Publireportage in B wie Basel (pdf) - Stiftung Melchior
Publireportage in B wie Basel (pdf) - Stiftung Melchior
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PUBLIREPORTAGE<br />
Von Betroffenen gegründet:<br />
die <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong><br />
Franziska Wey, Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong><br />
Frau Wey, welches s<strong>in</strong>d die Aufgaben<br />
der <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong>?<br />
Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong> setzt sich e<strong>in</strong><br />
für die Bedürfnisse von Menschen mit<br />
e<strong>in</strong>er psychischen Beh<strong>in</strong>derung und<br />
deren Angehörigen. Wir bieten Wege<br />
aus der Isolation und wollen die Lebensqualität<br />
der Betroffenen verbessern.<br />
E<strong>in</strong>es unserer Credos lautet: Wir betreuen,<br />
begleiten und fördern Menschen<br />
mit e<strong>in</strong>er psychischen Beh<strong>in</strong>derung.<br />
Unsere Kernkompetenz umschreiben<br />
wir mit drei Begriffen: verlässlich, engagiert<br />
und entwicklungsorientiert. Dies<br />
gehört zu unserem Qualitätsmanagement<br />
und zu der Art, <strong>wie</strong> wir arbeiten<br />
möchten, nämlich <strong>in</strong> partnerschaftlicher<br />
Zusammenarbeit mit Fachpersonen<br />
aus der Kl<strong>in</strong>ik, mit Ärzt<strong>in</strong>nen, mit<br />
Therapeuten und mit Angehörigen.<br />
An welchen psychischen Krankheiten<br />
leiden die Menschen, die zu Ihnen<br />
kommen?<br />
Psychische Krankheiten s<strong>in</strong>d ja etwas<br />
sehr Individuelles, wobei es doch e<strong>in</strong>ige<br />
Begriffe gibt, unter denen sich<br />
auch Laien etwas vorstellen können.<br />
In unserem Wohnheim Phoenix beispielsweise<br />
betreuen wir vor allem<br />
Menschen mit e<strong>in</strong>er psychischen Be-<br />
h<strong>in</strong>derung aus dem schizophrenen<br />
Formenkreis. Die Menschen, die <strong>in</strong><br />
den Treffpunkt oder <strong>in</strong> die Tagesstätte<br />
kommen, weisen die unterschiedlichsten<br />
Formen von psychischen Beh<strong>in</strong>derungen<br />
auf: Depressionen, Zwangsneurosen,<br />
Ängste, etc. das ganze Spektrum.<br />
Wir haben ke<strong>in</strong>e Ausschlussgründe,<br />
dass e<strong>in</strong>e Person mit e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Krankheit nicht kommen<br />
dürfte.<br />
Wie ist die <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong><br />
entstanden?<br />
Das ist e<strong>in</strong>e lange, komplizierte aber<br />
auch spannende Geschichte: Die <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Melchior</strong> wurde vor gut 25 Jahren<br />
gegründet und zwar – das ist ganz<br />
speziell – von Betroffenen und Angehörigen,<br />
<strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>e Teestube eröffneten.<br />
Die Miete für den Raum, <strong>in</strong><br />
dem sie sich trafen, wurde jeweils am<br />
Abend «e<strong>in</strong>gesammelt», das Ganze<br />
entstand also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz kle<strong>in</strong>en<br />
Rahmen. Und doch s<strong>in</strong>d alle unsere<br />
Angebote aus diesen ursprünglichen<br />
Bedürfnissen gewachsen. Als beispielsweise<br />
der Wunsch nach e<strong>in</strong>er Tagesstruktur<br />
aufkam, gründete man die Tagesstätte.<br />
