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Realistische Unfalldarstellung

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Landesverband<br />

Sachsen-Anhalt e.V.<br />

Jugendrotkreuz<br />

<strong>Realistische</strong><br />

<strong>Unfalldarstellung</strong><br />

<strong>Realistische</strong> Wunddarstellung<br />

<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong><br />

Mimen von Schädigungen<br />

Eine Arbeitsgrundlage für junge Realistiker/innen<br />

zusammengestellt durch die RUD-Lehrschein-Inhaber<br />

im DRK-Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.


Impressum<br />

Titel: Arbeitshilfe RUD/RWD<br />

Herausgeber: DRK-Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.<br />

- Referat Jugendrotkreuz / Wasserwacht (JRK/WW)<br />

Rudolf-Breitscheid-Straße 6, 06110 Halle<br />

Redaktion: Ref. JRK/WW<br />

Vorliegende Fassung vom Oktober 2006<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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Inhalte der Arbeitshilfe<br />

Inhalte Seite<br />

Abschnitt 1 Allgemeines<br />

1.1 Sinn und Zweck der RUD/RWD 4<br />

1.2 Aufgabe der RUD/RWD 4<br />

1.3 Ziele der RUD/RWD 4<br />

1.4 Grundsätze der RUD/RWD 5<br />

1.5 Geschichtliches zur RUD/RWD 5<br />

1.5.1 Theater und Wunddarstellung 5<br />

1.6 Grenzen der RUD/RWD 7<br />

Abschnitt 2 Das Schminken<br />

2.1 Schminkmaterialien 8<br />

2.2 Schminkgerätschaften 10<br />

2.3 Wichtige Hinweise 11<br />

2.4 Weitere Hilfsmittel 12<br />

2.5 Mögliche Gefahren 12<br />

2.6 Hygiene 13<br />

Abschnitt 3 Das Mimen<br />

3.1 Allgemeines 15<br />

3.2 Grundlegendes 15<br />

3.3 Konkrete Schminktechniken und Darstellungen für ausgewählte Verletzungen 19<br />

3.3.1 Schnitt-, Riss- und Platzwunden 19<br />

3.3.2 Schürfwunden 20<br />

3.3.3 Gelenkverletzung und Knochenbruch 20<br />

Verstauchung 20<br />

Arm- und Handgelenkbruch 21<br />

Bein- und Knöchelbruch 21<br />

Schlüsselbeinbruch 22<br />

Rippenbruch 23<br />

Knochenbrüche 23<br />

3.3.4 Verletzung durch Fremdkörper 24<br />

3.3.5 Fingerkuppenverletzung 25<br />

3.3.6 Schock 25<br />

3.3.7 Verbrennungen 27<br />

3.3.8 Gehirnerschütterung 28<br />

3.3.9 Bewusstlosigkeit 29<br />

3.3.10 Schädelbasisbruch 29<br />

Arbeitsblatt 30<br />

Abschnitt 4 Die Unfallsituation<br />

4.1 Das Herstellen einer realistischen Lage 31<br />

4.2 Beispielhafte Unfallsituationen 32<br />

4.2.1 Verkehrsunfälle 32<br />

4.2.2 Unfälle in Industrie und Gewerbe 34<br />

4.2.3 Unfälle in Haus und Hof 35<br />

Abschnitt 5 Sicherheits- und Rechtsfragen<br />

5.1 Allgemeines 38<br />

5.2 RUD-Leiter 39<br />

5.3 Haftung / Versicherung 40<br />

Abschnitt 6 Planung von Übungen<br />

6.1 Planung von Übungen 41<br />

6.2 Aufbau des Schadensgebietes 42<br />

6.3 RUD-Einsatzplan 44<br />

Abschnitt 7 Materialien und weitere Ergänzungen<br />

7.1 Musterhafte Befüllung eines RUD-Koffers 46<br />

7.2 Materialrezepte 47<br />

7.3 Verzeichnis aller Arbeitsmittel für RUD 48<br />

7.4 Firmen, die RUD-Materialien anbieten 49<br />

7.5 Literaturhinweise und Quellennachweise 49<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong> (RUD) / <strong>Realistische</strong> Wunddarstellung (RWD)<br />

Abschnitt 1: Allgemeines<br />

1.1 Sinn und Zweck der RUD/RWD<br />

1.2 Aufgabe der RUD/RWD<br />

1.3 Ziele der RUD/RWD<br />

1.4 Grundsätze der RWD/RUD<br />

1.5 Geschichtliches zur RWD/RUD<br />

1.6 Grenzen der RUD/RWD<br />

1.1 Sinn und Zweck der RWD/RUD<br />

Durch die <strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong> soll der Versuch unternommen werden, die Sanitätsausbildung<br />

so wirklichkeitsnah wie möglich zu gestalten! Die <strong>Realistische</strong> Wunddarstellung ist aus<br />

der Sanitätsausbildung nicht mehr wegzudenken. Es besteht ein sehr großer Unterschied in der Ausbildung,<br />

wenn gesagt wird -" Stellen Sie sich vor ... !",oder wenn man eine sehr realitätsnahe Situation darstellen<br />

kann. Als Ausbilder muss ich mir die Fragen stellen:<br />

• Wie weit reicht die Vorstellungskraft der Auszubildenden?<br />

• Hat der Auszubildende schon mal einen kritischen Unfall erlebt, damit er überhaupt in der Lage<br />

ist, sich verschiedene Verletzungen vorzustellen?<br />

• Wie hoch sind die Kenntnisse der Auszubildenden in Anatomie, damit man auch genau weiß, wo<br />

sich die Verletzung befindet?<br />

• Wie kann ich nur mit Vorstellungskraft die Adrenalinausschüttung bei den Auszubildenden erreichen?<br />

Alle diese Fragen kann auch ein Ausbilder nicht beantworten. Sollte ein solcher Mensch nun in die Lage<br />

kommen, Erste Hilfe leisten zu müssen, so wird er wahrscheinlich versagen! Auch wenn sein Kopf voll<br />

mit Wissen ist, so wird ihn der Nervus Vagus wohl doch einen Strich durch die Rechnung machen. Die<br />

Adrenalinausschüttung bewirkt ein Zittern der Hände, das sich bis zu den Ohren fortsetzt und dies führt<br />

zu einer Blockade nicht nur im Denken sondern auch im Handeln. Eben dies ist Grund dafür, die <strong>Realistische</strong><br />

Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong> in die Sanitätsausbildung aufzunehmen. Doch die <strong>Realistische</strong><br />

Wunddarstellung ist schon sehr alt, denn ganz am Anfang war William Shakespeare, aber zu dieser Geschichte<br />

später.<br />

1.2 Aufgabe der RUD/RWD<br />

Die <strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong>, kurz RUD genannt, hat die Aufgabe, Notfallgeschehen möglichst wirklichkeitsgetreu<br />

wiederzugeben und das Verhalten von Verletzten darzustellen.<br />

In fast jedem Kreisverband existieren Jugendrotkreuz-Aktionskreise „<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong>" oder<br />

sog.„Mimtrupps". Sie werden durch speziell geschulte Referenten des Landesverbandes auf ihre Aufgaben<br />

vorbereitet. Die RUD ist ein Standbein des Jugendrotkreuzes und unentbehrlich für die Arbeit des<br />

Gesamtverbandes.<br />

1.3 Ziele der RUD/RWD<br />

Ziele der wirklichkeitsgetreuen Darstellung von Notfallsituationen ist es, die Helfer auf echte Notfälle vorzubereiten,<br />

so dass sie befähigt sind<br />

• Situationen und Verletzungen richtig zu erkennen<br />

• bestehende oder sich entwickelnde Gefahren richtig einzuschätzen<br />

• eine der Situation und Verletzung angepasste richtige Hilfeleistung durchzuführen<br />

• das Zusammenspiel mehrerer Helfer zu üben<br />

• die Ängste der Helfer abzubauen<br />

Die <strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong> ist eine unentbehrliche Hilfe bei der Aus- und Weiterbildung in fast allen<br />

Bereichen der Rotkreuzarbeit.<br />

• Jugendrotkreuz-Gruppenstunden<br />

• Erste Hilfe-Ausbildung<br />

• Sofortmaßnahmen am Unfallort<br />

• Sanitätsausbildung<br />

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• Übungen<br />

• Wettbewerbe<br />

• Ärztekongresse<br />

• Instruktorentagungen<br />

• Ausbildungen aller Art<br />

• Fortbildungen aller Art<br />

Sehr gute Kenntnisse in der Ersten Hilfe und ein Mindestalter von 14 Jahren (Mime) und 16 Jahre<br />

(Schminker) sind Grundvoraussetzung für die Mitarbeit in den RUD-Aktionskreisen/RUD-Trupps.<br />

Die RUD/RWD-Ausbildung umfasst das Kennen lernen der zum Schminken notwendigen Materialien<br />

und deren Eigenschaften. Zunächst werden einfache Verletzungen geschminkt und die Verhaltensweisen<br />

der Verletzten eingeübt.<br />

Nach Abschluss einer Jugendleiterausbildung und einer RUD-Ausbildung erfolgt die Ausbildung zum<br />

„RUD-Leiter" (Mindestalter 18 Jahre). Hier liegt der Schwerpunkt auf der Vorbereitung und der Durchführung<br />

von RUD -Einsätzen (Mindestalter 16 Jahre).<br />

Nach abgeschlossenen Lehrgängen besteht die Möglichkeit sich zum Referenten/Lehrscheininhaber für<br />

"<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong>“ ausbilden zu lassen.<br />

1.4 Grundsätze der RWD/RUD<br />

Es gibt acht Grundsätze welche bei der <strong>Realistische</strong>n Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong> immer zu beachten<br />

sind!<br />

• Auf mögliche Allergien gegen bestimmte Schminkmittel bei den Darstellern und<br />

Mimen ist in jedem Fall zu achten.<br />

• Keine Darsteller einsetzen, bei denen reale Verstümmlungen vorhanden sind.<br />

• Keine tatsächlich vorhandenen Verletzungen zur Darstellung nutzen.<br />

• Kinder werden i. d. R. nicht zur Darstellung herangezogen.<br />

• Keine tierischen Produkte und Nahrungsmittel zur Anwendung bringen.<br />

• Darsteller nicht in tatsächliche Gefahr bringen, ein interessantes Umfeld wirkt zwar gut, aber<br />

nicht um jeden Preis. Die Verantwortung hierfür liegt nicht beim Darsteller, sondern beim Ausbilder.<br />

• Die Möglichkeiten zur Darstellung sind nur für entsprechende Ausbildungen gestattet und nicht<br />

für Schockeffekte zu missbrauchen.<br />

• Die Darsteller müssen die Möglichkeit haben, nicht benötigte Kleidung oder Ausrüstung an einem<br />

sicheren Ort ablegen zu können.<br />

1.5 Geschichtliches zur RWD/RUD<br />

1.5.1 Theater und Wunddarstellung<br />

Am Anfang war William Shakespeare, bekanntlich englischer Dichter. Es klingt absurd, und es mag im<br />

Blick auf den Ausbildungsaspekt auch nicht ganz zutreffen, aber es wird die Begebenheit glaubwürdig<br />

berichtet, dass anlässlich der Uraufführung von Shakespeares „Macbeth“ auf dem Globe Theatre in London<br />

zahlreiche der zuschauenden Damen ohnmächtig wurden, da die Akteure zu viel Blut vom Schlachter<br />

geholt und verwendet hatten. Sicherlich, das Drastische, das faszinierend Abstoßende lag im Geschmack<br />

der Zeit, lag im Trend, und wie heute, so gab man sich dem schaurig-schönen Nervenkitzel<br />

gern hin. Nichts anderes geschieht in Horrorfilmen, in den Episoden vom Rächer oder Mörder mit der<br />

Kettensäge oder anderen Fabeln, in denen das Unmögliche möglich wird. Aber die Grenzen des Möglichen<br />

sind auch bestimmt durch die Physiologie des Menschen. Kaum einer bringt mehr als acht bis neun<br />

Liter Blut zusammen, und aus einer normalen Arterienverletzung spritzen diese nicht einmal. Zwar kann<br />

der Eindruck des Geschehens gewaltig vergrößert werden, wenn Blut auf eine nasse Bodenbeschaffenheit<br />

trifft, wenn einige Spritzer in eine Pfütze laufen, aber auf sieben Liter kommt man da auch nicht, allenfalls<br />

auf eine starke Blutung, und vorsichtshalber wird man wohl ein volumenfüllendes Mittel, eine Infusion,<br />

anhängen. Doch diese biologisch natürlichen Grenzen geraten oft außer Sichtweite. Je größer<br />

der Effekt, desto besser war die Darbietung.<br />

Dieses Bestreben ist „normal" und scheint in der Natur des Menschen zu liegen. So war es beispielsweise<br />

bei den hoch- und spätmittelalterlichen Fastnachts-, Oster- und Passionsspielen auch nicht anders.<br />

Je blutrünstiger der Gekreuzigte dargestellt wurde, je mehr Blut von der Stirn floss, wenn sich die Domen<br />

bis zum Schädelknochen bohrten, desto begeisterter war das schaulustige Publikum. Der Zuschauer<br />

scheint sich kaum verändert zu haben. Noch immer will er das Ohr sehen, das Petrus dem Diener des<br />

Hohepriesters abgeschlagen hat.<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

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Bei einer Wunddarstellung kommt es beinahe ebenso auf den Effekt an, jedoch nicht in der Hinsicht,<br />

dass ein religiöses Geschehen dargestellt werden soll, sondern vielmehr soll ein erster Eindruck vermittelt<br />

werden.<br />

Folgende Situation:<br />

Ein Ahnungsloser kommt an einen Ort, der ihm unter Umständen bekannt ist. Er findet dort eine<br />

Lage vor, auf die er nicht vorbereitet ist, einen blutüberströmten Menschen, der sich nicht nur eine<br />

Kopfverletzung zugezogen hat, sondern ebenso Verletzungen an den Extremitäten.<br />

Die Reaktion des Ankommenden:<br />

erhöhter Puls, erhöhte Adrenalinausschüttung, ein Kribbeln, welches sich vom Bauch bis zu den<br />

Ohren hinaufzieht, Zittern der Hände.<br />

Seine Aufgabe ist es aber, unter solchen Bedingungen eine qualifizierte Erste Hilfe zu leisten,<br />

bzw. den Verunfallten zu retten.<br />

Gemeinsamkeiten von Wunddarstellung und Theater<br />

Grundsätzlich handelt es sich bei den Anlässen, bei denen die <strong>Realistische</strong> Wunddarstellung eingebracht<br />

wird, um nichts anderes als um ein Theaterspiel.<br />

Die Darsteller - sind die Mimen, sie sind Schauspieler, Akteure welche eine bestimmte Rolle zu<br />

verkörpern haben.<br />

Die Spieleiter - sind die Gruppen- oder Einheitsführer.<br />

Die Maskenbildner - sind die Schminker, von deren Können der Erfolg dieses „Schauspiels" abhängt,<br />

ob die Situation eindeutig erkannt wird.<br />

Die Zuschauer - sind die Handelnden.<br />

Es existiert ein „Drehbuch“, denn es muss eine bestimmte vorgeschriebene Handlung erfolgen. Und wer<br />

ist der Drehbuchautor? Immer der Ausbilder. Er setzt die Lage fest, er bestimmt den äußeren Ablauf. Er<br />

stellt sich Fragen, die etwa wie folgt lauten könnten:<br />

• Welches Ziel will ich erreichen?<br />

• Welches Personal steht mir zur Verfügung?<br />

• Welches Material steht mir zur Verfügung?<br />

• Für wen führe ich diese Ausbildung durch?<br />

• Wie viel Zeit habe ich zur Verfügung?<br />

Ausgehend von Erfahrungen der Britischen Armee im zweiten Weltkrieg trugen zunächst Berufsschauspieler<br />

als Mimen dazu bei, Sanitäter an den Anblick von Verletzungen zu gewöhnen (1942 - 1944). Sie<br />

bildeten mit Hilfe der im Theater üblichen Schminkmaterialien Wunden nach, die bei Einsatzübungen in<br />

realitätsnahen Situationen zur Anwendung kamen. In Großbritannien, Dänemark und der Schweiz wurden<br />

1944 (später auch in Frankreich und Schweden) erste Unterlagen erstellt bzw. Hilfsmittel entwickelt,<br />

die sich speziell auf die möglichst naturgetreue Darstellung von Wunden beziehen bzw. hierbei Verwendung<br />

finden.<br />

In der Bundesrepublik Deutschland wurden nach anfänglicher Verwendung von angebundenen Verletzungskarten<br />

(bis ca. 1950) seit etwa 1951 zunächst Moulagen in Form von Gummiattrappen angeboten,<br />

die am Körper aufgeklebt wurden. 1954 erschienen dann erstmals, herausgegeben vom Jugendrotkreuz,<br />

"Blätter<br />

über <strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong>". Seit 1955 wurde dann vom DRK in mehreren Auflagen die Broschüre<br />

"<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong>" (Dr. Gerlach/Stoeckel) herausgegeben, ergänzt im Jahre 1968 durch<br />

die "Arbeitsmappe <strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong>" (Körner). Wegen schlechter Erfahrungen mit dem bis<br />

dahin bekannten unzulänglichen Materialangebot (Verletzungskarten, Moulagen) wurde 1964 der<br />

Schminkkasten "Mehlem 64" entwickelt, der nach zahlreichen Verbesserungen und Ergänzungen zwischen<br />

1965 und 1985 bis heute gebräuchlich ist.<br />

Eine Abwandlung zu diesem Schminkkasten stellt der Schminkkoffer "Bavaria 91" dar, der sich durch ein<br />

leicht erweitertes Material- und Zubehörangebot auszeichnet.<br />

Auch im DRK der ehemaligen DDR wurde die realistische Darstellung von Unfallsituationen als ein Mittel<br />

zur Verbesserung des Ausbildungsniveaus und der psychischen Belastbarkeit der Helfer genutzt. Die<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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Informationen zur Verletzung waren auf Geschädigtenkarten (verbale Beschreibung mit oder ohne bildliche<br />

Darstellung) zusammengefasst und später mit verschiedenen Schminkmaterialien und der ebenso<br />

wichtigen schauspielerischen Darstellung gegeben. Die vielen individuellen Initiativen von Rotkreuz Helfern<br />

erhielten Anfang der 60'er Jahre durch die Broschüre "Die realistische <strong>Unfalldarstellung</strong> - Eine Anleitung<br />

für DRK-Lehrkräfte" eine einheitliche Form. Das Schminksortiment "RU/K Sortiment DRT' der Firma<br />

Coloran und die Dia-Reihe "<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong>" standen für die laut Rahmenlehrplan 22<br />

Stunden umfassende Ausbildung als Unterrichtsmittel zur Verfügung.<br />

Eine andere Richtung erhielt die RUD mit dem Vorschlag von Herrn Werner Stammberger 1973 zur Herstellung<br />

von Wundmoulagen. Diese dünnen Gummiapplikationen wurden maschinell produziert und mit<br />

Hand bemalt. Sie kamen in Verbindung mit den bis dahin üblichen Schminkmaterialien zum Einsatz und<br />

sollten dazu beitragen, in kurzer Zeit mit möglichst geringem Aufwand viele Verletzte als Darsteller vorzubereiten.<br />

Bis 1990 wurden ca. 3000 kleinflächige und 4000 großflächige Moulagensätze produziert.<br />

