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Was kann Seelsorge von der Psychotherapie ... - seminare-ps.net

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Dr. med. Samuel Pfeifer: <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

Vortrag am RPP 2007 Graz<br />

Dr. Samuel Pfeifer, Klinik Sonnenhalde, Riehen / Schweiz<br />

Therapie statt Religion?<br />

<strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

• <strong>Was</strong> einst alleiniges Wirkungsfeld <strong>der</strong><br />

Religion war, ist heute zur Aufgabe<br />

<strong>ps</strong>ychologisch orientierter Therapeuten<br />

geworden. Sie sind es, die Menschen in<br />

ihrer Not begleiten, ihnen seelischen<br />

Schmerz verständlich machen, ihnen neuen<br />

Lebenssinn vermitteln und ihnen dazu<br />

verhelfen, das Leben besser zu bewältigen<br />

und in größerer Fülle zu erfahren.<br />

Nach Benner 1998<br />

Verdrängung <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

<strong>Seelsorge</strong> vs. <strong>Psychotherapie</strong>?<br />

• <strong>Psychotherapie</strong><br />

• Psychologisierte <strong>Seelsorge</strong><br />

• Eine breite Palette <strong>von</strong> therapeutischen<br />

Philosophien aus dem ausserchristlichen<br />

Raum.<br />

• Beklagt wird „Psychologisierung <strong>der</strong><br />

<strong>Seelsorge</strong>“<br />

• 1947 Eduard Thurneysen:<br />

„Psychologie ist Hilfswissenschaft <strong>der</strong><br />

<strong>Seelsorge</strong>“<br />

• 1978 Stollberg:<br />

„<strong>Psychotherapie</strong> im kirchlichen Kontext“<br />

Dialog vs. Proprium<br />

Definitionen – <strong>Seelsorge</strong> als Begegnung<br />

• Wie <strong>kann</strong> die <strong>Seelsorge</strong> die Sprache<br />

unserer Kultur sprechen, ohne ihr Proprium<br />

zu verlieren und zu einer blossen Spielform<br />

<strong>der</strong> über hun<strong>der</strong>t <strong>Psychotherapie</strong>schulen zu<br />

werden?<br />

• Die Unterstützung und Begleitung des Einzelnen in Fragen des<br />

Glaubens und <strong>der</strong> Lebensführung durch dafür ausgebildete und<br />

beauftragte Mitarbeiter. – Die wissenschaftliche Analyse und<br />

Darstellung <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong> ist Gegenstand <strong>der</strong> praktischen Theologie.<br />

• Die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong> beginnt nicht erst mit dem biblischen<br />

Christentum und sie endet nicht an den Grenzen christlicher<br />

Konfessionen und Denominationen. <strong>Seelsorge</strong> ist ein Phänomen<br />

menschlicher Kommunikation und wie diese zeit- und<br />

situationsabhängig. Wo Menschen bewusst miteinan<strong>der</strong> leben und<br />

kommunizieren, wird sich auch mehr o<strong>der</strong> weniger wahrnehmbar „so<br />

etwas wie“ <strong>Seelsorge</strong> ereignen… (Ziemer 2004)<br />

• „Gespräch in <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong> ist we<strong>der</strong> Verkündigung noch Therapie,<br />

son<strong>der</strong>n existentielles Gespräch im Deutehorizont des christlichen<br />

Glaubens.“ (Nicol, 1990)<br />

Weitere Präsentationen:<br />

www.<strong>seminare</strong>-<strong>ps</strong>.<strong>net</strong><br />

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Dr. med. Samuel Pfeifer: <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

