12.03.2015 Aufrufe

Publireportage in B wie Basel (pdf) - Stiftung Melchior

Publireportage in B wie Basel (pdf) - Stiftung Melchior

Publireportage in B wie Basel (pdf) - Stiftung Melchior

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

PUBLIREPORTAGE<br />

Von Betroffenen gegründet:<br />

die <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong><br />

Franziska Wey, Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong><br />

Frau Wey, welches s<strong>in</strong>d die Aufgaben<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong>?<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong> setzt sich e<strong>in</strong><br />

für die Bedürfnisse von Menschen mit<br />

e<strong>in</strong>er psychischen Beh<strong>in</strong>derung und<br />

deren Angehörigen. Wir bieten Wege<br />

aus der Isolation und wollen die Lebensqualität<br />

der Betroffenen verbessern.<br />

E<strong>in</strong>es unserer Credos lautet: Wir betreuen,<br />

begleiten und fördern Menschen<br />

mit e<strong>in</strong>er psychischen Beh<strong>in</strong>derung.<br />

Unsere Kernkompetenz umschreiben<br />

wir mit drei Begriffen: verlässlich, engagiert<br />

und entwicklungsorientiert. Dies<br />

gehört zu unserem Qualitätsmanagement<br />

und zu der Art, <strong>wie</strong> wir arbeiten<br />

möchten, nämlich <strong>in</strong> partnerschaftlicher<br />

Zusammenarbeit mit Fachpersonen<br />

aus der Kl<strong>in</strong>ik, mit Ärzt<strong>in</strong>nen, mit<br />

Therapeuten und mit Angehörigen.<br />

An welchen psychischen Krankheiten<br />

leiden die Menschen, die zu Ihnen<br />

kommen?<br />

Psychische Krankheiten s<strong>in</strong>d ja etwas<br />

sehr Individuelles, wobei es doch e<strong>in</strong>ige<br />

Begriffe gibt, unter denen sich<br />

auch Laien etwas vorstellen können.<br />

In unserem Wohnheim Phoenix beispielsweise<br />

betreuen wir vor allem<br />

Menschen mit e<strong>in</strong>er psychischen Be-<br />

h<strong>in</strong>derung aus dem schizophrenen<br />

Formenkreis. Die Menschen, die <strong>in</strong><br />

den Treffpunkt oder <strong>in</strong> die Tagesstätte<br />

kommen, weisen die unterschiedlichsten<br />

Formen von psychischen Beh<strong>in</strong>derungen<br />

auf: Depressionen, Zwangsneurosen,<br />

Ängste, etc. das ganze Spektrum.<br />

Wir haben ke<strong>in</strong>e Ausschlussgründe,<br />

dass e<strong>in</strong>e Person mit e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Krankheit nicht kommen<br />

dürfte.<br />

Wie ist die <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong><br />

entstanden?<br />

Das ist e<strong>in</strong>e lange, komplizierte aber<br />

auch spannende Geschichte: Die <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Melchior</strong> wurde vor gut 25 Jahren<br />

gegründet und zwar – das ist ganz<br />

speziell – von Betroffenen und Angehörigen,<br />

<strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>e Teestube eröffneten.<br />

Die Miete für den Raum, <strong>in</strong><br />

dem sie sich trafen, wurde jeweils am<br />

Abend «e<strong>in</strong>gesammelt», das Ganze<br />

entstand also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ganz kle<strong>in</strong>en<br />