Als man sah, dass es e<strong>in</strong> Bedürfnis<br />
gab nach e<strong>in</strong>er stationären<br />
E<strong>in</strong> Beispiel aus dem Malkurs<br />
Wohnform für Menschen, die nicht<br />
mehr <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik se<strong>in</strong> müssen, aber<br />
zu wenig gesund s<strong>in</strong>d, um wirklich alle<strong>in</strong><br />
leben zu können, gründete man<br />
das Wohnheim. Alle Initiativen kamen<br />
immer von den Betroffenen und Angehörigen<br />
selbst, wobei Fachpersonen mit<br />
Rat und Tat zur Seite standen.<br />
Welches s<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen, um bei<br />
<strong>Melchior</strong> aufgenommen zu werden?<br />
Obwohl wir unseren Sitz im katholischen<br />
Pfarrhaus haben, s<strong>in</strong>d wir konfessionell<br />
und politisch völlig neutral.<br />
Zu uns kommen können alle psychisch<br />
beh<strong>in</strong>derten Menschen; sie benötigen<br />
nur zwei Voraussetzungen. Die e<strong>in</strong>e<br />
ist, dass sie e<strong>in</strong>e IV-Rente beziehen –<br />
dies ist nötig, damit unsere Leistungen<br />
überhaupt bezahlt werden – und<br />
sie müssen <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, zwei<br />
Stunden am Stück hier zu se<strong>in</strong>. Das<br />
tönt jetzt vielleicht für Sie und für<br />
mich e<strong>in</strong> bisschen e<strong>in</strong>fach, aber für<br />
Menschen, die schwer psychisch krank<br />
s<strong>in</strong>d, ist es bereits e<strong>in</strong>e Auflage, wenn<br />
sie sich zwei Stunden am gleichen Ort<br />
aufhalten müssen. Aber dies ist wichtig,<br />
damit wir mit den Menschen überhaupt<br />
kont<strong>in</strong>uerlich arbeiten und etwas<br />
erreichen können. Und wir s<strong>in</strong>d die<br />
e<strong>in</strong>zigen, die nur zwei Stunden erwarten<br />
– deshalb dürfen wir mit Fug und<br />
Recht behaupten, dass wir die niederschwelligste<br />
Institution von allen Anbietern<br />
s<strong>in</strong>d, auch wenn dieser Begriff<br />
oft e<strong>in</strong> bisschen strapaziert wird. Bei<br />
uns bedeutet dies nicht, dass alle<br />
kommen können und tun und lassen,<br />
was sie wollen. Es geht darum, dass<br />
man so e<strong>in</strong>fach <strong>wie</strong> möglich zu uns<br />
kommen kann: Man muss ke<strong>in</strong>e langen,<br />
komplizierten Gespräche führen,<br />
mühsame Anmeldeverfahren durchlaufen,<br />
Formulare ausfüllen; man muss<br />
nicht alles von sich preisgeben und die<br />
ganze Krankengeschichte auf den Tisch<br />
legen, <strong>wie</strong> dies vielleicht bei e<strong>in</strong>em<br />
Therapeuten der Fall ist. Bei uns genügt<br />
28 B<strong>wie</strong><strong>Basel</strong> 05/06
PUBLIREPORTAGE<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Anruf, gefolgt von e<strong>in</strong>em<br />
Informationsgespräch und dann kann<br />
man hier se<strong>in</strong>; mehr braucht es nicht.<br />
Kann das Fördern von psychisch<br />
beh<strong>in</strong>derten Menschen diesen nicht<br />
auch Druck aufsetzen?<br />
Das ist e<strong>in</strong>e sehr gute Frage und ich<br />
möchte dazu e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> zitieren:<br />
«Psychisch beh<strong>in</strong>derte Menschen<br />
müssen nicht um jeden Preis gefördert<br />
werden. Jeder Mensch hat das Recht,<br />
sich zu verweigern; aber meistens besteht<br />