Vortrag am RPP 2007 Graz<br />

Übersicht<br />

1. Das Bio-<strong>ps</strong>ycho-soziale Modell: Neurobiologie,<br />

<strong>Psychotherapie</strong> und <strong>Seelsorge</strong>.<br />

2. <strong>Psychotherapie</strong>forschung und die gemeinsamen<br />

Wirkfaktoren <strong>von</strong> Therapie und <strong>Seelsorge</strong>.<br />

3. Die Bedürfnisse und Erwartungen <strong>der</strong> „Konsumenten“.<br />

4. Problemkreise: Kulpabilisierung, Spiritualisierung und<br />

Dämonisierung.<br />

5. Wege zum Dialog zwischen <strong>Psychotherapie</strong> und<br />

<strong>Seelsorge</strong>.<br />

A)<br />

Neurobiologie<br />

und<br />

<strong>Psychotherapie</strong><br />

Alles Neurobiologie und Ge<strong>net</strong>ik?<br />

• Eindrückliche Forschungsergebnisse <strong>der</strong><br />

Bildgebung und <strong>der</strong> Gensequenzierung<br />

• „A new intellectual framework for<br />

<strong>ps</strong>ychiatry“ (E. Kandel 1999)<br />

• Umdenken in <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong>:<br />

„NEUROPSYCHOTHERAPIE“<br />

(Grawe 2003).<br />

Das Bio-Psycho-Soziale Modell<br />

PSYCHE<br />

Fühlen - Denken<br />

Wollen - Handeln<br />

Psychische<br />

NEUROBIOLOGIE<br />

Probleme<br />

BIOLOGIE<br />

Erbanlage, Temperament<br />

Hirn-Biochemie<br />

individuelle Sensibilität<br />

körp. Gebrechen<br />

GEFAHR<br />

SOZIALES UMFELD<br />

Kindheit, Familie<br />

Belastende Erlebnisse<br />

Schwere Umstände<br />

„STRESS“<br />

Alles Neurobiologie und Ge<strong>net</strong>ik?<br />

• GEFAHR: Verschwommene MRI-Bil<strong>der</strong><br />

und kryptische Genomsequenzen gaukeln<br />

einen Wahrheits- und Deutungsanspruch<br />

vor, <strong>der</strong> einer genauen Überprüfung nicht<br />

standhält.<br />

• Beispiel: „Das Gottes-Gen“ – Dean Hamer<br />

– Korrelation <strong>von</strong> „Selbsttranszendenz“ mit<br />

einem gehäuften Vorkommen des Gens für<br />

das Enzym VMAT2.<br />

Denken und Glauben <strong>von</strong> Biologie geprägt<br />

Neurotransmitter prägen alle<br />

Denkvorgänge, Gefühle, Triebe<br />

und Impulse. Letztlich ist auch <strong>der</strong><br />

Glaube <strong>von</strong> <strong>der</strong> Balance <strong>der</strong><br />

Neurotransmitter bestimmt.<br />

Die unsterbliche Seele ist abhängig<br />

<strong>von</strong> den Ausdrucksmöglichkeiten<br />

des Gehirns.<br />

Weitere Präsentationen:<br />

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Dr. med. Samuel Pfeifer: <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

Vortrag am RPP 2007 Graz<br />

Entscheiden / Beurteilen im Stirnhirn<br />

Grenzen <strong>der</strong> Neurobiologie<br />

• „Die innere Struktur <strong>ps</strong>ychischer<br />

Leidenszustände lässt sich wahrscheinlich doch<br />

nicht vollständig in neurobiologisch definierten<br />

Konzepten abbilden.“<br />

• Gefahr: „kausaler Determinismus <strong>von</strong> Denken,<br />

Fühlen und Verhalten, in dem <strong>der</strong> freie Wille<br />

o<strong>der</strong> die Autonomie <strong>der</strong> Subjektivität bestenfalls<br />

nützliche Illusionen darstellen.“<br />

• Editorial im Nervenarzt (Mai 2005)<br />

Gemeinsamkeiten therapeutischer Prozesse<br />

B<br />

Wirkfaktoren in <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong><br />

1. Eine vertrauensvolle Beziehung zur helfenden Person.<br />

2. Eine Erklärung für die Probleme<br />

Eine rationale Begründung o<strong>der</strong> ein mythologischer Zusammenhang,<br />