Rahmen. Und doch s<strong>in</strong>d alle unsere<br />

Angebote aus diesen ursprünglichen<br />

Bedürfnissen gewachsen. Als beispielsweise<br />

der Wunsch nach e<strong>in</strong>er Tagesstruktur<br />

aufkam, gründete man die Tagesstätte.<br />

Als man sah, dass es e<strong>in</strong> Bedürfnis<br />

gab nach e<strong>in</strong>er stationären<br />

E<strong>in</strong> Beispiel aus dem Malkurs<br />

Wohnform für Menschen, die nicht<br />

mehr <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik se<strong>in</strong> müssen, aber<br />

zu wenig gesund s<strong>in</strong>d, um wirklich alle<strong>in</strong><br />

leben zu können, gründete man<br />

das Wohnheim. Alle Initiativen kamen<br />

immer von den Betroffenen und Angehörigen<br />

selbst, wobei Fachpersonen mit<br />

Rat und Tat zur Seite standen.<br />

Welches s<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen, um bei<br />

<strong>Melchior</strong> aufgenommen zu werden?<br />

Obwohl wir unseren Sitz im katholischen<br />

Pfarrhaus haben, s<strong>in</strong>d wir konfessionell<br />

und politisch völlig neutral.<br />

Zu uns kommen können alle psychisch<br />

beh<strong>in</strong>derten Menschen; sie benötigen<br />

nur zwei Voraussetzungen. Die e<strong>in</strong>e<br />

ist, dass sie e<strong>in</strong>e IV-Rente beziehen –<br />

dies ist nötig, damit unsere Leistungen<br />

überhaupt bezahlt werden – und<br />

sie müssen <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, zwei<br />

Stunden am Stück hier zu se<strong>in</strong>. Das<br />

tönt jetzt vielleicht für Sie und für<br />

mich e<strong>in</strong> bisschen e<strong>in</strong>fach, aber für<br />

Menschen, die schwer psychisch krank<br />

s<strong>in</strong>d, ist es bereits e<strong>in</strong>e Auflage, wenn<br />

sie sich zwei Stunden am gleichen Ort<br />

aufhalten müssen. Aber dies ist wichtig,<br />

damit wir mit den Menschen überhaupt<br />

kont<strong>in</strong>uerlich arbeiten und etwas<br />

erreichen können. Und wir s<strong>in</strong>d die<br />

e<strong>in</strong>zigen, die nur zwei Stunden erwarten<br />

– deshalb dürfen wir mit Fug und<br />

Recht behaupten, dass wir die niederschwelligste<br />

Institution von allen Anbietern<br />

s<strong>in</strong>d, auch wenn dieser Begriff<br />

oft e<strong>in</strong> bisschen strapaziert wird. Bei<br />

uns bedeutet dies nicht, dass alle<br />

kommen können und tun und lassen,<br />

was sie wollen. Es geht darum, dass<br />

man so e<strong>in</strong>fach <strong>wie</strong> möglich zu uns<br />

kommen kann: Man muss ke<strong>in</strong>e langen,<br />

komplizierten Gespräche führen,<br />

mühsame Anmeldeverfahren durchlaufen,<br />

Formulare ausfüllen; man muss<br />

nicht alles von sich preisgeben und die<br />

ganze Krankengeschichte auf den Tisch<br />

legen, <strong>wie</strong> dies vielleicht bei e<strong>in</strong>em<br />

Therapeuten der Fall ist. Bei uns genügt<br />

28 B<strong>wie</strong><strong>Basel</strong> 05/06


PUBLIREPORTAGE<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Anruf, gefolgt von e<strong>in</strong>em<br />

Informationsgespräch und dann kann<br />

man hier se<strong>in</strong>; mehr braucht es nicht.<br />

Kann das Fördern von psychisch<br />

beh<strong>in</strong>derten Menschen diesen nicht<br />

auch Druck aufsetzen?<br />

Das ist e<strong>in</strong>e sehr gute Frage und ich<br />

möchte dazu e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> zitieren:<br />

«Psychisch beh<strong>in</strong>derte Menschen<br />

müssen nicht um jeden Preis gefördert<br />

werden. Jeder Mensch hat das Recht,<br />

sich zu verweigern; aber meistens besteht<br />

der Wunsch, <strong>wie</strong>der ‹normal› zu<br />

funktionieren. Und hier bieten wir soviel<br />

Hilfestellung an, <strong>wie</strong> jemand dazu<br />

benötigt». Wir akzeptieren, wenn<br />

jemand nicht gefördert werden will,<br />

glauben aber, dass sich grundsätzlich<br />

jeder Mensch entwickeln möchte. Förderung<br />

hängt auch davon ab, <strong>wie</strong> hoch<br />

leben kann. Und dass wir auch immer<br />

<strong>wie</strong>der Kl<strong>in</strong>ik-E<strong>in</strong>tritte vermeiden können.<br />

