br />

Stunde reduziert werden. Die AHI-Reduktion<br />

war mit einer etwa 10 %igen Verbesserung<br />

der Auswurfleistung assoziiert. In einer<br />

anderen Studie war die CRT bei<br />

CMP-Patienten mit OSA ebenfalls mit einem<br />

Ansteigen der Auswurfleistung verbunden,<br />

der AHI fiel aber nur von 41 auf<br />

30 pro Stunde, und die gestörte Schlafarchitektur<br />

der Patienten blieb unverändert.<br />

Über einen Beobachtungszeitraum von<br />

bis zu einem Monat konnten durch nächtliche<br />

Sauerstoffapplikation apnoeinduzierte<br />

Hypoxien vermindert und Katecholaminkonzentrationen<br />

gesenkt werden.<br />

Eine verbesserte Lebensqualität (QoL)<br />

oder ein positiver Einfluss auf die Ventrikelfunktion<br />

wurden nicht belegt. Für<br />

Theophyllin konnte eine Reduktion der<br />

zentralen Ereignisse bei Herzinsuffizienz<br />

nachgewiesen werden, die kardiale Auswurfleistung<br />

blieb allerdings unverändert.<br />

Die potentiell proarrhythmogene Wirkung<br />

des positiv inotropen Wirkstoffes verbietet<br />

aber die unkritsche Langzeitanwendung<br />

bei CMP-Patienten.<br />

Nicht invasive Beatmung<br />

Eine effektive OSA-Therapie stellt bei<br />

Herzgesunden die cPAP (continous positive<br />

airway pressure)-Therapie dar. Eine<br />

permanente Druckerhöhung verhindert<br />

das inspiratorische Kollabieren des Respirationstraktes,<br />

neben einer Verminderung<br />

des AHI wird auch die Hypoxiezeit gesenkt<br />

und die kardiovaskuläre Morbidität<br />

und Mortalität günstig beeinflusst. Über<br />

einen Zeitraum von bis zu drei Monaten<br />

verbesserten cPAP, biPAP (bilevel positive<br />

airway pressure) und Servo-Ventilation<br />

die CSA.<br />

Als Nebeneffekt verbesserte sich die<br />

ventrikuläre Auswurfleistung und Katecholaminspiegel<br />

sanken. Allerdings<br />

konnte auch in der bisher größten randomisierten<br />

Multizenterstudie CANPAP<br />

(Canadian Positive Airway Pressure for<br />

cobas_Elecsys_TropT_148x210_Layout 1 06.02.11 12:22 Seite 1<br />

Patients with Congestive Heart Failure<br />

and Cheyne Stokes Respiration Trail)<br />

keine Mortalitätssenkung erzielt werden.<br />

Nach initial optimierter Herzinsuffizienztherapie<br />

verbesserte sich die Linksventrikelfuntion<br />

nach einem cPAP-Anwendungszeitraum<br />

von 24 Monaten nur<br />

moderat (+2,2 %). Als Erklärungsversuch<br />

wurde die geringe Compliance des cPAP-<br />

Gebrauchs von nur 3,6 Stunden pro<br />

Nacht und die damit verbundenen unzureichenden<br />

AHI-Senkung von 40 auf 20<br />

pro Stunde Schaf diskutiert. Eine generelle<br />

Therapieempfehlung zur nicht invasiven<br />

Beatmung (NIV) bei zentraler<br />

Schlaf-apnoe besteht derzeit nicht. Eine<br />

größere randomisierte Multizenterstudie<br />

mit ehrgeizigen Fallzahlen und harten<br />

Endpunkten evaluiert derzeit den Einfluss<br />

von NIV bei Patienten mit fortgeschrittener<br />

CMP.<br />

•<br />

<br />

Literatur beim Verfasser.<br />

Elecsys ® Troponin T high sensitive<br />

Die bessere Analytik. Die bessere Medizin.<br />

• Erfüllt die Anforderungen<br />

der kardiologischen Fachgesellschaften ESC und ACC<br />