<strong>der</strong> die Gründe für die Schwierigkeiten des Patienten erklärt und<br />

indirekt das Vertrauen des Patienten in seinen Therapeuten stärkt.<br />

3. Darlegung neuer Informationen<br />

über die Ursache und Dynamik <strong>der</strong> Probleme des Patienten. Aufzeigen<br />

neuer Wege zum Umgang mit diesen Schwierigkeiten.<br />

4. Hoffnung wecken.<br />

Stärkung <strong>der</strong> Erwartungen des Patienten auf Hilfe.<br />

5. Vermittlung eines Erfolgserlebnisses,<br />

das die Hoffnungen weiter stärkt und ihm das Gefühl gibt, seine<br />

Schwierigkeiten meistern zu können.<br />

6. Emotionales Engagement des Therapeuten.<br />

(nach J. Frank)<br />

Gemeinsame Faktoren<br />

Gemeinsame Faktoren<br />

Überzeugung<br />

Überzeugung<br />

GLAUBE<br />

Beziehung<br />

Erwartung<br />

Beziehung<br />

Erwartung<br />

LIEBE<br />

HOFFNUNG<br />

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Dr. med. Samuel Pfeifer: <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

Vortrag am RPP 2007 Graz<br />

Gemeinsame Faktoren<br />

Glaube<br />

C<br />

Bedürfnisse und Erwartungen<br />

<strong>der</strong> „Konsumenten“<br />

Liebe<br />

Hoffnung<br />

Studie: Ziele in <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong><br />

Ziele in <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong><br />

• Arbeitsgruppe um Prof. Klaus Grawe in<br />

Bern (M. Grosse Holtforth 2001)<br />

• Fünf mögliche Ziele einer Therapie:<br />

1. Problem- bzw. Symptombewältigung<br />

2. Beziehungen<br />

3. Wohlbefinden<br />

4. Orientierung und Sinnfindung<br />

5. Selbstbezogene Ziele (Selbstwert,<br />

Selbstsicherheit etc.)<br />

nur 3 % suchen<br />

Antwort auf die<br />

Frage nach dem<br />

Sinn.<br />

M. Grosse Holtforth 2001<br />

Sehnsucht nach Trost<br />

• "Die Tragödie des mo<strong>der</strong>nen<br />

Menschen besteht nicht darin, dass er<br />

im Grunde immer weniger über den<br />

Sinn des eigenen Lebens weiß,<br />

son<strong>der</strong>n dass ihn das immer weniger<br />

stört."<br />

(Vaclav Havel)<br />

• «Ich beuge mich dem Vorwurf, dass ich<br />

ihnen keinen Trost zu bringen weiss, denn<br />

das verlangen sie im Grunde alle, die<br />

wildesten Revolutionäre nicht weniger<br />

leidenschaftlich als die bravsten<br />

Frommgläubigen.»<br />

Sigmund Freud in „Das Unbehagen in <strong>der</strong> Kultur“<br />

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Dr. med. Samuel Pfeifer: <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

Vortrag am RPP 2007 Graz<br />

Pragmatische Sichtweise ?<br />

• Patienten nehmen vielleicht Therapie heute<br />

an<strong>der</strong>s wahr, nicht als Weg zu Lebenssinn und<br />

Orientierung, son<strong>der</strong>n schlicht zur Bewältigung<br />

<strong>von</strong> Problemen, zur Reduktion <strong>von</strong> Symptomen,<br />

zur Verbesserung <strong>von</strong> Beziehungen, und zur<br />

Stärkung des Selbstbewusstseins.<br />

• Lebenssinn hat beim „Seelenklempner“ vielleicht<br />

genau so wenig Bedeutung wie beim Zahnarzt.<br />

• ABER: Können wir diese reduktionistische<br />

Sichtweise unkritisch mittragen?<br />

Entkerygmatisierung <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

• Verschiebung <strong>der</strong> Perspektive: <strong>von</strong> „coram<br />