Vervollständigt wurde die Unterrichtsmittelpalette im Jahre 1988 durch die Herausgabe des Handbuches<br />

"<strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong>", worauf auch heute noch viele Realistiker gerne zurückgreifen.<br />

Im Jahre 1984 wurde im DRK der Bundesrepublik Deutschland damit begonnen, für die Ausbildung<br />

in <strong>Realistische</strong>r <strong>Unfalldarstellung</strong> bundeseinheitliche Ausbildungsunterlagen zu erstellen.<br />

Die realistische Wirkung der Wunden setzt gewisse Kenntnisse in der Anatomie des menschlichen Körpers<br />

voraus. Immer wieder werden offene Frakturen an Körperstellen geschminkt, an denen sich solche<br />

Verletzungen gar nicht ereignen können. Frakturen sind nur dort glaubhaft, wo sich auch Knochen befinden.<br />

Zwar sieht jede Verletzung anders aus und Knochen können sich verschieben, aber kaum in dem<br />

oft dargestellten Maße. Ähnlich verhält es sich mit den dargestellten Stich-, Pfählungs- oder Schussverletzungen.<br />

Her ist darauf hinzuweisen, dass schon Hohlorgane die Richtung des Projektils so verändern<br />

können, dass sich der Ausschuss an einer ganz anderen Stelle befindet als vermutet wird, unter Umständen<br />

auch gar kein Ausschuss vorhanden ist. Um sich einen Einblick in diese Wirkung zu verschaffen,<br />

ist ein Blick in die verschiedenen Bereiche der Gerichtsmedizin zu empfehlen.<br />

1.6 Grenzen der RUD/RWD<br />

Jede <strong>Realistische</strong> Wunddarstellung findet ihre Grenzen, wenn Situationen dargestellt werden sollen,<br />

welche nicht darstellbar sind. Wir haben nicht die Mittel und Möglichkeiten wie in Filmstudios! Unter solchen<br />

Umständen muss erst die situative Darstellung von Verbrennungen verstanden werden. Der Ausbilder,<br />

welcher eine Verbrennung so darstellt, dass ein Mime als lebendige Fackel über den Übungsplatz<br />

läuft, handelt grob fahrlässig! Selbst wenn es sich um einen professionellen Stuntman handeln sollte, so<br />

ist dies aus Sicherheitsgründen zu untersagen. Auch kann der Ausbilder in einem solchen Fall die Verantwortung<br />

für möglicherweise auftretende Verletzungen nicht übernehmen. Es kann also nicht jede vorkommende<br />

oder denkbare Verletzung dargestellt werden. Dies ist auch nicht unbedingt notwendig. Die<br />

Ziele sollten so formuliert sein, dass das Mögliche erreicht wird und das Unmögliche nicht als Mangel<br />

erscheint.<br />

Vielfalt schafft Abwechslung und ein breites Ausbildungsspektrum, aber nicht um jeden Preis !<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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Die <strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong><br />

Abschnitt 2: Das Schminken<br />

Als Grundmaterial zum Schminken von Verletzungen wird der Schminkkasten "Westfalen" verwendet.<br />

http://www.jrk-bayern.de/html/rud/ausstattung.html<br />

2.1 Schminkmaterialien<br />

2.2 Schminkgerätschaften<br />

2.3 Wichtige Hinweise<br />

2.4 Weitere Hilfsmittel<br />

2.5 Mögliche Gefahren<br />

2.6 Hygiene<br />

2.1 Schminkmaterialien<br />

Abschminke<br />

Nach dem Abreiben mit trockenen Papiertüchern wird Abschminke zum Entfernen der Fettschminke<br />

benutzt. Für Aquacolor ist sorgfältiges Waschen ausreichend.<br />

Aceton<br />

Zum Angleichen von Glatzanrändern an die Haut. Löst Glatzan auf. Achtung Aceton ist ein<br />

Lösungsmittel! Auf gute Belüftung des Raumes achten.<br />

Aquacolor–Nassschminke<br />

Feine Nassschminke (079 für Verbrennungen, 099 für Zyanose), die mit einem feuchtem<br />

Schwamm aufgetragen wird. Nach dem Trocknen mit einem sauberen, trockenen Frottierhandtuch<br />

abreiben und mit Fixierspray versiegeln.<br />

Blutpasten<br />

Zum Ausfüllen der Wunden.<br />

Color - Spray<br />

Farbspray in Sprühdose zum Einfärben von Haut und Gela-Fixhaut bei Verbrennungen.<br />

Farbpasten<br />

Hell- und dunkelrote Farbpasten als Wundfüller.<br />

Fingernägel<br />

Werden auf den Finger aufgeklebt und mit Blutpaste unterlegt.<br />

Fixierspray<br />

Spray zum Fixieren von Aquacolor - Nassschminke.<br />

Gela -Fixhaut<br />

Gelantineähnliches Präparat, das wasserdicht verpackt (in Original Verpackung oder Mastix Flasche)<br />

im heißen Wasserbad verflüssigt wird, und im flüssigen Zustand mit dem Plastik-Mundspatel<br />

auf der Haut verteilt wird. Je nach Verarbeitung auf der Haut für zwei und drei Verbrennungen.<br />

sowie für Verätzungen geeignet. (Darf mit Wasser nicht in Berührung kommen!)<br />

Glassplitter-Beutel<br />

Beutel mit biegsamen "Glassplittern" aus Kunststoff für Fremdkörperverletzungen keine Verletzungsgefahr.<br />

Als "Fremdkörper" immer ungefährliche, stumpfe, nach Möglichkeit biegsame Gegenstände<br />

verwenden. Insbesondere die Glassplitter sind gut mit Tuplast anzukleben.<br />

Glatzan-L<br />

Flüssiger Kunststoff zur Herstellung von Kunststoffglatzen und anderen flexiblen Kunststoffteilen,<br />

wie z.B. Brandblasen etc.:<br />

Achtung lösungsmittelhaltig, nur in gut durchlüfteten Räumen verwenden!<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

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Gummi-Milch<br />

Flüssiges Latexpräparat zur Herstellung von Wunden. Hierzu zunächst dunkelrote Farbpaste dünn<br />

auf der Haut verstreichen, anschließend Gummimilch mit einen Gummiporenschwamm in mehreren<br />

Schichten auftragen (zwischendurch kurz antrocknen lassen!), anschließend nach dem Trocknen<br />

die so entstandene Gummihaut antönen (Schminkpalette-Gummiteint) und "aufreißen".<br />

Trocknungsvorgang kann mit einem Fön beschleunigt werden.<br />

Gummi-Porenschwamm<br />

Spezialschwamm zum Auftragen der Gummimilch. Nach Gebrauch sofort auswaschen!<br />

Hydro-Fixblut<br />

Alkoholhaltiges, schnell trocknendes und mit Wasser abwaschbares Blut. Mit dem Stoppel-<br />

schwamm aufgetragen entsteht eine Schürfwunde.<br />

IEW-Spezial-Filmblut<br />

Langsam fließendes, aus fast allen Materialien auswaschbares "Blut".<br />

Knochenstücke<br />

Knochenstücke aus Kunststoff, um offene Knochenbrüche darzustellen.<br />

Leere Mastix-Flasche<br />

Flaschen mit integriertem Pinsel z.B. für Blut. Bei Verwendung für Gela-Fixhaut Pinsel vorher entfernen.<br />

Make-up (in Tuben Nr. 1 - 4)<br />

Zum Antönen von Schminkkitt.<br />

Mastix<br />

Harzhaltiges Klebemittel für alle Glatzanteile.<br />

Mastix- Entferner<br />

Spezieller Entferner für Mastix.<br />

Medizinischer Mastix<br />

Besonders milder Mastix, auch bei empfindlicher Haut.<br />

Medizinischer Mastix-Entferner<br />

Entferner für medizinischen Mastix.<br />

Nägel<br />

Künstliche Nägel, um Fremdkörper in Wunden zu schminken.<br />

Plastici<br />

Weiche, sehr feine Modelliermasse zum Modellieren von Verletzungen aller Art. Empfiehlt sich<br />

wegen des Preises vor allem für kleine, sehr sauber ausgearbeitete Verletzungen. Die Haftfähigkeit<br />

wird erhöht, wenn zunächst Mastix dünn auf die Haut aufgetragen wird (kurz antrocknen<br />

lassen). Lässt sich mit Haargel glätten.<br />

Schminkkitt<br />

Preiswerte Modelliermasse, bestens geeignet, um großflächig arbeiten zu können. Wird mit<br />

Vaseline glatt gestrichen.<br />

Schminkpalette<br />

Make-up Palette mit sechs Hauttönen, zum Angleichen der modellierten Verletzung an die Haut,<br />

und sechs Farben.<br />

071 Schwarz/Verbrennungen, 099 blauviolett/Zyanose, altrot/Hämatome, 079 hellrot/<br />

Verbrennungen, 074 Weißgrau/Verätzungen, 070 Weiß/Verätzungen.<br />

Schminkpalette-Gummiteint<br />

Make-up Palette mit Farben wie oben, allerdings in spezieller Konsistenz zum Antönen von Gummiplastiken<br />

aus Gummimilch und Glatzan.<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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Schockpaste (in Tube)<br />

Zum Schminken eines Schocks.<br />

Siegeler (Flexible Sealor)<br />

Spezieller Siegeler zum Versiegeln von modellierten Verletzungen aus Plastici, Spezial-<br />

plastik und Schminkkitt. Wird mit einem Nagellack-Pinsel aufgetragen, nachdem die Verletzung<br />

modelliert wurde (vorher kein Make-up, Blut etc. verwenden!). Nach ca. sieben Minuten Trocknungszeit<br />

mit dem Schminken fortfahren. Eignet sich bestens für Wettbewerbe und Leistungsvergleiche,<br />

da oftmals auf ein Nachschminken verzichtet werden kann. Auch bei größerer Wärme<br />

(Sommer, Scheinwerfer) empfiehlt sich die Anwendung des Siegelers.<br />

Achtung: Nicht in Augennähe verwenden!<br />

Spezialplastik<br />

Weiche, sehr feine Modelliermasse zum Modellieren von Verletzungen aller Art. Empfiehlt sich<br />

wegen des Preises vor allem für kleine, sehr sauber ausgearbeitete Verletzungen. Die Haftfähigkeit<br />

wird erhöht, wenn zunächst Mastix dünn auf die Haut aufgetragen wird (kurz antrocknen lassen).<br />

Lässt sich mit Haargel glätten. Ist bei Verletztendarstellern mit heller Haut auch ohne<br />

Make-up kaum sichtbar.<br />

Trockenpuder TPO<br />

Trockenpuder, das reichlich mit der Puderquaste auf die geschminkten Stellen aufgetragen wird,<br />

um die Fettschminke wischfest zu machen. Nicht gebundenes Puder mit dem Puderpinsel abreiben.<br />

Ein vorsichtiges Tupfen mit einem leicht feuchten Schwamm nach Entfernen des nicht gebundenen<br />

Puders erhöht die Wischfestigkeit des gebundenen Puders.<br />

Tuplast<br />

Hautkleber zum Ankleben von Fremdkörpern wie z.B. "Glasscherben". Tuplast nach dem Trocknen<br />

mit Hydro-Fixblut überdecken (IEW-Blut löst u. U. Tuplast!).<br />

Theater-Blutkapseln TF<br />

Kleine Gelatine-Kapseln zur Anwendung im Mund. Erst unmittelbar vor der Anwendung in den<br />

Mund nehmen!<br />

TV-Paint-Stick (lW)<br />

Make-up in Drehhülse. Farbton 1 W ist die ideale Schockfarbe. Mit Schminkschwamm gleichmäßig<br />

dünn auftragen, dabei Hals und Ohren nicht aussparen.<br />

Vaseline (gelb)<br />

Dose Vaseline zum Glattstreichen von Schminkkitt.<br />

2.2 Schminkgerätschaften<br />

Plastik-Mundspatel<br />

Modellierspatel zum Verarbeiten der Gela-Fixhaut.<br />

Puderpinsel<br />

Weicher Pinsel zum Entfernen des nicht gebundenen Transparentpuders von der Haut.<br />

Puderquaste<br />

Quaste zum Auftragen des Transparentpuders auf die Haut.<br />

Pumpsystem<br />

Dient zur Darstellung von spritzenden Schlagaderverletzungen.<br />

IEW- Blut nur sehr stark mit Wasser verdünnt einfüllen (1:4).<br />

Schminkschwämme<br />

Runde feinporige Schwämme zum Auftragen von Make-up. Diese nicht verwenden für Gummimilch<br />

und Hydro-Fixblut.<br />

Regel: Ein Schwamm pro Verletztendarsteller; ein Schwamm pro Farbe!(Aus hygienischen<br />

Gründen).<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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Den Schwamm vor Gebrauch leicht anfeuchten, um ein gleichmäßiges Auftragen zu erreichen.<br />

Waschhinweise:<br />

1. Schwämme nach Gebrauch mit Wasser und Seife kurz auswaschen,<br />

evtl. länger in Seifenwasser einlegen.<br />

2. Schwämme mit Seifenwasser auf dem Herd auskochen.<br />

(Oder Kochwäsche 90-95° C in der Waschmaschine)<br />

Spatel<br />

Zahnarztspatel in zwei Formen haben sich als ideale Hilfsmittel zum Modellieren<br />

erwiesen:<br />

a) Dentalanrührspatel,<br />

b) Heidemannspatel,<br />

beide aus rostfreien Edelstahl.<br />

Stoppelschwamm<br />

Spezialschwamm zum Schminken von Schürfwunden (ursprünglich von Bartstoppeln). Hierzu an<br />

einer Kante sehr dünn Hydro-Fixblut auftragen, anschließend vorsichtig über die Haut reiben und<br />

trocknen lassen.<br />

2.3 Wichtige Hinweise<br />

Schwämme<br />

Für jede zu schminkende Person und jede Farbe ist ein sauberer Schwamm zu verwenden. Der<br />

Schwamm muss feucht (nicht nass) sein um eine gleichmäßige Einfärbung der Haut oder Wunde<br />

zu erreichen. Schwämme können bei 90° C gewaschen werden.<br />

Spatel<br />

Die Spatel sind nach jedem Gebrauch gründlich zu reinigen.<br />

Entkleiden eines Verletztendarstellers<br />

Bei einer möglichen Entkleidung eines Verletztendarstellers ist darauf zu achten, dass der Verletztendarsteller<br />

vorher darauf aufmerksam gemacht wird. Des weiteren sollte man bei einer eventuellen<br />

Entkleidung männliche Verletztendarsteller wählen.<br />

Der Verletztendarsteller sollte entsprechende Kleidung, z.B. Badehose, tragen.<br />

Zyanose<br />

Bei einer Zyanose muss man bei einer eventuellen Entkleidung des Verletztendarstellers alle<br />

sichtbaren Körperteile einfärben.<br />

Make-up oder Farbpasten<br />

Bei dem Auftragen von Make-up oder Farbpasten ist ein feuchter Schwamm zu verwenden. Es ist<br />

darauf zu achten, dass das Make-up oder die Farbpaste gleichmäßig verteilt wird und alle sichtbaren<br />

Körperstellen eingefärbt werden, z.B. beim Schock, Ohren und den Hals.<br />

Hautglanz Gelee<br />

Hautglanz Gelee wird zur Darstellung der Kaltschweißigkeit mit einem Schwamm auf der Stirn und<br />

unterhalb der Nase aufgetragen. Auch bei Verbrennungen (2-3) wird Hautglanz Gelee aufgetragen.<br />

Gela Fix Haut<br />

Angebrochene Packungen Gela Fix Haut können in einem geschlossenem Behälter, z.B. Mastixflasche<br />

wieder erhitzt werden.<br />

Wichtig: Gela Fix Haut darf nicht mit Wasser in Berührung kommen.<br />

Siegeler<br />

Die Anwendung von Siegeler ist nur erforderlich, wenn die Wunden längere Zeit halten sollen oder<br />

starker Wärme ausgesetzt sind. Um den Trocknungsvorgang zu beschleunigen kann ein Fön verwendet<br />

werden.<br />

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2.4 Weitere Hilfsmittel für die RWD und RUD<br />

Hilfsmittel RUD Hilfsmittel RWD<br />

Decken Ruß Lack<br />

Wandfarbe/rote Farbe Stückchen Messer<br />

Waffen eigene Moulagen Mull<br />

Helme Creme Binden<br />

Brille Folie Skalpell<br />

Benzin Wasserbehälter Küchentücher<br />

Rauchpulver Zellstoff Babyöl<br />

Alte Sachen Spritzen leere Gefäße<br />

Autowrack Faschingsschminke Kanülen<br />

Fahrräder Schläuche Plastikei<br />

Mopeds Zerstäuber Gips<br />

Schaufensterpuppen Steine/Dreck Brausepulver<br />

Stromkabel - Korken Pinzette<br />

Elektrische Geräte Strick Haarklemmen<br />

Leiter Sicherheitsnadeln Holzleim<br />

Knallkörper Spiegel Perücken<br />

Inliner Make-up Paletten Blechsplitter<br />

Skateboards künstl. Körperteile<br />

Holz Kugelschreiber<br />

Grill+ Zubehör Silikonpräparate<br />

Stühle/Tische Styropor<br />

Bonbon/Kaugummi Glyzerin<br />

Absperrband Wachs<br />

Megaphon Tapetenleim<br />

Taschenlampen Handschuhe<br />

Telefon Gelatine<br />

Funkmaterial Bürsten<br />

Kabeltrommel Handtuch<br />

Recorder Kondome/Luftballons<br />

Hammer Schreibzeug<br />

Müll Strümpfe<br />

Müllbeutel Kreide<br />

Ausweichmöglichkeit für Kitt:<br />

200 g Tapetenleim + 1 EL Salz + 2 Liter heißes Wasser + 1 EL Make-up nach Bedarf vermengen<br />

bis es eine glatte, geschmeidige Masse ergibt. Haltbarkeit ca. 2 Monate, luftdicht bis 1 Jahr<br />

Große Blutlache für 10 Liter Blut:<br />

100 g rotes Farbpulver werden soviel Alkohol, Optal oder Brennspiritus zugegeben, dass ein dicker<br />

Brei entsteht. Das ist notwendig, damit die Farboberfläche zerstört wird. Dieser Farbbrei wird<br />

mit 1000 g 8-prozentigern Celluloseschleim (Wandfarbe) gut vermischt. Diese Farb-Cellulosemischung<br />

wird nun mit Wasser im Verhältnis 1:4 verdünnt.<br />

2.5 Mögliche Gefahren<br />

Man kann die Gefahren in drei Gruppen aufteilen:<br />

a) Chemische Einwirkung (Schminkmaterial)<br />

b) Mechanische Einwirkung (Schminkwerkzeuge, Requisiten, unsachgemäße Erste Hilfe und<br />

Witterungseinflüsse<br />

c) Psychische Überlastung bei Darstellern und auch bei Helfern (Zuschauer)<br />

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Ursache Wirkung Abhilfe bzw. Vorbeugung<br />