zur Diagnostik des akuten Myokardinfarktes<br />

COBAS, LIFE NEEDS ANSWERS und ELECSYS sind Marken von Roche.<br />

© 2011 Roche<br />

Roche Diagnostics GmbH<br />

Engelhorngasse 3<br />

1211 Wien<br />

www.roche.at<br />

• Deutlich früherer Nachweis<br />

einer Erhöhung von kardialem Troponin T bei akutem<br />

Myokardinfarkt<br />

• Hohe prognostische Bedeutung<br />

für Herzinsuffizienz und Tod<br />

wmw skriptum © Springer-Verlag<br />

6/2011 33


pharma news<br />

NEUEINFÜHRUNG VON ACLOP ®<br />

75-MG FILMTABLETTEN UND<br />

HERZ ASS ® IN EINER PACKUNG<br />

Aclop®<br />

75-mg-Filmtabletten in Kombination<br />

mit Herz ASS®<br />

G.L. 100-mg-Filmtabletten<br />

zu 10 und 30 Stück (OPII) sind<br />

rezeptpflichtig, IND* und ab 1. März 2011<br />

kassenfrei erhältlich. Die 90-Stück-Packung<br />

ist chefarztpflichtig. Durch die gemeinsame<br />

Abgabe von jeweils der exakt<br />

gleichen Tablettenanzahl von Clopidogrel<br />

und ASS in einer Verpackung werden<br />

besonders die Compliance und damit die<br />

Therapiesicherheit Ihrer Hochrisikopatienten<br />

erhöht. Darüber hinaus bezahlen<br />

die Patienten nur eine Rezeptgebühr.<br />

Aclop ® auf einen Blick:<br />

Aclop®<br />

ist bei Erwachsenen indiziert zur<br />

Prävention atherothrombotischer Ereignisse<br />

bei:<br />

■ ■ Patienten mit Herzinfarkt (wenige Tage<br />

bis 35 Tage zurückliegend), mit ischämischem<br />

Schlaganfall (7 Tage bis 6 Monate<br />

zurückliegend) oder mit nachgewiesener<br />

peripherer arterieller Verschlusskrankheit.<br />

■ ■ Patienten mit akutem Koronarsyndrom:<br />

f ■akutes Koronarsyndrom ohne ST-<br />

Streckenhebung (instabile Angina<br />

pectoris oder Non-Q-Wave-Myo-<br />

01/02.11<br />

f ■<br />

Zwei Trümpfe<br />

in einer Hand<br />

kardinfarkt), einschließlich Patienten,<br />

denen bei einer perkutanen Koronarintervention<br />

ein Stent<br />

implantiert wurde, in Kombination<br />

mit Acetylsalicylsäure (ASS).<br />

akuter Myokardinfarkt mit ST-Streckenhebung,<br />

in Kombination mit<br />

ASS bei medizinisch behandelten<br />

Patienten, für die eine thrombolytische<br />

Therapie in Frage kommt.<br />

Herz ASS ® auf einen Blick:<br />

Herz ASS®<br />

ist indiziert zur Sekundärprophylaxe<br />

von zerebro- und kardiovaskulären<br />

Ereignissen:<br />

■ ■ Zur Vorbeugung von Schlaganfällen<br />

nach überstandenem Schlaganfall und<br />

wenn Vorläuferstadien (transitorisch<br />

ischämische Attacken, TIA) aufgetreten<br />

sind.<br />

■ ■ Zur Vorbeugung von Thrombosen der<br />

Herzkranzgefäße nach überstandenem<br />

Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe).<br />

■ ■ Zur Vorbeugung von arteriellen<br />

Thrombosen nach Operationen oder<br />

anderen gefäßchirurgischen Eingriffen<br />

(z.B. nach koronaren Bypassoperationen,<br />

bei perkutaner, transluminaler koronarer<br />

Angioplastie, PTCA).<br />

■ ■ Zur Vorbeugung von kardiovaskulären<br />

Ereignissen bei Patienten mit Diabetes<br />

mellitus und hohem kardiovaskulären<br />

Risiko.<br />

Zu Aclop®<br />

(Clopidogrel) wird mit der Neueinführung<br />

der Kombipackung Herz ASS®<br />

gratis dazu verpackt.<br />