der Wunsch, <strong>wie</strong>der ‹normal› zu<br />
funktionieren. Und hier bieten wir soviel<br />
Hilfestellung an, <strong>wie</strong> jemand dazu<br />
benötigt». Wir akzeptieren, wenn<br />
jemand nicht gefördert werden will,<br />
glauben aber, dass sich grundsätzlich<br />
jeder Mensch entwickeln möchte. Förderung<br />
hängt auch davon ab, <strong>wie</strong> hoch<br />
leben kann. Und dass wir auch immer<br />
<strong>wie</strong>der Kl<strong>in</strong>ik-E<strong>in</strong>tritte vermeiden können.<br />
E<strong>in</strong>e unserer grossen Stärken ist,<br />
dass wir die Leute so <strong>in</strong> den Alltag<br />
e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den können, dass es auch<br />
Schwerkranke schaffen, nicht <strong>in</strong> die<br />
Kl<strong>in</strong>ik gehen zu müssen, dass sie bei<br />
uns die Geborgenheit und das Aufgehobense<strong>in</strong><br />
spüren.<br />
Sie bieten e<strong>in</strong>e Tagesstätte und e<strong>in</strong>en<br />
Treffpunkt - <strong>wie</strong> sehen diese Angebote<br />
aus?<br />
Diese beiden Angebote ergänzen sich:<br />
die Tagesstätte ist am Tag offen, der<br />
Treffpunkt abends.<br />
Die Tagesstätte bietet e<strong>in</strong>en eher offenen<br />
Teil, wo Leute am Mittagessen<br />
teilnehmen können, im Kaffee Chamäleon<br />
etwas tr<strong>in</strong>ken können, etc. Hier<br />
wird ke<strong>in</strong> Programm geboten, sondern<br />
«Förderung bedeutet für uns<br />
Förderung der Lebensqualität.»<br />
wir den Menschen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als<br />
Menschen wahrnehmen und nicht als<br />
Kranken oder jemanden, der Defizite<br />
hat. Dies wird von den Leuten sehr geschätzt;<br />
es handelt sich um e<strong>in</strong> äusserst<br />
wichtiges Angebot, obwohl es total unspektakulär<br />
ist. Das geme<strong>in</strong>same Nachtessen<br />
ist etwas ganz Zentrales, etwas<br />
sehr Wichtiges. Wir haben Leute, die<br />
essen nur bei uns, weil sie nicht selbst<br />
kochen können oder wollen. So bekommen<br />
sie e<strong>in</strong>e preisgünstige, gesunde,<br />
saisongerechte Mahlzeit.<br />
Und wer lebt im Wohnheim Phoenix?<br />
Im Phoenix wohnen Menschen, die<br />
meist e<strong>in</strong>e psychische Beh<strong>in</strong>derung aus<br />
dem schizophrenen Formenkreis haben<br />
und die nicht oder noch nicht <strong>in</strong> der<br />
Lage s<strong>in</strong>d, alle<strong>in</strong>e zu leben. Diese<br />
Menschen können sonst nirgendwo<br />
h<strong>in</strong> als <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik; es gibt ke<strong>in</strong> anderes<br />
Wohnheim, das sie aufnehmen<br />
würde, weil bei den anderen Heimen die<br />
E<strong>in</strong>trittsbed<strong>in</strong>gungen viel anspruchsvoller<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
man die Ziele setzt. Bei uns heisst das<br />
nicht, dass jemand morgen e<strong>in</strong>e Lehre<br />
macht und übermorgen Bankdirektor<br />
ist – auch wenn die Gesellschaft manchmal<br />
von unseren Angeboten erwartet,<br />
dass wir jemanden so rasch <strong>wie</strong> möglich<br />
<strong>wie</strong>der ‹fit› machen. Fördern heisst,<br />
ganz elementare D<strong>in</strong>ge zu lernen; so<br />
kann jemand beispielsweise lernen,<br />
zwei Stunden am Stück an e<strong>in</strong>em Programm<br />
teilzunehmen. Jemand übt ganz<br />
rudimentäre Höflichkeitsfloskeln <strong>wie</strong>der<br />
