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42 pErSonAl-AKTE<br />

Berliner, wie Sie den Stadtteil Tempelhof einschätzten,<br />

so wird niemand von ghettoähnlichen<br />

Zuständen sprechen, es ist sogar eines der besseren<br />

Viertel.<br />

Dazu hat Bushido zwei Gymnasien besucht und<br />

die mittlere Reife erworben. Erst in der 11. Klasse<br />

schmiss er hin und richtete seinen Fokus auf<br />

die Musik.<br />

Schon auf seinen ersten Alben spricht er davon<br />

mit dem 7er BMW durch Berlin zu fahren, zu diesem<br />

Zeitpunkt hatte er nicht mal einen Füherschein.<br />

Unstrittig ist hingegen, dass Bushidos Kindheit<br />

von Rückschlägen und Demütigungen geprägt<br />

war. Als Sohn eines Libanesischen Migranten<br />

musste er zusehen, wie sein Vater seine Mutter<br />

schlug und wuchs anschließend weitestgehend<br />

ohne Vater auf. Aber wenn diese Geschichte<br />

zum Gangster reichen würde, hätten wir Millionen<br />

auf den Straßen – vielleicht eine Erklärung<br />

für seinen Erfolg.<br />

Bushidos tatsächliche Verbrechen beschränken<br />

sich auf Dealerei und Körperverletzungen, die sicherlich<br />

keine Bagatellen darstellen, aber weit<br />

von dem entfernt sind, was Bushido in seinen<br />

Texten verbreitet. Für diese Jugendsünden wurde<br />

er von einem Gericht vor die Wahl gestellt,<br />

entweder eine Jugendstrafe anzutreten oder<br />

eine staatlich geförderte Ausbildung zum Maler<br />

und Lackierer zu machen, für die er sich letztlich<br />

entschied. Wie erwähnt, lernte er dort seinen<br />

langjährigen Weggefährten »Fler« kennen.<br />

In der jüngeren Vergangenheit fiel Bushido nur<br />

noch ein Mal in Ungnade mit dem Gesetz. Er soll<br />

zusammen mit zwei Helfern einen etwa 20 jährigen<br />

Mann in Österreich brutal zusammengeschlagen<br />

haben, weil dieser die Reifen seines gemieteten<br />

7er BMW zerstach.<br />

Aber Bushido wusste, dass es die Gangster-Masche<br />

ist, die bei den Jugendlichen so gut ankommt<br />

und bemühte sich nach Kräften, diese<br />

aufrecht zu erhalten.<br />

Bushidos Durchbruch und der Umgang<br />

mit Kritik<br />

Nachdem Bushido, dank der Hilfe seines einflussreichen<br />

Freundes »Arafat«, »Aggro-Berlin«<br />

verlassen konnte, verlief sein Aufstieg kometenhaft.<br />

In »Zeiten ändern dich« ist davon die Rede,<br />

Bushido habe bei den Aggros, die im Film »Hardcore-Music«<br />

genannt werden, 7000 Euro in zwei<br />

Jahren verdient. Um aus dem Vertrag herauszukommen,<br />

soll Bushido angeboten haben, ihnen<br />

die Rechte an seinen ersten beiden Alben zu<br />

überlassen, plus 50.000 Euro oben drauf. Zweifelhaft<br />

ist nur, wo das Geld herkommen sollte,<br />

verdient hatte er es in den Jahren offensichtlich<br />

nicht.<br />

Mit seinem Wechsel zu Urban/Universal Music<br />

nahm das Phänomen Bushido seinen Lauf. Schon<br />

mit dem ersten Album »Electro Ghetto« landete<br />

er auf Platz sechs der deutschen Albumcharts<br />

und wurde immer mehr Mainstream als Untergrund.<br />

Die zahlreichen Indizierungen seiner<br />

Texte führten dazu, dass er sein Vokabular mäßigte<br />

und sich in der Öffentlichkeit vehement<br />

gegen Vorwürfe verteidigte, er würde Schwule<br />

und Frauen missachten oder gar fremdenfeindliche<br />

und rechtsextreme Inhalte verbreiten. Leider<br />

distanzierte er sich niemals von den entsprechenden<br />

Textzeilen in seinen Liedern, woraufhin<br />

die öffentliche Aufmerksamkeit stetig wuchs.<br />

Zum Showdowm mit seinen Kritikern kam es der<br />

Takshow von Johannes B. Kerner, wo sich Bushido<br />

gegen Anschuldigungen von Politikern und<br />

Pädagogen wehren musste, die ihm eine jugendgefährdende<br />

Wirkung unterstellten. Er schlug<br />

sich wirklich passabel in diesem Haifischbecken<br />

und schob den schwarzen Peter gleich wieder<br />

zurück, der ihm zugesteckt werden sollte. Frei<br />

nach der Devise: »Wie kann ich mehr Einfluss auf<br />

eure Kinder haben als ihr selbst?«, konterte er<br />

die verbalen Ohrfeigen. Trotzdem blieb ein fader<br />

Beigeschmack haften, denn auch Bushido weiß,<br />

dass pubertierende Kinder jedem glauben, aber<br />

nicht ihren Eltern. Der zu sorglose Umgang mit<br />

seiner Verantwortung für seine Texte hätte ihm<br />

dazu fast ein Spielverbot auf MTV und VIVA ein-

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