■<br />

* Zur Hemmung der Thrombozytenaggregation,<br />

wenn ASS nicht ausreichend ist.<br />

Weitere Informationen<br />

Dr. med. Hugo Leodolter<br />

G.L. Pharma GmbH<br />

Arnethg. 3<br />

1160 Wien<br />

Tel.: ++43/1/485 35 05-170<br />

Fax: ++43/1/485 35 05-393<br />

E-Mail: hugo.leodolter@gl-pharma.at<br />

Tracleer ® zur Behandlung<br />

der pulmonal arteriellen<br />

Hypertonie (PAH)<br />

Seltene Erkrankungen wie die pulmonal<br />

arterielle Hypertonie (PAH) stellen eine<br />

besondere Herausforderung für den behandelnden<br />

Arzt dar. Die PAH ist eine lebensbedrohliche<br />

Erkrankung, bei deren<br />

Pathogenese der Mediator Endothelin<br />

(ET-1) eine zentrale Rolle spielt. Neben einer<br />

Vasokonstriktion bilden sich im Verlauf<br />

der Erkrankung Veränderungen der<br />

Gefäßstrukturen im Sinne eines Remodelling<br />

aus. Auch die Blutgerinnung ist in ihrem<br />

Gleichgewicht gestört. Es besteht eine<br />

erhöhte Thromboseneigung durch verstärkte<br />

Aktivierung von Gerinnungsfaktoren,<br />

die zum Teil wiederum die Fibrosierung<br />

fördern und zu einer verminderten<br />

Freisetzung von Hemmstoffen der Thrombozyten-Aggregation<br />

führen. All diese<br />

Faktoren begünstigen den Anstieg des<br />

pulmonalen Gefäßwiderstandes. Vermehrte<br />

Pumparbeit und erhöhte Druckbelastung<br />

des rechten Ventrikels haben<br />

langfristig die Entwicklung einer Rechtsherzinsuffizienz<br />

zur Folge. Die pulmonal<br />

arterielle Hypertonie ist definiert als Erhöhung<br />

des pulmonal arteriellen Mitteldrucks<br />

> 25 mmHg in Ruhe, dokumentiert<br />

im Rahmen einer Rechtsherzkatheter Untersuchung.<br />

Vom Beginn der ersten Beschwerden<br />

bis zur endgültigen Diagnose und damit<br />

einer spezifischen Therapie vergehen im<br />

Durchschnitt immer noch 2,5 Jahre. Das<br />

häufigste Symptom der PAH ist die fortschreitende<br />

Belastungsdyspnoe. Abhängig<br />

vom Stadium der Erkrankung und dem<br />

rechten Ventrikel können Patienten folgende<br />

Symptome aufweisen:<br />

■ ■ Dyspnoe bei Belastung,<br />

■ ■ Anstrengungsintoleranz,<br />

■ ■ Präsynkopen und Synkopen,<br />

■ ■ Brustschmerz,<br />

■ ■ Müdigkeit,<br />

■ ■ Palpitationen,<br />

■ ■ Husten, gelegentlich Hämoptyse.<br />

Zur Basistherapie einer PAH gehören<br />

heute Antikoagulantien und Medikamente<br />

zur Beeinflussung der Rechtsherz-<br />

Insuffizienz (z. B. Diuretika) und manchmal<br />

auch eine Sauerstoff-Langzeit-<br />

Therapie. Bei der spezifischen Therapie<br />

können neben den Endothelin-Rezeptorantagonisten<br />

(ERA) wie Tracleer® auch<br />

Prostanoide oder PDE-5-Inhibitoren eingesetzt<br />

werden [1].<br />

Tracleer®<br />

ist ein dualer ERA und wird bereits<br />

seit 2003 in internationalen Leitlinien<br />

als First-Line-Therapie mit dem höchsten<br />

Evidenzgrad empfohlen. Über 85.000 Patienten<br />

wurden innerhalb der letzten 10<br />

34 6/2011 © Springer-Verlag<br />

wmw skriptum


pharma news<br />

Jahre weltweit mit Tracleer® behandelt<br />

– Erwachsene und Kinder –, ein Erfahrungsschatz,<br />

der sich heute und auch in<br />

Zukunft bezahlt macht.<br />