e<strong>in</strong>; jemand lernt, sich während<br />
des Mittagessens so zu verhalten, dass<br />
es die andern nicht graust; jemand<br />
lernt, im Tram zu fahren, ohne dass<br />
ihn alle anstarren, weil er vielleicht Grimassen<br />
macht. Das s<strong>in</strong>d ganz kle<strong>in</strong>e<br />
Schritte, doch für uns ist es wichtig,<br />
dass unsere BesucherInnen lernen,<br />
den Alltag zu bewältigen. Es geht um<br />
e<strong>in</strong> Akzeptiert-Se<strong>in</strong> als Mensch und<br />
darum, sich <strong>in</strong> der Gesellschaft so zu<br />
<strong>in</strong>tegrieren, sich so wohl zu fühlen,<br />
dass die Ausgrenzung nicht zu gross<br />
ist. Förderung bedeutet für uns Förderung<br />
der Lebensqualität, sodass jemand<br />
so lange <strong>wie</strong> möglich selbständig<br />
die Leute können etwas lesen, geme<strong>in</strong>sam<br />
e<strong>in</strong> Gesellschaftsspiel spielen,<br />
diskutieren, etwas basteln oder<br />
auch nicht. Wir haben Leute, die nicht<br />
<strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, an e<strong>in</strong>em Gruppenangebot<br />
teilzunehmen, diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
diesem offenen Tagestreff am besten<br />
aufgehoben. Dann gibt es zur Zeit 12<br />
verschiedene Gruppen, die zu unterschiedlichen<br />
Tageszeiten stattf<strong>in</strong>den <strong>wie</strong><br />
das Malen; es hat auch Bewegungsgruppen<br />
<strong>wie</strong> Walken oder Entspannungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />
es gibt e<strong>in</strong>e Theatergruppe,<br />
Töpfern, Werken, Gesprächsgruppen,<br />
Lesegruppen, Musikgruppen<br />
– es sollen möglichst alle Fähigkeiten<br />
gefördert werden.<br />
Der Treffpunkt bietet e<strong>in</strong> ähnliches<br />
Angebot <strong>wie</strong> die Tagesstätte, allerd<strong>in</strong>gs<br />
ist das Angebot kle<strong>in</strong>er, es hat viel weniger<br />
Gruppen. Abends steht das Familiäre<br />
im Vordergrund; es kommen<br />
vor allem Leute, die sehr e<strong>in</strong>sam s<strong>in</strong>d,<br />
die ke<strong>in</strong>e Familie haben. Diese können<br />
wir aus ihrer Isolation herausholen.<br />
Tagsüber ist mehr e<strong>in</strong>e ‹professionelle›<br />
Betreuung, abends ist dies mehr<br />
die ‹warme, familiäre› Betreuung, wo<br />
Sie sagten, Sie betreuen auch<br />
Angehörige von psychisch<br />
beh<strong>in</strong>derten Menschen?<br />
Wie ich e<strong>in</strong>gangs sagte, ist die <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Melchior</strong> von Betroffenen und<br />
Angehörigen gegründet worden. Deshalb<br />
ist es uns e<strong>in</strong> grossen Anliegen,<br />
dass unsere Angebote zusammen mit<br />
den Angehörigen erstellt werden. Man<br />
Bär aus der Töpfergruppe<br />
B<strong>wie</strong><strong>Basel</strong> 05/06 29
PUBLIREPORTAGE<br />
Gemalt von e<strong>in</strong>em Treffpunkt-<br />
Besucher<br />
sagt nicht bezahlt, wir bekommen ke<strong>in</strong>erlei<br />
f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung, es benötigt<br />
e<strong>in</strong> unglaubliches Engagement<br />
– enorm viele Stunden werden <strong>in</strong>vestiert,<br />
damit die Angehörigen sich helfen<br />
können.<br />
Wie kommen Sie zu Kapital,<br />
um die <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong> f<strong>in</strong>anzieren<br />