E<strong>in</strong>e unserer grossen Stärken ist,<br />

dass wir die Leute so <strong>in</strong> den Alltag<br />

e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den können, dass es auch<br />

Schwerkranke schaffen, nicht <strong>in</strong> die<br />

Kl<strong>in</strong>ik gehen zu müssen, dass sie bei<br />

uns die Geborgenheit und das Aufgehobense<strong>in</strong><br />

spüren.<br />

Sie bieten e<strong>in</strong>e Tagesstätte und e<strong>in</strong>en<br />

Treffpunkt - <strong>wie</strong> sehen diese Angebote<br />

aus?<br />

Diese beiden Angebote ergänzen sich:<br />

die Tagesstätte ist am Tag offen, der<br />

Treffpunkt abends.<br />

Die Tagesstätte bietet e<strong>in</strong>en eher offenen<br />

Teil, wo Leute am Mittagessen<br />

teilnehmen können, im Kaffee Chamäleon<br />

etwas tr<strong>in</strong>ken können, etc. Hier<br />

wird ke<strong>in</strong> Programm geboten, sondern<br />

«Förderung bedeutet für uns<br />

Förderung der Lebensqualität.»<br />

wir den Menschen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als<br />

Menschen wahrnehmen und nicht als<br />

Kranken oder jemanden, der Defizite<br />

hat. Dies wird von den Leuten sehr geschätzt;<br />

es handelt sich um e<strong>in</strong> äusserst<br />

wichtiges Angebot, obwohl es total unspektakulär<br />

ist. Das geme<strong>in</strong>same Nachtessen<br />

ist etwas ganz Zentrales, etwas<br />

sehr Wichtiges. Wir haben Leute, die<br />

essen nur bei uns, weil sie nicht selbst<br />

kochen können oder wollen. So bekommen<br />

sie e<strong>in</strong>e preisgünstige, gesunde,<br />

saisongerechte Mahlzeit.<br />

Und wer lebt im Wohnheim Phoenix?<br />

Im Phoenix wohnen Menschen, die<br />

meist e<strong>in</strong>e psychische Beh<strong>in</strong>derung aus<br />

dem schizophrenen Formenkreis haben<br />

und die nicht oder noch nicht <strong>in</strong> der<br />

Lage s<strong>in</strong>d, alle<strong>in</strong>e zu leben. Diese<br />

Menschen können sonst nirgendwo<br />

h<strong>in</strong> als <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik; es gibt ke<strong>in</strong> anderes<br />

Wohnheim, das sie aufnehmen<br />

würde, weil bei den anderen Heimen die<br />

E<strong>in</strong>trittsbed<strong>in</strong>gungen viel anspruchsvoller<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