Tracleer ® ist zugelassen für die<br />

■ ■<br />

Behandlung der pulmonal arteriellen<br />

Hypertonie (PAH) zur Verbesserung<br />

der körperlichen Belastbarkeit und<br />

Symptome bei Patienten mit der funktionellen<br />

WHO-/NYHA-Klasse III.<br />

Die Wirksamkeit wurde nachgewiesen<br />

bei:<br />

f f<br />

f f<br />

Primärer (idiopathischer und familiärer)<br />

PAH,<br />

Sekundärer PAH in Assoziation mit<br />

■ ■<br />

■ ■<br />

systemischer Sklerose ohne signifikante<br />

interstitielle Lungenerkrankung,<br />

f fPAH in Assoziation mit kongenitalen<br />

Herzfehlern und Eisenmenger-<br />

Physiologie.<br />

Verbesserung des Krankheitsbildes bei<br />

Patienten der funktionellen WHO-/<br />

NYHA-Klasse II.<br />

Tracleer®<br />

ist außerdem indiziert zur<br />

Reduzierung der Anzahl neuer digitaler<br />

Ulzerationen bei Sklerodermie-Patienten,<br />

die an digitalen Ulzerationen<br />

leiden [2].<br />

•<br />

Quellen:<br />

1) Tracleer ® Produktmonographie 2008<br />

2) Veröffentlichte Fachinformation Tracleer ® Stand 2010<br />

Weitere Informationen<br />

Actelion Pharmaceuticals<br />

Austria GmbH<br />

Mag. Renate Pachatz-Schwarz<br />

Marketing Manager<br />

Saturn Tower<br />

Leonard-Bernstein-Straße 10<br />

1220 Wien<br />

Tel.: ++43/1/505 45 27-13<br />

Mobile: ++43/676 840 349 220<br />

Fax: +43/1/505 45 62<br />

E-Mail: renate.pachatz-schwarz@<br />

actelion.com<br />

Sonderdruck<br />

„Kombinationstherapien zur<br />

Behandlung der arteriellen<br />

Hypertonie“<br />

Für die Therapie der arteriellen Hypertonie<br />

steht eine Vielzahl von Medikamenten<br />

mit unterschiedlichen Wirkmechanismen<br />

zur Verfügung. Durch die gezielte Kombination<br />

verschiedener Substanzen mit synergistischer<br />

Wirkung gelingt es beim<br />

Großteil der Patienten, die Blutdruckzielwerte<br />

zu erreichen.<br />

Um die Blutdruckkontrolle zu verbessern,<br />

benötigen manche Hypertoniker<br />

eine Kombination von mehr als zwei Antihypertensiva,<br />

um den Zielblutdruck zu erreichen.<br />

Fixe Kombinationen können die<br />

Behandlung vereinfachen und die Therapietreue<br />

erhöhen und tragen zur Verhinderung<br />

kardiovaskulärer Ereignisse und<br />

von Todesfällen bei.<br />

Vor allem bei Hypertonikern mit<br />

schweren Hypertonieformen bzw. mit hohem<br />

kardiovaskulären Risiko wird schon<br />

zu Beginn der Behandlung eine Kombinationstherapie<br />

empfohlen, da durch diese<br />

eine raschere Blutdruckeinstellung und<br />

eine Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen<br />

erreicht werden kann.<br />

Die Verfügbarkeit unterschiedlicher<br />

Fixkombinationspräparate stellt eine<br />

sinnvolle Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten<br />

dar und führt zu einer Vereinfachung<br />

der antihypertensiven Therapie,<br />

die von den Patienten positiv<br />

aufgenommen wird und zu einer Verbesserung<br />

der Einnahmetreue und damit einer<br />

verlässlicheren Blutdruckkontrolle<br />

beitragen kann.<br />

Kwizda Pharma – Ihr österreichischer<br />

Partner im Blutdruckmanagement – stellt<br />

im Rahmen des wissenschaftlichen Services<br />

