Dr. Hannes Burger
Dr. Hannes Burger
Dr. Hannes Burger
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der verlorene Erste Weltkrieg<br />
brachte in unserer<br />
Heimat zunächst eine große<br />
Notzeit: Inflation, Mangel<br />
an Nahrungsmittel, Roh und<br />
Brennstoffen. Es ist daher<br />
verständlich, dass in den<br />
ersten Jahren nach Kriegs<br />
ende die Ausübung von<br />
Sport kaum möglich war,<br />
man hatte andere Sorgen.<br />
Wahrscheinlich wurde auch<br />
aus diesem Grund die Schier<br />
zeugung in den „Dambachwerken“<br />
in Rosenau eingestellt.<br />
Erst 1922 erfolgte<br />
für den Schisport ein entscheidender<br />
Neubeginn:<br />
Der Landesschiverband<br />
Oberösterreich (OÖLSV)<br />
wurde gegründet, die Schivereinigung<br />
Spital und die Schi<br />
riege Hinterstoder traten dieser<br />
Vereinigung bei. Isidor<br />
Lindbichler begann in Hinterstoder<br />
mit der Herstellung<br />
von Schiern und im gleichen<br />
Jahr wurde im dortigen Orts<br />
zentrum, gegenüber dem<br />
Pfarrhof, eine Sprungschanze<br />
gebaut. Bei der Eröffnung<br />
der Schanze war der damals<br />
16jährige Forstschüler Franz<br />
Kniewasser aus Hinterstoder<br />
30 m weit gesprungen.<br />
Sprungkurs für Jugendliche, 1925 (Foto Hochreiter)<br />
Schon sein Vater war ein guter<br />
Schiläufer, er hatte vor<br />
dem 1. Weltkrieg mit mehreren<br />
Sportlern aus Hinterstoder<br />
das Tote Gebirge auf<br />
Schiern überquert. Franz hatte<br />
bei seinem Vater am Bauernhaus,<br />
vlg. Haarschlager,<br />
im jugendlichen Alter das<br />
Schilaufen und Schispringen<br />
erlernt, am 1. März 1924<br />
gewann er in der Jugend<br />
Schisport im Garstnertal<br />
klasse in Hinterstoder einen<br />
Sprunglauf. Die ersten Landesschimeisterschaften<br />
von<br />
Oberösterreich fanden vom<br />
3. bis 6. März 1923 in Hinterstoder<br />
statt. 1924 wurde der<br />
Ort wieder mit der Durchführung<br />
der Meisterschaften betraut,<br />
es wurden ein Langlauf<br />
und ein Sprunglauf ausgetragen.<br />
In Chamonix (FR) fanden<br />
1924 die ersten Olympischen<br />
Winterspiele statt, Österreich<br />
und Deutschland durften<br />
als „kriegsverursachende<br />
Nationen“ nicht daran teilnehmen,<br />
das Interesse am<br />
Wintersport wurde aber weltweit<br />
sehr gesteigert.<br />
In Windischgarsten sollten<br />
daher, auf Vorschlag des<br />
Vorsitzenden des OÖLSV Leo<br />
Hummelberger, am Osthang<br />
des Gunst zwei Sprungschanzen<br />
gebaut werden: Eine<br />
Jugendschanze, die Sprünge<br />
an die 25 m ermöglicht<br />
und eine Normalschanze, die<br />
Weiten bis knapp über 50 m<br />
zulässt. OLGR <strong>Dr</strong>. Erritz,<br />
Franz Lechner und Michael<br />
Enzensömmer setzten<br />
sich sehr für den Bau ein<br />
und starteten eine Spendenaktion,<br />
die in kürzester Zeit<br />
20 Millionen Kronen 1 einbrachte.<br />
Die Planung hatte<br />
der Schipionier und Springer<br />
Ing. Bildstein übernommen,<br />
der im Jahr 1924 in<br />
Hofgastein mit 50 Metern<br />
einen österreichischen Rekord<br />
erzielte. Mit dem Bau<br />