man die Ziele setzt. Bei uns heisst das<br />

nicht, dass jemand morgen e<strong>in</strong>e Lehre<br />

macht und übermorgen Bankdirektor<br />

ist – auch wenn die Gesellschaft manchmal<br />

von unseren Angeboten erwartet,<br />

dass wir jemanden so rasch <strong>wie</strong> möglich<br />

<strong>wie</strong>der ‹fit› machen. Fördern heisst,<br />

ganz elementare D<strong>in</strong>ge zu lernen; so<br />

kann jemand beispielsweise lernen,<br />

zwei Stunden am Stück an e<strong>in</strong>em Programm<br />

teilzunehmen. Jemand übt ganz<br />

rudimentäre Höflichkeitsfloskeln <strong>wie</strong>der<br />

e<strong>in</strong>; jemand lernt, sich während<br />

des Mittagessens so zu verhalten, dass<br />

es die andern nicht graust; jemand<br />

lernt, im Tram zu fahren, ohne dass<br />

ihn alle anstarren, weil er vielleicht Grimassen<br />

macht. Das s<strong>in</strong>d ganz kle<strong>in</strong>e<br />

Schritte, doch für uns ist es wichtig,<br />

dass unsere BesucherInnen lernen,<br />

den Alltag zu bewältigen. Es geht um<br />

e<strong>in</strong> Akzeptiert-Se<strong>in</strong> als Mensch und<br />

darum, sich <strong>in</strong> der Gesellschaft so zu<br />

<strong>in</strong>tegrieren, sich so wohl zu fühlen,<br />

dass die Ausgrenzung nicht zu gross<br />

ist. Förderung bedeutet für uns Förderung<br />

der Lebensqualität, sodass jemand<br />

so lange <strong>wie</strong> möglich selbständig<br />

die Leute können etwas lesen, geme<strong>in</strong>sam<br />

e<strong>in</strong> Gesellschaftsspiel spielen,<br />

diskutieren, etwas basteln oder<br />

auch nicht. Wir haben Leute, die nicht<br />

<strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, an e<strong>in</strong>em Gruppenangebot<br />

teilzunehmen, diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

diesem offenen Tagestreff am besten<br />

aufgehoben. Dann gibt es zur Zeit 12<br />

verschiedene Gruppen, die zu unterschiedlichen<br />

Tageszeiten stattf<strong>in</strong>den <strong>wie</strong><br />

das Malen; es hat auch Bewegungsgruppen<br />

<strong>wie</strong> Walken oder Entspannungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />

es gibt e<strong>in</strong>e Theatergruppe,<br />

Töpfern, Werken, Gesprächsgruppen,<br />

Lesegruppen, Musikgruppen<br />

– es sollen möglichst alle Fähigkeiten<br />

gefördert werden.<br />

Der Treffpunkt bietet e<strong>in</strong> ähnliches<br />

Angebot <strong>wie</strong> die Tagesstätte, allerd<strong>in</strong>gs<br />

ist das Angebot kle<strong>in</strong>er, es hat viel weniger<br />

Gruppen. Abends steht das Familiäre<br />

im Vordergrund; es kommen<br />

vor allem Leute, die sehr e<strong>in</strong>sam s<strong>in</strong>d,<br />

die ke<strong>in</strong>e Familie haben. Diese können<br />

wir aus ihrer Isolation herausholen.<br />

Tagsüber ist mehr e<strong>in</strong>e ‹professionelle›<br />

Betreuung, abends ist dies mehr<br />

die ‹warme, familiäre› Betreuung, wo<br />

Sie sagten, Sie betreuen auch<br />

Angehörige von psychisch<br />

beh<strong>in</strong>derten Menschen?<br />

Wie ich e<strong>in</strong>gangs sagte, ist die <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Melchior</strong> von Betroffenen und<br />

Angehörigen gegründet worden. Deshalb<br />

ist es uns e<strong>in</strong> grossen Anliegen,<br />

dass unsere Angebote zusammen mit<br />

den Angehörigen erstellt werden. Man<br />

Bär aus der Töpfergruppe<br />

B<strong>wie</strong><strong>Basel</strong> 05/06 29


PUBLIREPORTAGE<br />

Gemalt von e<strong>in</strong>em Treffpunkt-<br />

Besucher<br />

sagt nicht bezahlt, wir bekommen ke<strong>in</strong>erlei<br />

f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung, es benötigt<br />

e<strong>in</strong> unglaubliches Engagement<br />

– enorm viele Stunden werden <strong>in</strong>vestiert,<br />

damit die Angehörigen sich helfen<br />

können.<br />

Wie kommen Sie zu Kapital,<br />

um die <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong> f<strong>in</strong>anzieren<br />