für die österreichischen Ärztinnen und<br />

Ärzte aktuell einen Sonderdruck zum<br />

Thema „Kombinationstherapien zur Behandlung<br />

der arteriellen Hypertonie“ zur<br />

Verfügung.<br />

Das aktuelle Heft beschreibt häufig<br />

verwendete Kombinationstherapien, die<br />

in kontrollierten Studien untersucht wurden,<br />

mit ihren Vorteilen und spezifischen<br />

Einsatzmöglichkeiten.<br />

Zusätzlich befindet sich in dem 10-seitigen<br />

Druckwerk eine Übersicht zu allen in<br />

Österreich derzeit verfügbaren antihypertensiven<br />

Kombinationspräparaten mit<br />

Angabe des Wirkstoffs, der Bezeichnung<br />

und Packungsgröße sowie der Erstattungsfähigkeit.<br />

Ferner bietet der Sonderdruck<br />

die Möglichkeit, 2 DFP-Punkte zu<br />

erlangen.<br />

Bei Kwizda Pharma stehen im Zentrum<br />

des Handelns umfangreiche Aktivitäten<br />

zur Unterstützung der Ärzte und Patienten.<br />

Insbesondere Bluthochdruckpatienten<br />

profitieren mit dem weltweit erfolgreichen<br />

Kalziumantagonisten Zanidip®<br />

sowie den ACE-Hemmern Mepril®<br />

Acetan® und<br />

von dem breiten Angebot des Familienbetriebs.<br />

Mit der Fixkombination Zanipril®<br />

(Wirkstoffe Enalapril/Lercanidipin) hat<br />

die Herz-Kreislauffamilie von Kwizda<br />

Pharma im letzten Jahr einen effizienten<br />

und ökonomischen Zuwachs erhalten. Zanipril®<br />

kombiniert 2 bewährte Wirkprinzipien<br />

in einer Tablette und zeichnet sich<br />

durch seine effiziente Wirkung bei bester<br />

Verträglichkeit aus.<br />

Service und Qualität auf höchstem Niveau<br />

zeichnen Kwizda aus und machen<br />

das rein österreichische Unternehmen damit<br />

seit vielen Jahren zu einem verlässlichen<br />

Partner im Gesundheitswesen. •<br />

Sonderdruck aus: Journal für Hypertonie<br />

– Austrian Journal of Hypertension<br />

2010; 14 (Sonderheft 1): 2-11<br />

Watschinger B. DFP: Kombinationstherapien<br />

zur Behandlung der arteriellen<br />

Hypertonie.<br />

Der Sonderdruck wird auf Anfrage<br />

gerne kostenfrei per E-Mail oder Post<br />

versandt.<br />

Weitere Informationen<br />

Kwizda Pharma GmbH<br />

Andrea Potuzak<br />

Produktmanagerin Rx<br />

Effingergasse 21<br />

1160 Wien<br />

Tel.: +43 (0)5 9977-30 359<br />

Fax: +43 (0)5 9977-30 320<br />

E-Mail: pharma@kwizda.at<br />

www.kwizda.at<br />

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6/2011 35


Ihr Vertrauen wurzelt<br />

in unserer Erfahrung.<br />

Seit mehr als 10 Jahren wurzelt das Vertrauen von Ärzten und Patienten im Know-How von<br />

Actelion und seinen mehr als 2000 MitarbeiterInnen. Über 85.000 Patienten wurden innerhalb<br />

der letzten 10 Jahre weltweit mit Tracleer ® behandelt – Erwachsene und Kinder – ein Erfahrungsschatz,<br />

der sich heute und auch in Zukunft bezahlt macht. Denn die Anstrengungen von Actelion<br />

zur Erforschung und Behandlung von Lungenhochdruck und anderen seltenen Erkrankungen<br />

gehen weiter – darauf können Sie vertrauen!<br />

Fachkurzinformation siehe Seite 30<br />

www.pah-info.at<br />

www.actelion.com<br />

006 / 02 2011

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