Kongressjournal
Kongressjournal
Kongressjournal
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ökg 2011<br />
Wolfgang Lalouschek, Wien<br />
Burnout bei KardiologInnen<br />
Risiko und Prävention<br />
Der Begriff Burnout beschreibt ein Syndrom,<br />
das gekennzeichnet ist durch emotionale<br />
und körperliche Erschöpfung, eine<br />
gefühllose, gleichgültige oder zynische<br />
Einstellung gegenüber KlientInnen, KollegInnen<br />
oder KundInnen (Depersonalisation<br />
– Zynismus), eine negative Einschätzung<br />
der persönlichen Leistungskompetenz,<br />
teilweisen sozialen Rückzug<br />
aus der Arbeit und verminderte Leistungsfähigkeit<br />
(Abb. 1). Auf der individuellen<br />
Ebene geht Burnout einher mit körperlichen<br />
Symptomen und Erkrankungen, psychischen<br />
und mentalen Erkrankungen<br />
und sozialem Rückzug (Abb. 2). In der<br />
Burnoutforschung werden mehrere Bedingungsmodelle<br />
des Burnout diskutiert.<br />
Burnout kann einerseits gesehen werden<br />
als das Ergebnis eines erfolglosen Prozesses<br />
der Bewältigung stressreicher Arbeitssituationen,<br />
zum anderen aber auch als<br />
das Ergebnis der Bewertung und Bewältigung<br />
der Diskrepanzen zwischen der individuellen<br />
Situation und Einstellung und<br />
den tatsächlichen, vom Arbeitssystem<br />
vorgegebenen Anforderungen und Werten.<br />
In der Entstehung von Burnout spielen<br />
demnach sowohl individuelle als auch<br />
organisations- und arbeitsplatzbezogene<br />
Faktoren eine Rolle. Zu den personenbezogenen<br />
Faktoren gehören neben anderen<br />
die Einstellung Anerkennung (und Liebe)<br />
nur durch Leistung bekommen zu können,<br />
ein Hang zum Perfektionismus und<br />
das Gefühl, schwierige Situationen ohne<br />
fremde Hilfe bewältigen zu müssen. Als<br />
Burnout-fördernd gilt eine Arbeitsumgebung,<br />
die gekennzeichnet ist durch Arbeitsüberlastung<br />
und Zeitdruck, Mangel<br />
an Mitbestimmung und Kontrolle sowie<br />
Zur Person<br />
emotionale<br />
Erschöpfung<br />
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek<br />
Gesundheitszentrum The Tree<br />
MC Medical Coaching GmbH<br />
Fasholdgasse 3/7<br />
1130 Wien<br />
E-Mail: w.lalouschek@medical-coaching.at<br />
www.thetree.at<br />
www.medical-coaching.at<br />
Die Burnout Trias<br />
Dehumanisierung<br />
Abb. 1: Charakteristische Trias des Burnout-Syndroms<br />
Unfairness und Mangel an Belohnung,<br />
Anerkennung und Gemeinschaft. Generell<br />
ist hier auch ein Zustand zu nennen,<br />
der mit high demand (hoher Anspruch) /<br />
low influence (geringer Einfluss) bezeichnet<br />
wird.<br />
Diese Situation wird gerade im Arztberuf<br />
häufig angetroffen: einerseits besteht ein<br />
hoher Anspruch durch<br />
■ ■ täglichen Umgang mit Krankheit, Leiden,<br />
Tod und Ängsten (eigenen und<br />
der PatientInnen);<br />
■ ■ lebensbeeinflussende Entscheidungen,<br />
oft auf Basis widersprüchlicher/<br />
uneindeutiger Befunde,<br />
■ ■ Nachtdienste, Notsituationen;<br />
■ ■ einsam zu treffende Entscheidungen;<br />
■ ■ Konflikte mit KollegInnen und Vorgesetzten;<br />
■ ■ Berufsrisiko, Klagemöglichkeit.<br />
Leistungseinbuße<br />
Andererseits besteht oft das subjektive Gefühl<br />
der geringen Beeinflussbarkeit, z. B.<br />
■ ■ durch den Druck auch bei geringer<br />
Compliance erfolgreich behandeln zu<br />
müssen;<br />
■ ■ Vorgaben des Systems, die für den/die<br />
Einzelne/n nicht (immer) nachvollziehbar<br />
sind;<br />
■ ■ (macht)politische Entscheidungen;<br />
■ ■ ein erlebtes Missverhältnis zwischen<br />
Leistung und Verantwortung und der<br />
Entlohnung bei einem Großteil der<br />
ÄrztInnen (bei einem gleichzeitigen öffentlichen<br />
Bild der „Großverdiener“).<br />
ÄrztInnen besonders gefährdet<br />
Auf dem Hintergrund dieser Belastungen,<br />
oft einhergehend mit Burnout-disponierenden<br />
Persönlichkeitseigenschaften gehören<br />
ÄrztInnen zu den Berufsgruppen<br />
mit besonders hohem Burnoutrisiko.<br />
Nach übereinstimmenden Untersuchungen<br />
in westlichen Ländern zeigen mindestens<br />
20 % von ÄrztInnen manifeste Burnoutsymptome<br />
und etwa 50 % gelten als<br />
gefährdet. Vorliegende Untersuchungen<br />
bestätigen diese Daten auch für InternistInnen,<br />
IntensivmedizinerInnen und KardiologInnen.<br />
Burnout bei ÄrztInnen hat einerseits<br />
gravierenden Folgen für den/die<br />
Einzelne/n und seine/ihre sozialen Systeme,<br />
bis hin zu einer deutlich erhöhten<br />
24 6/2011 © Springer-Verlag<br />
wmw skriptum