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ökg 2011<br />
Abb. 2: Weiterführende Maßnahmen sind telefonische Kontaktaufnahme mit dem Patienten und<br />
Einleitung einer Therapieänderung oder Kontaktaufnahme mit dessen betreuenden Hausarzt und<br />
Besprechung weiterer Therapieschritte<br />
tientenaktivität und Informationen über<br />
den intrathorakalen Flüssigkeitsgehalt<br />
sind die wichtigsten Parameter.<br />
Im Sinne einer Telenachsorge könnte<br />
man dem Patienten unnötige Ambulanzkontrollen<br />
ersparen, falls sich aus den<br />
übermittelten Daten keine weitere Therapiekonsequenz<br />
ergibt (Kosten- und Ressourceneinsparungen).<br />
Gruppe 2: Patienten ohne<br />
Telemonitoring-fähige<br />
Schrittmachersysteme,<br />
die aber immer wieder wegen kardialer<br />
Insuffizienz stationär aufgenommen werden<br />
müssen. Diesem Patienten müssen<br />
medizinische Geräte (z. B. Waage, Blutdruckmesser)<br />
zur Verfügung gestellt werden,<br />
damit er seine Gesundheitsdaten erheben<br />
kann. Geräte zum Übertragen von<br />
EKG-Daten oder Sauerstoffsättigung sind<br />
ebenfalls möglich, aber je komplexer und<br />
aufwändiger der Kontrollmechanismus<br />
umso schwieriger wird es für den Patienten.<br />
Schließlich dürfen wir nicht vergessen,<br />
dass ein Großteil der Herzinsuffizienz-Patienten<br />
älter als 75 Jahre alt ist.<br />
Die gesammelten Daten müssen dann<br />
aktiv (Eingabe der Werte durch den Patienten)<br />
oder passiv (automatische Übernahme)<br />
in einem „Kommunikator“ gesammelt<br />
und über Telefonleitung oder<br />
Mobilfunknetz zum Server des Anbieters<br />
gesendet werden. Nach Aufarbeitung dieser<br />
Daten werden sie dem behandelnden<br />
Arzt über eine gesicherte, Passwort-geschützte<br />
Webseite zur Verfügung gestellt.<br />
Bei manchen Systemen kann man auch<br />
direkt mit dem Patienten über einen Bildschirm,<br />
im Sinne einer Telekonsultation,<br />
kommunizieren.<br />
Für beide Arten der telemonitorischen<br />
Überwachung belegen Studien eine Senkung<br />
der Morbidität und Mortalität. Trotzdem<br />
sind sie keine Notfallsysteme, und bei<br />
plötzlicher, akuter Verschlechterung des<br />
Gesundheitszustandes muss der Patient<br />
sich an seinen Haus- oder Vertrauensarzt<br />
wenden, da die Reaktionszeit des Telemonitoring-Systems<br />
nicht für die Abwicklung<br />
von Notfällen ausgelegt ist.<br />
Von der Studie zur praktischen<br />
Umsetzung – ELICARD<br />
Telemonitoring<br />
Seit Februar 2009 haben wir am Krankenhaus<br />
der Elisabethinen in Linz das ELI-<br />
CARD Telemonitoring System für die erweiterte<br />
Betreuung von Patienten mit<br />
fortgeschrittener Herzinsuffizienz im routinemäßigen<br />
Einsatz.<br />
Unter technischer Mithilfe des Austrian<br />
Institute of Technology (AIT) gelang<br />
es, die Erfassung von medizinischen Daten<br />
wie Blutdruck, Puls, Gewicht sowie<br />
Medikamenteneinnahme und subjektiver<br />
Befindlichkeit so einfach wie möglich zu<br />
gestalten. Dazu wurde ein Mobiltelefon<br />
mit NFC (Near Field Communication)-<br />
Technologie mittels Software modifiziert,<br />
so dass keine Werteeingabe in das Mobiltelefon<br />
notwendig ist. Die Übermittlung<br />
der vom Patienten erhobenen Daten erfolgt<br />
durch Berühren von Waage und Blutdruckmesser<br />
mit dem NFC-Mobiltelefon.<br />
Mittels spezieller Interaktionskarte kann<br />
der Patient auch die aktuellen Medikamente<br />
und die Befindlichkeit mitteilen. Es<br />
genügt eine Berührung von Symbolen auf<br />
dieser Karte, ohne dass der Patient einen<br />
einzigen Tastendruck am Mobiltelefon<br />
durchführen muss. Die Daten werden<br />
dann sofort automatisch an den AIT-Zentralserver<br />
weitergeschickt, aufgearbeitet<br />
und sind über eine Passwort-geschützte<br />
Webseite (www.elicard.at) abrufbar. Diese<br />
sehr vereinfachte, aber innovative Form<br />
der Datenerfassung soll selbst bei Patienten<br />
mit fortgeschrittenem Alter die Angst<br />
vor dieser neuen Technologie nehmen.<br />
Eventuelle Grenzwertverletzungen werden<br />
in einer „Ereignisliste“ täglich zusammengefasst<br />
und müssen vom Herzinsuffizienzteam<br />
abgearbeitet werden.<br />
Mögliche weiterführende Maßnahmen<br />
sind telefonische Kontaktaufnahme mit<br />
dem Patienten und Einleitung einer Therapieänderung<br />
oder Kontaktaufnahme<br />
mit dessen betreuenden Hausarzt und Besprechung<br />
weiterer Therapieschritte<br />
(Abb. 2). Mittelfristig ist auch die direkte<br />
Zugangsberechtigung des betreuenden<br />
Hausarztes oder Internisten geplant, damit<br />
er „seinen Patienten“ effizient mitbetreuen<br />
kann.<br />
Fazit<br />
Telemonitoring Systeme zur Führung und<br />
Kontrolle von chronisch herzinsuffizienten<br />
Patienten sind keine Behandlung im<br />
eigentlichen Sinn, haben aber einen positiven<br />
Effekt auf das klinische Outcome. In<br />
Studien konnte gezeigt werden, dass eine<br />
Reduktion der Gesamtsterblichkeit, der<br />
Hospitalisierungsrate und der Länge des<br />
Krankenaufenthaltes möglich war. Es besteht<br />
ausreichend Evidenz, dass Telemonitoring<br />
Systeme genauso effektiv wie andere<br />
„Disease Managment Programme“<br />
sind, um die Lebensqualität für Herzinsuffizienz-Patienten<br />
zu verbessern.<br />
Nicht zuletzt konnte auch die Wirtschaftlichkeit<br />
von Telemonitoring Systemen<br />
nachgewiesen werden. •<br />
12 6/2011 © Springer-Verlag<br />
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