09.03.2015 Aufrufe

ZUKUNFT GEIST

Berufsperspektiven für Studierende der Geistes- und Kulturwissenschaften

Berufsperspektiven für Studierende der Geistes- und Kulturwissenschaften

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>ZUKUNFT</strong> <strong>GEIST</strong><br />

STUDIUM – UND NUN?<br />

10<br />

„Man kann nur<br />

das wirklich<br />

gut machen, was<br />

einem auch Spaß<br />

macht und wofür<br />

man wirklich<br />

brennt.“<br />

hat man mehr Zeit für die eigene Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Wann hat man Zeit<br />

für politische Jugendarbeit, wenn nicht<br />

während des Studiums? Ich habe damals<br />

beschlossen, bei den JuLis, den Jungen<br />

Liberalen, einzutreten, und wenn man<br />

dann mal vor so einem Kongress steht<br />

und vor 100-200 Delegierten spricht,<br />

dann lernt man was fürs Leben. Deshalb<br />

würde ich jedem Studierenden raten: Engagiert<br />

euch egal wo und nutzt die Zeit.<br />

Wie würden Sie die Work-Life-Balance<br />

in Ihrem Beruf einschätzen? Fordert<br />

diese Arbeit sehr viel Flexibilität?<br />

Ich habe zwei kleine Kinder und arbeite<br />

in Teilzeit. Sicher fordert mein Beruf,<br />

wenn man ihn Vollzeit macht, sehr viel<br />

Zeit. Als ich noch keine Kinder hatte,<br />

hatte ich auch sehr lange und intensive<br />

Tage im Job. Aber es war und ist mein<br />

Traumberuf, also habe ich das auch gerne<br />

gemacht und habe mich nie sonderlich<br />

gestresst oder eingeengt gefühlt. Wenn<br />

man Kinder bekommt, ändert sich natürlich<br />

auch der Blickwinkel, deshalb arbeite<br />

ich jetzt nur halbe Tage, aber trotzdem<br />

mit vollem Einsatz. Und ich glaube darin<br />

liegt auch der Schlüssel. Deshalb wünsche<br />

ich mir innerhalb unserer Gesellschaft<br />

auch hier mehr Mut, es einfach zu machen.<br />

Gerade was die Familienplanung<br />

angeht, gibt es bekanntlich nie den „richtigen<br />

Zeitpunkt“, aber es findet sich immer<br />

eine Lösung. In meinem Fall habe ich<br />

mich für die Teilzeit entschieden und fühle<br />

mich mit der Entscheidung total wohl.<br />

Ich bin gerne Mutter und ich bin auch<br />

gerne Redakteurin, also habe ich für mich<br />

den optimalen Weg gefunden.<br />

Ihr Berufswunsch stand ja relativ früh<br />

fest. Sie haben Ihren Weg sozusagen<br />

an Ihr Ziel angepasst. Würden Sie<br />

dieses Vorgehen auch anderen raten<br />

–– sich zunächst feste Ziele zu setzen<br />

und nicht einfach „ins Blaue“ zu studieren,<br />

ohne konkrete Zukunftsvorstellung?<br />

Ich glaube, es ist kein Problem, wenn man<br />

sich mal ein Semester ausprobiert. Gerade<br />

bei diesen strengen Studienplänen, die es<br />

ja mittlerweile gibt, darf man sich auch<br />

mal vertun, solange man es rechtzeitig<br />

merkt. Es kann immer vorkommen, dass<br />

man bestimmte Vorstellungen von dem<br />

Traumfach hat und mittendrin merkt,<br />

dass die Realität eine ganz andere ist.<br />

Wenn die Leidenschaft fehlt, kann man es<br />

auch schlecht durchziehen, und dann ist<br />

es natürlich besser, sich umzuorientieren.<br />

Wie kam es dazu, dass Sie schon in<br />

so jungen Jahren über Ihren späteren<br />

Beruf derart klare Vorstellungen hatten?<br />

Hatten Sie jemals einen anderen<br />

Berufswunsch und, wenn ja, was war<br />

der zentrale Wendepunkt in Ihrer<br />

Laufbahn?<br />

Ich habe mich für diesen Weg in der 12.-<br />

13. Klasse entschieden. Vorher wollte ich<br />

immer Polizistin werden. Ich habe auch<br />

ein Praktikum bei der Polizei gemacht und<br />

wollte nach der 10. Klasse abgehen, um<br />

die Ausbildung anzufangen. Meine Eltern<br />

waren darüber nicht sehr erfreut und<br />

auch mein Ausbilder riet mir davon ab<br />

und empfahl mir stattdessen, die 13 Jahre<br />

zu Ende zu bringen, um damit direkt<br />

in die gehobene Laufbahn einsteigen zu<br />

können. Nun wurde ich in den drei Jahren<br />

reifer, habe weiter gedacht und mich<br />

weiter entwickelt und wollte das dann<br />

nicht mehr. Dazu kam natürlich, dass meine<br />

Eltern über mein Vorhaben, als Erste<br />

in unserer Familie an die Hochschule zu<br />

gehen und Journalistin zu werden, sehr<br />

glücklich waren und mich deshalb immer<br />

unterstützt haben.<br />

Was würde Sie jungen Studieninteressierten<br />

bezüglich der beruflichen<br />

Perspektiven für Geisteswissenschaftler*innen<br />

auf dem heutigen Arbeitsmarkt<br />

raten?<br />

Die Berufsperspektiven werden immer<br />

schnell als unsicher dargestellt – meines<br />

Erachtens zu Unrecht. Ich rate dazu, den<br />

Mut zu haben, sich dafür zu entscheiden,<br />

wenn man sich dafür interessiert. Man<br />

kann nur das wirklich gut machen, was<br />

einem auch Spaß macht und wofür man<br />

wirklich brennt. Wenn man lediglich seinen<br />

Eltern den Gefallen tut und Medizin<br />

studiert, um Arzt zu werden, oder ins<br />

Lehramt geht, obwohl man es gar nicht<br />

will, wird man auf kurz oder lang unglücklich,<br />

zumindest ich wäre es geworden.<br />

Das wünschen Eltern ihren Kindern<br />

ja auch nicht. Ich wünsche mir ganz einfach<br />

mehr Mut, wenn einem Studieninteressierten<br />

diese sogenannten „Orchideenfächer“,<br />

also kleinere und vielleicht<br />

auch weniger bekannte Fächer, liegen,<br />

dann sollte man sich dafür entscheiden.<br />

Denn nur, wenn man etwas gerne macht,<br />

wird man auch erfolgreich!<br />

© shutterstock | Serg64<br />

11<br />

© shutterstock | wellphoto

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!