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stadtgespräch ><br />
Aachens Kellertür<br />
In den 70ern <strong>als</strong> hochklassige Wohnsiedlung gebaut, schlägt sich der Preuswald seit Jahren mit Problemen. Die<br />
Bewohner sind sich einig: Leere Läden, fehlende Kaufkraft und die Immobiliengesellschaft Deutsche Annington<br />
schaden dem Image des Viertels. Die Waldsiedlung braucht mehr <strong>als</strong> nur eine kleine Politur. von Barbara Taxhet<br />
„Preuswald-Siedlung aus einem Guss“, „Immer<br />
mehr Aachener wollen in der kleinen Stadt inmitten<br />
des Waldes wohnen“, „Siedlung mit allen Dingen,<br />
die das Leben angenehm machen“ – Ende der 60er<br />
und Anfang der 70er Jahre war die Presse euphorisch,<br />
was den Neubau der Siedlung Preuswald<br />
betraf. Ein Ladenzentrum sollte entstehen, mit<br />
mehr Dienstleistungen, „<strong>als</strong> es früher in einem Dorf<br />
der Fall war.“ Zunächst gingen die Pläne auf. Das<br />
Wohnen im Preuswald war attraktiv, in der Nachkriegszeit<br />
gab es Platzmangel in den Städten und die<br />
Menschen wollten mit Licht und Luft im Wald wohnen.<br />
Doktoranden, Hochschulangehörige und Lehrer<br />
zogen in den Preuswald. Wer hier wohnen wollte,<br />
brauchte ein polizeiliches Führungszeugnis.<br />
Attraktives Aushängeschild war das 14-stöckige<br />
Hochhaus, ein „Zeugnis des modernen Bauens“.<br />
Spuren des Verfalls<br />
Heute, rund 30 Jahre nach der glamourösen Einweihung,<br />
ist nicht viel übriggeblieben vom strahlendweißen<br />
Luxus-Wohngefühl. Von den Häusern im<br />
Preuswald bröckelt der Putz. Das Hochhaus an der<br />
„Altenburger 4“ ist Zeugnis des Verfalls. Die Klingelanlage<br />
monatelang defekt, die Flure dunkel und muffig,<br />
an den Wänden Schmierereien. Das zum Haus ge-<br />
6<br />
<strong>Klenkes</strong> Mai 2010<br />
hörende Schwimmbad könnte mehr <strong>als</strong> bloß einen<br />
neuen Anstrich gebrauchen. Geht man durch die Straßen<br />
der Siedlung, herrscht größtenteils Stille. Nur<br />
wenige Kinder spielen auf den übrig gebliebenen<br />
Spielplätzen, Menschen, die draußen die ersten<br />
Sonnenstrahlen des Frühlings tanken, sucht man vergebens.<br />
Balkone haben Risse, eiserne Fassungen auf<br />
dem Boden vor den Haustüren warten auf neue Fußmatten,<br />
in Kellerabgängen verrottet Laub. Kein Supermarkt,<br />
keine Apotheke. Für mehr <strong>als</strong> 2.000 Menschen.<br />
Dorothea Nyssing, Dora Ondracek und Hannah<br />
Dorner-Bachmann leben schon lange im Preuswald.<br />
Sie kennen jedes Haus, kennen alle anderen „Alt-<br />
Preuswälder“ beim Namen. Und sie fühlen sich eng<br />
verbunden zu ihrer Siedlung mitten im Grünen.<br />
Darum haben sie 2008 die „Initiative Preuswald“ mitgegründet<br />
und beobachten das Geschehen seitdem<br />
noch genauer. Sie zeigen auf Stellen, wo einst Spielplätze<br />
waren, jetzt Müllhalden und Gestrüpp, sie<br />
zeigen auf moosgrüne Fassaden und verwahrloste<br />
Gärten. Die drei Frauen sehen klare Ursachen für den<br />
Abwärtstrend der letzten Jahre. Eine große Mitschuld<br />
geben sie der Deutschen Annington.<br />
Achillesverse Deutsche Annington<br />
Die größte deutsche Immobiliengesellschaft ist im<br />
Preuswald Eigentümer von rund 650 Wohnungen.<br />
Instandsetzungen sind in vielen Häusern unumgänglich.<br />
Auch Bernd Neuefeind, Mitbegründer der<br />
Initiative und Vorsitzender der CDU Bildchen, wohnt<br />
seit 34 Jahren im Preuswald. „An unseren sanitären<br />
Anlagen ist noch nie ein Handschlag getan worden.<br />
Außerdem zieht es überall. Vor Weihnachten habe ich<br />
wegen der Heizung bei der Annington angerufen,<br />
getan hat sich noch immer nichts.“ Oft handelt die<br />
Annington bei neuen Mietverträgen De<strong>als</strong> aus. „Da<br />
heißt es dann: Wenn Du selber die Wohnung instandsetzt,<br />
erlassen wir Dir soundso viele Monatsmieten. Es<br />
hat aber nicht jeder Geld zur Renovierung.“<br />
Wohnungen verwahrlosen dann weiter, der Abwärtstrend<br />
setzt sich fort.<br />
„Die Annington kümmert sich nicht“, resümmiert<br />
Hans Knops vom Mieterschutzverein seine Erfahrungen<br />
mit dem Unternehmen. Er befasst sich seit Jahren