zu können?<br />
Wenn jemand e<strong>in</strong>e IV-Rente bezieht,<br />
heisst dies, dass das Bundesamt für<br />
Sozialversicherungen bezahlt. Nach Inkrafttreten<br />
des Neuen F<strong>in</strong>anzausgleichs<br />
werden es die Kantone se<strong>in</strong>. Diese bezahlen<br />
rund die Hälfte unserer Kosten,<br />
das heisst für alle, die Anrecht auf e<strong>in</strong>e<br />
IV-Rente haben und die besagten<br />
zwei Stunden e<strong>in</strong>halten können. Im<br />
Kanton <strong>Basel</strong>-Stadt ist das Erziehungsdepartement<br />
zuständig für die F<strong>in</strong>anzierung<br />
das Wohnheims; das Gesundheitsdepartement<br />
für die Geschäftsstelle,<br />
die Tagesstätte und den Treffpunkt.<br />
E<strong>in</strong>en Teil erarbeiten wir mit Eigenleistungen;<br />
die Menschen im Wohnheim<br />
bezahlen e<strong>in</strong>en Pensionsbeitrag, der<br />
vom Kanton festgelegt wird. Die Betroffenen,<br />
die <strong>in</strong> den Treffpunkt und<br />
die Tagesstätte kommen, bezahlen pro<br />
Jahr Fr. 20.– und eventuell noch e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>en Beitrag an das Material, wenn<br />
<strong>in</strong> der Gruppe z.B. Ton zum Töpfern<br />
verwendet wird. Doch auch hier achten<br />
wir, dass die Beiträge kle<strong>in</strong> bleiben,<br />
damit jeder teilnehmen kann.<br />
S<strong>in</strong>d alle Menschen, die zu Ihnen<br />
kommen, f<strong>in</strong>anziell schlecht gestellt?<br />
Ne<strong>in</strong>, es s<strong>in</strong>d nicht alle arm, doch der<br />
grösste Teil der IV-Bezüger kann ‹ke<strong>in</strong>e<br />
grossen Sprünge machen›. Vor allem<br />
dann nicht, wenn sie schon <strong>in</strong><br />
jungen Jahren IV-Rentner werden. Je<br />
länger man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Arbeitsprozess<br />
<strong>in</strong>tegriert war, umso höher ist das Pensionskassen-Guthaben,<br />
und umso höher<br />
ist die Rente, die man von der PK erhält.<br />
Wird man im höheren Alter IVberechtigt<br />
und hat vorher recht gut<br />
verdient, dann ist man ke<strong>in</strong> ‹armer<br />
Siech›, man kommt mit Pension und<br />
IV-Rente auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>igermassen gute<br />
Lebensqualität. Hat man jedoch nur<br />
e<strong>in</strong>e IV-Rente und Ergänzungsleistunmuss<br />
wissen, dass die Kl<strong>in</strong>ikaufenthalte<br />
immer kürzer werden; die Leute werden<br />
heute viel schneller entlassen, was<br />
die Angehörigen immer stärker belastet.<br />
Die Leute, die aus der Kl<strong>in</strong>ik<br />
kommen, s<strong>in</strong>d oft noch nicht so gesund,<br />
dass sie e<strong>in</strong>fach – schwupps –<br />
das Leben weiterbestehen können, und<br />
da s<strong>in</strong>d die Angehörigen gefragt. Das<br />
Selbstbestimmungsrecht der Patienten,<br />
welches zu Recht immer stärker<br />
gewichtet wird, hat <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
auch e<strong>in</strong>e sch<strong>wie</strong>rige Komponente.<br />
Wenn jemand sagt, dass er<br />
e<strong>in</strong> Medikament nicht mehr e<strong>in</strong>nehmen<br />
will oder e<strong>in</strong>e Therapie nicht fortführen,<br />
dann fällt dies auch auf die<br />
Angehörigen zurück. Und die Angehörigen<br />
s<strong>in</strong>d sehr unter Druck und benötigen<br />
eigentlich die gleiche Hilfe,<br />
