Ein fröhliches Chanukka!
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10 Meinung<br />
Der Antisemitismus gehört zu Deutschland<br />
Militärisch ist die EU ein Zwerg, wirtschaftlich und politisch<br />
hat Deutschland in der EU das Sagen. Wenn der Antisemitismus zu Deutschland gehört,<br />
dann gehört der Antisemitismus zur ganzen EU<br />
№ 6 Dezember 2014 JÜDISCHE RUNDSCHAU<br />
Von Nathan Warszawski<br />
Wirtschaftlich und ideologisch hat die<br />
EU den Zenit überschritten. Trotzdem<br />
streben weitere Staaten die Mitgliedschaft<br />
an, weil es am östlichen Rand<br />
der EU erbärmlich zugeht. Die Kaste<br />
der Mächtigen und Reichen in den EU-<br />
»Südländern« lässt es sich gut gehen und<br />
hängt am Tropf Europas, also Deutschlands.<br />
Not leiden muss die arbeitende und<br />
die nicht-arbeitende Bevölkerung. Wer es<br />
kann, verlässt sein von der Sonne beschienenes<br />
Land, um sich in der »Nord«-EU<br />
zu verdingen. So spart sich Deutschland<br />
teure Ausbildungskosten für Mediziner<br />
und andere Akademiker, die im mächtigsten<br />
Staat der EU händeringend gesucht<br />
werden. Auch Ärzte aus Rumänien mit<br />
geringen Deutschkenntnissen werden<br />
gerne genommen, was die medizinische<br />
Betreuung der daheimgebliebenen Rumänen<br />
auf das medizinische Niveau der<br />
Dschungel Schwarzafrikas drückt. Doch<br />
selbst von dort laufen die Ausgebildeten<br />
weg, um in Deutschland zu dienen.<br />
Die EU als ganzes wird von den USA,<br />
der VR China, Südkorea und selbst von<br />
Brasilien sowohl wirtschaftlich, als auch<br />
militärisch abgehängt. Die Chancen stehen<br />
schlecht, dass die EU noch in diesem<br />
Jahrhundert erneut die Weltspitze erklimmt.<br />
Politisch und ethisch driften diverse<br />
EU-Staaten über einen gesteigerten<br />
Nationalismus in die Barbarei. Ungarn ist<br />
lediglich ein auffälliges Beispiel. Das bestialische<br />
Benehmen Flüchtlingen gegenüber,<br />
welches die europäische Rechtsprechung<br />
mit Mühe glättet, lässt den wahren<br />
Antlitz Europas erkennen – so man ihn<br />
erkennen will.<br />
In dieser Melange erwarten die Mächtigen<br />
der EU ein Machtwort Deutschlands.<br />
Es muss scharf klingen, darf den Gegner<br />
verletzen, soll die eignen Interessen nicht<br />
berühren. Unter Deutschlands Führung<br />
soll Russland vernichtet werden, selbst<br />
wenn die EU die Unterstützung Russlands<br />
außenpolitisch und wirtschaftlich<br />
dringend benötigt. Vorgeschoben werden<br />
die Ukraine und Moldawien, die vom<br />
Zugriff Russlands gerettet werden sollen,<br />
zwei Länder, deren Eigenständigkeit, Zivilisation<br />
und Kultur durch den Beitritt in<br />
die EU auf immer zerstört sein wird. Zumindest<br />
die Mächtigen der Ukraine und<br />
Moldawiens profitieren auf Kosten ihrer<br />
Völker.<br />
Offiziell hegt Deutschland freundschaftliche<br />
Beziehungen zum Staat der<br />
Juden, aus Staatsraison und anderen historischen<br />
Gründen. Doch die Lippen<br />
bekennende Liebe deutscher Politiker<br />
zum Judenstaat wird vom deutschen Volk<br />
nicht geteilt. Drei Generationen sind seit<br />
dem Ende des Holocausts vergangen. Der<br />
alte Antisemitismus drängt ans Licht zurück.<br />
Zu dem rechten, dem linken, dem<br />
groß- und kleinbürgerlichen Antisemitismus<br />
hat sich der islamische Judenhass<br />
dazu gesellt und die anderen bestens<br />
komplementiert.<br />
Wie in Demokratien üblich, darf das<br />
Volk alle paar Jahre seine Regierung wählen.<br />
Die Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
Parteien verwischen endgültig,<br />
sobald sie koalieren. Um an der Macht<br />
zu bleiben, müssen die politisch, finanziell<br />
und wirtschaftlich Herrschenden in<br />
Deutschland dem Volk in Ressentiments<br />
nachgeben, auch wenn es der Staatsraison<br />
widerspricht.<br />
Und so nimmt die EU die Errichtung<br />
einiger Wohnungen für Juden und Araber<br />
in Jerusalem zum Anlass, Israel wirtschaftlich<br />
zu schaden, um aus den eigenen<br />
Straßen den Druck zu mindern. Aus<br />
lieber Gewohnheit schiebt Deutschland<br />
Österreich vor, dieses moralisch-ekelige<br />
Vorhaben einzuleiten.<br />
Der Leser wird zweifeln, ob der Judenstaat-Hass<br />
bereits die Medien und die<br />
Hirne des Mainstreams erfasst hat. Ich<br />
bringe deshalb willkürlich zwei Sätze aus<br />
einem Bericht über die Lage in Libyen:<br />
»Libyen, Syrien und der Iran sind die<br />
letzten verbliebenen Länder, die an der<br />
Seite Palästinas stehen. Des Weiteren gehörte<br />
Libyen nicht dem westlichen Bankensystem<br />
(Rothschild) an.«<br />