Gruppe a)<br />

Gruppe b)<br />

Chemikalien Allergie nicht schminken<br />

nicht geschminkt werden<br />

Chemikalien Porenverschluss Vaselineschicht<br />

Chemikalien Rückstände Seife<br />

Austrocknung der Haut Hautcreme<br />

Geschliffene Werkzeuge Entzündung durch Stumpfe Spatel aus<br />

Hautverletzungen Holz oder Ähnlichem<br />

Scharfkantige Fremd- Entzündung durch weiche bzw. entschärfbare<br />

körper Hautverletzungen Materialien wählen (Plexiglas, Blei,<br />

Alu, Löt. Draht, Holz m. Alufolie)<br />

Sturz auf oder mit Wunden, Verstauchungen Situationen vorher auf Gefahren<br />

Requisiten Brüche, Gehirnerschütterung abprüfen<br />

Rauchgase Verminderung der Sauerstoff- Situation vorher auf Gefahren<br />

Dämpfe aufnahme, Krämpfe abprüfen und Einsatz ggf.<br />

abbrechen<br />

Reale:<br />

Abbindung Blutung, Nervensch. Einsatz sofort abbrechen!!!<br />

Reanimation innere Verletzung<br />

Herzstillstand<br />

Sturz bei Rettung nicht hilflos einschnüren<br />

lassen<br />

Kälte/ Hitze RUD der Witterung anpassen<br />

c) Hineinsteigern in Schock Labile Mitglieder nicht<br />

realen Unfallhergang darstellen lassen<br />

Vorher die Form einer<br />

Realfallmeidung festigen<br />

Die psychischen Faktoren kann man nur durch ständige Beobachtung der Beteiligten in den Griff bekommen<br />

oder behalten!<br />

2.6 Hygiene<br />

Wer macht sich schon die Arbeit, den Schminkkoffer nach einem RUD-Einsatz zu säubern? Bleibt nicht<br />

meistens nur eine(r) übrig die/der "immer die/der Dumme" ist, und irgendwann einmal diese Arbeit endgültig<br />

leid ist und sich schließlich niemand mehr darum kümmert?!<br />

Dabei ist doch die Sauberkeit der Schminkmaterialien, Pinsel, Schwämme, Spatel, Altkleider von<br />

besonderer Wichtigkeit für die Gesundheit all derer, die mit der RUD in Kontakt kommen.<br />

Schließlich hat jeder ein besonderes Interesse an der eigenen Gesundheit. Viel zu selten beachtet wurde<br />

bisher der Aspekt Hygiene in der RUD.<br />

"Die Hygiene ist die Lehre von der Verhütung von Krankheiten und der Erhaltung und Festigung<br />

der Gesundheit. Sie entwickelt Grundsätze für den Gesundheitsschutz und vorbeugende<br />

Maßnahmen für die Allgemeinheit und den Einzelnen."<br />

Die Hygiene ist allerdings nicht nur "bloße Sauberkeit", sie umfasst ebenfalls die Desinfektion von Materialien,<br />

Arbeitsmitteln und Hände. Allerdings ist Sauberkeit der erste Schritt zur Hygiene. Im Rahmen der<br />

Körperpflege ist zunächst vor dem Schminken eines neuen Verletztendarstellers das Händewaschen von<br />

Bedeutung, einhergehend mit einer vorhergehenden Handdesinfektion (z.B. mit Sterilum). Zum Abtrocknen<br />

sollten Einmalhandtücher verwendet werden. Aber nicht nur Handhygiene allein ist wichtig, sondern<br />

sie kann nur bei gleichzeitiger Materialhygiene wirksam sein. Dies meint zuallererst die äußere Sauberkeit<br />

der RUD Koffer, Schminkkästen, Farbpaletten, Dosen usw.. Ein weiterer Aspekt ist allerdings die<br />

"Frische" der verwendeten Fettschminke, denn Fettschminke kann auch "ranzig" werden und sollte dann<br />

nicht mehr benutzt werden. Ein vermischen der Farbtöne in den Farbtiegeln sollte vermieden werden,<br />

ebenso sollte ein Schwamm oder Pinsel o. ä. nicht für mehrere Farbtöne verwendet werden. Grundsätz-<br />

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lich gilt die Regel einen Schwamm/ Pinsel o. ä. für eine Farbe. Es sollte dringend davon abgeraten werden<br />

einen Schwamm zum Schminken mehrerer Verletztendarsteller zu benutzen, da sich hierbei Krankheitserreger<br />

schnell verbreiten können. Deshalb lässt sich unsere Regel erweitern:<br />

Ein Schwamm pro Farbe und Verletztendarsteller. Beim Kauf von Schwämmen sollte man nicht nur auf<br />

eine ausreichende Anzahl, sondern auch auf das überstehen einer Kochwäsche achten. Gute Schwämme,<br />

wie etwa die Schminkschwämme von Kyrolan, lassen sich bei 90°C Kochwäsche gut reinigen. Sie<br />

können so mehrmals benutzt werden. Das Waschen allein reicht jedoch nicht aus: Man sollte zwingend<br />

ein Desinfektionsmittel zugeben. Auch Quasten sollten ähnlich sorgfältig wie die Schwämme behandelt<br />

werden. Für Pinsel und Spatel dagegen genügt nach dem Waschen eine kurze Desinfektion völlig. Werden<br />

Altkleider benutzt, so sind diese vor dem Gebrauch unbedingt zu waschen! Neben der selbstverständlichen<br />

Sauberkeit des "Arbeitsplatzes" sollte auch folgende Regel Beachtung finden: Während des<br />

Schminkens/ Darstellens nicht essen oder trinken, kein Alkohol, nicht rauchen, ggf. Handschuhe benutzen,<br />

nur Einmalhandtücher verwenden. Wegen der vielfach in den Schminkmaterialien enthaltenen Lösungsmittel<br />

sollte auf eine gute Belüftung des Arbeitsraumes geachtet werden.<br />

Vorschriften zur Hygiene am Arbeitsplatz:<br />

a) Verordnung zur Verhütung übertragbarer Krankheiten (Hygiene Verordnung) vom 10.Mai 1988<br />

b) Technische Regeln für Gefahrstoffe -Friseurhandwerk- September 1992<br />

In dieser heißt es unter der Rubrik Hygiene u. a.:<br />

In Arbeitsräumen dürfen Beschäftigte nicht essen, trinken oder rauchen. Arm und Handschmuck<br />

(in der RUD auch Ohrschmuck) darf bei der Arbeit nicht getragen werden, da unter<br />

dem Schmuck durch Einwirkung von Feuchtigkeit oder Chemikalien die Entstehung von<br />

krankhaften Hautveränderungen besonders begünstig wird.<br />

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Die <strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong><br />

Abschnitt 3: Das Mimen<br />

3.1 Allgemeines<br />

3.2 Grundlegendes für die Darstellung von Verletzungen und das Verhalten der Mimen<br />

3.3 Konkrete Schminktechniken und Darstellungen für ausgewählte Verletzungen<br />

3.3.1 Schnitt-, Riss- und Platzwunde<br />

3.3.2 Schürfwunden<br />

3.3.3 Gelenkverletzung und Knochenbruch<br />

3.3.3.1 Arm- und Handgelenkbruch (offen)<br />

3.3.3.2 Bein- und Knöchelbruch (geschlossen)<br />

3.3.3.3 Schlüsselbeinbruch<br />

3.3.3.4 Rippenbruch<br />

3.3.3.5 Offener Knochenbruch<br />

3.3.4 Verletzungen durch Fremdkörper<br />

3.3.5 Fingerkuppenverletzung<br />

3.3.6 Schock<br />

3.3.7 Verbrennung<br />

3.3.8 Gehirnerschütterung<br />

3.3.9 Bewusstlosigkeit<br />

3.3.10 Schädelbasisbruch<br />

3.1 Allgemeines<br />

Bei der realistischen <strong>Unfalldarstellung</strong> kommt es neben dem Schminken von Verletzungen auch auf das<br />

verletzungsbedingte richtige Verhalten des Mimen an. Dazu gehört, dass der Mime zunächst einmal die<br />

Hemmschwelle, sich schauspielerisch zu betätigen, überwindet. Schauspielerisches Talent ist zwar wünschenswert,<br />

aber nicht unbedingt erforderlich. Der Mime muss sein ganzes Verhalten den Verletzungen<br />

anpassen. Er muss so empfinden, so fühlen und so reagieren können wie ein tatsächlich Verletzter.<br />

Schulung des Mimen:<br />

Jeder Mime muss auf seine Aufgabe hin geschult werden. Grundsätzlich ist für die Schulung ein Arzt,<br />

Möglichst Notarzt, hinzuzuziehen. Aufgrund seiner Erfahrung kann der Arzt wertvolle Hinweise über<br />

das Aussehen der Wunde und das Verhalten eines Verletzten geben. Ggf. kann man sich auch der Mitarbeit<br />

eines erfahrenen Rettungssanitäters/Rettungsassistenten bedienen. Die Leistung des Mimen ist<br />

abhängig von einer möglichst realistischen Darstellung der Situation. Nur dadurch ist das Empfinden,<br />

Fühlen und Reagieren gegenüber einem Helfer möglich.<br />

Der Mime darf sich nicht so in die Rolle des Verletzten hineinsteigern, dass seine Gesundheit gefährdet<br />

wird. Z.B. können bei der Darstellung von Brustkorbverletzungen und Schock Hyperventilation und/oder<br />

Kreislaufschädigungen auftreten.<br />

Erkennt der Mime eine Gefahr für sich oder seine Gesundheit, die sich aus einer Darstellung oder<br />

Situation ergibt, hat er sofort die Darstellung abzubrechen und darauf hinzuweisen.<br />

Schiedsrichter und Betreuer sollten beim Einsatz von Mimen unbedingt auf deren Sicherheit achten und<br />

Gefahren schon im Vorhinein abwehren.<br />

3.2 Grundlegendes für die Darstellung von Verletzungen und das Verhalten der Mimen<br />

Folgende Verletzungen können grundlegend dargestellt werden:<br />

• Schmerz<br />

• Verwirrtheit, Desorientiertheit<br />

• Bewusstseinseintrübung<br />

• Bewusstlosigkeit<br />

• Schock<br />

• Zustand nach Brustkorbverletzungen oder -erkrankungen mit Atemnot<br />

• Zustand nach stumpfen Bauchverletzungen oder Erkrankungen des Bauches<br />

• Atemstillstand<br />

• Verschiedene Zustände nach Vergiftung (Krämpfe, Bewusstseinseintrübung Euphorie)<br />

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• Unterkühlung<br />

• Verbrennungen<br />

• alle Knochenbrüche und Gelenkverletzungen (außer Beckenbruch)<br />

• Bedrohliche Blutung<br />

In Anpassung an die Verletzung und die Situation müssen u. U. zum Ausdruck gebracht werden:<br />

• Angst<br />

• Atemnot<br />

• Apathie<br />

• Bewusstseinsstörung<br />

• Bewusstlosigkeit<br />

• Erregung<br />

• Frieren<br />

• Unruhe<br />

• Hilflosigkeit<br />

• Schmerz<br />

• Unwohlsein<br />

• Unzufriedenheit<br />

Erläuterungen zu<br />

• Angst / Hilflosigkeit<br />

Durch das Gespräch mit dem Helfer können Angst und Hilflosigkeit ausgedrückt werden. Der<br />

Mime wird den Helfer<br />

o um seine Hilfe bitten<br />

o fragen, was verletzt ist<br />

o fragen, was er zu tun gedenkt<br />

o bitten, ihm zu sagen, was weiter geschehen soll.<br />

Im Einzelnen wären ggf. darzustellen:<br />

o ängstlich geweitete Augen<br />

o unruhiger Blick<br />

o Zittern<br />

o Suche nach Körperkontakt<br />

o stockende, leise Sprache<br />

Der Mime hat die Aufgabe, durch sein Verhalten ständig neue Anforderungen an den Helfer zu<br />

stellen:<br />

o Er hat Durst.<br />

o Die Lagerung ist unbequem.<br />

o Der Verband drückt.<br />

o Der Verletzte beauftragt den Helfer, seinen Angehörigen eine Nachricht zu überbringen.<br />

• Schmerz<br />

Die Schmerzäußerung muss nicht durch jeden gleich dargestellt werden. Sie richtet sich nach<br />

der Mentalität des Einzelnen, sowie nach der Art und der Schwere der Verletzung und darf nicht<br />

übertrieben werden.<br />

Im Einzelnen wären ggf. darzustellen:<br />

Akustisch Optisch<br />

Schreien Mimik<br />

Jammern - ängstlich<br />

Wimmern - verkniffen<br />

Sprache klingt - geweitete Augen<br />

- zaghaft / ängstlich - Ausdrucksloser Blick<br />

- verbissen teilnahmslos<br />

- durch die Zähne hilfesuchend<br />

- hektisch unruhig<br />

- unkontrolliert Abwesender Blick<br />

- kraftlos, leise Bewegungen wirken<br />

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- kaum verständlich - unbeherrscht<br />

- schleppend<br />

- unruhig / unkontrolliert<br />

Einnahme einer Schonhaltung<br />

Bewegungsunfähigkeit<br />

Ist verkrampft<br />

zittert<br />

Ergänzende Hinweise zum verletzungsgerechten Verhalten der Mimen<br />

Schmerzensäußerungen<br />

Die Äußerung und das Zeigen von Leid und Schmerz ist von verschiedenen Faktoren abhängig:<br />

von der Größe und der Schwere des Schmerzes, des Leides, des Schadens, von der äußeren<br />

Situation des Leidenden:<br />

o ist er allein oder ist er zusammen mit anderen,<br />

o ist er hilflos, kann er sich noch helfen,<br />

o ist er selbst schuld an dem Geschehenen oder ist er Opfer eines unverschuldeten Ereignisses<br />

o von der Person des Verletzen: Charakter, Alter, Reife und Erziehung<br />

o kleine Kinder schreien schneller, Jugendliche sind schneller hilflos, alte Leute haben<br />

häufig große Angst, Frauen sind tapferer, Männer sind zwar wagemutiger, aber sie ertragen<br />

Schmerz schlechter<br />

o auch die Nationalität spielt eine Rolle: Südländer zeigen ihren Schmerz schneller, deutlicher,<br />

dramatischer als Nordländer oder Bergbewohner<br />

o von der Art der Hilfe: kommt sie rasch, zweckmäßig und wird sie von vertrauenserweckenden<br />

Personen geleistet, dann ist der Schmerz leichter zu ertragen<br />

Zeitlicher Ablauf der Reaktionen<br />

Beim Eintreten einer Notfallsituation spielen sich in der Regel folgende Reaktionen nacheinander<br />

ab:<br />

o Erstaunen, Erschrecken: Der Patient realisiert den Unfall im ersten Moment eigentlich<br />

nicht, er staunt oder erschrickt, dass etwas passiert ist<br />

o Angst : Es ist etwas passiert, man weiß noch nicht genau, was; langsam kommt vielleicht<br />

der Schmerz, vor allem aber zuerst die Angst<br />

o Abwehr: Der Patient wehrt sich gegen den Eingriff in seine persönliche Integrität, er<br />

schämt sich, er will nicht auffallen<br />

o Hilflosigkeit : Nachdem der Patient realisiert hat, was geschehen ist, fühlt er sich hilflos<br />

und allein gelassen<br />

o Schmerz: Erst jetzt zeigen sich beim Verunglückten Schmerzreaktionen.<br />

o Das weitere Verhalten hängt dann von verschiedenen inneren und äußeren Umständen<br />

ab: z. B. versucht sich der Patient selbst zu helfen oder er verfällt in eine Apathie, da er<br />

keine Hilfe mehr erhofft oder weil der Schmerz schon sehr groß ist<br />

Die Reaktionen des Verunglückten auf die Hilfeleistung<br />

Die Reaktionen des Verunglückten auf die Hilfeleistung sind verschieden. Weniger differenzierte<br />

Menschen, d. h. Leute mit geringerer Intelligenz und solche, die nicht sehr kritisch sind, nehmen<br />

jede Form von Hilfe dankbar an. Differenzierte Menschen sind in einer Unfallsituation empfindlicher<br />

und wehren sich, wenn etwas nicht ganz gut geht, schneller und womöglich intensiver.<br />

Die Reaktionen bei konkreten Verletzungen<br />

Bewusstlosigkeit:<br />

Das Verhalten des Mimen bei Bewusstlosigkeit in allen denkbaren Formen ist von großer Bedeutung.<br />

Deshalb soll er das äußere Bild der Bewusstseinsstörungen kennen, soweit sie in der RUD darstellbar<br />

sind.<br />

1. Die Ohnmacht<br />

Sie ist eine Folge von Sauerstoffmangel im Gehirn bei erhaltenen Schutzreflexen. Der Patient<br />

sinkt zu Boden und ist zunächst nicht mehr ansprechbar.<br />

Nach wenigen Minuten weicht die Ohnmacht einer Benommenheit oder Verwirrtheit, das volle<br />

Bewusstsein ist nach korrekter Erste-Hilfe-Leistung bald wiederhergestellt.<br />

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2. Die leichte oder oberflächliche Bewusstlosigkeit<br />

Sie tritt ein als Folge eines Schocks nach Blutverlust, nach Vergiftungen oder auch bei leichter<br />

Form von Gewalteinwirkung auf den Schädel- verbunden mit Schmerzempfindung. Ihre Kennzeichen<br />

sind verminderte Ansprechbarkeit, Benommenheit, zusammenhangslose Antworten<br />

und Konzentrations- Schwierigkeiten.<br />

3. Die tiefe Bewusstlosigkeit:<br />

Sie ist entweder als Folge des zuvor beschriebenen Zustands oder einer plötzlichen starken<br />

Gewalteinwirkung auf den Schädel anzusehen. Grundsätzlich müssen hierbei alle Schutzreflexe<br />

als erloschen angesehen werden. Erstickungsgefahr ist im Verzug. Die Atmung wird ungenügend.<br />

Bei der Annahme einer Gehirnerschütterung gelten als charakteristische Merkmale die<br />

Erinnerungslücke nach dem langsam wiederkehrenden Bewusstsein und das freie Intervall vor<br />

dem erneuten plötzlichen Aussetzen des Bewusstseins (ausgelöst durch Hirndruck als Folge<br />

von Schwellung oder Blutung im Gehirn bei Schädelbasisbruch). Während des freien Intervalls<br />

stellt der Verunglückte häufig Fragen nach dem Unfallgeschehen und dem Grund seines Zustands<br />

und reagiert im Gespräch mit dem Helfer nur sehr mangelhaft, er ist schlecht ansprechbar.<br />

Während einer tiefen Bewusstlosigkeit können jedoch starke Schmerzreize auch Reaktionen<br />

hervorrufen. Allgemein herrscht ein Zustand völliger Erschlaffung am ganzen Körper.<br />

4. Der Scheintod<br />

Er ist die tiefste Form der Bewusstlosigkeit, verbunden mit Atemstillstand und Reflexlosigkeit,<br />

aber erhaltener Herzaktion.<br />

Ziel seiner Darstellung ist die Freilegung der Atemwege durch den Helfer.<br />

Alle Erscheinungsbilder der Bewusstlosigkeit haben oft fließende Übergänge und können rasch<br />

wechseln. Sie lassen sich durch einen ernsthaften und erfahrenen Darsteller in Anpassung an seinen<br />

angenommen Unfallhergang sehr eindrucksvoll wiedergeben.<br />

Schmerzempfindlichkeit<br />

Ganz allgemein kann gesagt werden, dass der Kopf, vor allem die Sinnesorgane, die Extremitäten,<br />

vor allem Hände und Füße schmerzempfindlicher sind als der Stamm, das heißt Brust, Bauch<br />

und Rücken. Schmerzempfindliche Gewebe sind eigentlich nur die Haut, die Schleimhäute, die<br />

