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36 geschichte<br />

№ 6 Dezember 2014 JÜDISCHE RUNDSCHAU<br />

19. Dezember 1924<br />

AUS DER HISTORISCHEN JÜDISCHEN RUNDSCHAU VOR 90 JAHREN<br />

Am 8 November 1938 erschien die letzte Ausgabe der zumeist zweimal wöchentlich erscheinenden Jüdischen Rundschau, bevor sie von den Nationalsozialisten<br />

verboten wurde. Die zionistische Zeitung war 1913 als Organ der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) gegründet worden. Das<br />

kleine aber bekannte Blatt hatte in der Weimarer Republik eine Höchstauflage von 37.000 Exemplaren.<br />

Jiddischisten und Hebraisten<br />

in Warschau<br />

Warschau (J.T.A.) Zwischen Jiddischisten und<br />

Hebraisten kam es am 13. Dezember im Lokal<br />

des jüdischen Schriftstellervereins zu einem heftigen<br />

Zusammenstoß. Die Deputierten Grünbaum<br />

und Schipper und die zwei bekannten jüdischen<br />

Schriftsteller Schalom Asch und N.D. Nomberg<br />

wurden in den Tumult hineingezogen. Als dann<br />

Polizei erschien und die Versammlung auflösen<br />

wollte, gab der Präsident des Schriftstellervereins,<br />

der Deputierte Dr. Schipper die Erklärung ab, daß<br />

er die volle Verantwortung für den weiteren Verlauf<br />

übernehme. Die Polizei zog hierauf ab.<br />

Der Konflikt entstand in Verbindung mit der<br />

Ablehnung eines Antrags des Deputierten der<br />

jüdischen Volkspartei, Prilutzki, durch den polnischen<br />

Sejm, der sich auf die Unterstützung der<br />

„Jiddischistenschulen“ bezog. Der jüdische Parlamentsklub,<br />

der seinen eigenen weitergehenden<br />

Antraf auf Unterstützung des gesamten „jüdischen<br />

Schulwesens“ eingebracht hatte, stimmte gegen<br />

den Antrag Prilutzki. Das Ende war, daß beide<br />

jüdischen Anträge abgelehnt wurden.<br />

Die jiddischistischen Mitglieder des jüdischen<br />

Schriftstellerverbandes forderten nun die Ausschließlung<br />

der Deputierten Grünbaum, Dr. Thon<br />

und Dr. Schipper als „Verräter an der jiddischen<br />

Sprache“ aus dem Verband. Als der Dep. Grünbaum<br />

in der Versammlung das Wort ergreifen<br />

wollte, hinderten ihn die Jiddischisten am Sprechen.<br />

Sie griffen ihn auch tätlich an. <strong>Ein</strong>ige anwesende<br />

Deputierte eilten Grünbaum zu Hilfe.<br />

Es entstand ein ungeheurer Tumult, der in eine<br />

allgemeine Schlägerei ausartete. Schalom Asch<br />

appellierte an die Versammlung, das Ansehen des<br />

Verbandes zu wahren. Sein Ruf blieb unbeachtet.<br />

Er, sowohl wie Nomberg, wurden in die Schlägerei<br />

hineingezogen. Die Versammlung wurde schließlich<br />

abgebrochen. Die Hebraisten sangen die „Hatikwah“,<br />

während die Jiddischisten und Bundisten<br />

die revolutionäre „Schwue“ anstimmten.<br />

Das Schicksal der aus Bayern<br />

ausgewiesenen Ostjuden<br />

<strong>Ein</strong> gewisser Herr Christian Rebhan hat, wie<br />

die J.T.A. meldet, in der New Yorker Staatszeitung<br />

einen offenbar aus bayerischen Kreisen inspirierten<br />

Artikel veröffentlicht, in welchem der antisemitische<br />

Charakter der bayerischen Judenausweisungen<br />

bestritten wird und die diesbezüglichen<br />

Nachrichten auf „französische Wühlarbeit“ zurückgeführt<br />

werden.<br />

Demgegenüber ist festzustellen: Der antisemitische<br />

Charakter der Ausweisungen war in<br />

München allgemein zugegeben. Die Münchener<br />

Behörden verlangten aus den Provinzstädten Meldungen<br />

über die dort vorhandenen und auszuweisenden<br />

„lästigen Ostjuden“. Die Ausweisungen<br />

selbst haben eine große Anzahl der Betroffenen<br />

wirtschaftlich völlig ruiniert. Die vorgeschriebene<br />

Realisierung des Besitzes der Ausgewiesenen<br />

hat während des damaligen Höhepunktes der<br />

Inflation keinen nennenswerten Betrag ergeben;<br />

der Erlös war innerhalb weniger Tage zur völligen<br />

Wertlosigkeit herabgesunken. Sämtliche Ausgewiesenen<br />

oder in der Erwartung der Ausweisung<br />

aus Bayern Verzogenen, die in der denkbar ungeeignetsten<br />

Zeit sich eine neue Existenz in fremden<br />

Orten gründen sollten, gingen wirtschaftlich vollständig<br />

zugrunde.<br />

624 <strong>Ein</strong>wanderer an einem Tage<br />

Jerusalem. (J.T.A.) Am 10. Dezember sind 624<br />

<strong>Ein</strong>wanderer in Palästina eingetroffen.<br />

“The Palestine Cigarette“<br />

L U B L I N E R No 18<br />

Unter diesem Namen wird meine erste Zigarette in diesen Tagen auch dem deutschen<br />

Raucher zugänglich sein. Sie kostet 10 Pf. pro Stück und ist in Packungen von 25 und<br />

50 Stück durch den feinen Zigarettenspezialhandel erhältlich.<br />

Samuel Lubliner.<br />

Geschäftliche Mitteilungen<br />

Neue Palästinazigaretten. Wir haben in der letzten Nummer bereits Gelegenheit<br />

gehabt, auf eine mit Palästinatabak hergestellte Zigarette zu verweisen, die<br />

in Deutschland in den Handel kommt. Wie uns mitgeteilt wird, nimmt die Verarbeitung<br />

palästinensischer Tabake in Deutschland erfreulicherweise bereits<br />

einen größeren Umfang an. Auch unsere bekannten Gesinnungsgenossen Kurt<br />

Rosenbaum und Abraham Wald teilen uns mit, daß sie mehrere Zigaretten hergestellt<br />

haben, in deren Mischung auch palästinensische Sorten in hervorragender<br />

Weise verwendet wurden. Wir verweisen diesbezüglich auf das Inserat in<br />

unserer heutigen Nummer.<br />

✱ ✱ ✱ ✱ ✱<br />

Gesinnungsgenossen,<br />

sendet große <strong>Chanukka</strong>h-Spenden dem Keren Kajemeth Lejisrael!

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