Digital Prototyping - Dr. Philipp Grieb IT-Redaktion
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Inventor Magazin: Welchen Nutzen<br />
bringt das für den Konstrukteur?<br />
Wolfgang Lynen: Der Konstruktionsablauf<br />
ist immer ein iterativer Optimierungsprozess.<br />
Wenn ich ein Bauteil<br />
ändere, welche Konsequenzen hat das<br />
an anderen Stellen? Wenn ich das Gewicht<br />
reduziere, verringern sich dann<br />
meine dynamischen Belastungen?<br />
Wo kann ich Material einsparen, und<br />
halten die Bauteile trotzdem den Beanspruchungen<br />
stand? Muss ich mit<br />
einer Anregung meiner Konstruktion<br />
in der Nähe der Eigenfrequenz rechnen?<br />
Diese immer wiederkehrenden<br />
Fragen und Berechnungen beantwortet<br />
Inventor mehr oder weniger<br />
auf Knopfdruck. Die immer wieder<br />
gleiche Festigkeitsberechnung einer<br />
Schraube kann doch viel besser und<br />
zuverlässiger die Software erledigen.<br />
Damit will ich mich als kreativer Konstrukteur<br />
nicht belasten, der unter Zeitdruck<br />
eine funktionierende Maschine<br />
entwerfen muss.<br />
Inventor Magazin: Berücksichtigt die<br />
Strategie von Autodesk auch die Integration<br />
der Fertigung?<br />
Wolfgang Lynen: Wenn die Konstruktion<br />
freigegeben ist, geht es natürlich<br />
auch um die Übergabe der Daten an<br />
die Fertigung. Das ist ein Aspekt, der<br />
bei der früheren CIM-Vision schon besonders<br />
betont wurde. Für viele Fertigungsaufgaben,<br />
beispielsweise für<br />
Gussteile oder den Formenbau, sind<br />
3D-Daten zwingend erforderlich. Im<br />
modernen Maschinenbau spielt auch<br />
die Blechfertigung eine große Rolle.<br />
In zahlreichen Firmen sind 60 bis 80<br />
Prozent des Teilespektrums Blechteile.<br />
Das präzise Blechschneiden mit Laserschneidemaschinen<br />
und effi ziente<br />
Abkanten mit modernen Geräten hat<br />
den Trend forciert. Das erfordert eine<br />
leistungsfähige Software für die 3D-<br />
Blechkonstruktion und Blechabwicklung,<br />
wie sie in Inventor vorhanden<br />
ist sowie die anschließende Übergabe<br />
von längenkorrigierten 2D-Daten.<br />
Inventor Magazin: Reicht Ihre Idee<br />
des <strong>Digital</strong> <strong>Prototyping</strong> über die mechanische<br />
Konstruktion hinaus in andere<br />
Abteilungen?<br />
Wolfgang Lynen: Selbstverständlich.<br />
Mehrere Abteilungen im Unternehmen<br />
brauchen die Daten des digitalen<br />
Prototyps: Die Elektrik und Elektronik<br />
muss angepasst werden – möglicherweise<br />
auch ein iterativer Prozess. Die<br />
Marketingabteilung oder auch der<br />
Vertrieb will fotorealistische Bilder<br />
oder gar Animationen der geplanten<br />
Anlage haben – am liebsten vor der<br />
Fertigstellung, denn der Kunde möchte<br />
sein Produkt verstehen und genau<br />
betrachten können. Die perfekte Visualisierung<br />
ist häufi g entscheidend für<br />
den Verkaufserfolg.<br />
Inventor Magazin: Was bringt heute<br />
<strong>Digital</strong> <strong>Prototyping</strong>, wie es Autodesk<br />
versteht, konkret dem Maschinenbauer<br />
und Konstrukteur?<br />
Wolfgang Lynen: Das ist die entscheidende<br />
Frage. Ohne wirtschaftliche<br />
Gründe oder Kostenvorteile könnten<br />
wir <strong>Digital</strong> <strong>Prototyping</strong> gleich wieder<br />
einpacken. Es gibt Marktuntersuchungen<br />
von verschiedenen Seiten, die<br />