Knochenhaut, das Brustfell und das Bauchfell. Besonders bei Verbrennungen oder chemischen<br />

Schädigungen der Haut ist eine große oberflächliche Verletzung viel schmerzhafter als eine kleine<br />

tiefgehende. Die Schmerzensäußerungen des Darstellers müssen natürlich sein. Weder Übertreibungen<br />

noch passives Verhalten dienen der Zielsetzung der RUD, d. h. Gewöhnung an den<br />

Ernstfall: Der Verunglückte spricht über den Schmerz und über die Ursachen oder die möglichen<br />

Folgen der Verletzung, er schreit nicht nur „..au, au...“ oder stößt tierische Laute aus.<br />

Je nach Temperament oder Charakter des Verletzten äußert sich der Schmerz auch in einem<br />

Kraftwort oder in Unzufriedenheit gegenüber dem Helfenden.<br />

Entscheidend ist, dass der Darsteller auf die Helfermaßnahmen eingeht. Die Retter müssen auf<br />

Grund des Verhaltens des Verunglückten laufend Beurteilungen vornehmen können. Nur so können<br />

sich die Helfer weiter ausbilden. Der Mime muss sich in die Rolle des Leidenden hinein vertiefen<br />

und dann gemäß seinem Temperament, seinem Alter und seinem Geschlecht reagieren.<br />

Es sollte darauf geachtet werden, besonders wenn Verbrennungen mit Flüssigklebstoff dargestellt werden,<br />

dass der Mime an den betreffenden Körperstellen keine zu starke Behaarung aufweist. Ist das der<br />

Fall, so scheidet die Person als Mime schon generell aus, da eine starke Behaarung und die Darstellung<br />

einer Verbrennung nur dann realistisch wirken, wenn die Haare zumindest angebrannt werden können.<br />

Dies ist jedoch aus einsichtigen Gründen nicht möglich. Was für die Verbrennung gilt, gilt in jedem Fall,<br />

wenn Kitt auf die Haut gebracht wird, da die Haare nicht geschminkt werden können. An der geschminkten<br />

Stelle werden sich demnach keine Haare befinden und die ganze Darstellung unrealistisch aussehen<br />

lassen.<br />

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3.3 Konkrete Schminktechniken und Darstellungen für ausgewählte Verletzungen<br />

3.3.1 Schnitt-, Riss- und Platzwunde<br />

3.3.2 Schürfwunden<br />

3.3.3 Gelenkverletzung und Knochenbruch<br />

3.3.3.1 Verstauchung<br />

3.3.3.2 Arm- und Handgelenkbruch (offen)<br />

3.3.3.3 Bein- und Knöchelbruch (geschlossen)<br />

3.3.3.4 Schlüsselbeinbruch<br />

3.3.3.5 Rippenbruch<br />

3.3.3.6 Offener Knochenbruch<br />

3.3.4 Verletzungen durch Fremdkörper<br />

3.3.5 Fingerkuppenverletzung<br />

3.3.6 Schock<br />

3.3.7 Verbrennung<br />

3.3.8 Gehirnerschütterung<br />

3.3.9 Bewusstlosigkeit<br />

3.3.10 Schädelbasisbruch<br />

3.3.1 Schnitt-, Riss- und Platzwunde<br />

Schminktechnik<br />

Am Beispiel Kryolan / Grimas- Material<br />

Siehe: Handbuch „<strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong>“, S. 67 - 110<br />

• ein kirschkerngroßes Stück Modelliermasse weich kneten, zu einer Rolle mit schmalen Enden<br />

• formen und auf die Haut auflegen<br />

• Modelliermasse mit dem Daumen / Modellierholz breit andrücken, ein glatter Übergang zur Haut<br />

ist wichtig (Daumen / Modellierholz) zuvor leicht mit Abschminke bestreichen<br />

• mit Schminkschwamm und Aquacolor Nassschminke den Angleich an den Hauttyp Vornehmen<br />

und „narben“<br />

• eine der Wund entsprechende Wundöffnung einschneiden<br />

• bei Schnittwunden eine längliche Wundöffnung (glatte Wundränder)<br />

• bei Risswunden gezackte Wundränder leicht anheben<br />

• bei Platzwunden eine klaffende Wundöffnung/Wundgrund/Wundrand mit dunkelroter Aquacolor<br />

Nassschminke versehen, etwas Filmblut in die Wunde geben; die Fließrichtung des Blutes ergibt<br />

sich aus der Körperhaltung des Mimen<br />

o soll der Eindruck erweckt werden, dass das Blut fließt, kann Brausepulver in das Wundbett<br />

geben werden. Anschließend flüssiges Blut hinzugeben.<br />

• Ggf. situationsbedingte Verschmutzung schminken, Wunde leicht verschmiert darstellen<br />

• Bei Wunden im Gesicht: Brausepulver nicht in die Augen bringen!<br />

Darstellung:<br />

• der Schmerz ist je nach Art, Ausmaß und Ort der Wunde unterschiedlich stark darzustellen.<br />

• Ggf. lehnt der Betroffene eine Versorgung durch den Arzt ab : „Ist doch halb so schlimm, ist ja<br />

schon wieder in Ordnung...“<br />

• Schonhaltung<br />

Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen Schmerzäußerungen (s. o.)<br />

Verletzten setzen oder legen Bei sachgerechter u. vorsichtiger Erster Hilfe Verminderung<br />

Keimfreie Wundbedeckung<br />

und deren Befestigung<br />

d. Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik)<br />

Betreuung Ggf. Zeigen der Beruhigung<br />

Schonhaltung;<br />

Bei unvorsichtiger und unsachgemäßer Erster Hilfe<br />

z.B. bei Wundberührung oder Anstoßen reagiert der Mime<br />

durch verstärkte Schmerzäußerung<br />

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3.3.2 Schürfwunden<br />

Schminktechnik<br />

Am Beispiel Schminkkasten Mehlem<br />

Siehe: Handbuch <strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong> DDR 1988, S. 62 – 65<br />

• Make-up Paste auf die Haut auftragen und leicht verstreichen oder in Schürfrichtung ausstreifen<br />

(Kamm, Bürste), dabei ist der Unfallhergang zu beachten<br />

• Sand, Erde, Staub oder dergleichen aufstreuen und andrücken<br />

• Oberfläche mit Blut tropfenweise tränken und in Schürfrichtung ausstreifen,<br />

• Blut darf nicht fließen<br />

• Austritt von Blutplasma darstellen, z.B. mit Glyzerin besprühen oder mit Haar-Styling-Gel betupfen<br />

Darstellung:<br />

• Schürfwunden verursachen einen brennenden Wundschmerz, der je nach Art, Ausmaß und Ort<br />

der Wunde, dem Alter des Verletzten (z.B. Kinder), unterschiedlich stark darzustellen ist. Fallweise<br />

lehnt der Betroffene eine Versorgung durch den Arzt/Helfer ab: „Ist doch halb so schlimm,<br />

ist ja schon wieder in Ordnung...“<br />

• Schonhaltung<br />

Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen Schmerzäußerungen (s. o.)<br />

Verletzten setzen oder legen Bei sachgerechter u. vorsichtiger Erster Hilfe<br />

Verminderung der Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik)<br />

Keimfreie Wundbedeckung<br />

Schonhaltung<br />

und deren Befestigung<br />

Bei unvorsichtiger u. unsachgemäßer Erster Hilfe<br />

z.B. bei Wundberührung oder Anstoßen reagiert<br />

der Mime durch verstärkte Schmerzäußerung<br />

Betreuung Ggf. Zeigen der Beruhigung<br />

3.3.3 Gelenkverletzung und Knochenbruch<br />

Siehe: Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 90 – 98<br />

3.3.3.1 Verstauchung<br />

Schminktechnik<br />

Am Beispiel Schminkkasten Mehlem<br />

• Modelliermasse auf die betreffende Stelle aufbringen<br />

• nach außen hin zur umgebenden Haut mit Vaseline verstreichen, so dass eine Schwellung<br />

entsteht<br />

• mit Make-up versehen<br />

• von der Mitte her nach außen hin einen leichten Bluterguss mit roter Paste schminken<br />

• die violette Verfärbung des Blutergusses tritt erst nach einiger Zeit ein. Zunächst wird vor allem<br />

eine Schwellung zu sehen sein (evtl. mit geringer Rotverfärbung).<br />

• Erst später dringt das Blut in die Haut und verfärbt sie.<br />

• Ggf. mit Schaumstoffschwämmchen „narben“<br />

Alternative: Ausformungen der Bekleidung (z.B. Strumpf im Knöchelbereich) zur Darstellung einer<br />

Schwellung und/oder einer abnormen Lage<br />

Darstellung:<br />

• Schon- und Entlastungshaltung einnehmen<br />

• eine eingeschränkte Bewegung ist unter Schmerzen möglich<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

- 21/49 -


Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen Hinweis auf Schmerzen und Bewegungseinschränkung im verletzten<br />

Gelenk geben<br />

Kühlung Verminderung der Schmerzäußerung<br />

Ruhigstellung Nach sachgerechter Ruhigstellung: Verminderung der Schmerzäußerung<br />

(Gestik, Mimik, Akustik)<br />

Betreuung bei jeder stärkeren oder unvorsichtigen Bewegung verstärkte<br />

Schmerzdarstellung und Abwehrhaltung einnehmen<br />

3.3.3.2 Arm- / Handgelenkbruch geschlossen<br />

Schminktechnik<br />

am Beispiel Schminkkasten Mehlem<br />

Siehe: Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 95<br />

• Durch Schminken einer „Schwellung an der vorgegebenen Stelle (siehe Verstauchung)<br />

• Siehe: Handbuch <strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong> DDR 1988, S. 115<br />

Ggf. Stufenbildung schminken<br />

Alternative: Durch Ausformung der Bekleidung<br />

Darstellung und Verhalten des Mimen<br />

Darstellung:<br />

• Der Verletzte hält seinen gebrochenen Arm mit der gesunden Hand am Körper (Schonhaltung).<br />

• Schmerzäußerung<br />

• Eine Bewegung des Armes ist nicht möglich und wird vermieden.<br />

Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen Schmerzenäußerung (s. o.)<br />

Verletzten setzen oder legen Verminderung der Schmerzäußerung<br />

Kühlung „Zähne zusammenbeißen“<br />

Ruhigstellung<br />

Bei behutsamer, sachgerechter Ruhigstellung: Verminderung<br />

z.B. mit * Dreiecktüchern der Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik)<br />

Betreuung Bei unsachgemäßer Hilfe, vor allem bei Bewegungen (grobes<br />

Anfassen o. ä.) kurze, laute Schmerzäußerung; bei ausdrücklicher<br />

Aufforderung durch den Helfer, den Arm zu bewegen, aufstöhnen:<br />

"Es geht nicht", o. ä.; Bewegung muss durch den<br />

Helfer unbedingt vermieden werden (ggf. Ausdruck stärkster<br />

Schmerzen - Aufschrei)<br />

* Cramerschienen * Kammernschienen * Sam- Splint<br />

3.3.3.3 Bein- / Knöchelbruch geschlossen<br />

Schminktechnik<br />

am Beispiel Schminkkasten Mehlem<br />

Schminken einer Schwellung z.B. beim Knöchelbruch (siehe Verstauchung)<br />

Beim Oberschenkelbruch tritt in der Regel ein Schock u. a. durch Blutung ins Gewebe auf. Bei<br />

anderen Brüchen ist ein Schock meist unwahrscheinlich. Der Schock entsteht durch Blutung ins<br />

Oberschenkelgewebe; hier sind bis zu zwei Litern Blutverlust möglich.<br />

Siehe: Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 96 - 100<br />

Siehe: Handbuch <strong>Realistische</strong> Wund und <strong>Unfalldarstellung</strong> DDR 1988, S.<br />

Alternative: Durch Ausformung der Bekleidung zur Andeutung einer Schwellung und der abnormen<br />

Lage<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

- 22/49 -


Darstellung:<br />

• Der Mime äußert Schmerzen im Bruchbereich<br />

• Vermeidung jeglicher Bewegung des verletzten Beines<br />

Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen Schmerzäußerung (s. o.)<br />

Kühlung Verminderung der Schmerzäußerung<br />

Ruhigstellung<br />

Z. B. mit Dreiecktüchern, Cramerschienen,<br />

Sam-Splint, Kammernschienen; Umpolsterung<br />

mit Decken o. ä.<br />

Mimik: verkniffenes Gesicht, Zähne<br />

zusammenbeißen. Bei jeder stärkeren Bewegung<br />

im Bruchbereich oder beim Anstoßen ist<br />

sofort verstärkt Schmerz darzustellen und eine<br />

Abwehrhaltung einzunehmen, ggf. kurze,<br />

laute Schmerzäußerung<br />

Betreuung Nach sachgerechter Ruhigstellung:<br />

Verminderung der Schmerzäußerung (Gestik,<br />

Mimik, Akustik); bei ausdrücklicher Aufforderung<br />

durch den Helfer, das Bein zu bewegen,<br />

ist dies mit dem Ausdruck von Schmerz zu vermeiden.<br />

Äußerungen wie: "Das tut so weh!“ o.<br />

ä.; Bewegung muss durch den Helfer<br />

unbedingt vermieden werden (ggf. Ausdruck<br />

stärkster Schmerzen – Aufschrei)<br />

Wärmeerhaltung / Zudecken<br />

Ggf. Überheben und Lagerung auf der Trage<br />

Ggf. Schockbekämpfung<br />

Verminderung der Schockdarstellung<br />

(s. Schock)<br />

Betreuung<br />

3.3.3.4 Schlüsselbeinbruch<br />

Schminktechnik<br />

am Beispiel Schminkkasten Mehlem<br />

"Zähne zusammen beißen", Schmerz-<br />

Äußerung vorübergehend etwas verstärken,<br />

bei jeder stärkeren Bewegung im Bereich der<br />

Bruchstelle und unvorsichtigem und unzweckmäßigem<br />

Anfassen/Heben ist verstärkt<br />

Schmerz zu äußern und darzustellen<br />

Schwellung bzw. Stufenbildung schminken<br />

In der Realität kommt es nur sehr selten zu einer Schwellung bzw. Stufenbildung. Daher ist<br />

der Schwerpunkt bei der Darstellung dieser Verletzung auf das Mimen zu legen.<br />

Darstellung:<br />

• Der Verletzte lässt die verletzte Schulter nach vorn und unten hängen<br />

• Er äußert Schmerzen im Schulterbereich.<br />

• Der Verletzte kann Auskunft über den Unfallhergang geben.<br />

• Schonhaltung<br />

Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen und ggf. setzen oder Schmerzäußerung (s. o.)<br />

legen<br />

Kühlung Verminderung der Schmerzäußerung<br />

Ggf. Ruhigstellung Bei und nach behutsamer sachgerechter Ruhigstellung<br />

Verminderung der Schmerzäußerung<br />

(Gestik, Mimik, Akustik ); bei jeder<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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Betreuung<br />

3.3.3.5 Rippenbruch<br />

Schminktechnik<br />

am Beispiel Schminkkasten Mehlem<br />

stärkeren Bewegung im Bereich der Bruchstelle,<br />

bei unvorsichtigem und unzweckmäßigem<br />

Anfassen / Heben oder beim Anstoßen ist verstärkt<br />

Schmerz zu äußern und darzustellen und<br />

eine Abwehrhaltung einzunehmen<br />

Hämatom = Bluterguss<br />

Auf das Schminken eines Hämatoms zur Darstellung eines Rippenbruchs kann verzichtet werden,<br />

da bei unverletzter Haut Hämatome (einige Minuten nach dem Unfall) zumeist nicht zu sehen sind.<br />

Daher ist der Schwerpunkt bei der Darstellung dieser Verletzung auf das Mimen zu legen.<br />

� Ggf. im Bereich der Rippen Prellmarken mit roter Farbe schminken<br />

Darstellung:<br />

• Der Verletzte kann über den Unfallhergang klare Auskünfte geben.<br />

• Der Verletzte hält sich die verletzte Seite.<br />

• Die Atmung ist flach.<br />

• Bei stärkerem Durchatmen tritt ein stechender Schmerz auf, der deutlich lokalisiert werden kann.<br />

Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen Schmerzäußerung, vor allem beim Atmen (s. o.)<br />

Lagerung mit erhöhtem Oberkör- Bei wunschgemäßer Lagerung: nach Wunsch des Betroffepernen,<br />

(i. d. R. ist eine Lagerung mit sonst zur verletzten Seite<br />

hin erhöhtem Oberkörper zur verletzten Seite für den Verletzten<br />

(Mimen) angenehm, atmungserleichternde Sitzhaltung);<br />

Verminderung der Schmerzdarstellung (Gestik, Mimik,<br />

Akustik); bei flacher Lagerung auf dem Rücken ist die<br />

Darstellung der Atemnot zu verstärken. Der Mime soll versuchen,<br />

sich aufzurichten bzw. den Wunsch äußern, sich aufrichten<br />

zu wollen.<br />

Betreuung<br />

3.3.3.6 Knochenbrüche<br />

Schminktechnik<br />

am Beispiel Kryolan- / Grimas-Material<br />

Siehe: Handbuch für den Sanitätsdienst Seite 94 ff.<br />

• Modelliermasse anmodellieren<br />

• Übergänge mit Öl glatt streichen<br />

• Abpudern<br />

• Knochenstück oder Schaumstoffstückchen an der<br />

• vorgesehenen der Bruchstelle in die<br />

• Modelliermasse einbringen<br />

• Blutung anschminken, dabei den sichtbaren „Knochen" nur am Rand einfärben<br />

Siehe Handbuch <strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong>, DDR 1988, S. 111 ff<br />

Schminktechnik<br />

am Beispiel Schminkkasten Mehlem<br />

• Knochenstück in entsprechender Größe abschrägen und mit Heftpflaster / doppelseitigem<br />

Klebeband aufkleben<br />

• Wulst aus Modelliermasse rings um das Knochenstück legen und nach außen hin zur umgeben<br />

den Haut verstreichen, dabei auf nahtlosen Übergang achten.<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

- 24/49 -


• Kleine Knochenstücke können direkt in die Modelliermasse eingearbeitet werden.<br />

• Die ganze Fläche und einen Teil der Haut mit Make-up-Paste versehen, glätten und "narben".<br />

• Ggf. mit roter Farbpaste ein leichtes Hämatom schminken<br />

• Um den herausragenden Knochen herum eine Wundöffnung formen und mit roter Blutpaste aus<br />

legen<br />

• Etwas Brausepulver in die Wunde geben und mit Blut tränken, Fließrichtung beachten.<br />

• Ggf. Schockanzeichen schminken<br />

Darstellung:<br />

• Angaben über starke Schmerzen im Bereich der Bruchstelle machen (Schmerzäußerung)<br />

• Schonhaltung einnehmen<br />

• Ggf. Schock<br />

Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen und beruhi- Schmerzäußerung (s. o.)<br />

gen<br />

Sterile Wundbedeckung<br />

Ruhigstellung, z. B. Cramerschiene, Bei und nach behutsamer sachgerechter Ruhigstellung<br />

Sam-Splint etc.<br />

Verminderung der Schmerzäußerung (Gestik, Mimik, Akustik<br />

); "Zähne zusammen beißen"<br />

Ggf. Überheben auf die Trage und Leichte Schmerzäußerung bei behutsamen Überheben;<br />