zu können?<br />

Wenn jemand e<strong>in</strong>e IV-Rente bezieht,<br />

heisst dies, dass das Bundesamt für<br />

Sozialversicherungen bezahlt. Nach Inkrafttreten<br />

des Neuen F<strong>in</strong>anzausgleichs<br />

werden es die Kantone se<strong>in</strong>. Diese bezahlen<br />

rund die Hälfte unserer Kosten,<br />

das heisst für alle, die Anrecht auf e<strong>in</strong>e<br />

IV-Rente haben und die besagten<br />

zwei Stunden e<strong>in</strong>halten können. Im<br />

Kanton <strong>Basel</strong>-Stadt ist das Erziehungsdepartement<br />

zuständig für die F<strong>in</strong>anzierung<br />

das Wohnheims; das Gesundheitsdepartement<br />

für die Geschäftsstelle,<br />

die Tagesstätte und den Treffpunkt.<br />

E<strong>in</strong>en Teil erarbeiten wir mit Eigenleistungen;<br />

die Menschen im Wohnheim<br />

bezahlen e<strong>in</strong>en Pensionsbeitrag, der<br />

vom Kanton festgelegt wird. Die Betroffenen,<br />

die <strong>in</strong> den Treffpunkt und<br />

die Tagesstätte kommen, bezahlen pro<br />

Jahr Fr. 20.– und eventuell noch e<strong>in</strong>en<br />

kle<strong>in</strong>en Beitrag an das Material, wenn<br />

<strong>in</strong> der Gruppe z.B. Ton zum Töpfern<br />

verwendet wird. Doch auch hier achten<br />

wir, dass die Beiträge kle<strong>in</strong> bleiben,<br />

damit jeder teilnehmen kann.<br />

S<strong>in</strong>d alle Menschen, die zu Ihnen<br />

kommen, f<strong>in</strong>anziell schlecht gestellt?<br />

Ne<strong>in</strong>, es s<strong>in</strong>d nicht alle arm, doch der<br />

grösste Teil der IV-Bezüger kann ‹ke<strong>in</strong>e<br />

grossen Sprünge machen›. Vor allem<br />

dann nicht, wenn sie schon <strong>in</strong><br />

jungen Jahren IV-Rentner werden. Je<br />

länger man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Arbeitsprozess<br />

<strong>in</strong>tegriert war, umso höher ist das Pensionskassen-Guthaben,<br />

und umso höher<br />

ist die Rente, die man von der PK erhält.<br />

Wird man im höheren Alter IVberechtigt<br />

und hat vorher recht gut<br />

verdient, dann ist man ke<strong>in</strong> ‹armer<br />

Siech›, man kommt mit Pension und<br />

IV-Rente auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>igermassen gute<br />

