Gerlind Belke Zehn Thesen zum literarischen und sprachlichen ...

Jim Cummins
Die fachliche und die politische Debatte über die Spracherziehung
von Minderheiten:
Behauptungen und Gegenbehauptungen über Lesen, gehobene
Sprache, Pädagogik und Sprachstandsermittlung und die Beziehung
all dessen zur schulischen Entwicklung zweisprachig aufwachsender
Kinder
Zusammenfassung eines Arbeitspapiers für die Internationale Konferenz über Bilingualismus,
Bristol, 20.4.2001
Die Entwicklung eines gehobenen Sprachniveaus
Die naive traditionelle Sichtweise:
1. Kleine Kinder können die englische Sprache ganz schnell aufschnappen;
2. 1 Jahr intensiven Unterrichts unter Immersionsbedingungen reichen aus, um
Englisch zu lernen.
Die naive progressive Sichtweise:
1. Alle zweisprachigen Kinder brauchen 5 und mehr Jahre Unterricht in Englisch
als Zweitsprache oder zweisprachige Unterstützung, um ein gehobenes
Sprachniveau zu erreichen.
Ergebnisse der Forschung:
1. Für die Entwicklung einer stufenangemessenen Ausdrucksfähigkeit brauchen
die Kinder normalerweise mindestens 5 Jahre Unterricht in der Zweitsprache.
2. Um die Alltagssprache der jeweiligen Altersgenossen zu erlernen, benötigt
man 1-2 Jahre sprachlichen Umgangs mit diesen.
3. Alltagssprachliche Ausdrucksfähigkeit ist begrifflich zu unterscheiden von der
Fähigkeit zur gehobenen Sprachverwendung. Die Unterschiede sind deutlich
im jeweiligen Sprachentwicklungsstand (man vergleiche 6- und 12-jährige
Kinder miteinander), und in sprachlichen Formen (z.B. hochfrequenter angelsächsischer
Wortschatz gegenüber dem wenig frequenten griechischlateinischen
Wortschatz im Englischen; Satzbau).
Lesen
Die naive traditionelle Sichtweise:
1. Intensive und systematisch gelehrte Wahrnehmung der Phoneme und der
Lautierung im Englischen ist der Schlüssel, um Leseprobleme und schulische
Misserfolge solcher Kinder zu überwinden, die aus Familien mit niedrigem
Einkommen und aus zweisprachigem Umfeld kommen.
Die naive progressive Sichtweise:
1. Kinder lernen lesen durch Lesen. Explizite und systematische Lautierung ist
überflüssig und möglicherweise schädlich ( diese Sichtweise wird von ihren
Gegnern oft als Ganzheits-Einstellung im Spracherwerb bezeichnet ).