Vakuummatratze<br />

Bei jeder Berührung der Wunde oder Bewegung der<br />

Bruchstelle verstärkt Schmerzen äußern und darstellen<br />

Ggf. Schockbekämpfung<br />

Betreuung<br />

3.3.4 Verletzung durch Fremdkörper<br />

Schminktechnik<br />

am Beispiel Schminkkasten Mehlem<br />

• Den präparierten Fremdkörper mit Heftpflaster, je nach Art und Beschaffenheit, auf die Haut<br />

kleben<br />

Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 111 f<br />

• Einen kleinen Ring aus Modelliermasse um den Splitter anbringen und zur Haut hin glatt<br />

streichen (nahtloser Übergang)<br />

Siehe Handbuch <strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong>, DDR 1988, S. 126 ff<br />

• Make-up-Paste auftragen und mit einem Schaumstoffschwämmchen narben.<br />

• Eine kleine Wundöffnung um den Splitter anbringen.<br />

• Wenig Blut in die Wunde geben.<br />

• Bei größeren Fremdkörpern die Wundumgebung ggf. etwas violett tönen, um den Umfang der<br />

inneren Gewebezerstörung darzustellen<br />

Alternative:<br />

Den Fremdkörper durch Pflaster befestigen und anschließend mit Blutpaste umgeben. Zur Unterstützung<br />

des Fremdkörpers ein Kügelchen aus Modelliermasse so unter dem Fremdkörper anbringen,<br />

dass er sich aufrichtet.<br />

Darstellung:<br />

• Schonhaltung einnehmen<br />

• Angabe von Schmerzen im Bereich der Verletzung<br />

• Ggf. Schock<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

- 25/49 -


Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen und beruhigen, hinsetzen<br />

oder hinlegen<br />

Schmerzäußerung (s. o.)<br />

Behutsame, keimfreie Wundbedeckung; Bei behutsamer, sachgerechter Erster Hilfe:<br />

Verminderung der Schmerzdarstellung (Gestik,<br />

Mimik, Akustik);<br />

Umpolsterung des Fremdkörpers möglichst Mime äußert verstärkt Schmerzen, wenn der<br />

unter Vermeidung von Bewegungen am Fremdkörper bewegt oder durch den Verband<br />

Fremdkörper<br />

Druck auf den Fremdkörper ausgeübt wird<br />

Schockbekämpfung<br />

Betreuung<br />

(siehe Schock)<br />

3.3.5 Fingerkuppenverletzung<br />

Schminktechnik<br />

von den Teilnehmern zu wählendes Material<br />

Es sind verschiedene Arten der Wunddarstellung möglich z.B.<br />

1. durch das Modellieren einer Wunde auf der Fingerkuppe mit Modellierkitt<br />

2. durch das Aufkleben eines künstlichen Fingernagels zur Darstellung einer Verletzung des<br />

Nagelbettes<br />

Die Teilnehmer schminken auf der Grundlage der bisher erlernten Schminktechniken eine Fingerkuppenverletzung<br />

selbständig.<br />

Darstellung:<br />

• Je nach Verletzung der Fingerkuppe bzw. des Nagelbettes unterschiedlich starke Schmerzen<br />

äußern<br />

• Berührungsangst<br />

Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen und beruhigen, hin- Schmerzäußerung (s. o.)<br />

setzen oder hinlegen<br />

Behutsame, keimfreie Wundbedeckung Bei behutsamer sachgerechter Erster Hilfe<br />

Verminderung der Schmerzdarstellung (Gestik,<br />

Mimik, Akustik);<br />

Bei unvorsichtiger und unsachgemäßer Erster<br />

Hilfe sowie bei Wundberührung oder Anstoßen<br />

mit verstärkter Schmerzdarstellung bzw. Wegziehen<br />

des/der Fingers/Hand<br />

reagieren<br />

Betreuung<br />

3.3.6 Schock (Volumenmangelschock)<br />

Schminktechnik<br />

am Beispiel Kryolan / Grimas-Material<br />

• Gesicht bis zum Haaransatz einschließlich Hals und Ohren gleichmäßig mit Aquacolor- oder<br />

Supracolor- Schminke einfärben<br />

• Den Übergang vom Auge zur Nase mit wenig grauer Schminke "schattieren".<br />

• Den Übergang von der Nase zum Mund ebenfalls mit wenig grauer Schminke schattieren, um<br />

dem Gesicht einen "verfallenen" Ausdruck zu geben.<br />

• Die Lippen und Ohrläppchen ggf. mit wenig blauer Farbschminke leicht schminken.<br />

• Mit einer Zerstäuberflasche dem Mimen eine Wasser-Glycerinmischung, die den Schweiß dar<br />

stellen soll, auf die Stirn sprühen. Nicht in die Augen sprühen!<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 63 ff<br />

Alternative: Styling-Gel auftupfen, um so den Schweiß darzustellen<br />

Siehe Handbuch <strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong>, DDR 1988, S. 176 f<br />

Hinweis: Bei vielen Verletzungsarten kann ein Schock auftreten. Dementsprechend müssen bei<br />

Verletzungen, bei denen ein Schock auftritt, auch die Schockanzeichen geschminkt und dargestellt<br />

werden. Es sind Schockformen möglich, bei denen andere Schmink- und Darstellungstechniken<br />

notwendig werden.<br />

Darstellung:<br />

• Der Verletzte ist in aller Regel ansprechbar.<br />

• Äußerungen und Verhalten deuten auf Angst hin, die Augen sind ggf. erweitert oder unruhig; die<br />

Sprache ist leise, die Aussprache träge<br />

• Ggf. Darstellung von Apathie<br />

• Auf Fragen der Helfer kann er keine klaren Antworten geben, Fehlreaktionen und Desorientiert<br />

heit<br />

• Unterbleibt die Schockbekämpfung(Hilfeleistung) ist die Teilnahmslosigkeit zu verstärken<br />

• Anzeichen von Frieren darstellen (zittern)<br />

Hinweis: Bei der Darstellung eines "Schocks" ohne das Vorliegen von Verletzungen ist auch ein<br />

unruhiges Umherlaufen des Mimen möglich.<br />

Beginn der Hilfeleistung<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen und beruhigend auf<br />

ihn einwirken<br />

Der Mime wird bei beruhigendem Ansprechen<br />

durch den Helfer etwas ruhiger. Bei Unterbleiben<br />

dieser Hilfemaßnahme unverminderte Darstellung.<br />

Wird der Mime nicht angesprochen, ist die Angstdarstellung<br />

zunächst zu verstärken.<br />

Später Übergang in Apathie und Teilnahmslosigkeit<br />

(ggf. starrer Blick).<br />

Atem- und Pulskontrolle<br />

Blutstillung oder Ruhigstellung von Knochenbrüchen<br />

Ggf. Schocklage Verbesserung des Zustandes mimen; bei Unterbleiben<br />

der Hilfemaßnahmen unverminderte Darstellung.<br />

Werden bei der Herstellung der Schocklage die<br />

Beine nur mit den Fersen aufgelegt und nicht weiter<br />

unterpolstert, so hat der Mime nach kurzer Zeit<br />

Schmerzen darzustellen.<br />

Wärmeerhaltung Kältezittern vermindern, bei Unterbleiben der<br />

Wärmeerhaltung das Kältezittern verstärken<br />

Je nach Ausbildungsstand der Helfer werden weitere<br />

Maßnahmen vorbereitet und durchgeführt,<br />

z.B. Sauerstoffgabe und Infusionen. Diese Maßnahmen<br />

verbessern i. d. R. den Zustand des Verletzten<br />

erheblich. Die Maßnahmen werden nur<br />

angedeutet, führen beim Mimen aber zu einer<br />

deutlichen Verbesserung seines Zustandes (entsprechende<br />

Darstellung)<br />

Betreuung Der Mime bleibt, solange er betreut wird, verhältnismäßig<br />

ruhig. Unterbleibt die Betreuung oder<br />

wird sie unterbrochen, wird die Unruhe, Angst verstärkt<br />

dargestellt, später Übergang in Apathie.<br />

Weitere Atem- und Pulskontrollen<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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3.3.7 Verbrennungen<br />

Schminktechnik<br />

am Beispiel verschiedener Materialien;<br />

Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 113 ff<br />

• Die betreffende Stelle mit entsprechender Paste / Schminke färben oder mit rotem Colorspray<br />

einsprühen, so dass eine leichte Rötung entsteht.<br />

Dieser Schminkschritt entspricht einer Verbrennung ersten Grades, die immer zu schminken ist.<br />

• Blasenbildung<br />

Variante 1:<br />

o Ggf. Schockanzeichen schminken<br />

o Mit gelber Vaseline eine Brandblase darstellen.<br />

o Mit Sprühverband oder Alleskleber (UHU)<br />

o die Vaseline überziehen<br />

o Mit weißem Puder abpudern<br />

o Bei Notwendigkeit: Farbangleich<br />

Siehe Handbuch <strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong>, DDR 1988, S. 131-159<br />

Variante 2:<br />

o Mit gelber Vaseline eine Brandblase darstellen<br />

o Mit dünnen Zellstofffetzen belegen und leicht andrücken<br />

o Bei Notwendigkeit: Farbangleich<br />

Variante 3:<br />

o Eine ca. daumennagelgroße Fläche mit Alleskleber bedecken und kurz antrocknen lassen<br />

o Mittels einer Einwegspritze (2m1) ohne Kanüle Styling-Gel o. ä. unter den Alleskleber<br />

spritzen<br />

o Mit weißem Puder abpudern<br />

o Bei Notwendigkeit: Farbangleich<br />

Variante 4:<br />

o Gelafixhaut warm auftragen und mit Spachtel verteilen<br />

o Nach dem Erstarren Farbgestaltung mit Supracolor-Teintschminke durchführen<br />

• Bei Vorhandensein tiefergehender Gewebezerstörungen:<br />

Variante 1:<br />

o Die geschminkte Brandblase nach dem Trocknen aufreißen und mit dunkelroter bis<br />

schwarzer Paste/Schminke auslegen<br />

o Dieser Schminkschritt entspricht Verbrennungen dritten Grades.<br />

o Je nach Ursache der Verbrennung "Russschmiere" oder Asche auftragen<br />

Variante 2:<br />

o Collodium mit Pinsel zügig auf die vorbereitete Fläche auftragen<br />

o Nach kurzer Trockenzeit den Collodiumfilm mit entsprechend eingefärbten Fingern aufreißen<br />

Variante 3:<br />

o Alleskleber auf einer feuerfesten, mit Vaseline bestrichenen Unterlage entzünden, solange<br />

brennen lassen, bis sich Blasen bilden<br />

o Unverzüglich auf die vorbereitete Hautfläche auflegen und anmodellieren, hierbei auf<br />

Temperatur des Klebers achten<br />

Darstellung:<br />

• Starke bis sehr starke Schmerzdarstellung<br />

• Je nach Umfang der Verbrennung Schockdarstellung<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen Starke Schmerzdarstellung, bei sehr starken<br />

Verbrennungen auch Schreien<br />

Schreiend hin- und her- oder weglaufen<br />

Ggf. Verletzten am Weglaufen hindern<br />

und Kleiderbrände löschen<br />

Kaltwasseranwendung Schmerzlinderung äußern und darstellen; bei Unterbrechung<br />

der Kaltwasseranwendung Schmerzäußerung<br />

wieder verstärken<br />

Nach der Kaltwasseranwendung erfolgt Verstärkt Schmerz darstellen, wenn der Verband zu<br />

die sterile Wundbedeckung<br />

Wärmeerhaltung<br />

(Decke unterlegen; zudecken)<br />

Ggf. Schocklage<br />

Je nach Ausbildungsstand der Helfer werden<br />

weitere Maßnahmen vorbereitet und<br />

durchgeführt, z.B. Sauerstoffgabe/Infusionen.<br />

Die Maßnahmen werden<br />

nur angedeutet.<br />

Betreuung<br />

3.3.8 Gehirnerschütterung<br />

fest angelegt wird.<br />

Kältezittern vermindern.<br />

Verstärkung d. Schmerzdarstellung, wenn die Decke<br />

auf den Wunden liegt<br />

Diese Maßnahmen verbessern i. d. R.<br />

den Zustand des Verletzten erheblich.<br />

Schminktechnik<br />

Eine Gehirnerschütterung kann nach einer Gewalteinwirkung auf den Kopf (ohne jede äußere Verletzung)<br />

auftreten.<br />

Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 76 f<br />

Es kann je nach Unfallsituation aber auch eine Schürfwunde, eine Platzwunde ein Hämatom am<br />

Kopf oder Blässe geschminkt werden, die jeweils eine Gewalteinwirkung auf den Kopf andeuten.<br />

Darstellung:<br />

• Der Betroffene klagt über Kopfschmerz, die Reaktionen sind ggf. träge<br />

• Zeitweise ist dem Betroffenen unwohl, ggf. Brechreiz darstellen<br />

• Der Betroffene ist nicht voll ansprechbar. Das Erinnerungsvermögen ist lückenhaft oder fehlt, vor<br />

allem bezogen auf den Unfallhergang: "Was ist passiert, wo bin ich hier?" usw.<br />

• Später Übergang in Bewusstlosigkeit ist möglich<br />

Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen und wenn Bewusstsein<br />

vorhanden je nach Wunsch hinlegen<br />

Auf Befragen des Helfers kann der Verletzte<br />

sich an das Unfallgeschehen nicht erinnern<br />

(Erinnerungslücke).<br />

Erste Hilfe bei Erbrechen Ggf. Brechreiz darstellen (in Intervallen)<br />

Ständige Betreuung und Beobachtung ggf. ist später Bewusstlosigkeit darzustellen<br />

Bei Bewusstlosigkeit: Ansprechen, Atemkontrolle,<br />

Seitenlagerung<br />

Wärmeerhaltung<br />

(Decke unterlegen; zudecken)<br />

Betreuung<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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3.3.9 Bewusstlosigkeit<br />

Darstellung:<br />

Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 30 ff<br />

• Der Betroffene ist nicht ansprechbar<br />

• Völlige Entspannung (Muskelerschlaffung)<br />

Beginn der Hilfeleistung:<br />

Maßnahmen Verhalten des Mimen<br />

Verletzten ansprechen Keine Reaktion;<br />

Der Mime hat, um eigene Verletzungen zu vermeiden,<br />

darauf zu achten, dass, die Glied-<br />

maßen bei unsachgemäßer Seitenlagerung<br />

nicht gewaltsam verdreht werden, der Hals<br />

nicht gewaltsam übermäßig überstreckt wird,<br />

evtl. Brille vorher entfernt wird. Wenn der Mime<br />

Schmerzen verspürt, muss der Mime den<br />

Helfer aufmerksam machen.<br />

Atemkontrolle Deutlich atmen<br />

Seitenlagerung Körper locker lassen (Verletzungsgefahr<br />

beachten)<br />

Ständige Beobachtung<br />

(Atem- und Pulskontrolle)<br />

Wärmeerhaltung<br />

(Decke unterlegen; zudecken)<br />

3.3.10 Schädelbasisbruch<br />

Schminktechnik:<br />

am Beispiel verschiedener Materialien<br />

Siehe Handbuch für den Sanitätsdienst, S. 79<br />

• Sehr geringe Blutung aus Nase/Mund und/oder Ohr (auf gleicher Gesichtshälfte darzustellen);<br />

Fließrichtung des Blutes muss der Lage des Verletzten angepasst sein<br />

Siehe Handbuch <strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong>, DDR 1988, S. 116 ff<br />

• Ggf. sind Anzeichen äußerer Gewalteinwirkung im Bereich des Kopfes zu schminken (Schürf-<br />

wunde, Platzwunde o. ä.)<br />

• In Ausnahmefällen können, insbesondere wenn zusätzliche Verletzungen vorhanden sind,<br />

Schockanzeichen geschminkt werden.<br />

Hinweis: Ein Monokel- oder Brillenhämatom (Bluterguss um ein Auge oder beide Augen)<br />

wird nicht geschminkt, da dieses Anzeichen unter Umständen erst Stunden nach der Gewalteinwirkung<br />

auftritt.<br />

Verhalten des Mimen<br />

Es kann sowohl eine Bewusstlosigkeit als auch eine Gehirnerschütterung dargestellt werden.<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

- 30/49 -


RUD-Ausbildung<br />

Arbeitsblatt für Gruppenarbeit<br />

Gruppe:........... Arbeitsraum:............................................<br />

Thema Ihrer Gruppe: Vorbereitung einer realistischen <strong>Unfalldarstellung</strong><br />

mit einem Verletzten<br />

Verletzungen: .........................................................<br />

Ihre Aufgabe: • Schminken Sie gemeinsam die o. g.<br />

Verletzung(en) an einem Gruppenmitglied.<br />

• Besprechen und üben Sie die dazugehörenden<br />

Maßnahmen des Helfers und das Verhalten des<br />

Mimen<br />

• Präsentieren Sie die situationsgerechte<br />

Darstellung<br />

Aufgabe der Arbeitsgleich zu anderen Verletzungen<br />

anderen Gruppen:<br />

Präsentation: jede Gruppe bestimmt<br />

• Mimen<br />

• Ersthelfer<br />

• Moderator.<br />

Stellen Sie die vorgegebenen Verletzungen und<br />

die vorbereitete Darstellung vor. Die Verletzungen,<br />

die Schminktechnik, die Darstellung und die<br />

Maßnahmen sowie das richtige Verhalten der<br />

Mimen werden den Teilnehmern erklärt. Dabei<br />

sollten die Sicherheitsaspekte große Beachtung<br />

finden. Danach wird die Situation durch die Gruppe<br />

im Gesamtablauf einschließlich der Hilfeleistung<br />

dargestellt.<br />

Zeit der Gruppenarbeit: ca. 60 Minuten<br />

Zeit der Präsentation: ca. 15 Minuten<br />

Diskussion und Besprechung: ca. 15 Minuten<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

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Die <strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong><br />

Abschnitt 4: Die Unfallsituation<br />

4.1 Das Herstellen einer realistischen Lage<br />

4.2 Beispielhafte Unfallsituationen<br />

4.2.1 Verkehrsunfälle<br />

4.2.2 Unfälle in Industrie und Gewerbe<br />

4.2.3 Unfälle in Haus und Hof<br />

4.1 Das Herstellen einer realistischen Lage<br />

Um eine möglichst realistische Situation zu schaffen, reicht es nicht immer aus, eine Verletzung entsprechend<br />

darzustellen. Der Mime muss so eingewiesen werden, dass er sich beim Eintreffen der Helfer so<br />

verhält, wie es ein Realverletzter in einer solchen Situation tun würde. Schreien, Stöhnen, Fluchen, Röcheln<br />

oder ein schmerzverzerrtes Gesicht verleihen der Situation eine völlig neue und ganz bestimmt<br />

ungewohnte Note, welche der Helfer erst einmal bewältigen muss. Ein künstlich auf die Verletzung abgestimmtes<br />