Es ist der bürgerlich und politisch akzeptierte<br />
Freitag, der diesen subtilen<br />
Antisemitismus alleine für hochschulgebildete<br />
Antisemiten verbreitet, der weismachen<br />
will, dass die Palästinenser von<br />
niemanden außer dem Iran unterstützt<br />
werden – die beiden anderen Staaten existieren<br />
nicht mehr – und dass das westliche<br />
Bankensystem oder der Kapitalismus fest<br />
in jüdischer Hand ist. Dabei ist allgemein<br />
bekannt, dass die Palästinenser in allen<br />
Ländern der Welt, selbst in Israel, bewundert<br />
werden, auch wenn sie eine kleine<br />
Weile keine Morde an schuldigen Juden<br />
begehen. Und nicht nur der Kapitalismus,<br />
sondern auch der Kommunismus wird<br />
von Juden dominiert. Wahrscheinlich<br />
auch der Freitag.<br />
Nicht nur Beobachtern der antisemitischen<br />
Szene fällt es leicht, das Gras wachsen<br />
zu hören. <strong>Ein</strong> Paradigmenwechsel<br />
bahnt sich an. Sind bisher jüdische Selbsthasser<br />
und Judenstaat-Kritiker den gemäßigten<br />
Antisemiten höchst willkommen<br />
gewesen, so erkennt nun der gewöhnliche<br />
Antisemit, dass auch jüdische Antisemiten<br />
Juden sind, die angegangen werden<br />
müssen. Ich veröffentliche jetzt noch<br />
keine Namen, um keine selbsthassenden<br />
Juden zu warnen.<br />
Den auffälligsten Paradigmenwechsel,<br />
der sich dem verstärkten deutschen und<br />
europäischen Antisemitismus anpasst,<br />
liefern die jüdischen Gemeinschaft und<br />
die wenigen verbliebenen Israelfreunde.<br />
So weiß bereits die »judenverstehende«<br />
SZ, dass der bald geheim und demokratisch<br />
gewählte neue Vorsitzende des Zentralrates<br />
der Juden in Deutschland mit Israel<br />
solidarisch sein muss und dass seine<br />
Ansichten über den Judenstaat sich kaum<br />
Dr. Nathan Warszawski<br />
erahnbar vom deutschen Mainstream unterscheiden.<br />
Deutsche Israelfreunde hingegen sind<br />
bereits glücklich, wenn sie eine Persönlichkeit<br />
des öffentlichen Lebens ehren<br />
dürfen, die mutig und offen das Selbstverständliche<br />
ausspricht, dass Israel, wie<br />
jeder andere Staat auf Erden, das Recht<br />
auf Selbstverteidigung hat. Ob Juden<br />
auch über das anderen Menschen – mit<br />
Ausnahme in muslimisch dominierten<br />
Staaten – zugebilligte Menschenrecht<br />
ausüben dürfen, wo es ihnen gefällt zu<br />
wohnen und zu beten, sollte besser nicht<br />
abgefragt werden, um die letzten Freunde<br />
nicht zu verprellen.<br />
Aus Erfahrung kann bereits jetzt »prognostiziert«<br />
werden, dass mit dem europäischen<br />
Angriff auf die Sicherheit und<br />
Wirtschaft Israels der Antisemitismus<br />
in Deutschland und Europa zunehmen<br />
wird. Ermordungen von Juden in Israel<br />
durch »verzweifelte« Palästinenser nehmen<br />
unter Vorwegnahme Brüsseler Beschlüsse<br />
zu, die, weil sie sich gegen Juden<br />
richten, einstimmig gefällt werden.<br />
In den jüdischen Gemeinden und Synagogen<br />
Deutschlands und Europas, die<br />
zu uneinnehmbaren Trutzburgen umgebaut<br />
werden, sind Juden sicher. Verlassen<br />
sie den sicheren Hort, so legen sie alle<br />
äußerlichen Zeichen des Judentums ab,<br />
was manchmal dennoch nicht ausreicht,<br />
unerkannt zu bleiben. Viele Juden, die<br />
wenig Wert auf ihre jüdische Identität legen,<br />
werden wie in früheren Jahrhunderten<br />
die jüdische Gemeinschaft verlassen.<br />
Israelische Auswanderer in Berlin hingegen<br />
werden ihre Koffer packen und trotz<br />
überteuerten koscheren Pudding nach<br />
Israel zurückkehren oder in die USA weiterziehen.<br />
Der Antisemitismus gehört zu Deutschland.<br />
Selbst wenn der letzte Jude Deutschland<br />
verlassen haben wird, wird der Antisemitismus<br />
in Deutschland verbleiben.<br />
Dafür werden schon die von Juden beherrschten<br />
Medien sorgen.<br />
Zuerst online publiziert am 18. 11. 2014.<br />
Abdruck mit freundlicher Genehmigung<br />
des Autors<br />
Die Präsidentin des European Monitoring Center on Racism and Xenophobia (EUMC), Beate Winkler, auf einer Pressekonferenz mit<br />
dem Präsidenten des Europaparlaments, Pat Cox aus Irland (Mitte), und dem Präsidenten des Europäisch-Jüdischen Kongresses, Cobi<br />
Benatoff aus Italien, zu ihrem Bericht über Antisemitismus in der Europäischen Union, 31. März 2004, Straßburg.<br />
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953)<br />
studierte Humanmedizin, Mathematik<br />
und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet<br />
als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher<br />
Blogger und Journalist und<br />
setzt sich für Israel in der Deutsch-Israelischen<br />
Gesellschaft in Aachen ein