Zeit- oder Kosteneinsparungen zwischen10<br />
und 40 Prozent in bestimmten<br />
Szenarien feststellen. Professor Hans-<br />
Jörg Bullinger vom Fraunhofer-Institut<br />
berichtete von 40 Prozent Einsparung<br />
beim Planungsaufwand durch den<br />
Einsatz digitaler Werkzeuge und einer<br />
Senkung der Investitionskosten um 20<br />
bis 30 Prozent. Unsere Anwender sagen<br />
beispielsweise: „Wir führen heute<br />
doppelt so viele Projekte durch wie<br />
früher – bei gleichem Personalstand“,<br />
oder: „Wir können die Produktivitätsverbesserung<br />
durch die 3D-Konstruktion<br />
nicht beziff ern, aber wir machen<br />
keine Fehler mehr und haben einen<br />
erhöhten Zeitaufwand in der Montage,<br />
bei den Anlaufkosten und Kosten<br />
für Nachbesserungen eliminiert“. Andere<br />
Kostenvorteile und Prozessverbesserungen<br />
ergeben sich durch die<br />
Einsparung von physischen Prototypen,<br />
mehr Standardisierung, häufi gere<br />
Wiederverwendung von Teilen und<br />
die Reduzierung des Teilestamms sowie<br />
eine verbesserte Kommunikation<br />
<strong>Digital</strong>e Produktentwicklung <strong>Digital</strong> <strong>Prototyping</strong><br />
und Kooperation in Form von „Concurrent<br />
Engineering“ zwischen unterschiedlichen<br />
Standorten.<br />
Inventor Magazin: Wie sehen Sie die<br />
weitere Entwicklung des <strong>Digital</strong> <strong>Prototyping</strong>?<br />
Wolfgang Lynen: Wir bauen unsere<br />
Strategie in viele Richtungen durch<br />
eigene Entwicklungen und Übernahmen<br />
aus. Im letzten Jahr übernahmen<br />
wir PlassoTech, einen Anbieter von<br />
FEM-Analyse-Software. Das lässt erwarten,<br />
dass der Bereich Berechnungen<br />
innerhalb der Inventor-Produktfamilie<br />
bald signifi kante Erweiterungen<br />
erfahren wird. Die PlassoTech-Software<br />
bietet weit mehr Möglichkeiten<br />
der Berechnung von Bauteilen und<br />
Baugruppen, als heute in Inventor vorhanden<br />
sind. Eine weitere Transaktion<br />
wurde in diesem Jahr abgeschlossen:<br />
Moldfl ow, der bekannte Entwickler<br />
von Softwarelösungen für Aufgaben<br />
im Bereich Spritzgusstechnik, gehört<br />
jetzt zu Autodesk. Die Moldfl ow-<br />
Software ist in der Lage, den Prozess<br />
des Spritzgießens von Kunststoff teilen<br />
zu berechnen, zu visualisieren<br />
und zu optimieren. Mit dieser Ergänzung<br />
wird Autodesk zu einem wichtigen<br />
Lieferanten der Hersteller von<br />
Kunststoff produkten. Beide Akquisitionen<br />
sehen wir als wichtige Bausteine<br />
unserer <strong>Digital</strong>-<strong>Prototyping</strong>-<br />
Strategie. Neue, nahtlos in Inventor<br />
integrierte Produkte sind schon in<br />
kurzer Zeit zu erwarten. Interessierte<br />
Anwender können sich in einem so<br />
genannten „Advanced Technology<br />
Preview“ erste Ergebnisse der PlassoTech-Integration<br />
im Internet anschauen:<br />
http://labs.autodesk.com/<br />
technologies/advanced_simulation.<br />
Das Gespräch mit Wolfgang Lynen<br />
führte Guido Gartner, freier Fachjournalist<br />
in München.<br />
Inventor Magazin Sonderheft 17<br />
Die perfekte Visualisierung<br />
einer Produktionsanlage<br />
für<br />
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lortie magna (Bild: ali- Alpha Marathon<br />
Technologies Inc.)<br />
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