Umfeld wirkt nicht nur besser auf den Ersthelfer, es soll ihm auch ermöglichen, ohne Hilfe<br />

einer vorgelesenen Lage auf den Hergang des Unfalls bzw. auf die Schwere und die Entstehung der<br />

vorgefundenen Verletzung zu schließen.<br />

Es ist einfach unsinnig, bei einer Ausbildung, im Hörsaal oder Unterrichtsraum eine Granatsplitterverletzung<br />

oder ein Trauma darzustellen, dass durch Einwirken von Kriegswaffen entstanden ist. Nicht nur,<br />

dass diese Darstellung unglaubwürdig ist, diese Unglaubwürdigkeit verleitet auch den Auszubildenden<br />

dazu, unter dem Vorbehalt- „Tun wir mal so als ob !"- zu handeln. Das Handeln wird immer relativ sein,<br />

da der Schüler nicht wirklich gefordert ist. Er durchschaut die Situation zu leicht und das Überbrechen,<br />

d.h. der erste Schreck, setzt nicht ein. Dabei spielt es keine Rolle, dass beim zweiten Hinsehen jeder<br />

erkennen kann, der Verletzte ist gar nicht verletzt! Doch selbst wenn das Umfeld stimmig ist, gibt es<br />

Kleinigkeiten, die auch den vorbeikommenden Laien ein höhnisch mitleidiges Lächeln entlocken.<br />

Aus welchem Grund aber und warum geschieht so etwas?<br />

Lage 1<br />

Ein Mime liegt mit einer Halsverletzung am Boden. Aus der A. carotis spritzt das Blut, auf dem Untergrund<br />

hat sich bereits eine größere Blutlache gebildet. Eigentlich hätte das Spritzen schon etwas<br />

nachlassen müssen, aber der Mime meint es gut mit seinen Ersthelfern. Der Schock ist gut zu<br />

erkennen, fahles Gesicht, dunkle Augenlider, dunkle Lippen und leicht blaue Ohrläppchen. Unklar<br />

ist jedoch, wie der Unfall und die Verletzung entstanden ist. Der Hemdkragen ist weit nach unten<br />

gebogen, die Hemdknöpfe sind offen, denn es soll ja nichts schmutzig werden.<br />

So liegt sicherlich kein Verletzter. Auch wenn die Arbeit des Schminkers hervorragend ist, niemand<br />

reißt sich nur um eine Verschmutzung zu vermeiden, den Hemdkragen runter, fällt hin und<br />

blutet langsam vor sich hin.<br />

Lage 2<br />

Da liegt ein Verwundeter mit einer offenen Bauchverletzung. Die Darmschlingen sind aus der<br />

Bauchdecke herausgetreten, der Mann hat soeben das Bewusstsein verloren. Die Hände sind<br />

sauber, der Schock hat eingesetzt und auf dem Boden befindet sich eine Blutlache. Ein vorbeigehender<br />

Passant sieht, die Knöpfe der Jacke sind bis auf einen geschlossen. Aus der kleinen Öffnung<br />

treten die Darmschlingen heraus.<br />

Aus welchen Gründen auch immer, es scheint ein vereinbartes Zeichen zwischen Ausbildern und<br />

Lehrgangteilnehmern zu sein, dass die Darmschlingen durch Hemd und Jacke treten und offen<br />

sichtbar liegen.<br />

Auch dies ist unrealistisch, ebenso wie die sauberen Hände des Verletzten. Diese müssten blutverschmiert<br />

sein, weil jeder versucht, sich bei einer solchen Verletzung den Bauch zu halten, durch Gegendruck<br />

versucht die Schmerzen zu lindern und vielleicht sogar durch Zurückdrängen des Darms die<br />

Öffnung zu schließen.<br />

Irrationalismen sind hier am Werk, wofür jedoch der Ausbilder und der Mime Rechnung zu tragen haben.<br />

Auch hier muss sich der Mime so verhalten wie es die meisten Verletzten tun. Da hilft auch keine Recht-<br />

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fertigung in der Art :"Keine Verletzung ist wie die andere". Das stimmt zwar, dies gilt jedoch nur für das<br />

Aussehen einer Wunde aber nicht für das Verhalten eines Menschen.<br />

Zwei Fälle die verdeutlichen, dass auch der Verletzte selber „stimmen" muss.<br />

4.2 Beispielhafte Unfallsituationen<br />

Die folgende Beispielsammlung ist als Anregung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Jede Unfallsituation muss für sich allein geplant und detailliert ausgearbeitet werden. Der aufmerksame<br />

Übungsleiter wird bei jeder Neubearbeitung auch immer wieder Verbesserungen herausfinden.<br />

4.2.1 Verkehrsunfälle<br />

Unfälle auf der Straße sind häufig. Als Vorteil kann gelten, dass meist nur wenige Verletzte (ein<br />

bis vier, selten mehr) beteiligt sind. Fast alle Arten von Verletzungen können vorkommen und viele<br />

Situationen können mit geringem Aufwand an Hilfsmitteln gut gestellt werden.<br />

Zu bedenken ist allenfalls die Wetterabhängigkeit. Verkehrsbehinderung, Mitteilung an die Polizei.<br />

Einholung einer Bewilligung etc.<br />

Von entscheidender Bedeutung ist die folgende Überlegung:<br />

Bei einer wirklichen Großkatastrophe (Flugzeugabsturz- Eisenbahnunglück – Massenkarambolage<br />

– Gebäudeeinsturz – Hotelbrand etc.) muss stets eine Gruppe von Führungskräften nur die organisatorischen<br />

Aufgaben erfüllen, d.h. die Gesamtsituation unter Kontrolle bringen und die einzelnen<br />

Helfer zum Einsatz führen.<br />

Der einzelne Helfer wird sich dann meist nur um einen Verletzten kümmern können. Für ihn bedeutet<br />

es keinen Unterschied, ob der Verletzte nur ein einziger ist oder einer unter vielen. Aus diesem<br />

Grunde soll das „Üben der Ersten Hilfe am Verletzten “ auf das Einzelbeispiel oder die<br />

kleinere Situation beschränkt bleiben.<br />

Situationen und deren Vorbereitung<br />

Motorrad oder Moped<br />

- Batterie ausbauen, evtl. Treibstoff entleeren<br />

- Motorrad umlegen, freilaufende Räder drehen lassen<br />

- Lenkstange kann verdreht werden<br />

- Evtl. kann altes Vorderrad verbogen provisorisch montiert werden<br />

- Fahrer in Fahrrichtung vorne auslegen<br />

- Persönliche Requisiten (Helm, Brille, Handschuhe) auslegen<br />

- Roten alten Radschlauch zwischen die Speichen wickeln<br />

- Sattel verstellen und Scheinwerfer daneben legen<br />

Blechschaden am Auto<br />

- Außenspiegel verdrehen<br />

- Scheinwerferglas und –fassung , Bremslicht – und Blinkerabdeckung wegschrauben<br />

und durch defekte ersetzen<br />

- Evtl. Fassung herunterhängen lassen<br />

- Kofferraumdeckel und Motorhaube leicht öffnen<br />

- verbogene Zierleisten und Frontziergitter (vom Autoabbruch) am unbeschädigten Auto<br />

befestigen<br />

Achsenbruch am Auto<br />

- Lenkrad vollständig nach links oder rechts einschlagen<br />

- Auto mit Wagenheber seitlich vorne oder hinten anheben (Wagen mit Handbremse,<br />

Gang, Holzkeil oder Stein sichern)<br />

- ein Rad abschrauben<br />

- Wagen wieder herunterlassen. so dass die Radnabe tiefer liegt als bei normal befestigtem<br />

Rad<br />

- Abgeschraubtes Rad an die Nabe schräg anlehnen<br />

- Raddeckel daneben legen, evtl. - verbeulten Deckel aus dem Autoabbruch verwenden<br />

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- eine ähnliche Wirkung erzielt man, wenn der Wagen auf einer Seite angehoben wird und<br />

das Reserverad an der tiefsten Stelle der Gegenseite angelehnt wird<br />

- fährt man den Wagen mit einem Rad auf eine Borasteinkante; so kann man sich das<br />

Anheben mit dem Wagenheber sparen<br />

- die Luft aus einem Reifen kann abgelassen werden<br />

Glasschaden am Auto<br />

- eine Scheibe Sekuritglas (vom Autoabbruch) wird in eine Decke gewickelt und darin zerschlagen<br />

- die Scherben klebt man auf durchsichtige Folie<br />

- dann legt man die präparierten Glasstücke auf den unteren Rand der Windschutzscheibe<br />

- Türfenster herunterkurbeln<br />

- einige Sekuritstucke zwischen die Gummileisten stecken<br />

- restliche Sekuritscherben auf dem Boden verstreuen<br />

Motorschaden und Vergaserbrand<br />

- Motorhaube etwas öffnen und in dieser Stellung fixieren (Holzunterlage)<br />

- für Motorschaden unter dem Motor etwas Wasser ausgießen (kein Öl wegen Rutschgefahr<br />

und Verschmutzung)<br />

- für Vergaserbrand zwei bis drei Esslöffel Rauchpulver auf einem Stück Blech unter dem<br />

Motorraum abbrennen<br />

- einige Stücke Gummi (aus einem alten Autoreifen mit Fasereinlage) in Altöl-<br />

Petrolgemisch (1:1) verbrennen ergibt den passenden Geruch<br />

Vorsicht :<br />

Rauchpulver kann unbedenklich unter dem Auto verbrannt werden, weil es nur glimmt.<br />

Dagegen ist mit der offenen Flamme beim Gummibrand Vorsicht geboten.<br />

Brems- und Schleuderspuren<br />

- Nachzeichnen mit Gummi-Schuhabsatz, angekohltem Holz, Ruß oder am besten mit<br />

einem Gummistück oder ganzem Abfallreifen<br />

- in der Wiese mit Holzpfahl oder ähnlichem Hilfsmittel Spuren bis zum Unfallauto nachziehen<br />

- Beschädigungen von schleudernden Autos an Bäumen oder Unterholz müssen evtl. mit<br />

dem Förster abgesprochen werden<br />

Präparierung von Fahrzeugen<br />

Unfall mit Pkw<br />

- Hier kann nur mit Requisiten aus dem verwendeten Auto gearbeitet werden. Gelände so<br />

auswählen, dass ein Absturz angenommen werden kann, wobei das Fahrzeug im Graben<br />

oder hinter Gebüsch zu liegen kommt und evtl. nicht mehr gesehen wird.<br />

- Brems- und Absturzspuren anlegen (Straße. Straßenrand. Böschung etc.).<br />

- Verletzte auf der abfallenden Böschung inmitten von Requisiten auslegen (Koffer, Handtaschen,<br />

Ski etc.).<br />

- Die Lage des Fahrzeugs evtl. durch Rauch oder Bengalfeuer markieren und dadurch<br />

auch die Größe des Unfalles andeuten.<br />

Unfall mit Lkw<br />

- Ladebrücke leicht ankippen<br />

- Bordwand herunterklappen<br />

- Ladegut verstreuen (Kisten. Bretter etc.)<br />

- Präparation des Lastwagens teilweise ähnlich wie beim Pkw<br />

Neugierige, Gaffer<br />

- Gut auf ihre Aufgaben vorbereiten (Kinder möglich)<br />

- nur widerstrebend oder gar nicht zur Hilfeleistung bereit sein<br />

- Wohlgemeinte „Ratschläge“ erteilen lassen<br />

- im Wege stehen<br />

- wenn die Gaffer von den Rettern Aufträge entgegengenommen haben, diese ausführen,<br />

sich aber unbeholfen anstellen oder noch einmal fragen<br />

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4.2.2 Unfälle in Industrie und Gewerbe<br />

Unfälle in Industrie und Gewerbe sind für den Übungsablauf die dankbarsten, weil der Phantasie<br />

und den Möglichkeiten kaum Grenzen gesetzt sind.<br />

Vorteile dieser Unfallsituation:<br />

- Anzahl der Verletzten ist variabel, vom Einzelunfall über Massenunfall bis hin zum Katastrophenfall<br />

- Große Abwechslungsmöglichkeiten, begrenzt allerdings auf die im Ort vorhandenen<br />

Gewerbe- und Industriebetriebe<br />

- Die Führungskräfte lernen bei Übungen die Werkanlagen für den Ernstfall kennen.<br />

- Überraschungsmomente können gut eingebaut werden: Gruppen der Helfer gehen an<br />

einen befohlenen Ort, auf dem Weg dorthin werden sie vom „Unfall" nebenan überrascht.<br />

- Teilweise wetterunabhängig<br />

- Schwierigkeiten: Zugang zu Betrieben<br />

- Fehlende Fachkenntnisse aus der entsprechenden Branche<br />

Einbindung von Maschinen:<br />

- Anlage wenn möglich noch laufen lassen (Bewegung, Geräusch)<br />

- Schutzvorrichtungen nicht verwenden (sonst wirkt der Unfall unglaubwürdig)<br />

- der Unfall ist entstanden, weil der Arbeiter die Vorrichtungen nicht verwendet hat!<br />

- Sicherheit für die Retter beachten<br />

- sofern Maschinen vorhanden: Pfeifende oder schleifende Geräusche<br />

Explosionen:<br />

- vor allem als Überraschung verwenden<br />

- Explosionszeitpunkt muss gut gewählt werden<br />

- im Freien Knallkörper und Rauchpulver (weißer oder schwarzer Rauch) verwenden<br />

- im Inneren von Fabrikhallen, größeren Kellern Blitzlichtpulver mit Elektrozünder<br />

zur Verbrennung bringen<br />

- etwas Rauchpulver kann ebenfalls verwendet werden (Luftprobleme beachten)<br />

- Splitter, Schutt, zerstörte Gegenstände, ausgehängte Türen und klirrendes Glas vervollständigen<br />

die Situation<br />

- Einstürze von Stapelmaterial sind glaubhafte Situationen<br />

- Abstürze des Lagerpersonals von Gestellen und Leitern mit einbauen<br />

- Personen werden eingeklemmt oder teilweise begraben<br />

- Sekundärunfalle können gut eingebaut werden: Ein Nachbargestell stürzt noch um oder<br />

herunterfallende Gegenstände gefährden die Retter<br />

- im Inneren von Räumen: Kein Licht, versperrte Zugänge, verschlossene Türen<br />

Verbrennungen, Verätzungen, Vergiftungen<br />

Übungsmaßnahme muss besonders gut mit dem Charakter des Betriebes übereinstimmen.<br />

Elektrounfall<br />

- Verbrennungs-Situationen am Arbeitsplatz mit Camping-Gasfeuer darstellen<br />

- hierbei keine Verbrennungen ohne offenes Feuer oder glühende Gegenstände usw.<br />

darstellen<br />

- Augenverätzungen mit Gips-Spritzer andeuten (Darsteller muss Augen schließen, mit<br />

kleinem, harten Bürstchen spritzen. Vorsicht!)<br />

Bei einem Stromunfall ähnlich vorgehen wie bei einer Explosion.<br />

- Trafostation und Verteileranlage braucht nicht ausgeschaltet zu werden.<br />

- Verletzte in genügender Distanz einsetzen. In jedem Fall Hauselektriker einbeziehen,<br />

wenn die Elektroanlage ausgeschaltet werden kann. Absperrgitter teilweise entfernen.<br />

- Hauptschalter der Anlage, wenn möglich auf ´Ein` stellen (Anlage anderswo stromlos<br />

machen, damit die Helfer die Anlage ausschalten können.<br />

- Am Strom hängender Mime muss die Bedingungen bezüglich Spannung und Erde erfüllen.<br />

- Elektriker einbeziehen!<br />

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- Ausschaltmöglichkeiten etwas schwieriger gestalten (z.B. fest installierte Maschine und<br />

Sicherungen im Verteilerkasten mit Vierkantschloss).<br />

Unfälle auf Baustellen<br />

Bauplätze (Hoch- und Tiefbau) und von der Art her ähnliche Anlagen wie Kiesgruben, Ruinen usw.<br />

sind sehr geeignete Übungsobjekte.<br />

- Die Zahl der Verletzten ist variabel.<br />

- Es braucht weniger auf Sauberkeit und auf vorhandene Einrichtung Rücksicht genommen<br />

werden. Einsatz von Knall und Rauch ist gut möglich.<br />

- Bergungs- und Transportfragen gewinnen an Bedeutung.<br />

- Sekundärunfälle können gut eingebaut werden.<br />

Abstürze:<br />

- Spektakuläre Abstürze möglich: Freier Fall durch eine Etage, in der sich Retter aufhalten<br />

- Auf den unteren Stockwerken Matten, Stroh auslegen!<br />

- Als Sekundärunfall sehr wirkungsvoll<br />

- Gebrochene Gerüstbretter. Absperrungen<br />

- Ausziehbare Leiter liegt auseinander genommen am Boden<br />

- Absturz in Silos oder an Kieswänden<br />

- In allen Fällen die Arbeitsutensilien des Arbeiters (Werkzeug, Farbe. Geräte usw.) zur<br />

Untermalung der Situation verwenden.<br />

Einstürze:<br />

- vor allem im Straßen- und Tiefbau<br />

- Eingedrückte Verstrebungen im Schacht mit den gleichen Hilfsmitteln darstellen wie die<br />

richtigen Verspießungen (geknickte Balken und Bretter überdecken die Halterungen)<br />

- Richtige Verschüttungen sind möglich. Der Darsteller liegt in einer Röhre, die durch<br />

Schutt komplett zu gedeckt wird.<br />

- Gerüsteinsturz im Hochbau kann mit wenigen Gerüstelementen wirkungsvoll dargestellt<br />

werden.<br />

4.2.3 Unfälle in Haus und Hof<br />

Haushaltunfälle sind häufig und besonders für die teilnehmenden Helfer aus prophylaktischen<br />

Gründen lehrreich. Haushalte gibt es überall. Mit wenig Aufwand werden Situationen dargestellt.<br />

Es können aber nur ein bis zwei Verletzte dargestellt werden.<br />

Verbrühungen am Kochherd<br />

- Wasser (oder andere Flüssigkeit. -. B. Suppe) am Boden ausschütten (Dampfschwaden<br />

erwünscht)<br />

- alte, verbeulte Pfanne auf den Boden fallen lassen<br />

- für Direktspiel geeignet<br />

Unfall beim Treppensteigen<br />

- Inhalt einer Einkaufstasche ausleeren<br />

- Teppiche auf der Treppe oder unten verschieben<br />

- evtl. Unfallursache darstellen (loser Teppich, Bananenschale, ungenügendes Geländer<br />

usw.)<br />

- nur bezüglich Geräusche als Direktspiel geeignet<br />

Sturz beim Lampenmontieren<br />

- Küchenstuhl stehend, daneben am Boden liegend ein Fußschemel<br />

- Küchenlampe mit abgeschraubtem Schirm<br />

- Glühbirne oder Leuchtstoffröhre am Boden zerschellen<br />

- Teppich verrutschen oder Ecke umklappen<br />

- Unfall ist geeignet für Direktspiel: Das Herunterfallen des Fußschemels und das Zerschlagen<br />

der alten Glühlampe, verbunden mit dem Schrei und dem Stöhnen der Hausfrau<br />

ist sehr wirkungsvoll<br />

Unfälle mit elektrischen Geräten<br />

- siehe auch Niederspannungs-Unfall<br />

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- die Übungsanlage muss elektrotechnisch in Ordnung sein: Scheinbar stromführender<br />

Leiter –Metallgehäuse-Mensch-Erde= Stromkreis geschlossen (Elektriker einbeziehen!)<br />

- Kurzschlüsse können mit dem Elektrozünder wirkungsvoll dargestellt werden:<br />

- Elektrozünder (im Haushalt aber ohne zusätzliches Blitzlichtpulver) in der Hand halten<br />

und unauffällig mit einer Monozelle (1,5-Volt-Satterie.) zünden<br />

- im leicht verdunkelten Raum sehr wirkungsvoll<br />

Gartenunfälle<br />

- schwere Schnittverletzung mit Elektro- oder Motorrasenmäher, Sense oder Axt<br />