deo“ nach „coram mundo“<br />

• Thurneysen (1947): „<strong>Seelsorge</strong> ist<br />

Wortverkündigung an den Einzelnen und <strong>kann</strong><br />

und will nie etwas An<strong>der</strong>es sein.“ – „Psychologie<br />

als Hilfswissenschaft.“<br />

• Stollberg (1978): „<strong>Seelsorge</strong> ist <strong>Psychotherapie</strong><br />

im kirchlichen Kontext.“<br />

• „Entkerygmatisierung“ <strong>der</strong> christlichen <strong>Seelsorge</strong><br />

in <strong>der</strong> Pastoral<strong>ps</strong>ychologie (Sons)<br />

Spiritualität – Geistheilung<br />

Warum beten?<br />

• Die diesseitsbezogene Psychologisierung hat in<br />

vielen Menschen einen Hunger nach Spiritualität<br />

ausgelöst.<br />

• Öffnung für östliche Modelle <strong>der</strong> Meditation.<br />

• Esoterische Modelle <strong>der</strong> Selbstfindung.<br />

• Heilungsgebete und Geistheilung in den einst<br />

rationalen Kirchen (ohne Reflexion <strong>der</strong><br />

theologischen Wurzeln).<br />

• Aber auch: Ernsthaftes Nachdenken über den<br />

Wert frühchristlicher Spiritualität (z.B.<br />

Wüstenväter).<br />

Das Unbehagen in <strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

D<br />

Problematische Bereiche<br />

<strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong>:<br />

Kulpabilisierung, Spiritualisierung,<br />

Dämonisierung<br />

1. Erzeugung <strong>von</strong> Schuldgefühlen (Kulpabilisierung):<br />

Suche nach Ursachen und „Wurzelsünden“.<br />

Lebensgestaltung als geistliche For<strong>der</strong>ung<br />

(Vermischung <strong>von</strong> Gemeindezucht und <strong>Seelsorge</strong>) –<br />

„Geistlicher Missbrauch“.<br />

2. Spiritualisierung: Geistliche Deutung <strong>ps</strong>ychischer<br />

Probleme; Religiöses Vokabular als Abwertung<br />

seelischer Not („Stolz, Auflehnung, Götzendienst“).<br />

Religiöse Interpretation <strong>von</strong> <strong>ps</strong>ychosomatischen und<br />

<strong>ps</strong>ychischen Symptomen (z.B. Schlaflosigkeit).<br />

3. Dämonisierung seelischen Leidens. („Delta-Faktor“;<br />

„Frei <strong>von</strong> dunklen Schatten“)<br />

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Dr. med. Samuel Pfeifer: <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

Vortrag am RPP 2007 Graz<br />

Glaube an dämonische Ursache<br />

Kritik <strong>der</strong> Kritik<br />

Untersuchung an 343 Patienten mit hoher Religiosität<br />

60<br />

Nondelusional Disor<strong>der</strong>s<br />

50<br />

40<br />

% 30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

PSY MOOD ANX PERS ADJ<br />

Nach Pfeifer (1994), Brit J Med Psychol 67:247–258.<br />

Demonic<br />

Causality<br />

Rituals of<br />

Deliverance<br />

• Gefühle und Bedürfnisse <strong>der</strong> Menschen als götzendienerische<br />

Empfindungen?<br />

• Ist denn das Empfinden <strong>der</strong> Menschen nicht Teil des menschlichen<br />

