Raum 2 Das Onsernone
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Vom Roggen zum Strohgeflecht<br />
(Dalla segale alla treccia)<br />
Rohstoff der Strohmanufaktur war der Roggen, der auf den unzähligen rund um die Dörfer angelegten<br />
terrassierten Feldern angebaut wurde. Die Wintersaat ergab Roggen mit einer Halmlänge von circa 1.80 m,<br />
die Frühjahrssaat hingegen erreichte eine Höhe von knapp einem Meter. Wichtigstes Produkt war der<br />
Halm, deshalb liess man den Roggen nicht vollständig ausreifen. Am besten war die Qualität dann, wenn<br />
die Pflanze begann, sich gelblich zu verfärben.<br />
Die Strohhalme wurden gebleicht, indem man sie zuerst mehrere Male in einem Brunnen oder einem Bach<br />
einweichte und sie dann auf den Wiesen unter der Sonne zum Bleichen ausbreitete. In der Folge legte man<br />
sie für einen weiteren Bleichprozess in Truhen, durch die schwefliger Rauch strömte, erzeugt von<br />
Schwefelstücken, die auf Glut verbrannt wurden.<br />
Für die verschiedenen Geflechtarten wurden Strohhalme von unterschiedlichem Durchmesser benötigt.<br />
Spezielle Siebe (discernitt) ermöglichten es, die verschieden dicken Strohhalme auszuscheiden.<br />
In einem nächsten Arbeitsschritt wurden die Halme von den Frauen zu unterschiedlichen Geflechten (binda<br />
oder treccia) verflochten, unter Verwendung einer unterschiedlichen Zahl von Halmen (von 3 bis 11) und in<br />
unterschiedlicher Grösse. Als letztes wurden die Geflechte von überstehenden Anfangs- und Endstücken<br />
der Halme gesäubert und gemangelt, d.h. durch spezielle Pressgeräte mit Holzrollen (mangano) gedreht.<br />
Zusammenrollt in Knäuel war die binda schlussendlich bereit für die Endverarbeitung zu Hüten, Taschen<br />
etc.<br />
Hinweise zu Exponaten<br />
3 Ähren und Internodien des Roggenstrohs werden geschnitten<br />
4 Bleichen des Strohs:<br />
� Truhe (Lärche), in der das Stroh im Schwefelrauch gebleicht wurde<br />
� Tongefäss, in dem Schwefelstücke verbrannt wurden<br />
5 Brett mit 12 unterschiedlich kalibrierten Sieben zur Selektion von Strohhalmen nach Durchmesser<br />
6 Behälter mit 10 Kalibermassen zur Selektion von Strohhalmen nach Durchmesser<br />
7 Gerät (Lärche) zur Selektion von Strohhalmen nach Durchmessern mit auswechselbaren Kalibermassen<br />
8 Schere (Eisen), zum Ausputzen der frisch geflochtenen "Binda"<br />
9 Unterschiedlicheste Formen von Strohbändeln („treccia“ oder „binda“ genannt)<br />
10 Mangel mit drei Rollen (Lärche und Nussbaum) zum Pressen der "Binda"<br />
11 Haspel zum Aufwickeln der "Binda" oder "Treccia"<br />
12 Messen und Abrechnen<br />
- Messgeräte (links)<br />
- Rechnungsführung von Heimarbeiterfamilien (rechts)<br />
13 Kaufverträge<br />
© Museo <strong>Onsernone</strong>se, 2011 12