- Abstürze beim Pflücken (Leiter nicht unbedingt wegnehmen, besser schräg stellen,<br />

- abgerissenen Ast neben den Verunglückten legen, Pflückgut verstreuen)<br />

- Sonnenstich und Hitzschlag möglich<br />

- Verbrennungen am Feuer (Gartengrill)<br />

Vergiftungen<br />

- Kind hat Arzneimittel, Pflanzenschutzmittel usw. erwischt<br />

- falsch angeschriebene Verpackungen führen zu Vergiftungen<br />

- Angebrochene Packungen hinstellen<br />

- Offensichtliche Diskrepanz zwischen Verpackung und Inhalt darstellen (Flaschenart, Geruch,<br />

Farbe, Etikettierung fehlerhaft)<br />

- Vergiftungen nicht erst im Stadium der Bewusstlosigkeit beginnen (Unwohlsein, Erbrechen<br />

usw.).<br />

Kohlenmonoxydvergiftung<br />

- kalte Jahreszeit: in geschlossener oder fast ganz geschlossener Garage arbeitet Autobastler<br />

bei laufendem Motor<br />

- Abgase durch Schlauch (alter Staubsaugerschlauch aus Metall) ins Freie leiten<br />

- Wirkungsvoll: Helfer tritt durch die Verbindungstüre zum Haus in die Garage, trifft den<br />

Patienten bewusstlos unter dem Wagen oder über den Motor gebeugt; das Wagenende<br />

ist also direkt beim Garagentor, dadurch ist der „Auspuffschlauch“ kurz und unsichtbar<br />

- Auspuffschlauch evtl. bei einer Kfz-Werkstatt ausleihen<br />

Der gestörte Unterricht<br />

Überraschende Unfallereignisse<br />

- Vereinslokal oder Unterrichtsraum: ein Teilnehmer oder ein Kursleiter spült ein Glas aus<br />

- Glas im Ausguss zerschlagen, vorher etwas Blut auf die vorpräparierte Schnittwunde an<br />

der Innenhand gießen (Ampulle = leere Haarshampoo-Einportionen Beutel)<br />

- mit nassen Händen schmerzverzerrt dem Publikum zuwenden<br />

Jemand muss etwas vom Büchergestell herunterholen<br />

- er rutscht aus, fällt herunter (höchstens ca. ein Meter)<br />

- akustische Untermalung erwünscht (Blumenvase oder „Klirrbleche")<br />

- Fußverstauchung = Nylonsocken vorher in die Socken des Darstellers am äußeren Knöchel<br />

stecken<br />

Sekundärzwischenfall zu den beiden oben beschriebenen Szenen:<br />

- eine Person fällt in Ohnmacht<br />

Stromausfall bei einer Veranstaltung<br />

- Plötzlich geht das Licht aus (es müssen aber noch Lichtquellen vorhanden sein, z.B.<br />

Kerzen, einzelne Wandlampe oder ähnlich)<br />

- die (eingeweihte) Kellnerin ruft nach dem Wirt oder ein (vorher eingeweihter) Samariter/<br />

Elektriker will den Schaden beheben<br />

- der „Sicherungskasten“ wird geöffnet, das Licht flackert einige Male:<br />

- Licht von außen oder effektiv im Kasten wieder ein- und ausschalten<br />

- Plötzlich ein Knall (Elektrozünder an Batterie zünden, in größeren Räumen evtl. zusätzlich<br />

etwas Blitzlichtpulver)<br />

- „Elektriker“ stürzt vom Stuhl, Werkzeug fällt herunter usw.<br />

- passende Verletzungen wahlweise<br />

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Der unterbrochene Patrouillenlauf<br />

- die Helfergruppe erhält den Auftrag, vom Posten A zum Posten B zu gehen (vorgeschrieben<br />

Route)<br />

- auf dem Weg dorthin kommt sie an einem „geeigneten“ Haus vorbei (alter Keller, Ruine,<br />

Werkgebäude, Neubau noch unvollendet)<br />

- im Gebäude wird mit Blitzlichtpulver eine „Explosion“ dargestellt, gleichzeitig hinter dem<br />

Gebäude ein Knallkörper gezündet (gute Koordination) und aus einem oder mehreren<br />

Fenstern Rauchpulver abgebrannt<br />

- ein Fensterladen fällt auf die Straße, Scheiben gehen in Brüche (Abfallglas oder „Klirrbleche“)<br />

- Verletzte stürzen aus der Haustüre ins Freie (entsprechend präpariert)<br />

- im Innern des Hauses entsprechende Explosionsrequisiten und weitere Verunglückte<br />

(Die Schiedsrichter dürfen sich zu Beginn nicht zeigen!)<br />

Die Betriebsbesichtigung<br />

- Helfergruppe bei einer Betriebsbesichtigung: Lärm aus Nachbarräumen von herunterstürzendem<br />

Material (Klirrbleche. Abfallglas, div. weiteres Material), laute Schreie<br />

- ungefähre vermutete Unfallplatzangabe durch den (eingeweihten) Firmenführer oder<br />

durch Personal (das ebenfalls eingeweiht ist)<br />

- Zusammengestürzte Lagerstelle mit einigen verunglückten Arbeitern<br />

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<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong><br />

Abschnitt 5: Sicherheits- und Rechtsfragen<br />

5.1 Allgemeines<br />

5.2 Der RUD-Leiter<br />

5.3 Haftung/Versicherung<br />

5.1 Allgemeines<br />

Um die Sicherheit der Mimen, Helferinnen und Helfer zu gewährleisten, ist es sicherlich ratsam, bei größeren<br />

Übungen eine geeignete und verantwortungsbewusste Person als Sicherheitsbeauftragte einzusetzen.<br />

Dieser hat für die Sicherheit aller Beteiligten Sorge zu tragen. Er hat u. a. darauf zu achten, dass<br />

Mimen nicht<br />

• von herabrutschenden oder einstürzenden Massen gefährdet werden<br />

• von Abhängen, wie z. B. Steinbrüchen/Sandgruben o. dergleichen herabstürzen können<br />

• durch Rauchentwicklung gesundheitliche Schäden davontragen<br />

• infolge Witterungseinflüsse (Regen/ Kälte) gesundheitlich gefährdet sind<br />

Größere Requisiten, wie z. B. Fahrzeuge müssen so gesichert werden, dass kein Personen- oder Sachschaden<br />

entstehen kann.<br />

Gefahrenstellen, wie z. B. abschüssiges Gelände, Abhänge oder dergleichen sind durch Absperrungen<br />

und Aufstellen von Warnschildern zu sichern.<br />

Durch das Einatmen von Dämpfen/Rauchpulver kommt es häufig zu einer akuten Atemnot und damit<br />

verbunden zu schweren Schädigungen der Atemorgane.<br />

Rauchpulver darf deshalb nur im Freien verwendet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass weder Mimen<br />

noch Helfende in die „Rauchzone" gelangen können (Windrichtung beachten).<br />

Durch das Einsetzen eines Sicherheitsbeauftragten wird der RUD-Leiter jedoch nicht von seiner Aufsichts-<br />

und Sorgepflicht der ihm anvertrauten Mimen entbunden.<br />

Sicherheit geht vor!<br />

Der Sicherheit für Darsteller, Retter und Zuschauer muss bei der RUD besonders große Beachtung geschenkt<br />

werden. Gefahrenquellen sind:<br />

o ungenügende persönliche Ausrüstung der Darsteller und Retter (Witterungsschutz, Arbeitskleider,<br />

Schuhwerk, Taschenlampen usw.)<br />

o unvorhergesehene Reaktionen der Retter auf die Unfallsituation (Sprung ins Wasser, um<br />

Hilfe zu leisten, gefahrvolle Klettertouren, um ins Haus zu gelangen, Eingriff in die Anlag-<br />

ge, die den Unfall verursacht hat usw.)<br />

o Sekundärgefahren bei der Rettung:<br />

Einsturz von Aufbauten oder Verstrebungen,<br />

Überfahren der Absicherung auf der Straße,<br />

Ausrutschen der Helfer mit Gefährdung des Verletzten<br />

Maßnahmen der Übungsleiter, um dieser Unfallgefahr zu begegnen, sind:<br />

o Übungsanlagen nur so groß wählen, dass sie in allen Einzelheiten und in jeder Phase<br />

durch Schiedsrichter überwacht werden können<br />

o für Einzelheiten bei der Planung und der Durchführung Fachleute einbeziehen (Elektriker,<br />

Bauflachleute, Polizisten, Rettungsspezialisten)<br />

o eingehende Orientierung der Mitwirkenden bezüglich Ausrüstung, Verhalten usw.<br />

o sehr gute Planung bezüglich Zeitablauf, Wetter, Material und Personal<br />

o peinlich genaue Instruktion der Schiedsrichter über ihre Aufgabe auch als „Sicherheitsbeauftragte“<br />

– Kompetenzen klar regeln -)<br />

Überwachung<br />

Es muss eine persönliche Überwachung der Sicherheitsaspekte durch den Übungsleiter bei kleinen<br />

Übungen erfolgen. Bei größeren Übungen ist dafür ein Fachmann/eine Fachfrau extra abzustellen.<br />

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Die dargelegten Aspekte beziehen sich primär auf die Sicherheit von Personen, sie gelten aber sinngemäß<br />

auch für Materialschäden (Zerstörung, Verlust, Beschädigung oder Verschmutzung). Es liegt in der<br />

Natur der Sache, dass dort, wo unter schwierigen Bedingungen RUD betrieben wird, ein erhöhtes Unfallrisiko<br />

besteht. Es gehört zur Pflicht des Übungsleiters, alles daran zu setzen, Gefahrenquellen möglichst<br />

auszuschalten.<br />

5.2 RUD-Leiter<br />

Dem Leiter einer RUD-Gruppe kommt eine besondere Verantwortung hinsichtlich der Aufsichtspflicht<br />

gegenüber seiner Gruppe zu.<br />

Die besondere Verantwortung ergibt sich dadurch, dass dem Gruppenleiter<br />

a) Personen unter 18 Jahren, also Jugendliche, oftmals auch Kinder anvertraut sind und<br />

b) bei RUD-Ausbildungen und Einsätzen häufig Gefährdungen für die anvertrauten Personen be-<br />

stehen. Daher sollen hier einige wichtige Rechtsfragen aufgezeichnet werden.<br />

Im § 1 des Jugendschutzgesetzes vom 23.Juli 2002 wird ausdrücklich zwischen erziehungsbeauftragten<br />

Personen und personensorgeberechtigten Personen unterschieden. So ist nach BGB Personensorgeberechtigte/r<br />

wem allein oder gemeinsam mit einer anderen Person die Personensorge zusteht (i. d. R. Eltern<br />

oder ggf. Vormund).<br />

Erziehungsbeauftragte/r ist eine Person über 18 Jahren, die aufgrund einer Vereinbarung mit den Personensorgeberechtigten<br />

Erziehungsaufgaben wahrnimmt oder mit Zustimmung der Personensorgeberechtigten<br />

im Rahmen der Jugendhilfe betreut.<br />

Dieser Sachverhalt trifft auch auf RUD-Gruppenleiter zu und bedeutet, dass Gruppenleiter unter 18 Jahren<br />

keine Erziehungsbeauftragten sein können.<br />

Nach § 2 Jugendschutzgesetz sind Erziehungsbeauftragte auch verpflichtet, ihre Berechtigung auf Verlangen<br />

darzulegen. Dies muss nicht durch einen Ausweis geschehen, sondern kann durch Darlegen des<br />

Trägers und seiner Funktion als Gruppenleiter auf Verlangen geschehen.<br />

Ein Gruppenleiter ist also als Erziehungsbeauftragter den ihm anvertrauten Kindern und Jugendlichen<br />

gegenüber im Rahmen des Jugendschutzgesetzes weisungsbefugt. Daher sind Kenntnisse über die<br />

wichtigsten Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes für einen Gruppenleiter unerlässlich.<br />

Im Wesentlichen bedeutet dies jedoch, dass der Gruppenleiter dafür zu sorgen hat, dass die ihm Anvertrauten<br />

keiner sittlichen, körperlichen oder gesundheitlichen Gefährdung ausgesetzt sein dürfen bzw.<br />

bereits bei der Planung von Ausbildungen und Übungen ausgeschlossen werden. Die Aufsichtspflicht<br />

beginnt mit der Übernahme der Anvertrauten an der Unterkunft o. ä. und endet zur vorgesehenen, den<br />

Eltern bekannten Zeit, am vorgesehenen, den Eltern ebenfalls bekannten Ort.<br />

Ein früheres Entlassen der Anvertrauten ist nicht zulässig, genauso wenig das Ausschließen von Gruppenmitgliedern<br />

aus der Gruppe bei auftretenden Differenzen.<br />

Ein Gruppenmitglied kann grundsätzlich nicht abgehalten werden, die Gruppe zu verlassen, schon gar<br />

nicht mit Gewaltanwendung. Jedoch ist eine eingehende Belehrung unter Zeugen erforderlich. Ggf. sind<br />

die Eltern zu benachrichtigen.<br />

Der Gruppenleiter muss aber auch wissen, dass er für Schäden, die die ihm anvertrauten Personen anrichten,<br />

immer dann haften muss, wenn er seiner Aufsichtspflicht nicht gerecht wird, bzw. diese Pflicht<br />

verletzt hat.<br />

Nur wenn der Schaden auch durch ordnungsgemäße Aufsicht nicht hätte verhindert werden können, ist<br />

ein Ausschluss von der Haftung gegeben.<br />

Hierzu ist der § 832 BGB (Haftung des Aufsichtspflichtigen) von Bedeutung.<br />

(1) Wer Kraft Gesetzes zur Führung der Aufsicht über eine Person verpflichtet ist, die wegen ihres<br />

geistigen oder körperlichen Zustandes der Beaufsichtigung bedarf, ist zum Ersatz des Schadens<br />

verpflichtet, den diese Person einem Dritten widerrechtlich zufügt. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein,<br />

wenn er seiner Aufsichtspflicht genügt, oder wenn der Schaden auch bei gehöriger Aufsichtsführung<br />

entstanden sein würde.<br />

(2) Die gleiche Verantwortlichkeit trifft denjenigen, welcher die Führung der Aufsicht durch Vertrag<br />

übernimmt."<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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5.3 Haftung / Versicherung<br />

Alle Landesverbände haben für ihre aktiven Mitglieder Versicherungen abgeschlossen und zwar<br />

a) Unfallversicherungen die Schäden bis zu einer bestimmten Höhe, weiche durch Unfall auf dem<br />

Weg zum und vom Dienst eintreten und solche, die im Dienst passieren, gedeckt.<br />

b) Haftpflichtversicherungen, die die im Dienst von RK-Mitgliedern verursachten Schäden gegen<br />

über Dritten decken.<br />

Die Versicherungen gelten i. d. R. auch für vorübergehend beim DRK tätige Mitarbeiter, also auch für<br />

Schüler o. ä., die in Übungen ggf. eingesetzt werden. Ist dies jedoch nicht der Fall, muss eine gesonderte<br />

Versicherung abgeschlossen werden.<br />

Es ist allerdings zu beachten, dass grob fahrlässig oder gar vorsätzlich herbeigeführte Schäden i. d. R.<br />

von der Haftung ausgeschlossen sind und das DRK in solchen Fällen Regressansprüche (Rückforderung<br />

der Versicherungsleistung) an den Verursacher richten kann.<br />

Bei allen Schadensereignissen ist die Versicherung umgehend, i. d. R. über den DRK-Kreisverband, zu<br />

benachrichtigen. Entsprechende Formulare sind beim Kreisverband vorhanden.<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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Die <strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong><br />

Abschnitt 6: Planung von Übungen<br />

6.1 Planung von Übungen<br />

6.2 Aufbau des Schadensgebietes<br />

6.3 RUD-Einsatzplan<br />

6.1 Planung von Übungen<br />

Ziel von Übungen und Ausbildungsveranstaltungen mit RUD Beteiligung ist es, die Helferinnen und Helfer<br />

so realitätsnah wie möglich mit Unfallsituationen und den damit verbundenen physischen und psychischen<br />

Belastungen vertraut zu machen, damit sie im Ernstfall ihren Aufgaben gewachsen sind.<br />

Daher wird vor allem das Fachwissen der Einsatzkräfte situationsbezogen überprüft und vertieft sowie<br />

die Zusammenarbeit mehrerer Einsatzkräfte ggf. unterschiedlicher Aufgabenbereiche geübt.<br />

Die RUD spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn vom Aufbau der Situation und der richtigen Darstellung<br />

von Verletzungen wird es u. a. abhängen, ob die Übung die Einsatzkräfte zu einem Lernerfolg<br />

führt und damit motivierende Wirkung hat oder nicht bzw. für die Übungsleitung der tatsächliche Ausbildungsstand<br />

und die Einsatzfähigkeit der Helferlinnen ersichtlich wird.<br />

Wegen der großen, der RUD zukommenden Verantwortung ist eine detaillierte Planung durch den<br />

RUD-Leiter notwendig. Diese Planung gliedert sich in zwei Schritte:<br />

1. die allgemeine Einsatzvorplanung<br />

2. die Erstellung von RUD-Einsatzplänen<br />

zu 1. Die allgemeine Einsatzvorausplanung<br />

In der Planungsphase, vor allem von Übungen, wo mit einem größeren RUD-Einsatz zu rechnen<br />

ist, hat sich der RUD-Leiter die für seinen Einsatz erforderlichen Informationen zu beschaffen,<br />

bzw. sind diese dem RUD-Leiter zugänglich zu machen.<br />

Der RUD-Leiter sammelt alle für ihn wichtigen Informationen und trägt sie in seinen Planungsbogen<br />

ein. Nachfolgend aufgeführte Informationen sind zu beschaffen:<br />

o Wer ist Veranstalter der Übung bzw. Ausbildung und wie ist diese Veranstaltung betitelt?<br />

o Wer hat die Übungsleitung bzw. wer ist der Ansprechpartner für den RUD-Leiter?<br />

o Wer ist verantwortlicher RUD-Leiter? Dieses ist der Übungsleitung mitzuteilen<br />

o Wer trägt die Kosten des RUD-Einsatzes?<br />

o Wie hoch werden voraussichtlich die Kosten sein?<br />

o Wie soll abgerechnet werden?<br />

o Ist ein Kostenlimit festgesetzt?<br />

o Welche Übungsziele bzw. Ausbildungsziele werden verfolgt? Diese Frage ist besonders<br />

für die Gestaltung der Situation und die Auswahl der Verletzungen von Bedeutung.<br />

o Welches Schadensereignis soll dargestellt werden?<br />

� Wie ist die Schadenslage entstanden?<br />

� Wie entwickelt sich die Schadenslage im Verlauf der Übung?<br />

o Wo soll die Übung stattfinden?<br />

o Wann soll die Übung stattfinden?<br />

o Sind alle notwendigen Absprachen mit Haus- und Grundstückseigentümer bzw. beteiligten<br />

Institutionen, Firmen und Behörden getroffen worden, oder muss dies noch geschehen?<br />

o Wurden bestimmte Auflagen gemacht?<br />

o Wenn ja, welche?<br />

o Welches Material bzw. welche Requisiten werden zur Situationsdarstellung benötigt?<br />

o Welche Requisiten sind vorhanden?<br />

o Welche Requisiten sind von der Übungsleitung zu beschaffen, welche durch die<br />

