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Seelsorge - Pfarre St. Franziskus Hall in Tirol - Schönegg

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Thema<br />

Thema<br />

Dase<strong>in</strong> - Reden - Zuhören<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Alten- und Pflegeheimseelsorge<br />

P flegeheimseelsorger<strong>in</strong><br />

Fr. Poldi Mayr ist<br />

der Redaktion zu diesem<br />

überaus wichtigen, aber<br />

eher wenig beachteten<br />

Bereich der <strong>Seelsorge</strong><br />

dankenswerterweise für<br />

e<strong>in</strong> Interview zur Verfügung<br />

gestanden.<br />

<strong>Hall</strong>eluja: Wie lange bist du jetzt schon als<br />

<strong>Seelsorge</strong>r<strong>in</strong> im Altenheim tätig<br />

Poldi Mayr: Seit etwa e<strong>in</strong>em Jahr. Ich habe<br />

im September 2011 begonnen, davor war<br />

ich allerd<strong>in</strong>gs schon e<strong>in</strong> halbes Jahr als<br />

Praktikant<strong>in</strong> im Klaraheim tätig. Die M<strong>in</strong>destdauer<br />

für das Praktikum ist 6 Wochen,<br />

aber die BewohnerInnen haben mich schon<br />

kennen gelernt und ich hatte Freude an der<br />

Arbeit daher habe ich es verlängert.<br />

<strong>Hall</strong>eluja: Warum hast du dich entschieden,<br />

die diözesane Ausbildung zu machen<br />

Poldi: Ich wollte <strong>in</strong> der Pension etwas<br />

Neues, S<strong>in</strong>nvolles beg<strong>in</strong>nen. Die Ausbildung<br />

ist sehr umfangreich, mit ganz <strong>in</strong>teressanten<br />

ReferentInnen und man bekommt<br />

e<strong>in</strong> „gutes Werkzeug“ für die Arbeit mit.<br />

Ich würde es jedenfalls wieder machen,<br />

denn gerade <strong>in</strong> den städtischen Heimen<br />

bräuchte es eigentlich 10 <strong>Seelsorge</strong>r! Hoffentlich<br />

kommen noch e<strong>in</strong>ige nach. In den<br />

zwei Heimen Guter Hirte und Klaraheim<br />

gibt es noch e<strong>in</strong>ige geistliche Schwestern,<br />

da ist die Situation e<strong>in</strong>e andere. Aber wir<br />

s<strong>in</strong>d zu zweit für fast 200 Leute zuständig,<br />

da sieht man, dass es an vielem fehlt. Das<br />

Pflegepersonal ist oft sehr e<strong>in</strong>gespannt<br />

und sie haben großen Druck.<br />

Wir s<strong>in</strong>d als <strong>Seelsorge</strong>r<strong>in</strong>nen nicht nur für<br />

die BewohnerInnen da, sondern auf Wunsch<br />

auch für das Personal und die Angehörigen.<br />

Die Situation der BewohnerInnen br<strong>in</strong>gt<br />

viele E<strong>in</strong>schränkungen, oft auch Krankheiten,<br />

das führt zu anderen seelischen<br />

Bef<strong>in</strong>dlichkeiten. Sie brauchen e<strong>in</strong> „Du“,<br />

jemanden der ihnen nicht nur mit den Ohren<br />

zuhört, sondern mit dem Herzen. Mir<br />

fällt oft auf, dass viele Verwundungen und<br />

Verletzungen aus der K<strong>in</strong>dheit noch sehr<br />

schmerzend s<strong>in</strong>d. Die Bewohner leiden an<br />

etwas, das oft 80 oder noch mehr Jahre<br />

her ist – unsere Rolle: wir können es nicht<br />

wegnehmen, aber e<strong>in</strong>fach da se<strong>in</strong>.<br />

Unser Kursleiter hat es so formuliert: Unsere<br />

Aufgabe ist es, etwas von der Liebe<br />

Gottes im Altenheim spürbar werden zu<br />

lassen. Das heißt für mich, wir sollen da<br />

se<strong>in</strong> und aushalten, was den Menschen<br />

Angst macht, ihre E<strong>in</strong>samkeit mittragen<br />

und ihnen helfen.<br />

<strong>Hall</strong>eluja: Wie sieht de<strong>in</strong>e Arbeit derzeit<br />

allgeme<strong>in</strong> aus<br />

Poldi: Die Pflegedienstleitung hat mich<br />

und e<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geteilt. Ich besuche<br />

e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Woche das Haus am Magdalenengarten,<br />

wo ich für e<strong>in</strong> <strong>St</strong>ockwerk zuständig<br />

b<strong>in</strong>, also für ca. 20 BewohnerInnen.<br />

Dann gibt es noch e<strong>in</strong> paar Zusatzaufgaben,<br />

wie die allgeme<strong>in</strong>e Krankensalbung e<strong>in</strong>mal<br />

im Jahr, den Weihnachtsgottesdienst, Karfreitag<br />

und die Maiandacht, für die wir die<br />

Liturgie vorbereiten.<br />

<strong>Hall</strong>eluja: Wie sieht e<strong>in</strong> typischer Vormittag<br />

aus<br />

Poldi: Es gibt ke<strong>in</strong>en! Jeder Vormittag ist<br />

anders. Ich betrete das Haus jedes Mal mit<br />

dem Bewusstse<strong>in</strong>, dass Gott mich dorth<strong>in</strong><br />

führen soll, wo es wichtig ist. Ich b<strong>in</strong> jedes<br />

Mal offen für alles, was passieren soll.<br />

<strong>Hall</strong>eluja: Gibt es etwas, das du den <strong>Hall</strong>eluja-Lesern<br />

noch sagen möchtest<br />

Poldi: Es gibt etwas, das die Leute hören<br />

sollten. Jeder sollte sich die Frage stellen:<br />

Was passiert mit mir, wenn ich alt b<strong>in</strong>,<br />

wenn ich nicht mehr für mich sorgen kann<br />

Wo möchte ich se<strong>in</strong> Wer kann mir helfen<br />

Ganz wichtig ist es, Beziehungen und soziale<br />

Kontakte zu pflegen, damit man selbst<br />

nicht später im Heim ganz alle<strong>in</strong> ist. Man<br />

muss lange vorher e<strong>in</strong>en „Samen“ legen,<br />

damit man <strong>in</strong> dieser Zeit noch Besucher<br />

hat, dann wird die Umstellung nicht als so<br />

großer E<strong>in</strong>schnitt empfunden.<br />

Das Gespräch führte Jasm<strong>in</strong> Dunkl<br />

<strong>Hall</strong>eluja<br />

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