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Gerlind Belke Zehn Thesen zum literarischen und sprachlichen ...

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2. Lesenlernen in der Zweitsprache führt zu schulischem Versagen; deshalb sollte<br />

bei zweisprachigen Kindern der Leselernprozess in der Erstsprache erfolgen.<br />

3. Der Leseunterricht in der Zweitsprache sollte so lange aufgeschoben werden,<br />

bis die Lesekompetenz in der Erstsprache eine gute Gr<strong>und</strong>lage hat.<br />

Ergebnisse der Forschung:<br />

1. Die Fähigkeit zur korrekten Lesetechnik ist eine notwendige, aber nicht ausreichende<br />

Bedingung für die Entwicklung des Leseverständnisses; viele Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler aus unteren sozialen Schichten, die anscheinend gut abschneiden<br />

bei standardisierten Tests in den ersten Schuljahren, erfahren in<br />

der 4. Klasse einen Leistungsabfall („grade 4 slump“), wenn bei den standardisierten<br />

Tests der Schwerpunkt stärker auf das sinnentnehmende Lesen als<br />

auf die korrekte Lesetechnik gelegt wird.<br />

2. Der effektivste Weg zur Förderung der Lesetechnik verbindet umfangreiche<br />

<strong>und</strong> vielfältige Beschäftigung mit bedeutungsvollen Drucktexten mit explizitem<br />

<strong>und</strong> systematischem Unterricht im Wahrnehmen der Phoneme <strong>und</strong> der Laut-<br />

Buchstaben-Beziehung.<br />

3. Ein systematischer Unterricht in der Lautierung kann Zweitsprachlerner befähigen,<br />

gedruckte Wörter in ihrer Zweitsprache bis zu einem relativ hohen Niveau<br />

zu erkennen <strong>und</strong> lautgerecht zu lesen, ungeachtet der Tatsache, dass<br />

ihre Kenntnisse in der Zweitsprache noch begrenzt sind. Die Fähigkeit zur korrekten<br />

Lesetechnik führt aber nicht automatisch <strong>zum</strong> Leseverstehen oder zu<br />

anderen Fertigkeiten in der Zweitsprache.<br />

4. Die Reihenfolge des Leselernens in einem bilingualen Programm (zuerst die<br />

Erstsprache / zuerst die Zweitsprache / Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache parallel) erlaubt<br />

allein keine zuverlässige Vorhersage der späteren Leseentwicklung oder<br />

des schulischen Weiterkommens.<br />

5. Nach den Anfangsklassen hängt das Leseverstehen vor allem davon ab, wie<br />

viel die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler tatsächlich lesen. Häufiges Lesen vermittelt<br />

einen breiten Wortschatz, der übereinstimmend als wichtigste Vorbedingung<br />

für die Lesefähigkeit betrachtet wird: psychometrisch ausgedrückt sind Wortschatzkenntnisse<br />

nicht zu unterscheiden von Leseverstehen.<br />

Bilingualer Unterricht<br />

Die naive traditionelle Sichtweise:<br />

1. Wenn Kinder Defizite in der englischen Sprache haben, müssen sie in der<br />

Schule so viel wie möglich Kontakt mit der englischen Sprache haben. Bilinguales<br />

Lernen schwächt diesen Kontakt ab <strong>und</strong> führt deshalb zu geringeren<br />

Kenntnissen in der englischen Sprache („maximum exposure / time-on-task<br />

Hypothese“).<br />

2. Kinder aus bilingualen Übergangsprogrammen sollten so schnell wie möglich<br />

in den englischsprachigen Regelunterricht eingegliedert werden, damit sie<br />

Englisch lernen.<br />

Die naive progressive Sichtweise:<br />

1. Wenn Kinder zu Hause <strong>und</strong> in der Schule unterschiedliche Sprachen sprechen<br />

<strong>und</strong> zu einem Sprachwechsel gezwungen sind, wird ihr schulisches Weiter-

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