RUD-Gruppe?<br />

o Wer baut die Situation auf, vor allem bei großen Requisiten und durch wen werden sie<br />

ggf. gesichert?<br />

o Wie viel Mimen sollen eingesetzt werden?<br />

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o Wird ein bestimmtes Alter der Mimen verlangt und ist ein bestimmter, von den darzustellenden<br />

Verletzungen abhängiger Ausbildungsstand der Mimen erforderlich?<br />

o Welche Verletzungen sollen geschminkt und dargestellt werden?<br />

o Passen die Verletzungen zur Situation?<br />

o Wo werden die Mimen geschminkt?<br />

o Es ist zu prüfen, ob die angebotenen Räume zum Schminken geeignet sind.<br />

o Wann und durch wen erfolgt die Verpflegung der Mimen oder muss sich die RUD-<br />

Gruppe selbst verpflegen?<br />

o Wie gelangen die Mimen zum Einsatzort und wieder zurück (Abschminken)?<br />

o Wenn die Mimen nach dem Schminken transportiert werden müssen, ggf. die Verletzung<br />

vorschminken und erst am Einsatzort fertig schminken<br />

o Es muss an die Bedeckung der Polster im Transportfahrzeug z. B. mit Plastikplane gedacht<br />

werden.<br />

o Welche Wetterbedingungen sind zu erwarten?<br />

o Entsprechende Bekleidung der Mimen ist vorzusehen.<br />

o Bei kühlem Wetter/Boden sind Unterlagen für die Mimen vorzusehen.<br />

o Bei kaltem Wetter dürfen die Mimen nicht zu lange im Freien liegen, es müssen Fahrzeuge<br />

(Bus) oder Gebäude vorhanden sein, in denen sich die Mimen bis zum Einsatz<br />

aufhalten können.<br />

o Bestehen für die Mimen besondere Gefährdungen und wie sind sie zu beseitigen?<br />

o Sicherheitsbestimmungen: Werden ausreichend Sicherheitsbeauftragte, Leitungsgehilfen<br />

und Schiedsrichter eingesetzt?<br />

o Wann ist der Mimeneinsatz beendet, wohin werden die Mimen im Verlauf der Übung gebracht?<br />

o Wo wird abgeschminkt?<br />

zu 2. Die Erstellung von RUD-Einsatzplänen<br />

Nachdem in der Planungsphase alle wichtigen Sachverhalte ermittelt und festgelegt sind,<br />

kann die detaillierte Einsatzplanung vom RUD-Leiter vorgenommen werden.<br />

Dies geschieht mit Hilfe des Planungsbogen RUD-Einsatzplan für jeweils kleine überschaubare<br />

Übungsabschnitte. Dabei wird im RUD-Einsatzplan noch folgendes im Einzelnen aufgeführt:<br />

o Jeder Plan erhält eine fortlaufende Nummer<br />

o Veranstaltungstitel, Datum, Übungsleiter und RUD-Leiter werden eingetragen<br />

- Die Übungslage<br />

- Art des Unfalls<br />

- Zustandekommen des Unfalls<br />

- Nachträgliche Entwicklung des Schadensgeschehens<br />

- Wo und wann treffen sich die Mimen<br />

- Schminkort und Schminkbeginn<br />

- Verletzungen, Mimen, Schminker (namentlich)<br />

- Besondere Schminkmaterialien sind vorhanden oder noch zu beschaffen?<br />

- Verpflegung der Mimen, wann und wo<br />

- Wie erfolgt der Transport zum Einsatzgebiet<br />

- Rücktransport der Mimen<br />

6.2 Aufbau des Schadensgebietes<br />

Zunächst wird eine Auflistung der benötigten Requisiten vorgenommen. Größere Requisiten sollten<br />

nummeriert werden, damit sie in der Lageskizze überschaubar eingezeichnet werden können. Danach ist<br />

zu klären, wer die Requisiten beschafft, wer sie aufbaut und ggf. für die Sicherung bzw. Absicherung<br />

verantwortlich ist.<br />

Welches Material und welche Requisiten zum Situationsaufbau benötigt werden, ist aus der Lagebeschreibung,<br />

also der Unfallsituation abzuleiten.<br />

Es ist von Vorteil, wenn man zur Situation passende Unfallbilder, oder aus vorherigen Übungen vorhandene<br />

Zeichnungen oder Bilder zur Verfügung hat und danach den Situationsaufbau vornehmen kann.<br />

Auf jeden Fall wird die Situationsgestaltung vorher in Skizzen festgelegt.<br />

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Lageskizze<br />

Zu jedem Situationsabschnitt ist eine detaillierte Lageskizze zu erstellen, worin alle beim Aufbau<br />

einer Unfallsituation notwendigen Details ggf. farbig eingezeichnet werden.<br />

Die Verletzten und größeren Requisiten werden nummeriert in die Lageskizze eingezeichnet.<br />

- Nummer der Lageskizze<br />

- Umfang, Begrenzung und Aussehen des Schadensgebietes<br />

- Standort und Bau der Requisiten<br />

- Lage und Nummer der Verletzten<br />

- Gebäude, Ein- und Ausgänge und die Stockwerke<br />

- Zu- und Abfahrtswege<br />

- Gefahrenstellen werden mit einem Zeichen besonders kenntlich gemacht.<br />

Nunmehr ist alles aus dem RUD-Einsatzplan zu ersehen. Es empfiehlt sich, wenn dies möglich ist, einzelne<br />

Situationen vorab schon einmal zu üben, damit am Einsatztag ein reibungsloser Ablauf sichergestellt<br />

ist und nach der Lageskizze ohne Probleme gearbeitet werden kann. Besondere Bedeutung gewinnt<br />

eine solche Skizze bei Wettbewerben und Treffen, wenn eine gleiche Situation mehrmals aufgebaut<br />

werden muss. So kann für die Einsatzkräfte immer die gleiche Ausgangslage geschaffen werden.<br />

Bei Übungen kann mit Hilfe der Lageskizze u. U. auch der Verlauf der Hilfeleistung verfolgt und leichter<br />

beurteilt werden. Wird vom RUD-Leiter eine eigene Übung geplant, so ist in Eigenverantwortung immer<br />

in der beschriebenen Weise vorzugehen.<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

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<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong> Deutsches Rotes Kreuz<br />

RUD - Einsatzplan<br />

Art der Veranstaltung<br />

Übungsleitung Datum<br />

RUD- Leiter Übungsbeginn<br />

Übungsort<br />

Treffpunkt der Mimen Uhrzeit<br />

Schminkort Schminkbeginn<br />

Übungslage<br />

Verletzungen Mimen Schminker<br />

Transport der Mimen<br />

zum Einsatzort<br />

Uhrzeit<br />

zurück zum Abschminken Uhrzeit<br />

Prüfung der richtigen Darstellung durch<br />

Verpflegung Ort Uhrzeit<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

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<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong> Deutsches Rotes Kreuz<br />

Requisiten<br />

Skizze<br />

Material vorhanden zu beschaffen<br />

durch<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

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<strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong><br />

Abschnitt 7: Materialien und weitere Ergänzungen<br />

7.1 Musterhafte Befüllung eines RUD-Koffers<br />

7.2 Materialrezepte<br />

7.3 Verzeichnis über alle Materialien und Gerätschaften<br />

7.4 Firmen, die RUD-Materialien vertreiben<br />

7.1 Musterhafte Befüllung eines RUD-Koffers<br />

(nach Schminkkoffer „BAVARIA 91“ - nicht mehr bestellbar<br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

1 Color-Spray schwarz<br />

1 Color-Spray rot<br />

4 Schwämmchen<br />

2 Modellierkitt<br />

2 Flaschen Blut 200 ml<br />

1 Dose Sand<br />

1 Spatel weiß<br />

1 Rolle Leukosilk<br />

1 Schere, rostfrei<br />

1 Tube Farbentferner<br />

1 Beutel "Nägel u. Fingernägel"<br />

1 Beutel Glassplitter<br />

2 Knochenstücke<br />

2 Modellierspatel<br />

1 Blut-Pumpsystem für Schlagader-Verletzung<br />

4 Tuben Make-up-Paste sortiert, zur Hauttönung<br />

1 Tube Schockpaste<br />

2 Tuben Blutpaste<br />

1 Tube UHU<br />

1 Pack Papierhandtücher<br />

1 kleine Seife<br />

1 Dose Abschminke<br />

2 Dosen Vaseline<br />

3 leere Dosen für diverses Material<br />

1 Dose mit Wattebällchen<br />

2 Dosen Puder<br />

Farbpasten:<br />

2 Dosen weiß<br />

2 Dosen rot<br />

1 Dose blau<br />

2 Dosen dunkelrot<br />

2 Dosen schwarz<br />

1 Begleitheft RUD<br />

1 Notizblock<br />

1 Kugelschreiber<br />

1 Inhaltsverzeichnis<br />

1 Anleitung für das Nummernschloss des Koffers<br />

1 Arbeitsmappe für die <strong>Realistische</strong> <strong>Unfalldarstellung</strong><br />

Weitere Tipps unter: http://www.jrk.brk.de/html/rud/ausstattung.html<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

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7.2 Materialrezepte<br />

Für alle jene, die ihr Material selbst herstellen wollen, gelten die nachfolgenden Verarbeitungshinweise:<br />

a) Modellier - Kitt (hautfarbig)<br />

Man erhält 2 kg Kitt-Masse aus:<br />

Plastillin weiß 1500 g<br />

Plastillin rosa 250 g<br />

Plastillin terracotta 150 g<br />

Vaseline - gelb 100 g<br />

Trockenfarbe Ultramarinblau ca. 4 g<br />

Vaseline wird bei ca. 80° C in einer Schmelzpfanne verflüssigt, dann wird langsam Plastillin in<br />

kleinen Stücken dazugegeben. Temperatur auf 105° C erhöhen und das Ultramarinblau einrühren.<br />

Temperatur vermindern und rühren, bis keine Blasen mehr aufsteigen.<br />

Masse erkalten lassen und in Stücke ausformen.<br />

b) Make up - Paste (hautfarbig)<br />

Plaka-Casein-Farben oder Casein-Tempera-Farben der Grundtöne weiß, gelb, ocker werden in<br />

unterschiedlichen Teilmengen gemischt, bis die gewünschte hautähnliche Farbe entsteht.<br />

Danach werden 60 g ATRIX-Hautcreme im Wasserbad bei ca. 80° C verflüssigt.<br />

In die verflüssigte Atrix werden 35 g der vorher gemischten Farbmasse heiß eingerührt und die<br />

gut gerührte heiße Masse in kleine Dosen gegossen.<br />

c) Schock - Paste (fahlgelb)<br />

Plaka-Casein-Farben oder Casein-Temperara-Farben der Grundtöne weiß, gelb, ocker werden in<br />

Unterschiedlichen Teilmengen gemischt, bis der gewünschte fahlgelbe Schock-Ton entsteht<br />

(wenig Schwarz untermischen).<br />

Weitere Verarbeitung wie bei der Make-up-Paste.<br />

d) Vaseline – Farbpasten<br />

e) Blut<br />

Die reinen Farbtöne heilrot, dunkelrot, schwarz, weiß und blau werden folgendermaßen hergestellt:.<br />

Man füllt ein Gefäß zur Hälfte mit gelber Vaseline, gibt das gewünschte Farbpulver hinzu<br />

und spachtelt gründlich durch. Größere Mengen lassen sich besser verarbeiten durch Einrühren in<br />

warmverflüssigte Vaseline. Das Mischungsverhältnis der Farben ist aus der Fibel über <strong>Realistische</strong><br />

<strong>Unfalldarstellung</strong> – neue Auflage -zu ersehen.<br />

Gleichermaßen sind in der Fibel zwei bereits bewährte Rezepte zur Herstellung von Schminkblut<br />

beschrieben, von denen das eine auf Öl-Basis, das andere auf Wasser-Basis beruht. Durch Verwendung<br />

besonderer Farbstoffe konnte eigens für den Schminkkasten „Mehlem“ eine Blutflüssigkeit<br />

entwickelt werden, die keinen Bodensatz bildet und besonders lagerfähig ist.<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

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7.3 Verzeichnis, der in der <strong>Realistische</strong>n <strong>Unfalldarstellung</strong> verwendeten Materialien, Werkzeuge,<br />

Requisiten und Hilfsmittel:<br />

1. Inhalt des Schminkkastens „Mehlem“:<br />

2 Dosen mit Vaseline<br />

2 Dosen mit Puder<br />

3 leere Dosen für diverses Material:<br />

z.B. Fremdkörper, Sand, Asche usw.<br />

2 Spatel (Kunststoff)<br />

2 Modellierhölzer<br />

1 Schere, rostfrei, 13 cm<br />

1 Tube UHU<br />

1 Tube Blutpaste<br />

2 Flaschen „Flüssiges Blut“ a 200 ml<br />

1 Beutel mit Nägel und Fingernägel<br />

1 Beutel mit 5 „Glas-Splittern"<br />

1 Tube Farbentferner<br />

2. Zusätzliches Material:<br />

1 Beutel mit Blechsplitter und Plexiglassplitter<br />

1 Beutel mit Knochenstücken und Holzsplittern<br />

1 Dose weißer Kunstholzleim (wasserlöslich)<br />

1 Dose Sand, Erde, Straßenstaub<br />

(evtl. Sägemehl)<br />

Bindfaden, Schnur, Wollgarn etc.<br />

1 Dose Handwaschpaste<br />

1 Dose Puder (hautfarbig)<br />

1 Dose Gips<br />

1 Flasche Glycerin Wasserlösung (4:1)<br />

Schweizer Watte-Binden, Fließ-Tücher,<br />

3. zusätzliches Material:<br />

Sicherheitsnadeln<br />

1 Gipsbecher mit Gipslöffel<br />

1 Farbspachtel<br />

1 spitze Nagelschere<br />

Lappen zum Abschminken<br />

Handtuch oder Papierhandtücher<br />

Pumpsystem für Spritzblutungen<br />

4. Requisiten und Hilfsmittel:<br />

Pkw-Teile zum Ausiegen:<br />

Radkappe-Spiegel-Blinkerglas<br />

Scheinwerfer-Nummernschild-Ersatz<br />

Auspuffrohr-Zierleisten<br />

Wagenheber-Holzklotz zum Pkw-Aufbocken<br />

1 alte Sekuritscheibe zum Zerschlagen und<br />

Auflegen auf Frontscheibe<br />

Feuerlöscher<br />

1 altes Fahrrad<br />

1 roter Fahrradschlauch<br />

Schwarze Farbe für „Bremsspuren“<br />

1 Arbeitsmantel<br />

2 x 200 g Modellierkitt<br />

4 Tuben Make-up-Paste, sortiert z. Hautönung<br />

4 Schwämmchen<br />

1 Wattebällchen<br />

1 Rolle Leukosilk 5 m x 1 cm<br />

2 Tuben Schockpaste<br />

Farbpasten<br />

2 Dosen weiß<br />

2 Dosen hellrot<br />

2 Dosen blau<br />

2 Dosen dunkelrot<br />

2 Dosen schwarz<br />

Trockenfarben-Reserve zur<br />

Herstellung der Vaseline-Pasten<br />

1 Flasche Wasser<br />

1 Flasche Benzin (zum Ansengen)<br />

einige halbierte Eierschalen<br />

1 Päckchen Brausepulver<br />

1 Schminkstift-violett<br />

l Fläschchen Collodium<br />

Schweizer Watte-Binden, Fließ-Tücher,<br />

(oder Tempo-Tücher)<br />

1 Zerstäuber-Flasche<br />

1 kleine Holzraspel<br />

1 schmales Küchenmesser<br />

1 Rasierklinge<br />

1 kleiner Wassertopf<br />

1 Blechschere (Gipsschere)<br />

Hammer, Zange, Nägel, Säge etc.<br />

1 Wolldecke<br />

einige alte Hemden, Hosen, Jacken<br />

einige alte Mützen oder Hüte<br />

2 linke Schuhe<br />

Polsterwatte<br />

Zeitungspapier<br />

Zündhölzer<br />

Rauchpulver (weiß)<br />

Blech-Unterlage für Rauchpulver<br />

Karbid (für schwarzen Rauch)<br />

(nur im Freien verwenden!)<br />

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7.4 Firmen, die RUD-Materialien vertreiben<br />

Die in dieser Arbeitshilfe benannten Materialien können bei den hier genannten Firmen bestellt werden.<br />

Die benannten Schminkkästen ´Mehlem` und ´Bavaria 91` können so nicht mehr geordert werden.<br />

Leichner Kosmetik GmbH<br />

Gartenstraße 12<br />

89179 Beimerstetten<br />

Kryolan GmbH<br />

Papierstraße 10<br />

13409 Berlin<br />

Firma Quaste<br />

Andrea Wackershauser<br />

Auf der Halle 10<br />

75045 Walzbachtal<br />

DRK-Service GmbH<br />

Linzer Str. 21<br />

53604 Bad Honnef<br />

Tel.: 07348 20191-0<br />

Fax: 07348 20191-20<br />

Email: info@polyco.com<br />

www.Leichner-Kosmetik.de<br />

Tel.: 030 499 892 - 0<br />

Fax: 030 491 49 94<br />

www.kryolan.de<br />

Tel.: 07203 922378<br />

Fax: 07203 922379<br />

E-Mail: info@quaste.com<br />

www.quaste.de<br />

Tel.: 030 - 479004-0<br />

Fax: 030 - 479004-25<br />

E-Mail: info@drkservice.de<br />

www.drkservice.de<br />

www.rotkreuzshop.de<br />

7.5 Literaturhinweise und Quellennachweise<br />

Handbuch für die „<strong>Realistische</strong> Unfall-Darstellung“, Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat Berlin,<br />

Berlin 1996<br />

Handbuch "<strong>Realistische</strong> Wund- und <strong>Unfalldarstellung</strong>", Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der<br />

DDR, Berlin 1988<br />

Grimas / Haarlem, Make-up voor professional en hobby, Grimas 1992<br />

Dr.med. Hanns Ger lach; Dr.med. Walter Stoeckel, <strong>Realistische</strong> Unfall-Darstellung, DRK Bonn 1976,<br />

9.Auflage<br />

Walter Kaiser, Die realistische <strong>Unfalldarstellung</strong>, Eine Anleitung für die DRK-Lehrkräfte, DRK in der DDR<br />

Kryolan Theather-Schminkfibel, Kryolan GmbH Berlin 1990, 4.Auflage<br />

Ingeborg Becker, Verzauberte Gesichter, Schminken für Kinderfeste + Spiele, Brunnen-Reihe Kinder-<br />

Programm 223, Christophorus-Verlag Freiburg<br />

Bild-Kurs-Buch, Schminktechniken: Grundanleitung zum Schminken in Theater, beim Ballet und im Karneval<br />

- für Kinder und Erwachsene, XENOS-Verlagsgesellschaft mbH<br />

Hrsg. Kurt Roth, Klaus E.R.Lindemann, Hobbythek, Jean Pütz, Christine Niklas: Schminken, pflegen,<br />

schönes Haar, Sanfte Kosmetik und Sonnenkosmetik, ISBN: 3-8025-6177-5<br />

RUD-Arbeitsunterlagen der DRK-Landesverbände Nordrhein, Westfalen-Lippe und Baden Württemberg<br />

RUD-Arbeitshilfe<br />

Jugendrotkreuz im DRK-LV Sachsen-Anhalt e.V.<br />

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