Kongressjournal
Kongressjournal
Kongressjournal
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ökg 2011<br />
Nicht nur bei Wettkampfsportlern<br />
Die Autoren halten es daher für unumgänglich,<br />
dass diese Empfehlungen sowohl<br />
bei Bewegungsprogrammen zur Anwendung<br />
gelangen müssen, die von<br />
staatlichen oder nicht-staatlichen Institutionen<br />
durchgeführt werden, als auch bei<br />
Personen, die nicht organisiert regelmäßig<br />
und unregelmäßig körperlich aktiv sind.•<br />
Literatur<br />
1 Corrado D, Basso C, Schiavon M, Pelliccia<br />
A, Thiene G (2008) Pre-participation screening<br />
of young competitive athletes for prevention of<br />
sudden cardiac death. J Am Coll Cardiol<br />
52:1981-1989<br />
2 Priori SG, Aliot E, Blomstrom-Lundqvist C,<br />
Bossaert L et al (2001) Task Force on Sudden<br />
Cardiac Death of the European Society of Cardiology.<br />
Eur Heart J 22:1374-1450<br />
3 Pokan R, Gabriel H, Hörtnagl H, Podolsky A,<br />
Vonbank K, Wonisch M (2009) Empfehlungen<br />
für den internistischen Untersuchungsgang in<br />
der Sportmedizin. J Kardiol 16:404-411<br />
4 Wonisch M, Berent R, Klicpera M, Laimer H,<br />
Marko C, Pokan R, Schmid P, Schwann H<br />
(2008) Praxisleitlinien Ergometrie. J Kardiol 15<br />
(Suppl A): 3-17<br />
Gerhard Pölzl, Innsbruck<br />
Akute Herzinsuffizienz<br />
Welche Rolle spielt das Alter?<br />
Herzinsuffizienz ist die häufigste Ursache<br />
für Krankenhauseinweisungen bei älteren<br />
Menschen. Die Diagnose kann durch Zusatzerkrankungen<br />
erschwert sein. Randomisierte<br />
Studien zur Therapie der akuten<br />
Herzinsuffizienz im Alter liegen nicht vor.<br />
Bei der Medikamentendosierung sind die<br />
geänderte Pharmakokinetik und Pharmakodynamik<br />
zu bedenken. Neben der hohen<br />
Mortalität sind vor allem die häufigen<br />
Krankhauswiederaufnahmen auffallend.<br />
Durch ein entsprechendes Entlassungsmanagement<br />
bzw. Nachbetreuung (Disease<br />
Mangement Programme) kann diese Zahl<br />
signifikant gesenkt werden.<br />
Epidemiologie<br />
Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung des<br />
höheren Alters. In den westlichen Industrieländern<br />
liegt das mittlere Alter der Erkrankten<br />
bei über 70 Jahren. Während die<br />
Prävalenz der Erkrankung in der Gesamtbevölkerung<br />
1–2 % beträgt, steigt sie bei über<br />
70-Jährigen auf 12–15 %. Dabei zeichnet<br />
sich eine stetige Zunahme über die letzten<br />
Jahrzehnte ab. Bemerkenswert ist der hohe<br />
Frauenanteil im Alter, welcher sich in der 8.<br />
Zur Person<br />
Lebensdekade auf mehr als 50 % erhöht<br />
(Abb. 1).<br />
Die Ursachen für die hohe Erkrankungsprävalenz<br />
im Alter sind vielfältig: Herzinsuffizienz<br />
ist die gemeinsame Endstrecke nahezu<br />
aller kardiovaskulären Erkrankungen,<br />
allen voran der koronaren Herzerkrankung<br />
und der arteriellen Hypertonie. Besonders<br />
bei älteren Frauen spielt zudem der Diabetes<br />
mellitus eine relevante Rolle. Steigende<br />
Lebenserwartung und verbessertes Überleben<br />
akuter kardialer Ereignisse machen es<br />
schließlich möglich, dass immer mehr<br />
Menschen „ihre“ Herzinsuffizienz erleben.<br />
Auch das Alter per se prädisponiert durch<br />
die Abnahme von arterieller und ventrikulärer<br />
Compliance für die Entwicklung einer<br />
Herzinsuffizienz. Präzipitierende Faktoren<br />
wie Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen<br />
können unter diesen Voraussetzungen<br />
rascher und leichter eine kardiale Dysfunktion<br />
verursachen.<br />
Mit der hohen Prävalenz der Erkrankung<br />
steigt zwangsläufig die Rate der Krankenhausaufnahmen<br />
wegen akuter Herzinsuffizienz.<br />
Letztere ist in Europa für etwa 1–2 %<br />
aller Krankenausnahmen verantwortlich.<br />
Bei über 65-Jährigen ist Herzinsuffizienz die<br />
Univ.-Doz. Dr. Gerhard Pölzl, FESC<br />
Universitätsklinik für Innere Medizin III – Kardiologie<br />
Medizinische Universität Innsbruck<br />
Anichstraße 35<br />
6020 Innsbruck<br />
Fax: ++43/512/504-22767<br />
E-Mail: gerhard.poelzl@uki.at<br />
führende Ursache für eine Krankenhauseinweisung.<br />
Nachdem etwa zwei Drittel der<br />
insgesamt sehr hohen krankheitsbezogenen<br />
Kosten allein für die Abdeckung der<br />
stationären Behandlung anfallen, stellt dies<br />
auch einen relevanten Kostenfaktor dar.<br />
Präsentation und auslösende<br />
Ursachen<br />
Im Gegensatz zum akuten Koronarsyndrom<br />
ist die akute Herzinsuffizienz ein heterogenes<br />
Krankheitsbild, welches im Alter zudem<br />
durch häufig vorkommende nicht-kardiale<br />
Begleiterkrankungen wie Schlaganfall,<br />
COPD, Anämie oder Nierenfunktionseinschränkung<br />
geprägt wird. Registerdaten<br />
wie das EuroHeart Failure Survey II<br />
(EHFS II) oder das ADHERE-Register aus<br />
den USA zeigen, dass vor allem bei den sehr<br />
alten Patienten (> 80 Jahre) die neu-aufgetretene<br />
Herzinsuffizienz häufiger zu finden<br />
ist als eine akute Verschlechterung einer bereits<br />
bekannten chronischen Herzinsuffizienz.<br />
Dies ist unter anderem auf das vermehrte<br />
Vorkommen von Bluthochdruck<br />
und Vorhofflimmern im Alter zurückzuführen.<br />
Entsprechend findet sich auch öfter<br />
eine weitgehend erhaltene systolische LV-<br />
Funktion (HFPEF; Herzinsuffizienz mit erhaltener<br />
LV-Funktion) und seltener eine koronare<br />
Herzerkrankung als bei jüngeren<br />
Patienten.<br />
Auslösende Ursachen für die akute<br />
Herzinsuffizienz im Alter sind demnach<br />
seltener ein akutes Koronarsyndrom als<br />
vielmehr Hochdruckkrisen und Tachyarrhythmien.<br />
Eine ebenso wichtige Rolle spielen<br />
in diesem Zusammenhang unregelmäßige<br />
Medikamenteneinnahme bzw.<br />
Medikamenteninteraktionen aufgrund von<br />
18 6/2011 © Springer-Verlag<br />
wmw skriptum