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Gerlind Belke Zehn Thesen zum literarischen und sprachlichen ...

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kommen verlangsamt, denn Kinder können nicht in einer Sprache lernen, die<br />

sie nicht verstehen (linguistic mismatch-Hypothese).<br />

2. Der Anfangsleseunterricht sollte in der Sprache erfolgen, die die Kinder am<br />

besten können.<br />

3. Die Alphabetisierung in der Zweitsprache sollte so lange aufgeschoben werden,<br />

bis die Alphabetisierung in der Erstsprache gesichert ist.<br />

4. Die Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache sollten in bilingualen Programmen strikt getrennt<br />

werden.<br />

Ergebnisse der Forschung:<br />

1. Unterricht in der Minderheitensprache innerhalb eines gut eingerichteten bilingualen<br />

Programms hat keine negativen Folgen für die schulische Entwicklung<br />

in der Mehrheitssprache (weder für Schüler, die die Minderheitensprache als<br />

Muttersprache haben, noch für diejenigen, die die Mehrheitssprache als Muttersprache<br />

haben).<br />

2. Übereinstimmend ist in bilingualen Programmen eine relativ deutliche Beziehung<br />

festgestellt worden zwischen Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache bei der Entwicklung<br />

der gehobenen Ausdrucksfähigkeit. Dies gilt für verwandte wie für nichtverwandte<br />

Sprachen (z.B. Baskisch – Spanisch)<br />

(Interdependenzhypothese).<br />

3. Der Transfer von CALP – Fähigkeiten kann in beide Richtungen gehen: von<br />

der Erst- in die Zweitsprache <strong>und</strong> umgekehrt (vgl. die Untersuchungen von<br />

Verhoeven).<br />

4. Die kontinuierliche Entwicklung der Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache in der Primarstufe<br />

ist verb<strong>und</strong>en mit einer wachsenden Fähigkeit zur Sprachwahrnehmung <strong>und</strong>,<br />

in einem geringeren Ausmaß, mit geistiger Beweglichkeit.<br />

5. Bei Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern mit einer Minderheitensprache haben sich die<br />

CALP-Fähigkeiten in der Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache am besten in koordinierten<br />

Sprach- <strong>und</strong> Entwicklungsprogrammen entwickelt, die die Alphabetisierung in<br />

der Erstsprache während der Primarstufe in den Vordergr<strong>und</strong> stellen (z.B. die<br />

Untersuchungen von Thomas / Collier).<br />

6. Die wesentlichen Ursachen für die Minderleistungen von marginalisierten<br />

Schülern beruhen auf Machtstrukturen mit Zwangscharakter in der Gesamtgesellschaft.<br />

Eine Veränderung ist nur möglich, wenn die Schulen die Wirkungsweise<br />

dieser Machtstrukturen in Frage stellen. Es gibt „bilinguale“ Programme,<br />

die die Machtstrukturen bestärken, während Englisch-Programme<br />

die Machtstrukturen in Frage stellen können.<br />

Sprachstandsermittlung<br />

Die naive traditionelle Sichtweise:<br />

1. Die ständige Untersuchung der Fortschritte der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

durch standarisierte Tests erhöht die Verantwortlichkeit der Schulen <strong>und</strong> verbessert<br />

die Leistungen der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler.<br />

2. Alle Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler sollten in Testprogramme einbezogen werden,<br />

unabhängig von ihren Englischkenntnissen oder der Dauer ihres Aufenthalts.<br />

3. Die Ergebnisse standarisierter Testverfahren der einzelnen Schulen spiegeln<br />

die Qualität des Unterrichts in diesen Schulen wider.<br />

4. Rein englischsprachige Tests in den ersten Schuljahren spiegeln genau die<br />

Qualität des Unterrichts in bilingualen Programmen wider.

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