Wesens und <strong>der</strong> menschlichen Not?<br />

• Bereits im AT: Mitgefühl und Barmherzigkeit vs. Schuld und Sühne.<br />

„Der Herr, dein Gott, hat dein Wan<strong>der</strong>n durch diese große Wüste auf<br />

sein Herz genommen.“<br />

• Christliche <strong>Seelsorge</strong>r dürfen nicht zu<br />

Schriftgelehrten und Pharisäern degenerieren,<br />

die zwar jede Stelle zum Thema Sünde und<br />

Dämonie kennen, aber Gefühle <strong>der</strong><br />

Barmherzigkeit mit den Schwachen bereits als<br />

„humanistisch“ und „außerbiblisch“<br />

deklarieren.<br />

<strong>Seelsorge</strong> ohne Psychologie?<br />

Wie<strong>der</strong>entdeckung <strong>der</strong> Spiritualität<br />

• Theologische Konstrukte allein erreichen nicht<br />

die Herzen <strong>der</strong> Menschen.<br />

• Frage: Reichen die Konzepte <strong>der</strong> Bibel für eine<br />

fachgerechte Behandlung einer Anorexie, einer<br />

Angststörung, einer Zwangsstörung, o<strong>der</strong> einer<br />

Depression o<strong>der</strong> Psychose?<br />

• Ein religiöser Reduktionismus <strong>kann</strong> zum<br />

Deckmantel für eine unprofessionelle (und<br />

oftmals auch unbarmherzige) Beratung werden,<br />

die dem leidenden Menschen nicht gerecht wird.<br />

• Früher: „Christian Counseling“<br />

• „Integration of Psychology and Theology“<br />

Heute:<br />

• „Care of Souls“<br />

• „Care for the Soul“<br />

• „Spiritual Formation“<br />

• „Spiritual Direction“<br />

• „Integrating Spirituality into Treatment“<br />

Die Neuentdeckung <strong>der</strong> Seele<br />

• David Benner (1999): Care of Souls.<br />

Revisioning Christian Nurture and<br />

Counsel. Baker.<br />

• Daniel Hell (2003): Seelenhunger. Der<br />

fühlende Mensch und die Wissenschaften<br />

vom Leben. Huber.<br />

• Daniel Hell (2002): Die Sprache <strong>der</strong> Seele<br />

verstehen. Die Wüstenväter als<br />

Therapeuten. Her<strong>der</strong>.<br />

Die Neuentdeckung <strong>der</strong> Seele<br />

Unsere Beziehung zu Gott wird durch<br />

dieselben <strong>ps</strong>ychologischen Prozesse und<br />

Mechanismen moduliert, die auch in <strong>der</strong><br />

Beziehung zu an<strong>der</strong>en Menschen wirken. Die<br />

geistliche Sehnsucht ist in gewisser Weise<br />

auch eine <strong>ps</strong>ychologische Sehnsucht und jede<br />

<strong>ps</strong>ychologische Sehnsucht <strong>kann</strong> auch<br />

verstanden werden als Reflexion unserer<br />

grundlegenden geistlichen Sehnsucht."<br />

David Benner<br />

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Dr. med. Samuel Pfeifer: <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

Vortrag am RPP 2007 Graz<br />

Spannungsfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

Individuum<br />

Wünsche<br />

Sehnsucht<br />

Triebe,<br />

Impulse<br />

IDEALE<br />

Rel. Leitlinien<br />

REALITÄT<br />

Kirchliche<br />

Subkultur<br />

Gesellschaftsprägende<br />

Kultur<br />

D<br />

<strong>Was</strong> <strong>kann</strong> die <strong>Seelsorge</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

Leiden,<br />

Zerbrochenheit<br />

Gewalt, Versagen<br />

unerfüllte Wünsche<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung an die <strong>Seelsorge</strong><br />