<strong>wie</strong> die psychisch kranken Menschen.<br />
Denn sie s<strong>in</strong>d es, die es mit den Kranken<br />
‹aushalten›, und sie s<strong>in</strong>d ja meist<br />
Laien, nicht psychiatrisch ausgebildet.<br />
Wir haben 12 Angehörigen-Selbsthilfegruppen,<br />
das können se<strong>in</strong> Eltern,<br />
Partner, K<strong>in</strong>der oder Geschwister von<br />
psychisch kranken Menschen. Im Bereich<br />
Angehörige arbeiten alle ausschliesslich<br />
ehrenamtlich, die Gruppenleiter<strong>in</strong>nen<br />
und die Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />
alles Freiwillige, selbst Betroffene, welche<br />
die Gruppen leiten. Da gibt es Informationsgespräche,<br />
e<strong>in</strong>e Umarmung,<br />
wenn es ganz sch<strong>wie</strong>rig ist; e<strong>in</strong> offenes<br />
Ohr – die Gruppen treffen sich regelmässig.<br />
Diese Arbeit wird <strong>wie</strong> gegen,<br />
dann ist das Budget sehr knapp.<br />
Diese Menschen müssen wirklich jeden<br />
Rappen umdrehen und können am<br />
gesellschaftlichen Leben nicht e<strong>in</strong>fach<br />
teilnehmen. Ins K<strong>in</strong>o gehen wird zum<br />
Problem und auswärts essen kommt<br />
schon gar nicht <strong>in</strong> Frage.<br />
Natürlich haben wir auch noch Spender<strong>in</strong>nen<br />
und Spender – jedes Jahr geht<br />
unser <strong>Stiftung</strong>sratspräsident ehrenamtlich<br />
auf Fundrais<strong>in</strong>g-Tour. Wir erhalten<br />
Spenden aus der Wirtschaft und aus<br />
sozialen <strong>Stiftung</strong>en <strong>wie</strong> auch von Privaten.<br />
Übrigens s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>e sogenannte<br />
C-Organisation der GGG, das<br />
bedeutet, dass man von der GGG anerkannt<br />
ist und, zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Teil<br />
auch von ihr f<strong>in</strong>anziert wird. Dies ist<br />
auch e<strong>in</strong>e Garantie für die SpenderInnen,<br />
dass die Spenden <strong>in</strong> ihrem S<strong>in</strong>n<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Wieviele Personen arbeiten bei <strong>Melchior</strong>?<br />
Wir haben Festangestellte, Teilzeitangestellte,<br />
Aushilfen, Praktikanten, Hospitanten…<br />
Auf der Lohnliste stehen<br />
rund 35 Leute, rund 25 Leute arbeiten<br />
ehrenamtlich.<br />
Was ist Ihr Wunsch an uns ‹normale›<br />
Menschen?<br />
Ich denke es ist wichtig, den psychisch<br />
Beh<strong>in</strong>derten als Menschen wahrzunehmen<br />
und nicht als Patienten, als<br />
Kranken. Man sollte bei e<strong>in</strong>er Begegnung<br />
mit psychisch Kranken nicht <strong>in</strong>s<br />
Zentrum stellen, dass diese Person möglicherweise<br />
e<strong>in</strong> anderes Bild der Welt,<br />
e<strong>in</strong>e andere Form der Realität hat, sondern<br />
dass er vor allem e<strong>in</strong> Mensch ist.<br />
Geschäftsstelle <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong><br />
Thierste<strong>in</strong>erallee 51, Postfach,<br />
4018 <strong>Basel</strong>; Telefon 061 206 97 60<br />
www.stiftungmelchior.ch<br />
<strong>in</strong>fo@stiftungmelchior.ch<br />
Auf der Homepage und <strong>in</strong> der Broschüre,<br />
die Sie kostenlos bestellen<br />
können, erfahren Sie unter anderem,<br />
woher der Name ‹<strong>Melchior</strong>›<br />
kommt – es ist ganz anders, als Sie<br />
denken!<br />
30 B<strong>wie</strong><strong>Basel</strong> 05/06