Lebensqualität. Hat man jedoch nur<br />

e<strong>in</strong>e IV-Rente und Ergänzungsleistunmuss<br />

wissen, dass die Kl<strong>in</strong>ikaufenthalte<br />

immer kürzer werden; die Leute werden<br />

heute viel schneller entlassen, was<br />

die Angehörigen immer stärker belastet.<br />

Die Leute, die aus der Kl<strong>in</strong>ik<br />

kommen, s<strong>in</strong>d oft noch nicht so gesund,<br />

dass sie e<strong>in</strong>fach – schwupps –<br />

das Leben weiterbestehen können, und<br />

da s<strong>in</strong>d die Angehörigen gefragt. Das<br />

Selbstbestimmungsrecht der Patienten,<br />

welches zu Recht immer stärker<br />

gewichtet wird, hat <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

auch e<strong>in</strong>e sch<strong>wie</strong>rige Komponente.<br />

Wenn jemand sagt, dass er<br />

e<strong>in</strong> Medikament nicht mehr e<strong>in</strong>nehmen<br />

will oder e<strong>in</strong>e Therapie nicht fortführen,<br />

dann fällt dies auch auf die<br />

Angehörigen zurück. Und die Angehörigen<br />

s<strong>in</strong>d sehr unter Druck und benötigen<br />

eigentlich die gleiche Hilfe,<br />

<strong>wie</strong> die psychisch kranken Menschen.<br />

Denn sie s<strong>in</strong>d es, die es mit den Kranken<br />

‹aushalten›, und sie s<strong>in</strong>d ja meist<br />

Laien, nicht psychiatrisch ausgebildet.<br />

Wir haben 12 Angehörigen-Selbsthilfegruppen,<br />

das können se<strong>in</strong> Eltern,<br />

Partner, K<strong>in</strong>der oder Geschwister von<br />

psychisch kranken Menschen. Im Bereich<br />

Angehörige arbeiten alle ausschliesslich<br />

ehrenamtlich, die Gruppenleiter<strong>in</strong>nen<br />

und die Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />

alles Freiwillige, selbst Betroffene, welche<br />

die Gruppen leiten. Da gibt es Informationsgespräche,<br />

e<strong>in</strong>e Umarmung,<br />

wenn es ganz sch<strong>wie</strong>rig ist; e<strong>in</strong> offenes<br />

Ohr – die Gruppen treffen sich regelmässig.<br />

Diese Arbeit wird <strong>wie</strong> gegen,<br />

dann ist das Budget sehr knapp.<br />

Diese Menschen müssen wirklich jeden<br />

Rappen umdrehen und können am<br />

gesellschaftlichen Leben nicht e<strong>in</strong>fach<br />

teilnehmen. Ins K<strong>in</strong>o gehen wird zum<br />

Problem und auswärts essen kommt<br />

schon gar nicht <strong>in</strong> Frage.<br />

Natürlich haben wir auch noch Spender<strong>in</strong>nen<br />

und Spender – jedes Jahr geht<br />

unser <strong>Stiftung</strong>sratspräsident ehrenamtlich<br />

auf Fundrais<strong>in</strong>g-Tour. Wir erhalten<br />

Spenden aus der Wirtschaft und aus<br />

sozialen <strong>Stiftung</strong>en <strong>wie</strong> auch von Privaten.<br />

Übrigens s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>e sogenannte<br />

C-Organisation der GGG, das<br />

bedeutet, dass man von der GGG anerkannt<br />

ist und, zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Teil<br />

auch von ihr f<strong>in</strong>anziert wird. Dies ist<br />

auch e<strong>in</strong>e Garantie für die SpenderInnen,<br />

dass die Spenden <strong>in</strong> ihrem S<strong>in</strong>n<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Wieviele Personen arbeiten bei <strong>Melchior</strong>?<br />

Wir haben Festangestellte, Teilzeitangestellte,<br />

Aushilfen, Praktikanten, Hospitanten…<br />

Auf der Lohnliste stehen<br />

rund 35 Leute, rund 25 Leute arbeiten<br />

ehrenamtlich.<br />

Was ist Ihr Wunsch an uns ‹normale›<br />

Menschen?<br />

Ich denke es ist wichtig, den psychisch<br />

Beh<strong>in</strong>derten als Menschen wahrzunehmen<br />

und nicht als Patienten, als<br />

Kranken. Man sollte bei e<strong>in</strong>er Begegnung<br />

mit psychisch Kranken nicht <strong>in</strong>s<br />

Zentrum stellen, dass diese Person möglicherweise<br />

e<strong>in</strong> anderes Bild der Welt,<br />

e<strong>in</strong>e andere Form der Realität hat, sondern<br />

dass er vor allem e<strong>in</strong> Mensch ist.<br />

Geschäftsstelle <strong>Stiftung</strong> <strong>Melchior</strong><br />

Thierste<strong>in</strong>erallee 51, Postfach,<br />

4018 <strong>Basel</strong>; Telefon 061 206 97 60<br />

www.stiftungmelchior.ch<br />

<strong>in</strong>fo@stiftungmelchior.ch<br />

Auf der Homepage und <strong>in</strong> der Broschüre,<br />

die Sie kostenlos bestellen<br />

können, erfahren Sie unter anderem,<br />

woher der Name ‹<strong>Melchior</strong>›<br />

kommt – es ist ganz anders, als Sie<br />

denken!<br />

30 B<strong>wie</strong><strong>Basel</strong> 05/06

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!