wurde noch am 5. Oktober<br />
1924 begonnen, da es keine<br />
Maschinen gab, mussten die<br />
Erdbewegungen „händisch“<br />
bewältigt werden. Die Holzkonstruktionen<br />
für „Vorbau“,<br />
Schanzentische, Anlauf und<br />
Kampfrichterturm stellte<br />
der Windischgarstner Zimmermeister<br />
Franz Prentner<br />
her. Schon zu Weihnachten<br />
1924 konnte, die nach ihrem<br />
Planer benannte „Bildstein<br />
Schanze“, eröffnet werden.<br />
Sie zählte zu den größten Anlagen<br />
in Österreich und nicht<br />
einmal bei den 6. Weltmeisterschaften<br />
1925 in Johannis<br />
bad (Janské Lázné, CZ) konnten<br />
größere Weiten erzielt<br />
werden!<br />
Am 7. Oktober 1925 hielt<br />
der neu gegründete Wintersportverein<br />
Windischgarsten<br />
seine erste Jahreshauptversammlung<br />
ab, erster Obmann<br />
war OLG <strong>Dr</strong>. Erritz.<br />
Zu Weihnachten 1925 wurde<br />
auf der Jugendschanze,<br />
unter der Leitung von Ambros<br />
Scholz, ein Sprungkurs<br />
für Jugendliche abgehalten.<br />
Am 31. Jänner 1926<br />
fand erstmals die „<strong>Dr</strong>eiländermeisterschaft“<br />
von Steiermark,<br />
Oberösterreich und<br />
dem Salzkammergut 2 in<br />
Windischgarsten statt, bei<br />
der auch der jeweilige Landesmeister<br />
(Langlauf und<br />
Sprunglauf) ermittelt wurde.<br />
Den Landesmeistertitel von<br />
OÖ holte sich Franz Laimer<br />
(SV Linz) und vom Salzkammergut<br />
Alois Zopf (WSV Goisern).<br />
Gesamtsieger wurde<br />
jedoch der Norweger Johan<br />
Blomseth, der bei den Weltmeisterschaften<br />
in Johannis<br />
bad in der Kombination<br />
den 6. Rang erzielt hatte.<br />
Ab 1927 hielt der WSV Windischgarsten<br />
auch Schikurse<br />
im alpinen und nordischen<br />
Schilauf ab, Kursleiter war<br />
Alois Zopf vom WSV Goisern.<br />
An diesen Kursen beteiligten<br />
sich bis zu 20 Ortsfremde,<br />
der zaghaft wieder<br />
einsetzende Fremdenverkehr<br />
wurde dadurch sehr gefördert.<br />
Bei der <strong>Dr</strong>eiländermeisterschaft<br />
am 2. Jänner 1927<br />
nahm auch der von Hinterstoder<br />
übersiedelte und für<br />
den WSV Windischgarsten<br />
<strong>Dr</strong>eiländermeisterschaft 1927, Franz Kniewasser (Foto Hochreiter)<br />
startende Franz Kniewasser<br />
teil. Gewertet wurde wieder<br />
eine Kombination von Lang<br />
und Sprunglauf, wobei der<br />
Langlauf mehr ein Abfahrtslauf<br />
war, der von der Muttling<br />
über den WurbauerKogel<br />
bis in das Ortszentrum von<br />
Windischgarsten führte. Der<br />
damals 20jährige Franz<br />
Kniewasser war so ein guter<br />
Läufer, dass er mehrere Teilnehmer<br />
überholen konnte<br />
und so die Kombinationswertung<br />
gewann. Erstmals<br />
war damit ein Sportler aus<br />
unserer Region Landesmeister<br />
geworden.<br />
Jörg Strohmann<br />
Quellen: „Leutgeschichten“ v. SR<br />
Rudolf Kusché, 1982<br />
Chronik d. WSV Windischgarsten v.<br />
Reg. Rat Josef Seidlmann<br />
Internet „Wikipedia“<br />
1 Das waren nach der Währungsreform<br />
2.000 Schilling<br />
2 Das Salzkammergut hatte einen<br />
eigenen Schiverband<br />
Nr. 379 · 1/2010 WiKu 11