1. Einfühlung und Engagement<br />

(Compassion)<br />

2. Gesellschaftliche Relevanz<br />

3. Verantwortungsbewusstsein,<br />

Professionalität und Ethik<br />

4. Spiritualität und<br />

Sehnsucht nach Gott<br />

1. Einfühlung und Engagement<br />

• Gott nimmt das Fühlen, Begehren und<br />

Leiden des Menschen ernst.<br />

• Jesus weinte über die Not <strong>der</strong> Menschen<br />

und nahm Anteil an ihrem Ergehen.<br />

• Der reife <strong>Seelsorge</strong>r kennt aus seinem<br />

eigenen Leben Grenzen und weiss um den<br />

Wert <strong>der</strong> Schwachheit.<br />

Beispiel: Henri Nouwen<br />

“Seine Worte sprachen mit beson<strong>der</strong>er Sensibilität<br />

zu denjenigen Menschen, die in ihrem Leben<br />

seelisch gelitten hatten. Er entdeckte, dass er aus<br />

seinen eigenen Verwundungen die Verletzungen<br />

an<strong>der</strong>er Menschen erreichen konnte.”<br />

2. Gesellschaftliche Relevanz<br />

• <strong>Seelsorge</strong> <strong>kann</strong> in <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong><br />

umgebenden Kultur kommunizieren.<br />

• <strong>Seelsorge</strong> spricht die Themen an, die die<br />

Menschen bewegen.<br />

• Diakonischer Auftrag in einer<br />

entsolidarisierten Gesellschaft.<br />

• <strong>Seelsorge</strong> gibt ethische Leitlinien.<br />

• <strong>Seelsorge</strong> vertritt manchmal auch<br />

unbequeme Gegenstandpunkte.<br />

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Dr. med. Samuel Pfeifer: <strong>Was</strong> <strong>kann</strong> <strong>Seelsorge</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong> lernen?<br />

Vortrag am RPP 2007 Graz<br />

3. Professionalität und Ethik<br />

4. Spiritualität und Sehnsucht nach Gott<br />

• Seelsorglich Tätige kennen ihre Grenzen und<br />

arbeiten mit Fachpersonen und -institutionen<br />

zusammen.<br />

• Sie kennen die ethischen Richtlinien <strong>der</strong><br />

Beratung und achten das Beichtgeheimnis.<br />

• Sie sind sich ihrer Verantwortung bewusst und<br />

bedrängen Ratsuchende nicht mit einseitigen<br />

spirituellen Deutungen.<br />

• Sie bilden sich selbst in speziellen Fachbereichen<br />

aus und nehmen Intervision / Supervision in<br />

Anspruch.<br />

• In <strong>der</strong> Welt, nicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Welt.<br />

• Die Sehnsucht nach dem letzten Durchblicken<br />

durch den matten Spiegel.<br />

• Sehnsucht nach besserem Verständnis <strong>der</strong><br />

menschlichen Seele.<br />

• Sehnsucht nach vermehrtem Erkennen, was sein<br />

Wort für den einzelnen bedeutet.<br />

• Eine Sehnsucht, dass er die Not <strong>der</strong> Menschen<br />

hinweg nimmt und ihre Tränen trock<strong>net</strong>.<br />

Zusammenfassung ****<br />

• Ein Unbehagen zwischen den Kulturen <strong>der</strong> <strong>Seelsorge</strong> und<br />

<strong>der</strong> <strong>Psychotherapie</strong> ist unvermeidlich und sogar<br />

stimulierend.<br />

• <strong>Seelsorge</strong> darf sich nicht dem kreativen Dialog mit <strong>der</strong><br />

<strong>Psychotherapie</strong> verschliessen.<br />

• Sinn und Werte leiten sich nicht nur ab <strong>von</strong> <strong>der</strong> Suche<br />

nach Glück, son<strong>der</strong>n letztlich aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />

Ewigkeit – in einer unvollkommenen Welt.<br />

• Eine christliche Gegenkultur hält das Spannungsfeld<br />

zwischen biblischen Leitlinien und <strong>der</strong> individuellen Not<br />

<strong>der</strong> Rat suchenden Person aus und ist in <strong>der</strong> Lage, in <strong>der</strong><br />

Sprache <strong>der</strong> Gegenwartskultur zu kommunizieren.<br />

The End<br />

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